Warum Familienforschung?

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  • Carla1
    Benutzer
    • 23.10.2025
    • 7

    Warum Familienforschung?

    Liebe Familienforscher!
    Ich bin ganz neu hier und habe gerade mal bei den Neuvorstellungen durchgeschaut- und bin völlig baff, dass es unter euch Personen gibt, die mehrere tausend " Familienmitglieder" gefunden haben.
    Ich selbst habe vor einigen Jahren mal nach dem nichtehelichen Vater meines Vaters gesucht ( die Unterlagen habe ich erst in seinem Nachlass gefunden) und ihn gefunden- auch Bilder.
    Jetzt ist mir aufgefallen, dass ich noch nicht einmal weiß, wie die Eltern meiner Großeltern mütterlicherseits heißen und bin da auf der Suche.
    Ich habe erfahren, dass ich väterlicherseits ein - in Österreich sagt man- " gemischter Satz" bin: Obwohl der Vatername und sein nichtehelicher Vater eindeutig " deutsch"sind, gibt es in seiner mütterlichen Linie beiderseits über Generationen fast ausschließlich polnische und baltische Nachnamen. Das deckt sich mit dem, was ich über Ostpreussen und Masuren gelesen habe- und das reicht mir.
    Ich stöber mal da und mal dort- im Grunde versuche ich Sachen zu erfahren, bzw. zu verifizieren, die ich meine Eltern leider nie gefragt habe..

    Jetzt meine Frage. Was bewegt euch, zig Genarationen zurück zu forschen und Stammbäume mit tausenden Personen zu erstellen? Was ist die Verbindung zu eurem Leben, wenn ihr wisst, dass 1526 ein XY geboren ist, geheiratet hat, x Kinder hatte...?
    Ich finde es bewundernswert, wie alte Schriften gelesen werden, Orte gesucht werden, etc. Ist es die Recherche an sich, die Spaß macht? Welche Motivation steht dahinter?

    Im Moment, kann ich mir nicht vorstellen, dass ich " angesteckt" werde- aber wer weiß...

    Liebe Güße, Carla
  • Gastonian
    Moderator

    • 20.09.2021
    • 5908

    #2
    Hallo Carla:

    Ja genau, zumindest für mich ist es eine Jagd auf die Ahnen, und da kriegt man immer wieder ein "Hoch", wenn noch einer im Beutel ist - genau wie für Vogelgucker, die eine neue Sorte auf ihre Vogelliste eintragen können.

    VG

    --Carl-Henry
    Wohnort USA

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    • Damski
      Benutzer
      • 15.02.2023
      • 70

      #3
      Hallo Carla,
      angefangen hat es bei mir damit, dass ich mehr über die Geschichte und Herkunft meiner Großeltern väterlicherseits herausfinden wollte. Nachdem ich die nicht frei verfügbaren Dokumente vom Standesamt bekommen hatte, konnte ich über Archion und Genealogieportale sehr viele Dokumente zu den weiteren Vorfahren, meist bis Anfang des 18. Jahrhunderts finden. Meine Vermutung, dass der Familienname meines Vaters aus einer anderen Region Deutschlands oder Europas stammte bestätigte sich bislang nicht. Dessen Familie lebte seit mindestens 1730 in der Region wo auch ich geboren wurde. Andere Zweige dieses Strangs waren aus vielen Regionen Deutschlands zugewandert. Zudem kamen noch Verbindungen zu berühmten Persönlichkeiten zutage, die sich vielleicht irgendwann einmal deutlicher klären lassen. Ich finde es interessant, auch die Leben der Vorfahren im zeitgeschichtlichen Kontext zu betrachten.

      Weiter ging es mit der Familie meiner Mutter, von der ich bereits eine Ahnenliste eines Verwandten vorliegen hatte, die bis auf einige kleine Fehler super recherchiert war, wie ich nach Sichtung der alten Kirchenbücher aus Westpreußen feststellen konnte.
      Was in der Ahnenliste nicht erwähnt wurde, jedoch in den alten Dokumenten ersichtlich war überraschte mich dann doch sehr und hat mich zur weiteren Recherche angespornt.
      Sehr viele meiner Vorfahren stammten wohl aus mennonitischen Familien, deren Vorfahren im 16. Jahrhundert aus den Niederlanden in die Danziger Niederung geflüchtet waren. Diese haben dann in die evangelischen Familien meiner Vorfahren eingeheiratet (offiziell wird das bis heute oft verschwiegen aber die Dokumente sprechen eine eindeutige Spache). Andere sind dann dem Ruf von Katharina der Großen nach Südrussland gefolgt und haben dort mennonitische Kolonien gegründet, was dann Anfang des 20. Jahrhunderts zu weiteren Wanderungsbewegungen rund um die Welt geführt hat.
      Um deine Frage zu beantworten, ich bin nicht mehr der Jüngste aber ich interessiere mich halt für solche Dinge und lerne immer gerne dazu. Natürlich kann ich verstehen wenn andere Menschen auch andere Interessen haben und kein großes Interesse an Genealogie haben.
      Zuletzt geändert von Damski; Gestern, 19:23.

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      • Alter Mansfelder
        Super-Moderator

        • 21.12.2013
        • 4345

        #4
        Hallo Carla

        Menschen allgemein sammeln offenbar sehr gern. Manche Menschen sammeln eben Vorfahren. Bei mir war und ist es allgemeines historisches Interesse gepaart mit der Faszination für den Umstand, dass die Geschichte in Gestalt der Ahnen auch einen persönlichen Bezug hat. Wer einmal richtig angefangen hat zu sammeln, möchte seine Sammlung wohl auch möglichst vollständig und umfangreich haben. Wenn man sich mit dem Leben der Vorfahren und den Quellen dazu intensiv beschäftigt, entsteht ein Bezug zum Selbst von allein, egal ob die Person nun vorgestern noch gelebt hat oder schon 500 Jahre tot ist.

        Natürlich ist es auch das Forschen als solches, denn Ahnenforschung ist eine anspruchsvolle Mischung aus Kreuzworträtsel und Puzzle mit der Besonderheit, dass man die Schrift des Rätsels kaum lesen kann und am Anfang alle Teile fehlen (so ein schönes Zitat von Thomas Balderer vom SRF).

        Und: Ahnenforschung bildet.

        Es grüßt der Alte Mansfelder
        Gesucht:
        - Tote Punkte im Mansfelder Land, Harz und Umland
        - Tote Punkte in Ostwestfalen
        - Tote Punkte am Deister und Umland
        - Tote Punkte im Altenburger Land und Umland
        - Tote Punkte im Erzgebirge, Vogtland und Böhmen
        - Tote Punkte in Oberlausitz und Senftenberg

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        • ahnenforinfi
          Erfahrener Benutzer
          • 13.02.2021
          • 885

          #5
          Hallo Carla,

          in den ersten Jahren nach dem Tod meiner Mutter haben wir uns in der Familie oft unterhalten und festgestellt, was wir alles nicht wußten, wonach wir früher nicht gefragt hatten, oder worauf wir früher keine Antwort erhalten hatten. Und dann schlich sich irgendwie so ein merkwürdiger Virus ein und die Suche begann. Jedes Fundstück brachte aaahs und ooohs mit sich und auch doppelt soviele neue Fragen. Aber manches begann, sich zu entwirren, und aus einem großen Haufen unsortierter Puzzlestückchen enstand hier ein Eckchen Bild, und da ein Eckchen Bild und der Drang, alles zu einem großen Ganzen zusammenzufügen, läßt mich nun weiter Menschen um Menschen „sammeln“.

          Das Gefühl, endlich eine Urkunde zu finden, wenn man 4000 Seiten in einem Großstadtarchiv durchgeblättert hat, ist ziemlich unbeschreiblich

          Vielleicht rufen sie uns auch, die Ahnen? Das ist eine nicht ganz ernst gemeinte, aber mit einem Lächeln im Herzen gestellte Frage

          Es ist schon verrückt, dass man zum Beispiel jahrelang in einer Straße arbeitet, ohne zu dieser Zeit zu ahnen, dass nur quer über den Platz in der nächsten Straße 70 Jahre vorher ein Großelternpaar lebte, oder dass man oft Ausflüge in ein kleines Städtchen unternimmt, ohne zu dieser Zeit zu ahnen, dass gegenüber auf der anderen Flußseite 100 Jahre vorher ein Ururgroßelternpaar gewohnt hat.

          Und seit ich weiß, dass eine Urururgroßmutter von mir Putzmacherin war, kann ich mir erklären, warum ich gerne für die Karnevalstage verrückte Papphutkreationen bastele
          Oder ich sitze in einem Biergarten am Rhein und mache ein Foto, weil ich den Moment wundervoll finde. Monate später weiß ich von einem Vorfahren, dass er ein Ausflugslokal hatte, und das Foto in dem Bericht hat genau die gleiche Perspektive.

          Jedesmal, wenn ich auf eine wie auch immer geartete Verbindung von heute zu früher treffe, überkommt mich eine so innere Ruhe, und das Gefühl, alles im Leben hätte seinen Sinn, macht sich breit.

          Vielleicht hatte ich gar nicht die Wahl und „musste“ einfach mit der Ahnenforschung anfangen…

          Vielleicht verliere ich aber auch morgen die Lust an all dem, aber wer weiß




          Suche: gerade nix

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          • DiWiKaBiLiSch
            Erfahrener Benutzer
            • 10.10.2015
            • 455

            #6
            Hallo Carla,

            im Jahre 1545 wurde mein Vorfahre Caspar von Fürstenberg geboren, der 1573 Elisabeth von Spiegel zu Peckelsheim heiratete. 1576 wurde ihr Sohn Friedrich v. Fürstenberg geboren, der auch mein Vofahre war... ich könnte die Reihe so fortsetzen bis ich bei mir ankomme und da haben wir auch die Verbindung zu meinem Leben. Hätte Caspar eine andere Frau geheiratet oder Friedrich nicht als Sohn bekommen, würde es mich heute nicht geben.
            Und der Rest ist eine Sammelwut. Es fing harmlos mit den Großeltern, den Eltern der Großeltern und deren Eltern an und seitdem setzt sich das so fort. Und wie hier schon geschrieben wurde, freut man sich einfach, wenn man wieder einen Vorfahren ausfindig machen konnte, wenn man nach Jahren doch einen toten Punkt überwinden kann.
            Viele Grüße
            Julius

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            • consanguineus
              Erfahrener Benutzer
              • 15.05.2018
              • 7591

              #7
              Zitat von Carla1 Beitrag anzeigen
              Jetzt meine Frage. Was bewegt euch, zig Genarationen zurück zu forschen und Stammbäume mit tausenden Personen zu erstellen? Was ist die Verbindung zu eurem Leben, wenn ihr wisst, dass 1526 ein XY geboren ist, geheiratet hat, x Kinder hatte...?
              Ich finde es bewundernswert, wie alte Schriften gelesen werden, Orte gesucht werden, etc. Ist es die Recherche an sich, die Spaß macht? Welche Motivation steht dahinter?
              Hallo Carla,

              genau dasselbe fragen mich auch Menschen aus meinem Umfeld. Viele kommen nicht damit klar, dass man sich mit toten Vorfahren beschäftigen kann anstatt mit lebendigen Zeitgenossen. Aber das sind ja keine einander ausschließenden Dinge. Seilbstverständlich führe ich ein normales Leben und habe, wie jeder normale Mensch, Kontakt zu meinen Mitmenschen. In meiner Freizeit beschäftige ich mich aber eben auch, aber nicht nur, gerne mit meinen Vorfahren. So wie andere eine Modelleisenbahn haben, Briefmarken sammeln, Golf spielen oder einfach nur den ganzen Abend vor der Glotze sitzen. Gefühlt werden diese Menschen auch nicht gefragt, warum sie ihre freie Zeit einem so merkwürdigen Hobby widmen.

              Warum mache ich das? Mein Interesse gilt der Wirtschaftsgeschichte, der Agrargeschichte, der Siedlungsgeschichte, der Kulturgeschichte und was weiß ich noch für Unterarten von Geschichte. Und da haben natürlich immer auch Menschen ihre gestaltende Hand mit im Spiel gehabt. Auch meine Vorfahren. Mich fasziniert unter anderem, welche kleinen oder größeren Rollen meine Vorfahren in ihrem Lebensumfeld gespielt haben und wie all dies ein Spiegel der "großen Geschichte" ist. So sammele ich meine Vorfahren ein, versuche etwas über ihre Lebensumstände zu erfahren, freue mich über schöne Funde, auch mal über die Überwindung eines toten Punktes und tausche mich gerne mit Gleichgesinnten aus. Zum Beispiel hier im Forum. Was lernt man nicht alles im Austausch mit zumeist gebildeten und kultivierten Menschen!

              Mein primäres Ziel ist es nicht, in einzelnen Linien möglichst weit zurück zu gelangen. Selbstverständlich nehme ich alles mit, was da kommt. Aber viel lieber wäre mir etwa, die zehn Vorfahrengenerationen voll zu haben. Wird nie klappen, da meine Mutter Vorfahren aus Hinterpommern hat, bei denen kirchenbuchmäßig einfach mal bei kurz vor 1800 Feierabend ist. Was die Linie meines Vaters betrifft, so bin ich allerdings kurz davor, die zehn Generationen vollzumachen. Es ist, das gebe ich zu, zu einem gewissen Teil auch ein "sportlicher" Aspekt dabei.

              Insgesamt bringt einen die Beschäftigung mit den Vorfahren auch ganz gut auf den Boden zurück. In manchen Zeiten war es schwer, viel schwerer als wir uns das heute vorstellen können. Was mussten und konnten die Menschen früher aushalten wenn es darauf ankam! Da muss man sich fast schämen für die "Luxusprobleme", mit denen wir uns heutzutage schwertun. Insofern schadet es nicht, sich auch andere Zeiten und andere Schicksale vor Augen zu führen. Es tut auch gut, finde ich, sich in einer Reihe von Menschen zu sehen. Den Vorfahren und den Nachkommen. Über letztere wissen wir nicht viel, nur über Kinder und Enkel, so vorhanden. Aber es wird danach weitergehen, und man selbst ist nur ein kleines Glied in dieser Kette. Solche Gedanken helfen ungemein, sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen. Aber solche Gedanken hatte ich erst, als ich mich mit meinen Vorfahren beschäftigt habe.

              Du wirst sehen, Carla, dass dieses Hobby süchtig macht. Es hat noch jeden süchtig gemacht, der sich in den Bann hat ziehen lassen.

              Viele Grüße
              consanguineus


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              • Carla1
                Benutzer
                • 23.10.2025
                • 7

                #8
                Guten Morgen allerseits!
                Die Neugier hat mich gerade getrieben, an den Computer zu gehen, obwohl ich im Moment wenig Zeit habe.
                Ich danke euch erstmal für eure Rückmeldungen und melde mich wieder!

                Liebe Grüße und ein schönes Wochenende,

                Carla

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                • Svet_Lin
                  Erfahrener Benutzer
                  • 03.04.2020
                  • 284

                  #9
                  Hallo Carla und alle anderen natürlich auch,

                  für mich ist es die Mischung aus Geschichte, Erdkunde, Sozialkunde, die das Hobby (oder ist es mehr eine Berufung - sonst kümmert sich ja niemand darum) so faszinierend machen. Als ich Anfang der 80er mit dem Ahnennachweis meiner Großmutter angefangen habe (da war ich 16 oder 17 Jahre alt) hatte ich von Genealogie keine Ahnung und es war mehr ein Sammelsurium an Notizzetteln, von denen ich sogar heute noch ein paar haben dürfte. Mittlerweile habe ich die Linberg'sche Familienchronik in drei Bänden vorliegen, darunter einen Band mit der Familie meiner Frau, von der innerhalb der Familie so gut wie gar nichts bekannt war. Das schöne daran ist aber auch, dass man (theoretisch) niemalsnie fertig damit wird; jede Generation hat schließlich eine Elterngeneration. Und besonders interessant wird es dann, wenn man über das Sammeln der "nackten Zahlen", also Geburts-, Heirats- und Sterbedaten, hinaus noch tiefer in das Leben der Vorfahren eintauchen kann. So habe ich auch von meinen beiden Großvätern, meinem Schwiegervater und dessen zwei Brüdern und weiteren Personen die Lebensläufe - so gut es eben geht - rekonstruiert. Ein wirklich faszinierendes, breitgefächertes Hobby - oder doch eher Berufung - siehe oben
                  Hawadehre
                  Svetlana

                  Kommentar

                  • Ysabell
                    Erfahrener Benutzer
                    • 23.09.2008
                    • 319

                    #10
                    Ich habe mich schon immer ganz allgemein für Geschichte interessiert. Und die Ahnenforschung lässt für mich Geschichte sehr lebendig werden. Es sind nicht irgendwelche Menschen, die Kriege, Seuchen, Vertreibung. Hungersnöte erlebt haben, es sind meine Vorfahren, die all das überstanden haben und nur deswegen bin ich heute hier. Weil vor , 200, 300, 500 Jahren jemand all das überlebt hat. Wäre nur bei einem die Linie unterbrochen worden, wäre ich heute nicht hier.
                    Auch Ortsgeschichte finde ich total spannend.

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