Rockholt/Rockholtz/Rockholz

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  • fps
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    Zitat von xylander Beitrag anzeigen
    fußnote: Mit der industrialisierung des tales an der ennepe erwies sich die bezeichnung rauchloch, stinkloch für die lage von gut rocholz als prophetisch. Wer von gevelsberg nach hagen fuhr, bekam noch in den 1960ern das hasper gold zu schlucken - nein, nicht das bier.

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  • Xylander
    antwortet
    Hallo zusammen,
    ich versuche mal ein Fazit.
    Die Familiennamen Rocholl usw. und Rockholt usw. können verschiedene Bedeutungen haben.
    1. Rauchholz/-wald, Geruchholz/-wald. Wohnstättenname nach der Lage in oder an einem Gehölz, in dem es raucht oder riecht
    2. Rauhholz/-wald. Wohnstättenname nach einem Gehölz mit dichtem Bewuchs
    3. Rauchloch, Stinkloch. Übername nach einer ärmlichen Behausung
    4. Rauchfang, Schornstein. Übername nach einem Haus mit (auffälligem) Schornstein http://www.koeblergerhard.de/wikilin...l+&f=mnd&mod=0
    5. Rauchholz. Übername nach den Räucherstecken im Rauchfang, vielleicht für einen Räucherer.
    6. Sohn des Rocholl u.ä. Patronym zu einem zweigliedrigen altdeutschen Personennamen. Für das erste Glied wird mehrfach hroc - Kampfruf genannt. Für das zweite kommen -wald, -walt, Ableitung von waltan - herrschen, und -hold, -holt - hold, huldvoll in Betracht.


    https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_...scher_Herkunft (darin Roch mit Suchfunktion)
    Fußnote: mit der Industrialisierung des Tales an der Ennepe erwies sich die Bezeichnung Rauchloch, Stinkloch für die Lage von Gut Rocholz als prophetisch. Wer von Gevelsberg nach Hagen fuhr, bekam noch in den 1960ern das Hasper Gold zu schlucken - nein, nicht das Bier.
    Viele Grüße
    Peter
    Zuletzt geändert von Xylander; 18.08.2021, 17:08.

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  • Xylander
    antwortet
    Zitat von Prinzessin LiSi Beitrag anzeigen
    Ohne gründlich zu recherchieren würde ich vermuten, dass Rockholt mit dem Familiennamen Rocholl zusammenhängt. (Was in einem früheren Beitrag auch schon vermutet wurde.)
    Man müsste einmal nachsehen, ob die mutmaßliche Variante Rockholt(z) u. ä. nur im Bochumer Bereich auftaucht. Wenn ja, könnte es gut sein, dass man Rocholl in der Bochumer Umgebung "verhochdeutscht" hat, in Analogie zu den anderen -holz Namen. In Linden-Dahlhausen gibt es auch Buchholz-Bockholt in allen Varianten, und ich meine genauso Meinholt/Meinholtz. Während Buchholz ja tatsächlich die Waldbedeutung enthält, würde ich bei Meinholt/Meinold auf eine Weiterverwendung eines Vornamens tippen, und vermutlich ebenso bei Rocholl.
    Rocholl ist laut gedbas so weit und früh in NRW verbreitet ist, dass man nicht mal ebenso den Ursprung ausmachen kann. Früheste Treffer dort sind Radevormwald (*1645). Verbreitung aus der Umgebung wäre theoretisch denkbar, aber die mehrmalige Entstehung aus einem heute vergessenen Vornamen finde ich plausibler. Und da man mit dem Vornamen nichts mehr anfangen konnte, hat man z. B. bei Bochum den Namen analog zu den -holz-Namen verändert.
    Wohnstätten/Kotten hätten dann mal wieder von ihren Besitzern den Namen...
    VG LiSi
    Hallo LiSi,
    nachdem ich lange in den Wäldern gewandert bin, komme ich zu einem ähnlichen Schluss, mit einer Ergänzung: überall wo sich ein tatsächliches Rockholt findet und früh davon abgeleitete Namen mit -t, steht die Deutung mit -holz oben auf der Liste. Im Bochumer Raum finde ich bisher keines. Und neben der Ableitung von einem Vornamen, die ich auch für möglich halte, sehe ich die Bedeutung Rauchloch usw. Bei den von Berchem gen. Rocholl usw. halte ich sie für erwiesen.
    Viele Grüße
    Peter
    Zuletzt geändert von Xylander; 18.08.2021, 11:43.

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  • Xylander
    antwortet
    Den hier würde ich noch hinzunehmen:
    Im Kataster der kontribuablen Güter der Grafschaft Mark von 1705 findet sich unter Langendreer als vorletzter
    2795. Rockholl. Gibt 5 Hühner, 15 St., 1 Handdienst.
    https://www.historische-kommission.l...ert_(2017).pdf
    Viele Grüße
    Peter

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  • fps
    antwortet
    Zitat von Xylander Beitrag anzeigen
    Klarheit kann nur die weitere Familienfoschung bringen, aber fps, da stehst Du natürlich vor einer Hürde.
    So ist es wohl. 1720 ist vom Zeitpunkt des ersten Auftauchens dieses Namens doch noch sehr weit weg, da sind nicht nur ein paar Jahrzehnte dazwischen.
    Aber eine Sammlung von Ideen ist ja schon mal mehr als gar nichts...

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  • Xylander
    antwortet
    Da haben LiSi und ich parallel gearbeitet, siehe meinen vorigen Post
    Viele Grüße
    Peter

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  • fps
    antwortet
    Zitat von Prinzessin LiSi Beitrag anzeigen
    Das ist ja eine ganz interessante Zusammenstellung!
    Da überwiegt der "Rauch", wenn auch in verschiedensten Deutungen.

    Und es deutet sich mehr und mehr an, dass der Name an unterschiedlichen Orten entstanden sein dürfte, möglicherweise sogar mit unterschiedlichem Bedeutungs-Hintergrund.

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  • Xylander
    antwortet
    Hallo fps,
    ja, das sind sie: https://www.dwds.de/wb/etymwb/riechen
    Inzwischen habe ich den Artikel von Wido Meister über den Gevelsberger Ortsteil Berge nochmal gelesen. Er enthält eine Chronik, in der auch Daten zu Haus Rocholz, seinen Besitzern und deren Namen aufgelistet sind.

    Darin zum Beispiel die früheste Nennung:
    1367
    In einer Urkunde vom 31. Oktober 1367 wird der Name Rocholz in einer
    anderen Schreibweise erstmalig erwähnt. Diese Erwähnung wird als
    urkundliche Ersterwähnung auch für die Gemeinde Berge angesehen
    Die Erwähnung besteht darin, dass unter den Zeugen „Hermane van
    Bergheim gheheiten rochol“ aufgeführt ist.

    Und 1388
    Die Brüder „Bernt und Hinrich van Berchen geheyten Rockhole“41 sind
    Helfer des Kölner Erzbischofs in dessen Fehde mit der Stadt Dortmund.
    Sie sind Burgmänner in Wetter.

    Wenn man die gesamte Zeitreihe verfolgt, fallen zwei Dinge auf:
    - in den frühen Erwähnungen werden die Namensträger "genannt" oder "geheißen". Das sind typische Floskeln für Beinamen, oft vom Typ Übernamen. "tho" sehe ich nicht, "zu" erst spät.
    - in den frühen Erwähnungen überwiegen deutlich die Formen ohne das -t, das man bei der Bedeutung -holz erwarten würde. Auch ist das o des zweiten Bestandteils vermutlich lang auszusprechen. Zitat: 1399
    Gegen Zusage einer Pfründe für seine Tochter Alyke im Gevelsberger
    Kloster und dem Fischereirecht unter- und oberhalb der Mühle beendet
    Bertolt van Berchem, anders geheißen Roychhoyl, den Streit...
    Die beiden y sind mE Dehnungszeichen.

    Das bringt mich zu dem Gedanken, dass der Name bei diesem Zweig garnicht als Rauchholz oder Geruchholz mit kurzem o zu deuten ist. Der zweite Bestandteil bedeutet vielmehr Höhle, Loch usw.
    http://www.koeblergerhard.de/wikilin...le&f=mnd&mod=0 Nr. 13, 14
    Demnach hätten die Herren einen wenig respektvollen Beinamen wie Rauchhöhle, Rauchloch, Stinkloch verpasst bekommen. Noch heute kennen wir Drecksloch, Stinkloch:

    www.woerterbuchnetz.de/DWB2/DRECKLOCH
    Kein Wunder, dass sie sich in Rocholz - Rauchholz umbenannten.
    Eine schöne Übersicht möglicher Bedeutungen hat eine Familie Rocholl zusammengestellt


    Für die eigene Familie favorisiert sie die Bedeutung Schornstein. Zu denen an der Ennepe schreibt sie:
    Weniger kriegerisch klingt jene Nachricht - wenn man sie auf die Familie Rocholl anwendet - , wonach das spottlustige Mittelalter die Behausung der ausgestorbenen Familie von Berchem mit dem Beinamen Rockholl, das ist Rauchloch, belegte, und diese Familie, der Gewohnheit der Umwohner folgend, sich schliesslich samt ihrem Hause ebenso benannte, nämlich "von Berchem gen. Rochholz"

    Wobei wir die korrekten Genannt-Bezeichnungen im Artikel von Meister haben.
    Was könnte das für unsere Deutungsversuche bedeuten? Dass es Gehölze namens Rockholt, dort liegende Wohnstätten und davon abgeleitete Familiennamen gab steht außer Frage. Überall aber, wo die frühesten Formen kein t enthalten, müssen wir auch das Rauchloch in Betracht ziehen. Zu dem Namensträger von 1705 in Langendreer mit seinen bescheidenen Abgaben würde es passen. Es hätte auch den Vorteil, dass wir in Langendreer nicht länger nach einem Wald namens Rockholt suchen müssten
    Klarheit kann nur die weitere Familienfoschung bringen, aber fps, da stehst Du natürlich vor einer Hürde.
    Viele Grüße
    Peter
    PS: LiSi ich habe parallel geschrieben, Deine Beiträge erst danach gesehen, danke. Muss grad ne Pause machen, melde mich wieder. Vorab: überall wo der Name sich von einem existierenden Gehölz ableiten lässt, ist die Bedeutung klar. Wo nicht und wo anfangs ohne t oder (t)z, haben wir ein breites Spektrum
    Zuletzt geändert von Xylander; 18.08.2021, 10:35. Grund: PS

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  • Prinzessin LiSi
    antwortet
    Und wenn man bei gedbas unter dem Ort Heiligenhaus sucht, findet man unter R Rückholt, Rüchholtz, Rücholz, Röckels, Röchols, die alle irgendwie zusammengehören (* ab 1770)...

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  • Prinzessin LiSi
    antwortet
    Habe gerade noch etwas gefunden:

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  • Prinzessin LiSi
    antwortet
    Ohne gründlich zu recherchieren würde ich vermuten, dass Rockholt mit dem Familiennamen Rocholl zusammenhängt. (Was in einem früheren Beitrag auch schon vermutet wurde.)
    Man müsste einmal nachsehen, ob die mutmaßliche Variante Rockholt(z) u. ä. nur im Bochumer Bereich auftaucht. Wenn ja, könnte es gut sein, dass man Rocholl in der Bochumer Umgebung "verhochdeutscht" hat, in Analogie zu den anderen -holz Namen. In Linden-Dahlhausen gibt es auch Buchholz-Bockholt in allen Varianten, und ich meine genauso Meinholt/Meinholtz. Während Buchholz ja tatsächlich die Waldbedeutung enthält, würde ich bei Meinholt/Meinold auf eine Weiterverwendung eines Vornamens tippen, und vermutlich ebenso bei Rocholl.
    Rocholl ist laut gedbas so weit und früh in NRW verbreitet ist, dass man nicht mal ebenso den Ursprung ausmachen kann. Früheste Treffer dort sind Radevormwald (*1645). Verbreitung aus der Umgebung wäre theoretisch denkbar, aber die mehrmalige Entstehung aus einem heute vergessenen Vornamen finde ich plausibler. Und da man mit dem Vornamen nichts mehr anfangen konnte, hat man z. B. bei Bochum den Namen analog zu den -holz-Namen verändert.
    Wohnstätten/Kotten hätten dann mal wieder von ihren Besitzern den Namen...
    VG LiSi

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  • fps
    antwortet
    Zitat von Xylander Beitrag anzeigen
    ...heutige oder gestrige Dialekte sind natürlich hilfreich, wenn zum Beispiel ursprünglich mittelniederdeutsche Namen später verneuniederdeutscht wurden. Für die Deutung müssen wir aber zurück auf die Entstehungszeit, also auf mittelniederdeutsche Formen. Das hatten wir ja zu Anfang gemacht.
    https://www.koeblergerhard.de/wikili...ch&f=mnd&mod=0 17 und 18
    https://www.koeblergerhard.de/wikili...d&mod=0&page=2 28
    Daher möchte ich dabei bleiben, dass sowohl Rauch als auch Geruch infrage kommen.
    Akzeptiert. "Rauch" und "Ruch" sind ja ohnehin wohl auf eine Wurzel zurückzuführen.

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  • Xylander
    antwortet
    Hallo fps,
    heutige oder gestrige Dialekte sind natürlich hilfreich, wenn zum Beispiel ursprünglich mittelniederdeutsche Namen später verneuniederdeutscht wurden. Für die Deutung müssen wir aber zurück auf die Entstehungszeit, also auf mittelniederdeutsche Formen. Das hatten wir ja zu Anfang gemacht.
    https://www.koeblergerhard.de/wikili...ch&f=mnd&mod=0 17 und 18
    https://www.koeblergerhard.de/wikili...d&mod=0&page=2 28
    Daher möchte ich dabei bleiben, dass sowohl Rauch als auch Geruch infrage kommen.
    Gefunden habe ich inzwischen in den Gevelsberger Geschichten einen Beitrag von Wido Meister.
    Darin lässt sich die Namenentwicklung im Kapitel Chronik über Jahrhunderte verfolgen. Das muss ich mir noch zu Gemüte führen.

    Viele Grüße
    Peter

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  • fps
    antwortet
    Moin,

    Andres Link habe ich mir natürlich angesehen, und Peter hat daraus ja gleich eine ganze Sammlung gemacht. Sehr interessant und informativ.

    Ich habe mich noch einmal mit der gesprochenen Sprache befasst. Das war zur Entstehungszeit der Namen von Familien und Wohnplätzen auf jeden Fall die ortsübliche Mundart.

    Da finden wir im niederdeutschen Platt Holt für "Holz" oder "Wald/Wäldchen", und Rook für "Rauch". ("Geruch" wäre übrigens Röök", wenn man der Datenbank plattmakers.de folgt.)
    Das uns hier interessierende Gebiet liegt an der Grenze zum rheinischen Platt, und da wäre "Rauch" Rooch.

    Also alle Zutaten vorhanden....

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  • Xylander
    antwortet
    Zitat von Andre_J Beitrag anzeigen
    Dazu weiter oben meinen Hinweis nach Gevelsberg, der bislang noch nicht weiter verfolgt wurde.
    Stimmt Andre, das kommt natürlich auch infrage.




    Darin: 3) Friederich Gerdes: Haus, gebaut auf dem zum Hause Rocholt gehörigen Markengrund der geteilten Rocholter Mark
    Vielleicht kommen wir hier der Deutung auf die Spur.
    Und dann taucht im Steuerstreit im ehemaligen Amt Wetter der Obrist Berchum zu Rochholtz in Bommern und Silschede als Pächter auf S 179, 182, 194
    Kulturgut digital. Ein Steuerstreit im ehemaligen Amt Wetter am Ende des Dreißigjährigen Krieges : mit genauen Bestandsaufnahmen und älteren Steuerlisten fast aller Höfe und Kotten der früheren Kreise Hagen und Schwelm und einem Faksimile / Hrsg. von Otto Schnettler. Hattingen : Hundt, 1932

    Viele Grüße
    Peter
    Zuletzt geändert von Xylander; 17.08.2021, 14:39.

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