Da war ein Pfarrer nicht gerade erfreut...

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  • Friedrich
    Moderator
    • 02.12.2007
    • 11326

    Da war ein Pfarrer nicht gerade erfreut...

    ... weil, liebe Foris, im Kirchenbuch Rhoden in Waldeck der Mitte des 17. Jahrhunderts amtierende Pfarrer Zacharias Wahl zwei Jahrgänge Geburten ausgelassen hatte, und stattdessen eine Seite mit Sinnsprüchen über den Tod füllte:

    Da liest man zum Beispiel aus dem Buch Sirach aus dem 41. Kapitel:
    Ein Schreckbildt Ueber alle Schreckbildte
    Todt, wie bitter bistu, wenn an dich gedenkt ein Mensch, der jung und starck ist, und noch wol essen mag et contra
    Todt, wie wol thustu einem Menschen, der Alt und Kranck und des Lebens satt ist.


    Einer seiner Nachfolger kommentierte das wie folgt (leider schwer lesbar):
    Statt diese frommen Sprüche hierher zu setzen, hätte der P. Wahl besser das Verz[eichnis] der Get[au]ften regelmäßig fortführen sollen.

    Friedrich

    PS: Das Bild kommt auch noch, aber es ist zu groß; ich muß erst gucken, daß ich es verkleinert bekomme. Also bitte etwas Geduld!

    2. PS: Xtine war so freundlich, danke!
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    "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
    (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)
  • fps
    Erfahrener Benutzer
    • 07.01.2010
    • 2160

    #2
    Ich denke, der Schelte seines Nachfolgers kann sich jeder anschließen, dessen Vorfahren Geburt exakt in die betreffende 2-Jahres-Periode fallen....
    Gruß, fps
    Fahndung nach: Riphan, Rheinland (vor 1700); Scheer / Schier, Rheinland (vor 1750); Bartolain / Bertulin, Nickoleit (und Schreibvarianten), Kammerowski / Kamerowski, Atrott /Atroth, Obrikat - alle Ostpreußen, Region Gumbinnen

    Kommentar

    • Xtine
      Administrator
      • 16.07.2006
      • 28377

      #3
      So, nun kann man auch das Bild sehen

      Irre ich mich? Oder hat er links oben auch noch in Griechisch geschrieben? Als ob Latein nicht schon genug ist für Ahnenforscher
      Viele Grüße .................................. .
      Christine

      .. .............
      Wer sich das Alte noch einmal vor Augen führt, um das Neue zu erkennen, der kann anderen ein Lehrer sein.
      (Konfuzius)

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      • Friedrich
        Moderator
        • 02.12.2007
        • 11326

        #4
        Moin Xtine,

        ich kann die Schrift zwar nicht, aber daß es Griechisch ist, kann man m. E. erkennen.

        Friedrich
        "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
        (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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        • ReReBe
          Erfahrener Benutzer
          • 22.10.2016
          • 2540

          #5
          Zitat von Friedrich Beitrag anzeigen
          Moin Xtine,

          ich kann die Schrift zwar nicht, aber daß es Griechisch ist, kann man m. E. erkennen.

          Friedrich
          Hallo allerseits,

          ja, das ist zweifellos (Alt-)Griechisch. Mit meinen verbliebenen Neugriechisch Kenntnissen würde ich den Satz (Wort für Wort) so übersetzen: Überall schreckliche Schrecklichkeit.
          Das kommt der Übersetzung darunter ja in etwa nahe.

          Gruß
          Reiner

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          • offer
            Erfahrener Benutzer
            • 20.08.2011
            • 1731

            #6
            Es erhebt sich aber die Frage, ob diese Zeilen eventuell unter dem Eindruck des Dreißigjährigen Krieges und dem eventuell damit verbundenem zeitweiligen Ausfalls von Geburten geschrieben wurden.
            Waren für den fraglichen Zeitraum Trauungen/Beerdigungen durch den Pfarrer festgehalten worden?
            Die rechte Seite zeigt als Datum 1656. Ist die linke Seite lose eingelegt oder fest verbunden?
            Zuletzt geändert von offer; 05.07.2017, 11:37.
            This is an offer you can't resist!

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            • Ahrweiler
              Erfahrener Benutzer
              • 12.12.2009
              • 1063

              #7
              Hallo Friedrich
              Meinst Du ,dass dies nur im 17.Jhdt vorkam?Hier in Villach hat ein Pfarrer in 10 Jahren eine einzige Taufe eingetragen.Der Pfarrer von Heute steht Kopf weil er ständig mit Zeugen sich befassen muss die bestätigen,dass der betreffende tatsächlich in der Kirche getauft wurde.Der Pfarrer schlich sich dann mit seiner Freundin die er neben seiner Frau hatte nach Wien und trat dann die vakante Stelle des Militärbischofs an.
              LG
              Franz Josef

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              • Friedrich
                Moderator
                • 02.12.2007
                • 11326

                #8
                Moin offer,

                daß der Dreißigjährige Krieg einen großen Eindruck bei Pfarrer Wahl hinterlassen hat, kann man annehmen. Neben den Kirchenbüchern führte er eine separate Chronik, den "Index rerum morabilium". Darin hat er auch über die Ereignisse des Krieges berichtet. Das kann durchaus ein Grund für die Sprüche sein.

                Es fehlen genau betrachtet sogar über drei Jahre Geburten (ich hab's mal genau überprüft). Der letzte Eintrag unter laufender Nummer 2233 erfolgte am 4. Sonntag nach Epiphanias 1653. Die Rückseite des entsprechenden Blattes enhielt die Sprüche. Unter laufender Nummer 2454 geht es dann am 7. Mai 1656 weiter. Sicher ist, daß die Aufzeichnungen der Toten und Getrauten für diesen Zeitraum vollständig sind. Es scheinen also ein oder mehrere Blätter mit Getauften zu fehlen.

                Der Pfarrer - der Schrift nach Theodor Hermann Schotte, der ab 1845 in Rhoden amtierte - scheint die laufende Zählung nicht beachtet zu haben. Dann wäre ihm wohl aufgefallen, daß Pfarrer Wahl die Taufen durchaus richtig aufgelistet haben muß; die entsprechenden Blätter aber aus welchem Grund auch immer verloren gegangen sind.

                Aber Schottes Kommentar wollte ich Euch nicht vorenthalten.

                Friedrich

                PS: Also eine Ehrenrettung für Pfarrer Wahl: Er hat die Kirchenbücher ordentlich geführt!!!
                2. PS: Ob Pfarrer Schotte sich bei seinem Vorvorvor...gänger wohl "da oben" entschuldigt hat?
                Zuletzt geändert von Friedrich; 05.07.2017, 13:24. Grund: PS hinzugefügt
                "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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                • Garfield
                  Erfahrener Benutzer
                  • 18.12.2006
                  • 2142

                  #9
                  Hm, da wäre jetzt interessant zu wissen, was mit den fehlenden Seiten passiert ist.

                  Ich habe rund 12 Jahre in den zwei möglichen Kirchen nach der Taufe meiner Urgrosstante gesucht. Bis ich - endlich online - die standesamtlichen Unterlagen fand und danach feststellte, dass genau dieses Blatt (Doppelseite in der Mitte eines Bundes) mit der Taufe fehlt .
                  Viele Grüsse von Garfield

                  Suche nach:
                  Caruso in Larino/Molise/Italien
                  D'Alessandro in Larino und Fossalto/Molise/Italien und Montréal/Kanada
                  Jörg von Sumiswald BE/Schweiz
                  Freiburghaus von Neuenegg BE/Schweiz
                  Wyss von Arni BE/Schweiz
                  Keller von Schlosswil BE/Schweiz

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