Heikles Thema: Jahre 1933-1945

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  • gustl
    Erfahrener Benutzer
    • 25.08.2010
    • 676

    #31
    Hallo,

    zum Thema "Lebensborn" habe ich ein oder zwei TV-Dokumentationen gesehen vor längerer Zeit (ca. 10 Jahre her), die das Schicksal der damals gezeugten Kinder behandelten. Es war ein Programm der Nazis, das sich vor allem der Verbreitung der sog. "nordischen Rasse" verschrieben hatte.

    Zum Thema allgemein: wie kann man das ausklammern? Es gehört doch zur Familiengeschichte. Ich finde es auch keineswegs "heikel", heikel ist oder war lediglich der Umgang mit diesem Thema und das Schweigen der Eltern oder Großeltern, je nachdem, welcher Generation Ihr angehört.

    Nach meinen Erkenntnissen gab es in unserern Familien überall "sone und solche", wie man in Berlin sagt. Also: überzeugte Nazis, angepasste Mitläufer, schweigende Protestler und solche, die im Widerstand gewesen sein sollen. Letzteres ist wirklich schwer nachzuweisen, denn dazu sind Unterlagen nur zu finden, wenn jemand überführt wurde. Es waren auch nicht viele, ganz klar.
    Und natürlich die Soldaten, die glaubten oder auch nicht. Das kann ich am schwersten feststellen, denn wenn sie überlebt haben, dann haben sie geschwiegen. Auch die Rolle der Frauen ist für mich sehr schwer einzuordnen. Es scheint, als seien die Jüngeren damals eher in die Fänge der Ideologie geraten. Aber auch das ist nicht eindeutig, jedenfalls nicht in unserer Familiengeschichte.

    Wer war der Böse, wer der Gute? Das Motto scheint gewesen zu sein: Du sollst nicht fragen. (Etwas ähnliches scheint sich im 30jährigen Krieg abgespielt zu haben.)

    Also: fragt, kümmert Euch, putzt die Stolpersteine, bis sie wieder glänzen. Das war vielleicht ein Onkel, eine Tante, ein Nachbar, eine Freundin.

    Beste Grüße
    Cornelia

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    • Joanna

      #32
      Zitat von Kolja Beitrag anzeigen
      Darum geht es doch überhaupt nicht. Mir ist schon klar, was "Lebensborn" war.

      Es ging bei meiner Frage ausschließlich um die Aussage von jolimica und damit kann auch sie/er mir nur diese Quelle nennen.

      Joanna

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      • anika
        Erfahrener Benutzer
        • 08.09.2008
        • 2631

        #33
        Heikles Thema

        Hallo
        Mal anders herum gefragt, wie würden wir uns heute verhalten?

        anika
        Ahnenforschung bildet

        Kommentar

        • Apex
          Erfahrener Benutzer
          • 18.03.2013
          • 591

          #34
          Ohne den kompletten Rahmen der Diskussion zu sprengen, muss man das Gesamtgeschehen von früher vergleichen. Ich maße mir nicht zu die Weltpolitik von jener Zeit komplett verstanden zu haben, aber ich beschäftige mich seit gut 8 Jahren mit dem Thema.

          Bei mir in der Sippe gab es auch Familienstreitigkeiten deswegen, einige waren überzeugte Anhänger, andere Mitläufer um diese Zeit zu überleben, dann gab es wenige Kommunisten. Die Mischung hat sich nicht gut verstanden. Fakt ist für mich aber, dass meine Groß- und Urgroßeltern sich genau für den richtigen Weg entschieden haben, denn sonst säße ich heute ganz bestimmt nicht hier.

          Und nebenbei angemerkt:
          In Berlin gibt es ja das Bundesarchiv, in Abteilung Reich habe ich eine Recherche in Auftrag gegeben. Ich habe ungefähr 10 Namen angegeben, und für 2 Personen wurden NSDAP-Karten gefunden, welche ich per Kopie erhalten habe. Kann man nun deuten wie man will.

          Gruß,
          Dominik
          Immer an Informationen zu
          Gau, Ostpreußen im Kirchspiel Kumehnen
          Bursczinski, Ostpreußen in Elbing, Altstadt (Mohrungen)
          Bluhm, Ostpreußen, im Kirchspiel Wargen und Königsberg i.Pr.
          interessiert. :-)

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          • Rieke
            Erfahrener Benutzer
            • 13.02.2012
            • 1285

            #35
            Hab diesen thread eben erst gefunden und mit grossem Interesse gelesen.

            Ich bin, ehrlich gesagt, hin und hergerissen. Einerseits weiss ich gar nicht, wie ich mich selber verhalten haette. Es ist schlicht unmoeglich, mir das vorzustellen, denn mein Bewusstseinsstand waere ein anderer gewesen und die Ueberzeugungen, die ich mir im Lauf meines Lebens angeeignet hab, waeren ja gar nicht in mir gewesen damals.

            Von daher darf ich mir eigentlich auch kein Urteil ueber die Menschen erlauben, die mehr oder weniger Mitlaeufer waren und sich aus Unwissenheit oder auch aus Ueberzeugung haben mitreissen lassen. Allerdings ziehe ich die Grenze bei denen, die bereitwillig Taten begingen, die auch nach damaligen Masstaeben Verbrechen gegen die Menschlichkeit waren, denn wenn sie ein Gewissen gehabt und dieses nicht zum Schweigen gebracht haetten, waere vielleicht vieles von dem Greuel nicht so eingetreten.....
            Aber darueber nachzudenken ist muessig, denn das Leben und die Geschichte haben keine Zurueck-Taste und was geschehen ist, ist geschehen.....

            Was mich viel mehr betroffen macht, ist das grosse Schweigen darueber, das mir von Kindheit an in der Generation meiner Eltern aufgefallen ist.
            Die Wahrheit wurde entweder verschwiegen oder beschoenigt und erst jetzt erfahre ich in meiner Ahnensuche Dinge ueber meine Vorfahren, die das Bild, was ich von ihnen hatte, ganz schoen verchwommen, wenn nicht truebe gemacht haben. Das muss ich erstmal verdauen und einordnen.
            Das ist eine ganz persoenliche Enttaeuschung, ein regelrechtes Verletztsein. Da hat fast eine ganze Generation ihren Nachkommen Dinge vorenthalten und ihnen damit praktisch zu verstehen gegeben, dass sie kein Vertrauen in sie hatten, mit Wahrheiten umgehen zu koennen. Geschuetzt haben sie damit nicht ihre Kinder, nur sich selbst. Sie haben sich den Nachkommen gegenueber feige verhalten und sie gleichzeitig in den Konfirmationsunterricht oder zur Bibelstunde oder in die Kirche geschickt, damit sie die zehn Gebote lernen und sich danach richten sollten.......

            Wie gut, dass ich einen starken Magen hab, der auch das verdauen wird

            Liebe Gruesse,
            Rieke
            Meine Spitzenahnen....
            waren arm aber reinlich. Ihr Motto? Lieber leere Taschen als volle Hosen.

            Kommentar

            • Kolja
              Erfahrener Benutzer
              • 24.04.2013
              • 222

              #36
              ja so ist das bisher, habe ich noch nichts wirklich schlimmes heraus gefunden..... scheinbar waren es "nur" Mitläufer in meiner Familie wir warten weiter auf die Informationen.... Spannend finde ich es einfach bei mir weil meine Oma halb spanisch und halbwoherauchimmer ( wir warten noch auf den Geburtsort Ihrer Mutter) ist und somit war es ja nicht wirklich arisch .......... entweder sind das auch nur geschichten gewesen oder dicke Hammer kommt noch......... Ich meinte auch mit "heikel" eigentlich nur für die eigenen Familien.Weil es zb bei meiner Tante immer noch Schweigen auslöst.. Jut sie war auch erst 8 Jahre als der Krieg vorbei war.........

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              • gki
                Erfahrener Benutzer
                • 18.01.2012
                • 4843

                #37
                Hallo Rieke!

                Zitat von Rieke Beitrag anzeigen
                Die Wahrheit wurde entweder verschwiegen oder beschoenigt und erst jetzt erfahre ich in meiner Ahnensuche Dinge ueber meine Vorfahren, die das Bild, was ich von ihnen hatte, ganz schoen verchwommen, wenn nicht truebe gemacht haben. Das muss ich erstmal verdauen und einordnen.
                So hab ich die Überschrift auch immer verstanden.

                Diese Jahre sind heikel für Ahnenforscher, die evtl. Sachen über Mitmenschen/Verwandte/Ahnen herausfinden, die entweder aus sich selbst heraus oder durch jahrzehntelanges Verschweigen wenig schmeichelhaft sind.

                Daß die Jahre für die damals Lebenden mehr als nur heikel waren ist klar und muß mMn hier auch nicht weiter thematisiert werden.
                Gruß
                gki

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                • Löffel
                  Erfahrener Benutzer
                  • 31.08.2006
                  • 121

                  #38
                  Zitat von Rieke Beitrag anzeigen
                  Was mich viel mehr betroffen macht, ist das grosse Schweigen darueber, das mir von Kindheit an in der Generation meiner Eltern aufgefallen ist.
                  Die Wahrheit wurde entweder verschwiegen oder beschoenigt und erst jetzt erfahre ich in meiner Ahnensuche Dinge ueber meine Vorfahren, die das Bild, was ich von ihnen hatte, ganz schoen verchwommen, wenn nicht truebe gemacht haben. Das muss ich erstmal verdauen und einordnen.
                  Das ist eine ganz persoenliche Enttaeuschung, ein regelrechtes Verletztsein. Da hat fast eine ganze Generation ihren Nachkommen Dinge vorenthalten und ihnen damit praktisch zu verstehen gegeben, dass sie kein Vertrauen in sie hatten, mit Wahrheiten umgehen zu koennen. Geschuetzt haben sie damit nicht ihre Kinder, nur sich selbst. Sie haben sich den Nachkommen gegenueber feige verhalten und sie gleichzeitig in den Konfirmationsunterricht oder zur Bibelstunde oder in die Kirche geschickt, damit sie die zehn Gebote lernen und sich danach richten sollten.......

                  Hallo Rieke,

                  Du hast recht, wenn Du sagst, dass die Leute sich selbst schützen wollten. Ich würde das aber nicht in jedem Fall einfach als feige abtun. Die Menschen mussten auch selbst damit fertig werden, dass das woran sie geglaubt und wovon sie vielleicht felsenfest überzeugt waren, nun nichts mehr galt, sondern sich sogar als ganz übel entpuppte. Dazu kamen vielleicht noch furchtbare Erlebnisse im Krieg. Ein mittlerweile verstorbener Onkel erzählte mir vor einigen Jahren (da habe ich noch gar keine Ahnenforschung betrieben) von seiner Kriegsgefangenschaft in Rußland. Nach ein paar Sätzen brach er in Tränen aus. Viele Leute haben so etwas über viele Jahre in sich hineingefressen, weil es für sie zu schrecklich war, sich noch einmal daran zu erinnern.
                  Das solltest Du auch bedenken.

                  Viele Grüße
                  Matthias

                  Kommentar

                  • Wolfg. G. Fischer
                    Erfahrener Benutzer
                    • 18.06.2007
                    • 4918

                    #39
                    Beim Lesen von Feldpostbriefen hat mir meine Großmutter auch noch erzählt, dass ihr Mann nach dem Krieg im Osten siedeln wollte. Sie sollte sich schon mal darum kümmern, meinte aber, sie wolle lieber bis nach dem Krieg warten.

                    LG Wolfgang

                    Kommentar

                    • KumaNoKami
                      Benutzer
                      • 12.07.2013
                      • 30

                      #40
                      Ich hab in der Sache noch nichts gemacht, hab mir aber auch erst gestern MacFamilyTree7 zugelegt.

                      In unserer Familie wurde kaum bis garnicht über das Thema gesprochen.
                      Der Vater meines Opas mütterlicherseits starb als Oberfeldwebel 43 oder 44 an der Ostfront soweit ich weiß.

                      Interessieren würde mich aber was mein Urgroßvater während der Nazizeit gemacht hat. es ist der Vater meiner Oma mütterlicherseits, 1910 geboren, nachdem er verstarb kam irgendwie raus das er mal bei der SA war.
                      Angeblich hat er bei der Bahn gearbeitet. Mir erschließt sich aber nicht der Grund warum er dann als einer der letzten aus russischer Gefangenschaft kam.

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