Ersten "Auswanderer" zu Herkunftsname feststellen

[Mysterysolver]

Hallo,

meine Ahnen haben einen Herkunftsname (Quitoschinger). Wie müsste ich vorgehen, um irgendwie so weit zu kommen, dass ich beim "ersten Zugezogenen" ankomme und was muss ich ggf. beachten? Ist es überhaupt möglich? Ich würde gerne den Ortswechsel der entsprechenden Person dokumentieren.

Und: Wie kann ich möglichst viel Ortsgeschichte herausfinden, wenn es sich um ein kleines Dorf handelt? Wie genau geht man vor, wenn man Urkunden über einen bestimmten solchen Ort finden will?

Ich habe bis jetzt nur Erfahrungen mit Ahnenforschung anhand Standesamtseinträgen und Kirchenbüchern...

Vielen Dank für eure Ratschläge!

[Svenja]

Hallo Susanne

Wie weit zurück kommst du denn mit den Kirchenbüchern? Bist du bereits beim Beginn der Kirchenbücher angelangt? Am ehesten findet man die Herkunft eines Zugezogenen in den Kirchenbucheinträgen, es sei denn es geht um die Zeit vor den ersten Kirchenbüchern.

Gibt es von diesem Ort ältere Familienbücher (aus dem 19. Jahrhundert, nicht heutige OFBs), wie es sie z. B. in Bayern von vielen Orten gibt (diese sind bei matricula einsehbar)?

Oder gibt es von diesem Ort Häusergeschichten (wie z.B. von Pfronten im Allgäu)?

Gibt es in diesem Ort oder der Region einen Heimatverein oder was ähnliches, und gibt dieser ein Mitteilungsblatt heraus, dessen frühere Ausgaben auch online einsehbar sind?

Dies sind einige Möglichkeiten, die ich aus Bayern kenne, jedoch weiss ich nicht, wie das in Böhmen und Sachsen aussieht.

Gruss
Svenja

[Kaisermelange]

Hallo Susanne,

ich nehme an, du meinst das Dorf Květušín/Quitosching/Kwitosching/Quitoschin, aufgrund des Namens Quitoschinger.
Im Archiv findest du Urbare ab 1500

https://digi.ceskearchivy.cz/search/42e91e5de31c4ce1bb4902a1638062c6

Mannschaftsbücher ab 1631

https://digi.ceskearchivy.cz/search/c6cde7e1c068470d819a41cb640ba365

Grundbücher ab 1418

https://digi.ceskearchivy.cz/search/caf97db1f04848f29dbfaed48e98722c

Grüße Kaisermelange

[Mysterysolver]

Danke für die Antworten

Also, ich habe als letztes gesichertes Datum den 19. November 1734, da ist mein Ahn Bartholomäus Quietischinger in Grobold (Chroboly) gestorben - im gesegneten Alter von 78 Jahren.
In der zeitlich passenden Taufmatrik konnte ich ihn nicht finden - sie hat aber auch Lücken, sodass ich nicht sagen kann, ob er andernorts gesucht werden muss. Die Eltern könnte ich dann eben auch nicht mehr finden, da wir da dann ja schon vor der Kirchenbuchzeit stehen.

(Übrigens: Es gab zwei Orte Quitosching, wobei der o.g. örtlich näher liegt.)

Wenn ich nun in den Mannschaftsbüchern fündig werde, kann ich mir aber eigentlich nie sicher sein, nicht nur einen Namensvetter gefunden zu haben, oder? Man vermutet sich also fleißig rückwärts?

[Mysterysolver]

Und noch eine Frage: Die Einträge in der linken Spalte (https://digi.ceskearchivy.cz/52173/18/781/2228/85/0) sehen ja größtenteils sehr nach Vornamen aus. Manchmal ist aber auch was dabei, was nach einem Nachnamen aussieht. Das sind aber ALLES Nachnamen? Patronymische sind ja angeblich auch die häufigsten, ich hatte bisher nur noch nicht eine solche Menge an patronymischen Nachnamen in den Büchern... Darum etwas verunsichert, ist ja noch Neuland für mich

Und werden die Kinder erst ab einem bestimmten Alter genannt oder immer? Have bisher noch keine ganz jungen gefunden

Nachtrag: https://digi.ceskearchivy.cz/52173/63/1339/2407/84/0
Hmm, da ist es tatsächlich ein Frauenname... Also doch nur Vornamen, außer wenn ortsfremd? Ich dachte, die Nachnamen gab es sb dem 12. Jhdt. - wurden die im 17. Jhdt. noch nicht für alle benutzt? Das macht es natürlich nicht gerade sicherer in puncto Namensvetter X-D

[Kaisermelange]

Hallo Susanne,

warum bist du soweit zurückgegangen bis 1657 ?
Im Jahre 1721 findet man deinen Bartl im Untertanenverzeichnis mit Ehefrau Maria und Kinder.
letzter Eintrag und folgende Seite

https://digi.ceskearchivy.cz/52907/379/2232/3306/30/0

1718 ist er auch im Verzeichnis
1. Eintrag

https://digi.ceskearchivy.cz/52872/395/2297/1385/42/0

Grüße Kaisermelange

[Mysterysolver]

Weil er ca. 1656 geboren ist und ich dachte dann taucht er vielleicht schon mal auf, also unter seinem Vater (Bastel) gelistet...

Danke für die Funde! Mann, da muss ich echt noch viel lesen üben mit der Handschrift.

Schaut ihr bei euren Forschungen dann jedes Jahr durch, um diverse Veränderungen nachvollziehen zu können?

Was heißt denn der Vermerk zB dass Maria beim Rottbauer im Dorff ist (1721)? Arbeitet sie dort oder ist sie dorthin verheiratet? Oder wieso ist sie dann überhaupt noch bei ihrem Vater gelistet?
1718 sehe ich auch einige bei Vettern... Kann man hier annehmen, dass sie dort als Arbeitskraft aufgenommen wurden und den Eltern auch daran gelegen war, um einen Mund weniger zu stopfen zu haben? (Auch wenn sie zB erst 8 Jahre alt sind wie Justina) Oder wie muss man es sich sonst vorstellen/erklären?

Entschuldigung für diese Anfängerfragen

[Kaisermelange]

Hallo Susanne,

ich persönlich schaue zuerst immer in 10 Jahresschritten, wenn jemand zugezogen ist, kann man den Zuzug besser eingrenzen. Wenn Kinder in Jahresschritten geboren wurden, dann sehe ich die Jahre durch, damit kann man feststellen, wie genau die Verzeichnisse angelegt wurden. Es gab ja Schreiber die haben vom Vorjahr nur abgeschrieben.
Solange die Töchter nicht verheiratet waren, wurden sie beim Vater mit aufgelistet.
Wenn diese heirateten, jedoch mit Ehemann beim Vater wohnten, meist nur wenn kein männlicher Erbe da war, sind diese mit neuen Namen aufgelistet.
Kinderarbeit war ab dem 5. Lebensjahr, so kenne ich das bei den sogenannten "Schwabenkinder".
Noch ein Fund, diesmal wurde der Namen "Kwietesching" geschrieben.
1680, letzter Eintrag

https://digi.ceskearchivy.cz/51357/219/1634/3432/48/0

Grüße Kaisermelange
P.S. Bei Leseschwierigkeiten, kannst du den Eintrag in der Lesehilfe posten. Ich bin bei der alten Schrift auch immer am verzweifeln.

[Mysterysolver]

Ganz lieben Dank dir für die vielen Infos! Ich bin echt gespannt auf meine neue Etappe mit den Mannschaftsbüchern