Essen und Trinken im 18./19. Jahrhundert

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  • meena
    Benutzer
    • 04.10.2009
    • 20

    #16
    Ich habe hier eine interessante Seite, die mir schon lange ein Begriff ist.
    Bei den Berichten handelt es sich zwar mehr um Erzählungen aus meiner Region Ostwestfalen-Lippe und nicht aus zu alter Zeit, aber ich denke, diese Seite ist trotzdem sehr hilfreich um sich in das Leben von damals hineinzuversetzen:

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    • gustl
      Erfahrener Benutzer
      • 25.08.2010
      • 676

      #17
      Hallo Ihr alle,

      was für ein interessantes Thema!

      Ich will versuchen, auch etwas beizutragen. Aus meiner Familie weiß ich, dass die Frauen damals viel mehr konnten, als uns heute bewußt ist. Wer nicht gerade bettelarm war und gar nichts besaß, der hatte zumindest einen Garten, der war Frauensache. Dort wurden Obst und Gemüse zum Eigenbedarf angebaut, auch in städtischen Familien. Meine Uroma zog Gänse und Hühner, um ihre 10 Kinder satt zu bekommen. Das Haltbarmachen der Lebensmittel, um auch über den Winter zu kommen, war eine Kunst. Dazu brauchte man einen Keller, in dem man über den Winter Äpfel, Kartoffeln, Zwiebeln, Kohl und anderes Lagergemüse (Rüben z.B.) aufbewahren konnte. Das Lagergut musste ständig kontrolliert werden.

      Das Brot wurde selbst gebacken. Wie schon beschrieben, konnte der selbst angefertigte Teig zum Bäcker gebracht werden (meine Schwiegermutter machte das mit den bis zu 20 Weihnachtsstollen, die sie jährlich gebacken hat, noch bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts so) oder es gab ein dorfeigenes Backhaus, das einmal in der Woche angeheizt wurde. So kenne ich das aus Bayern. Größere Höfe hatten ein eigenes Backhaus. In der Nachwärme wurden Blechkuchen gebacken. Gebacken wurde sommers wie winters.

      Das Einmachen kam erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts auf. Es bedeutete, dass man auch Sommergemüse (Bohnen, Tomaten, Erbsen z.B.) für den Winter aufbewahren konnte und auch Obst wie Kirschen, Birnen und Pflaumen. Ältere werden das "Kompott" als Sonntagsnachtisch noch kennen.

      Fleisch gab es nicht täglich, möglicherweise aber Wurst. Von den Tieren wurde viel mehr gegessen, als man sich heute vorstellen kann. Ich erinnere mich noch mit Grauen an die Kuttelsuppe oder das Lungenhaschee der Kindertage.

      Wer Milchvieh hatte, butterte selbst und konnte auch Käse machen. Die Urururgroßeltern meines Mannes hatten einen Gutshof gepachtet und auch die Milchverarbeitung war Frauensache.

      Reis konnte man überall preiswert kaufen, meist aber als Bruch- oder Brühreis. Der half dann, die Suppe anzudicken oder gehörte als Milchreis mit Zucker und Zimt auch zu den Albträumen meiner Kindheit. Der feine Patnareis kam nur in der besseren Küche vor, die aber die Frauen aus meiner Familie (und auch der meines Mannes) alle beherrschten.

      Zucker, Salz und Kräuter gehörten zum Küchenstandard; aber erst, als die Zuckerrübe eingeführt wurde und die Zuckergewinnung damit auch in Deutschland möglich war, wurde er im heutigen Umfang verwendet. Mitte des 19. Jahrhunderts entstand fast in jedem Dorf in Mitteldeutschland eine Zuckerfabrik. Es gab noch andere Süßstoffe, Honig z.B. oder Sirup.

      Es geht in den Archivunterlagen in Stadt und Land deshalb so oft um Braurechte, weil es darum oft Streit gab. Wer brauen durfte, musste das auch regelmäßig und mit großer Sorgfalt tun, denn Bier war ohne Kühlung nicht lange lagerfähig. Ich bin keine Biertrinkerin, habe aber in den Familienunterlagen einige Brauherren gefunden. Das Privileg, brauen zu dürfen, wurde auch im 19. Jahrhundert etwa abgeschafft, als die Großbrauereien entstanden, die bessere Möglichkeiten hatten, das Bier lagerfähig zu machen.

      Was nun die Ernährungslage der Gesamtbevölkerung im 19. Jahrhundert betrifft, muss man überlegen, dass es eine Zeit größter Umbrüche war. Wenn eine Gegend den Anschluß an das Industriezeitalter nicht schaffte oder schaffen konnte, wenn ganze Handwerksbereiche wegbrachen und zur Industrie wurden, wenn also die Menschen mit dem, was sie konnten, kein Geld mehr verdienten, dann war allerdings Schmalhans Küchenmeister. Zudem muss es um 1846/47 gerade in Mitteldeutschland zu Mißernten gekommen sein, die zu Hungeraufständen geführt haben sollen.

      Das ist jetzt mal mein Beitrag, so aus dem Gedächtnis ohne spezielle Recherche.

      Frohe Ostern
      Cornelia

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      • UnFassbar
        Gesperrt
        • 14.11.2010
        • 87

        #18
        Zitat von Friedrich Beitrag anzeigen
        Keine Mangelkrankheiten?????????????????

        Der hat aber bestimmt nicht in die Kirchenbücher geguckt!

        Friedrich
        Schön, wenn er es hätte tun können, zu seiner Zeit war es wohl der größte Mangel. Allerdings bezweifle ich stark, das er darin fündig geworden wäre!!!!!!!!!!!!
        Mag sein das es woanders Mangelkrankheiten gegeben hat, aber dieser Dr. hat auch nur eine kleine Region beschrieben.

        UnFassbar

        Kommentar

        • Friedrich
          Moderator
          • 02.12.2007
          • 11322

          #19
          Moin UnFassbar,

          Zitat von UnFassbar Beitrag anzeigen
          Mag sein das es woanders Mangelkrankheiten gegeben hat, aber dieser Dr. hat auch nur eine kleine Region beschrieben.
          welche Region war das denn?

          Friedrich
          "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
          (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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          • Molle09
            Erfahrener Benutzer
            • 24.03.2009
            • 1379

            #20
            Hallo Zusammen,

            wer schnell ist kann gerade bei Galileo auf PRO 7 sehen, wie Arm und Reich ab dem 16. Jahrhundert gegessen und getrunken haben.
            Liebe Grüße
            Mlle
            ----------------
            Es gibt keine Zufälle!!!

            Suche Nürnberger in Hardisleben
            Bertuch in Donndorf ab 1784-1799
            Joh. Martin Koch,1743 Hammelknecht in Marienroda u. Frau Regina

            den Verbleib von Johann Wilhelm Nürnberger *04.12.1803

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            • Molle09
              Erfahrener Benutzer
              • 24.03.2009
              • 1379

              #21
              Hallo Zusammen,

              lieben Dank an alle, die sich hier zu Wort gemeldet haben!

              Es ist wirklich, jedenfalls finde ich das, ein interessantes Thema und ich habe mich sehr über die schönen Beiträge bzw. den Link von Euch gefreut.

              Denn nicht nur das Geburtsdatum, Hochzeit oder Sterbedatum machen unsere Ahnen aus, dazu auch der Beruf und damit die Umstände, wie sie gelebt haben. Dazu gehört für mich eben auch das Essen und Trinken. Nicht umsonst haben sich manche Rezepte in den Familien durch viele Generationen bewährt oder das Bierbrauen oder die Weinherstellung.

              Übrigens wurde bei Galileo gestern gesagt, dass die ärmere Schicht im 18./19.Jahrhundert sich eine Art Breisuppe kochte aus Grütze, Kartoffeln und Pastinaken.
              Liebe Grüße
              Mlle
              ----------------
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