Scheidung 1836 auf dem Dorf

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  • TAGinLA
    Benutzer
    • 09.08.2020
    • 48

    Scheidung 1836 auf dem Dorf

    Hallo liebe Leute,

    ich habe 2 Fragen, die mich beschäftigen:

    Meine ³*Ur-Großeltern wurden 1836 geschieden. Sie lebten in einem 200 Seelen Dorf im Taunus und blieben auch nach der Scheidung dort.

    Die Scheidung wurde 1836 vom Amtsgericht Usingen besiegelt, das seltene und von der (ev.) Kirche nicht gern gesehene Ereignis, wird mehrmals in den Kirchenbüchern erwähnt.

    Mein ³*Urgroßvater war Schuhmacher. Er starb als Kräutersammler. Er hatte mit meiner ³*Urgroßmutter ein Kind (logisch..).
    Beide blieben nach der Trennung unverheiratet.
    (Ob sie wirklich getrennt lebten, weiß ich nicht ..)

    Was mag wohl zu jener Zeit ein Grund für die Scheidung einer Ehe gewesen sein? Da muss ein sehr wichtiger Grund vorgelegen haben.

    Das Amtsgericht Usingen gibt es nicht mehr. Es wurde vermutlich vom Landgericht Wiesbaden übernommen.

    Hat man überhaupt die Möglichkeit alte Gerichtsakten einzusehen? An wen wendet man sich?

    Arcinsys habe ich teilweise schon durchsucht aber nichts brauchbares gefunden.

    Danke im Voraus fürs Lesen ! Ich freue mich auf eine Antwort, die mich in der Sache vielleicht weiterbringt
  • scheuck
    Erfahrener Benutzer
    • 23.10.2011
    • 4383

    #2
    Hallo,

    "bößliches Verlassen" (= Fremdgehen) war wohl immer schon ein Thema

    Ich habe einen solchen Fall (allerdings 50 Jahre später), da habe ich in den Amtsblättern des entsprechenden Regierungsbezirkes manch interessanten "Artikel" gefunden.
    Herzliche Grüße
    Scheuck

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    • SafeHaven
      Erfahrener Benutzer
      • 21.11.2014
      • 433

      #3
      Guten Morgen,

      eine Scheidung in so früher Zeit war selten, aber es gab sie. Wie scheuck schon erwähnt hat, war Fremdgehen ein großes Thema dabei. Meine Erfahrung ist noch einmal über 100 Jahre älter als deine:

      Bei mir ist es eine ev. direkte Ahnin in 10. Generation, Barbara Kupfer, die 1703 in Cadolzburg, Mittelfranken geboren wurde. Sie heiratete wie alle jungen Frauen dann mit fast 23 Jahren ihren ersten Ehemann Michael Hüttner am 26.11.1726 in Fürth, Vach in Bayern. Aber kurz nach der Hochzeit wandelte er sich scheinbar zu einem schrecklichen Ehemann, der bei seiner Frau handgreiflich und gewalttätig wurde, auch als diese schwanger war. Das ließ sie sich nicht gefallen und ließ sich im 5. Monat schwanger von ihrem Mann am 1.7.1728 scheiden. Glücklicherweise konnte ich das Scheidungsurteil im LAELKB einsehen. Ihr Sohn erblickte dann am 23.11.1728 das Licht der Welt und bekam direkt 4 Monate später, am 1.3.1729 einen neuen Papa, indem seine Mutter Christoph Leipold in Cadolzburg ehelichte. Es folgten 8 weitere Kinder in dieser Ehe, bevor auch der zweite Mann sich nicht mehr kontrollieren konnte und dem Alkohol und den leichten Frauen nachgab (Ein recht großer und emotionaler Eintrag des Pfarrers zur Beerdigung des Ehemannes bezeichnet ihn als" durch und durch bösen Menschen" und gibt einige Details zu seinen letzten Jahren Preis.) Auch von ihm ließ sie sich scheiden (leider kein urteil gefunden) und starb dann 1789 in Fürth in Bayern mit fast 86 Jahren. Zwar alleine, aber ich bin mir sicher, dass sie ihre Entscheidungen im Nachhinein nicht bereut hat. Meiner Meinung nach eine unglaublich starke Frau, die sich auch zu dieser Zeit nichts gefallen ließ.

      Daher würde ich im Pfarrarchiv des Scheidungsortes suchen. Es gab ja nicht nur Kirchenbücher, sondern viele weitere Akten und Dokumente. Leider hat mir das Archiv in Nürnberg gesagt, dass natürlich nicht alle Scheidungsurteile aufgehoben wurden, sondern nur besondere oder welche, die sehr gut diese Zeit wiederspiegeln.

      Viel Glück bei deiner Suche!

      Grüße
      Jana
      Auf der Suche nach Spuren der Familie..

      Hertzke/Herzke von überall
      Fuchs und Behringer im 18. Jhd. aus Großhabersdorf und Umgebung
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      Familie-Hertzke.de

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      • TAGinLA
        Benutzer
        • 09.08.2020
        • 48

        #4
        Zitat von SafeHaven Beitrag anzeigen
        [...]

        Daher würde ich im Pfarrarchiv des Scheidungsortes suchen. Es gab ja nicht nur Kirchenbücher, sondern viele weitere Akten und Dokumente. Leider hat mir das Archiv in Nürnberg gesagt, dass natürlich nicht alle Scheidungsurteile aufgehoben wurden, sondern nur besondere oder welche, die sehr gut diese Zeit wiederspiegeln.

        Viel Glück bei deiner Suche!

        Grüße
        Jana

        Glückwunsch zu der Ahnin. Das ist ja alles sehr interessant. Vielen Dank!

        Kommentar

        • parati
          Erfahrener Benutzer
          • 30.12.2019
          • 161

          #5
          Guten Tag,

          auch ich möchte zu dem Thema Scheidung auf dem Dorf in früheren Zeiten etwas beisteuern. Der Bruder meiner 5xUrgroßmutter Hans Heinrich Billerbeck aus Großgoltern (heute Barsinghausen bei Hannover) heiratete 1729 Salome Sophia Selzer. Im Dezember 1739 wurde eine Tochter geboren und auf den Namen Anna Engel Selzer getauft. Es gibt dazu folgende Information: Salome Sophia Selzer, geb. 1714 in Stemmen, hat im April 1739 Ehebruch begangen, da ihr Mann Hans Heinrich Billerbeck wegen liederlichen Lebens ist in Hameln und hernach zu Munden in die Mauer geschoben (soll wohl Gefängnis bedeuten) und gibt zum Vater des Kindes einen Dragoner N. Löring an. Da Salome Selzer erneut heiraten wollte, wurde die Ehe 1750 geschieden mit dem Hinweis "Laut decreti Separirung geschieden wegen liederlichen Lebens des Ehemannes Hans Heinrich Billerbeck".

          Die obigen Informationen stammen aus dem Buch von Friedrich Schasse aus dem Jahr 2006 mit dem Titel "Hausbücher Großgoltern - Nordgoltern . Eckerde von 1502 bis 1900".

          Grüsse
          parati

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