Seltsame Todesursachen und "interessante" Sterbefälle

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  • Ralf-I-vonderMark
    antwortet
    Hallo zusammen,

    eine früher sehr gefährliche und manchmal auch tödlich endende Unsitte war es, dass Fahrradfahrer sich an Lastkraftwagen festhielten und mitziehen ließen.

    Dazu zwei dramatische Beispiele mit grauslichen Todesfällen aus den Jahren 1930 und 1932 (in 2 Versionen):

    Essener Allgemeine Zeitung vom 26.9.1930:
    Durch Leichtsinn zu Tode gekommen
    Ein folgenschwerer Unglücksfall ereignete sich heute morgen gegen 8.30 Uhr an der Ecke Bottroper und Bamlerstraße. Die 15jährige Erika Schwagereit aus Borbeck, die auf einem Fahrrad saß, hatte sich der Bequemlichkeit halber an den Motorwagen eines Lastkraftwagens mit Anhänger gehängt. An der genannten Ecke kam sie durch irgendeinen Umstand dem Anhänger zu nahe und wurde von diesem überfahren. Der Unglücklichen wurde der Kopf förmlich vom Rumpfe getrennt, so daß der Tod auf der Stelle eintrat. Nach Aussagen von Augenzeugen soll den Fahrer keine Schuld treffen. Trotz der schon häufig durch diese Unsitte erfolgten Unglücksfälle kann man es immer noch täglich beobachten, wie Radfahrer sich an Lastkraftwagen hängen und sich leichtsinnig der Gefahr aussetzen.“
    vgl. https://zeitpunkt.nrw/ulbbn/periodic...Schwagereit%22

    General-Anzeiger für Dortmund und das gesamte Rheinisch-Westfälische Industriegebiert vom 4.7.1932:
    Todessturz auf dem Wochenend=Ausflug
    Marl, 3. Juli.
    Im Ortsteil Sinsen fuhr Samstag ein Trekker=Lastzug, der Schienen geladen hatte. An den Anhänger hatte sich ein Paar aus Mülheim Ruhr, das mit seinen Rädern auf dem Wochenendausflug zum Stausee begriffen war, die 18jährige Haustochter Grete Breuer und der 21jährige Schlosser Heinrich Küper angehängt, und zwar das junge Mädchen in der Mitte des Wagens zwischen dem rechten Vorder= und Hinterrad und der junge Mann am Ende des Wagens. Durch irgend einen Umstand verlor die Radfahrerin die Gewalt über ihr Rad, stieß gegen den Anhänger, kam zu Fall und stürzte unter das Hinterrad des schweren Wagens, das ihr über Brust und Hals ging. Das Mädchen war auf der Stelle tot.“
    vgl. https://zeitpunkt.nrw/ulbms/periodic...0K%C3%BCper%22

    Westfälischer Kurier vom 6.7.1932:
    „Haltern, 5. Juli. Liebespaar hängt sich an ein Auto.
    Der 21jährige Schlosser Heinrich Küper seine Freundin, Grete Breuer, befanden sich auf Fahrrädern auf einer Wochenendfahrt von Mülheim=Ruhr zum Stausee nach Haltern. Unterwegs hängten sich beide an einen schweren Lastwagen, der auf der Fahrt nach Rheine begriffen war. Auf der Provinzial=Kunststraße Recklinghausen—Münster wurde das Mädchen plötzlich unsicher, stürzte und kam unter den mit Schienen beladenen Anhänger zu liegen. Die Räder gingen über die Grete B. hinweg und fuhren über Brust und Hals. Das Mädchen wurde gräßlich verstümmelt und der ganze Oberkörper zerquetscht. Der Tod trat natürlich sofort ein.— Allen eine Warnung!“
    vgl. https://zeitpunkt.nrw/ulbms/periodic...0K%C3%BCper%22

    Damals hatten die Fahrräder keine Gangschaltung und das E-Bike war noch nicht erfunden, wodurch sicherlich die Risikobereitschaft zum Zweck des schnelleren und bequemeren Vorankommens erhöht wurde und wohl auch dem Trend der Zeit entsprach.

    Viele Grüße
    Ralf

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  • Ralf-I-vonderMark
    antwortet
    Hallo zusammen,

    bis in die 1930-er Jahre war der Besitz und die Nutzung von Flobert-Waffen unproblematisch möglich und führte zu relativ vielen schrecklichen Missgeschicken mit Todesfällen, von denen ich beispielhaft diese 3 Tragödien vorstellen möchte.

    Velberter Zeitung vom 20.09.1924:
    „Vosenheim (Hunsrück). 18. Sept. [Beim Scheibenschießen erschossen]. In einem Garten vergnügten zwei Brüder sich mit Scheibenschießen. Als der eine sich bückte, um eine zur Erde gefallene Kugel aufzuheben, ging ihm der Flobert los. Die Kugel traf ihn mitten ins Herz, so daß er sofort tot niedersank.“
    vgl. https://zeitpunkt.nrw/ulbbn/periodical/zoom/1478018?query=%22Flobert%20Kugel%22~7

    Schwerter Zeitung vom 29.12.1927:
    „Ein trauriges Weihnachtsfest. Koblenz, 28. Dez. In einer hiesigen Familie spielten die Kinder am ersten Weihnachtstage mit einem Flobert, als plötzlich ein Schuß losging. Die Kugel drang der 19jährigen Tochter durch die Augenhöhle ins Gehirn. Das Mädchen sank lautlos nieder und war sofort tot.“
    vgl. https://zeitpunkt.nrw/ulbms/periodical/zoom/76250?query=%22Flobert%20Kugel%22~7

    Stadtanzeiger für Castrop-Rauxel und Umgebung vom 8.12.1938:
    „Amern. Durch Unverantwortlichkeit des Vaters kam im benachbarten Born ein 13jähriger Junge ums Leben. Als der Vater in der Wohnstube mit dem Laden einer Flobertbüchse beschäftigt war, löste sich plötzlich ein Schuß. Die Kugel traf den Sohn in den Kopf. Der bedauernswerte Junge erlag auf dem Wege zum Krankenhaus der erlittenen Verletzung. Bei dem Getöteten handelt es sich um den ältesten Sohn einer siebenköpfigen Familie.“
    vgl. https://zeitpunkt.nrw/ulbms/periodical/zoom/6831079?query=%22Schu%C3%9F%20Sohn%20Kugel%22~7

    Für Interessierte ist diese Info zu Flobert-Waffen: vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Flobert-Waffen

    Viele Grüße
    Ralf

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  • LuxFluens
    antwortet
    Hallo zusammen,

    in der Familie meines 4x Urgroßvaters Johann Gottlob Karl Sickert haben sich gleich mehrere unglückliche Tode ereignet:

    Johann Gottlob Karl Sickert, + 09/06/1841 in Gröba/Riesa: Selbstmord durch Erhängen an einem Balken in der Scheune, Alter 40 J, 2 M, 15 T

    Friedrich Wilhelm Sickert, + 16/06/1839 in Gröba/Riesa (Sohn von obigem): fand seinen Tod im Bache unweit des Elternhauses, vermutlich hat er sich baden oder fischen wollen. Am Ufer lagen seine Kleider und auf demselben sein Butterbrot, Alter 10 J, 9 M, 13 T

    Johann Karl Gottlob Sickert, + 22/07/1854 Nähe Rittergut Gröba (ebenfalls Sohn von obigem): ertrank gegen Abend beim Baden in der Nähe des Rittergutes Gröba, in der Elbe im Beisein mehrerer Anderer. Ob und wo sein Leichnam angeschwommen sei, das hat man nicht erfahren, Alter 27 J, 11 M, 13 T
    Zuletzt geändert von LuxFluens; 15.09.2024, 16:32.

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  • Gastonian
    antwortet
    Hallo allerseits:

    Mein Vorfahre, zu eifrig beim Pflügen um aufs Wetter zu achten:

    "Den 12 Julij [1691] [wurde] Hannß Metzlern, Jungherrn, so vom Donerstrahle im Cönnerischen Felde als er sein Acker gepflüget d. 9. Julij abends gegen 7 Uhr erschlagen worden ... begraben aetat 44"

    Landeskirchenarchiv Magdeburg: Gerbstedt, Kirchenbuch 1623-1716, Beerdigungen S. 114, Nr. 11; https://www.archion.de/p/8c2ea5322c/

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  • Sbriglione
    antwortet
    Ein Sterbeeintrag aus dem im nördlichen Harzvorland gelegenen Dorf Warnstedt aus dem Jahr 1739:

    "den 19ten Juni verunglückte Magdalena Bergmanns, die ihrer kindischen Weise nach bey eine geladene Flinte gekommen war, die aber zu ihrem Unglück los gangen und ihr den Bregen aus dem Kopfe geschoßen hatte. Sie lebte zwar noch etliche Stunden, gab aber endlich nach außgestandener großer Qual ihren Geist auf. Sie wurde am 21ten ejusd. nach eingeholter Schaltungs-Order vom Consistorio, des Abends spät in der Stille begraben, alt fast 66 Jahr".

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  • wicki49
    antwortet
    Duplikate der Kirchen Matrikel von Grottkau katholisch und evangelisch 1848-1858

    Adolph Seidel, Kupferschmied, Sohn des Kupferschmied Seidel in Glaz, war erfroren auf der Koppitzer Straße gefunden, zwar ins Leben zurückgebracht worden, starb aber im hies. Krankenhaus den 8. Februar fr. 8 Uhr, 23 Jahre 10 Monate alt (1849)

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  • Ralf-I-vonderMark
    antwortet
    Hallo zusammen,

    auch Spielen kann unerwartet tödlich enden!

    Dortmunder Zeitung vom 1.1.1903:
    „Langendreer. 31. Dezember. Unglücksfall. In tiefe Trauer wurde die Familie des auf Zeche "Siebenplaneten" beschäftigten Maschinenwärters Fritz Gottmann versetzt. Der achtjährige Sohn desselben schaukelte sich mit einem anderen Knaben auf einem Tore; der Pfeiler, an welchem das Tor befestigt war, stürzte plötzlich um und begrub den Gottmann unter sich. Der Knabe trug einen Schädelbruch davon und war sofort tot.
    vgl. https://zeitpunkt.nrw/ulbms/periodic...%22Gottmann%22

    Viele Grüße
    Ralf

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  • Friedrich
    antwortet
    Gleich der Eintrag hinterher, zwar kein besonderer Todesfall, aber eine Vorgeschichte, die auch hätte tragisch enden können:

    Otto Alschen zu Hannighausen, von dessen leben sehr mercklich, das er Anno 1640 am 18 Maji, auff dem Felde zu Hannigh. vom Donner getroffen Vnd zwar im Rücken bey der Rechten schulter. An seinem wambs hatt man nicht mehr gesehen, den ein klein löchlein als mitt einer Pfriemen durchbohret, welches Vnter dem Kleide sich weiter auffgethan, also das die wunde an der Haut Vnd Fleisch eines Rthl groß gewesen, ist aber wieder geheilet vnd hatt bis auff diese Zeit gelebet, ward plötzlich krank Vnd starb seines alters 72 Jahr

    Friedrich

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  • Friedrich
    antwortet
    Moin zusammen,

    1662 im Kirchenbuch Rastede/Friesland (1626-1698, bei Archion unter Bild 381) zu finden:

    Henrich Stratemann, aus Stratemanns Haus burtig der im Vareler Wede gewohnet Vnd von Oldenburg in der Durchreise nach Varel Vnterwegens sich verkaltet deswegen sich zu erwermen in Hermanns haus auff dem Sudende eingekehret, weilen er aber schwer gebrochen, und solcher schaden durch die Kälte Verwarloset in einer ohnmacht todt geblieben Alt 76 Jahr

    Friedrich

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  • Ralf-I-vonderMark
    antwortet
    Hallo zusammen,

    Autofahren war schon immer gefährlich; aber dieser spektakuläre tödliche Unfall dürfte mit einem modernen Auto unmöglich sein (Stichwort: Faradayscher Käfig).

    Dortmunder Tageblatt vom 19.2.1902:
    Budapest, 22. Juli. Der preußische Ingenieur Robert Hilbert unternahm heute mit seinem Kollegen Adolf Ruschwitz eine Automobilfahrt. Während der Fahrt wurden sie von einem heftigen Gewitter überrascht; der Blitz schlug in das Automobil, dessen Benzinreservoir im nächsten Moment explodierte. Ruschwitz wurde auf der Stelle getötet. Hilbert erlitt lebensgefährliche Verletzungen
    vgl. https://zeitpunkt.nrw/ulbms/periodic...22Ruschwitz%22

    Viele Grüße
    Ralf

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  • alex1412
    antwortet
    Hallo,

    habe gestern den Sterbeeintrag einer 6x-Urgroßtante aus dem Jahr 1831 gefunden:

    "Kam in das hiesige Landgericht Losensteinleiten eines Verbrechens in Untersuchung und hat sich während der Zeit der Untersuchung im Arreste mit Beyhilfe ihres Halstuches aufgehenkt"

    Auch wenn der Fall wohl nicht den Grad der Kuriosität mancher der hier geschilderten Todesfälle erreicht, macht er mich doch betroffen und lässt mich darüber sinnieren, was die genaueren Umstände waren, die eine junge Frau dazu bewegten, ihrem Leben ein Ende zu setzen.

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  • Sandby
    antwortet
    Hallo,

    Hier vermutete man ebenfalls einen Selbstmord, weshalb man sich offenbar Komplikationen beim Begräbnis ersparen wollte.

    (Ortschronik von Lengfurt (Ufr.), Kapitel "Bemerkenswertes aus den Matrikelbüchern der Pfarrei")

    "... So finden wir in den Sterbematrikeln des Jahres 1625 folgenden Eintrag: ,,Nicolaus Hoffmann ist in dem Main ertruncken, wie er ist dahin kommen weißs Niemandt. Den 2. August ist er funden, undt aufs Land bracht worden. Den 5. August ist er in ein Faß eingebackt undt uff dem Wasser fort geschickt worden ... miratur parochus (Anm.: der Pfarrer wundert sich)."

    Schöne Grüsse
    Sandby

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  • jebaer
    antwortet
    Liebe Freunde des Schaurigen,
    hier ein besonders tragischer Todesfall unter meinen Altvorderen:

    Der Egelsbacher Ortsbürger und Tagelöhner Konrad Herth wurde seit dem 23. Mai 1868 vermisst, "und am siebenundzwanzigsten Juni desselben Jahres sein Leichnam, fast nur noch Skelett, im Walde, in der Nähe von Wolfsgarten, an einem Baume hängend, aufgefunden. Der Unterkörper hatte sich durch die Länge der Zeit in Folge der eingesetzten Verwesung am Oberkörper gelöst und lag am Boden. Der Unglückliche hatte wahrscheinlich durch Selbstmord sein Leben geendet, und die Selbstentleibung mag schon am Tage seines Verschwindens, alß am dreiundzwanzigsten Mai, statt gefunden haben. Die Seinigen haben seine Überreste auf hiesigem Friedhofe bestattet am achtundzwanzigaten Juni."

    1868-05-23 - Konrad Herth - Tod.pdf

    Sein Frau starb 8 Tage nach der Beisetzung an Auszehrung.
    Im September des Jahres brachte seine Tochter einen gesunden Jungen zur Welt, war da aber schon oder noch zu schwach, um den ihr anverlobten Vater des Kindes zu heiraten, und starb auch im Jahr darauf.
    Der Knabe aber hat überlebt und wurde von seinem Vater großgezogen.


    LG Jens
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    Zuletzt geändert von jebaer; 30.06.2024, 18:07.

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  • MaBl
    antwortet
    Hallöchen in die Runde,

    heute mal ein Eintrag eines direkten Vorfahren von mir. Es handelt sich um eine Geburt aus dem Kirchenbuch Effelder in Thüringen aus dem Jahr 1661. Der Vater hieß Jörg (Georg) Luthardt und war Hofbauer in Rabenäußig. Das Kind wurde mit 12 Fingern, 12 Zehen und ohne Nase geboren. Wer Lust hat kann den Eintrag ja mal ins reine schreiben. Ich tue mich damit etwas schwer, da die Schrift der Rückseite etwas durchscheint.

    Liebe Grüße Manuel
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  • clarissa1874
    antwortet
    "d. 7 Octbr Wurde der Wohlgebohrne Herr Johann Gottlieb von DREWNIK wohlbestallter Lieutenant bey dem Hochlöb. Skorzewskischen Dragoner Regiment ... [?] Arendator des Gremboc. Hofes, welcher den 4 Octbr früh um 8 Uhr auf seinem Gute Lisewo nahe bey Golub, von einem verruchten Bösewicht, der bey ihm dieses Jahr biß Michaelis als Knecht in Diensten gestanden mit zweien Pistolen-Schüssen jo jämmerlich verwunden worden, daß er um 4 Uhr Nachmittags sein Leben geendiget, allhier in der Gremboc. Kirche in einem Grabe welches von der Kanzel dicht an der Schwelle und den Frauenbänken, gerade unter dem Taufschein biß an die Mitte der Schwelle reichet, unter dem Geläute, Singen und Spielen auf der Orgel Standes=mäßig beiygesetzet."
    Quelle:
    Evangelische Bestattungen 1696-1777 Gremboczyn, Kreis Thorn, Westpreußen, S. 332, Nr. 23

    + 07.10.1769

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