Gefangenenlager der Russen bei Auschwitz: Welche Lager gab es?

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  • derteilsachse
    Gesperrt
    • 28.10.2013
    • 1286

    Gefangenenlager der Russen bei Auschwitz: Welche Lager gab es?

    Hallo an Alle
    Bei einer erneuten Überarbeitung meiner "Ahnenkiste" fand ich einen Brief, den mein Vater aus dem Kriegsgefangenlager aus Lazy geschrieben hat. Er war in tschechisch und die verkürzte Übersetzung lautet:
    Am 30.8.1945 wurde ich aus russischer Gefangenschaft in Auschwitz entlassen. Dann gingen wir zu Fuß nach Mährisch Ostrau, danach noch 12 km nach Lazy.
    Der "Wanderweg" ist mir bekannt.
    Meine Frage ist:
    Wer kennt/weiß welche Gefangenenlager die Russen in/um Auschwitz hatten? Wo kann man suchen?
    Schon an dieser Stelle vielen Dank für Antworten.
    Viele Grüße
    Reinhard
  • PeterS
    Moderator
    • 20.05.2009
    • 3620

    #2
    Hallo Reinhard,
    lt. Internetz wurde das KZ Auschwitz von den Polen/Russen noch einige Jahre als Gefangenenlager betrieben.

    Viele Grüße, Peter

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    • AlAvo
      • 14.03.2008
      • 6186

      #3
      Hallo Reinhard,

      nachfolgend findest du eine Aufstellung aller bisher bekannten sowjetischen Kriegsgefangeneneinrichtungen in Auschwitz/Oświęcim:

      Frontlager des MVD der UDSSR, Kriegsgefangenenpunkte (KAP)
      :
      KAP-48 Auschwitz/Oświęcim
      Zeitraum: 10.07.1945

      Frontlager des MVD der UDSSR, Frontaufnahme- und übergangslager (FAÜL):
      FAÜL-22 Auschwitz/Oświęcim
      Zeitraum: 05.05.45 – 01.11.45

      KSP-6/22 zu FAÜL-22 Auschwitz/Oświęcim
      Zeitraum: 22.08.45 – 10.10.45

      KSP-5/87 zu FAÜL-87 Auschwitz/Oświęcim
      Zeitraum: 10.07.45 – 20.03.46

      Kriegsgefangenensammelpunkte (KSP):
      KSP-4 Auschwitz/Oświęcim
      Zeitraum: 07.07.45 – 08.07.45

      KSP-6 Auschwitz/Oświęcim
      Zeitraum: 07.07.45 – 08.07.45

      Evakuierungs- und Speziallazarette (EL/SL)
      Auschwitz/Oświęcim
      Zeitraum: 07.07. – 04.10.45

      Front-Kriegsgefangenenabteilungen (KA)
      KA der 4. Ukrainischen Front in Polen
      Auschwitz/Oświęcim
      Zeitraum: Mai 45 – 10.07.45

      Quelle: Ortes des Gewahrsams von Deutschen Kriegsgefangenen in der Sowjetunion (1941-1956); Findbuch


      Sofern eine detailierte personenbezogene Suche angedacht oder geplant ist, macht eine Anfrage beim Suchdienst der Roten Kreuzes durchaus Sinn.

      Ich hoffe, mit diesen Angaben ein wenig helfen zu können?


      Viele Grüße
      AlAvo
      War Mitglied der Lettischen Kriegsgräberfürsorge (Bralu Kapi Komiteja)

      Zirkus- und Schaustellerfamilie Renz sowie Lettland

      Reisenden zu folgen ist nicht einfach, um so mehr, wenn deren Wege mehr als zweihundert Jahre zurück liegen!


      Kommentar

      • derteilsachse
        Gesperrt
        • 28.10.2013
        • 1286

        #4
        Hallo Peter
        @AlAvo
        Danke für die schnellen Antworten!
        Meine Frage ist damit beantwortet:also stimmt die Aussage meines Vaters nur zum Teil!Er erzählte,er war in Auschwitz!Ein halbes Jahr nach seinem Tod erfahre ich durch diesen einen Brief,was wirklich geschah!Und letzte Puzzleteile sind nun eingefügt!Schönes Gefühl!
        Für Interessierte:
        -ich wußte aus einer Erzählung (da war ich so 15 Jahre alt und wollte mehr über seine Kriegserfahrungen wissen):ich konnte die tschechische Nationalhymne und deswegen kam ich in tschechische Kriegsgefangenschaft>jetzt weiß ich:Lazy
        -obwohl Sudetendeutscher hat er sich als Tscheche ausgegeben>sein Glück,deswegen wurde er nicht nach Rußland deportiert
        -Zum Inhalt des Briefes:"wir dürfen nur in tschechisch schreiben (aus dem Lager Lazy)">jetzt klar,"Liebe Maria">ich wußte erst gar nicht wer das ist!!
        Nun aber,nachdem mein tschechischkönnender Kumpel aus dem Adlergebirge mir gesagt hat,dass es ein sehr schlechtes tschechisch ist wurde mir alles klar!In dem Brief ist "ein Kamerad" erwähnt,Vater konnte wenig tschechisch schreiben>folglich hat er den Brief schreiben lassen und der Brief war an die Maria gerichtet!!Ich habe heraus gefunden,wer diese Maria ist:sie war mit einem Tschechen verheiratet und wurde nicht vertrieben!!
        Der Kamerad konnte deswegen wohl besser tschechisch und muß ein Mitschüler meines Vaters gewesen sein.
        Tarnung bis zuletzt>erstaunlich ist,dass meine Großeltern (Eltern meines Vaters) keine 4 Wochen nach der Ankunft des Briefes bei Maria bescheid wußten,wo ihr Sohn ist (steht so in der Familienchronik)!Zu diesem Zeitpunkt waren sie aber schon heimatvertrieben!!!
        Das letzte Rätsel ist auch bald gelöst:ich habe einen Feldpostbrief mit Nummer gefunden>aufgrund dieser Nummer kann ich herausfinden,bei welcher Einheit er gedient hat>und dann werde ich endlich wissen,wo er in Kriegsgefangenschaft geraten ist!
        Noch kurz zurück zum Thema>ob er jetzt direkt in Auschwitz oder in einem der Außenlager inhaftiert war ist für mich nicht von Interesse.
        Viele Grüße
        Reinhard

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        • AlAvo
          • 14.03.2008
          • 6186

          #5
          Hallo Reinhard,

          vielen Dank für deine Rückmeldung.

          Bitte schön, ist doch gerne geschehen.

          Hinsichtlich deiner Frage zu möglichen Lagerstrukturen bzw. Außenlager, besteht die Möglichkeit beim Suchdienst des Roten Kreuzes nach dem Lagerspiegel der/der KGF-Lagern Auschwitz/Oświęcim nachzufragen.
          Ebenso zu möglichen Gefangenen-Akten.

          Sehr interessant wären Details zu dem Feldpostbrief, also das Versendedatum die Feldpostnummer, sofern vorhanden ein Stempel auf dem Kuvert.

          Damit ließe sich evtl. nach der letzten Einheit suchen.


          Viele Grüße
          AlAvo
          War Mitglied der Lettischen Kriegsgräberfürsorge (Bralu Kapi Komiteja)

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          Kommentar

          • derteilsachse
            Gesperrt
            • 28.10.2013
            • 1286

            #6
            Hallo AlAvo
            ich muß die neuen Erkenntnisse erst "einmal verdauen"!
            Meine letzte Antwort war schon emotional ausführlich. Ich setze noch einen drauf. Vater hatte damals gesagt daß er auf dem Marsch als Kriegsgefangener der Russen fliehen konnte weil ein Kamerad eine Handgranate in einem Waldstück zündete und in der allgemeinen Verwirrung er fliehen konnte und sich freiwillig in tschechische Kriegsgefangenschaft begeben hätte.
            Warum muß man bis zum Tod so lügen? Günter Grass war bei der Waffen-SS, hat aber erst auch sehr spät sich dazu bekannt.
            Ja, die Feldpostnummer, das ist mein nächstes Objekt. Einen Download zum Suchen habe ich. Dann mal nachschauen, wann die Feldpost geschrieben wurde ...
            Viele Grüße
            Reinhard

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            • AlAvo
              • 14.03.2008
              • 6186

              #7
              Hallo Reinhard,

              vielen Dank für deiner weitere Rückmeldung.

              Nun, ich denke man sollte zunächst nicht pauschal davon ausgehen, dass hinter jedem Kriegsschicksal, ob nun als Zivilist oder Miltärangehöriger, Lügen stehen.

              Millionen Menschen mussten mit ihre Erlebnissen zurechtkommen, dies geschah eben mit millionenfachen unterschiedlichen und individuellen Bewältigungstrategien.


              Sofern weitere Informationen zur besagten Feldpost vorliegen, besteht die Möglichkeit einer gezielten Suche.


              Viele Grüße
              AlAvo
              War Mitglied der Lettischen Kriegsgräberfürsorge (Bralu Kapi Komiteja)

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              • derteilsachse
                Gesperrt
                • 28.10.2013
                • 1286

                #8
                Hallo AlVo
                Versehentlich bin ich nun auch noch zu 93 Seiten über die Feldpostnummern 11000 bis 11900 gekommen, falsche Druckereinstellung, und schon war es passiert!
                Eigentlich hat mich nur die Seite 56 interessiert, das ist die Seite mit der Fp Nr 11585, da war mein Vater.
                Es geht voran: Mobilmachung 1. 1. 1940, 3. Batterie Reserve-Flag-Abteilung 224 (27. 1. 1942-14. 7. 1942) 3. schwere Flak-Abteilung 224 (o), das (o) weiß ich noch nicht zu deuten.
                (7. 11. 1944-Kriegsende) 16. 1. 1945 6. Batterie schwere Flak-Abteilung 433 (o)
                Das paßt schon mal mit den Erzählungen überein: "ich war bei der Flak">aufgrund des Alters wohl Flakhelfer.
                Viele Grüße
                Reinhard
                Zuletzt geändert von derteilsachse; 15.05.2015, 20:02. Grund: Schreibfehler

                Kommentar

                • AlAvo
                  • 14.03.2008
                  • 6186

                  #9
                  Hallo Reinhard,

                  vielen Dank für die Rückmeldung.

                  Im Lexikon der Wehrmacht (LDW) finden sich die entsprechenden Angaben zu den von dir genannten Einheiten:

                  Schwere Flak-Abteilung 433 und schwere Flak-Abteilung 224
                  mit Unterstellung beim Flak Regiment 33, dass der 14. Flak-Division unterstellt war.

                  Allerdings ist festzustellen, dass es laut dem LDW das
                  Flak Regiment 33 in drei Abteilungen untergliedert war:

                  Stab / Flak-Regiment 33 (o)
                  I. / Flak-Regiment 33 (gem. mot.)
                  II. / Flak-Regiment 33 (gem. mot.)
                  III. / Flak-Regiment 33 (Sw. mot.)

                  Angesichts dessen, dass dein Vater in Sowjetische Gefangenschaft geriet, dürfte das
                  I./ Flak-Regiment 33 (gem. mot.) oder II. / Flak-Regiment 33 (gem. mot.) in Frage kommen.

                  Das
                  Stab / Flak-Regiment 33 (o) befand sich ja im Raum Leipzig, dass von der US-Armee ab dem 18.04.1945 besetzt wurde

                  Hier stellt sich die Frage, wann dein Vater in Kriegsgefangenschaft ging?


                  Viele Grüße
                  AlAvo
                  War Mitglied der Lettischen Kriegsgräberfürsorge (Bralu Kapi Komiteja)

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                  Kommentar

                  • derteilsachse
                    Gesperrt
                    • 28.10.2013
                    • 1286

                    #10
                    Hallo AlVo
                    ich habe für deine Bemühungen zu danken!
                    Ohne deine 1. Antwort wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass es Möglichkeiten gibt herauszufinden wo mein Vater eventuell in Kriegsgefangenschaft geraten sein könnte, jetzt sind wir aber schon verdammt nah dran!
                    Aus gewissen Gründen hat er zu Lebzeiten nie Näheres herausgerückt!
                    In der Familienchronik schrieb mein Opa: Einzelheiten seines letzten Einsatzes sind mir nicht bekannt, ich hoffe dass mein Sohn sie ergänzt.
                    Tja, genau diesen "letzten Wehrmachtseinsatz suche ich und ich glaub, ich hab ihn!
                    Aufgrund deiner Angaben, was für mich absolutes und einmaliges Neuland ist:
                    - "einberufen" am 14.9.1943 im Alter von 15,5 Jahren. ...
                    - er war in Dresden 1945 Rückzug, Neuformatierung einer Truppe, ...
                    Zu "und ich glaub, ich hab ihn!": Er dürfte im Raum Ölmitz/Mähren durch die Russen gefangengenommen worden sein und dann nach Auschwitz transportiert worden sein?
                    Hätte mir im Traum nicht vorgestellt, dass mit diesem Brieffund ich Klarheit bekomme zu der Dienstzeit meines Vaters bei der Wehrmacht.
                    Viele Grüße
                    Reinhard
                    Zuletzt geändert von derteilsachse; 16.05.2015, 20:46. Grund: Änderung:Tippfehler>Dresden 1945 war es>geändert

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                    • AlAvo
                      • 14.03.2008
                      • 6186

                      #11
                      Hallo Reinhard,

                      vielen Dank für die weitere Rückmeldung.

                      Bitte schön, ist doch gerne geschehen.

                      Sofern Stab / Flak-Regiment 33 (o) doch noch umgegliedert und neuformiert und evtl. anderenorts eingesetzt wurde, ergäbe dies dann auch einen Sinn.


                      Viele Grüße
                      AlAvo
                      War Mitglied der Lettischen Kriegsgräberfürsorge (Bralu Kapi Komiteja)

                      Zirkus- und Schaustellerfamilie Renz sowie Lettland

                      Reisenden zu folgen ist nicht einfach, um so mehr, wenn deren Wege mehr als zweihundert Jahre zurück liegen!


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                      • derteilsachse
                        Gesperrt
                        • 28.10.2013
                        • 1286

                        #12
                        Hallo AlAvo
                        aufgrund deiner Angaben und meiner Funde habe ich weiter geforscht.
                        Jetzt ist es gefunden: am 6. Mai 1945 nahm die rote Armee Ölmütz (Olomouc) ein. Das dürfte dann das Datum der Gefangenschaft meines Vaters sein.
                        Und das erklärt Vieles, "bin Tscheche".... ...egal, null Interesse.
                        Und Olomouc liegt nicht weit entfernt von Ostrava, dann noch 12 Kilometer zu Lazy, wohl ein Zufalll.
                        Endlich auch diesen Lebensabschnitt meines Vaters geklärt!
                        Vielen Dank und viele Grüße
                        Reinhard

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