Elsass, Jenische, "fahrendes Volk"

[AugustinMichel]

Bei meinen Nachforschungen in den Standesregistern und Volkszählungslisten des 19. Jahrhunderts im Unterelsass (Bas Rhin) habe ich mich u.a. mit den Jenischen/Yéniches beschäftigt, die zumeist deutsch klingende Namen tragen. Deren Nachkommen haben sich zum größten Teil der modernen Lebensweise angepasst. Die nicht Angepassten werden heute noch als vanniers (Korbmacher) bezeichnet. 2007/2008 gab es in Straßburg einen Mordprozeß gegen den aus einer Yéniche-Familie stammenden Pierre Bodein. Außer ihm waren weitere, am Rande der Gesellschaft lebende Vanniers angeklagt, die aber freigesprochen wurden. Zum Teil sprachen diese Mitangeklagten nur ein bruchstückhaftes Französisch, so dass Dolmetscher für Elsässisch eingeschaltet werden mussten. Bekannte Jenisch-Namen sind außer Bodein/Bodin noch Meckes/Moeckes, Remetter, Fuhrmann, Faerber, Winterstein, Secula, Satori. Bei Geneanet sind unter "Mémoire Nomade" insgesamt 9615 Namen aufgeführt. Allerdings scheint sich diese Seite allgemein auf "gens du voyage" (wörtlich: Leute der Reise) zu beziehen. Trotzdem können die Namen und die damit verbundenen Informationen hilfreich sein. Es sind auch Wanderungsbewegungen zwischen Baden, Elsasss, Schweiz und Pfalz zu beobachten. Die Schwierigkeit für den Forscher liegt insbesondere darin, dass die Orte der Geburt, der Heirat und des Todes in der Regel auseinanderfallen. Typische Berufe sind außer Korbmacher noch Blechschmidt (ferblantier), Scherenschleifer (rémouleur), Kesselflicker (rétameur), Musikant und ambulanter Händler/Hausierer.