Speziallager Sachsenhausen-Oranienburg, wer teilt Geschichte/Informationen?

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge
  • jezzy126
    Erfahrener Benutzer
    • 02.10.2014
    • 109

    Speziallager Sachsenhausen-Oranienburg, wer teilt Geschichte/Informationen?

    Hallo!
    Vor kurzem habe ich die Heiratsurkunde (aus dem Jahr1902) eines Vorfahren (*1875) erhalten. Auf dieser ist folgender Vermerk:
    "Der Ehemann... ist durch rechtskräftigen Beschluß des Amtsgerichts... vom 06.07.1950 (...) für tot erklärt. Als Zeitpunkt des Todes ist der 23.11.1947 festgestellt."

    Da sindwir natürlich neugierig geworden und haben unter anderem einen Suchantrag beim DRK-Suchdienst München gestellt und dazu alle vorliegenden Daten angegeben.
    Heute kam schon die Antwort:
    Der Vorfahr wurde am 01.08.1945 als Bürgermeister festgenommen. Im NKWD-Speziallager Sachsenhausen-Oranienburg ist er am 09.01.1948 an Aorta-Sklerose verstorben.
    Weiter schreibt der DRK-Suchdienst, dass ihnen darüber hinausgehende Hinweise zum Ort der Verhaftung sowie Angaben zur Grablage nicht bekannt sind.
    Eine Sterbeurkunde kann man beim Standesamt Oranienburg anfordern.
    Der Vorfahr wurde laut der Zentralen Namenskartei im Jahr 1945 fon seinem Sohn gesucht. Weitere Unterlagen liegen beim DRK-Suchdienst München nicht vor.

    Offensichtlich wusste also bis heute niemand, wo der Mann hin verschwunden ist. Jetzt endlich zu meiner Frage: wir würden jetzt natürlich gern mehr über sein Schicksal erfahren. Ich habe heute schon fleißig gegoogelt und einiges über dieses Lager sowie die Speziallager im Allgemeinen gelesen. Was ich aber noch nicht herausfinden konnte: gibt es zu den Gefangenen noch Akten? Ich lese hierzu unterschiedliches. Mal heißt es die sind unerreichbar in einem Archiv in Russland, mal, dass diese in den jeweiligen Lagern vorliegen, mal dass es Unterlagen im Staatsarchiv oder im Kreisarchiv gibt.
    Hat jemand von euch selbst schon ein Schicksal in Sachsenhausen recherchiert? Wie seid ihr vorgegangen und was habt ihr herausgefunden? Welche Tips könnt ihr mir geben? Wie lang hat es gedauert, bis ihr was herausgefunden habt?

    In der Gedenkstätte habe ich jetzt schon mal eineAnfrage zu der Person gestellt, mal schauen ob die was haben und wenn ja was.

    Ich freue mich über jede persönliche Erfahrung, auch wenn nichts bei der Suche rausgekommen ist.

    Ach so, der Vorfahr kam aus einer Kleinstadt in Brandenburg.

    Vielen Dank!
  • Kasstor
    Erfahrener Benutzer
    • 09.11.2009
    • 13440

    #2
    Hallo,

    hier: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-21197328.html habe ich einen Spiegel-Artikel aus 2002 zum Thema gefunden. Den kennst Du dann wahrscheinlich wie den wikipedia-Artikel und den Auftritt der Gedenkstätte.

    Freundliche Grüße

    Thomas
    Zuletzt geändert von Kasstor; 16.10.2014, 06:36.
    FN Pein (Quickborn vor 1830), FN Hinsch (Poppenbüttel, Schenefeld), FN Holle (Hamburg, Lüchow?), FN Ludwig/Niesel (Frankenstein/Habelschwerdt) FN Tönnies (Meelva bei Karuse-Estland, später Hamburg), FN Lindloff (Altona, Lüneburg, Suderburg)

    Ceterum censeo progeniem hominum esse deminuendam

    Kommentar

    • jezzy126
      Erfahrener Benutzer
      • 02.10.2014
      • 109

      #3
      Guten Morgen,

      bis auf den Spiegel-Bericht kannte ich schon alles, ja. Der Bericht gibt aber auch nur in Kurzform wieder, was überall steht.
      Danke trotzdem!

      Grüße, jezzy

      Kommentar

      • Svenja
        Erfahrener Benutzer
        • 07.01.2007
        • 4348

        #4
        Hallo

        Kennst du diese Website auch schon? Wenn irgendwelche Dokumente vorhanden sind, müsste das eigentlich irgendwo auf dieser Website erwähnt sein.



        Es gibt dort ein Archiv und eine Bibliothek und auf der Website sind Online-Anfrage-Formulare vorhanden.
        Sowohl das Archiv wie auch die Bibliothek haben Bestände aus der Zeit des sowjetischen Speziallagers.

        Gruss
        Svenja
        Zuletzt geändert von Svenja; 16.10.2014, 21:59.
        Meine Website über meine Vorfahren inkl. Linkliste:
        https://iten-genealogie.jimdofree.com/

        Interessengemeinschaft Oberbayern http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=38

        Interessengemeinschat Unterfranken http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=37

        Interessengemeinschaft Sudetendeutsche http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=73

        Kommentar

        • jezzy126
          Erfahrener Benutzer
          • 02.10.2014
          • 109

          #5
          Hallo Svenja,

          ja, die Seite kenne ich auch schon, über die Formulare dort habe ich auch schon angefragt.
          Hattest du dort auch schon mal angefragt?

          LG, Jezzy

          Kommentar

          • Svenja
            Erfahrener Benutzer
            • 07.01.2007
            • 4348

            #6
            Hallo Jezzy

            Nein ich habe dort noch nie nach etwas gefragt, weil ich keinen solchen Fall unter meinen Vorfahren habe bzw. weil ich keine Vorfahren habe, die im Gebiet der DDR lebten.

            Gruss
            SVenja
            Meine Website über meine Vorfahren inkl. Linkliste:
            https://iten-genealogie.jimdofree.com/

            Interessengemeinschaft Oberbayern http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=38

            Interessengemeinschat Unterfranken http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=37

            Interessengemeinschaft Sudetendeutsche http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=73

            Kommentar

            • Anna Sara Weingart
              Erfahrener Benutzer
              • 23.10.2012
              • 15113

              #7
              Hallo
              angesichts der Tatsache, dass die Lagerinsassen unter Hunger litten, kann man vermuten, dass die angebliche Todesursache "Aorta-Sklerose" (üblicherweise eine Folge von zu fettiger Ernährung) erlogen ist.
              Gruss
              Viele Grüße

              Kommentar

              • Juergen
                Erfahrener Benutzer
                • 18.01.2007
                • 6043

                #8
                Hallo Jezzy,

                vergiss es, Gefangenenakten sind, wenn überhaupt, nur in Russland archiviert.

                Dein Vorfahr muss eine sehr gute gesundheitliche Kondition besessen haben, er war 1948 bereits ca. 73 Jahre alt.

                Mein Opa war deutlich jünger geb. 1906, "verhaftet" 1945 und starb in dem Speziallager Sachsenhausen bei Oranienburg offiziell 1946.

                Auf das Alter der Verhafteten, haben die die Sowjets keine Rücksicht genommen.

                Wahrscheinlich wurden die Verhafteten und anschließend Verschleppten von Leuten im Ort diffamiert.
                Mein Opa lief vor 1945 in Parteiuniform in der Wohngegend herum, war also als NSDAP-Mitglied so schon bekannt. Er arbeitete zuletzt bei der NSDAP-Ortsgruppe.

                Reguläre Prozesse hat der NKWD gegen die Inhaftierten nicht durchgeführt aber zuvor Verhöre.
                Diese Protokolle der Verhöre, existieren vermutlich nicht mehr.

                Die Verstorbenen im Lager, kamen in Massengräber.
                Die Angehörigen wurden nicht über den Tod des Verstorbenen informiert und die Ämter gaben keinerlei Auskünfte.
                Meine Oma erfuhr, von einem Entlassenen, dass Ihr Mann in dem Lager inhaftiert war, sonst von keiner offiziellen Stelle.

                Die spätere Tod-Erklärung des Vermissten war u.a. wichtig, damit z.B. Kinder eine kleine Halbwaisenrente erhielten.

                Inzwischen sind die Inhaftierten durch die Russen rehabilitiert. Finanzielle Wiedergutmachung wurde meines Wissens nach, nicht geleistet.

                Gruß Juergen
                Zuletzt geändert von Juergen; 16.10.2014, 22:43.

                Kommentar

                • GunterN
                  Erfahrener Benutzer
                  • 01.05.2008
                  • 7960

                  #9
                  Hallo zusammen,

                  hier noch eine Ergänzung:



                  Gruß - GunterN
                  Meine Ahnen
                  _________________________________________

                  Kommentar

                  • Anna Sara Weingart
                    Erfahrener Benutzer
                    • 23.10.2012
                    • 15113

                    #10
                    Zitat von Juergen Beitrag anzeigen
                    ...Inzwischen sind die Inhaftierten durch die Russen rehabilitiert...
                    Hallo
                    was meinst Du konkret damit ? Gibt es da Quellen / Schriften wo man dazu nachlesen kann ?
                    Gruss
                    Viele Grüße

                    Kommentar

                    • Juergen
                      Erfahrener Benutzer
                      • 18.01.2007
                      • 6043

                      #11
                      Hallo Sara,

                      habe ich vergessen, wo und wann ich dies gelesen habe.

                      Scheinbar schon wieder überholt.
                      Wikipedia:
                      "Nach Angaben der Abteilung Speziallager in Berlin waren es 122.671 Deutsche – nach Schätzungen westlicher Historiker 160.000 bis etwa 180.000 sowie 34.076 Bürger der UdSSR und 460 Bürger anderer Staaten. Anfang der 1990er Jahre stellten die zuständigen russischen Behörden auf Antrag Rehabilitierungsbescheinigungen für Speziallagerhäftlinge aus. Diese Praxis wurde 1995 wieder eingestellt und die Rehabilitierungsanträge werden heute mit der Begründung zurückgewiesen, dass keine Verurteilung vorlag und deswegen das russische Rehabilitierungsgesetz nicht auf diese Personengruppe zutrifft."

                      Gruß Juergen

                      Kommentar

                      • jezzy126
                        Erfahrener Benutzer
                        • 02.10.2014
                        • 109

                        #12
                        Hallo,

                        Anna, vielen Dank für den Hinweis! Ich habe zwar keine Ahnung von Medizin, aber ich habe mich auch schon gewundert, dass er an einer so klar diagnostizierten Krankheit gestorben sein soll. Leider habe ich zu "Aorta-Sklerose" nicht wirklich was gefunden, da hätten mich alleine schon die Ursachen und die Symptome interessiert. Da mit bekannt war, dass die Versorgung in den Speziallagern extrem schlecht war und im wesentlichen aus 600g Brot pro Tag (oder weniger) bestand, hatte ich überlegt, ob die Krankheit eine Folge der Mangelernährung sein könnte. Das die Krankheitsursache eher eine Folge des Gegenteils ist, ist interessant!
                        LG, Jezzy

                        Kommentar

                        • jezzy126
                          Erfahrener Benutzer
                          • 02.10.2014
                          • 109

                          #13
                          Hallo Juergen,

                          ich befürchte auch, dass es keine Akten mehr gibt bzw. falls es welche gibt, diese unerreichbar in Russland lagern.

                          Das doch schomn etwas höhere Alter des Vorfahren ist uns auch schon aufgefallen. Umso erstaunlicher, dass er die harten Bedingungen im Lager so lang überlebt hat.

                          Ich habe mir schon vor Jahren, als ich also noch gar nichts von dieser Geschichte wusste, das Buch "Die Schleife an Stalins Bart" gekauft und lese es von Zeit zur Zeit. Ich weiß nicht, ob du es kennst, aber die Autorin war selbst Häftling in Sachsenhausen, allerdings als Verurteilte.

                          Da unser Vorfahr als Bürgermeister vehaftet wurde, gehe ich auch stark davon aus, dass er NSDAP-Mitglied war. Ich habe nun in dem Ort, von dem ich vermute, dass er dort Bürgermeister war, einen Heimatverein gefunden und werde diesen mal kontaktieren.

                          Der DRK-Suchdienst hatte mir ja geschrieben, dass wir die Sterbeurkunde unter Vorlage der Geburts- oder Heiratsurkunde beim Standesamt Oranienburg anfordern können. Nachdem ich mich in das Thema Speziallager etwas eingelesen habe, war ich überrascht, dass trotz aller Umstände dort anscheinend die Sterbefälle dokumentiert und auch beurkundet wurden. Gestern habe ich die Sterbeurkunde per mail angefordert und die Standesbeamtin hat mir direkt geantwortet und das Rätsel mit der Beurkundung auch direkt gelöst: sie sei immer sehr froh, wenn sich Angehörige der ehemaligen Lagerinsassen melden, da die Sterbefälle damals nicht beurkundet wurden und es sehr schwer sei, an Personenstandsurkunden zu kommen. Mit der nun vorliegenden Heiratsurkunde wird der Sterbefall jetzt nachbeurkundet

                          Grüße, Jezzy

                          Kommentar

                          • jezzy126
                            Erfahrener Benutzer
                            • 02.10.2014
                            • 109

                            #14
                            Mir fällt eben ein, dass der DRK Suchdienst geschrieben hat:
                            "Die Auswertung der beim DRK-Suchdienst München vorliegenden Daten aus den Archiven der ehemaligen Sowjetunion und der Nachorschungen in unserer Zentralen Namenskartei ergab folgendes Ergebnis..."

                            Dann müssen ja wohl doch Akten irgendwo sein?!

                            Kommentar

                            • jezzy126
                              Erfahrener Benutzer
                              • 02.10.2014
                              • 109

                              #15
                              Hat mir keine Ruhe gelassen und ich habe beim DRK-Suchdienst angerufen und gefragt, ob da noich Akten vorhanden sind. Die freundliche Dame meinte, dass das leider nicht der Fall sei.
                              Auf meine Rückfrage, woher sie die Daten haben, da sie sich ja auf die Archive der ehemaligen Sowjetunion beziehen, meinte sie, dass ich den Auszug, woher sie das haben, gern haben kann. Nur die Karteikarten ihres Registers dürfen sienicht herausgeben. Jetzt bin ich gespannt, was kommt.

                              Für alle anderen Suchenden: sie meinte auch, dass wir Glück hatten, da der Name richtig geschrieben war. In den meisten Fällen wird der Name durch das Russisch völlig falsch geschrieben und daher dauert es länger, etwas zur gesuchten Person zu finden.

                              Kommentar

                              Lädt...
                              X