Seltsame Todesursachen und "interessante" Sterbefälle

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  • Sbriglione
    antwortet
    Ein Sterbeeintrag aus Groß Dedeleben (Fürstentum Halberstadt) aus dem Jahre 1678:

    "den 3 Novermbr. ist Ilsabeth Horsts Kind in Unehren und ehebruch mit ihrer Schwester Man Peter Haßel gezeuget in der still ohne glockenklang undt schülergesang hinter der kirche nebst der mauer an Martin seits gantz begraben worden weliches Kindt zwar lebendig auf die welt kommen, doch aber auf Zureden Peter Haßels alß des Vaters von der Schwiegermutter ermordet und der Halß umbgedrehet auch daß genick eingestoßen und darauf von dessen Großmutter alß Dorothea Marthen Volleidts im Hause gar ermordet worden, welche Mutter undt tochter gefanglich eingezogen und nach dem Helmstätischen Urtheil und Recht hinter Schlanstedt im Teiche bey einer Mühle verseufet wurden geschehen den 22 November dieses Jahres, Peter Haßel als Vater ist nach verlaufen 2 Jahre, wird gnad erfahren, daß er auf frey fuß gestellt und sein Hauß und Hof wieder gewert auch nach gethaner Kirch buß wieder zur Heil. Aldtag (?) zugelaßen worden".

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  • Sbriglione
    antwortet
    Zitat von Bienenkönigin Beitrag anzeigen

    Kannst du dir einen Reim darauf machen?
    Klar: mit dem "Brandmeister" ist der Teufel gemeint, der nach dem damaligen Glauben die sündigen Seelen im Fegefeuer reinigt. Da kaum jemand ohne Sünde ist, kommen zwangsläufig nahezu alle Seelen zumindest auf eine gewisse Zeit ins Fegefeuer. Der Verunglückte hat durch die Art seines Todes einen Teil des Fegefeuers sozusagen zu Lebzeiten vorweg genommen, was ihm eine Reduzierung der entsprechenden Zeit im Jenseits sichern sollte - gleich den christlichen Märtyrern, die teils ebenfalls zu Lebzeiten im Feuer gelandet sind.

    Grüße!

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  • Bienenkönigin
    antwortet
    Sehr schlimm!
    Aber was bedeutet das hier:
    Zitat von Sbriglione Beitrag anzeigen
    ...und die Märterer Curore (die er mit seines Glaubens und Leidens Kampfe erstritten) ihm von des Brandmeisters Zorn abgesetzt worden.
    Kannst du dir einen Reim darauf machen?

    VG
    Bienenkönigin

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  • Sbriglione
    antwortet
    Ein Sterbeeintrag aus Klein Dedeleben (Fürstentum Halberstadt) aus dem Jahre 1695:

    "Pasche Voigten, Schafmeistern auf dem Adelichen Hofe fiel sein Sohn Hennig den 25. May Vormittags ümb 9 Uhr, da er dem Hrn. von Hünecken zu Dienste mit brauen helffen, unversehens rückwerts ub eube Wanne voller heißer Wertke, und verbrandte sich vom Haupte biß auf die Beine (die noch unbeschädigt geblieben) am gantzen Leibe dergestalt, daß, da man ihm die Kleider abgezogen, seine Haut zugleich mit abgezogen wurde und wurde also lebendig gleichsahm geschunden; Welcher Brand, wie ein jeder leichtlich erachten kan, ihm unsägliche Pein und unbeschreibliche Schmerzen verursachte; Welches elende Spectackel keiner ohne großer Hertzens Bewegung und Thränen vergießen ansehen noch anhören können. In welcher Angst und Marter er bey die 34 Stunden zugebracht, biß endlich sein sehr frisches und bluthjunges Hertz darüber zerbrochen, und er den 26 ten May abends zwischen 5 und 6 Uhr jämmerlich doch seeliglich seinen Geist daran aufgeben müßen, und die Märterer Curore (die er mit seines Glaubens und Leidens Kampfe erstritten) ihm von des Brandmeisters Zorn abgesetzt worden. Seines Alters 28 Jahr. Gott verhüte doch ferner in allen Gnaden hier und anderswo dergleichen klägliche Casus, und behüte eine jede Mutter-Seele vor solchem erbämlichen Ende ümb Christi Jesu Willen!"

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  • nav
    antwortet
    Kein besonders seltsamer Todesfall, aber ein sehr ausführlicher und interessanter Randvermerk in der standesamtlichen Sterbeurkunde, der einen kleinen Einblick in das Geschehen gibt.

    Standesamt Haldern Nr. 71/1875:

    Zitat von Jan Düffels
    Der Anzeigende Jan Düffels erklärte, auf Befragen über die Todesursache Folgendes: Gestern Abend gegen 7 Uhr kam ich die Chausee von Empel nach Rees herunter. Der Tagelöhner Heinr. Booms fuhr mit einer mit Säcken beladenen Karre vor mich her, und hatte sich auf die Karre gesetzt.
    In der Nähe des Johann Kroesschen Hauses zu Groin sah ich auf ein mal, daß der g. Boom von der Karre herunterstürzte. Nach meinem Dafürhalten hat ihn das Rad der Karre gefaßt, und ist ihm dasselbe über die Brust gegangen, indem das Pferd in Bewegung blieb.
    Als ich an den g. Booms herankam (ich war etwa 30 Schrite hinter der Karre) war der Booms sicher todt.
    Ein Weiteres kann ich über die Todesursache nicht angeben. Ich ging nun sofort in das Kroessche Haus und machte den Vorfall bekannt, und darauf ging ich nach Rees um die Anzeige zu machen. Als ich mich nun wieder nach der Unglücksstätte begeben wollte, begegnete mich vor dem Thor von Rees eine Karre auf der die Leiche geladen, und wurde diese in das Leichenhaus auf den katholischen Kirchhof gebracht.
    Ein weiteres weiß ich zur Sache nicht.
    Der Verstorbene wohnte in Rees, Groin gehörte allerdings zum Standesamtsbezirk Haldern. Im Vordruck ist ein Sterbeort nicht angegeben, nur hier im Randvermerk.

    Nico

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  • LisiS
    antwortet
    Guten Abend!

    Ein Schelm wer böses dabei denkt...



    26.06. Vormittag um 10 Uhr 1807
    Muggendorf 7

    Maria Seidlin Bäuerin
    79 Jahre
    Todesursache: Von ihrem Mann unvorsichtiger Weise erschossen worden

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  • nav
    antwortet
    Zitat von Niederrheiner94 Beitrag anzeigen
    Vielleicht habe ich es überlesen, aber ich konnte nicht erkennen, wie lange die Verstorbene schon verschwunden oder verstorben war.
    Anzeige beim Standesamt sowie Fundtag war am 19.10.1900, die Verstorbene trug ein Zugticket vom 17.10.1900 bei sich, war also maximal seit zwei Tagen verstorben.

    Zitat von Niederrheiner94 Beitrag anzeigen
    Ist das vielleicht mit dem Ausdruck "verwachsen" gemeint? Oder einfach nur ausgewachsen? In jedem Fall dennoch sehr ungewöhnlich.
    Zitat von Bienenkönigin Beitrag anzeigen
    Ich denke verwachsen bezieht sich hier sicherlich auf verkrümmt, verkrüppelt, mit seltsamen Proportionen; ein etwas altertümliches Wort, bei dem man gleich an den Glöckner von Notre Dame denkt...
    Alternative: "von Pflanzen bedeckt". Vielleicht hat die Verstorbene auf ihrer Reise durch Wasser einiges an Grünzeug mitgenommen. Aber ob das bloße Vorhandensein von Pflanzen den Begriff verwachsen rechtfertigt?

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  • Bienenkönigin
    antwortet
    Zitat von Niederrheiner94 Beitrag anzeigen
    Ist das vielleicht mit dem Ausdruck "verwachsen" gemeint? Oder einfach nur ausgewachsen? In jedem Fall dennoch sehr ungewöhnlich.
    Ich denke verwachsen bezieht sich hier sicherlich auf verkrümmt, verkrüppelt, mit seltsamen Proportionen; ein etwas altertümliches Wort, bei dem man gleich an den Glöckner von Notre Dame denkt...

    VG
    Bienenkönigin

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  • sternap
    antwortet
    vom wasser aufgeschwemmte, eventuell hochgekommene leichen, können allein aufgrund des vergrößerten aussehens schwer identifiziert werden, von den sonstigen veränderungen abgesehen.
    das gesicht wird außerdem zuerst verschwunden sein.

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  • Niederrheiner94
    antwortet
    Zitat von NVMini1009 Beitrag anzeigen
    Tatsächlich war die Verstorbene also 57 Jahre alt statt der geschätzten 30-35 Jahre. Da fragt man sich, wieso hat man sich da so verschätzt? Die restliche Beschreibung der Leiche gibt ja nun keinen Anlass zu der Annahme, Johanna hätte sich einfach gut gehalten. Hat man vielleicht den durch äußere Umstände entstandenen Schaden an der Leiche etwas zu groß eingeschätzt?

    Guten Abend!


    Stark variierende Schätzungen kenne ich nur von Wasserleichen, die hier in Voerde sehr oft angeschwemmt wurden. Da wurde sich auch schon mal um zehn Jahre verschätzt, wenn die Leiche überhaupt identifiziert werden konnte. Manchmal konnte nicht einmal mehr das Geschlecht bestimmt werden. Vielleicht habe ich es überlesen, aber ich konnte nicht erkennen, wie lange die Verstorbene schon verschwunden oder verstorben war. Ist das vielleicht mit dem Ausdruck "verwachsen" gemeint? Oder einfach nur ausgewachsen? In jedem Fall dennoch sehr ungewöhnlich.


    Gruß
    Fabian

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  • nav
    antwortet
    Kein besonders außergewöhnlicher Sterbefall, aber ein Detail ist mir schon aufgefallen. Ansonsten ist der Eintrag sicher auch wegen seiner Detailliertheit interessant zu lesen.

    Am 19. Oktober 1900 wird dem Standesamt zu Bocholt angezeigt...

    ...daß in der Aa vor dem Mühlenwehr der Königsmühle die Leiche einer vielleicht 30-35 Jahre alten Frauensperson am heutigen Tage Nachmittags gegen vier ein halb Uhr aufgefunden worden ist. Dieselbe ist bekleidet mit schwarzem Wollkleide, schwarzer Taille, rothgestreiftem Unterrock, grauen Strümpfen und Zugstiefeln. In der Kleidertasche befand sich ein schwarzes Bügelportemonaie mit 1,21 Mark Inhalt, eine Fahrkarte vierter Klasse von Blumenkamp nach Hamminkeln vom 17. Oktober 1900 Nro 3244 sowie ein Stuben- oder Hausschlüssel. Der Körper der Leiche ist vollständig verwachsen, die Beine sind krumm, das Gesicht ist rund, die Zähne sind braun und lückenhaft, vorn weit auseinanderstehend. Haar und Augenbraunen sind dunkelblond. Da weder Buchstaben eines Namens in der Wäsche vorhanden, noch keinerlei Papiere bei der Leiche vorgefunden wurden, so konnte dieselbe bis jetzt noch nicht recognoscirt werden. Die Größe der Leiche beträgt 1,40 Meter.
    In einem Nachtrag vom 5. März 1901 heißt es dann:

    Vorbezeichnete am 17. Oktober 1901 in der Aa aufgefundene Leiche ist durch den Ackerer Hermann Hansen zu Hamminkeln als die seiner Tante, der unverehelichten Näherin Johanna Hansen, katholischer Religion, geboren am 16. Mai 1843 zu Hamminkeln, Tochter des verstorbenen Tagelöhners Wilhelm Hansen und der verstorbenen Wilhelmine Witzens rekognoszirt worden.
    Tatsächlich war die Verstorbene also 57 Jahre alt statt der geschätzten 30-35 Jahre. Da fragt man sich, wieso hat man sich da so verschätzt? Die restliche Beschreibung der Leiche gibt ja nun keinen Anlass zu der Annahme, Johanna hätte sich einfach gut gehalten. Hat man vielleicht den durch äußere Umstände entstandenen Schaden an der Leiche etwas zu groß eingeschätzt?

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  • LisiS
    antwortet
    Schönen Sonntag!

    Hab grad beim Stöbern in einem Sterbebuch einen interessanten Eintrag gefunden, wo eine Rosina Kattpaur am 07.05.1715 während sie am Sonntag statt dem Gottesdienst allein das Haus gehütet hat umgebracht wurde. Räuberisches Gesindel hat das ganze Haus geplündert und ihr die Hand 2 mal gebrochen, ihr 2 Finger fast abgeschnitten und ihr die Hände am Rücken gefesselt und mit 11 Wunden liegen gelassen. Wie die Hausleute nach Hause gekommen sind hat sie noch ein wenig gelebt bevor sie gestorben ist. Die größten Stiche waren wohl am Kopf. 2 Mörder sind gefasst und nach Steyr ins Schloss gebracht worden.

    Die ganze Geschichte ist hier über eine ganze Seite nachzulesen.

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  • Andrea1984
    antwortet
    Etwas seltsam, weil ich, bis dato, nur natürliche Todesfälle gehabt habe z.b. Altersschwäche, Typhus etc.

    Doch gerade ist was aufgefallen: Ein Bruder eines Vorfahren von mir ist ca. 1731 geboren und 1745 im Offensee ertrunken, im Alter von 14 Jahren.

    Was mag da wohl passiert sein ? Ein Unfall ?
    Vielleicht hilft der Sterbeeintrag weiter. Ich habe den Kommentar zu dem Unfall im Sterberegister gefunden.

    Ratlose Grüße

    Andrea

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  • fps
    antwortet
    Unbekannte Verstorbene gab es früher wohl häufiger...

    Aus dem KB Mehlkehmen/Ostpreußen 1754:

    Adoms, dessen Zunahme sein Wirth Druggys aus Szwentiszken nicht anzugeben weiß, ist den 22ten Febr. von einem Baum im Wald erschlagen worden.

    Auf derselben Seite ein entsprechender Eintrag, da wurde der Knecht Staszys, dessen Zunahme sein Wirth Jeddunatis nicht anzugeben weiß, ebenfalls von einem Baum erschlagen, sein Alter 60 Jahr.
    Zuletzt geändert von fps; 18.09.2022, 21:32. Grund: Ergänzung

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  • Brunoni
    antwortet
    Familientragödie

    KB Thurland

    Am 05.10.1950 wurde der Mechanikermeister Walter Röber, 38 Jahre, evangelisch, begraben.
    Bemerkung des Pfarrers: Selbstmord durch Erhängen
    Ebenfalls begraben wurden an diesem Tag Gerlinde Röber, 6 Jahre, evangelisch getauft,
    und Waltraud Röber, 3 Monate, ungetauft.
    Bemerkung des Pfarrers: vom Vater getötet, erschlagen.
    Am 12.10.1950 wurde Agnes Röber geb. Lang, 31 Jahre, katholisch, begraben.
    Bemerkung des Pfarrers: vom Ehemann durch Hammerschläge mit der Absicht des Tötens tödlich verwundet.
    Sie starb am 07.10. in Dessau-Alten im Krankenhaus.

    Viele Grüße
    Brunoni

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