Sudetendeutsche in der Armee der CSR

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  • Andreas Dick
    Erfahrener Benutzer
    • 30.04.2008
    • 247

    Sudetendeutsche in der Armee der CSR

    Hallo zusammen,

    mein Großvater war Sudetendeutscher und leistete seinen Grundwehrdienst in der CSR von 1930-1932.

    Was mich an dieser Stelle interessiert, sind die allgemeine Umstände wehrpflichtiger Deutscher in den Streitkräften im Zeitraum 1918-1938. Nach welchen Gesichtspunkten wurden sie eingeteilt? Kamen ethnische Deutsche nur in deutsche Einheiten oder in gemischte? Bekamen sie auch deutsche Offiere als Vorgesetzte? Waren überhaupt Deutsche als Offiziere eingesetzt oder wurde das eher vermieden? Wie war das mit der Sprache?

    Wer weiss etwas dazu bzw. wo könnte man etwas erfahren?

    Gruss
    Andreas
  • Joachim v. Roy
    • 01.04.2007
    • 787

    #2
    Deutsche in der Armee der CSR

    Hallo Andreas,

    hier kann ich lediglich über die Verhältnisse in der ehemals (vor 1918) preußischen Provinz Posen berichten. Die Verhältnisse in Böhmen mögen nach dem Ersten Weltkrieg vergleichbar gewesen sein.

    Auch in der ehemaligen Provinz Posen hatten Deutsche – als nunmehr polnische Staatsbürger - ihren Wehrdienst zu leisten. Die Kommandosprache war Polnisch. Rein deutsche Einheiten dürfte es nicht gegeben haben. Im übrigen konnten Deutsche in der polnischen Armee auch die Offizierslaufbahn einschlagen.

    So verteidigte z. B. der 55jährige polnische Konteradmiral Joseph v. Unruh (auch: v. Unrug), Sohn des Königlich preußischen Generalmajors Thaddeus
    v. Unruh und seiner Gemahlin Isidore geb. Gräfin v. Bünau, im September 1939 die Westerplatte (bei Danzig) tapfer gegen die deutsche Wehrmacht. Diese – von den Polen als peinlich empfundene - Tatsache wurde nach dem Zweiten Weltkrieg jahrzehntelang verschwiegen.


    Freundliche Grüße vom Rhein

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    • Andreas Dick
      Erfahrener Benutzer
      • 30.04.2008
      • 247

      #3
      Hallo Joachim,

      vielen Dank für die Antwort! Die Geschichte von Josepf von Unruh ist ja interessant, hatte aus Neugier gleich mal nach ihm gegoogelt!

      Hat vielleicht irgendwer weitere Informationen über die Sudetendeutschen, vielleicht einen Literaturtipp?

      Gruss
      Andreas

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      • horsthans
        Benutzer
        • 14.12.2007
        • 44

        #4
        RE: Sudetendeutsche in der Armee der CSR

        Hallo Andreas,

        ich denke, daß ich Dir da helfen kann. Die Sudetendeutschen wurden als Staatsangehörige der Tschechoslowakei zum Wehrdienst eingezogen. Meist verrichteten sie ihre Dienstzeit weit im Inneren des Landes. In der militärischen Hirarchie konnten Deutsche und Ungarn bis zu den Unteroffizierdienstgraden aufsteigen. Dazu wurde aber erst vom kompaniechef eine Befragung durchgeführt. Je nachdem, wie diese ausfiel, durfte der Kanditat dann zum Lehrgang, bzw. nicht.
        Offiziere durften Deutsche nicht werden.
        Beispiel: Mein Vater wurde 1930 bis 1932 zum aktiven Wehrdienst eingezogen und mußte 1934, 1936 und 1938 zur Wehrübung, jeweils 3 Wochen ( Art.Reg. 202 in Presov). Er wurde Gefreiter und zur Befragung zu seinem Hauptmann beordert. Da er aber als ehrenamtlicher Mitarbeiter beim "Bund der Deuschen in Böhmen" tätig war und diese Mitarbeit auch nicht augeben wollte, wurde er nicht zum Uffz.-Lehrgang zugelasse. Von Beruf war er Bauingeneur. Er trug die Schießauszeichnung II Kl. der tschechischen Armee.

        Das zum Wehrdienst in der Tschechei. Ich habe auch einige Briefe von ihm an meine Mutter gelesen, wo er auch auf die Zustände in der Kaserne einging. Es war schlimm. Besonders die Schikanen der Vorgesetzten gegen
        die Soldaten deutscher Nationalität waren groß.
        In der Tschechei damels hatte man 2 Bezeichnungen
        1. Staatsbürgerschaft und
        2. Nationalität
        Staatsbürgerschaft war Tschechoslowakische Republik
        Nationalität war deutsch.
        Die Staatsbürgerschaftsurkunde war in tschechisch und deutsch verfaßt.

        Ich hoffe, ich konnte Dir etwas weiterhelfewn.

        Herzliche Grüße aus der Pfalz
        Horst

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        • Andreas Dick
          Erfahrener Benutzer
          • 30.04.2008
          • 247

          #5
          Hallo Horst,

          danke für deinen interessanten Beitrag! Ich bin immer an allen diesen Details interessiert, da ich gern näheres über die Lebensumstände meiner Großeltern erfahren möchte. Von daher hast du mir sehr geholfen!

          Ich habe vor kurzem eine Negativmeldung des Kriegsarchivs in Prag bekommen, was die Dienstzeit meines Großvaters betrifft. Unterlagen über nach 1900 Geborene wurden lt. Auskunft massenweise vernichtet. Deshalb werde ich wohl auch nie erfahren, wo mein Opa gedient hat! Schade!

          Gruß
          Andreas

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          • horsthans
            Benutzer
            • 14.12.2007
            • 44

            #6
            Sudetendeutsche in tschechischer Armee

            Hallo Andreas,

            das mit der Vernichtung der Archivunterlagen in Prag stimmt leider. Es ist aber nicht 1945 passiert, sondern mir recht unverständlich, erst vor ca. 6 oder 8 Jahren. Ich habe von meinem Großvater die Unterlagen der kik Armee noch bekommen. In Prag lagerten ja nicht nur die unterlagen über die tschechische Armee, sondern auch die der Kuk-Soldaten ab Geburtsjahr etwa 1880.
            Es gibt aber noch einen Hinweis. Wo hat Die Großvater gelebt? Jeder Kreis hatte sein zuständiges Regiment. Da kann man noch etwas herausfinden. Dann hat Dein Opa ja sicher auch noch in der Wehrmacht gedient. Über die WAST müßtest Du sein Wehrstammbuch bekommen können. Da ist auch der Dienst in der Tschechischen Armee aufgeführt. Bei meinem Vater war es so.Ich habe da seiner Zeit etwa 25,-DM noch bezahlt.
            Du kannst folgende Kopien anfordern:
            1. "Wehrnachweisstelle - Auszug aus Dokumenten der österr. ung. und tschechoslow. Wehrmacht"
            2. Wehrstammbuch
            3. Gesundheitsbuch
            4. Kriegsstammrolle
            Der WAST mußt Du angeben: Namen, Geburtsort und -tag. Eventuell noch Truppenteil.

            Viele Grüße aus der Pfalz
            Horst Hans

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            • Andreas Dick
              Erfahrener Benutzer
              • 30.04.2008
              • 247

              #7
              Hallo Horst,

              vielen Dank für deine Antwort.

              Die WASt-Auskunft über meinen Großvater liegt mir bereits vor. Ein Wehrstammbuch ist leider nicht vorhanden, und die anderen Informationen beziehen sich leider nur auf seinen Dienst eben bei der Wehrmacht. Dass er von 1930-1932 Dienst in der Tschechoslowakischen Armee leistete, weiß ich aus seinem Rentenantrag (eigene Angabe). Mir liegt auch eine Auskunft aus dem Russischen Kriegsarchiv über die Zeit seiner Gefangenschaft vor. Da ist zwar sein Lebenslauf enthalten, aber leider auch kein Bezug auf die Dienstzeit in der CSR genommen.

              Meinst du, dass es Sinn macht, noch einmal nach dem von dir angesprochenen Punkt 1 (Wehrnachweisstelle) zu fragen? Ich hatte dies nicht explizit angefordert, sondern "alle vorhandenen Informationen", aber man weiß ja nie...

              Bzgl. der Unterlagen in Prag meine ich mal gelesen zu haben, dass sogar die Geburtsjahrgänge ab 1864/65 nach Prag gekommen sind. Ich habe übrigens von dort das Grundbuchblatt meines Urgroßvaters (Jahrgang 1883) bekommen!

              Mein Großvater lebte zur Zeit seines Grundwehrdienstes (also 1930-1932) bereits in Bilin. Gebürtig kam er aus Bleistadt. Er besaß aber auch einen Heimatschein aus den 30er Jahren, in der die (ererbte) Gemeindezugehörigkeit Kaltenbach im Böhmerwald angegeben ist.

              Kann man denn irgendwo herausbekommen, zu welchem Regiment er von Bilin aus gekommen wäre?

              Gruss
              Andreas

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              • horsthans
                Benutzer
                • 14.12.2007
                • 44

                #8
                Hallo Andreas,

                es gibt da gewiß noch eine Möglichkeit, eine kleine aber. Schreibe mal den Heimatkreis Bilin an.
                Adresse : info@heimatkreis-bilin.de
                Die können Dir sagen, welche Garnisionen, bzw. welche Wehrkreisverwaltung der tschechischen Armee dort war. Es gibt da bestimmt noch Leute, die alt genug sind und noch leben. die WAST würde trotzdem nochmals kontaktieren.

                viele Grüße aus der Pfalz
                Horst

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                • horsthans
                  Benutzer
                  • 14.12.2007
                  • 44

                  #9
                  Hallo Andreas,

                  ich denke, ich habe eine erfreuliche Nachricht für Dich.
                  Alle Soldaten deutscher Nationalität mußten Ihren Wehrdienst in der Slovakei leisten. Sie waren also nicht in heimatlicher Nähe.

                  Die Unterlagen der Soldaten wurden nicht vernichtet.

                  Folgende Adresse:

                  Vojenska Historizky Ustav
                  U Bamatniku 2
                  CZ 13000 Praha

                  Anfragen mit folgenden Angaben:
                  Vor- und Zuname, Geburtstag, Wohnort zur Zeit des Militärdienstes.
                  Hilfreich wäre, wenn Du angeben könntest,bei welcher Truppe er war, z.B. Infanterie, Artillerie, Pioniere usw. Hat Dein Opa da nie etwas gesagt?

                  Ich hoffe, ich konnte Dir weiterhelfen.

                  Im Anhang wollte ich so ein Formular der Wehrmacht mitschicken, damit Du der WAST genaue Angaben machen kannst. Es klappt aber nicht. Vielleicht kann mir jemand de weiterhelfen.

                  Viel Grüße aus der Pfalz
                  Horst Hans

                  Einen Tip noch, wenn Du die "Vereinigung Sudetendeutscher Familieforscher"
                  per Mail anschreibst, gib bitte Deine Adresse an.

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                  • Andreas Dick
                    Erfahrener Benutzer
                    • 30.04.2008
                    • 247

                    #10
                    Hallo Horst,

                    vielen Dank für deine Antwort und für deine e-mail! Sie ist angekommen und sehr interessant! Das hilft mir sehr bei meiner Anfrage an die WASt, die ich jetzt aufgrund dieser neuen Informationen noch einmal starten werde. Da weiss man wenigstens, wonach man fragt!

                    Das Kriegsarchiv in Prag hatte ich angeschrieben, übrigens alles per Mail, ging wunderbar. Antworten kamen immer schriftlich. Mein Großvater war bei der Infanterie. Ich hatte auch die Angaben gemacht, die du in deinem Beitrag angegeben hast. Angefragt hatte ich meinen Großvater, seine beiden Brüder (Geburtsjahrgänge 1906, 1908, 1913) sowie meinen Urgroßvater (Jahrgang 1883). Sie hatten nur Unterlagen über meinen Urgroßvater (das war ja schon eine interessante Sache). Unterlagen über die 1906 und 1908 Geborenen wurden angabegemäß vernichtet, und die Unterlagen über die ab 1911 Geborenen sollen wohl im Kriegsarchiv in Bratislava liegen. Vermutet wird, dass auch diese vernichtet wurden (das war eine telefonische Aussage).

                    Meine Hoffnung liegt jetzt bei der WASt und der "Wehrnachweisstelle". Warten wirs ab.

                    Gruss
                    Andreas

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                    • horsthans
                      Benutzer
                      • 14.12.2007
                      • 44

                      #11
                      Hallo Andreas,

                      ich werde betreffs meines Vaters das Institut in Prag anschreiben. Mal sehen, was sich da tut. Ich gebe Dir da auf jeden Fall Bescheid. Viel Glück mit der WAST. Wie du gesehen hast erfolgte der Eintrag erst 1943.

                      Viele Grüße aus der Pfalz
                      Horst

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                      • Andreas Dick
                        Erfahrener Benutzer
                        • 30.04.2008
                        • 247

                        #12
                        So, die WASt hatte geantwortet. Leider negativ, "Aufzeichnungen über die Dienstzeit in der ehemaligen CSR liegen hier nicht vor" und die Empfehlung, sich an die Deutsche Botschaft in Prag zu wenden. Auf die Unterlagen der Wehrnachweisstelle haben sie leider keinen Bezug genommen, obwohl ich es explizit erfragt hatte. Also wahrscheinlich auch eine Sackgasse!

                        Gruss
                        Andreas

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                        • rionix
                          Erfahrener Benutzer
                          • 24.03.2010
                          • 1196

                          #13
                          Hallo zusammen,

                          ja ich weiß, ich habe hier einen uralten Thread aus der Versenkung geholt. Da aber das Thema und die bisherigen Beiträge passen, klinke ich mich hier mal ein:

                          Ich habe heute auf http://kramerius.nkp.cz einen Zeitungsartikel gefunden, in welchem steht daß der Soldat Max Nalke aus Bilin in Böhmen sich 1932 das Leben nahm, der Grund war wohl eine unglückliche Liebesbeziehung. Stationiert war er zu dieser Zeit in oder bei Bratislava. Nun habe ich einen 1909 in Briesen bei Bilin geborenen Max Nalke in meiner Verwandtschaft und würde hier nun gern mehr erfahren. Hat von euch jemand Erfahrung mit dem Militärarchiv in Bratislava? Kann man das Archiv in Deutsch anschreiben? Führen sie dort eine Suche durch oder muß man selbst dort forschen? Fragen über Fragen. Ich freue mich auf eure Antwort.

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                          • Saure
                            Erfahrener Benutzer
                            • 27.03.2008
                            • 4806

                            #14
                            Hallo,

                            dieses Thema paßt auch zu diesem Thema:
                            Hallo, ich habe heute Antwort von der WAST bekommen. Sie haben keine Unterlagen zu Raimund Klug, geb. 13. 10. 1894 in Reichenau. Es gab auch keine Anfrage bis jetzt dort. Sie schließen in ihrem Schreiben daraus, daß er den Krieg nicht überlebt hat. Dank HOK weiß ich aber, daß er überlebt hat. Kann ich aus dieser Antwort
                            Viele Grüße
                            Dieter Saure

                            Jeder Mensch hat etwas, was ihn antreibt.
                            Manchmal findet man, was man sucht. Nicht immer sucht man das, was man findet.
                            Ab und zu findet man etwas, was man überhaupt nicht gesucht hat, und stellt dann fest, dass es genau das war, was einem gefehlt hat.
                            Alle sagten immer, das geht nicht, dann kam jemand, der das nicht wusste, und hat es einfach gemacht.

                            Kommentar

                            • Elisabeth
                              Erfahrener Benutzer
                              • 29.05.2012
                              • 195

                              #15
                              Zitat von rionix Beitrag anzeigen

                              Hat von euch jemand Erfahrung mit dem Militärarchiv in Bratislava? Kann man das Archiv in Deutsch anschreiben? Führen sie dort eine Suche durch oder muß man selbst dort forschen? Fragen über Fragen. Ich freue mich auf eure Antwort.
                              Hallo Mario,
                              Ich habe keine Erfahrungen mit dem Militärarchiv in Bratislava. Ich habe aber heute im Internet Militärmatriken der Slowakei eingegeben und dies gefunden:
                              Beim Österr. Staatsarchiv www.oesta.gv.at steht, dass die Militärmatriken für die Slowakei von 1621-1950 im Vojensky Historicky Archiv v Trnave, Univerzitné ńamestie 1, SK-91700 Trnave sind. Viel Erfolg bei der Suche!
                              Herzliche Grüße Elisabeth

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