minderjährige Kinder als Paten

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  • Jettchen
    Erfahrener Benutzer
    • 16.10.2011
    • 1430

    minderjährige Kinder als Paten

    Hallo in die Runde!

    In Worms bin ich auf zwei ganz ungewöhnliche Pateneinträge (evangelisch-lutherisch) gestoßen – die Paten waren noch Kinder, also noch nicht konfirmiert!

    1681 heißt es im Kirchenbuch: „Da die Tochter (= Patin) erst 7 Jahre alt war, hob die Mutter Eva Margaretha das Kind aus der Taufe.“

    1688 ist der Pate Philipp Christoph, Söhnlein des…. Der Herr Vater hob das Kind aus der Taufe.

    Was könnte der Grund sein, dass man die Kinder als Paten gewählt hat und nicht die Eltern dieses Amt übernommen haben?


    Ist dies jemandem von euch schon begegnet?


    Vielen Dank fürs Mitdenken
    von Jettchen
  • Interrogator
    Erfahrener Benutzer
    • 24.10.2014
    • 1983

    #2
    Hallo,



    unter T wie Taufpate
    Gruß
    Michael

    Kommentar

    • Jettchen
      Erfahrener Benutzer
      • 16.10.2011
      • 1430

      #3
      Danke, Michael, für den Hinweis.
      Bei mir handelt es sich aber um evangelische Paten, die ja erst später konfirmiert werden.
      Beide Paten waren noch Kinder (7 Jahre und "Söhnlein"), die selbst noch nicht zum Abendmahl gehen durften, also noch keine "richtigen" Christen waren.
      Warum nur übertrugen die Eltern einem Kind solch ein Amt?

      Viele Grüße
      von Jettchen

      Kommentar

      • malu

        #4
        Zitat von Jettchen Beitrag anzeigen

        Was könnte der Grund sein, dass man die Kinder als Paten gewählt hat und nicht die Eltern dieses Amt übernommen haben?

        Jettchen
        Hallo Jettchen,

        die Weitergabe beliebter Vornamen?

        LG
        Malu

        Kommentar

        • Jettchen
          Erfahrener Benutzer
          • 16.10.2011
          • 1430

          #5
          Gute Idee, Malu!
          Bei dem Jungen könnte dies tatsächlich zutreffen: der Pate heißt "Philipp Christoph", der Vater des Täuflings des Täuflings "Johann Philipp". Bei dem Mädchen fand ich noch keinen Zusammenhang.
          Und die Säuglinge, auch die Geschwister, erhielten tatsächlich immer exakt den Namen des Paten.
          Das bin ich aus anderen Regionen gar nicht so gewohnt.
          Vielen Dank
          von Jettchen

          Kommentar

          • Baptist
            Erfahrener Benutzer
            • 27.09.2010
            • 426

            #6
            Hallo Jettchen,

            bei meinen Pateneinträgen kam es immer wieder mal vor, dass die eigentlichen
            Paten von einer anderen Person bei der Taufe vertreten wurden.
            In Deinem Fall kann ich mir vorstellen, dass die minderjährigen Paten zunächst
            von deren Eltern, bzw. Mutter vertreten wurden.
            Die Paten übernehmen ja die Fürsorge im späteren Lebenslagen für das Patenkind.
            Da beide, Patenkind und eigentlicher Pate derselben Generation angehören, ist
            ein Beistand im laufe des Lebens eher möglich, als bei einem älteren Paten, der dann
            nicht mehr in der Lage ist oder auch schon verstorben ist.
            Ein Servus aus der Schanz
            Baptist

            Kommentar

            • Ralf-I-vonderMark
              Super-Moderator
              • 02.01.2015
              • 2924

              #7
              Hallo Jettchen,

              ich habe schon einmal einen Betrag mit externen Links zu einem ähnlichen Thema geschrieben; nämlich zur Frage nach dem Alter und den Voraussetzungen für einen Taufpaten.
              Um Wiederholungen zu vermeiden:
              vgl. http://forum.ahnenforschung.net/showpost.php?p=848773&postcount=8

              Zu der konkret hier interessierenden Frage der ev. Paten zitiere ich aus GENWIKI (zu Pate):
              In früheren Jahrhunderten sind aber Fälle belegt, in denen Paten noch nicht konfirmiert waren, wobei das Alter angegeben und manchmal vermerkt wurde, dass z.B. seine (des Paten) Mutter oder Vater "ihm zur Seite stand" oder zumindest dabei war. Es ist nicht auszuschließen, dass solche Bemerkungen in anderen Kirchenbüchern auch unterblieben sind. Man wird zwar in der Regel von einem Mindestalter von 13 bis 14 Jahren (ungefähres Konfirmationsalter in den evangelischen Kirchen) ausgehen können, doch ist ein jüngeres Alter nicht grundsätzlich auszuschließen.

              Dort wird in der Fußnote auch auf eine Diskussion in der genealogischen Mailing-Liste Hessen-L (08.06.2011) verwiesen, aus welcher sich vielleicht weitere Erkenntnisse ergeben.

              Die angefragte Motivation, warum Kinder als Paten gewählt wurden und nicht die Eltern dieses Amt übernommen haben, vermag ich allerdings auch nicht sinnstiftend zu beantworten.

              Viele Grüße
              Ralf

              Kommentar

              • PaulineSch
                Benutzer
                • 25.10.2015
                • 10

                #8
                Hallo Jettchen,

                ich glaube nicht, daß der Name des Taufpaten ausschlaggebend für die Auswahl war.

                Die Lebenserwartung der Menschen in dieser Zeit war ja viel geringer als heutzutage und deshalb war es eine ganz praktische Überlegung, daß ein jüngerer Taufpate eher noch für das Kind da sein kann, zumal es ja auch wirklich oft vorkam, daß Vater oder Mutter oder im schlimmsten Fall auch beide schon früh verstarben.

                Liebe Grüße
                Pauline
                LG Pauline

                Kommentar

                • Friedrich
                  Moderator
                  • 02.12.2007
                  • 11342

                  #9
                  Moin zusammen,

                  ich denke nicht, daß die mögliche Versorgung im Todesfall der Eltern der Grund für das junge Alter der Taufpaten war. Dagegen spricht nämlich die häufige Auswahl gerade älterer Paten. Ich finde immer wieder Taufeinträge, wo z.B. auch Großeltern als Paten genommen wurden. Bisher ist mir dagegen nur ein Fall eines sehr jungen Paten (mit 11 Jahren) vorgekommen, bei dem ich mangels Konfirmationsregister nicht überprüfen kann, ob er schon konfirmiert war.

                  Friedrich
                  "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                  (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

                  Kommentar

                  • Jettchen
                    Erfahrener Benutzer
                    • 16.10.2011
                    • 1430

                    #10
                    Danke euch Allen für all die Anregungen!!!

                    Ich glaube auch ganz bestimmt nicht, dass das Alter einen Ausschlag gespielt hat. Sonst wären einst ja viel häufiger Kinder als Paten ausgewählt worden. Und auch Kinder starben doch noch oft bis sie das Erwachsenenalter erreicht haben.

                    Diese Kinder waren übrigens jeweils der einzige Pate des Täuflings. Damit waren sie also rechtmäßige Taufpaten und nicht bloß Taufzeugen.

                    Das Patenamt brachte früher doch eine erhebliche finanzielle Verpflichtung mit sich - regelmäßige Geschenke, Ausstattung bei Festen etc. Nach meiner heutigen Denkweise finde ich es unverantwortlich, einem Kind so etwas aufzulasten. Aber das war einst sicherlich ganz anders. Und die beiden Kinder (auch der Junge war 7 Jahre alt, weiß ich inzwischen) kamen zudem aus begüterten Familien.

                    Ich neige am ehesten der Überlegung zu, dass bestimmte Vornamen weitergegeben werden sollten.

                    Nochmals ein ganz herzliches Dankeschön für all eure Hilfe!!
                    Eine guten Sonntag wünscht euch
                    Jettchen

                    Kommentar

                    • Garfield
                      Erfahrener Benutzer
                      • 18.12.2006
                      • 2166

                      #11
                      Hallo

                      Ich hatte auch schon einmal den Fall, dass ein Kind der Taufpaten (Ehepaar) später mit dem Täufling verheiratet wurde. Und im Forum hier wurde sowas auch ab und zu erwähnt (wohl je nach Zeit und Gegend).
                      Gerade weil die Taufpaten hier aus begüterten Familien stammten: wäre es möglich, dass diese selbst als späterer Ehepartner vorgesehen waren? Mit 7 Jahren wäre der Altersunterschied ja nicht sooo gross?
                      Viele Grüsse von Garfield

                      Kommentar

                      • Jettchen
                        Erfahrener Benutzer
                        • 16.10.2011
                        • 1430

                        #12
                        Ein interessanter Aspekt, Garfield.
                        Das passierte aber wohl eher in adeligen Kreisen.
                        Aber wer weiß, was unsere Ahnen einst wirklich dachten?

                        Vielen Dank
                        von Jettchen

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                        • holsteinforscher
                          Erfahrener Benutzer
                          • 05.04.2013
                          • 2496

                          #13
                          Jetzt kommt auch noch der Kieler-Küstenfunk,
                          oftmals kann die Lösung auch in der Einfachheit liegen (aus meinen
                          Überlegungen heraus).
                          Frage 1.: Die Eltern waren verheiratet..???
                          Frage 2.: Die Eltern waren am Orte zugereist..???
                          Frage 3.: Welchen sozialen Stand (Beruf) hatte diese Familie am Orte..???
                          Frage 4.: Welcher Zeitraum liegt zwischen Geburt und Taufe (soweit erkennbar)..???
                          Frage 5.: Zu welchen Jahreszeiten kamen die Kinder zu Welt…???
                          Frage 6.: Gab es noch weitere Geburten…wie sieht es dort mit den Paten aus...???

                          Bei der Gestellung solch junger Paten kann man fast immer davon ausgehen,
                          das irgendwelche Widrigkeiten vorlagen, Ausnahmen wird es mit großer
                          Sicherheit auch geben, sind dann aber bestimmt nicht der Regelfall.

                          Ein Grund, den man oftmals auch in KB’s verzeichnet findet *die Kinder waren
                          schwächlich zuwege (hier spreche ich nicht von einer Nottaufe, die man mit
                          Sicherheit vermerkt, somit eine zeitnahe Taufe angezeigt, vielleicht entgegen
                          der Planung der Eltern, die angedachten Paten zu diesem Zeitpunkt nicht
                          greifbar.
                          Es gab Orte, in denen die Kinder noch am Tage der Geburt zur Taufe gebracht
                          wurden
                          Parallel zu dieser Annahme kann man auch die Wetterlage ins Auge fassen,
                          insbesondere in ländlichen Räumen, nicht selten ein großes Problem, um
                          evtl. größere Reisen anzutreten.
                          Waren Verwandte überhaupt vorhanden..???
                          Es gibt ja durchaus Familien, die sehr ausgedünnt sind, da kann ich selbst ein
                          leidiges Liedlein von trillern.
                          Naja, auch wenn’s unschön ist, wollten die Eltern keine Verwandten als
                          Paten benennen…., aus Gründen die sich uns wohl nicht erschließen werden.

                          So meine Gedanken zum Abend
                          LG. Roland
                          Die besten Grüsse von der Kieler-Förde
                          Roland...


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                          • johannschorr
                            Erfahrener Benutzer
                            • 22.07.2013
                            • 142

                            #14
                            Zitat von PaulineSch Beitrag anzeigen
                            Hallo Jettchen,

                            ich glaube nicht, daß der Name des Taufpaten ausschlaggebend für die Auswahl war.

                            Die Lebenserwartung der Menschen in dieser Zeit war ja viel geringer als heutzutage und deshalb war es eine ganz praktische Überlegung, daß ein jüngerer Taufpate eher noch für das Kind da sein kann, zumal es ja auch wirklich oft vorkam, daß Vater oder Mutter oder im schlimmsten Fall auch beide schon früh verstarben.

                            Liebe Grüße
                            Pauline
                            Hallo Pauline,

                            in Worms im 17. Jh wurde die Kinder immer auf den Namen den Taufpaten getauft und wie Jettchen schon schrieb gab es immer nur den einen Taufpaten. Also die Weitergabe des Vornamen muss schon irgendwie eine Rolle gespielt haben, aber welche. Wollten die Eltern den Namen des Taufenden weitergeben oder umgekehrt?

                            lg.
                            Johann

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