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  #1  
Alt 28.11.2016, 19:29
Wattwurm123 Wattwurm123 ist offline männlich
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Standard Wappen mit zwei gekreuzten Schwerten und Lilie auf Ofenkacheln des 17. Jahrhunderts

Hallo zusammen,

zurzeit arbeite ich mit zwei Mitstreitern an einem Buch über Ofenkacheln.
Diese Kacheln wurden im Wattenmeer um der Nordseeinsel Pellworm gefunden.
Diese bildete bis 1634 eine größere, zusammenhängende Insel mit ihrer heutigen Nachbarinsel Nordstrand.
Der Mitautor Hellmut Bahnsen (http://www.insel-museum.de/museen/ru...nsen-pellworm/), hat in jahrzehnte langer Arbeit zahlreiche Fundstücke aus dem Watt geborgen, unter anderem auch die Ofenkacheln, mit welchen wir uns jetzt beschäftigen.

Auf zwei dieser Kacheln, welche in die Zeit vor 1634 datiert werden können, findet sich die Abbildung eines Wappens. Das Wappen zeigt zwei gekreuzte Schwerter und darüber eine Lilie.

Nun möchten wir gerne mehr über dieses Wappen herausfinden, wer kann uns etwas darüber sagen.

Von Interesse/hilfreich ist vielleicht noch die Information:
Dem Staller Laurenz Leve wurde 1461 ein Wappen mit zwei gekreuzten Schwertern auf rotem Grund verliehen.
Siehe hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Laurens_Leve. Es fehlt aber die Lilie?

Wir freuen uns sehr über alle hilfreichen Ideen/Informationen und Hilfe!

Mit freundlichen Grüßen
Peter H.
Angehängte Grafiken
Dateityp: jpg Ofenkachel_mit_Wappen_1.jpg (23,2 KB, 82x aufgerufen)
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  #2  
Alt 28.11.2016, 20:54
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Johannes v.W. Johannes v.W. ist offline männlich
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Hallo Peter

Interessante Stücke aus einem kuriosen und interessanten Kontext. Die Gegend, immer durch freie Bauern geprägt, ist ja nicht gerade für Heraldik bekannt

Erstmal zur Datierung: Wegen der Schildform würde ich auch an frühes 17. Jahrhundert denken. Also eine zeitnahe Zuordnung an den Laurens Leve scheidet da m.E. vollkommen aus.

Zum Schildbild: im grün glasierten Fragment könnte man an 2 Schlüssel denken. Beim Löwenfragment hat der Schild 3 von seinen Ecken verloren, aber in der 4. ist es scheinbar doch ein Schwertgriff.
Über den schragenweise gekreuzten Schwertern mit nach oben gerichteten Spitzen erkenne ich allerdings keine heraldische Lilie!! Das sieht viel mehr nach einem stilisierten Adler (Doppeladler?) aus. So, und da wird es historisch nicht einfach, denn die Uthlande mit den Inseln gehörten dann schon zum Herzogtum Gottorf, wenn ich das richtig verstanden habe, aber als Kgl. dänisches Lehen?
Wie kommt dann der (Reichs-)Adler dahin? Vielleicht aus jemand aus den Hansestädten?
Wäre zu diskutieren...

Viele Grüße
Johannes

PS. Du hast es ja noch in “Heraldik im Netz” eingestellt und bist auch auf das “Doppelposting” hingewiesen worden. Die heraldisch Interessierten, die sich online tummeln, sind immer mehr oder weniger die gleichen. Da bietet sich eine einheitlich begrenzte Diskussion eher an. Aus dem einfachen Grund, daß niemand gerne doppelt arbeitet, d.h. Infos wären eventuell im anderen Forum schon gepostet und ein alter Hut... Man will aber auch nicht gerne dauernd hin- und herswitchen, um auf dem neuesten Stand zu sein...
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Dergleichen [genealogische] Nachrichten gereichen nicht nur denen Interessenten selbst, sondern auch anderen kuriosen Personen zu einem an sich unschuldigen Vergnügen; ja, sie haben gar oft in dem gemeinen Leben und bei besonderen Gelegenheiten ihren vielfältigen Nutzen. Johann Jakob Moser, 1752

Geändert von Johannes v.W. (28.11.2016 um 20:56 Uhr)
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  #3  
Alt 29.11.2016, 01:03
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Johannes v.W. Johannes v.W. ist offline männlich
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Hallo Wattwurm

Noch ein paar weitere Überlegungen:
Meine o. geäußerte erste Vermutung von “Schlüsseln” muß ich revidieren, auch in der grün glasierten Kachel sind es keine Schlüsselringe, sondern bogenförmig gestaltete tiefe Einschnitte der Schildumrandung und haben mit der eigentlichen heraldischen Figur nichts zu tun.
Den Adler sehe ich jedoch weiterhin. So etwas gab es auch schon früher einmal beim Wappen der Vögte von Soest. Diese scheiden zeitlich wie räumlich natürlich aus, es ist ein reiner Bildvergleich der Möglichkeit eines Adlers an dieser Stelle.

Die o.g. Bogeneinschnitte sowie der geschwungene obere Schildrand und die seitlichen Schnörkel (ein ursprünglich manieristisches Motiv vom Rollwerk der oberen Ecken, das hier nurmehr stilisierte Formelhaftigkeit hat) datieren die Kachel ganz eindeutig ins 17. Jahrhundert. Mit der Sturmflut von 1634, die die Inseln trennte, ergibt sich damit ein relativ kleines Zeitfenster der Entstehung: ca. 1610-1634.
Dazu handelt es sich hierbei wohl um ein bürgerliches Wappen. Und solch einen aufwendigen und mit (m.E. ins Reich weisender) Heraldik bestückten Ofen haben sich wohl keine Bauern leisten können.

Wer auf der Insel könnte in diesem Zeitraum wappenführend gewesen sein? Gab es Niederlassungen von z.B. holländischen Handelsherrn? Oder waren die Holländer dort alle “nur” geschickte Deichbauer? Wer hat damals von dem Torfabbau wesentlich profitiert? Gab es einen herzoglichen Amtmann zu dieser Zeit, eventuell auf dem Festland und nur mit Zweitsitz auf der Insel?

Ich meine, das wären wesentliche Fragestellungen, um einen Wappenträger einzukreisen. Denn bürgerliche Wappen gab es in dieser Zeit, v.a. in den Handelsstädten, sehr viele und ohne einen möglichen Namen und Herkunftsort sind sie heute nur schwer bis kaum zu finden.

VG Johannes
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Geändert von Johannes v.W. (29.11.2016 um 01:12 Uhr)
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  #4  
Alt 29.11.2016, 18:05
Wattwurm123 Wattwurm123 ist offline männlich
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Hallo Johannes,

erstmal vielen Dank für deine Mühe!!

Du scheinst recht zu haben, dass es sich um einen (Doppel-)Adler und keine Lilie handelt.

Der Leve scheidet ja dann wohl aus, bislang konnten wir auch noch keinen Hinweis auf einen Adler oder Lilie im Wappen finden. In einem Buch von 1781 ist auch noch von "zwey übereinander liegennden Schwerdter" die Rede.

Ja, Nordstrand gehörte zum Herzogtum Gottorf. (http://https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/0/0e/Map_SLH-1650.png)

Der Salztorfabbau war wohl eher eine Sache der nördlichen Halligen (Normarsch-Langeneß, Hooge, Gröde, Habel). Von Alt-Nordstrand sind meines Wissens nach keine archäologisch belegte Spuren von Salztorfabbau bekannt.

Also stellt sich jetzt noch die Frage welche anderen Personen/Familien in Betracht kämen Ich werde noch etwas recherchieren und mit meinen beiden Mitsreitern reden, mal schauen ob sich noch etwas herausfinden lässt. Einfach scheint es ja nicht zu werden.

Viele Grüße
Peter
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  #5  
Alt 29.11.2016, 20:37
Anna Sara Weingart Anna Sara Weingart ist offline
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Hallo, ich sehe eine Lilie und kein Adler

Es gab in Dithmarschen Familien mit einer Lilie als Wappen.

Könnte z.B. Nachfahre der Leve, sowie einer Person der Dithmarscher Familie mit Lilie, sein. VG

Geändert von Anna Sara Weingart (29.11.2016 um 20:46 Uhr)
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  #6  
Alt 29.11.2016, 21:42
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Zitat:
Zitat von Anna Sara Weingart Beitrag anzeigen
Hallo, ich sehe eine Lilie und kein Adler
Begründung der Annahme?

VG
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  #7  
Alt 30.11.2016, 17:33
Wattwurm123 Wattwurm123 ist offline männlich
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Moin zusammen,

hier:http://www.heraldik-wappen.de/viewtopic.php?f=2&t=8096&p=76172#p76172
wurde die Überlegung angeführt, dass das obere Symbol nur eine schmückende Funktion hatte, eine Art Platzfüller. (Prinzip des Horror vacui)
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  #8  
Alt 30.11.2016, 20:26
Sinhuber Sinhuber ist offline weiblich
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Guten Abend,
vermutlich irre ich, aber ich würde das als 2 Hirsche mit riesigen Geweihen sehen.
LG
Christine
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  #9  
Alt 01.12.2016, 19:58
derteilsachse derteilsachse ist offline männlich
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Hallo zusammen!
Meine Idee> es könnte sich um ein sächsisches Wappen handeln.
Gerade Parierstange und die gerade Form der Klinge dürfte eine Zeitzuordnung erlauben.

www.g-trentzsch.de/ForstgrenzenArtikel.htm
> hier das 2. Bild: sieht m.M. nach sehr identisch aus mit der überarbeiteten Bilddarstellung von Johannes?
viele Grüße
Reinhard

PS: Ergänzung zu "Meissner Porzellan"
zwinker: derteilsachse

Geändert von derteilsachse (01.12.2016 um 20:02 Uhr)
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  #10  
Alt 02.12.2016, 13:53
Anna Sara Weingart Anna Sara Weingart ist offline
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Daumen hoch

Ich habe folgendes Zitat gefunden:

"Ein geschichtlich interessanter Wattfund ...
Herr Pajunk suchte mehrfach die Stätte des untergegangenen Dorfes Morsum auf und hatte das Glück, dort mehrere grünglasierte Kacheln ... [zu bergen]
Dazu konnte er auch noch einen 15 cm hohen, ebenfalls grünglasierten Löwen, ein Wappen haltend, aus dem Watt herausholen. Das Renaissancewappen, das aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts stammt, enthält zwei gekreuzte Schwerter und oben zwischen den Schwertern offenbar eine Doppellinie. Weitere glasierte Kachelstücke enthielten die Insignien A. S. und die Reste eines gevierten Wappens mit Herzschild."


Also: "offenbar eine Doppellinie".
Quelle: Nordfriesisches Jahrbuch, Nordfriisk Instituut, 1965, Band 1-2, Seite 144
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leve , nordstrand , pellworm , wappen

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