Auszug aus Gustav-Adolf v. Kloedens Erdkunde 1875 Teil 1 und 2

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  • Georg Breitenstein
    Erfahrener Benutzer
    • 11.03.2007
    • 182

    Auszug aus Gustav-Adolf v. Kloedens Erdkunde 1875 Teil 1 und 2

    Ein freundliches Hallo an alle Brandenburg - Forscher,

    nachdem ich schon im Forum Schlesien einen gleichartigen Text veröffentlicht habe,
    möchte ich allen Interessierten hier einen Auszug aus Gustav-Adolf von Kloedens
    Erdkunde von 1875 einstellen. Dieser Teil betrifft ansich Brandenburg und Berlin
    und lässt sich schwer auseinanderreissen. Daher bitte ich um Verständnis, wenn
    ich den kompletten Text hier als Beitrag zur Verfügung stelle.

    Teilnehmer der Bandenburgliste werden ihn eventuell schon kennen, da ich ihn dort
    2007 schon zur Kenntnis gebracht habe. Est nachdem der Tet veröffentlicht war,
    erfolgte der Hinweis, daß es sich bei den Flächenangaben nicht um O=M handeln
    können. Richtig ist Q=M also Quadrat-Meile. Bitte beachten Sie diese Fehler beim
    Lersen des Textes. Alles zu ändern würde zulange dauern.

    Der gesamte Text ist zu lang. Daher ist der Rest unter Teil 2 einzusehen.

    Viel Spass beim Lesen und ich hoffe Sie haben Freude an den Erklärungen und
    Beschreibungen aus dem Jahre 1875.

    Theil 1 : ) Die Provinz Brandenburg

    709,21 O.=M. mit 2863.229 Bewohnern, wovon 42.722
    Wenden sind. 344 O.=M. sind Frucht=, 107,1 Gras=,
    33,8 O.=M. Holztragende und 39,5 O.=M. fast ertraglose
    Fläche. Sie ist so gross wie die Schweiz. Die 1816
    gebildete Provinz besteht 1) aus der Kurmark.
    Die Theile dieser letzteren sind a) Die Prignitz
    ( der NW.=Theil), ehemals zusammengesetzt aus den
    Distrikten, sogen. Kreisen : Perleberg, Pritzwalk,
    Wittstock, Kyritz, Havelberg=Plattenburg, Lenzen.
    b) Die Mittelmark. Sie war in 10 Kreise getheilt :
    Den Havelländischen Kreis, nämlich das Havelland mit
    dem Dome und der Altstadt der Kurstadt Brandenburg,
    die Länder Friesack, Rhinow und Bellin, nebst dem
    Nußwinkel; den Ruppinschen Kreis, die ehemalige
    Grafschaft; den Glin=Löwenbergschen Kreis, den
    Ober=Barnimschen Kreis, nebst dem rechts von der Spree
    gelegenen Theile von Berlin; den Teltowschen Kreis,
    nämlich den Hauptkreis, den Aemter=Kreis (Zossen und
    Trebbin), die Herrschaften Wusterhausen und Teupitz,
    und den links von der Spree gelegenen Theil von
    Berlin; den Lebusischen Kreis mit der Stadt Frankfurt;
    den Zauchischen Kreis, großentheils ehemals unter
    Magdeburg, wozu die Neustadt Brandenburg und die
    Exclave Berwalde gehörte; den Luckenwaldischen kreis;
    den Beeskow=Storkowschen Kreis.
    c) Die Uckermark, aus der Uckermark und dem Lande Stolpe
    bestehend. - Der älteste Theil der Kurmark, die Altmark,
    ist jetzt ein Theil der Provinz Sachsen. -
    2) Aus der Neumark, ehemals von der Warte bis zur Rega
    reichend; zu ihren ursprünglichen Theilen gehören :
    Küstrin, die ehemalige Hauptstadt der Neumark, die Kreise
    Königsberg, Soldin, Landsberg a. d. Warte Friedeberg und
    (großentheils) Arnswalde. Dazu gelegt wurden :
    Das Land Sternberg, nebst Sonnenburg, das ehemalige
    Herzogthum Krossen, zu welchem auch der Züllichausche
    Kreis gehörte; der Kottbussche Kreis in der Niederlausitz. -
    3) Aus dem schlesischen Lande Schwiebus. -
    4) Aus einigen Pommerschen Ortschaften , im N. des
    Soldiner Kreises. -
    5) Aus der ehemaligen polnischen Stadt Schermeisel und dem
    Dorfe Grochow. -
    6) Aus dem ehemals sächsischen Markgrafenthum Niederlausitz,
    bestehend aus : dem Luckauer Kreise mit der Stadt Luckau,
    den Herrschaften Dobrilugk, Sonnenwalde und Drehna ;
    dem Gubenschen Kreis, worin die Stadt Guben, Stift Neuzelle,
    Stadt Kalau, Herrschaft Lübbenau; dem Krumspreeischen Kreise,
    nämlich den Aemtern Lübben und Neuzauche, dem Ordensamte
    Friedland, den Herrschaften Lieberose, Strauoitz und Leuthen,
    der Stadt Lübben; dem Sprembergischen Kreise. Ferner aus
    einem Theile des ehemals sächsisch=Meissnischen und
    Kur=Kreises, und zwar den Kreisämtern Senftenberg und
    Finsterwalde, den Aemtern Belzig, Jüterbogk, Dahme, und der
    Herrschaft Baruth.

    Nur 1/10 der Provinz hat Lehm= und Thonboden, z. B.
    die Elb= und Oderniederungen. Im Kreise Soldin macht
    er nur 9 % der Fläche aus, in Angermünde aber 29,
    in Prenzlau, dem besten Kreise der Provinz, fast 69 %
    der Fläche. Im Regierungs=Bezirk Potsdam gehören 8,
    in Frankfurt 22 O.=M. dazu. Sandboden ist in Potsdam
    1/3 der Fläche, in Frankfurt mehr als die Hälfte;
    die ganze Provinz hat 24,5 % der Fläche, mehr als jede
    andere; die Kreise Niederbarnim und Berlin haben 50 %;
    in Frankfurt 8 Kreise über 60, Krossen 75, Lübben
    sogar 77 % ihrer Fläche. Der Moorboden 1/22 - 1/11,
    macht vom Westhavellande 29,3, vom Osthavellande 38,4 %
    der Fläche aus. 1/33 der Provinz sind Wasserflächen. -
    Der werthvollste Theil sind die 19,5 O.=M. grossen
    Oder=Niederungen, und zwar liegt der fruchtbarste Theil
    des Oderbruches unterhalb Küstrins am linken Ufer, wo
    besonders Zuckerrüben gebaut werden. Schwere Winterfrüchte,
    Gerste und gutes Heu sind die Hauptleistungen. Weniger
    fruchtbar ist die Warte=Niederung, die Hafer und Heu
    liefert; noch werthloser die nur Heu liefernde
    Netze=Niederung, deren Moorboden abwechselnd als Acker
    und Wiese benutzt wird. - In der Neumark und Sternberg
    ist der beste Boden mässig gutes Weideland; Links von der
    Oder findet sich meist mit Geschieben bedeckter Sandboden,
    der auch moorig ist; nur der Kreis Lebus kommt der
    Neumark nahe. Der Spreewald zerfällt durch sandige, bei
    Lübben liegende Erhebungen in den 4 O.=M. großen oberen
    und den 1 O.=M. großen unteren Spreewald, beides
    ertragreiche Wiesenländereien mit Laubholz=Pflanzungen,
    mit Aeckern auf den trockneren Stellen und Nadelwald auf
    dem Sande; tiefere Lagen mit schwarzem Humusboden liefern
    Hafer. Meist findet man Spatencultur, und baut Gemüse und
    Gartenfrüchte. -
    Im Regierungs=Bezirk Potsdam haben die Elb=Niederungen
    ergiebigen Klaiboden, am besten bei Lüttkenwische. Der Lehm
    auf mergeliger Unterlage nimmt fast den ganzen Prenzlauer
    und einen guten Theil des Angermünder Kreises ein;
    er erscheint auch im W. des Ruppiner Sees und zwischen Nauen
    und Brandenburg. Der Fläming hat eine nur nach Zollen zu
    messende Ackerkrume und ungünstigen Untergrund; der Boden
    wird zu mehlartigem Staube oder unergründlichem Schmutz;
    den besseren haben Jüterbogk und Dame.
    Die Hauptprodukte des Ackerbaues in der Mark sind Gerste und
    Roggen; der Kartoffelbau geschieht mit besonderer Sorgfalt;
    indeß ist der Bedarf an Getreide dermaßen stark, daß in der
    Regel nicht das genügende gewonnen wird, so bedeutend
    auch der Ackerbau ist. Vorzüglich zeichnen sich, auch durch
    Weizenbau, aus :
    Die Uckermark, die Gegenden von Küstrin, Landsberg a. d. W.,
    Sonnenburg, das Oder=Bruch u.s.w.; erstere sticht hervor auch
    durch ihren Gerstenbau, der den Bedarf der Berliner
    Brauereien deckt. Der schlechte Sandboden, wie bei Beeskow,
    Storkow u.s.w. liefert Buchweizen. Die Mergelung des Bodens
    ist eine sehr allgemeine Operation. - Besonders ausgedehnt
    ist die Schafzucht, und es gilt die Wolle der Mark
    Brandenburg für die beste der Welt.

    Für einige Industriezweige ist diese Provinz von
    überwiegender Wichtigkeit. Sie hat mehr Wollspinnereien
    für Streichgarn, als irgend eine andere; Webstühle für
    Wolle und Halbwolle; für Leinen und Halbleinen hat sie
    die meisten Stühle nächst Schlesien und Westfalen; die
    meisten Tuchfabriken (2/5 aller), fast alle Shawlfabriken,
    die Hälfte aller Teppichfabriken; 2/5 der Posamentir=
    Waren=Fabriken hat Berlin allein; viel Färbereien; Dampfmühlen;
    Bronze=Waaren=Fabriken; Maschinen=Bau=Anstalten, Glashütten,
    Porcellanfabriken, chemische Fabriken, die Hälfte aller
    Wachstuchfabriken, Tabaksfabriken, die meisten Schirmfabriken
    und Gold= und Silber=Manufakturen; Wattenfabriken, Appretur=,
    Preß=, Scheer=, und Walk=Anstalten; Chokoladefabriken; nächst
    Köln die meisten Fabriken wohlriechender Wasser.

    Der Haupthandel geschieht auf der Elbe und Hamburger Eisenbahn-
    1595,58 Kilom. = 215,1 g. M. Eisenbahn (1872)

    1.) Der Regierungs=Bezirk Potsdam nebst der Stadt Berlin

    mit 1.002,368 und 826.341 Bewohnern, der westlichste Theil
    der Provinz, etwa so groß wie die Provence, oder die Lombardei,
    oder der Peleponnes. - 179,3 O.=M. sind Frucht=, 64,9 O.=M.
    Gras=, 109,6 O.=M. Holztragende, 22 O.=M. fast ertraglose
    Fläche. - 754,31 Kilom. = 101,7 g. M. Eisenbahn (1872) -
    Ende 1871 gab es im Regierungs=Bezirk Potsdam 1.818.400
    Deutsche und 40.563 Juden. - 34.650 bildeten die Militär=
    Bevölkerung. Von den Bewohnern waren 1.189.215 städtische
    und 639.494 ländliche. Der Regierungs=Bezirk (ohne Berlin)
    enthält

    164,7 g. O.=M. Acker, 102,7 O.=M. Wald ( davon 44,3
    Staats= und königl. Forste ) 38,0 O.=M. Wiesen.
    27,7 O.=M. Waide, 18,7 O.=M. Wege und Wasser, ,5 O.=M.
    Gärten, 0,66 O.=M. Torfstiche, Steinbrüche u.s.w.

    Unter dem Kammergerichte zu Berlin stehen: das Stadtgericht
    ebenda und 13 Kreisgerichte. Haupt=Zoll=Aemter sind zu
    Berlin, Gransee, Warnow, Wittenberge; Haupt=Steuer=Aemter
    zu Berlin, Brandenburg, Potsdam, Prenzlow, Zossen, Kottbus,
    Krossen, Frankfurt, Landsberg an der Warte, Lübben. -
    Der Bezirk ist in 16 Kreise getheilt. Fast 6 O.=M. sind
    Staats=Domänen, welche jährlich über 400.000 Thlr.
    Überschuß abwerfen; fast 38 O.=M. Staats=Forsten, die
    über 525.000 Thlr. abwerfen.

    a) Mittelmark

    Berlin am 1. Dezember 1871 mit 826.341, am letzten August 1873
    mit 909.580 Bewohnern in 178.159 Haushaltungen; davon waren
    Ende 1871 : 417.432 männlichen und 408.909 weiblichen
    Geschlechtes; 732.617 evangelischen, 51.722 katholischen
    Glaubens, 2099 Dissidenten, 34 anderen Glaubens,
    36.015 Israeliten; 826.341 Cicilbewohner und 21.448 Militär;
    ferner 7575 Adlige. - 1872 sind 35.500 geboren, 1 auf 23,5
    im Durchschnitt täglich 95 ( 419 Zwillings= und 8 Drillings=
    Geburten ); und zwar ehelich 15.944 Knaben und 14.846 Mädchen,
    unehelich 2402 Knaben und 2308 Mädchen, so daß auf sieben
    Geburten 1 unehelich ist. 30482 Kinder wurden getauft.
    Es fanden 11.481 Trauungen statt; davon ergaben 1002 gemischte
    Ehen, namentlich von katholischen Männern mit evangelischen
    Frauen.

    Gestorben sind 28.101, also 1 auf 39; davon über 20.500
    an inneren Krankheiten, und über 11.000 Kinder im ersten
    Lebensjahre. Von den 200 Selbstmördern starben 84 durch
    Erhängen, 40 durch Ertränken, 41 durch Erschießen,
    30 durch Gift, 3 durch Verbluten, 2 durch Sturz; von den
    303 Verunglückten sind 69 Übergefahren, 32 ertrunken,
    17 an Brandwunden gestorben, 11 durch Kohlendampf erstickt
    u.s.w. -
    1872 sind 88.326 männliche und 28.350 weibliche Personen
    in Summa 129.854 zugezogen, und 57.697 männliche und
    28.350 weibliche, zusammen 86.047 Personen fortgezogen.
    Zugang also 43.807. -
    1871 120.087 alleinstehende männliche und 20.215 weibliche
    Personen, zusammen 140.302 zugezogen, und 17.111 fortgezogen;
    Zugang also 123.191. -
    Es waren vorhanden 1007 Geisteskranke, 493 Taubstumme, 602 Blinde. -
    1871 wurden 3646 Verbrecher zur Strafe eingebracht. 392
    Verbrecher von 12 - 18 Jahren sind in Strafhaft gewesen.
    Die Straflisten enthalten gegen 33.000 bestrafte Personen;
    gegen 5000 Diebstähle sind im Laufe eines Jahres angezeigt worden.-
    Berlin hatte 1871: 46.034 weibliche Dienstboten und 105.072
    Arbeiterinnen. - Die Zahl der unter regelmässiger ärztlicher
    Controlle stehende Prostituirten betrug zu Ende 1872 :
    1733; durch Polizeihilfe eingebracht wurden 17.106; dazu
    Sistirte 8785, Summa 25.891, so daß durchschnittlich auf jeden
    Tag 70 kommen.
    Berlin enthält 23.184 Morgen oder 1 1/19 O.=M. (altes und neues
    Weichbild) davon kommen 3334 Morgen auf Straßen und Plätze,
    4306 auf Gebäude 14.006 auf Höfe und Gärten, 718 auf Wasser-
    flächen, 820 auf den Thiergarten; außerdem sind 9520 M
    AckerbodenDer wirklich bebaute Flächenraum mit Einschluß des
    hineingeschobenen Thiergartens begreift 10.300 Morgen oder 2/5
    O.=M. Das ganze Weichbild hat 4 g. M. Umfang; Die Entfernung des
    Stralauer Thores vom Neuen Thore beträgt 17.250 Pr. F. , etwa 1/2 M. -
    Auf den bebauten Flächen standen schon 1850 über 8700 Häuser;
    in den letzten zehn Jahren (1840 - 1850) waren 372 hinzugekommen,
    davon waren über 180 königliche Gebäude. -
    Berlin hat 517 Straßen und Gassen, 61 öffentliche Plätze und
    Märkte (11 mit Parkanlagen versehen) 54 Brücken, 60 Kirchen
    (eigentlich 36 Kirchen und 24 Kapellen) in 29 Kirchspielen; ferner
    12 Anstalts-Kirchen und 6 Personalgemeinden; 16 Hospitäler und
    21 Krankenhäuser; 22 Theater. -

    Nach den 18 Stadtteilen hat :

    Berlin............................. 888 Grundstücke mit 30.935 Bewohnern
    Alt=Köln ........................ 501 " " 16.475 "
    Friedrichswerder.............. 264 " " 8.761 "
    Dorotheenstadt................ 498 " " 18.818 "
    Friedrichstadt................ 1643 " " 75.557 "
    " außerhalb................. 668 " " 25.535 "
    Schöneberger Revier........ 493 " " 22.524 "
    Tempelhofer Revier.......... 495 " " 30.335 "
    Trans=Luisenstadt........... 751 " " 50.271 "
    Neu=Köln........................ 166 " " 7.125 "
    Stralauer Revier A ........... 648 " " 40.905 "
    " " B ................. 708 " " 68.018 "
    Rosenthaler Vorstadt ...... 904 " " 46.177 "
    Oranienburger Vorstadt ... 904 " " 68.136 "
    Friedrich=Wilhelmstadt ... 275 " " 18.878 "
    Moabit ........................... 244 " " 13.533 "
    Wedding ........................ 734 " " 25.323 "

    Berlin hatte in Jahre 1726 : 94.419 Einwohner, 1760 : 140.625
    1817 : 188.485 1825 : 220.277
    1840 : 331.900

    Im Jahre 1855 : 419.241 Einw., 9116 bebaute Grundstücke,
    85.474 Wohnungen. 9.522.260 Thlr. Miethswerth
    1860 : 496.042 Einw. 9870 bebaute Grundstücke,
    99.728 Wohnungen
    1861 : 524.945 Einw. 11.620 bebaute Grundstücke,
    11.048 Wohnungen
    1864 : 610.103 Einw. 13.777 bebaute Grundstücke
    139.356 Wohnungen, 19.116.021 Miethswerth
    1872 : 826.341 Einw. 14.829 bebaute Grundstücke,
    173.603 Wohnungen, 29.383.000 Miethswerth

    Der Magistrat besteht aus 36 Mitgliedern, incl. Oberbürgermeister
    Bürgermeister und Stadtkämmerer, 16 besoldeten und 17 unbesoldeten
    Stadträthen. Derselbe bildet eine Behörde von 46 Directionen,
    Deputationen, Curatorien und Commissionen. Das Gesammt=Personal
    der Communal=Beamten besteht aus 2300 Personen, worunter 108
    Stadtverordnete, 200 Bezirks=Vorsteher und ebensoviele Stellver=
    treter, 116 Armen=Commissions=Vorstehern, 140 Servis=Verordneten
    53 Rathsmaurer=, Zimmermeister und Stadtwachtmeister. Die Stadt
    ist in 210 Bezirke getheilt, jeder mit einem Bezirks=Vorsteher
    und einem Schiedsmanne aus der Reihe der Bürger, sowie in 116
    Armen=Commissionen, jede mit einem Vorsteher und einem Armen=Arzte.

    Terrain und Fluß. Der Spreespiegel am Oberbaume am S.O.=Ende der
    Stadt liegt 100,3 P. F. über dem Meere; der am Unterbaume 96,3
    P. F.; der Fluß hat also innerhalb der Stadt 4,1 F. Gefälle.
    Der obere Theil des Stromes bis zu dem Mühlendamm, welcher die
    älteste Überbrückung ist, hat eine mittlere Breite von 420 F.
    und ein fast horizontales Bett, von den Mühlen abwärts erhält es
    bei 160 F. Br., kaum einige Zoll Neigung; also fällt es bei den
    Mühlen um fast 4 F.. Die Tiefe im Oberwasser ist 8-10 F.;
    in den beiden Armen, in welche sich der Fluß in der Stadt theilt,
    6-7 F. Im Unterwasser 12-14 F. Der 0=Punkt des Pegels an der
    Fischerbrücke ist 15,274 Toisen oder91,44 P.F. = 25,7 m
    ( 94,85 Pr. F. ) über dem Amsterdamer Pegel; also ist die
    Spreefläche am Unterbaum 5, Oberbaum 9 F. über demselben. -
    Die Mitte des Straßendammes differirt in der Höhe über dem
    Nullpunkt: von 8 1/2 F. (zwischen Charité und Unterbaum) bis zu
    28 F. (am Königsthore, den höchsten Punkte); Die Behrenstraße
    und die S.W. Theile der Friedrich=Wilhelm=Stadt liegen 6 - 7 F.
    über dem Spreespiegel; auch die dem Strome anliegenden Straßen
    haben 5 - 9 F. Höhe. Der Potsdamer Bahnhof hat 115,7 = 37,6 m.,
    der Hamburger Bahnhof 113,44 F. = 36,8 m. Höhe. Eine Strecke
    derStadt am N.O.=Rande, zwischen dem Rosenthaler= und
    Frankfurter Thore liegt hoch; die ganze übrige Stadt hat 5-15 F.
    Höhe, im Durchschnitt 9 bis 10 F. Höhe über dem Wasserspiegel. -
    Die Unterlage der Friedrichstadt, des Kupfergrabens, der
    Besselstraße, des Belle=Alliance=Platzes bildet in 12-15 F.
    Tiefe ein 5 F. (auch 70-100 F.) mächtiges thonartiges Torflager,
    das zu 1/5 bis 2/3 aus kieselhaltigen Infusorien besteht.
    Im Norden der Stadt tritt das Lehmplateau der Mark als
    Windmühlenberg dicht an die Stadt, zwischen dem Prenzlauer= und
    Landsberger Thore sogar in die Stadt hinein; vor dem Landsberger=,
    Königs=, Prenzlauer= und Schönhauser=Thore sind die Chausseen
    darein eingeschnitten. Ebenso im S. vor dem Halleschen Thore, wo
    sich am Rande des Lehmplateaus der 208 F. = 65,3 m. hohe
    (108,5 rel. Höhe)Tempelhofer= oder Kreuzberg erhebt.

    Im S. und W. durchziehen das Stadtgebiet :

    1) Der Schiffahrts=Kanal,von der Spree bei ihrem Eintritte
    in die Stadt abgezweigt und 1,4 M. weit bis Charlottenburg
    wieder an die Spree reichend.

    2) Der 2 Kilom. lange Luisenstädtische Kanal, seit 1851, von der
    Schillingsbrücke durch das ehemalige Köpenicker=Feld zum
    Kohlen=Ufer reichend.

    3) Der 1,6 M. lange Spandauer Kanal von der Alsenbrücke und dem
    Saatwinkel in die Havel führend. - Der Boden der Umgebung ist
    nur nach NW. und SO. schlecht, sonst fast überall schwarz,
    schwer und fruchtbar.

    Theile der Stadt :

    Der an der Spree gelegene Theil der Altstadt, der Molkenmarkt und
    Umgebung, nebst dem gegenüber gelegenen Theile des alten Cöln ist
    der älteste; das flache Ufer derSpree reichte anfangs bis zur
    Poststraße. Die alten Orte to dem Berlin und Colne müssen schon in
    der Wendenzeit, lange vor 1220 vorhanden gewesen sein; 1244 wird
    Berlin zuerst genannt, 1237 Cöln. 1658 wurde es von einem
    Festungsgraben umzogen, welcher noch jetzt von der Stralauer Brücke
    bis zur Herkulesbrücke geht; es ward durch die sich kreuzende
    Königs= und Spandauer=Straße in 4 Viertel getheilt. Cöln (der
    Fischmarkt und die Fischerstraße sind die ältesten Theile) ist
    eine Insel, gebildet durch einen von der Spree abgehenden Arm,
    welcher von der Waisenbrücke abwärts Friedrichsgraben, von der
    Jungfernbrücke abwärts Schleusengraben, von der eisernen Brücke
    abwärts Kupfergraben heißt. Der alte Festungsgraben, ebenfalls von
    der Waisenbrücke bis zum Kupfergraben führend, bildet eine zweite
    Insel, von welcher der Werder einen Theil ausmacht. Außer Berlin,
    Cöln und dem seit 1658 zur Stadt gehörenden Friedrichs=Werder sind
    besondere Theile der ummauerten Stadt: die Dorotheen oder Neustadt,
    seit 1673 bebaut; das Stralauer=Revier, etwa seit 1705 angebaut;
    die Königs=Stadt, etwa seit 1693 bebaut; das Spandauer Revier, seit
    1691 angebaut; die Luisenstadt, etwa seit 1660 bebaut; die
    Friedrichstadt, seit 1694 bebaut, namentlich um 1730; Neu=Cöln,
    seit 1681 bebaut, die Friedrich=Wilhelmstadt, seit 1828 benannt;
    die Friedrichs=Vorstadt, seit 1838 angelegt, 1724 zuerst angebaut
    mit der Meierei Hofjäger. Seit 1861 gehören dazu: die 6 Weddings=
    Bezirke nebst dem Gesundbrunnen, Alt= und Neu=Moabit, das
    Lützower=Feld, Alt=Schöneberg, der Tempelhofer=Berg, die
    Hasenhaide und Deutsch=Rixdorf. Das Haus Spandauer Str. 49 ist das
    älteste Privathaus Berlins, 1380 gebaut. Vor den Thoren erstrecken
    sich die ehemaligen Vorstädte weit hin, namentlich im N. die
    Rosenthaler oder das Voigt=Land, 1752 angelegt, und die
    Oranienburger oder der Wedding.

    Straßen und Plätze :

    (Angaben in Rheinländischen Fußen zu 0,3138 Meter)

    Berlin hat wenig enge und winklige Straßen, erscheint daher
    auch als eine der schönsten und freundlichsten Städte
    Europas; die größern und neuern sind alle 50, selbst 60 F.
    breit. Die längste der Straßen ist die große Friedrichstraße,
    von N. nach S. etwa 8500 F. lang oder über 1/3 M.;
    die Köpenicker=Straße hat 6500 F. die Linienstr. 6240 F.,
    die Wilhelmstraße 5300 F., die Leipziger Straße 4000 F.,
    die Markgrafenstraße 3800 F., die neue Friedrichstraße
    3740 F., die Dresdener Straße 3700 F., die Charlottenstraße
    3600 F., die Blumenstraße 3500 F., die große Frankfurter
    Straße 3400 F.,die Lindenstraße 3100 F., die neue Wilhelm=
    Straße 3100 F.,die Promenade unter den Linden 3500 F.
    (vom Dom bis zum Brandenburger Thore 5300 F.),
    der Schiffbauer=Damm 2820 F., die Mühlenstraße 2780 F.,
    die Oranienburger Straße 2700 F., die Behrenstraße 2500 F.,
    die alte Jakobstraße 2460 F., die neue Königstraße 2400 F.,
    die Mauerstraße 2400 F., die Jägerstraße 2350 F.,
    die Königstraße 2340 F., die Zimmerstraße 2330 F.,
    die Klosterstraße 2200 F., die Alexanderstraße 2200 F.,
    der Weidendamm 2160 F., die Kochstraße 2000 F. -
    259 Straßen sind vollständig, 104 theilweise mit Granitbahnen
    belegt, die schon eine Länge von 28 1/2 M. haben.
    Die Gesammtlänge aller Straßen ist 36 M. -
    Der größte Platz ist der Gendarmen=Markt, 480 F. breit und
    1000 F. lang, 22 1/4 Mrgn. groß; ihn schmücken 2 Kirchen und
    das Schauspielhaus. Vor dem letzteren steht das von Begas
    modellirte Schiller=Denkmal. Der Lustgarten umfaßt vom
    Graben bis zum Dom und vom Museum bis zum Schloß 19 Mrgn.,
    er mißt 580 und 710 F.
    Der Platz vor der neuen Wache, von der Schloßbrücke bis zu
    den Linden, hat 10 Mrgn.; der Dönhoffsche Platz 9,2 Mrgn.,
    der Wilhelmplatz 8 Mrgn. (550 und 310 F.); der Schloßplatz
    6,8 Mrgn., der Pariser Platz am Brandenburger Thore 5 Mrgn.
    Vom Dome bis zum Brandenburger Thore ist ein Raum von 59 Mrgn.
    von Gebäuden frei; an ihm steht ein großer Theil der
    bedeutendsten Gebäude, so daß er schwerlich irgend anderswo
    seines Gleichen hat. -

    1) Der Lustgarten,
    ursprünglich ein zum Schlosse gehörender Küchengarten,
    später ein Paradeplatz, ist seit 1828 einer der
    zierlichsten und freundlichsten Plätze mit Bäumen, Rasen
    und Blumen geschmückt, in der Mitte mit einer Reiterstatue
    Friedrich Wilhelms III. von A. Wolff, am 16. Juni 1871
    enthüllt, davor 2 Springbrunnen, die eine Dampfmaschine
    treibt. Vor dem Museum steht eine Granitschale, 22 F. im
    Durchmesser, 1500 Ctr. schwer, aus dem Markgrafenstein
    gearbeitet, einem Geschiebe, das auf Rauenschen Bergen
    gelegen hat. -

    2) Der Wilhelmsplatz, der im Zietenplatz eine Fortsetzung hat,
    liegt vor dem Palais des Prinzen Karl und ist mit Bosquets
    und Blumenpartien verziert; rings umher stehen die
    Erzstatuen der Feldherren Friedrichs des Großen:
    Leopold von Anhalt=Dessau, Zieten, Schwerin, Winterfeld,
    Keith und Seydlitz. -

    3) Auch der runde Belle=Alliance=Platz oder das Rondeel, 550 F.
    im Durchmesser, am Halleschen Thore, ist mit Rasen und
    Bosquets geziert; in der Mitte erhebt sich auf einem Marmor=
    Sockel, den eine Bassinrinne umgibt, eine 22 F. hohe
    Granitsäule (Friedenssäule) mit weißem Marmorkapitäl, auf
    welchem eine erzene Victoria=Statue (von Rauch) steht,
    im Ganzen 60 F. hoch. -

    4) Auch der Leipziger Platz am Potsdamer=Thore ist mit
    umgitterten Rasenplätzen, von schönen Linden überschattet,
    bedeckt. Darauf die colossale Erzbildsäule des Grafen
    von Brandenburg, von Hagen. Ebenso der Platz am neuen
    Thore und der Platz neben dem Opernhause. -
    Fünf Plätze schmücken fließende Brunnen, welche von der
    Wasserleitung gespeist werden: den Dönhoffschen,
    den Hausvogtei=Platz, den Alexander=Platz, den neuen
    Markt, den Belle=Alliance=Platz; an ersterem steht neben
    dem Brunnen ein 1730 errichteter Obelisk, von welchem man
    ehemals die Zählung der Meilen begann, wie jetzt vom
    Posthofe ab. -
    Von anderen Plätzen ist noch der Monbijou=Platz wegen des
    kleinen königlichen Palais Monbijou mit einem dahinter
    liegenden Garten zu nennen. -
    Die besuchteste und schönste Straße in Berlin ist die
    150 F. breite Promenade unter den Linden, der Länge nach
    mit 4 Reihen von Bäumen, zum Theile Linden, besetzt, und
    im mittleren Theile von Barrieren eingefaßt; große und
    schöne Gebäude, zum Theil Palais, zum Theil prächtige
    Läden, gewahrt man zu beiden Seiten. Am Ost=Ende der
    Promenade steht das Denkmal Friedrich II, von Rauch,
    1851 beendet. Es ist 43 F. hoch, die Figur 18 F.; letztere
    wiegt 280 Ctr., der Sockel 600 Ctr.; seine Seiten bedecken
    8 Bas=Reliefs und unter diesen stehen die Gruppen der
    Generale und Staatsmänner aus Friedrichs Zeit in Haut=Relief
    und Lebensgröße. - An den 4 Ecken befinden sich oben die 4
    Cardinal=Tugenden, unterhalb (zu Pferde) Prinz Heinrich von
    Preußen, General v. Zieten, Herzog Ferdinand v. Braunschweig
    und General v. Seidlitz. Das Ganze ruht auf einem
    Granitsockel. Es ist eins der größten und vollendetsten
    Denkmäler, welche es gibt. -
    An demselben Platze stehen seit 1823 zu Seiten der neuen
    Wache die Marmor=Statuen Scharnhorsts, und Bülows,
    von Dennewitz (von Rauch) , 8 F. hohe Statuen auf 10 F. hohen
    Postamenten. -
    Gegenüber links vom Opernhause, von Rauch gefertigt:
    Die bronze Statuen von Blücher, 11 F. hoch, auf 13 F. hohem
    Fußgestell seit 1826; links und rechts daneben seit 1855,
    die von York und Gneisenau, kleiner als erstere. -
    Das schönste der Thore ist das Brandenburger, welches zum
    Thiergarten führt. Säulen von 44 F. Höhe und 5 1/2 F.
    Durchmesser lassen 2 schmalere und in der Mitte eine 18
    breite Durchfahrt. Oben prangt eine Victoria in der
    Quadriga (mit 4 Pferden), die 12 F. hoch sind, aus Kupfer
    getrieben. Das Thor ist 97 1/2 F. breit (mit den daneben=
    stehenden Wacht und Steuer=Gebäuden doppelt so breit),
    64 F. hoch, mit der 16 F. hohen Victoria 80 F.; es ist nach
    dem Muster der inneren Portike an den Propyläen der
    Akropolis von Athen (welche indes nur 58 F. Lge. hat, mit
    Säulen von fast 27 F. Höhe), 1793 von Langhans gebaut. -
    Vor demselben, neben dem Thiergarten, liegt der große
    Königsplatz, in dessen Mitte das Siegesdenkmal sich
    erhebt; auf einer runden Terrasse als Unterbau aus 8 Stufen
    von schlesichem Granit, von 160 F. Durchmesser, steht ein
    quadratischer Unterbau von 62 F. Läng und Breite und 28 F.
    Höhe und darauf eine runde Säulenhalle von gleicher Höhe;
    aus dem Dache derselben erhebt sich die Säule, auf welcher
    die 31 F. hohe Victoria von Drake steht. Die gesammte Höhe
    des Denkmals beträgt 194,3 F. Sockel und Säulenhalle
    bestehen aus schwedischem Granit. An jeder der 4 Seiten
    des Unterbaues befindet sich ein 41 F. langes und 6 1/2 F.
    hohes Broncerelief. Das von Strack entworfene Denkmal ist
    binnen 4 Jahren ausgeführt und soll 600.000 Thlr. gekostet
    haben.

    Brücken. Unter den Brücken ist die Schloßbrücke, 1822 bis 1824
    an Stelle der hölzernen Hundebrücke, nach Schinkel massiv
    gebaut, die schönste. Sie ist 156 F. lang, 104 F. breit.
    Auf 8 colossalen Granitblöcken erheben sich marmorne Piedestale,
    welche 8 Gruppen aus carrarischem Marmor tragen: Nike, Pallas,
    Iris, den preußischen Krieger erziehend und leitend. -
    Die Lange= oder Kurfürstenbrücke, ebenfalls an Stelle einer
    hölzernen, 1692 bis 95 aus Sandstein gebaut, ist 130 F. lang
    und 36 F. breit; ihre Mitte ziert das meisterhafte, etwa 27 F.
    hohe eherne Reiterstandbild des großen Kurfürsten Friedrich
    Wilhelm, 1703 nach Schlüters Modell gegossen; an jeder Ecke des
    Sockels liegt die Gestalt eines gefesselten Kriegers. -
    Die schöne Alsenbrücke ist ein neuer Bau vom Königsplatze nach
    dem Humboldts=Hafen. -
    Von den übrigen Brücken ist die Friedrichsbrücke 220 F. lang,
    die Marschallsbrücke 190 F. lang, die Weidendammer=Brücke 177 F.
    lang, 34 F. breit, die Königsbrücke 150 F. lang, 50 F. breit;
    die meisten übrigen sind kurz.

    Paläste und öffentliche Gebäude.

    Das königl. Schloß ist ein längliches Viereck mit 4 Höfen
    von 1832 F. Umfang, dessen größere Seiten 560 F. lang
    (nach dem Schloßplatze), mit 2 Portalen versehen, und
    535 3/4 F. lang (nach dem Lustgarten) ebenfalls mit 2
    Portalen; die Seite nach der Schloßfreiheit hat 373 2/3 F.
    Lge., und über ihr und ihrem schönen, mächtigen Portale
    erhebt sich die 1845 begonnene, 225 F. hohe Kuppel über der
    im Inneren 125 F. hohen und 86 F. im Durchmesser haltenden
    prachtvollen Schloßkapelle. Das Schloß ist 101 F. hoch,
    umschließt 2 große und 2 kleine Höfe und enthält nahe an
    600 Säle und Zimmer. Die Wasserseite 362 F. lang, ist der
    älteste Theil und zeigt noch alterthümlichen Charakter.
    Bis 1451 bewohnten die Kurfürsten das sogen. Hohe Haus, das
    jetzige Lagerhaus in der Klosterstraße; 1443 legte Friedrich II.
    am 31. Juli selbst den Grundstein zur "Burg in Cöln an der
    Spree", die er 1451 bezog. 1538 ließ Joachim II. durch
    Kaspar Theiß die Außenwerke fortnehmen, und baute 1539 den
    am Schloßplatze gelegenen Theil, der durch einen verdeckten
    Gang vom 2. Portale mit dem Dome in Verbindung stand, welcher
    sich vor der Stechbahn erhob und 1747 abgebrochen ward; er
    gehörte zum Kloster der schwarzen Mönche (seit 1469 das
    Neue Domstift) ebendort. König Friedrich I. ließ durch Schlüter,
    darauf zum Theil durch den Schweden Eosander von Göthe, die
    verschiedenen Theile zu einem Ganzen zusammenfügen. Der Theil
    am Lustgarten wurde 1699 erbaut, so wie der an der Schloßfreiheit
    (v. Eosander v. Göthe). 1716 ließ Friedrich Wilhelm I. das
    Ganze vollenden, wie es jetzt ist. -
    An der Wasserseite stößt daran die 1598 erbaute Schloß=Apotheke.
    Längs der Fronte am Lustgarten läuft (seit 1845) eine
    vorspringende Terrasse mit Blumen=Anlagen; an ihrem Rande stehen
    vor dem einen Portal 2 Pferdebändiger von Cloth, aus Petersburg,
    an der Ecke eine Granitsäule mit einem Adler; auf dem Schloßhofe
    die Reiterstatue des Ritters St. Georg, den Drachen tödtend,
    von Kiß. - Die Gemächer des Schlosses sind reich an Kunstwerken
    und Merkwürdigkeiten, namentlich die 205 F. lange und 24 F.
    breite Gemälde=Gallerie und die 6 altdeutschen Kammern; sie, so
    wie der Ritter= oder Thronsaal, das Rothe=Adlerzimmer, das
    Schwarze=Adlerzimmer gehören zu den Prunkgemächern. Der größte
    Saal ist der Weiße Saal, 105 F. lang, 51 F. breit, 41 F. hoch,
    einfach und doch prachtvoll; er ist kostbar verziert durch
    Marmor=Statuen der 12 Hohenzollerschen Kurfürsten, der 8 alten
    Provinzen Preußens in symbolischen Figuren, Bas=Reliefs u.s.w.
    Von hier führt ein Treppenhaus zur neuen Schloßkapelle, die 1853
    eingeweiht ward; Die Kuppel hat im Innern 125 F. Höhe und 86 F.
    im Durchmesser; 24 Seitenfenster geben das Licht, Abends 15
    Candelaber mit 7015 Flammen. Elegante Sessel gewähren Platz für
    700 Personen. Fußboden und Wände bestehen aus kostbaren
    Marmor=Arten und zahlreiche Malereien schmücken das gaze Innere.
    Eine eiserne Treppe von 195 Stufen führt hinab. - Unter den
    übrigen 11 königlichen Palais sind die des Königs (mit 195 F.
    langer Front), des Kronprinzen und des Prinzen Albrecht die
    hervorstechendsten. -
    Die königliche Reit=Akademie und der Marstall in der Breiten
    Straße sind großentheils 1665 - 70 gebaut. -
    Die ehemalige kurfürstliche Residenz, das Lagerhaus in der
    Klosterstraße, in welchem schon 1415 Friedrich I. von
    Hohenzollern gehuldigt ward, diente eine Zeit lang, 1713 bis
    1806, als Lagerhaus für Wolle zu Militär=Bekleidungen, und seine
    Räume enthalten jetzt die Militär=Kasse, das Ministerial=Archiv,
    das Ober=Tribunal für die Rheinprovinz, das Aichungs=Amt,
    Steuer=Amt u.s.w. -
    Auch die Palais der verschiedenen Ministerien sind ansehliche
    Gebäude. - Ansonsten sind zu nennen: Das Kammergericht oder
    Collegienhaus, 1734 erbaut; das Stadtgericht, 1856 bedeutend
    vergrößert (unter demselben stehen auch die Kämmerei=Dörfer
    Lichtenberg, Mariendorf, Marienfelde, Reineckendorf, Rixdorf,
    Stralow und Woltersdorf); das Polizei=Präsidium (neben der
    Stadtvogtei oder dem Gefängnisse, das an die Spree grenzt),
    mit 6 Abtheilungen: 1) Polizeiverwaltung und Beaufsichtigung
    öffentlicher Institute und gewerblicher Anlagen. Sanitätspolizei
    und Prüfung der Bauhandwerker. 2) Gewerbe=Polizei. Straßen und
    Strompolizei. Oeffentliches Fuhrwesen. 3) Bau=Abtheilung.
    4) Criminal=Abtheilung. 5) Paß= und Fremden=Wesen.
    6) Abtheilung für Übertretung und Polizei=Anwaltschaft. -
    Die Schutzmannschaft hat 6 Bezirkshauptmannschaften und 6
    Bezirkswachen. Die Stadt ist in 50 Polizei=Reviere und
    4 Land=Polizei=Reviere eingetheilt (Schöneberg, Pankow,
    Lichtenberg, Rixdorf) Andere Gefängnisse sind:
    Das Arbeitshaus, die Hausvogtei, das ehemalige Schuldgefängnis
    und das für weibliche Gefangene; das für kleine Vergehen;
    das Zellen=Gefängnis und das Neue große Staatsgefängnis beim
    Plötzensee. -

    Die Commandantur; 17 bedeutende Kasernen, von denen
    hervorzuheben sind : die der Garde=Ulanen bei Moabit, des
    2. Garde=Regiments in der Karlsstraße, der Garde=Dragoner
    vor dem Halleschen Thore, des Garde=Reserve=Infanterie=
    Regiment auf der Chausseestraße, des Kaiser Franz Regiments
    bei der Hasenhaide; das Invalidenhaus, auf 600 Mann berechnet,
    mit einer Kirche und einer katholischen Kapelle, einem
    Kirchhofe (Scharnhorsts schönes Grabdenkmal); davor als
    National=Krieger=Denkmal zum Andenken der 1848 Gefallenen
    eine hohle, innen mit einer Treppe versehene 120 F. hohe
    Säule auf 15 F. hohem Granit=Postament (1854 eingeweiht);
    auf der Höhe, die eine schöne Aussicht gewährt, ein 6 1/2 F.
    hoher Adler, von 25 F. Flügelweite. - Unfern der Hamburger
    Bahnhof; weiterhin das Zellengefängnis, für 800 Gefangene,
    mit 508 Isolierzellen, von einer Mauer umgeben; auf dem Hofe
    das Hochgericht. Das Ganze ist prächtig eingerichtet. -
    Die Arillerie= und Ingenieur=Schule, 1791 gestiftet, von
    Schinkel gebaut; die Artillerie=Werkstatt; zwischen dem
    Zeughause und der Neuen Wache steht unter Bäumen zwischen
    2 französischen Mörsern, die zur Beschießung von Cadiz
    gegossen waren, eine große Lübecker Kanone, eine sogen.
    Karthaune, von den Franzosen 1806 aus Lübeck mit fortgenommen.-
    Die Hauptbank; Die Hauptverwaltung der Staatsschulden und die
    Seehandlung; die Staatsdruckerei, in welcher 40 Pressen mit
    dem Drucke von Papiergeld u.s.w. beschäftigt sind; Die Münze;
    die Post; das Reichs=Post=Gebäude; das statistische Büreau
    und das meteorologische Institut; die einer Burg ähnelnden
    königlichen Mühlen am Mühlendamm. - Eine neue prächtige Börse
    und ein Rathhaus hat Berlin in den letzten Jahren erhalten. -
    Das Festungs=Modell=Haus, worin auch die 1815 aus dem Invaliden
    Hotel von Paris mitgebrachten Modelle von 17 französischen
    Festungen; das medicinisch=chirurgische Friedrich=Wilhelms=
    Institut oder die chirurgische Pepinière, seit 1826 in der
    Großen Friedrichstraße; die medicinisch=chirurgische Akademie
    für das Militär. - Das Zeughaus, eins der schönsten Gebäude
    Berlins, mit 4 Seiten, jede von 290 F. Lge. und 19 Fenster
    Front, 1695 nach Nerings Plan begonnen, 1706 beendet, mit
    Schlüterschen Bildhauer=Arbeiten verziert; das Innere
    (417 O.=Ruthen) besteht aus 2 Räumen unten (gewölbt, mit 64
    Pfeilern) für 180 Kanonen und Mörser, oben (28 F. hoch, 75 F.
    breit, 276 F. lang) für 150.000 Handwaffen; die Wände sind
    mit Waffen, Fahnen und Siegestrophäen geschmückt; eine 11 F.
    hohe bronzefarbene Statue von Blücher und eine auserlesene
    Sammlung von Waffen aller Zeiten befinden sich darin. -
    Die Neue oder Königswache ist von Schinkel 1818 nach der
    Idee eines alten Castrums gebaut. - Die Allgemeine
    Kriegsschule, jetzt die Kriegs=Akademie, für die Ausbildung
    der Officiere; das Cadetten=Haus, ein sehr geräumiges
    Etablissement, nebst dazugehörenden Nachbarhäusern
    (Dasselbe wird jetzt nach Lichterfelde verlegt). -
    Von anderen bedeutenden Gebäuden verdienen Erwähnung :
    Das Kammergericht, das Stadtgericht, das Abgeordnetenhaus,
    das Herrenhaus, das Neue Berliner Rathhaus (ein Viereck
    von 305 P.F. = 99 m Lge. und 270 P.F. = 87,7 m Br., mit
    einem258 P.F. = 83,8 m. hohen Thurme) von Wäsemann, auf
    einer Basis von grauem Granit (Grund und Boden 6.093.330 Thlr.,
    Baukosten 227.980 Thlr.); die Neue Börse, von Hitzig, mit
    einem 220 F. hohen Saale; die Actienbrauerei Tivoli; die
    Passage unter den Linden.

    Kirchen.
    Die Dom= oder Schloßkirche, am Lustgarten, ist einer
    Residenz wie Berlin wenig entsprechend; sie ist 230 F. lang,
    134 F. breit, im Innern mit 28 korithischen Säulen geziert;
    1741 ward sie von Friedrich II. erbaut, 1817 von Schinkel
    verschönert. Darin stehene metallene Sarkophage von Jahann
    Cicero und Joachim I. (v. Vischer um 1540 in Nürnberg
    gegossen), vom großen Kurfürsten und Friedrich I. unterhalb
    ist die Königsgruft. - Berlin hat 46 Kirchen und 3 Synagogen.
    Eine der ältesten ist die Nikolaikirche, schon 1202 erwähnt,
    1223 schon renovirt; sie ist 171 F. lang, 73 F. breit,
    49 F. hoch und hat nach Abzug der Pfeiler 11.543 O.=F. Raum.
    Der Thurm hat 335,8 P. F. Höhe. - Die älteste ist die
    Klosterkirche, ehemals zu einem Franziskaner=Kloster gehörig
    (der letzte Mönch starb 1574), in welchem sich jetzt das
    Berlinische Gymnasium zum grauen Kloster befindet. Sie ward
    1290 erbaut, 1844 zierlich wiederhergestellt; sie ist 166 1/2 F.
    lang, 66 F. breit (alle 2 Schiffe) und 50 3/4 F. hoch;
    das Seitenschiff 25 F. hoch. - Die St. Marienkirche wird schon
    1292 erwähnt; sie ist (nach dem amtlichen Kirchenanzeiger)
    167 2/3 F. lang, mit der Vorhalle 245 F. lang, 67 F. breit
    (oder 207 F. lang und 97 F. breit, nach Fidicin), und 55 F.
    hoch; die Spitze des Thurmes ist 282,6 P.F. hoch(Tausstein
    von 1437). -

    Die Garnisonskirche, 1722 eingeweiht, ist 177 F. lang. 90 F.
    breit, die größte Kirche Berlins. - Die Petrikirche, gothisch,
    1853 eingeweiht, ist 138 F. lang, 46 F. breit, im Querschiff
    110 F. lang, 86 1/2 F. hoch, die Gewölbe von 48 F. Spannung;
    der Thurm, 307 F. hoch, trägt eine 107 F. hohe eiserne Spitze
    und ist der höchste Berlins. - Die Friedrichs=Werdersche=Kirche,
    von Schinkel 1821 bis 30 gebaut, gothisch, ist 199 F. lang,
    63 F. breit und 86 F. hoch; sie hat zwei 137 F. hohe Thürme. -
    Die Neue= und Französische Kirche, beide auf dem Gendarmenmarkt,
    einander ganz gleich, sind 1708 vollendet. Für den Unterbau hat
    die ehemalige Kirche zu Charenton, für den Thurm haben die
    Kirchen auf der Piazza del Popolo zu Rom als Muster gedient.
    Beide Bauten sind harmonische, stattliche, welche wesentlich
    zur Zierde des Platzes beitragen. Auf einem 4eckigen Unterbau
    von 74 F. Höhe, mit korinthischen Säulen geschmückt, erhebt sich
    der 156 F. hohe Dom, dessen Kuppel von korithischen Säulen
    getragen wird. Die ganze Höhe ist 230 F. An jedem Dom ist eine
    höchst geschmacklose Kirche angeklebt. - Die Dreifaltigkeits=
    und Böhmische=Kirche, beide in der Mauerstraße, einander ganz
    ähnlich, sind 1737 erbaut; Die Mauer ist 62, die Kuppel 54,
    die Laterne mit dem Knopf 48 F. hoch. das Ganze 164 F. hoch. -
    Die St. Markus=Kirche, 1855 eingeweiht, hat eine 155 F. hohe
    Kuppel und daneben einen viereckigen, 190 F. hohen Thurm. -
    Die gothische St. Bartholomäus=Kirche, am Königsthore, ist 1858
    beendet und eine der schönsten (215 F. hoher Thurm). -
    Die Thomaskirche am Mariannen=Platze, 1868 von Adler, mit
    Kuppel und 2 vornstehenden Thürmen; und die Zionskirche vor dem
    Rosenthaler Thore, gothisch, durchbrochen, 1869 von Orth,
    gehören zu den schönsten Kirchen Berlins. -
    Katholische sind die St. Hedwigskirche, hinter dem Opernhause,
    ist 1747 erbaut (1773 eingeweiht), nach dem Muster des Pantheon
    zu Rom; die Kuppel tragen 24 korinthische Säulen; das Portal
    zieren 6 Säulen. Die Kirche ist 114,7 P.F. hoch. -
    Die St. Michaelis=Kirche auf dem Köpeniker Felde ist eine der
    hübschesten der Stadt; die Kuppel hat 150 F. Höhe. -
    Die neue prächtige Synagoge (1866), im maurisch=
    byzantinischen Stile, im Innern 143 F. lang, 126 F. breit und
    87 F. hoch, wird von einer mehr als 160 F. hohen, zum Teil
    vergoldeten Kuppel überragt. -
    Der Thurm der Sophien=Kirche hat 22, der der Parochialkirche 194,
    der der Georgenkirche 118,5, der der Waisenhauskirche 116 F. Höhe. -
    In 4 Kirchen wird französisch gepredigt; eine derselben; in der
    Commandantenstraße heißt die Wallonen=Kirche; englisch wird im
    Monbijou=Palais und in der Kapalle in der Junkerstraße gepredigt. -
    Griechischer Gottesdienst wird im Russischen=Gesandtschafts=Hotel
    gehalten. Herrnhuter, Baptisten, Irvingianer haben ihre besonderen
    Versammlungsorte. - Vor den Thoren Berlins liegen 30 Kirchhöfe.

    Gebäude und Institute für wohlthätige u.s.w. Zwecke.

    Die Charité oder das allgemeine Krankenhaus wurde 1785 erbaut,
    seitdem aber vielfach verändert und erweitert; es können darin
    1260 Kranke aufgenommen werden. Alles Äußerliche an diesem Institute
    ist musterhaft, ja prächtig. - Das Diakonissenhaus Bethanien auf dem
    Köpeniker=Felde, mit Kirche, Seitengebäuden und Gartenanlagen 25
    Morgen bedeckend, ist 1847 eingeweiht, im byzantinischen Stile
    gebaut, der Eingang mit 2 spitzen Thürmchen versehen. 60 Diakonissen
    können hier nach Art der barmherzigen Schwestern 350 Kranke
    verpflegen. - Das allgemeine Städtische Krankenhaus im Friedrichshain,
    1870 bis 73 erbaut, auf 40 Mrgn., 14 Gebäude, für 600 Kranke mit
    durchgeführtem Pavillon=Systeme. - Das Jüdische Krankenhaus für
    60 bis 70 Kranke. - Bethesda, Frauen=Siechen=Haus bei Moabit. -
    Städtische Irren=Anstalt, für 450 Personen (außerdem 6 Privat=
    Irren=Anstalten). - Elisabeth=Krankenhaus, Diakonissinnen=Anstalt
    für 120 weibliche Personen. - St. Lazarus=Krankenhaus, für 147
    unheilbare Kranke. - Das St. Hedwigs=Krankenhaus, gothisch, von 1854,
    nimmt 300 Kranke auf. -Augusta=Hospital, mit 8 verschiedenen
    Stiftungen, verpflegt 444 Personen; das französische=, das Gesinde=,
    das St. Georgs=Hospital; das St. Gertraud=Hospital, mit 200 Stellen,
    ein schönes Gebäude. - das große Friedrichs=Waisenhaus, zum Theil
    in Rummelsburg, mit 580 Waisen und 2700 Kostkindern. Außerdem
    10 Waisenhäuser. - 3 Wasserheil=Anstalten, 2 orthopädische Institute,
    ein königl. Taubstummen=, ein Blinden=Institut, 9 Badeanstalten,
    7 Fluß=Bade=Anstalten, 2 Wasch= und Bad=Anstalten nach dem Muster der
    Londoner.

    Gebäude für wissenschaftliche, Kunst- und Unterrichts=Zwecke.

    Die Akademie der Wissenschaften, 1700 gestiftet, hat ihren Sitz
    in einem 1822 neu ausgeführtem Gebäude unter den Linden, in
    welchem sich auch die Akademie der Künste befindet, welche 1699
    gestiftet, 1790 aber umgestaltet wurde. Dazu gehörig ist die
    neue Sternwarte, am S.=Ende der Charlotten=Straße. -
    Die Friedrich=Wilhelms=Universität, 1810 eröffnet, hat eins der
    bedeutendsten Palais Berlins, dem Opernhause gegenüber,
    1754 bis 64 von Boumann sen. für Friedrich II. Bruder, den
    Prinzen Heinrich, erbaut, und 1844 gründlich renovirt; es ist ein
    3 Stock hohes Hauptgebäude von 492 Pr. F. Lge., mit 2 ebenso
    großen, vorspringenden Seitenflügeln von etwa 150 F. Lge.;
    der Platz dazwischen ist mit Bosquets geziert.

    Theologische Fakultät mit 11 Professoren und 5 Docenten
    Juristische Fakultät mit 13 Professoren und 3 Docenten
    Medizinische Fakultät mit 25 Professoren und 38 Docenten
    Philisophische mit 62 Professoren und 22 Docenten u.5 Lectoren

    Darin befindet sich ein ausgezeichnetes Museum für vergleichende
    Anatomie; eins der reichsten Zoologischen Museen, in der
    Abtheilung der Vögel unübertroffen, in 13 Sälen; ein Mineralien=
    Kabinett in 6 Sälen, das christliche Museum, das Herbarium.
    Dahinter liegt ein kleiner botanischer Garten neben dem sogen.
    Kastanienwäldchen, hinter welchem die kolossale Büste von Hegel
    steht. Zur Universität gehören noch, in anderen Gebäuden befindlich:
    ein Physikalisches Kabinett, chemisches Laboratorium, eine
    pharmacologische Sammlung, eine Bibliothek von 250.000 Bänden,
    ein chirurgisches augenärztliches Clinicum, ein Clinicum, ein
    clinisches Institut für Geburtshilfe, ein anatomisches Theater,
    eine Unterrichts=Anstalt für Staatsarzneikunde, ein theologisches
    und ein philosophisches Seminar, der botanische Garten in Schöneberg
    u.s.w. - Bibliothek, neben dem Opernhause befindlich, in einem wenig
    geschmackvollen Gebäude, 1776 von Boumann jun. gebaut; das 2te
    Geschoß bildete sonst ein Saal von 258 F. Lge. und 56 F. Br.,
    durch 10 korinthische Säulen gestützt, oben von einer Galerie
    umgeben. Sie hat 710.000 Bände und etwa 15.000 Manuskripte. -
    Die Bau=Akademie, 1835 von Schinkel gebaut, aus rothen Backsteinen,
    hat 4 Stockwerke, und ist ein Quadrat von 180 F. Seitenlänge.
    Darin das Beuth=Schinkel=Museum. Vor derselben stehen die Statuen
    von Thaer, Beuth und Schinkel. -
    Die Thier=Arznei=Schule mit Anatomie=Gebäude, botanischem Garten,
    Laboratorium, Apotheke und großem Garten und Park. -
    Die Gewerbe=Akademie, 1820 erbaut, hat Sammlungen von Maschinen=
    Modellen, Gips=Abgüssen u.s.w. -
    Das Landwirthschaftliche Lehr=Institut und das landwirthschaftliche
    Museum. -
    Das Gewerbe Museum. - Die Luisenstitung, von 1811, zur Erziehung
    junger Mädchen bestimmt.

    Berlin hatte 1872

    134 öffentliche Anstalten mit 1334 Klassen, besucht von 64.632
    Zöglingen (37.938 Knaben, 26.694 Mädchen)
    94 Privatschulen mit 726 Klassen, besucht von 29.659 Zöglingen
    (11.757 Knaben, 17.757 Mädchen)
    1 jüdische Schule mit 21 Klassen, besucht von 984 Zöglingen
    (621 Knaben, 363 Mädchen)
    232 Schulen in Summa, mit 2085 Klassen, besucht von 95.275 Zöglingen
    (50.316 Knaben, 44.959 Mädchen); 7,6 % über 14, 92,3 % unter
    14 Jahren.

    Berlin hat

    10 Gymnasien, 138 Klassen mit 5073 Schülern; 6 sind städtisch
    10 Real= und Gewerbeschulen, 143 Klassen mit 5770 Schülern; 8 sind
    städtisch.
    3 Seminare für gelehrte Schulen, Stadtschulen und Lehrerinnen.
    4 höhere Töchterschulen, 54 Klassen mit 2522 Schülern; 2 sind
    städtisch.
    2 höhere städtische Bürgerschulen, 4 städtische Fortbildungs=
    Anstalten, 5 städtische Stiftungsschulen, 3 Handelsschulen.
    81 städtische Gemeindeschulen; 892 Klassen mit 47.326 Schülern
    (25.363 Knaben und 22.260 Mädchen).
    29 Schulen unter Aufsicht von Kirchen, Vereinen u.s.w.; 110
    Klassen mit 3644 Schülern (1732 Knaben und 1912 Mädchen)
    7 priviligirte höhere Knaben= und 32 priviligirte höhere
    Töchterschulen; 25 Mittel= und Elementartöchterschulen.
    9 priviligirte Schulen für beide Geschlechter.

    Es bestanden 13 Volksbibliotheken (54.015 Bände) benutzt von
    12.838 Lesern; 34 Kindergärten. Zugleich sei erwähnt, daß in
    Berlin erschienen: 1846 etwa 30 Zeitschriften; 1872 etwa 295
    periodische Zeitschriften (außeramtliche); es gab 428 Buch=
    handlungen, dabei 196 Verlagshandlungen, 88 Kunsthandlungen,
    26 Musikhandlungen; 150 Druckereien, 272 lithographische
    Anstalten, 18 Schriftgießereien, 1100 Buchbindermeister und
    176 Papierhandlungen.
    1872 erschienen an Zeitschriften: 36 amtliche, 46 politischen
    und socialen Inhalts, 207 für Wissenschaft, Kunst, Handel und
    Gewerbe, 24 für religiöse und kirchliche Angelegenheiten,
    18 Unterhaltungsschriften.
    Das Museum, am Lustgarten, auf Pfählen stehend, ist 1828 von
    Schinkel gebaut, ein Viereck von 276 1/4 F. Lge. und 179 1/3
    F. Br., 61 F. hoch. Eine 91 F. breite Treppe von 21 Stufen
    führt zur Vorhalle, von 18 Säulen, die 40 F. hoch sind, gebildet,
    und 21 F. tief. Die Fresco=Bilder der Vorhalle, in welcher die
    Statuen von Rauch (von Drake), von Schinkel (vonTieck und Wittich),
    von Schadow (von Hagen) und von Winkelmann (von Wichmann), stehen,
    sind nach Schinkels Entwürfen gemalt; sie stellen die Kultur=
    geschichte der Menschheit dar. In der 72 F. hohen, 67 F. im
    Durchmesser haltenden Rotunde, mit einer von 20 korinthischen
    Säulen getragenen Gallerie, sowie in dem ganzen Untergeschoß
    befinden sich die Skulpturen, und zwar im: Götter= und
    Heroensaal, im Kaisersaal, im etruskischen Saal, im mittelalter=
    lichen Saal (mehr als 700 Nrn.). Im oberen Geschosse befindet sich
    in 37 Gemächern die Gemälde=Gallerie, für Geschichte und
    Entwicklung der Malerei von Anfang bis zur höchsten Blüte
    vielleicht die ausgezeichnetste, nicht so bedeutend durch große
    Meisterwerke. Im Souterrain des Antiquarium, bestehend aus
    Gemmen, 5000 Cameen, 90.000 Münzen und Medaillen, 300 antiken
    Erz=Arbeiten, Wandgemälden und Mosaiken, und über 2000 Vasen
    und Thongefässen, in 3 Zimmern. -
    Mit diesem Gebäude durch einen Bogengang verbunden ist das Neue
    Museum, durch die innere Ausschmückung das prächtigste Gebäude
    Berlins und eins der schönsten Museen der Welt, 337 F. lang,
    128 F. breit, 75 F. hoch, mit einem weiten Vorplatz, welchen
    eine Doppel=Colonnade abgrenzt. In der Mitte liegt das 100 F.
    hohe Treppenhaus mit Kaulbachs Fresken (240 F. lang, 28 F. hoch),
    6 Haupt= und 16 Zwischenbilder, welche zu den bedeutendsten
    Gemälden der neueren Zeit gehören. Im ersten Stockwerk befindet
    sich das ägyptische Museum, von wenigen ähnlichen übertroffen,
    5 Räume; die nordischen und vaterländischen Aterthümer; das
    ethnographische Kabinett, in 3 Sälen. Im oberen Stockwerke
    stehen: die Gips=Abgüsse der berühmtesten Skulpturen aller Zeiten
    in einem griechischen Saale, einem Zwischengemache, einem Apollo=
    Saale, einem Kuppelsaale, einem Riobidensaale, einer Zwischenhalle,
    einem Römischen Saale, einem mittelalterlichen und einem modernen
    Saale. Im dritten Stockwerke enthalten 3 Säle das Kupferstich=
    Kabinet, mehr als 1/2 Mill. , nebst 20.000 Handzeichnungen u.s.w.
    und 3 Säle die Kunstkammer: einer für gemaltes Porcellan, einer für
    geschnitzte Holz= und Elfenbeinsachen, Modelle von Bauwerken u.s.w.,
    und einer für historische Merkwürdigkeiten. -
    Nebem dem Neuen Museum erhebt sich das schöne Gebäude des
    National=Museums, in welchem die ehemalige Wagnersche Sammlung Platz
    finden wird. -
    Das Beuth=Schinkel=Museum in der Bau=Akademie. -
    Von Privat=Gemälde=Sammlungen verdient die Ravenésche Erwähnung;
    von Bedeutung ist ferner Graf Racynskis Gallerie in einem besonderen
    Gebäude am Exercierplatz vor dem Brandenburger Thore. -
    Die Sing=Akademie hinter der neuen Wache bildet ein Viereck von
    140 F. Lge. und 60 F. Br., 1826 erbaut; der Saal darin hat 84 F. Lge.,
    42 F. Breite und 31 1/2 F. Höhe. -
    Das Opernhaus gegenüber der Universität, nach dem Brande von 1848
    neu aufgebaut, ist 265 F. lang, 103 F. breit, 73 F. hoch; das Innere
    für 1800 Personen Platz bietend, gehört zu den schönsten in Europa.
    Ein Concertsaal in demselben hat 100 F. Läng, 50 F. Breite und 30 F.
    Höhe. -
    Das Schauspielhaus, mitten auf dem Gendarmen=Markte, wurde 1819 bis 21
    von Schinkel gebaut. Es ist 245 F. lang, da mittlere Hauptgebäude
    160 F. tief, 120 F. hoch; die Seitenflügel haben 115 F. Höhe. An der
    Vorderseite befindet sich eine 85 F. breite Treppe von 27 Stufen,
    welche zu einem Peristyl von 6 ionischen Säulen führt. Es hat 3
    Ränge und faßt an 1500 Zuschauer. Der große Concertsaal, 56 F. lang,
    44 F. breit und 43 F. hoch, faßt ebensoviel. -
    Das Friedrich Wilhelmstädtische Theater, 1600 Personen. Das Victoria=
    Theater faßt 1400 Personen. -
    Wallners Theater, 1400 Personen. -
    Das Vorstädtische Theater, 1600 Personen, 4 Circus; der von Renz hat
    120 F. im Durchmesser, in der Mitte 64 F. Höhe, hat Raum für 3000
    Personen und Stallung für 64 Pferde.

    Unter den Vergnügungs=Lokalen ist vor allen Krolls Etablissement
    auf dem Exercierplatz zu nennen; es ist 1852 nach einem Brande
    neu ausgebaut. Das Gebäude ist 366 F. lang, bis 95 F. breit und
    hat 2 massive Thürme von 120 F. Höhe. Die Räume fassen 5000
    Personen; der Königs=Saal ist 100 F. lang, 78 F. breit, 40 F.
    hoch und hat Raum für 2000 Couverts. In demselben befindet sich
    dauernd eine Bühne, im Sommer in dem dazugehörenden Garten, wo
    Tages Theater stattfindet.

    Eine englische Wasserleitungs=Anstalt, seit 1853, mit einem Druck
    und Pumpwerk 1680 Pferdekraft (4 Maschinen zu 170, 4 zu 250
    Pferdekraft) führt das in 5 Bassins von 388 F. Lge., 88 F. Breite,
    9 F. Tiefe filtrirte Spreewasser durch die Stadt in 7400 Häuser;
    dabei ein Vorrats=Reservoir 352 F. lang, 210 F. breit, 9 F. tief;
    alle vor dem Stralower Thore gelegen, wo die Maschinen das Wasser
    aus der Spree hinschaffen, und von wo sie es nach dem Windmühlen=
    Berge, im N. der Stadt hinaufpumpen. Von dort ergießt es sich durch
    alle Stadttheile mit Hülfe von 24,5 M. (?) Röhren. Auf dem
    Windmühlenberge befindet sich ein kreisrundes Bassin, von 100 F.
    Durchmesser, 18 F. tief, dessen Spiegel 96 F. über dem Nullpunkte
    der Spree liegt. Über diesem Bassinspiegel erhebt sich ein 100 F.
    hoher Wasserthurm. -
    2 englische und 4 städtische Gas=Anstalten versorgen die Stadt mit
    Gas. Es sind vorhanden 8397 öffentliche und 363.027 Privatflammen
    und 450 Petroleum=Laternen. 1872 im 1. Quartal wurden producirt
    16 2/3 Mill. Cub.=Meter Gas. -
    7 Normal=Uhren mit Kabel=Leitung von der Sternwarte aus. -
    13 Volksküchen. - Der 1871 eröffnete Viehmarkt und die Schlachthäuser
    einer Actien=Gesellschaft gehörig, liegt im N. der Stadt, am Südrande
    des Humboldthains. Er bedeckt etwa 80 Mrgn., deren Hälfte bereits
    von 33 zum Theil sehr ausgedehnten Gebäuden, Hallen und einem
    Bahnhofe eingenommen und von mehreren Straßen durchschnitten wird.
    Von der Ackerstraße gelangt man zum großen Verwaltungsgebäude mit
    Telegraphen=Polizei=Büreau u.s.w. und einem großen sehr schönen
    Börsensaal von 179 f. Länge und 40 F. Breite, an welchen 30 Comtoire
    der Viehgroßhändler,Restauration u.s.w. stoßen. Rechts vom Hauptportal
    liegen die beiden 565 F. langen und und 70 F. tiefen Verkaufshallen
    für 20.000 Stück Schafe, neben welchen noch in offenen Hallen 15.000
    Hammel Platz finden. In der Nähe südlich sind die großartigen
    gewölbten Schafställe, eine Front von 566 F. einnehmend, wie wohl
    schönere nirgends vorhanden sind. Am Giebel=Ende derselben steht das
    Stationsgebäude der zur Station Gesundbrunnen führenden Eisenbahn.
    Auf 3 Perrons können hier 150 Wagen zugleich ausgeladen werden. -
    Auf der nahe gelegenen Wasserstation werden dann sofort die Wagen
    (52 zugleich) mit 76,6 Grad heißem Wasser gespült und desinficirt.
    Bei den weit ausgedehnten Schweineställen und Hallen vorüber
    gelangt man zu den Schlachthäusern, und zwar zunächst zum Rindvieh=
    Schlachthause, das 269 F. Lge. und 95 F. Tiefe hat und von einer
    hohen Halle durchzogen wird, an deren beiden Seiten die 50
    Schlachtkammern liegen, welche außer mit Gas= und Wasserleitung
    mit den vorzüglichsten und zweckmäßigsten Einrichtungen zur
    Tödtung u.s.w. versehen sind. Zwei andere noch größere Schlacht=
    Häuser werden noch nicht benutzt, weil die Berliner Schlächter
    meist in ihren 700 eigenen engen und dunklen Schlachthäusern noch
    dem alten Schlendrian fröhnen. Hier ist das Polizei=Schlachthaus,
    wo jedes vom Thierarzte als krank erklärte Stück Vieh hingebracht
    und von einem Polizei=Schlachtmeister geschlachtet oder zum Abdecker
    befördert wird.- Im Ganzen sind vorhanden 4 Rindviehställe,
    4 Schlachthäuser; ferner die Kaldaunenwäsche, die Talgschmelze,
    das Verwaltungsgebäude, die Hefftersche Albumin=Fabrik, eine
    im größten Maßstabe angelegte Malzdarre, welche 45.000 Ctr. Malz
    im Jahre fabricirt, riesige Keller unter den Schlachthäusern mit
    einer Gesammtfläche von mehr als einem preußischen Morgen
    ( 28.000 O.-Fuß), zahlreiche offene Viehstände und Buchten, ein
    Maschinenhaus mit einem 158 F. tiefen Brunnen für eine separate
    Wasserleitung, ein Hotel mit 100 Zimmern, ein Restaurations=Gebäude
    und diverse Wirthschaftsgebäude. Sonach ist hier ein Etablissement
    gegründet, welches zu den großartigsten seiner Art gehört. -
    Die überall herrschende Reinlichkeit und Ordnung, die comfortable
    und praktische Einrichtung sind neu und einzig in ihrer Art.
    Schon jetzt ist hier der Mittelpunkt des deutschen Viehhandels. -
    1872 gingen hier ein: 59.000 Ochsen, 47.000 Kühe, 94.000 Kälber,
    470.000 Schafe, 541.000 Schweine; Montags kommen an: 1000 bis
    3000 Rinder, 3 bis 8000 Schweine, 600 bis 1500 Kälber,
    3 bis 30.000 Hammel, und es herrscht dann hier ein lebendiges
    Treiben von 4 bis 6000 Menschen.

    Wohlthätigkeits=Institute.

    1872 beliefen sich die Kosten der Armen=Verwaltung auf
    1.296.442 Thlr., wovon durch Einnahmen 215.442 Thlr. gedeckt
    wurden; es blieben also 1.080.938 Thlr. In die verschiedenen
    Krankenhäuser wurden, zu einem Bestande von 1526 Kranken, 16.381
    Communal=Kranke aufgenommen, welche 201.187 Thlr. erforderten.
    In den Siechenhäusern und Hospitälern wurden 1433 Kranke
    verpflegt; die 535 im Friedrich=Wilhelms=Hospital erforderten
    35.341 Thlr. - 422 Irre. - Durchschnittlich wurden täglich
    3297 Kinder verpflegt, unter einem Aufwande von 161.852 Thlrn.
    Durchschnittlich wurden im Arbeitshause und im Gefängnisse zu
    Rummelsburg täglich 738 Personen verpflegt, unter einem Aufwande
    von 137.107 Thlrn. - 1957 Almosenempfänger bezogen 26.723 Thlr.
    Das Vermögen sämtlicher Kassen und Anstalten für das Armenwesen
    belief sich auf 1.487.49 Thlr.- Es gibt mehr als 60 Wohltätigkeits=
    Anstalten und Vereine.

    Berlin hat 65 Gasthöfe erster, 15 zweiter und 26 dritter Klasse,
    74 Hotels garnies. - 3650 Droschken und 133 Omnibus, so wie
    260 Thorwagen und 130 Pferde=Eisenbahnwagen (3 Pferdeeisenbahnen)
    so wie 14 Dampfboote erleichtern den Verkehr innerhalb der Stadt
    und mit der Umgegend. - Täglich sind 18.500 Arbeits= und 1300
    Dienstpferde in Bewegung; 2200 Hunde= und 1200 Bauernwagen passiren
    zweimal die Thore. - Die Brücke der Königstadt passirten binnen
    9 Stunden 1700 Wagen. - Die 8 Bahnhöfe sind durch eine Verbindungs=
    bahn in Zusammenhang gebracht. - 67 Eisenbahn=Personenzüge gehen
    täglich aus und ebensoviel treffen ein. Man rechnet den täglichen
    Zu= und Abgang von Fremden zu 30.000, wovon etwa 1/3 auf den
    Eisenbahnverkehr kommen. - Es gibt 20 offene Märkte, welche
    täglich im Durchschnitt von 2700 Händlern bezogen werden. -
    Von musterhafter Einrichtung ist die, nur etwas kostspielige
    (149.314 Thlr., für 1858) Feuerwehr, 2 Direktoren, 4 Brandmeistern,
    50 Ober=Feuerwehr=Männern, 196 Feuermännern, 480 Spritzenmännern,
    5 Inspektionen und 7 Feuerwehrdepots. Damit verbunden ist die
    Abtheilung für die Straßen=Reinigung.

    Im S. liegt jetzt in der Stadt ein Fichtengehölz, die sogenannte
    Hasenhaide, mit militärischen Schießständen, Sommer=Wohnungen
    und Vergnügungs= und Bierlokalen. Darin die Bildsäule Jahn´s.
    Westlich davon auf dem Kreuz= oder Tempelhofer=Berge, 208 F. hoch,
    an welchem 2 große Brauereien baierischen Biers liegen, erhebt
    sich, zwischen der Stadt und dem Dorf Tempelhof (schon 1290
    erwähnt, bis 1435 den Tempelherrn gehörig, mit 834 E.,
    Posamentier= und Wollwarenfabrikation), das 60 1/4 F. hohe eiserne
    National=Denkmal, zum Andenken der in den Freiheitskriegen
    Gefallenen. 1818 wurde der Grundstein zu dieser gothischen Spitzsäule
    gelegt, welche von Schinkel entworfen ist; 12 Statuen in Nischen
    repräsentieren die 12 Hauptschlachten. Das Ganze, fast 2300 Ctr.
    schwer steht auf einer Erhöhung, zu welcher 4 Stufen führen.
    Zugleich gewährt dieser Punkt eine der hübschesten Aussichten auf
    die Stadt. - 1/2 Stunde von dem Potsdamer Thore entfernt liegt das
    ehemalige Dorf Schöneberg; Dort befindet sich der botanische
    Garten, 43 Morgen groß. Er enthält 31 Gewächshaus=Abtheilungen
    und seit 1856 ein 170 F. langes, 60 F. breites Palmenhaus, aus
    Eisen und Glas gebaut. Auch zahlreiche Sommer=Wohnungen sind hier.
    Im W. der Stadt liegt der 820 Morgen große Thiergarten, 3/4 Stunde
    lang, 1/4 Stunde breit, mit schönen Baum= und Blumenpartien, auch
    künstlich hergestellten Wasserflächen; Die Chaussee nach
    Charlottenburg theilt in eine nördliche und eine südliche Hälfte.
    Ehemals, als er noch bis zur Schloßbrücke und dem Gendarmen=Markt
    reichte, enthielt er Wild. Längs seiner S.=Seite zieht sich eine
    Reihe geschmackvoller, zum Theil prächtiger Villen, mit Gärten
    und einzelnen Springbrunnen, hin. Im S.=Theile steht seit 1849
    die Marmor=Statue Friedrich Wilhelms III. auf 18 F. hohem
    Postament, nahe der sogenannten Luiseninsel. An das W.=Ende schließt
    sich der 86 Morgen große zoologische Garten, ein lieblicher Park;
    Den Stamm der reichen Menagerie bilden die ehemals auf der Pfauen=
    Insel gehaltenen Thiere. (Das Aquarium befindet sich unter den
    Linden) - Im Norden schließt sich an den Thiergarten der königliche
    Garten und Park Bellevue; in dem ansehlichen Schlosse befindet sich
    in 3 Zimmern eine Gemälde=Gallerie neuerer Meister. -
    Im NO. dehnt sich dicht an der Stadt der 1840 angelegte 157 Morgen
    83 O.=R. große Friedrichshain aus, im N. der 137 Morgen 150 O.=R.
    große Humboldt=Hain, im S. der Park vor dem schlesichen Thore. -
    Der Stadttheil im N. (Wedding genannt), ist in neuerer Zeit der
    Hauptsitz der Maschinenbauerei und Eisengießerei, wie die
    Wöhlertschen, Ehelschen, Borsigschen etc. Etablissements; letzteres
    dicht am Thore, 1837 gegründet hat (1874) 1480 Arbeiter, 11
    Dampfmaschinen von 212 Pferdekraft und consumirt jährlich 2 Mill.
    Kil. Roheisen, 6.150.000 Kil. Schmiedeeisen und Bleche; es hat bis
    1874: 3134 Stück Locomotiven geliefert. Dazu gehört die Maschinen=
    Fabrik in Moabit an der Spree, mit 530 Arbeitern und 5 Dampfmaschinen
    von 58 Pferdekraft; sie consumirt jährlich 1 3/4 Mill. Kil. Roheisen
    und 2.300.000 Kil. Schmiedeeisen und Bleche, und liefert Betriebs=
    und Arbeitsmaschinen für verschiedene Industriezweige. Ferner das
    Eisenwerk in Alt=Moabit, hat 90 Arbeiter an den Oefen und 700 in den
    Werkstätten, 15 Dampfmaschinen von 270 Pferdekraft, 25 Dampfhämmer,
    14 Dampfkessel, 3 Puddelöfen, 5 Schweißöfen, 9 Wärmöfen; letzteres
    consumirt zur Fabrikation von Preß= und Schmiedestücken aus Stahl
    und Eisen 1.851.200 Kil. Roheisen, 1.075.250 Kil. Schrott= (Abfall)
    Eisen zur Fabrikation von Locomotivkesseln, 1.498.800 Kil. Eisen=
    und Stahlbleche und 360.950 Kupferbleche. Borsigs große Eisen=
    und Kohlenbergwerke, Roheisen= und Gußwaaren=Produktion nebst
    Schmiedeeisen und Stahlfabrikation befindet sich in Borsig=Werk
    in Ober=Schlesien.

    Handel und Fabriken.

    Berlins Fabrikation und Handel ist sehr bedeutend. Letzterer
    wird durch den 1852 vollendeten, 11 Kil. langen neuen Schiffahrts=
    und den 2 Kil. langen Luisenstädtischen Canal nicht wenig gehoben;
    1872 gingen 34.908 Fahrzeuge ein, 33.902 gingen aus, 6314
    hindurch; an Flößen gingen ein: 61.623, aus: 34.967, hindurch 28.083.
    Seit 1858 ist auch der neue Spandauer=Schiffahrtscanal, 12 Kil.
    lang, welcher von Spandau längs der Jungfernhaide nach Berlin führt,
    eröffnet worden. Ihn passirten 1871: 17.292 Fahrzeuge; es gingen ein:
    11.948 Fahrzeuge, und aus: 5344; an Flößen gingen ein: 53.543, aus
    63. An Schleusengebühren wurden 16.691 Thlr. erhoben. -
    Die bedeutendsten Gegenstände des Handels sind: Getreide, Spiritus
    (22 Spritfabriken mit 44 Apparaten können täglich 80.000 Quart
    rectificiren, wovon 20.000 Quart am Orte consumirt werden), Vieh,
    Butter und Schmalz, Oel und Fettwaaren, Holz, Eisen, Blei, Zink,
    Colonial= Farbe= und Droguen=Waaren, Zucker, Wein (die Einfuhr
    französischer Weine ist in starker Abnahme; 1856 wurden 22.000 Ctr.
    verzollt), Tabak, Papier, Möbel, Leder, Speigel, kurze Waaren,
    Leinenwaaren, Wolle und Tuche, Kleidungsstücke, Teppiche,
    Seidenwaaren, Kattune. Von eigenthümlicher Bedeutung ist der Handel
    mit Stickmustern (für einen großen Theil der Welt), Stickereien,
    Stickwolle, Goldrahmen= und Leisten, Pepeterien und Portefeuille=
    Waaren (deren Fabrikation an 5000 Personen beschäftigt);
    Neusilberwaaren, Gummiwaaren, künstlichen Blumen, Bürsten, Schirmen,
    Lederwaaren und namentlich Portemonnais, Brieftaschen, Cigarrentaschen
    e.t.c. ( vielleicht am bedeutendsten in Deutschland). -
    Die Zahl der glänzenden Läden und Verkaufslokale ist groß; das
    großartigste und bedeutendste (für Damen=Toilette e.t.c.) ist das von
    Gerson. - Berlin ist eine des bedeutendsten Industristädte, und es
    leben mehr als die Hälfte der Bewohner von der Industrie. Man zählt
    (nach Kapp) über 30.000 Maschinenbau=Arbeiter; die Hütten=Prduction
    ( an 6 Mill. Thlr.) beschäftigt über 1000 Arbeiter, die Manufactur
    über 18.000 Arbeiter, die Metallwaaren=Fabrik 9000, die Fabrik von
    Verzehrungs=Gegenständen 4000, die Strumpfwaaren=Fabrik 15.000,
    die Confection (für 10 Mill. Thlr.) 6000 Arbeiter. Besonders blüht
    die Fabrikation von: Nähmaschinen, chemischen Producten, Thonwaaren
    und Thonröhren, Gummiwaaren, künstlichen Blumen und Hutfedern,
    Strumpfwaaren, Confections=Artikeln, Broncewaaren, Neusilberwaaren,
    Luxus=Wagen, Luxuspapieren, Lederwaaren, Teppichen, Seidenfärbereien,
    Gold= und Silberwaaren, Kunstmöbel, Pianofortes (jährlich 12.000
    und 500 Flügel) u.s.w. Ausgezeichnet sind ferner: die Maschinen=
    Fabriken und die Eisengießereien, die Fabrik elektrischer Telegraphen,
    die mathematischen und meteorologischen Instrumente, die Lampen= und
    Lackirwaarenfabriken, die Papisseriewaaren=Manufactur, die Woll= und
    Wollgarn=Färberei, die Cigarrenfabriken, die Fabriken landwithschaft=
    licher Maschinen, die Shawls= und Tücher=Fabriken, die Druckerei
    baumwollener und halbwollener Stoffe, die Posamentirwaaren, die von
    Gas= und Wasserleitungs=Gegenständen, die Fabriken von Werkzeugen und
    Geräthen, von Bürsten und Pinseln, der Klempnerwaaren, der Brücken=
    und Tafelwaagen, der Goldleisten, der künstlichen Mineralwasser,
    der Holzstifte für Schuhmacher, der Papiertapeten, der Lichte
    (14.000 Ctr.) und Seifen (250.000 Ctr.), der Photograhie=Rahmen, der
    Parfümerien, der Oelfarbendrucke, der Marmor= und Alabaster=Waaren,
    der Handharmonikas, der eisernen Gartenmöbel, der chirurgischen
    Instrumente, der Eisschränke, Korbmöbel, Militär=Effecte, Dachpappen
    e.t.c. - Bierbrauereien gibt es 49, fast alle mit Dampfmaschinen
    versehen, welche jährlich fast 500.000 Ctr. Malz versteuern
    (davon die Tivolibrauerei 70.540 Ctr.) Diese Brauereien mögen mehr
    als 5 Mill. Ctr. Eis verbrauchen. -
    die 150 Buchdruckereien beschäftigen gegen 400 Schnell=Pressen.
    Zu den großen Industrie=Anlagen gehört auch das 1819 gegründete
    Heckmannsche Kupfer= und Messingwerk (Filiale in Breslau, im
    Oderbruche, in Hamburg und Moskau), mit 400 Arbeitern in Berlin
    und 350 in den Filialen, und 4 Dampfmaschinen. 1872 Umsatz von
    2.000.000 Thlr. - Ferner die ehemals Schwartzkoppf´sche
    Maschinenbau=Anstalt mit etwa 1700 Arbeitern, 8 Dampfmaschinen,
    10 Dampfhämmern e.t.c. Die Siemenssche Fabrik physikalischer
    Apparate mit 652 Arbeitern.
    1872 hat Berlin verbraucht 18.885 Ctr. Weizen, 55.797 Ctr. Roggen,
    3106 Ctr. Gerste, 19.122 Ctr. Stärkegries aus Weizen, 16.313 Ctr.
    Graupen aus anderen Getreide=Arten, 634.872 Ctr. Weizenmehl,
    884.937 Ctr. Roggenmehl, 2176 Weizengebäck, 203.875 Roggengebäck. -
    in Summa 1.835977 Ctr. - 1872: 36.172 Ochsen und Stiere, 38.019
    Kühe und Fersen, 100.109 Kälber, 230.022 Schweine und Spanferkel,
    196.297 Hammel und Lämmer - in Summa 913.123 Ctr. Fleisch. -
    1244 Stück Rothwild, 1131 Damwild, 530 Wildschweine, 12.002 Rehe,
    184 Frischlinge, 4087 wilde Enten, 166085 Hasen, 19.361 Fasanen,
    Birkhühner, 20.000 Gänse e.t.c. Pferde wurden 2965 geschlachtet. -
    Es consumirte 1872: 715.471 Cub.=Meter Holz, 311.404 Cub.=Meter
    Torf, 11.820.154 Hektoliter Steinkohlen.

    Die Einnahmen der Stadt beliefen sich 1871 auf 5.953.096 Thlr.,
    die Ausgaben auf ebensoviel. Es belief sich die Schuld auf
    8.273.671 Thlr.; Das Capital=Vermögen auf 807.821 Thlr. Der
    Budget=Entwurf für 1873 wies 7.416.227 Thlr. nach; dabei Gemeinde=
    Einkommensteuer 1 3/4 Mill.; Miethsteuer 1.747.000, Haussteuer
    597.400, Mahl= und Schlachtsteuer 1.263.480 Thlr. e.t.c.
    Bei der Ausgabe kommen vor: Schulwesen 1.431.886 Thlr., Armen=
    Verwaltung 1.257.975, Polizei=Verwaltung 740.301, Verwaltungskosten
    670.340, Straßenreinigung 308.382, Pflasterung 639.670,
    Beleuchtung 274.448 Thlr. e.t.c.

    Rest unter Teil 2
  • Georg Breitenstein
    Erfahrener Benutzer
    • 11.03.2007
    • 182

    #2
    Auszug aus Gustav-Adolf v. Kloedens Erdkunde 1875 Teil 2

    Die Umgebung.

    1 ) Kreis Nieder=Barnim (Berlin), 30,94 O.=M. 88.654 Bewohner
    (etwas größer als der Canton Zürich). -
    Die schon genannten Colonien Alt= und Neu=Moabit, 3000 und
    3500 E., jetzt Theile Berlins, von französischen Ansiedlern
    wegen des schlechten Bodens terrain maudite oder de Moab genannt,
    bestehen aus Kaffee=, Bier= und Sommerhäusern. Außer der
    Borsigschen Fabrik befinden sich dort noch andere, und namentlich
    die große Schumannsche Porcellanfabrik nebst 2 anderen
    Porcellanfabriken, Steindruckerei, Leinen= und Wollfabrik,
    Cement=, Steinpapp=, Wachstuch=, Knopf=, Papp= und Ledergalanterie
    Fabrik, Papierschlägerei e.t.c.
    Im N. liegt am Rande des Sandes das freundliche Dorf Pankow,
    3019 Einwohner, und dahinter Hohen=Schönhausen, 578 E., und
    Nieder=Schönhausen, 1310 E., mit einem königlichen Schlosse
    in einem Parke, von Eosander von Göthe gebaut; beide, sowie der
    Gesundbrunnen, (mit einer schwachen Eisenquelle), jetzt zur
    Stadt Berlin gehörig und Französisch Buchholz, 1154 E., von
    französischen Ansiedlern angelegt, werden viel als Sommer=
    Wohnstätten genutzt. Ebenso im, Osten Dorf Friedrichsfelde,
    1731 E., ehemals Rosenfelde, schon 1238 erwähnt, mit einem
    Treskowschen Schloß, Garten und Park. -
    Näher an der Stadt Lichtenberg, mit Colonie Friedrichsberg,
    3128 E. Wachstuch= und Beinschwarzfabriken,
    Rummelsburg (städtisches Waisenhaus, Bäckerei der Schutzmannschaft
    e.t.c.), und das Vorwerk und die Colonie Boxhagen (d. i.
    Buchshagen oder Buschhaide) ehemals Rittergut Stralow oder der
    Neue Hof, sind Theile von Berlin, Kämmerei=Besitz.
    Im S.O. an der Spree liegen schräg einander gegenüber die
    freundlichen Fischerdörfer Stralow, 474 E., und das zu Berlin
    gehörige Treptow, 305 E., beliebte Orte für Ausflüge und
    Wasserpartien (das Volksfest des Stralauer Fischzuges am
    24. August). Die letzten 3 gehören der Kämmerei von Berlin und
    sind Theile von Berlin. Der Kämmerei gehört auch Deutsch=
    Rixdorf, im S., 5996 E.,Reinickendorf, im N., 124 E. -
    Der Grundbesitz der Kämmerei von Berlin beträgt 4132 Mrgn.
    105,7 O.=R. oder 1055 Hektaren 22 Aren.

    Bernau, 5567 E., unfern der Panke=Quelle, vielleicht 1144
    gegründet, mit Woll=, Seiden=, Tabaksfabrikation e.t.c. -
    Beim Dorfe Rüdersdorf, 2133 E., die Colonie Rüdersdorfer
    Kalkberge, 2146 E., die Kalksteibrüche mit 109 Gebäuden,
    schon 1170 benutzt, mit 650 Arbeitern. Die Stadt Berlin bezog
    davon 1869: 24.694 Thlr. Daneben ein Forstrevier von fast
    1 1/2 O.=M. -
    Oranienburg, 3728 E., ehemals Bötzow, an der Havel, hat
    chemische=, Seife= und Düngepulver=Fabrik, Kalkbrennerei,
    Brauerei, Destillation e.t.c. und ein 1665 gebautes Schloß,
    jetzt ausgebaut und zu einem Schullehrer=Seminar eingerichtet.
    Dabei Dorf und Gut Friedrichsthal, 409 E., mit einer Glashütte. -
    Liebenwalde, 2466 E., an der Havel und am Anfange des Finow-
    canals, ein gerwerbthätiger Ort. -
    Alt=Landsberg, an einem Fließe, 2173 E., schon 1323 erwähnt,
    mit einem Waisenhause. -
    Dorf und Gut Tegel, 511 E. (189 Sold.), mit einem Schloß und
    Park, worin die Gräber der Gebrüder von Hulboldt. Gasometerfabrik.

    2) Kreis Teltow (Berlin), 29,61 O.=M., 107.354 Bew. Teltow,
    2039 E., im SSW. von Berlin, mit gothischem Kirchthurm, hat
    Weberei und Rübenbau. -
    Charlottenburg, 19518 E. (139 Sold.), an der Spree, 1 Meile
    im W. von Berlin, mit 2 Kirchen, entstand, als 1699 beim Dorfe
    Lützow von Schlüter das stattliche Schloß für die Kurfürstin
    Sophie Charlotte gebaut wurde, mit 2 Seitenflügeln und einer
    hohen Kuppel von Eosander von Göthe. Daran schließt sich ein
    geräumiger, bis zur Spree reichender Park, in welchem ein
    großes Orangeriehaus, ein Theater und ein Mausoleum steht,
    aus Granit von Schinkel; darin ruhen Friedrich Wilhelm III.
    und die Königin Luise; beide aus Marmor auf dem Paradebette
    liegend, von Rauch gearbeitet, stehen in diesem Tempel. Dem
    Schloß gegenüber liegen 2 einander gleiche neue Kasernen
    der Garde du Corps. Die Stadt hat mehrere Kaffeehäuser und
    Fabriken; Färbereien und Druckereien, Eisenwerk,
    Maschinenfabrik, chemische Fabrik, Schrot= Thonwaaren=, Cement=,
    Lackir=, Chokolade=, Seifefabrik, Albertinen=Glasfabrik e.t.c.
    Dabei die Villen=Colonie West=End, das Vergnügungs=
    Etablissement Flora, das Erziehungs=Institut Kaiserin=Augusta=
    Stiftung, die Marchsche Thonwaarenfabrik u. Schloß Ruhwald. -
    Böhmisch=Rixdorf, 2029 E., Deutsch=Rixdorf, 5996 E., Dörfer,
    nahe südlich von Berlin, zur Seite der Hasenhaide, die selbst
    eine Colonie mit 800 E. ist, mit Brauereien, Landhäusern,
    Kaffeehäusern, Schießständen, Kirchhöfen Berlins u.s.w.
    Tempelhof, 1322 E., Dörfer Alt= und Neu=Schöneberg, 3407 und
    1148 E., mit dem Berliner botanischen Garten, zahlreichen
    Kaffee= und Land=Häusern, einigen Fabriken e.t.c.
    Cöpenick, 4532 E., auf einer Insel der Spree, nahe den Müggel
    Bergen, hat ein Schloß, das jetzt Seminar ist, eine Seidenfabrik,
    Shoddyfabrik, chemische Fabrik e.t.c.
    Mittenwalde, 2137 E., an der Rotte. -
    Flecken Königs= oder Wendisch=Wusterhausen, 1396 E., an der
    Rotte, in 114,4 P. F. Höhe = 37,16 m., mit einem Jagdschlosse. -
    Zossen, 2820 E., an der Rotte. -
    Teupitz, 557 E., an einem See, hat ein ehemaliges Schloß. -
    Trebbin, 2445 E., an der Nuthe. Tabaks= und Leinölfabrik. -
    Dorf Steglitz, 1899 E., Maulbeer=Plantage und Seidenzucht nebst
    Seidenhaspel=Anstalt; Wattenfabrik. -
    Dorf Groß=Beeren, 2 Meilen südlich von Berlin, 526 E.; ein 20 F.
    hoher Obelisk erinnert an die Schlacht von 1813. -
    Dorf Sperenberg, 727 E., am Krummensee, mit großem Gipsbruche,
    in einem 115 F. = 37,55 m. hohen Gipsberge. Der Gips reicht bis
    in 238 F. Tiefe und dann folgt ein 2353 F. = 764,3 m. mächtiges
    Steinsalzlager; das Ende Januar 1870: 263 F. = 856,3 m. tiefe
    Borhloch zeigte 31 1/2 R. und wurde bei 4052 F. =1272 m. Tiefe
    das Weiterbohren aufgegeben, ohne das die Sohle des Salzes
    erreicht war.

    3) Potsdam, 0,282 O.=M. mit 43.834 Bew. (5475 Sold.), an der
    Havel, in 106,8 P. F. Höhe =34,7 m., Residenz und Sitz der
    Regierung, in der schönsten Gegend der Mark, zum Theil hübsch
    gebaut, von einem Canal durchzogen. Schon 993 gab es einen Ort
    Potsdupini, d. i. unter den Eichen; die jetzige Stadt ist
    durch Friedrich Wilhelm I. geschaffen; Er ließ auch das sogen.
    holländische Quartier bauen; das Wesentlichste zur Verschönerung
    geschah seit Friedrich II. Die Stadt hat 4 Vorstädte und
    5 Kirchen. Eine 105 m. lange Brücke führt vom Bahnhofe zum
    Lustgarten, der durch ein Bassin und Büsten geziert wird;
    darin steht das Residenzschloß, 1660 bis 1701 gebaut. Dem
    Schlosse gegenüber die Nikolaikirche, 1830 bis 1837 von
    Schinkel und Persius gebaut, eine Kuppel von 77 m. Höhe und
    24,5 m. Durchmesser, im Innern mit einem großen Freskobilde.
    Daneben das Rathhaus, 1754 nach dem Amsterdamer gebaut; vor
    diesem ein 74 F. hoher Obelisk. Auf der andern Seite der Palast
    Barberini. In der Garnisonkirche, mit einem Glockenspiel, ruht
    der Erbauer, Friedrich Wilhelm I. und Friedrich der Große.
    Auf dem Wilhelmsplatze steht die Statue Friedrich Wilhelms III.
    Bedeutende Gebäude sind auch das Militär=Waisenhaus, 125,5 m.
    lang und mit einem 47 m. hohem Thurme; die Gewehrfabrik,
    das Casino (von Schinkel), die französische kirche, 1752
    nach dem Pantheon in Rom gebaut, das Schauspielhaus, das
    Cadetten= und Schützenhaus vor der Stadt. Letzteres liegt am
    Brauhausberge, auf dem ein kleines ruinenartiges Schloß steht,
    zugleich ein schöner Aussichtspunkt. -
    Vor dem Brandenburger Thore liegt am Eingange zum Garten von
    Sanssouci die Friedenskirche, 1850 prächtig erbaut, mit frei
    danebenstehendem Thurme, am Ende des abgezweigten Marly=Gartens.
    Von der großen, 40 m. hoch springenden Fontäne steigt man auf
    9 mit Treppen versehenen Terrassen 60 F. hoch hinauf zum
    kleinen , 63,4 m. langen einstöckigen Schlosse Sanssouci,
    1745 - 1747 von Friedrich II. erbaut, in welchem derselbe
    gewohnt hat und gestorben ist. Daneben einerseits das Gebäude
    der Bilder=Gallerie, andererseits die sog. historische Wind=
    Mühle. Westlicher liegen die neuen prächtigen Orangerie=Häuser
    mit dem Raphaelssaal, neben dem Paradiesgärtlein, dem Nordischen
    und dem Sicilianischen Garten. Im N. von Sanssouci erhebt sich
    der 46 m. hohe Ruinenberg, mit künstlichen Ruinen von
    Friedrich dem Großen bedeckt, unter denen das große 47,4 m.
    im Durchmesser haltende 3,5 m. tiefe Bassin, aus welchem die
    zahlreichen Wasserkünste Sanssoucis gespeist werden mit
    Havelwasser, welches eine Dampfmaschine hier hinaufgepumpt.
    Der Thurm auf der Höhe gewährt eine herrliche Aussicht. -
    Neben dem O.=Eingange zum Garten und Park ein Triumpfbogen-
    artiges Thor, durch welches eine neue Auffahrt auf die
    Weinberge und zum Schlosse gelegt werden soll. Der an
    herrlichen Baum= und Blumengruppen reiche Park hat Bauwerke
    in Tempelgestalt, reiche Wasserkünste und eine Fülle der
    kostbarsten Skulptur=Arbeiten, so daß ihm wenig andere Gärten
    an die Seite gesetzt werden können. -
    Am W. Ende des Parks erhebt sich das Neue Palais, 1763 begonnen,
    680 F. = 213,5 m. lang, mit 200 Sälen und Zimnmern, reich mit
    Kunstwerken geschückt (Marmorsaal 100 F. lang, 60 F. breit,
    40 F. hoch); dahinter 2 Gebäude , die sogen. Communs, ehemals
    für die Dienerschaft bestimmt, jetzt Kaserne des Infanterie=
    Lehr=Bataillons. Noch weiter westlich, der umhägte Wildpark,
    mit einer Burgähnlichen Försterwohnung. Südlich grenzt an
    Sanssouci, durch einen Graben davon geschieden, Park= und
    Palais Charlottenhof, 1826 von Friedrich Wilhelm IV
    angelegt; eine reizende Villa, geschmückt mit Wasserkünsten,
    Skulpturwerken, mit einem pompeianischen Hause, köstlichen
    Blumenbeeten e.t.c. -
    Oestlich neben Sanssouci die russische Colonie Alexandrowska:
    11 russische Häuser nebst griechischer Capelle; nördlich
    davon erhebt sich der Pfingstberg, der die schönste Aussicht
    bietet, und darauf ein unvollendetes königliches Lustschloß
    von großartiger Anlage als Aussichtspunkt. -
    Oestlicher der Neue Garten, bis zum Heiligen See reichend;
    an diesem steht das 1786 bis 1796 erbaute Marmor=Palais,
    unter dessen Säulenhalle die Fresken die Szenerien zum
    Nibelungenliede darstellen, und eine königliche Meierei.-
    Links von der Havel, über welche eine schöne steinerne
    157 m. lange Brücke führt, liegt das Dorf Klein Glienicke,
    476 E. und die geschmackvolle Villa des Prinzen Carl,
    ebenfalls reich an Kunstwerken, mit weithin sich dehnendem
    Parke. Entfernter in der Havel die Pfaueninsel (herlicher
    Weg an der Havel); darauf ein königliches Landhaus, ein
    Palmenhaus, reicher als das zu Schöneberg e.t.c. Am hohen
    Ufer ein russisches Blockhaus und auf der Höhe die Peter=
    Pauls=Kirche. -
    Näher an der Stadt erhebt sich am Abhange des Babertsberges
    das 1835 im normannischen Stile erbaute Schloß des Königs,
    eine der schönsten und prächtigsten Anlagen, mit mittelalter-
    lichen Sälen und hohen Thürmen, einer 41,4 m. hoch
    aufsteigenden Fontäne am Havelspiegel. Im Parke die
    Siegessäule und die Berliner Gerichtslaube, nach dem Plane
    von 1270 aufgebaut. -
    Unter Potsdams industrieellen Anstalten der mannigfaltigsten
    Art sind viele mit Dampfmaschinen versehen; sie liefern Tuch,
    Zinkwaaren, Maschinen, Thonwaaren, Leder, Leim, Tabak, Zucker,
    Chocolade, Papier, Pappe, Wagen, Stearin, Seife, Licht, Oel,
    Essig, Gas, Knochenkohle, Fourniere, Bier, Branntwein e.t.c.

    4) Kreis Ost=Havelland (Nauen) 21,94 O.=M., 71.515 Bewohner.
    In diesem Kreise und bei Potsdam sind über 30.000 Morgen
    Staats=Domänen (1 1/2 O.=M.), und hier befindet sich die
    Hauptmasse des Wiesenlandes dieses Regierungs=Bezirkes. -
    Im Westen von Charlottenburg die Pichelsberge, das Nord=Ende
    des Grunewaldes, bei den Fischerorten, Pichelsberg, 115 E.,
    und Pichelswerder 25 E. Im Grunewalde ein kleines königliches
    Jagdschloß von 1542, an einem See, zum Teltower Kreise gehörig.-
    Spandau, 19.768 E. (3163 Sold.) an der Spree=Mündung, eine
    Festung 1. Ranges, von Wasser umgeben, mit 4 Vorstädten,
    starker Citadelle, mit Gewehr= und Pulverfabrik, Depots,
    Kanonengießerei, einer Straf=Anstalt, Zwirnfabrik,
    Teppichwebereien, Strumpfwirkerei, Tabaksfabriken e.t.c und
    lebhaftem Handelsverkehr. Seine industriellen Anstalten sind
    sehr mannigfaltiger Art: viele Dampfmaschinen. Es ist eine der
    ältesten Städte der Mark und war oft Residenz der Kurfürsten;
    1318 wurde es mit Wällen und Mauern umgeben. Die Nikolaikirche
    stammt aus dem 16. Jahrhundert. -
    Nauen, 5923 E. (323 Sold.) unweit der Havel, mit 3 Maschinen-
    spinnereien, Wattenfabrik, Brauereien. Brennereien und
    Destillationen. -
    Domäne Königshorst, 391 E.; großartige Holländereien, welche
    die Butter nach den Residenzen liefert. -
    Dorf Linum, 1884 E., hat die größten Torfgräbereien (jährlich
    gegen 8500 Haufen). -
    Fehrbellin, 2079 E., Schlacht 1675. -
    Kremmen, 2732 E., nahe an einem See. Die Landschaft heißt
    "auf dem Glin". -
    Ketzin, 1847 E., an der Havel.

    5) Stadt Brandenburg, an der Havel, 1,39 O.=M. mit 25.822 Bew.
    (nebst West=Havelland)
    Brandenburg, mit 25.822 E. (1397 Sold.), an der breiten Havel,
    in 100,7 P. F. Höhe= 34,7 m., mit weiten, aber stillen Straßen
    und Kirchen, ward 1153 von Albrecht dem Bären genommen. Es war
    ehemals Hauptstadt der Kurmark. Bis 1715 bestand es aus 2
    Städten: der Altstadt, vormals Parduin, schon 1166 erwähnt,
    und der Neustadt mit Benedig, 1319 erwähnt. Auf einer Insel
    steht die Burg oder der Dom, 1170 erbaut, 1836 neu eingerichtet.
    Die Krypta aus dem 11. oder 12. Jahrhundert. Die gothische
    Katharinenkirche von 1401; auf dem Markte eine 18 F. hohe
    Rolandssäule. der 62,8 m. hohe Marien= oder Harlunger=Berg,
    auf welchem die 1722 zerstörte, aus der 1. Hälfte des 13.
    Jahrhunderts herrührende Marienkirche gestanden hat, gewährt
    eine hübsche Aussicht. Dampfschiffahrt nach Potsdam. Es hat ein
    Straf=Gefängnis. Seine industriellen Anstalten nebst Mühlen-
    werken sind sehr mannigfaltiger Art, darunter viele mit
    Dampfmaschinen; es sind Woll=Maschinenspinnereien, damit
    verbundene, theils selbständige Tuchfabriken, Appretur= und
    Walk=Anstalten. Andere Fabriken liefern Baumwoll=, Seiden=
    und Plüschwaaren, Oel, Lohe, Fourniere, Leder, Handschuhe, Oefen,
    Mineralwässer, landwirtschaftliche Geräthe, Leim, Watte,
    Zigarren, Stärke, Syrup, Mostrich, Brückenwaagen, Goldleisten
    und Cartonnagen e.t.c. Handel und Flußschiffahrt. -
    Die Burg war schon 927 von den Wenden bewohnt; das Bistum
    ward 949 gestiftet, 1589 fäcularisirt. -
    Dazu Kreis West=Havelland (Rathenow) 21,54 O.=M. incl. der
    Stadt, 48.172 Bew., ohne die Stadt. -
    Rathenow, 8507 E. (307 Sold.) an der Havel, hat eine steinerne
    Havelbrücke, eine Statue des großen Kurfürsten, 3 optische
    Industrie=Anstalten (4 Dampfmaschinen), 8 Mühlenwerke, Spinnerei
    und Weberei und liefert berühmte Ziegelsteine. -
    Friesack, 3340 E., am Rhin. -
    Flecken Plaue, 1879 E., an der Havel. -
    Pritzwerbe, 1564 E., an der Havel. -
    Rhinow, 1068 E., nahe am Rhin. -

    6) Kreis Ober=Barnim (Freienwalde an der Oder)
    21,61 =.=M., mit 71.514 Bew.. Freienwalde, 5489 E. an der alten
    Oder, in einer der hübschesten Gegenden Norddeutschlands, mit
    einem Gesundbrunnen, einem von großen Kurfürsten erbauten
    Schlosse, schönen Berg=Promenaden e.t.c. Unfern ein Alaunwerk,
    229 E., das Dorf Falkenberg, 677 E., und das Gut Cöthen, 263 E.,
    mit schönem Garten. -
    Flecken Werneuchen, 1449 E. Dabei Wriezen, 7977 E. (775 Sold.),
    an der alten Oder und am Oderbruche, hat Fischerei und
    Gärtnerei, Eisengießerei, Braunkohlengruben, einige Fabriken
    und Mühlen, Brauerei und Brennerei. -
    Das Dorf Möglin, 280 E., ehemals mit landwirtschaftlichem
    Institute und ausgezeichneter Schäferei. -
    Neustadt=Eberswalde, 8420 E., am Finow=Canal und an der
    Eisenbahn, in 82 P. F. Höhe = 26,6 m., in freundlicher Umgebung,
    mit 2 Kirchen, hat eine Forstlehranstalt, Gesundbrunnen,
    mannigfaltige Fabriksthätigkeit; eine Colonie aus St. Gallen und
    aus Ruhla. In der Haide liegt die dem Staate gehörige Papierfabrik
    Spechthausen, 229 E. (seit 1871); nahe auch das königliche
    Messingwerk Hegermühle, 1291 E., das großartigste in Preußen, der
    königliche Kupferhammer, 158 E. , das königliche Hüttenwerk
    Eisenspalterei, 258 E., die Papierfabrik Wolfswinkel, 177 E.,
    mit 280 Arbeitern und 7 Dampfmaschinen. -
    Dorf= und Gut Hohen=Finow, 363 E., dabei in einem Thale das
    Gußstahlwerk Karlswerk. -
    Güter und Dörfer bilden die Herrschaft Friedland. -
    Straßberg, 4855 E., (43 Sold.) an einem See, in 188,7 P. F. Höhe=
    61,3 m. mit Spinnerei, Weberei, Brennerei e.t.c. -
    Biesenthal, 1930 E., an der Finow, in Waldreicher Gegend.

    7) Kreis Ruppin (Neu=Ruppin), 31,47 O.=M., 74.496 Bew.,
    die alte Grafschaft R. -
    Neu=Ruppin, an einem See, 11.590 E. (1795 Sold.), mit Schloß,
    Irren=Anstalt, 12 Wollspinnereien (2 mit Dampfmaschinen),
    Tuchfabriken mit Appretir=Anstalt, Pressen und Walken,
    Essigfabrik, Brauereien, 5 Destillationen, 2 Buchdruckereien
    und lithographische Anstalt e.t.c. -
    Alt=Ruppin, 2112 E.,am See, mit Resten des alten Schlosses. -
    Rheinsberg, 2152 E., am Rhin und dessen Ausfluß aus einem See,
    ein freundlicher Ort mit schönem Schlosse von 1736, am See,
    nebst Park. -
    Gransee, 3386 E., hohes eisernes Denkmal der Königin Luise. -
    Neustadt an der Dosse, 996 E., dabei das Friedrich=Wilhelms=
    Hauptgestüt. Die Spiegel=Fabrik ist eingegangen. -
    Wusterhausen, 3117 E., an der Dosse, mit Färberei e.t.c. -
    Lindow, 1711 E., zwischen Seen, dabei ein ehemaliges
    Prämonstrantenkloster, von 1366, jetzt adliges Fräuleinstift.

    b. Die Ukermark, seit 1250 ein Theil der Mark, voher Pommerisch.

    8) Kreis Prenzlau oder Prenzlow, 20,15 O.=M., 53.031 Bew.,
    70 % der Fläche sind Ackerland (15 % desselben Thon= und Lehm=
    boden), 5 % Wald. -
    Prenzlau, 14.442 E. (817 Sold.), an der Uker und dem Ukersee, in
    87,8 P.F. Höhe = 28,5 m., ehemals Hauptstadt der Ukermark.
    Gothische Marienkirche mit 2 Thürmen, eine der schönsten des Landes,
    von 1340, und 4 andere Kirchen, ehemals 3 Klöster. Es hat
    Wollspinnereien, Webereien, Strumpfwirkerei, Seidenfärberei, Papier=
    Tabaksfabrik und starken Tabaksbau. -
    Straßburg, 4998 E., an einem Nebenfluß der Uker, 2 Kirchen, Weberei,
    Strumpfwirkerei, Lederfabrik. -
    Brüssow, 1540 E., an einem See. - Große und Herrliche Güter der
    Grafen von Schwerin, von Arnim, von Schlippenbach, des von Winterfeld. -

    9) Kreis Templin, 25,21 O.=M., 43.974 Bew.. -
    Templin, 3819 E., an einem See. -
    Zehdenick, 2930 E., an der Havel hat Fabriken, Schiffahrt. -
    Lychen, 2233 E., zwischen Seen. -
    Flecken Boytzenburg, 314 E., Hauptort der über 3 O.=M. (wovon 2 O.=M.
    Wald) großen Grafschaft Boytzenburg, an einem Nebenfluß der Uker,
    mit reizend gelegenem Schloß, Park und Thiergarten des Grafen von
    Arnim, zwischen freundlichen Landschaften. Außerdem besitzen die
    Freiherren und Herren von Arnim 12 O.=M.

    10) Kreis Angermünde, 23,23 O.=M., 63.492 Bew.; der größte Theil der
    mit Tabak bebauten Morgen des Reg.=Bezirkes fällt in diesen Kreis
    und in den von Prenzlau. -
    Angermünde, in 87 P.F. Höhe = 28,26 m., 5569 E., an einem See. -
    Flecken Gramzow, 2126 E., am Haussee in fruchtbarer Gegend. -
    Liepe, 1558 E.,-
    Greifenberg, 1485 E., an der Sarnitz. -
    Flecken Stolpe, an der Oder, 748 E.; dabei das Stammgut Leopold von
    Buchs. -
    Chorin, Bahnhof nebst Chorinchen, 610 E., Ruine eines Klosters, in
    dessen Kirche Markgrafen von Brandenburg ruhen. -
    Joachimsthal, 2015 E., ein dürftiger Ort, zwischen dem Werbelliner=
    und Grimnitz=See. In einem ehemaligen Lustschlosse gründete 1607
    Joachim Friedrich eine Fürstenschule, mit Gütern zum Unterhalte von
    120 Schülern (12.500 Mrgn. die fast 13.000 Thlr. Pacht einbringen);
    die Anstalt ward 1640 als Gymnasium nach Berlin verlegt. Das Schulamt
    mit einer Dampfmühle. -
    Schwedt, 8933 E. (689 Sold.), an der Oder, ein hübscher Ort mit
    3 Kirchen, Baum=Alleen in den Straßen, einem 1580 erbauten königlichen
    Schlosse, großem Garten, Schauspielhause, einer Reitschule u.s.w.
    In der Nähe das Lustschloß Monplaisir. 2 Kirchen. Schwedt hat
    Druckereien, Seifefabrik, 13 Tabaksfabriken, großen Tabaksbau, Landbau.-
    Vierraden, 2055 E., an der Welse, mit bedeutendem Tabaksbau und
    Tabaksfabrik. -
    Oderberg, 3262 E., ursprünglich zur Mittelmark gehörig, an der Oder,
    von hohem Alter, treibt etwas Fabrikation und Flußschiffahrt.

    c. Die Priegnitz, ehemals Vormark genannt, von Albrecht dem Bären
    mit der Altmark vereinigt.

    11) Kreis Westpriegnitz (Perleberg), 26,02 =.=M., 79.892 Bew. -
    Perleberg, 7983 E. (293 Sold.), an der Stepnitz; hat eine
    Rolandssäule auf dem Markte. Es fabricirt Oefen, Maschinen, Watte,
    Wagen, Mostrich, Essig, hat Oelraffinerie, Lohmühlen 5 Brauereien,
    Buchdruckerei e.t.c. -
    Lenzen, 2898 E., an der Löcknitz, bei der Lenzer Wische, unfern
    rechts von der Elbe, schon a. 930 erwähnt. -
    Havelberg, 3202 E., auf einer Insel der Havel, ehemals sehr fest,
    hat eine schöne Domkirche, von 1385 bis 1411 gebaut. Es wird schon
    946 als Stadt genannt, als Otto I. hier ein Bisthum stiftete, das
    1598 fäcularisirt wurde.; indeß ist das Capitel beibehalten. Es hat
    Fabriken, Dampf=Zuckerraffinerie, Schiffahrt. -
    Wilsnack, 2233 E., an der Kartane, ehemals ein berühmter Wallfahrts=
    Ort, mit einer sehr alten, im Innern 25,72 m. hohen, 1388 bis 1401
    erbauten Kirche; findet sich 1300 zuerst genannt. -
    Wittenberge, 7050 E., an der Elbe (Virunum), in 153,5P.F. Höhe =
    49,8 m., 1264 erwähnt, Hauptzollamt, hat Schiffahrt und Handel.
    Es hat eine Shoddy=, Steinpapp=, Seifefabrik, 2 Dampfmaschinen=
    Fabriken, 2 Cokesöfen, 6 Ziegeleien, Oel= und 6 Getreidemühlen. -
    Putlitz, 1920 E., an der Stepnitz.
    Kumlosen, Dorf, 640 E., 1 M. von Wittenberge, in dem Ländchen
    Kumlosen (1/2 O.=M.) das ein Majorat der Familie Möllendorf ist.
    Ebenso groß sind hier die Majorate der Edlen von Putlitz und der
    von Jagow. -
    Dorf und Gut Quitzöbel, 466 E., und
    Dorf und Gut Quitzow, 290 E. -
    Dorf Warnow, 546 E., Hauptzollamt an der Mecklenburger Grenze.-

    12) Kreis Ostpriegnitz (Kyritz), 33,44 O.=M., 69.003 Bew. -
    Kyritz, 4297 E., an der Jäglitz und bei mehreren Seen. -
    Wittstock, 7142 E., an der Dosse mit 2 alten Kirchen, 1 Armen =
    und Irrenhause, 13 Wollspinnereien, 4 Tuch= und 1 Maschinenfabrik,
    Färbereien, Walken,Knopffabrik e.t.c.; dabei sind 7 Dampfmaschinen.-
    Pritzwalk, 5833 E., an einem Nebenfluß der Stepnitz, a. 1100
    erbaut. Unter seinen industriellen Anstalten sind Wollspinnereien,
    Tuchfabriken, Walkereien, Dampfmühle und Dampfbrennerei. -
    Meyenburg, 1639 E., an der Stepnitz und der Grenze früher fest.
    Nahe Dorf Stepnitz, 434 E., mit dem Stift Marienfließ, 79 E. -
    Im W. von Wittstock
    Stift Heiligengrabe, 270 E., beim Dorfe Techow, ehemals mit einem
    Cistercienser=Kloster, war ein adliges Fräuleinstift, durch
    Friedrich den Großen mit 17 Dörfern dotirt. -
    Im O. von Wittstock
    Flecken Zechlin, an einem See, 853 E., Rittergut Zechlin und
    Glashütte, 344 E., mit einer Glashütte, die ausgezeichnete Waare
    liefert.

    13) Kreis Beeskow=Storkow 22,12 O.=M., 42134 Bew. Die Hälfte
    ist Wald. -
    Beeskow, 4227 E. (243 Sold.), an der Spree. -
    Storkow, 2128 E. am Dolgen=See. -
    Wendisch=Buchholz, 1138 E., an der Dahme. -
    Dorf Kossenblatt, 387 E., mit einem Jagdschloß gehört zu der
    Haus=Fideicommißherrschaft Wusterhaus. -
    Dorf und Colonie Rauen, 1005 E., in den Rauenschen Bergen, hat
    bedeutenden Braunkohlen=Bergbau.

    14) Kreis Jüterbogk=Luckenwalde, 28,57 O.=M., 60.417 Bew. -
    Jüterbogk, 6672 E. (563 Sold.), am Angerbach und der Eisenbahn,
    in 258,2 P.F. Höhe = 83,9 m. mit 2 Kirchen, mit Spinnerei,
    viel Weberei, Färberei, Tuchfabrik e.t.c. Nahe das
    Dorf Dennewitz, 322 E., Schlacht am 6. September 1813. -
    Dahme, 476 E., an der Dahme, eine industriöse Stadt, hat
    Wollspinnerei, Tabaks=, Essig= und Oelfabrik, Färberei,
    Buchdruckerei, Brauerei und Brennerei. -
    Luckenwalde, 13.539 E., an der Nuthe und der Eisenbahn, in
    151 P.F. Höhe = 49 m.; eine der 3 Vorstädte ist Klein=Gera
    (Colonisten aus dem Reußischen), jetzt Baruther=Vorstadt; eine
    der Tuchfabriken gehört zu den größten Preußens, die ausgezeichnete
    Waare liefert; zahlreiche Wollspinnereien mit Dampfmaschinen,
    deren manche mit Tuchfabriken verbunden sind; außerdem Tuchfabriken.
    Außer den mit diesen verbundenen Färbereien, Appretir=Anstalten
    und Walken sind noch andere Dampfwalken vorhanden, 1 Dampf=
    Farbeholzraspelei und Malzquetsche, Sägemühlen, Oelmühle,
    Getreidemühlen, Brauereien, Destillationnen und Ziegeleien. -
    Flecken Zinna, 1704 E., an der Nuthe, hat starke Weberei;
    nahe ein ausgehobenes Kloster, 1170 gestiftet. -
    Das Ländchen Bärwalde, Dorf und Gut mit 103 E. (1/5 O.=M.),
    besteht aus Arnimschen Gütern. -
    Die Standesherrschaft Baruth, über 1 1/2 O.=M., seit 1506 den
    Grafen zu Solms=Baruth gehörig. -
    Baruth, 1897 E., an der Geile, mit einem Schloß, Brauereien,
    Destillationen, Essigfabrik, Kalkbrennereien, Ziegelei.
    Unfern eine Glashütte mit Schleiferei.

    15) Kreis Zauche=Belzig, 34,18 O.=M., 68.064 Bew. -
    Belzig, 2475 E., mit 2 Kirchen, etwas Industrie und Gartenbau. -
    Niemeck, 2298 E., hat starke Weberei. -
    Brück, 1377 E., wie die vorige an einem Nebenfluß der Plaue,
    in sumpfiger Gegend, treibt Flachsbau. -
    In der alten Landschaft Czucha (Zauche), ehemals zu Mittelmark,
    liegen: Treuenbriezen, ehemals Briezen, 5469 E. (644 Sold.), schon
    1217 erwähnt, mit Spinnerei und Weberei, Tuch= Papierfabrikation,
    15 Brauereien e.t.c. -
    Beelitz, 2738 E. -
    Werder, 3864 E., auf einer Havelinsel, 1 M. im W. von Potsdam,
    hat Bierbrauereien und sehr starken Obstbau. -
    Flecken Saarmund, 541 E., im S.O. von Potsdam , mit einer
    Wollspinnerei, Appreturanstalt und Walke. -
    Flecken Lehnin, 1810 E., zwischen 2 Seen; in der Kirche des von
    Albrecht dem Bären gestifteten Cistercienser=Klosters, jetzt ein
    Gut mit 83 E., ruhen mehrere Markgrafen. -
    Dorf Caputh an der Havel, mit einer ehemaligen königlichen Wohnung,
    1096 E.

    Aus Brockhaus 1926 zu Fideicommißherrschaft :

    Fidèïcommiß ( lat., der Treue anvertraut ), im dt. Recht (Familien-F.)
    Bestimmung, daß ein Vermögensobjekt für alle Zeiten unveräußerlich
    bei bestimmter Familie verbleiben und nach bestimmter
    Sukzessionsordnung, meist nur im Mannesstamm vererbt werden solle;
    auch das Vermögensobjekt ( Rittergut) selbst. Nach der RVfg. von 1919
    ( Art. 155 ) sind alle Fidèicommißschaften aufzulösen

    2. Der Regierungs=Bezirk Frankfurt,

    der östliche Theil der Provinz, nahe so groß wie Württemberg,
    341,14 R.=O.=M. mit 1.034.520 Bew. Von der Oder, der unteren
    Warte und oberen Spree wird er durchflossen; es liegen innerhalb
    seiner Grenzen: die Neumark, das Oder= und Wartebruch, das Land
    Sternberg, der Spreewald, die Niederlausitz e.t.c. -
    164,7 O.=M. sind Frucht= 42,2 O.=M. Gras=, 124,2 O.=M. Holz
    tragende, 17,5 O.=M. fast ertraglose Fläche. -
    841,27 Kil. = 113,4 g. M. Eisenbahn (1872). -
    Der Ober=Spreewald von Fehrow bis Lübben, ein Oval von etwa 3 O.=M.,
    wird dadurch gebildet, daß sich die Spree und Malx in mehr als
    300 Arme spalten, welche als ein seltsames Wassernetz labyrinthisch
    diese von den Wenden Blota genannte Gegend bewässern. Die Namen
    dieser Wasserrinnen sind zahllos. Gräben oder Grobla ermöglichen
    die Verbindung der im Innern liegenden Ortschaften mit denen am
    Rande; in der Herrschaft Lübbenau können die Bewohner nur auf
    Kähnen zueinander gelangen und im Dorfe Lehde ist jeder einzelne
    Hof von Wasser umgeben. Von November bis April steht der ganze
    Spreewald unter Wasser, die künstlichen Boden=Erhöhungen ausgenommen.
    Außer einigen Dörfern gibt es namentlich sogenannte Kauper= oder
    Ansiedler=Wohnungen. Der östliche Theil ist entholzt und besteht aus
    trefflichen Wiesen, die 2= selbst 3mal im Jahre geschnitten werden;
    daher ist die Rindviehzucht hier von großer Wichtigkeit. Jetzt sind
    auch bedeutende Wiesenstrecken in Acker umgewandelt, da der feuchte
    Sandboden sehr ergiebig ist. Außer Getreide baut man viel Runkelrüben
    und Kürbis, zur Mastung; Zwiebeln, Meerettig, Gurken, e.t.c., die
    weithin verhandelt werden. -
    Der westliche Theil ist ein großes Bruch, mit vielem Laubwalde, aber
    auch mit Wiesen und Aeckern. -
    Die wendischen Bewohner sind geborene Fischer und Schiffer; im
    Lübbenau´schen Spreewalde zählt man gegen 4000 kleine Kähne, zuweilen
    nur ausgehöhlte Baumstämme. Holz, von welchem sich in der Herrschaft
    Straupitz etwa 1/5 befindet, namentlich treffliche Rüstern, liefert
    ebenfalls Handels=Artikel. Der Spreewald hat Hirsche, Rehe und eine
    Unzahl von Wald= und Wassergeflügel. -
    Der untere Spreewald, 2 M. lang und 3/4 M. breit, ist mehr ein
    Elsbruch, ärmer an Baumwuchs; auch hier sind, besonders im N. viele
    Meiereien; die östliche Hälfte durchziehen kleine Flußarme.
    Beim Prahm=See endet der Spreewald.

    Unter dem Appellations=Gerichte zu Frankfurt stehen 15 Kreisgerichte.
    Der Bezirk ist in 17 Kreise getheilt.

    1) Stadt Frankfurt, 1,03 O.=M., 43.214 E. (2521 Sold.), an der Oder,
    in 171,7 P.F. Höhe = 55,8 m., 11 M. von Berlin, die dritte Stadt in
    Brandenburg, von stattlichem Aussehen; sie hat 3 Vorstädte, 6 Kirchen;
    die Marien= oder Ober=Kirche aus der Mitte des 13. Jahrhunderts.
    Das ansehliche Rathhaus trägt noch die Zeichen der alten Hansa.
    Schauspielhaus, seit 1842. Die Universität ( von 1506) ist 1811 nach
    Breslau verlegt. Die 3 Messen, Margareta, Reminiscere und Martini
    (letztere 1858 mit 92.800 Ctrn. Waare und 7845 Meßfremden) haben
    sehr an Bedeutung abgenommen. Handel und Gewerbethätigkeit
    mannigfachster Art sind lebhaft und nicht unbedeutend.

    a. Die Neumark.

    2) Kreis Königsberg in der Neumark, 27,27 O.=M. mit 90.497 Bew. -
    Die Stadt, 5336 E., an der Rörike, mit alterthümlichem Rathhause
    und der gothischen Marienkirche ( die ein 28,9 m. hohes Dach hat). -
    Küstrin, 10.141 E. (1235 Sold.), an der Oder, 58,7 P.F. Höhe =
    19,07 m., ehemals Hauptstadt der Neumark, Festung 3. Ranges, hat
    3 Vorstädte, 2 Kirchen, ein königliches Schloß. -
    Nördlich Dorf Zorndorf, 1109 E., Schlacht 1758. -
    Neudamm, 3357 E., an einem See hat Tuchfabrik mit 400 Arbeitern
    und 4 Dampfmaschinen. -
    Fürstenfelde, 2191 E. -
    Zehden, 1939 E., an der Müglitz. -
    Bärwalde, 3765 E., zwischen 2 Teichen. -
    Schönfließ, 3051 E., an der Rörike. -
    Mohrin, 1559 E., an der Schlippe und an einem See. -
    Güstebiese, 2056 E. -

    3) Kreis Soldin, 29,37 =.=M. mit 47.716 Bew.. -
    Die Stadt, 6143 E. (448 Sold.), an einem See, soll 1212 angelegt sein,
    und war einst Hauptort; sie ist gewerbethätig. -
    Berlinchen, 4756 E., an einem See, gewerbethätig und mit ansehlichen
    Viehmärkten. -
    Bernstein, 2197 E., zwischen 2 Seen hat Fischerei und Viehmärkte. -
    Lippehne, 3379 E., am Mendel= oder Wendel=See, treibt Tuchweberei. -

    4) Kreis Landsberg, 21,53 O.=M., 77.738 Bew.
    Landsberg an der Warte, 18.551 E. (528 Sold.), rechts an der Warte, in
    77,4 P.F. Höhe =25,3 m., in angenehmer und fruchtbarer Lage, mit
    2 Kirchen, hat mannigfache Fabrik= und Gewerbethätigkeit, namentlich
    eine Maschinen= und Kesselfabrik mit 700 Arbeitern und 3 Dampfmaschinen.-
    Königliche Eisenhütte zu Dorf Zanshausen, mit 581 E. -
    Vietz, 3060 E.; Eisenhütte. -

    5) Kreis Friedeberg in der Neumark, 19,57 O.=M., 77.738 Bew. -
    Die Stadt, 5808 E. (190 Sold.), an Seen. -
    Driesen, 4277 E., auf einer Insel der Netze in 108 P.F. Höhe = 35 m.
    ehemals befestigt. -
    Woldenberg, 4145 E. (190 Sold.), an Seen. -

    6) Kreis Anrswalde, 22,47 O.=M., 42.325 Bew. -
    Die Stadt, 6524 E., zwischen 3 Seen, mit großer chemischer Fabrik,
    starker Weberei e.t.c. -
    Reetz, 3005 E. -
    Neuwedell, 3091 E., an der Drage und dem Drage=See.

    7) Kreis Lebus (Seelow), 27,96 O.=M., 92.882 Bew. -
    Die Stadt, 2905 E., links an der Oder, mit Resten des bischöflichen
    Schlosses, hat starke Fischerei und war in frühesten Zeiten eine
    wichtige Grenzfeste. - Im S.W. von hier
    Wüst=Kunersdorf, ist nicht der berühmte Schlachtort; dieser ist das
    jenseits der Oder, östlich von Frankfurt gelegene Kunersdorf. -
    Fürstenwalde, 8193 E. (432 Sold.), an der Spree. -
    Müncheberg, 3580 E., in 183 P.F. Höhe = 59,4 m. -
    Seelow, 3309 E., am Oderbruche. -
    Müllrose, 2191 E., am Canal. -
    Bukow, 1653 E., an der sogenannten märkischen Schweiz. Auf den Gütern
    in diesem Kreise beschäftigen 5 Zuckerfabriken 21 Dampfmaschinen und
    917 Arbeiter.

    b. Incorporirte Kreise.

    8) Kreis West=Sternberg (Drossen) und
    9) Ost Sternberg (Zielenzig), 19,03 und 20,85 O.=M. mit
    43.442 und 48.476 Bew. -
    Zielenzig, 5884 E., am Postum=Fließ, früher im Besitz der Tempel=,
    dann der Johanniterritter; es liegt neben einem großen Braunkohlen=
    lager. -
    Sonnenburg, 4424 E. (111 Sold.), am Wartebruch, hat eine Straf=Anstalt,
    darin werden Teppiche, Leinwand Cigarren, Garn, Plüsch, Parchent,
    Pfeifenbeschläge, Kleidungsstücke gefertigt (226 Stühle); es war
    ehemals Hauptort eines Johanniter=Heermeisterthums (der Balley
    Sonnenburg oder Brandenburg). Schloß aus dem vorigen Jahrhundert. -
    Sternberg, 1594 E. -
    Drossen, 5226 E., an der Lenze, in sumpfiger Gegend. -
    Göritz, 2438 E., rechts an der Oder. -
    Reppen, 3777 E., an der Eilanz. -
    Lagow, 446 E., an einem See. -
    Königswalde, 1564 E., neben Seen, hat Seidenweberei und Papierfabrik. -
    Flecken Schermeisel, 591 E. -
    Flecken Gleißen, 760 E., mit Seidenfabrik (280 Stühle), Alaunwerk,
    Mineral= und Schlammbäder und einem Parke. -

    10) Kreis Züllichau=Schwiebus, 16,28 O.=M. mit 49.689 Bew. -
    Die Stadt, 7540 E. (404 Sold.), an der Faulen Obra, mit 3 Kirchen,
    königlichem Schlosse und Garten, einem reich dotirtem Waisenhause,
    Pädagogium, hat lebhaften Handel und Tuchfabrik. -
    Trebschen oder Friedrichshuld, 251 E., die kleinste Stadt Preußens. -
    Im ehemaligen Schwiebusschen Kreis:
    Schwiebus, 8192 E., an einem See, in fruchtbarer Gegend, mit 2 Kirchen,
    hat große Tuchfabriken. -

    11) Kreis Krossen an der Oder, 23,28 O.=M. mit 60.527 Bew. -
    Die Stadt, 6977 E. (469 Sold.), links der Oder und rechts am Bober,
    mit 2 Kirchen und altem Schlosse. -
    In der Nähe Güter des Fürsten von Hohenzollern=Hechingen. -
    Sommerfeld, 9675 E., an der Lubst, hat 6 Tuchfabriken und
    Wollspinnereien mit 8 Dampfmaschinen und 205 Webestühlen. -
    Dorf Lochwitz, 580 E., Wollspinnereien mit 4000 Feinstspindeln. -
    Bobersberg, 1507 E., am Bober.

    c. Niederlausitz

    12 Kreis Kottbus, 15,15 O.=M., 66.303 Bew.. -
    Kottbus, 15.586 E. (443 Sold.), an der Spree, in 234,3 P.F. Höhe =
    76,1 m., mit einem alterthümlichen königlichen Schlosse, 3 Kirchen,
    mannigfachen Fabriken, namentlich Wollspinnerei und Tuchfabrik mit
    400 Maschinenstühlen,(jährlich 110.000. Stück aus 4.000 Ctr. Wolle)
    und lebhaftem Handel, Maschinenbau=Anstalt, Leineweberei auf 1500
    Stühlen im Ganzen 41 Dampfmaschinen von 877 Pferdekraft. -
    Peitz, 3994 E.,am Spreewalde, ehemals fest, hat Wollspinnerei und
    Tuchfabrikation und eine königliche Eisenhütte e.t.c. - Die
    Güter der von Schöningschen Stiftung, 1/2 O.=M. -
    Sandow, 2865 E. -
    Burg, 3439 E., großes Dorf an der Kischowka=Mündung, von Friedrich II.
    angelegt, besteht aus Burg=Dorf, Burg=Kauper und Burg=Colonie. -

    13) Kreis Lübben, 18,46 O.=M., 34.228 Bew. -
    Lübben, 5496 E. (509 Sold.), auf einer Insel der Spree, Berste=Mündung,
    in 162 P.F. Höhe =52,6 m., mit 2 Kirchen, Weberei, e.t.c. -
    Lieberose, 1589 E., an einem Nebenfluß der Spree; dabei ein von
    Schuleburgsches Gut von 2 1/2 O.=M. (1/3 O.=M. Seen und Teiche). -
    Friedland, 1056 E., unweit des Schwielung=Sees, mit 2 Kirchen und
    Synagoge. -

    14) Kreis Luckau 25,12 O.=M. -
    Luckau, 4917 E. (78 Sold.), an der Berste, Hauptort des Landes, hat
    eine gothische Kirche und eine Strafanstalt, bedeutende Tuchfabrik,
    Spinnereien, Webereien, Strumpfwirkerei, Teppichfabrik, e.t.c. -
    Dobriluck, 1397 E., an der kleinen Elster, mit einem königlichen
    Schlosse, ehemals ein Kloster. -
    Kirchhain, 3035 E., an der kleinen Elster, -
    Golssen, 1241 E., nahe der Dahme. -
    Finsterwalde, 7371 E., an einem Nebenfluß der schwarzen Elster, mit
    Tuch= und Maschinenfabriken, Spinnereien und Webereien. Es gehörte
    sonst zum Meißener Kreis. -
    Sonnenwalde, 1152 E., mit Leineweberei und Flachshandel, hat ein
    Schloß und ist Hauptort der Standesherrschaft des Grafen zu
    Solms=Sonnenwalde. Ehemals war es ein Theil des sächsischen
    Kurkreises.

    15) Kreis Kalau, 17,60 O.=M., 49.939 Bew. -
    Die Stadt, 2731 E., nahe dem Dober, hat 2 Kirchen, starke
    Schuhmacherei, Leineweberei, e.t.c. -
    Vetschau, 2168 E., an einem Spreearme, nahe dem Spreewalde. -
    Drebkau, 1178 E., an einem Nebenfluß der Spree. -
    Lübbenau, 3330 E., an der Spree und dem Spreewalde, mit dem
    gräflichen Lynarschen Residenzschlosse, das Bibliothek und
    Gemälde=Sammlung hat; Stammsitz der Herrschaft dieser toscanischen
    Familie; die jüngere, jetzt fürstliche Linie, besitzt die
    Herrschaft Drehna im Luckauer Kreis. -
    Senftenberg, 1861 E., an der schwarzen Elster, hat ein von Wällen
    umgebenes Schloß, Gerberei, Kürschnerei. -

    16) Kreis Spremberg, 5,51 O.=M., 23.505 Bew.. -
    Die Stadt, 10.197 E., liegt auf einer Insel der Spree, in 380 P.F.
    Höhe = 123,44 m., hat 2 Kirchen, viele Wollspinnereien und starke
    Weberei. -

    17) Kreis Sorau in der Niederlausitz, 21,98 =.=M., 86.189 Bew. -
    Die Stadt, 12.349 E. (490 Sold.), in 482 P.F. Höhe = 156,56 m.,
    eine der ältesten im Lande, hat 3 Kirchen, ein Irrenhaus, ein
    königliches Schloß nebst Garten. Große Tuchfabriken und Wachsfabrik.
    Viel Leinwandfabrikation. -
    Triebel, 1592 E., nahe der Lausitzer Neisse, mit 2 Kirchen, einem
    königlichen Schlosse, verschiedenen Fabriken u.s.w. Königliche
    Standesherrschaft mit 40 Vasallengütern. -
    Christianstadt, 1358 E., am Bober, hat ein Schloß. -
    Gassen, 1560 E., an der Lubst mit einem Schlosse. -
    Forst, 7950 E., auf einer Insel der Neiße, mit 2 Kirchen, einem Schloß,
    hat zahlreiche bedeutende Buckslinfabriken (?) (21 derselben haben
    17 Dampfmaschinen). -
    Pförten, 976 E. ( mit einem Schloß und Schloßgarten, Theater,
    Gewächshaus, Menagerie, Fasanerie e.t.c.), bilden eine Brühlsche
    Standesherrschaft.

    18) Kreis Guben, 19,62 O.=M., 41.050 Bew., ohne die Stadt. -
    Guben, 21.412 E. (568 Sold.), an der Neiße, in 142,5 P.F. Höhe =
    46,3 m., mit 2 Kirchen, hat Tuchfabrik, viel Weberei,
    Kunstwollspinnerei, e.t.c. -
    Fürstenberg, 2753 E., südlich davon links von der Oder, die ehemalige
    Cistercienser=Abtei Neuzelle, 1268 gestiftet, 1817 säcularisirt; im
    Kloster ist ein Seminar, 380 E.

    Ende der Beschreibung Erdkunde von 1876

    Der Preußische Staat:

    Maße und Gewichte

    Die Grundlage des Maßes und Gewichtes ist das Meter oder der Stab mit
    dezimaler Theilung und Vervielfachung. -
    Als Urmaß gilt derjenige Platinstab, welcher im Besitz der Preußischen
    Regierung sich befindet, im Jahre 1863 durch eine von dieser und der
    Französischen Regierung bestellte Commission mit dem in dem Archive
    zu Paris aufbewahrten Mètre des Archives verglichen und bei der
    Temperatur des schmelzenden Eises gleich 1,00000301 Meter befunden
    worden ist.

    Es gelten:

    als Längenmaße - das Meter.

    1/100 Meter oder Zentimeter oder Neu=Zoll
    1/1000 Meter oder Millimeter oder Strich
    10 Meter oder Dekameter oder Kette
    1000 Meter oder Kilometer

    als Flächenmaße : Quadratmeter oder Quadratstab.

    100 Quadratmeter heißen ein Ar,
    10.000 Quadratmeter heißen ein Hektar.

    als Körpermaße : Kubikmeter oder Kubikstab

    1/1000 Kubikmeter oder Liter oder Kanne
    1/2 Liter oder Schoppen
    100 Liter oder 1/10 Kubik=Meter heißt Hektoliter oder Faß,
    50 Liter sind ein Scheffel.

    Statt der Meile (7 1/2 Kilometer) gilt das Kilometer.

    Als Urgewicht gilt das im Besitze der Preußischen Regierung befindliche
    Platinkilogramm, welches, mit Nr. 1 bezeichnet, im Jahre 1860 durch eine
    von derPreußischen und Französischen Regierung niewdergesetzte Commission
    mit dem im Archive zu Paris aufbewahrten Kilogramme prototype verglichen
    und gleich 0,999999842 Kilogramm befunden worden ist.

    Die Einheit ist das Kilogramm = 2 Pfund; es ist das Gewicht eines
    Liters destillirten Wassers bei + 4 Grad C.

    1 Kilogramm = 1000 Gramme, mit Dezimal=Untherabteilungen
    10 Gramm oder Dekagramm oder Neu=Loch
    1/10 Gramm heißt Dezigramm
    1/100 Gramm heißt Zentigramm
    1/1000 Gramm heißt Milligramm
    1/2 Kilogramm heißt ein Pfund
    50 Kilogramm oder 100 Pfund heißt ein Zentner
    1000 Kilogramm oder 2000 Pfund heißt eine Tonne.

    Ich hoffe, Sie hatten etwas Freude an der kleinen "Geschichtsstunde"

    Mit freundlichen Grüssen

    Georg Breitenstein

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