Taufeintrag in Garnisionsgemeinde Breslau

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  • mumof2
    Erfahrener Benutzer
    • 25.01.2008
    • 1347

    #16
    Taufe eines weiteren Kindes am 13.10., Charlotte Louise geboren am 02.10.1805 in Berlin, Sophienkirche. Vater Joh. Heinrich, Seidenwirkergeselle. Unten Nr. 602
    Zuletzt geändert von mumof2; 25.07.2017, 15:12.
    Viele Grüße
    mum of 2

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    • iheinrich
      Erfahrener Benutzer
      • 30.07.2009
      • 866

      #17
      Hallo Mumof2,

      diesen Eintrag kenne ich bereits. Trotzdem vielen Dank fürs schauen!

      Charlotte Luise heiratet einen Herrn Plattkow, bekommt einen Sohn und stirbt leider schon mit 28 Jahren. (traurig)

      VG Ines

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      • iheinrich
        Erfahrener Benutzer
        • 30.07.2009
        • 866

        #18
        Hallo Kleinschmid,

        verstehe ich das richtig? Alle Orte, die in der Stammliste zum Feld-Artillerie-Corps (S.92 & S.93) aufgeführt sind, sind potentielle Herkunftsorte von Johann Heinrich?

        VG Ines

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        • Kleinschmid
          Erfahrener Benutzer
          • 20.01.2013
          • 1239

          #19
          Hier geht es ja um den Mannschaftsersatz. Da waren die Könige - nicht nur die preußischen - immer etwa wählerisch, wenn es um die Artillerie ging. Denn das Gerät (Geschütze, Gespanne usw.) war natürlich sehr wertvoll und es war immer eine große Menge Schwarzpulver im Spiel, mit der man viel Unglück anrichten konnte. Deshalb wurden bei den Preußen bevorzugt Inländer (also keine angeworbenen Ausländer) und vor allem in Schlesien lieber Protestanten (weil man den Katholiken nicht über den Weg traute) zur Artillerie eingestellt. Dabei ging es immer um kräftige Männer, die das schwere Gerät bedienen konnten. Das hier interessierende 2. Feldartillerieregiment erhielt erst 1795 mit Kröben und Fraustadt einen eigenen Kanton. Davor kamen die Mannschaften hauptsächlich aus dem allgemeinen Artilleriekanton. Der war aber sehr groß - was uns Familienforscher eben heute die Arbeit erschwert. 1733 bestand er aus 13 Ortschaften in der Kurmark und 7 in der Neumark. Später wurde er wesentlich vergrößert und umfaßte mehrere Städte und Dörfer in Brandenburg, Pommern und Westpreußen. Wie er genau um 1784 aussah, wird in der Stammliste beschrieben. Mir ist nicht bekannt, daß es dabei noch ein Zuordnung auf die Regimenter gab - also der Herr Heinrich konnte aus dem gesamten Kanton kommen, genauer läßt es sich heute nicht mehr sagen.

          Noch zu Crossen. Die Stadt und der Kreis Crossen gehörten bis 1798 zum Infanterieregiment Nr. 24 mit Garnison in Frankfurt/Oder.

          Wir sprechen aber hier vom 18. Jhd. Da kann man nicht völlig ausschließen, daß Johann Heinrich im IR 24 anfing und aus heute kaum noch nachvollziehbaren Gründen zur Artillerie nach Berlin u. später Breslau wechselte.

          Was mich hier etwas stört: Als kräftiger Bursche bei der Artillerie wäre er im Zivilleben m.E. eher Schmied, Stell- oder Radmacher geworden, aber doch nicht Seidenwirker. Mußte man dafür auch nach Berlin? In Schlesien gab es doch eine große Textilindustrie ...

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          • iheinrich
            Erfahrener Benutzer
            • 30.07.2009
            • 866

            #20
            Ich meine mal irgendwo gelesen zu haben, das um 1800 herum die Seidenfabrikation in Berlin einen enormen Aufschwung nahm. Es strömten zu dieser Zeit Menschen aus aller Herrenländer, auch aus Schlesien, nach Berlin um an diesem Aufschwung teilzuhaben.

            Dies wird auch durch diesen Artikel gestützt:
            "Der bedeutendste Wirtschaftszweig Berlins war die Textilherstellung und -verarbeitung. 1801 war jeder achte erwachsene Berliner in der Textilindustrie tätig. Der preußische Geheime Kriegsrat Kunth spricht von etwa 11 000 vorhandenen Webstühlen in Berlin im Jahre 1801, die jeweils mit acht bis zehn Personen besetzt seien. So schätzt er die Zahl der durch Weben ernährten Menschen in Berlin auf 50 000, das ist mehr als ein Viertel der Einwohner. Berlin verfügte mit dem Lagerhaus über die zeitweilig größte zentralisierte Tuchmanufaktur in Europa."
            http://www.berliner-klassik.de/projekt/historische-situation-in-berlin-um-1800

            Ob nun der Johann aus dem Artillerie-Corps derselbe ist wie meiner, kann ich nur mutmaßen. Vieles spricht dafür. Dass er statt Schmied oder ähnliches ein Seidenwirker geworden ist (oder vielleicht war er ja schon vorher einer) dass kann ich auch nur spekulieren. Möglicherweise lag das in der Familien-Tradition. Oder er war krank, oder Kriegsversehrt?

            Warum komme ich auf Crossen? Die Taufpaten der in Berlin 1805 geborenen Tochter weisen dort hin. Und Taufpaten haben zu dieser Zeit doch immer irgendwie zur Familie gehört, oder? Das ist aber auch der einzige Hinweis den ich habe. Es könnte durchaus das Crossen an der Oder sein aber auch das Crossen Elster. Es gibt einen Hinweis auf einen Benjamin Heinrich, Färber in Crossen. Und es gab in der Familie einen Seidenfabrikanten in Berlin.

            Ich muss einfach dringend den Taufeintrag von Carl Wilhelm Heinrich finden, dem 1799 geborenen Sohn von Johann. Johann wohnte mit seiner Familie, als er 1811 starb, in Berlin, in der Verlornenstr. Nr.7.Und das waren Quartiere, die von Zuwanderern bewohnt wurden.

            Der Sohn von Johann, Carl Wilhelm, war auch ein Seidenwirker.

            Ich suche weiter!
            Zuletzt geändert von iheinrich; 25.07.2017, 18:42.

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            • Kleinschmid
              Erfahrener Benutzer
              • 20.01.2013
              • 1239

              #21
              Recht schönen Dank für die Hinweise auf die Berliner Textilindustriegeschichte - also paßt das doch schon irgendwie alles zusammen ...

              Nur noch ein paar Puzzleteilchen:
              Von Crossen blieben in der Tat nur wenige Jg. der ev. KB erhalten. Mit sehr viel Glück könnte man vielleicht feststellen, ob dort im 18. Jhd. (Mitte?) der Name Heinrich vertreten war. Siehe hier. Vielleicht waren die Paten aber auch nur frühere Kameraden des Johanns, die eben von Breslau nach Crossen gingen.

              Das Artillerie-KB von Breslau hatte wir ja bei ancestry gefunden. Nachweislich des Egers (Generalverzeichnis der pr. MKB) gab es dieses auch für Berlin. Nach längerem Suchen fand ich es. Darin sind alle vier damals vorhandenen Regimenter enthalten. Das 2. natürlich mit weniger Einträgen - es lag ja später in Breslau. Interessant: Recht weit vorne findet sich ein Seidenwirkergeselle! Ich halte ihn für einen ehemaligen Artilleristen, der die Erlaubnis zur Taufe seines Kindes in der Garnisonkirche erhielt - also gab es solche Abgänger in diesen Berufszweig tatsächlich.

              Ich habe noch die Angaben aus St. Elisabeth nachzureichen
              Tf-Reg. 1750-1784

              Tf Ducius in 1761 u. 1764

              Tr-Reg. 1760-1794

              Tr Ducius 1760

              Tr Heinrich 1794

              Eins noch - ist aber nur eine Idee ...
              Die altpreußische Artillerie bestand - vereinfacht dargestellt - aus zwei Teilen: Die Verteidigungsartillerie befand sich stets auf den Wällen und in den Kasematten der Festungen. Hier in Breslau war es eine Garnisonartilleriekompanie. Das andere war die Angriffsartillerie, die ins Felde zog, um dort eine andere Festung anzugreifen oder in offener Schlacht bspw. eine feindliche Kavallerieschwadron mit Splittergranaten zu bekämpfen. Das war hier also das 2. Feldartillerieregiment mit Garnison in Breslau seit 1789.
              Nun erhielt die Garnisonartillerie in Schlesien ihren Ersatz zum Teil aus dem sog. Königskanton. Damit war die Gegend um Jauer-Hirschberg-Löwenberg usw. gemeint. Dort war die Wehrpflicht fast aufgehoben, denn nur ganz wenige Soldaten (~60 pro Jahr) mußten gestellt werden. Gerade dort befand sich aber das Zentrum der schlesischen Textilindustrie. Dieser Johann Heinrich könnte als schon vorher in diesem Métier gearbeitet haben, diente zuerst in Breslau bei der Garnisonartillerie, wechselte zur Feldartillerie und arbeitete nach seiner Dienstzeit wieder in seinem erlernten Beruf.

              Viel Erfolg weiterhin!

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              • iheinrich
                Erfahrener Benutzer
                • 30.07.2009
                • 866

                #22
                Vielen, vielen Dank für diese interessanten und wertvollen Ausführungen! Und für die Angaben aus dem Kirchenbuch. Das alles hätte ich so schnell niemals alleine herausfinden können. Herzliche Dank auch dafür! Wenn ich das richtig sehen, sind diese aus Archion, richtig?

                Ich werde jetzt noch mal alle meine Daten aus der Generation um Johann Heinrich prüfen, vielleicht habe ich ja irgend etwas übersehen.

                Viele Grüße,
                Ines

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                • iheinrich
                  Erfahrener Benutzer
                  • 30.07.2009
                  • 866

                  #23
                  Ich habe mir die Anhänge angeschaut und hätte dazu bitte noch eine Frage. In dem Registereintrag für die Taufen steht hinter dem Namen "Ducius" auch noch "Einwohner von Tschepine". Ist das ein Stadtteil von Breslau oder ein Vorort?

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                  • Weltenwanderer
                    Moderator
                    • 10.05.2016
                    • 4364

                    #24
                    Hallo Ines,

                    "Tschepine" scheint ein inzwischen von Breslau absorbiertes Dorf zu sein.

                    OCR-Text, nicht über die Rechtschreibung wundern:
                    Tschepine mit Viehweide und Zankholzwiese, Zehndelberg.. Das ehemalige Dorf T., eine Gründung der Cisterziensermönche des Klosters Leubus, lag westlich von der Nikolaikirche und nahm einen beträchtlichen Teil der Nikolaivorstadt ein. Sein N haftete vom 15. Jahrhundert ab vorzugsweise an der jetzigen Langengasse. 1203 und '41 hieß es Stapin, 1204 bis '26 Stepin et Nabitin ante civitatem Wratizlavie et St. Nicolaum, 1257 Scepin, 1268 Schepin, 1318 Schepin und die Ebene vulgariter angir genannt, im Landbuch des Fürstent. Breslau: Tschepyn alias ad sanctum Nicolaum prope Wratislaviam, 1519 Scheppin, 1562 bis 1631 öfter Tschepin, 1666 vorübergehend Niklasdori, 1669 Tscheppin, darauf Tschepine.
                    Die Nikolaikirche (zerstört) war hier irgendwo.

                    LG,
                    Weltenwanderer
                    Kreis Militsch: Latzel, Gaertner, Meißner, Drupke, Mager, Stiller
                    Kreis Tarnowitz / Beuthen: Gebauer, Parusel, Michalski, Wilk, Olesch, Majer, Blondzik, Kretschmer, Wistal, Skrzypczyk, von Ziemietzky, von Manowsky
                    Brieg: Parusel, Latzel, Wuttke, Königer, Franke
                    Trebnitz: Stahr, Willenberg, Oelberg, Zimmermann, Bittermann, Meißner, Latzel
                    Kreis Grünberg / Freystadt: Meißner, Hummel

                    Mein Stammbaum bei GEDBAS

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                    • iheinrich
                      Erfahrener Benutzer
                      • 30.07.2009
                      • 866

                      #25
                      Hallo Weltenwanderer,

                      Vielen Dank für die Info! Kann ich davon ausgehen, dass es in Tschepine keine eigene Kirche gab?

                      Viele Grüsse,
                      Ines

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                      • Kleinschmid
                        Erfahrener Benutzer
                        • 20.01.2013
                        • 1239

                        #26
                        Zitat von iheinrich Beitrag anzeigen
                        Kann ich davon ausgehen, dass es in Tschepine keine eigene Kirche gab?
                        Dabei handelt es sich um die Straßenzüge in der Nikolaivorstadt, die sich direkt an der Oder befanden. Mit der Zuständigkeit der Pfarreien in Breslau ist es natürlich bei der Größe der Stadt nicht so ganz einfach. Hier aber - in der Mitte des 18. Jhd. - läßt sich die Sache noch gut überblicken. Vom Schweidnitzer Tor im Süden gerade rauf zur Oder verlief damals die Trennungslinie. Der linke Teil (Westen) der Innenstadt gehörte zu St. Elisabeth.
                        Ja, der betref. Teil der Nikolaivorstadt hatte eigentlich eine eigene Kirche, und zwar St. Barbara. Nur war dies eine Filiale von St. Elisabeth. Es fand dort aber nur Gottesdienst und seit dem 18. Jhd. auch Abendmahl u. Konfirmationen statt. Tf u. Tr aber nur in St. Elisabeth, deshalb gab es auch keine frühen KB von St. Barbara. Die Kirche erhielt erst 1874 ihre Selbständigkeit + Recht auf KB-Führung.

                        Aber ... St. Barbara war seit 1741 die Breslauer Garnisonkirche, weswegen sich die Susanna/Dorothea und der Johann Heinrich dort womöglich kennengelernt haben.

                        Kommentar

                        • iheinrich
                          Erfahrener Benutzer
                          • 30.07.2009
                          • 866

                          #27
                          Es ist eine nette Vorstellung, dass sich Susanne und Johann in der Kirche kennengelernt haben könnten :-)

                          Herzlichen Dank für die geografischen Ausführungen.

                          Gibt es denn für Breslau noch weitere Kirchen, wo eine Taufe verzeichnet sein könnte?

                          Kommentar

                          • Kleinschmid
                            Erfahrener Benutzer
                            • 20.01.2013
                            • 1239

                            #28
                            Es dreht sich immer noch um die 1799er Taufe, richtig? Kann ich gut verstehen ...

                            Ganz so einfach war es für die Soldaten aber damals nicht, an ihrem zuständigen Feldprediger vorbei eine Tf o. Tr von einem Zivilpfarrer durchführen zu lassen. In erster Linie ging es dabei ums Geld, denn der Feldprediger erhielt eine Gebühr für seine Arbeit. Es ist also eher wahrscheinlich, daß die gesuchte Tf in ein anderes Militärkirchenbuch 'reingerutscht' ist. Ich habe nun alle Bücher von den Einheiten durchgesehen, die 1799 in Breslau waren: Kürassier-Rgt. 1, Infanterie-Rgt. 29 u. 32, Füsilier-Btl. 10 sowie das Garnison-KB und eben das bereits bekannte Artillerie-KB: Nein, 1799 ließ kein Johann Heinrich ein Kind taufen. 1800 einer beim KR 1, das war aber ein Reiter und die Frau hieß nicht Ducius.

                            Vielleicht wurde ganz einfach nur vergessen, die Tf einzutragen. Das Artillerie-Rgt. hatte keinen eigenen Feldprediger (gehörte zur Garnisongemeinde), was so einen Fehler sicher begünstigt hat. Oder - ich hatte es bereits erwähnt - er war längere Zeit (also mit Familie) auf Kommando in einer anderen Festung, und das Kind wurde dort geboren/getauft.

                            Kommentar

                            • iheinrich
                              Erfahrener Benutzer
                              • 30.07.2009
                              • 866

                              #29
                              Vielen, lieben Dank fürs schauen, nach den Taufen! Und den interessanten Informationen. Das ist wirklich sehr, sehr nett!

                              Ja, es geht in der Tat um die Taufe 1799. Aber auch noch davor, ca. 1797.

                              Carl Wilhelm wurde lt. Sterbeeintrag am 10. September 1799 geboren. Als er am 10.Oktober 1830 geheiratet hat, stand dort "30 Jahre". Es ist somit nicht auszuschliessen, dass das Geburtsjahr auch 1800 gewesen sein könnte. Und er wurde als jüngster Sohn bezeichnet. Also muss nach der 1796 geborenen Tochter noch ein Sohn geboren worden sein. Aber vor Carl Wilhelm.

                              Natürlich kann man auch nicht ausschliessen, dass es gar keinen Eintrag gibt, weil er vergessen wurde.

                              Es ist wirklich verzwickt!
                              Zuletzt geändert von iheinrich; 28.07.2017, 08:40.

                              Kommentar

                              • Kleinschmid
                                Erfahrener Benutzer
                                • 20.01.2013
                                • 1239

                                #30
                                Eine Möglichkeit dürfen wir - egal wie selten der Name Ducius auch sein mag - nicht außer acht lassen: Der Breslauer Johann Heinrich ist nicht identisch mit dem Berliner Seidenwirker.

                                Es gilt für die schlesische Familienforscherung eigentlich immer der Grundsatz: Jede Spur, die nach außerhalb von Schlesien führt, ist besonders wertvoll. Kann man doch damit womöglich den dortigen enormen Verlusten an Archivalien irgendwie aus dem Weg gehen.

                                Gibt es denn daher keinen Ansatz für weitere Forschungen in Berlin? Wurde er dort eingebürgert? War er Mitglied in der Seidenwirker-Zunft o. ä.? In solchen Verzeichnissen finden sich doch häufig Hinweise auf die Herkunft. Es würde doch bereits genügen, ihn bspw. um 1802 in einem Berliner Steuerverzeichnis nachzuweisen - denn dann kann er nicht unser Breslauer Artillerist gewesen sein.

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