Suche heutigen Architekt - Villen und Schlossbau 1914-1916

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  • georg friederici
    Erfahrener Benutzer
    • 04.06.2006
    • 358

    Suche heutigen Architekt - Villen und Schlossbau 1914-1916

    VORINFORMATION
    Es sind sehr viele Bauten der bekannten Berliner Architekten Ernst Paulus (* 1868, † 1935) und Olaf Lilloe (* 1872, † 1943) bekannt. Sie bauten viel in der Zeit vor dem I.WK, insgesamt von 1904 bis 1930. Sie bedienten die gehobenen Ansprüche des Kirchen-, Schloss-, Landhaus- und Villenbaus zu Anfang des 20.Jh´s. Eine lange Liste von Bauten finden wir im Internet, in Berlin etwa 10 große und bekannte Kirchen. Diese Bauten hatten - jede für sich - eine bestimmte Einmaligkeit, vieles auch eine Deutung.
    .......................
    ABSICHT
    Eine eigens aufgestellte Gegenüberstellung von der Berliner Villa Heydenreich (gebaut 1914-1916 von Paulus & Lilloe) mit dem Schloss Czerleino (gebaut 1914-1916, Architekt unbekannt) in der Provinz Posen, zeigt an beiden Gebäuden sehr auffällige Gemeinsamkeiten. Könnten wir auf Grund dieser Gemeinsamkeiten auf den Architekt schliessen ?
    .......................
    ANFRAGE
    Suche unter den Lesern einen heutigen Architekten, dem ich 2-3 Bilder zusenden könnte, der sich mit obiger Thematik etwas auskennt oder sogar beschäftigt hat. Die Frage die sich stellt ist, ob mein Ansatz, um den Architekten von Schloss Czerleino herauszufinden, etwas zu gewagt ist, oder in die richtige Richtung geht ?
    .................................................. ......
    Herzliche Grüsse aus Oldenburg
    Georg Friederici
    Gebkenweg 64-B
    26127 Oldenburg
    0441 – 35 04 78 49
    georg.friederici{ät}ewetel.net
    .................................................. ......
  • Kasstor
    Erfahrener Benutzer
    • 09.11.2009
    • 13440

    #2
    Hallo,

    ich weiß ja nicht, ob diese Bilder http://www.dioblina.eu/files/dioblin...wski-89151.JPG und: http://www.dioblina.eu/files/dioblin...wski-89149.JPG bzw.https://media.archinform.net/m/00110106.jpg die richtigen sind, wenn ja, vermag ich als Laie keine großen Ähnlichkeiten zu entdecken.

    Frdl. Grüße

    Thomas
    Zuletzt geändert von Kasstor; 23.11.2016, 12:45.
    FN Pein (Quickborn vor 1830), FN Hinsch (Poppenbüttel, Schenefeld), FN Holle (Hamburg, Lüchow?), FN Ludwig/Niesel (Frankenstein/Habelschwerdt) FN Tönnies (Meelva bei Karuse-Estland, später Hamburg), FN Lindloff (Altona, Lüneburg, Suderburg)

    Ceterum censeo progeniem hominum esse deminuendam

    Kommentar

    • Johannes v.W.
      Erfahrener Benutzer
      • 02.05.2008
      • 1150

      #3
      Hallo

      Das sind viele verschiedene Fragen in verschiedenen Fäden.
      Zitat von georg friederici Beitrag anzeigen
      ANFRAGE Suche unter den Lesern einen [...], der sich mit obiger Thematik etwas auskennt oder sogar beschäftigt hat.
      - Ich bin zwar kein Architekt, aber Kunsthistoriker und kenne mich im 20. Jh. recht gut aus, allerdings ohne den Schwerpunkt Berliner (Villen-)Architektur im Speziellen.
      - Gemeinsamkeiten außer einem allg. zeittypischen Stil zwischen den beiden Beispielen im Sinne einer gleichen Architekten-Handschrift erkenne ich leider nicht.
      - Im späten 19. und im frühen 20. Jh. gab es eine großes aufstrebendes Bürgertum, das seinen Wohlstand durch standesgemäße Bauten zum Ausdruck gebracht sehen wollte. Für diese Klienten stand eine ganze Heerschar von Architekten bereit. Die Stilformen reichten von kaiserzeitlich historistisch, mal mit zeitgenössischen Elementen, Judendstil etc. bis zur Frühmoderne. Das hing nicht nur vom Architekten, sondern wesentlich vom Auftraggeber und seinen Vorstellungen ab. Insofern spielten Architekten stilistisch oft auf vielen verschiedenen “Klaviaturen” (siehe z.B. die sehr typischen Bauten von Paul Schultze-Naumburg).

      Zitat von georg friederici Beitrag anzeigen
      Die Frage die sich stellt ist, ob mein Ansatz, um den Architekten von Schloss Czerleino herauszufinden, etwas zu gewagt ist, oder in die richtige Richtung geht ?
      - Nein, da wird kein Schuh daraus. Die Berliner Villa orientiert sich an z.B. holsteinischen Herrenhäusern des frühen 18. Jh. im Stil der französischen Régence. Die Backsteinbauweise kommt der Zeitmode zupaß, die dann v.a. in den 1920er Jahren stilprägend wurde. Insgesamt hat diese Berliner Villa trotz der neobarocken Sprache eine sehr klare Gliederung, die schon in Richtung Frühmoderne weist.

      - Man muss also, auch ohne Architektennamen, in Czerlejno beginnen. Allgemein erinnert es natürlich an die Villenarchitektur der Zeit.
      http://www.dioblina.eu/files/dioblin...wski-89151.JPG, http://www.dioblina.eu/files/dioblin...wski-89149.JPG
      Der Bau besteht aus einzelnen und recht offen zu Tage tretenden, verschiedenen stilistischen Elementen. Diese sind aber hier nicht wirklich gekonnt verbunden. Alles fällt achitektonisch etwas auseinander. Um es vorweg zu sagen: ein großes Architektenbüro war nicht am Werk.

      - Im Detail: Es handelt sich m.E. nicht um ein "Jagdschloß" (auch wenn man vielleicht von der runden Plattform auf dem Dach mindestens Tontauben schiessen wollte), sondern um ein typisches Herrenhaus, wie es sich ein wohlhabender (Ritter-)Gutsbesitzer erwartete und seiner Stellung als angemessen repräsentativ empfand. Das mag auch die Frage nach der Bauzeit mitten im 1. WK erklären, einen Verlust konnte und mochte man sich nicht vorstellen, selbst der Kronprinz baute im gleichen Zeitraum das riesige Schloß Cecilienhof in Potsdam. Aus heutiger Sicht fast absurd, damals wohl nicht.
      Der Corpus des Hauses zitiert sicher gewollt die Art der schlichten, aber formschönen preussischen Herrenhäuser aus der Epoche Friedrichs d. Gr., die geradezu als klassische “Herrenhaus-Architektur” emfpunden wurde. Dazu kommen halbrundes Windfang-Vestibül vorne als repräsentativer Eingang und Wintergarten-Veranda hinten: typische zeitgnössische Elemente, quasi Versatzstücke, um auch bei winterlicher Witterung Wohnkomfort zu bieten. Am auffälligsten sind natürlich die ungewöhnlichen Ecken mit den Türmchen. Stilistisch geht das entfernt auf den Darmstädter Jugendstil zurück und passt wenig zu dem sonstigen Neobarock. M.E. zitieren sie vage den Kopfbau der kaiserzeitlichen Residenz in Posen, v.a. mit den Sockeln aus Haustein. Man wollte sich scheinbar bewußt “hohenzollernsch” geben, was für Deutsche in Polen sehr üblich war. Und natürlich verleihen die symetrischen Türme dem Ganzen auch einen schloßähnlichen Charakter.
      Seltsam ist der Anbau (vielleicht später? eine Kapelle?), der unschön am Haupthaus anliegt: Dachfirst und Haupthaustraufe bedrängen sich, das Fenster dort ist angeschnitten. Hier ist die Architektursprache wieder etwas moderner, der Fries aus Fachwerk erinnert an Kronprinzens Cecilienhof (von Schultze-Naumburg, s.o.), das Holztürmchen ist vielleicht eine Reverenz an altpolnische Holzkirchen.

      - Ohne dezidierte Bauakten läßt sich hier kein Architekt festmachen, auch weil die einzelnen sichtbaren Wünsche des Bauherrn viel zu stark und prägnant sind. Wegen der räumlichen Nähe zur Stadt Posen, auch hinsichtlich der Bauausführung und -überwachung, halte ich einen Posener (Villen-)Architekten für wahrscheinlicher als einen Berliner. Soweit mein Eindruck.

      Viele Grüße
      Johannes v.W.
      Dergleichen [genealogische] Nachrichten gereichen nicht nur denen Interessenten selbst, sondern auch anderen kuriosen Personen zu einem an sich unschuldigen Vergnügen; ja, sie haben gar oft in dem gemeinen Leben und bei besonderen Gelegenheiten ihren vielfältigen Nutzen. Johann Jakob Moser, 1752

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