Lehrer im Alter von 24 Jahren?

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  • Juergen
    Erfahrener Benutzer
    • 18.01.2007
    • 6044

    Lehrer im Alter von 24 Jahren?

    Hallo allerseits,

    kann eine Person im Alter von nur 24 Jahren um 1886 schon ausgebildeter Lehrer in Pommern gewesen sein?

    Die Eltern des im Alter von nur 24 Jahren verstorbenen Sohnes, der laut Sterbeeintrag von 1886, Lehrer in Stettin war, waren einfachen Standes, der Vater Schneidermeister in einem Dorf im Kreis Schlawe.

    War es vielleicht eine Auszeichnung für den Sohn, dass er Lehrer werden durfte oder
    war er möglicher weise schon als Kind etwas schwächlich und kränkelnd, so dass er für Handwerksberufe ua. als ungeeignet schien?

    Was meint Ihr, spekulativ oder erfahrungsmäßig?

    Leider steht in dem Sterbeeintrag keine Angabe zur Krankheit, unter der er litt bzw. an der er in jungen Jahren von nur 24 Jahren verstarb.

    Verstorben ist der Lehrer, der zuvor in Stettin gewohnt hat, bei seinen Eltern in seinem Geburtsort und nicht in Stettin.
    Kein Wunder, warum ich sinnlos nach dessen Sterbeeintrag in Stettin suchte. Hatte die Kopie "verbummelt" aber wieder gefunden. ,)

    Übrigens wohnte er zuvor in Stettin Lindenstrasse 6.
    Er steht aber nicht im Adressbuch der Stadt Stettin unter dieser Adresse, vielleicht
    wohnte er dort als Untermieter.

    Viele Grüße
    Juergen
    Zuletzt geändert von Juergen; 23.04.2013, 17:51.
  • AnnaKukka
    Benutzer
    • 17.09.2012
    • 88

    #2
    Hallo Juergen,

    von dem Dorf in Südbrandenburg, in dem ich forsche, gibt es eine Chronik. In dieser steht geschrieben, dass der Schullehrer 22-jährig in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts seinen Dienst begann. Eigentlich war er jedoch ein Schneider. Laut der Chronik waren die Dorflehrer oftmals Schneider. Sie sollten die (Bauern-)Kinder zweckmäßig unterrichten und aus ihnen keine hochgebildeten Bürger machen. Das hätte dem Landesherren sicher nicht gefallen.

    Ich weiß, dass dies hinsichtlich der Zeit und des Ortes deine Frage nicht beantwortet. Vielleicht hilft es trotzdem.

    Viele Grüße

    AnnaKukka
    Zuletzt geändert von AnnaKukka; 23.04.2013, 18:00.

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    • Silke Schieske
      Erfahrener Benutzer
      • 02.11.2009
      • 4400

      #3
      Hallo Jürgen,

      Es ist sicher nicht unmöglich, dass im Alter von 24 schon jemand Lehrer war.
      Ich habe einen Lehrer gefunden, der 1894 geboren wurde und 1914 mit 20 Jahren bereits seine 1. Prüfung zum Lehrer absolvier hatte. Dieser wurde 1919 mit 25 in den Volksschuldienst eingestellt, obwohl er erst 1 Jahr später seine 2. Prüfung ablegte.

      LG Silke

      Wir haben alle was gemeinsam.
      Wir sind hier alle auf der Suche, können nicht hellsehen und müssen zwischendurch auch mal Essen und Schlafen.
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      Kommentar

      • Juergen
        Erfahrener Benutzer
        • 18.01.2007
        • 6044

        #4
        Hallo AnnaKukka, hallo Silke,

        Danke für Eure Antworten.
        Zum Thema Schneider aufm Dorf, frage ich mich sowie so, ob man davon leben konnte oder ob es eine Art Nebenerwerb war.

        Vielleicht sind die Schneider auch über die Dörfer gezogen, um Ihre Waren anzubieten, vermutlich aber eher nicht. Dann wären es eher Händler als Schneider.

        Zum Thema Lehrer oder Dorfschullehrer, ein gut bezahlter Beruf war dies damals wohl auch nicht. In der Stadt Stettin wären vielleicht sogar Aufstiegsmöglichkeiten vorhanden. Ich tendiere dazu, dass er schon in der Jugend kränkelte und daher der Lehrerberuf als geeignet erschien.

        Vielleicht wurde "mein Lehrer" erst in Stettin zum Lehrer ausgebildet und war eigentlich noch gar nicht fertig mit der Ausbildung?

        Lehrer durften sich Ihre Wirkungsstätte meiner Meinung nach nicht aussuchen, vielleicht war er als Dorfschullehrer im Heimatdorf
        vorgesehen.

        Gruß Juergen

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        • AnnaKukka
          Benutzer
          • 17.09.2012
          • 88

          #5
          Die Dorfschullehrer aus dem Dorf in Südbrandenburg erhielten keinen festen Lohn. Sie erhielten lediglich Naturalien und lebten vom Schulgeld. Letzteres war ein geringer Taler- und später Pfennigbetrag pro Schulkind und somit abhängig von der Schülerzahl, die den Unterricht besuchten. Aber auch abhängig vom Ort, in dem er tätig war. Im Sommer fiel das Schulgeld meist geringer aus, da viele Kinder auf den Höfen der Eltern helfen mussten und nicht jeden Tag in die Schule geschickt wurden. Der Lehrer, den ich meine, war sogar für zwei Dörfer zuständig.

          Naturalien konnten zum Beispiel Getreide, Brennholz oder das Recht sein, Vieh auf den gemeindeeigenen Wiesen grasen zu lassen. Je nach Gebiet erhielten die Lehrer noch eine Pension, verdienten sich noch etwas Geld indem sie Land bearbeiteten oder aus Taufen/ Hochzeiten und dergleichen.

          Eine eigene Wohnung hatte auch nicht jeder Lehrer. Sie wohnten dann entweder zur Untermiete oder bekamen nur ein kleines Zimmer gestellt. Es gab teilweise auch kein Klassenzimmer, sodass in der Wohnung des Lehrers oder einem anderen freien Raum im Dorf unterrichtet wurde.

          Wie gesagt, das zu dem Dorfschullehrer, der es sicher nicht leicht hatte. Wie das in einer Stadt wie Stettin aussah, weiß ich leider nicht.

          Viele Grüße

          AnnaKukka
          Zuletzt geändert von AnnaKukka; 23.04.2013, 18:49.

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          • gki
            Erfahrener Benutzer
            • 18.01.2012
            • 4843

            #6
            Einer meiner Ururgroßväter war Dorfschullehrer und feierte 1900 das 25jährige Dienstjubiläum. Da er 1856 geboren ist, muß er seinen Dienst mit 19 angetreten haben. Vermutlich wurde die Zeit ab Eintritt ins Seminar/Beginn der Ausbildung gerechnet.
            Gruß
            gki

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            • Odette
              Erfahrener Benutzer
              • 19.05.2009
              • 518

              #7
              Hallo Jürgen,
              wir haben in unserer Ahnentafel einen Großonkel, der ca. 8 Jahre nach deinem Datum auch als Lehrer tätig war. Nebenbei noch als Fotograf um sein Studium zu finanzieren und sich über Wasser zuhalten. Sein Vater war auch nur Schuster und die Mutter, wie damals fast üblich Hausfrau.
              Er wurde mit großer Hochachtung angesehen, denn er hat es dann später geschafft
              und war sogar Dekan an der Uni.
              Lebte damals in Stettin, bis zur Flucht.
              LG odette

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              • Ostpreussin
                Erfahrener Benutzer
                • 17.06.2012
                • 932

                #8
                Hallo Jürgen,
                ich glaube, mit 24 Jahren Lehrer zu sein, war nicht ungewöhnlich. Die Schulbildung endete ja "auf dem Dorf" mit vierzehn Jahren. Gesetzt den Fall, dein "Stettiner" besuchte danach noch ein Lehrerseminar und studierte dann, dürfte er mit 20 Jahren sicher fertig gewesen sein. Möglicherweise hatte er ein Stipendium? Weißt du vielleicht, welche Fächer er unterrichtete? Es gab verschiedene Stiftungen, die Stipendien für Lehrberufe vergaben (z.B. die Seydlitz´sche Stiftung). Lehrer konnten sich in den 1860er Jahren aber schon ihre Stellen "aussuchen". Freie Stellen wurden in den Amtsblättern veröffentlicht, darauf konnte man sich dann bewerben. Und wurde dann auf diese Stelle berufen (was wiederum veröffentlicht wurde), oder auch nicht.
                LG, Tina
                Viele Grüße von der Ostpreussin

                "Der Umgang mit Büchern führt zum Wahnsinn" (Erasmus von Rotterdam)

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                • Mark Obrembalski
                  Erfahrener Benutzer
                  • 05.12.2011
                  • 140

                  #9
                  Wenn man heute mit 18 Jahren Abitur macht, das Studium einigermaßen flott abschließt und schnell angestellt wird, ist man mit 24 auch zumindest mitten im Referendariat, arbeitet also praktisch schon oft genug als Lehrer. Damals ging es sicher zumindest für Volksschullehrer noch schneller, so dass sie in dem Alter auch "fertige" Lehrer sein konnten.

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                  • memo
                    Erfahrener Benutzer
                    • 19.01.2009
                    • 315

                    #10
                    Hallo Juergen,

                    mein Urgroßvater * 1855 in Jershöft Kr. Schlawe besuchte das Lehrerseminar in Köslin und bekam mit 22 Jahren seine erste Lehrerstelle in Ratzebuhr Kr. Neustettin. Er wurde aus Neigung Kantor und Lehrer, liebte Musik, war relativ vermögend (Hoferbe), war keineswegs schwächlich, er starb im Alter von 80 Jahren in Ratzebuhr. Meine Urgroßeltern hatten 10 Kinder.

                    Gruß, memo

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                    • Asphaltblume
                      Erfahrener Benutzer
                      • 04.09.2012
                      • 1500

                      #11
                      Es gibt ein "Personenlexikon von Lehrern des 19. Jahrhunderts" online, in dem du deinen Vorfahren möglicherweise findest. Übrigens ist gleich der erste dort enthaltene Lehrer (Karl Abbehusen) bereits mit 23 Jahren im Beruf.
                      Die Zeit von 1825 - 1918 war im deutschsprachigen Raum die Blütezeit der Schulprogramme. Sie enthalten in der Regel einen Jahresbericht über die Schule sowie


                      bzw. hier: http://bbf.dipf.de/digitale-bbf/scri...ine/BerlinLehr
                      Zuletzt geändert von Asphaltblume; 23.04.2013, 22:24. Grund: 2. Link eingefügt
                      Gruß Asphaltblume

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                      • Asphaltblume
                        Erfahrener Benutzer
                        • 04.09.2012
                        • 1500

                        #12
                        Ich hab auch einen Vorfahren, der neben Lehrer noch Schuster und Kantor war.
                        Gruß Asphaltblume

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                        • Brigitte Bernstein
                          Erfahrener Benutzer
                          • 02.08.2010
                          • 590

                          #13
                          Lehrer im Alter von 24 Jahren

                          Hallo
                          Ich habe einen Ahnen welcher von 1807 bis 1846 Dorfschullehrer von Lampersdorf war . Geboren ist er zirka 1782 in Liebthal. Er war also etwa 25 als er das Amt antrat. Der Lehrer war zu dieser Zeit wenig angesehen und miserabel bezahlt. Die Kinder sollten lieber arbeiten als in der Schule sitzen. Er wurde wie auch in anderen Orten mit Naturalien bezahlt. Gab es eine schlechte Ernte wurde ihm nur ein Mindestsatz zugeteilt. Meinem Lehrer verstarben von 12 Kindern die von seiner Frau geboren wurden 4 bei der Geburt, 2 im ersten Lebensjahr und zwei im Alter von 10 Jahren. Interessant ist, dass einer seiner Söhne den Beruf des Vaters ausübte als dieser ausgedungen wurde. Bei ihm war es noch schlimmer von 6 Kindern die ich fand verstarben ihn 5 bei der Geburt. Weitere Kinder konnte ich bisher nicht finden da er und auch seine Frau spurlos verschwanden. Weder in den Sterbematrikeln noch in den Nachbarorten konnte ich etwas von ihm finden. Ein Lehrer hatte auch nicht die Asbildung von heute. Gewohnt hat er in der Schule in der ein kleiner Raum für ihn und seine Familie bestimmt wurde.
                          Schöne Grüße Brigitte
                          Zuletzt geändert von Brigitte Bernstein; 23.04.2013, 22:11.
                          Suche im Raum Trautenau, Parschnitz, Alt Rognitz, Deutsch Prausnitz, Bausnitz und Lampersdorf. Meine Namen Rasch, Staude, Reichelt, Letzel,

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                          • Asphaltblume
                            Erfahrener Benutzer
                            • 04.09.2012
                            • 1500

                            #14
                            Im 18. und auch noch im 19. Jahrhundert war die Position als Volksschullehrer oft eine Versorgungsstelle für invalide, ausgediente Soldaten.
                            Hier wird das ziemlich deprimierend beschrieben:
                            Gruß Asphaltblume

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                            • roi
                              Erfahrener Benutzer
                              • 15.11.2006
                              • 377

                              #15
                              Zwei meiner Großonkel (geboren um 1880) waren Volksschullehrer. Sie hatten kein Abitur, sondern gingen nach der 8.Klasse, also gut 14 Jahren, auf die "Präparandie" und wurden dann in drei oder vier Jahren als Lehrer ausgebildet. Mit spätestens 18 standen sie dann als "Junglehrer" vor der Klasse. Mit 24 waren sie schon längst fertige Lehrer und hatten alle Prüfungen hinter sich. Meine eigene Volksschullehrerin hatte noch die gleiche Ausbildung, aber Jahrzehnte der Berufserfahrung und eigene Fortbildung machten sie zu einer recht guten Lehrerin, die es schaffte, auch eine Eingangsklasse von 56 kleinen Mädchen so zu unterrichten, dass später etwa ein Drittel das Abitur oder einen entsprechenden Abschluß hatten, ein weiteres Drittel die mittlere Reife und alle einen ordentlichen Beruf. Darauf war sie sehr stolz.

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