Heirat meines Urgroßonkels Paul Schlatermund mit Bertha Alterskye

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  • DocLange
    Benutzer
    • 06.01.2021
    • 44

    Heirat meines Urgroßonkels Paul Schlatermund mit Bertha Alterskye

    Liebe Forumsmitglieder,

    Ihr habt mir gerade bei diesem Verwandten schon viel geholfen, daher weiß ich nicht, ob Euch noch mehr gelingt -- aber es wäre nicht das erste Mal, dass Ihr mich positiv überrascht ...

    Mein am 19.7.1888 in Hamburg geborener und auf Neuhof aufgewachsener Urgroßonkel Paul Johann Hinrich Schlatermund war verheiratet mit Bertha Alterskye, auch Altaresky, Alteresky aus Alexandria in Ägypten. Nach Erzählung meines Großvaters sollte er zu Beginn des ersten Weltkriegs in Ägypten als feindlicher Ausländer interniert werden, wurde davor durch seine Frau bewahrt, die Engländerin gewesen sei, floh mit ihr in die Schweiz und arbeitete dort am deutschen Konsulat.

    Dank Hilfe hier aus dem Forum habe ich schon sehr viel über das Paar ausfindig machen können: Sie wohnten von 4.-30.6.1915 in Luzern, danach ab dem 19.7.1915 bis zum 18.9.1922 unter wechselnden Adressen in Zürich, danach in Oberwil/Baselland und tauchten 1923 wieder in Alexandria auf. Ich kenne dazu auch unglaublich viele Details, aber an entscheidender Stelle hakt es etwas:

    Die Meldekarte der Einwohnerkontrolle Zürich liefert zwei sehr interressante Informationen:

    1. Die beiden haben am 2.9.1914 geheiratet.
    2. Paul hat sich in Zürich mit einem "Heimatschein" aus "Lüneburg" angemeldet, ausgestellt am 31.8.1914, also nur zwei Tage vor der Heirat.

    Hinter dem "Heimatschein" vermutete ich ursprünglich eine deutsche Geburtsurkunde. Die hätte Paul sich vermutlich für die zwei Tage später erfolgende Hochzeit ausstellen lassen und später für die Anmeldung in Zürich "recycelt". Das klingt sehr überstürzt, war aber seinerzeit für beschleunigte "Kriegshochzeiten" wohl möglich.

    Wenn aber das Dokument erst zwei Tage vor der Hochzeit ausgestellt wurde, dürfte Paul vor Ort gewesen sein und sie persönlich abgeholt haben. Das deutet aus meiner Sicht darauf hin, dass auch die Hochzeit in "Lüneburg" stattgefunden hat.

    Nun ist aber keine familiäre Beziehung zu Lüneburg bekannt. Da hilft es, dass Pauls Schwester Dora in 1917 besuchte, für sie ebenfalls in Zürich eine Meldekarte ausgefüllt wurde und dort als ihr Geburtsort ebenfalls "Lüneburg" vermerkt ist. Sie ist aber nicht in Lüneburg geboren, sondern auf der Elbinsel Neuhof bei Wilhelmsburg. Interpretiere ich nun den Ort "Lüneburg", wo Pauls Geburtsurkunde ausgefüllt wurde, und den ort seiner Heirat ebenfalls als Neuhof, so ergibt plötzlich alles Sinn: Denn auf Neuhof wohnte Pauls gesamte Familie.

    Daher nun meine erste Frage:

    1. Gehörte Neuhof irgendwann zwischen Doras Geburt 1902 und Pauls Heirat 1914 verwaltungsmäßig zu Lüneburg?

    Weiter ist bei näherer Betrachtung die Vermutung nicht haltbar, bei dem als Heimatschein-Ersatz fungierenden Dokument habe es sich um eine Geburtsurkunde gehandelt: Denn die hätte ja Pauls Geburtsort Hamburg dokumentiert, nicht den Regierungsbezirk Lüneburg stellvertretend für seinen letzten Wohnort Neuhof in Deutschland. Damit meine zweite Frage:

    2. Um was für ein Dokument mag es sich gehandelt haben, das im Regierungsbezirk Lüneburg zwei Tage vor der Hochzeit ausgestellt wurde und in Zürich als Heimatscheinersatz akzeptiert wurde?

    Und dann gibt es noch ein weiteres Mysterium: Der erste Weltkrieg hat am 1.8.1914 begonnen, die Heirat war also einen Monat nach Kriegsbeginn. Wenn ich meinen Großvater wörtlich nehme, müssten jetzt also Paul und Bertha nach ihrer Heirat mitten im Krieg über die Schweiz und Italien nach Ägypten zurückkehren, obwohl sie nun beide feindliche Ausländer, nämlich Deutsche sind, dort müsste allein Paul von Internierung bedroht sein, Bertha müsste ihn davor retten und sie müssten dann wieder über Italien in die Schweiz zurück -- alle Nachbarländer der Schweiz außer Italien befanden sich nämlich mittlerweile im Krieg miteinander. Am 23. Mai 1915 trat aber auch Italien in den Krieg ein, also müssten sie DAVOR in die Schweiz eingereist sein -- dort finde ich sie aber erst am 4.6.1915 in Luzern. Eigentlich müssten sie also zuvor noch woanders in der Schweiz gewesen sein.

    Die andere Möglichkeit wäre: Bertha hätte -- noch unverheiratet -- Paul schon im August, also unmittelbar nach Kriegsbeginn vor der Internierung gerettet, was mir plausibler erscheint. Die beiden wären dann erstmal nach Deutschland geflohen, auf welchem Wege auch immer. Dort hätten sie geheiratet, wären aber ziemlich bald geflüchtet, weil Paul nicht eingezogen werden wollte (das er das vermeiden wollte, ist aus anderer Erzählung bekannt). Diese Flucht hätte sie dann in die Schweiz geführt, wo sie auch bei diesem Szenarion deutlich vor dem 4.6.1915 eingetroffen wären.

    Damit komme ich zu meiner dritten und weiteren Fragen:

    3. Wie kann ich herausbekommen, wann das Paar in die Schweiz vor dem 23..5.1915 einreiste (und am besten auch wo)?
    4. Wie kann ich herausbekommen, wo das Paar vor Luzern in der Schweiz wohnte?
    5. Wie kann ich herausbekommen, wann es Neuhof/Deutschland verließ (falls das überhaupt möglich ist)?

    Auch die Vorgeschichte ist sehr vage: Ich weiß, dass Paul nach einer kaufmännischen Lehre am 13.2.1908 mit einem Auswandererschiff nach Madeira aufgebrochen ist. Dann fehlt erstmal jegliche Spur bis zur Erzählung meines Großvaters, die in Ägypten beginnt, die erste amtlich dokumentierte Station ist dann die Hochzeit am 2.9.1914. Wenn ich über die Zeit 1908 bis 1914 mehr herausbekäme, wäre das auch super.

    Viele Grüße
    Thorsten
    Zuletzt geändert von DocLange; 01.10.2024, 15:18.
  • Gastonian
    Moderator
    • 20.09.2021
    • 4051

    #2
    Hallo Thorsten:

    Eine deiner Fragen ist leicht zu beantworten: bevor 1937 lagen die Elbinsel Neuhof sowie Wilhelmsburg im Regierungsbezirk Lüneburg der preußischen Provinz Hannover: https://www.meyersgaz.org/place/21151057. Da deutsche Staatsangehörigkeitsangelegenheiten Sachen der Regierungsbezirkspräsidenten waren, hat das Präsidium des Regierungsbezirks Lüneburg wohl den Heimatschein (vermutlich nicht eine Geburtsurkunde, sondern eine Bescheinigung der Beheimatung im Regierungsbezirk) ausgestellt.

    VG

    --Carl-Henry
    Wohnort USA

    Familiennamen meiner Urururgroßeltern:
    Kurhessen/Waldeck: Himmelmann (x3), Iske, Portugal, Schindehütte, Schneider, Schwind
    Ostpreußen: Goerke, Grenda, Klimek, ??, Pitt (dessen Mutter eine von Manstein), Szimkatis
    Anhalt/Mansfelder Land: Bolze, Haase
    Unterfranken: Henneberger, Ruppert
    Oldenburg: Osterbind
    Masowien: Schmidt, Schramm
    South Carolina: Bowen, Burdine (x3), Hester, Looper, McAdams, Satterfield
    Virginia: Clarke, Copeland, Jordan​

    Kommentar

    • DocLange
      Benutzer
      • 06.01.2021
      • 44

      #3
      Hallo Carl-Henry,
      erstmal vielen Dank für Deine Auskunft!

      Neuhof kam 1910 zu Wilhelmsburg und das lag im Regierungsbezirk Lüneburg, das habe ich gerade nach längerer Suche auch andernorts gefunden. Aber wozu gehörte Neuhof vor 1910?

      Der Heimatschein ist in der Schweiz ein merkwürdig Ding: Unter anderem ist dort Dein Geburts- und Dein Heimatort niedergelegt, beide Orte müssen nicht übereinstimmen, bleiben aber lebenslang unverändert. Sowas gibt und gab es meines Wissens in Deutschland nie. Das Stadtarchiv Zürich hat mir dazu mitgeteilt, dass bei Ausländern, die ja (mit Ausnahme der Liechtensteiner) keine Heimatscheine kennen, ersatzweise Geburtsurkunden und Familienscheine in der Schweiz anerkannt werden, sie teilte meine Ansicht, es handele sich wohl in meinem Fall um die Geburtsurkunde.

      Wobei ich jetzt gerade verunsichert bin: Paul lebte zwar vermutlich bereits seit recht jungen Jahren auf Neuhof. Aber er war nach meinen Unterlagen in der Oberaltenallee 31 in Hamburg-Barmbek geboren, also in Hamburg. Was wieder überhaupt nicht zum Regierungsbezirk Lüneburg gehört. Das spräche also für Deine Ansicht.

      Wenn aber Paul bereits am 31.8.1914 wirklich einen Heimatschein ausstellen ließ, dann plante er da vermutlich bereits, im Anschluss an die Hochzeit in die Schweiz zu gehen, kehrte also nicht mehr nach Ägypten zurück.

      Viele Grüße
      Thorsten

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      • Gastonian
        Moderator
        • 20.09.2021
        • 4051

        #4
        Hallo Thorsten:

        Vor der Eingemeindung nach Wilhelmsburg war Neuhof eine selbständige Gemeinde im Landkreis Harburg, Regierungsbezirk Lüneburg - siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Kreis_Harburg#Gemeinden

        VG

        --Carl-Henry
        Wohnort USA

        Familiennamen meiner Urururgroßeltern:
        Kurhessen/Waldeck: Himmelmann (x3), Iske, Portugal, Schindehütte, Schneider, Schwind
        Ostpreußen: Goerke, Grenda, Klimek, ??, Pitt (dessen Mutter eine von Manstein), Szimkatis
        Anhalt/Mansfelder Land: Bolze, Haase
        Unterfranken: Henneberger, Ruppert
        Oldenburg: Osterbind
        Masowien: Schmidt, Schramm
        South Carolina: Bowen, Burdine (x3), Hester, Looper, McAdams, Satterfield
        Virginia: Clarke, Copeland, Jordan​

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        • DocLange
          Benutzer
          • 06.01.2021
          • 44

          #5
          Hallo Carl-Henry,

          super, damit ist dieser Punkt schon einmal geklärt, das hatte ich nicht gefunden.

          In einem Punkt muss ich mich übrigens selbst korrigieren: Bei dem in Zürich als Heimatschein akzeptierten Dokument kann es sich nicht um die Geburtsurkunde handeln, denn die wiese ja die Oberaltenallee in Hamburg-Barmbek als Geburtsort aus. Das Stadtarchiv Zürich meinte, bei Ausländern würden auch Geburtsurkunden und Familienscheine als Ersatz für einen Heimatschein akzeptiert. Einen Familienschein kenne ich aber zumindest aus dem Hamburger Raum nicht. Was für ein Dokument mag Paul zwei Tage vor seiner Hochzeit in Lüneburg besorgt haben, mit dem er Lüneburg als seine Heimat nachweisen konnte? Ein Ehefähigkeitszeugnis?

          Ich werde diese Korrektur auch noch oben in meine ursprüngliche Frage einarbeiten, da lesen es vermutlich mehr ...

          Viele Grüße
          Thorsten

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