Flucht? Sudetendeutsch

[weissa]

Die Suche betrifft das Jahr oder den Zeitraum: +/-1946
Genaue Orts-/Gebietseingrenzung: Mährisch Trübau
Konfession der gesuchten Person(en):rk
Bisher selbst durchgeführte Internet-Recherche (Datenbanken):
Zur Antwortfindung bereits genutzte Anlaufstellen (Ämter, Archive):

Guten Abend

Mein Schwiegervater kommt gebürtig aus Ranigsdorf/ Mährisch Trübau.
Ich habe nun ein Schreiben mit Lebenslauf von meinem SchwiegerOpa.
Darin stehen:
Genaue Personenangaben....Letzter genaue Wohnort......Schule.....Beruf....
Sprachkenntnisse....Mitglied der DSAP.....weitere Angehörige mit Namen,Geburtsdatum und evtl Beruf.....und nun der für mich wichtige Punkt
"Angaben über Eigentum laut Inventar-Verzeichnis"

Wo finde ich diese Inventarliste?? Gibt es sowas überhaupt noch??

Mein SchwiegerOpa & Familie ist geflohen. Am 20.04.1946 war sein letzter Arbeitstag im Bräuhaus in Mährisch Trübau (Arbeitsbuch) und ab 01.05.1946 war sein ständiger Aufenthalt im Bundesgebiet (Ausweis für Vertriebene und Flüchtlinge). Allerdings wurde dieser Ausweis erst am 8.02.1955 in Haßfurt/ Unterfranken ausgestellt!

Lässt sich irgendwo rausfinden wie und wann genau sie geflohen sind? Wahrscheinlich nicht!? Denn in Wolfenbüttel (Vertreibungslisten) ist nichts über die Familie zu finden.

Würde mich über ein paar Tipps freuen

Grüße
Sandra

P.S. Es handelt sich um den FN Hassa

[Anke's Ahnen]

Hallo Sandra,

soviel ich weiß gingen von Mährisch Trübau nur 3 Transporte ab.
Am 24.5.1946 mit 335 Personen, am 31.5.1946 mit 338 Personen und am 5.6.1946 mit 271 Personen.
Alle nach Ebelsbach. Das ist etwa 15km von Haßfurt entfernt.
Da in Mährisch Trübau vor der Vertreibung überwiegend Deutsche gelebt haben, können mit diesen 3 Transporten natürlich längst nicht alle ausgesiedelt worden sein.
Lebt von denen die in Mährisch Trübau gelebt haben keiner mehr? Wenn doch, erinnern sie sich nicht mehr daran, wann und wo ihre "Reise" verlief.
Meine Mutter z.B. (obwohl bei der Vertreibung grade 7 Jahre alt geworden) weiß noch genau wann und wo sich gesammelt werden musste, wo ihre Zwischenstationen waren und natürlich wo sie letztendlich untergekommen sind.

Gruß
Anke

[weissa]

Guten morgen

nein leider lebt keiner mehr von den "Flüchtlingen". mein Schwiegervater ist
im Nov.16 verstorben und er war der letzte von der Familie.
Die Daten sind mir bekannt. Wenn ich aber von dem Ausweis (Ankunft 01.05.1946) ausgehe dann waren diese Transporte ja viel zu spät. Vorrausgesetzt natürlich das die Angaben richtig sind. Dieser Flüchtlingsausweis wurde im Landratsamt Haßfurt ausgestellt- Bereich Flüchtlingsamt. Diese Abteilung wird es zwar nicht mehr geben, aber irgendwo werden doch diese Akten bestimmt archiviert sein?

Ich habe zwar meinen Schwiegervater danach gefragt wie sie geflohen sind usw... aber 1. war er grad fünf Jahre alt und 2. wollte er darüber nicht wirklich sprechen. Er konnte auch nicht verstehen warum wir uns (mit seinen Worten) "Solche Arbeit" machen.

Wie kann ich jetzt weitermachen? Eventuell im Haßfurter Landratsamt anfragen ob es noch alte Akten gibt?

Gruß
Sandra

[henry]

Hallo,

Hilfreiche links...

http://www.sudetendeutsches-archiv.de/bestaende/schriftgutarchiv/

https://de.wikipedia.org/wiki/Lastenausgleichsgesetz

[mw68]

Mein Schwiegervater kommt gebürtig aus Ranigsdorf/ Mährisch Trübau.
Ich habe nun ein Schreiben mit Lebenslauf von meinem SchwiegerOpa.
Darin stehen:
Genaue Personenangaben....Letzter genaue Wohnort......Schule.....Beruf....
Sprachkenntnisse....Mitglied der DSAP.....weitere Angehörige mit Namen,Geburtsdatum und evtl Beruf.....und nun der für mich wichtige Punkt
"Angaben über Eigentum laut Inventar-Verzeichnis"

Wo finde ich diese Inventarliste?? Gibt es sowas überhaupt noch??

Hallo Sandra,

Bei der Inventarliste handelt es sich vermutlich um einen Vordruck der amtlich so hieß:

"Anmeldung (für Deutsche)
der Vermögenssubstanz, welche Deutsche, Magyaren und andere Feinde der Republik besitzen und welche im Sinne des Dekrets des Präsidenten der Republik Sig. Nr. 108 vom 25. Oktober 1945 der Konfiskation verfallen sind."

Ich hab so ein Teil im Nachlass meiner Oma gefunden. Darin sind Angaben zur Person und das gesamte Hab und Gut aufgelistet ( vom Sparkassenbuch, über Küchengeschirr bis zum Stoffkleid, einfach alles). Vermutlich um der Enteignung bei der Vertreibung einen amtlichen Anstrich zu verleihen, denn außer ein paar persönlicher Sachen wurde alles andere ja konfisziert.

MfG Mike

[mcrichvienna]

"Anmeldung (für Deutsche) der Vermögenssubstanz, welche Deutsche, Magyaren und andere Feinde der Republik besitzen und welche im Sinne des Dekrets des Präsidenten der Republik Sig. Nr. 108 vom 25. Oktober 1945 der Konfiskation verfallen sind."

Hi Mike,
interessantes Dokument. Kannte ich so bisher nicht.
LG, Richard

[weissa]

Guten morgen

Ich habe hier ein orginal Dokument von 1946, da geht es- laut G..... Übersetzung um die "Freiwillige Ausreise"

Ich hoffe das Bild ist angehängt

[mcrichvienna]

Freiwillige Ausreise

Guten morgen

Ich habe hier ein orginal Dokument von 1946, da geht es- laut G..... Übersetzung um die "Freiwillige Ausreise"

Ich hoffe das Bild ist angehängt

Hi Sandra !
Danke Dir vielmals. Auch ein sehr interessantes Dokument.

Meine mehr als laienhafte Übersetzung (des Vordruckes):

District National Committee in …
Bezirksverwaltungsausschuss in …
Referat Innere Sicherheit
Auswandern erlaubt
Aktiviert die freiwillige Ausreise nach Deutschland für die Familie
…
Diese Erklärung gilt für
….
Die genannte Person ist als Anti-Nazi (Antifaschist) gemäß Absatz 8. des Memorandum des Innenministeriums vom 24. August 1945, c. A-4600-16 / 8-45 zu berücksichtigen. Und die Anpassung der tschechischen Staatsbürgerschaft, durch Verfassungsdekret c. 33/1945 Slg., und ihr Vermögen ist daher frei von Einziehung nach § 1, c. 2 der Verordnung des Präsidenten der Republik vom 25. Oktober 1945 c 108 Sb. Sie sind daher für den Export all des Eigentums berechtigt, wenn seine Ausfuhren nach dem anwendbaren Austausch und Zollvorschriften zulässig sind.

Das Innenministerium hat keine Einwände.

District National Committee:

Bezirksverwaltungsausschuss:

Die Arbeit des Jahres …. 1945
.
.
.
.
Ich habe einen "Flugzettel" von den Vertreibungsaktionen, der vom Text her ein wenig brisanter ist (siehe Anlage).
Liebe Grüße + Danke nochmals, Richard

[weissa]

Flugzettel

@ Richard
der flugzettel ist ja heftig.....beim lesen lief mir die Gänsehaut...ich glaube mir wenn das passieren würde, wüsste ich nicht wie ich reagiere....nicht nur das du fast alles an hab und gut da lassen musst, sondern auch noch deiner Heimat,Freunde,Arbeit...eigentlich deines bisherigen Lebens beraubt wirst.

Danke für deine Übersetzung da lag G..... mal gar nicht so falsch!

Ich habe auch noch ein paar andere Dokumente...das eine ist so ne Art polizeiliches Führungszeugnis und das andere Dokument hab ich noch nicht entschlüsselt

Grüße
Sandra

[traupi54]

Hallo Sandra, ich habe Verwandte aus dem Sudetenland: Paulusbrunn, Wittichsthal.
Mit Namen: Innemann, Weigl, steinhauser.Seit Jahren erarbeite ich einen Stammbaum...sehr mühsam. Würde mich freuen, wenn wir uns austauschen könnten. vielleicht kann ich Ihnen helfen.
traupi54

[Bender Rodriguez]

Hi.

Da ein Großvater auch von dort stammt, interessiert mich die Geschichte auch.
Zu dem "Flugzettel". Es ging danach noch weiter. Man fand sich mit dem Gepäck an der Sammelstelle ein. Dort wurde nochmals gefilzt. Wenn irgendwas gefiel wurde es aus dem Gepäck genommen und gegen "Müll" ersetzt um das Gewicht wieder zu erreichen. Weiterhin mussten sich alle "Ausreisewilligen" vor der Menge entkleiden um sie nach verbotenen Gegenständen zu durchsuchen. Erlaubt waren weder Geld, noch Sparbücher, noch sonstige Wertgegenstände. Nicht einmal Eheringe durften behalten werden.

Meine Urgroßeltern durften sogar ohne alles ausreisen. Direkt mit Kriegsende wurde die komplette deutsche Einwohnerschaft aus den Häusern gezerrt und mit Knüppeln von ihren ehemaligen Nachbarn über die Grenze geprügelt. Urgroßopa wurde dabei der Arm zertrümmert. Die Menge des mitzuführenden Gepäckes beschränkte sich auf "dem Leib getragenes". Wie viele die rettende Grenze nicht erreichten wird wohl für immer ungeklärt bleiben. Untersucht wurde es von offiziellen Seiten nie. Für "Täter" gab es ja in der späteren Zeit eine Generalamnestie, bzw eine Belobigung für den heldenhaften Kampf fürs Vaterland.

mfg Bernd

Hier noch etwas zum lesen über die "Aussiedlung" mit einem Augenzeugenbericht.

http://www.egerer-landtag.de/Geschichte/Vertreibung.htm

[weissa]

Danke für deinen Link. Sehr interessant.
Im Anhang habe ich noch drei Dokumente angehängt....leider habe ich sie bisher noch nicht übersetzen lassen.

[Mysterysolver]

Danke für deinen Link. Sehr interessant.
Im Anhang habe ich noch drei Dokumente angehängt....leider habe ich sie bisher noch nicht übersetzen lassen.

Inzwischen schonmal in das entsprechende Unterforum gestellt?

Und das dritte ist ja schon deutsch