FN Waterloo

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  • Grapelli
    Erfahrener Benutzer
    • 12.04.2011
    • 2223

    FN Waterloo

    Familienname: Waterloo
    Zeit/Jahr der Nennung: 19./20. Jahrhundert
    Ort/Region der Nennung: Bayern/Böhmen, Bayerischer Wald/Böhmerwald


    Gefunden in: Josef Blau, Die Glasmacher im Böhmer- und Bayerwald. II. Band: Familienkunde. Kallmünz/Regensburg 1956, Seite 243:

    Waterloo
    Herr W. lebt in Waldmünchen. Sein Name rührt vom Urgroßvater her, der als Soldat 1815 an der Schlacht bei Waterloo teilgenommen und häufig von ihr erzählt hatte, so daß er den Namen als Spitznamen und sein Sohn diesen als Familienname erhielt. Der Großvater war Hafenmacher auf der Straßhütte, seine beiden Söhne, der Waterloosepp und der Waterloosimon erlernten das Gewerbe ihres Vaters. Die Mutter der beiden erzählte, daß der Großvater des Josef Leibl, als sie in Plöß bei Eisendorf mit Waterloo getraut wurde, dabei Zeuge war. Als der Besitzer der Neuhütte bei Waldmünchen diese verkaufen mußte, hatte ein W., der Geld von ihm zu fordern hatte, diese für das Guthaben übernommen und zu einem Gasthause ausgebaut, der andere Bruder hatte einen Kaufladen in Waldmünchen aufgetan, den er heute noch führt.


    Quellenangabe: Hauptlehrer Jos. Stadlbaur, Waldmünchen. - Josef Leibl, Furth im W.


    P. S.: So ungefähr muss man sich wohl auch die Namengebung im Mittelalter vorstellen ...!
    Zuletzt ge?ndert von Grapelli; 15.08.2014, 14:12.
    Herzliche Grße
    Grapelli
  • Karl Heinz Jochim
    Erfahrener Benutzer
    • 07.07.2009
    • 4803

    #2
    Hallo, Grapelli,
    wunderschöne Geschichte! Ja, so stelle ich mir in vielen Bereichen die Namenfestlegung im ausgehenden Mittelalter vor; Herkunfts-Namen, Berufs-Namen, Uz-Namen etc.
    Liebe Grüße
    Karl Heinz

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    • Laurin
      Moderator
      • 30.07.2007
      • 5644

      #3
      Zitat von Grapelli Beitrag anzeigen
      P. S.: So ungefähr muss man sich wohl auch die Namengebung im Mittelalter vorstellen ...!
      Hallo Grapelli,

      auch ich finde diese Geschichte schön - aber fast zu schön, um wahr zu sein.
      Der Zeitraum des für die hauptsächliche Herausbildung von Familiennamen maßgebenden Mittelalters von liegt etwa von 900 bis 1400.

      Bereits im 17. Jhdt. war die Namensgebung im deutschen Raum durch obrigkeitliche Festlegungen weitgehend abgeschlossen, sodaß seitdem überwiegend Verschleifungen durch Verhören / Verschreiben zu abgewandelten Familiennamen geführt haben. Mit dieser Praxis war aber auch zu Ende des 19. Jhdt. Schluß - das "Reichgesetz über die Beurkundung des Personenstandes ..." von 1875 legte die Führung der Geburtenbücher in die Hände des Staates. Und damit kamen statt bisher Kirchenbuchführern korrekte Beamte zum Zuge.
      Zu diesem Zeitpunkt bestehende Familiennamen - gleich wie deren Entstehungsgeschichte bisher war - wurden in ihrer Schreibweise "eingefroren" und durften nicht mehr ohne zwingenden Grund verändert werden.

      Nun zum FN Waterloo:
      Dieser kam und kommt heute noch in den NL und in Belgien vor als Herkunftsname zum gleichlautenden Ort:
      - http://www.meertens.knaw.nl/nfb/deta...rator=eq&taal=
      - http://www.familienaam.be/Waterloo
      Deshalb gehe ich bei dem von Dir aufgezeigten Fall eher von einem Zuzug eines Namensträgers Waterloo aus einem Gebiet holländischer / flämischer Sprache aus und weniger von der Umwandelung eines Nick- in einen Familiennamen.
      Zuletzt ge?ndert von Laurin; 15.08.2014, 13:08.
      Freundliche Grüße
      Laurin

      Kommentar

      • Grapelli
        Erfahrener Benutzer
        • 12.04.2011
        • 2223

        #4
        Hallo Gerhard,

        obwohl ich deine Zweifel für sehr ehrenwert halte, erscheint mir das Zeugnis doch glaubhaft. Josef Blau wurde 1872 geboren seine Gewährsleute in dieser Sache können noch wesentlich älter gewesen sein. Auch in meiner eigenen Familie habe ich mehrfach die Erfahrung gemacht, dass Erzählungen bis hin zu den Urgroßeltern sich durch eigene Forschungen belegen ließen.

        Deine Heuristik sprich m. E. auch nicht grundsätzlich gegen den Wahrheitsgehalt; zumal die erwähnte Glashütte offenbar doch in Böhmen liegt (Straßhütte, Pfarre Pleš, deutsch: Plöss oder Plöß). Allerdings ist Skepsis natürlich angebracht und eine Prüfung der Kirchenbücher könnte möglicherweise schnell Gewissheit bringen.
        Herzliche Grße
        Grapelli

        Kommentar

        • Laurin
          Moderator
          • 30.07.2007
          • 5644

          #5
          Zitat von Grapelli Beitrag anzeigen
          Deine Heuristik sprich m. E. auch nicht grundsätzlich gegen den Wahrheitsgehalt; zumal die erwähnte Glashütte offenbar doch in Böhmen liegt (Straßhütte, Pfarre Pleš, deutsch: Plöss oder Plöß). Allerdings ist Skepsis natürlich angebracht und eine Prüfung der Kirchenbücher könnte möglicherweise schnell Gewissheit bringen.
          Hallo Grapelli,

          dann warten wir mal ab, was die Kirchenbücher so aussagen ...

          Aus welchem Jahr stammt denn Deine Quelle?
          Sollte es aus Mitte bis Ende des 19. Jhdt. sein - dieser Zeitraum war ja fast die Blütezeit der frühen Onomastik und viele Philologen "stürzten" sich
          mit wahrer Begeisterung darauf.
          So können auch wahre Fehldeutungen entstanden sein mangels wissenschaftlicher Erkenntnisse (oder Selbstüberschätzung?).
          Auch meine Betrachtungsweise ist hier wohl als heuristisch zu sehen - ich bin eben auch von zwei Seiten an die Sache herangetreten.

          Nun noch einmal zum FN Waterloo im Bayerischen und Böhmerwald:

          Ich gehe anhand der (heutigen) Verbreitung nicht nur von einer einzigen Person aus, die den FN dorthin brachten.
          Die dichteste Verbreitung in D hat der FN Waterloo in der (nördl. Oberpfalz) und im NO von Oberfranken. Im niederrhrein. Gebiet ist er nicht verzeichnet.
          Bei Geneanet ist der FN Waterloo für das Jahr 1662 in München gelistet, also weit vor der Schlacht bei Waterloo.
          Der ähnl. geschriebene FN Waterloh ist dagegen nicht im NO Bayerns, sondern (selten) im Emsland und in Aachen vertreten.
          Sowohl der FN Waterloo als auch eine evtl. tschech. Abwandelung, beginnend mit V, sind heute gemäß Seznam příjmení nicht in Böhmen verzeichnet.

          Ergänzend zum Ort Waterloo in Belgien:
          Der Ortsname ist niederfränkischen Ursprungs und nimmt Bezug auf die wasserreiche sumpfige Gegend und eine alte Bezeichnung Lo(o) für Wald.
          Dazu aus Köbler, Mittelniederdt. WB:

          NB:
          Auch die Verbreitung des FN Waterloo in Nordfrankreich deutet auf eine Herkunft aus dem benachbarten Wallonien hin.
          Zuletzt ge?ndert von Laurin; 16.08.2014, 13:29.
          Freundliche Grüße
          Laurin

          Kommentar

          • AlbertAnton
            Erfahrener Benutzer
            • 12.10.2008
            • 208

            #6
            Hallo Gerhard,

            zur Verbreitung des Namens Waterloo am Niederrhein:

            Dort gibt es heute noch Familien mit den Namen "Watteler". Die Familie Watteler war Pächter des Kauweiler Hofes in der Nähe von Vettweiß, Kreis Düren. Der Name hat sich aus "Watloe" zu "Watteler" entwickelt. Der erste nachweisbare Namensträger dürfte um 1640 geboren sein. Möglicherweise stammt die Familie aus dem niederländischen Ort Wessem.

            Gruß Albert

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            • Laurin
              Moderator
              • 30.07.2007
              • 5644

              #7
              Zitat von AlbertAnton Beitrag anzeigen
              ... zur Verbreitung des Namens Waterloo am Niederrhein:
              Dort gibt es heute noch Familien mit den Namen "Watteler". Die Familie Watteler war Pächter des Kauweiler Hofes in der Nähe von Vettweiß, Kreis Düren.
              Der Name hat sich aus "Watloe" zu "Watteler" entwickelt. Der erste nachweisbare Namensträger dürfte um 1640 geboren sein.
              Hallo Albert,

              danke für Deine Informationen.

              Der FN Watloe dürfte aus ähnlichen mittelniederdt. Worten entstanden sein wie der ON Waterloo -
              ist aber für unsere Nachforschung im Bayr. / Böhmerwald nicht vordergründig relevant:
              • mnd. wat (1) ,"... seichter Ort im Wasser wo man waten kann, bei Ebbe trocken werdender Teil der Abflächung des Ufers bzw. des Meeresbodens"
              • mnd. lō (1), loe, loo, ... "kleines Waldstück, Gehölz, Busch, ..."
              Freundliche Grüße
              Laurin

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              • Grapelli
                Erfahrener Benutzer
                • 12.04.2011
                • 2223

                #8
                Zitat von Laurin Beitrag anzeigen
                Aus welchem Jahr stammt denn Deine Quelle?
                Hallo Gerhard,

                die Quellenangabe stammt aus dem Buch von Josef Blau, nicht von mir. Eine erste Sichtung der Bücher von Plöß zeigt die Geburt eines Anton Waterloo am 1. Juli 1861 - offenbar in Waldmünchen, nicht in Plöß. Vater war Johann Waterloo, Glasmacher aus Straßhütte, zur Zeit in Lenkenhütte (Buch 2, Seite 135). Die Hochzeit der Eltern habe ich bisher nicht gefunden.
                Zuletzt ge?ndert von Grapelli; 16.08.2014, 18:43.
                Herzliche Grße
                Grapelli

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                • Laurin
                  Moderator
                  • 30.07.2007
                  • 5644

                  #9
                  Zitat von Grapelli Beitrag anzeigen
                  Vater war Johann Waterloo, Glasmacher aus Straßhütte
                  ... und die Mutter Margaretha geb. Baier aus Wassersuppen.
                  Das nur mal so am Rande - hat mit unserem Waterloo wohl nichts am Hute.

                  Noch eine Idee zum FN Waterloo in NO-Bayern und Böhmen:
                  Zuzug aus dem Ort Wadersloh in Westfalen und später Herkunftsname verschliffen.
                  Dazu auch ein Auszug aus Rudolph, Ortslex.:
                  Angehängte Dateien
                  Zuletzt ge?ndert von Laurin; 16.08.2014, 19:41.
                  Freundliche Grüße
                  Laurin

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