Ein freundliches Hallo an alle Brandenburg - Forscher,
nachdem ich schon im Forum Schlesien einen gleichartigen Text veröffentlicht habe,
möchte ich allen Interessierten hier einen Auszug aus Gustav-Adolf von Kloedens
Erdkunde von 1875 einstellen. Dieser Teil betrifft ansich Brandenburg und Berlin
und lässt sich schwer auseinanderreissen. Daher bitte ich um Verständnis, wenn
ich den kompletten Text hier als Beitrag zur Verfügung stelle.
Teilnehmer der Bandenburgliste werden ihn eventuell schon kennen, da ich ihn dort
2007 schon zur Kenntnis gebracht habe. Est nachdem der Tet veröffentlicht war,
erfolgte der Hinweis, daß es sich bei den Flächenangaben nicht um O=M handeln
können. Richtig ist Q=M also Quadrat-Meile. Bitte beachten Sie diese Fehler beim
Lersen des Textes. Alles zu ändern würde zulange dauern.
Der gesamte Text ist zu lang. Daher ist der Rest unter Teil 2 einzusehen.
Viel Spass beim Lesen und ich hoffe Sie haben Freude an den Erklärungen und
Beschreibungen aus dem Jahre 1875.
Theil 1 : ) Die Provinz Brandenburg
709,21 O.=M. mit 2863.229 Bewohnern, wovon 42.722
Wenden sind. 344 O.=M. sind Frucht=, 107,1 Gras=,
33,8 O.=M. Holztragende und 39,5 O.=M. fast ertraglose
Fläche. Sie ist so gross wie die Schweiz. Die 1816
gebildete Provinz besteht 1) aus der Kurmark.
Die Theile dieser letzteren sind a) Die Prignitz
( der NW.=Theil), ehemals zusammengesetzt aus den
Distrikten, sogen. Kreisen : Perleberg, Pritzwalk,
Wittstock, Kyritz, Havelberg=Plattenburg, Lenzen.
b) Die Mittelmark. Sie war in 10 Kreise getheilt :
Den Havelländischen Kreis, nämlich das Havelland mit
dem Dome und der Altstadt der Kurstadt Brandenburg,
die Länder Friesack, Rhinow und Bellin, nebst dem
Nußwinkel; den Ruppinschen Kreis, die ehemalige
Grafschaft; den Glin=Löwenbergschen Kreis, den
Ober=Barnimschen Kreis, nebst dem rechts von der Spree
gelegenen Theile von Berlin; den Teltowschen Kreis,
nämlich den Hauptkreis, den Aemter=Kreis (Zossen und
Trebbin), die Herrschaften Wusterhausen und Teupitz,
und den links von der Spree gelegenen Theil von
Berlin; den Lebusischen Kreis mit der Stadt Frankfurt;
den Zauchischen Kreis, großentheils ehemals unter
Magdeburg, wozu die Neustadt Brandenburg und die
Exclave Berwalde gehörte; den Luckenwaldischen kreis;
den Beeskow=Storkowschen Kreis.
c) Die Uckermark, aus der Uckermark und dem Lande Stolpe
bestehend. - Der älteste Theil der Kurmark, die Altmark,
ist jetzt ein Theil der Provinz Sachsen. -
2) Aus der Neumark, ehemals von der Warte bis zur Rega
reichend; zu ihren ursprünglichen Theilen gehören :
Küstrin, die ehemalige Hauptstadt der Neumark, die Kreise
Königsberg, Soldin, Landsberg a. d. Warte Friedeberg und
(großentheils) Arnswalde. Dazu gelegt wurden :
Das Land Sternberg, nebst Sonnenburg, das ehemalige
Herzogthum Krossen, zu welchem auch der Züllichausche
Kreis gehörte; der Kottbussche Kreis in der Niederlausitz. -
3) Aus dem schlesischen Lande Schwiebus. -
4) Aus einigen Pommerschen Ortschaften , im N. des
Soldiner Kreises. -
5) Aus der ehemaligen polnischen Stadt Schermeisel und dem
Dorfe Grochow. -
6) Aus dem ehemals sächsischen Markgrafenthum Niederlausitz,
bestehend aus : dem Luckauer Kreise mit der Stadt Luckau,
den Herrschaften Dobrilugk, Sonnenwalde und Drehna ;
dem Gubenschen Kreis, worin die Stadt Guben, Stift Neuzelle,
Stadt Kalau, Herrschaft Lübbenau; dem Krumspreeischen Kreise,
nämlich den Aemtern Lübben und Neuzauche, dem Ordensamte
Friedland, den Herrschaften Lieberose, Strauoitz und Leuthen,
der Stadt Lübben; dem Sprembergischen Kreise. Ferner aus
einem Theile des ehemals sächsisch=Meissnischen und
Kur=Kreises, und zwar den Kreisämtern Senftenberg und
Finsterwalde, den Aemtern Belzig, Jüterbogk, Dahme, und der
Herrschaft Baruth.
Nur 1/10 der Provinz hat Lehm= und Thonboden, z. B.
die Elb= und Oderniederungen. Im Kreise Soldin macht
er nur 9 % der Fläche aus, in Angermünde aber 29,
in Prenzlau, dem besten Kreise der Provinz, fast 69 %
der Fläche. Im Regierungs=Bezirk Potsdam gehören 8,
in Frankfurt 22 O.=M. dazu. Sandboden ist in Potsdam
1/3 der Fläche, in Frankfurt mehr als die Hälfte;
die ganze Provinz hat 24,5 % der Fläche, mehr als jede
andere; die Kreise Niederbarnim und Berlin haben 50 %;
in Frankfurt 8 Kreise über 60, Krossen 75, Lübben
sogar 77 % ihrer Fläche. Der Moorboden 1/22 - 1/11,
macht vom Westhavellande 29,3, vom Osthavellande 38,4 %
der Fläche aus. 1/33 der Provinz sind Wasserflächen. -
Der werthvollste Theil sind die 19,5 O.=M. grossen
Oder=Niederungen, und zwar liegt der fruchtbarste Theil
des Oderbruches unterhalb Küstrins am linken Ufer, wo
besonders Zuckerrüben gebaut werden. Schwere Winterfrüchte,
Gerste und gutes Heu sind die Hauptleistungen. Weniger
fruchtbar ist die Warte=Niederung, die Hafer und Heu
liefert; noch werthloser die nur Heu liefernde
Netze=Niederung, deren Moorboden abwechselnd als Acker
und Wiese benutzt wird. - In der Neumark und Sternberg
ist der beste Boden mässig gutes Weideland; Links von der
Oder findet sich meist mit Geschieben bedeckter Sandboden,
der auch moorig ist; nur der Kreis Lebus kommt der
Neumark nahe. Der Spreewald zerfällt durch sandige, bei
Lübben liegende Erhebungen in den 4 O.=M. großen oberen
und den 1 O.=M. großen unteren Spreewald, beides
ertragreiche Wiesenländereien mit Laubholz=Pflanzungen,
mit Aeckern auf den trockneren Stellen und Nadelwald auf
dem Sande; tiefere Lagen mit schwarzem Humusboden liefern
Hafer. Meist findet man Spatencultur, und baut Gemüse und
Gartenfrüchte. -
Im Regierungs=Bezirk Potsdam haben die Elb=Niederungen
ergiebigen Klaiboden, am besten bei Lüttkenwische. Der Lehm
auf mergeliger Unterlage nimmt fast den ganzen Prenzlauer
und einen guten Theil des Angermünder Kreises ein;
er erscheint auch im W. des Ruppiner Sees und zwischen Nauen
und Brandenburg. Der Fläming hat eine nur nach Zollen zu
messende Ackerkrume und ungünstigen Untergrund; der Boden
wird zu mehlartigem Staube oder unergründlichem Schmutz;
den besseren haben Jüterbogk und Dame.
Die Hauptprodukte des Ackerbaues in der Mark sind Gerste und
Roggen; der Kartoffelbau geschieht mit besonderer Sorgfalt;
indeß ist der Bedarf an Getreide dermaßen stark, daß in der
Regel nicht das genügende gewonnen wird, so bedeutend
auch der Ackerbau ist. Vorzüglich zeichnen sich, auch durch
Weizenbau, aus :
Die Uckermark, die Gegenden von Küstrin, Landsberg a. d. W.,
Sonnenburg, das Oder=Bruch u.s.w.; erstere sticht hervor auch
durch ihren Gerstenbau, der den Bedarf der Berliner
Brauereien deckt. Der schlechte Sandboden, wie bei Beeskow,
Storkow u.s.w. liefert Buchweizen. Die Mergelung des Bodens
ist eine sehr allgemeine Operation. - Besonders ausgedehnt
ist die Schafzucht, und es gilt die Wolle der Mark
Brandenburg für die beste der Welt.
Für einige Industriezweige ist diese Provinz von
überwiegender Wichtigkeit. Sie hat mehr Wollspinnereien
für Streichgarn, als irgend eine andere; Webstühle für
Wolle und Halbwolle; für Leinen und Halbleinen hat sie
die meisten Stühle nächst Schlesien und Westfalen; die
meisten Tuchfabriken (2/5 aller), fast alle Shawlfabriken,
die Hälfte aller Teppichfabriken; 2/5 der Posamentir=
Waren=Fabriken hat Berlin allein; viel Färbereien; Dampfmühlen;
Bronze=Waaren=Fabriken; Maschinen=Bau=Anstalten, Glashütten,
Porcellanfabriken, chemische Fabriken, die Hälfte aller
Wachstuchfabriken, Tabaksfabriken, die meisten Schirmfabriken
und Gold= und Silber=Manufakturen; Wattenfabriken, Appretur=,
Preß=, Scheer=, und Walk=Anstalten; Chokoladefabriken; nächst
Köln die meisten Fabriken wohlriechender Wasser.
Der Haupthandel geschieht auf der Elbe und Hamburger Eisenbahn-
1595,58 Kilom. = 215,1 g. M. Eisenbahn (1872)
1.) Der Regierungs=Bezirk Potsdam nebst der Stadt Berlin
mit 1.002,368 und 826.341 Bewohnern, der westlichste Theil
der Provinz, etwa so groß wie die Provence, oder die Lombardei,
oder der Peleponnes. - 179,3 O.=M. sind Frucht=, 64,9 O.=M.
Gras=, 109,6 O.=M. Holztragende, 22 O.=M. fast ertraglose
Fläche. - 754,31 Kilom. = 101,7 g. M. Eisenbahn (1872) -
Ende 1871 gab es im Regierungs=Bezirk Potsdam 1.818.400
Deutsche und 40.563 Juden. - 34.650 bildeten die Militär=
Bevölkerung. Von den Bewohnern waren 1.189.215 städtische
und 639.494 ländliche. Der Regierungs=Bezirk (ohne Berlin)
enthält
164,7 g. O.=M. Acker, 102,7 O.=M. Wald ( davon 44,3
Staats= und königl. Forste ) 38,0 O.=M. Wiesen.
27,7 O.=M. Waide, 18,7 O.=M. Wege und Wasser, ,5 O.=M.
Gärten, 0,66 O.=M. Torfstiche, Steinbrüche u.s.w.
Unter dem Kammergerichte zu Berlin stehen: das Stadtgericht
ebenda und 13 Kreisgerichte. Haupt=Zoll=Aemter sind zu
Berlin, Gransee, Warnow, Wittenberge; Haupt=Steuer=Aemter
zu Berlin, Brandenburg, Potsdam, Prenzlow, Zossen, Kottbus,
Krossen, Frankfurt, Landsberg an der Warte, Lübben. -
Der Bezirk ist in 16 Kreise getheilt. Fast 6 O.=M. sind
Staats=Domänen, welche jährlich über 400.000 Thlr.
Überschuß abwerfen; fast 38 O.=M. Staats=Forsten, die
über 525.000 Thlr. abwerfen.
a) Mittelmark
Berlin am 1. Dezember 1871 mit 826.341, am letzten August 1873
mit 909.580 Bewohnern in 178.159 Haushaltungen; davon waren
Ende 1871 : 417.432 männlichen und 408.909 weiblichen
Geschlechtes; 732.617 evangelischen, 51.722 katholischen
Glaubens, 2099 Dissidenten, 34 anderen Glaubens,
36.015 Israeliten; 826.341 Cicilbewohner und 21.448 Militär;
ferner 7575 Adlige. - 1872 sind 35.500 geboren, 1 auf 23,5
im Durchschnitt täglich 95 ( 419 Zwillings= und 8 Drillings=
Geburten ); und zwar ehelich 15.944 Knaben und 14.846 Mädchen,
unehelich 2402 Knaben und 2308 Mädchen, so daß auf sieben
Geburten 1 unehelich ist. 30482 Kinder wurden getauft.
Es fanden 11.481 Trauungen statt; davon ergaben 1002 gemischte
Ehen, namentlich von katholischen Männern mit evangelischen
Frauen.
Gestorben sind 28.101, also 1 auf 39; davon über 20.500
an inneren Krankheiten, und über 11.000 Kinder im ersten
Lebensjahre. Von den 200 Selbstmördern starben 84 durch
Erhängen, 40 durch Ertränken, 41 durch Erschießen,
30 durch Gift, 3 durch Verbluten, 2 durch Sturz; von den
303 Verunglückten sind 69 Übergefahren, 32 ertrunken,
17 an Brandwunden gestorben, 11 durch Kohlendampf erstickt
u.s.w. -
1872 sind 88.326 männliche und 28.350 weibliche Personen
in Summa 129.854 zugezogen, und 57.697 männliche und
28.350 weibliche, zusammen 86.047 Personen fortgezogen.
Zugang also 43.807. -
1871 120.087 alleinstehende männliche und 20.215 weibliche
Personen, zusammen 140.302 zugezogen, und 17.111 fortgezogen;
Zugang also 123.191. -
Es waren vorhanden 1007 Geisteskranke, 493 Taubstumme, 602 Blinde. -
1871 wurden 3646 Verbrecher zur Strafe eingebracht. 392
Verbrecher von 12 - 18 Jahren sind in Strafhaft gewesen.
Die Straflisten enthalten gegen 33.000 bestrafte Personen;
gegen 5000 Diebstähle sind im Laufe eines Jahres angezeigt worden.-
Berlin hatte 1871: 46.034 weibliche Dienstboten und 105.072
Arbeiterinnen. - Die Zahl der unter regelmässiger ärztlicher
Controlle stehende Prostituirten betrug zu Ende 1872 :
1733; durch Polizeihilfe eingebracht wurden 17.106; dazu
Sistirte 8785, Summa 25.891, so daß durchschnittlich auf jeden
Tag 70 kommen.
Berlin enthält 23.184 Morgen oder 1 1/19 O.=M. (altes und neues
Weichbild) davon kommen 3334 Morgen auf Straßen und Plätze,
4306 auf Gebäude 14.006 auf Höfe und Gärten, 718 auf Wasser-
flächen, 820 auf den Thiergarten; außerdem sind 9520 M
AckerbodenDer wirklich bebaute Flächenraum mit Einschluß des
hineingeschobenen Thiergartens begreift 10.300 Morgen oder 2/5
O.=M. Das ganze Weichbild hat 4 g. M. Umfang; Die Entfernung des
Stralauer Thores vom Neuen Thore beträgt 17.250 Pr. F. , etwa 1/2 M. -
Auf den bebauten Flächen standen schon 1850 über 8700 Häuser;
in den letzten zehn Jahren (1840 - 1850) waren 372 hinzugekommen,
davon waren über 180 königliche Gebäude. -
Berlin hat 517 Straßen und Gassen, 61 öffentliche Plätze und
Märkte (11 mit Parkanlagen versehen) 54 Brücken, 60 Kirchen
(eigentlich 36 Kirchen und 24 Kapellen) in 29 Kirchspielen; ferner
12 Anstalts-Kirchen und 6 Personalgemeinden; 16 Hospitäler und
21 Krankenhäuser; 22 Theater. -
Nach den 18 Stadtteilen hat :
Berlin............................. 888 Grundstücke mit 30.935 Bewohnern
Alt=Köln ........................ 501 " " 16.475 "
Friedrichswerder.............. 264 " " 8.761 "
Dorotheenstadt................ 498 " " 18.818 "
Friedrichstadt................ 1643 " " 75.557 "
" außerhalb................. 668 " " 25.535 "
Schöneberger Revier........ 493 " " 22.524 "
Tempelhofer Revier.......... 495 " " 30.335 "
Trans=Luisenstadt........... 751 " " 50.271 "
Neu=Köln........................ 166 " " 7.125 "
Stralauer Revier A ........... 648 " " 40.905 "
" " B ................. 708 " " 68.018 "
Rosenthaler Vorstadt ...... 904 " " 46.177 "
Oranienburger Vorstadt ... 904 " " 68.136 "
Friedrich=Wilhelmstadt ... 275 " " 18.878 "
Moabit ........................... 244 " " 13.533 "
Wedding ........................ 734 " " 25.323 "
Berlin hatte in Jahre 1726 : 94.419 Einwohner, 1760 : 140.625
1817 : 188.485 1825 : 220.277
1840 : 331.900
Im Jahre 1855 : 419.241 Einw., 9116 bebaute Grundstücke,
85.474 Wohnungen. 9.522.260 Thlr. Miethswerth
1860 : 496.042 Einw. 9870 bebaute Grundstücke,
99.728 Wohnungen
1861 : 524.945 Einw. 11.620 bebaute Grundstücke,
11.048 Wohnungen
1864 : 610.103 Einw. 13.777 bebaute Grundstücke
139.356 Wohnungen, 19.116.021 Miethswerth
1872 : 826.341 Einw. 14.829 bebaute Grundstücke,
173.603 Wohnungen, 29.383.000 Miethswerth
Der Magistrat besteht aus 36 Mitgliedern, incl. Oberbürgermeister
Bürgermeister und Stadtkämmerer, 16 besoldeten und 17 unbesoldeten
Stadträthen. Derselbe bildet eine Behörde von 46 Directionen,
Deputationen, Curatorien und Commissionen. Das Gesammt=Personal
der Communal=Beamten besteht aus 2300 Personen, worunter 108
Stadtverordnete, 200 Bezirks=Vorsteher und ebensoviele Stellver=
treter, 116 Armen=Commissions=Vorstehern, 140 Servis=Verordneten
53 Rathsmaurer=, Zimmermeister und Stadtwachtmeister. Die Stadt
ist in 210 Bezirke getheilt, jeder mit einem Bezirks=Vorsteher
und einem Schiedsmanne aus der Reihe der Bürger, sowie in 116
Armen=Commissionen, jede mit einem Vorsteher und einem Armen=Arzte.
Terrain und Fluß. Der Spreespiegel am Oberbaume am S.O.=Ende der
Stadt liegt 100,3 P. F. über dem Meere; der am Unterbaume 96,3
P. F.; der Fluß hat also innerhalb der Stadt 4,1 F. Gefälle.
Der obere Theil des Stromes bis zu dem Mühlendamm, welcher die
älteste Überbrückung ist, hat eine mittlere Breite von 420 F.
und ein fast horizontales Bett, von den Mühlen abwärts erhält es
bei 160 F. Br., kaum einige Zoll Neigung; also fällt es bei den
Mühlen um fast 4 F.. Die Tiefe im Oberwasser ist 8-10 F.;
in den beiden Armen, in welche sich der Fluß in der Stadt theilt,
6-7 F. Im Unterwasser 12-14 F. Der 0=Punkt des Pegels an der
Fischerbrücke ist 15,274 Toisen oder91,44 P.F. = 25,7 m
( 94,85 Pr. F. ) über dem Amsterdamer Pegel; also ist die
Spreefläche am Unterbaum 5, Oberbaum 9 F. über demselben. -
Die Mitte des Straßendammes differirt in der Höhe über dem
Nullpunkt: von 8 1/2 F. (zwischen Charité und Unterbaum) bis zu
28 F. (am Königsthore, den höchsten Punkte); Die Behrenstraße
und die S.W. Theile der Friedrich=Wilhelm=Stadt liegen 6 - 7 F.
über dem Spreespiegel; auch die dem Strome anliegenden Straßen
haben 5 - 9 F. Höhe. Der Potsdamer Bahnhof hat 115,7 = 37,6 m.,
der Hamburger Bahnhof 113,44 F. = 36,8 m. Höhe. Eine Strecke
derStadt am N.O.=Rande, zwischen dem Rosenthaler= und
Frankfurter Thore liegt hoch; die ganze übrige Stadt hat 5-15 F.
Höhe, im Durchschnitt 9 bis 10 F. Höhe über dem Wasserspiegel. -
Die Unterlage der Friedrichstadt, des Kupfergrabens, der
Besselstraße, des Belle=Alliance=Platzes bildet in 12-15 F.
Tiefe ein 5 F. (auch 70-100 F.) mächtiges thonartiges Torflager,
das zu 1/5 bis 2/3 aus kieselhaltigen Infusorien besteht.
Im Norden der Stadt tritt das Lehmplateau der Mark als
Windmühlenberg dicht an die Stadt, zwischen dem Prenzlauer= und
Landsberger Thore sogar in die Stadt hinein; vor dem Landsberger=,
Königs=, Prenzlauer= und Schönhauser=Thore sind die Chausseen
darein eingeschnitten. Ebenso im S. vor dem Halleschen Thore, wo
sich am Rande des Lehmplateaus der 208 F. = 65,3 m. hohe
(108,5 rel. Höhe)Tempelhofer= oder Kreuzberg erhebt.
Im S. und W. durchziehen das Stadtgebiet :
1) Der Schiffahrts=Kanal,von der Spree bei ihrem Eintritte
in die Stadt abgezweigt und 1,4 M. weit bis Charlottenburg
wieder an die Spree reichend.
2) Der 2 Kilom. lange Luisenstädtische Kanal, seit 1851, von der
Schillingsbrücke durch das ehemalige Köpenicker=Feld zum
Kohlen=Ufer reichend.
3) Der 1,6 M. lange Spandauer Kanal von der Alsenbrücke und dem
Saatwinkel in die Havel führend. - Der Boden der Umgebung ist
nur nach NW. und SO. schlecht, sonst fast überall schwarz,
schwer und fruchtbar.
Theile der Stadt :
Der an der Spree gelegene Theil der Altstadt, der Molkenmarkt und
Umgebung, nebst dem gegenüber gelegenen Theile des alten Cöln ist
der älteste; das flache Ufer derSpree reichte anfangs bis zur
Poststraße. Die alten Orte to dem Berlin und Colne müssen schon in
der Wendenzeit, lange vor 1220 vorhanden gewesen sein; 1244 wird
Berlin zuerst genannt, 1237 Cöln. 1658 wurde es von einem
Festungsgraben umzogen, welcher noch jetzt von der Stralauer Brücke
bis zur Herkulesbrücke geht; es ward durch die sich kreuzende
Königs= und Spandauer=Straße in 4 Viertel getheilt. Cöln (der
Fischmarkt und die Fischerstraße sind die ältesten Theile) ist
eine Insel, gebildet durch einen von der Spree abgehenden Arm,
welcher von der Waisenbrücke abwärts Friedrichsgraben, von der
Jungfernbrücke abwärts Schleusengraben, von der eisernen Brücke
abwärts Kupfergraben heißt. Der alte Festungsgraben, ebenfalls von
der Waisenbrücke bis zum Kupfergraben führend, bildet eine zweite
Insel, von welcher der Werder einen Theil ausmacht. Außer Berlin,
Cöln und dem seit 1658 zur Stadt gehörenden Friedrichs=Werder sind
besondere Theile der ummauerten Stadt: die Dorotheen oder Neustadt,
seit 1673 bebaut; das Stralauer=Revier, etwa seit 1705 angebaut;
die Königs=Stadt, etwa seit 1693 bebaut; das Spandauer Revier, seit
1691 angebaut; die Luisenstadt, etwa seit 1660 bebaut; die
Friedrichstadt, seit 1694 bebaut, namentlich um 1730; Neu=Cöln,
seit 1681 bebaut, die Friedrich=Wilhelmstadt, seit 1828 benannt;
die Friedrichs=Vorstadt, seit 1838 angelegt, 1724 zuerst angebaut
mit der Meierei Hofjäger. Seit 1861 gehören dazu: die 6 Weddings=
Bezirke nebst dem Gesundbrunnen, Alt= und Neu=Moabit, das
Lützower=Feld, Alt=Schöneberg, der Tempelhofer=Berg, die
Hasenhaide und Deutsch=Rixdorf. Das Haus Spandauer Str. 49 ist das
älteste Privathaus Berlins, 1380 gebaut. Vor den Thoren erstrecken
sich die ehemaligen Vorstädte weit hin, namentlich im N. die
Rosenthaler oder das Voigt=Land, 1752 angelegt, und die
Oranienburger oder der Wedding.
Straßen und Plätze :
(Angaben in Rheinländischen Fußen zu 0,3138 Meter)
Berlin hat wenig enge und winklige Straßen, erscheint daher
auch als eine der schönsten und freundlichsten Städte
Europas; die größern und neuern sind alle 50, selbst 60 F.
breit. Die längste der Straßen ist die große Friedrichstraße,
von N. nach S. etwa 8500 F. lang oder über 1/3 M.;
die Köpenicker=Straße hat 6500 F. die Linienstr. 6240 F.,
die Wilhelmstraße 5300 F., die Leipziger Straße 4000 F.,
die Markgrafenstraße 3800 F., die neue Friedrichstraße
3740 F., die Dresdener Straße 3700 F., die Charlottenstraße
3600 F., die Blumenstraße 3500 F., die große Frankfurter
Straße 3400 F.,die Lindenstraße 3100 F., die neue Wilhelm=
Straße 3100 F.,die Promenade unter den Linden 3500 F.
(vom Dom bis zum Brandenburger Thore 5300 F.),
der Schiffbauer=Damm 2820 F., die Mühlenstraße 2780 F.,
die Oranienburger Straße 2700 F., die Behrenstraße 2500 F.,
die alte Jakobstraße 2460 F., die neue Königstraße 2400 F.,
die Mauerstraße 2400 F., die Jägerstraße 2350 F.,
die Königstraße 2340 F., die Zimmerstraße 2330 F.,
die Klosterstraße 2200 F., die Alexanderstraße 2200 F.,
der Weidendamm 2160 F., die Kochstraße 2000 F. -
259 Straßen sind vollständig, 104 theilweise mit Granitbahnen
belegt, die schon eine Länge von 28 1/2 M. haben.
Die Gesammtlänge aller Straßen ist 36 M. -
Der größte Platz ist der Gendarmen=Markt, 480 F. breit und
1000 F. lang, 22 1/4 Mrgn. groß; ihn schmücken 2 Kirchen und
das Schauspielhaus. Vor dem letzteren steht das von Begas
modellirte Schiller=Denkmal. Der Lustgarten umfaßt vom
Graben bis zum Dom und vom Museum bis zum Schloß 19 Mrgn.,
er mißt 580 und 710 F.
Der Platz vor der neuen Wache, von der Schloßbrücke bis zu
den Linden, hat 10 Mrgn.; der Dönhoffsche Platz 9,2 Mrgn.,
der Wilhelmplatz 8 Mrgn. (550 und 310 F.); der Schloßplatz
6,8 Mrgn., der Pariser Platz am Brandenburger Thore 5 Mrgn.
Vom Dome bis zum Brandenburger Thore ist ein Raum von 59 Mrgn.
von Gebäuden frei; an ihm steht ein großer Theil der
bedeutendsten Gebäude, so daß er schwerlich irgend anderswo
seines Gleichen hat. -
1) Der Lustgarten,
ursprünglich ein zum Schlosse gehörender Küchengarten,
später ein Paradeplatz, ist seit 1828 einer der
zierlichsten und freundlichsten Plätze mit Bäumen, Rasen
und Blumen geschmückt, in der Mitte mit einer Reiterstatue
Friedrich Wilhelms III. von A. Wolff, am 16. Juni 1871
enthüllt, davor 2 Springbrunnen, die eine Dampfmaschine
treibt. Vor dem Museum steht eine Granitschale, 22 F. im
Durchmesser, 1500 Ctr. schwer, aus dem Markgrafenstein
gearbeitet, einem Geschiebe, das auf Rauenschen Bergen
gelegen hat. -
2) Der Wilhelmsplatz, der im Zietenplatz eine Fortsetzung hat,
liegt vor dem Palais des Prinzen Karl und ist mit Bosquets
und Blumenpartien verziert; rings umher stehen die
Erzstatuen der Feldherren Friedrichs des Großen:
Leopold von Anhalt=Dessau, Zieten, Schwerin, Winterfeld,
Keith und Seydlitz. -
3) Auch der runde Belle=Alliance=Platz oder das Rondeel, 550 F.
im Durchmesser, am Halleschen Thore, ist mit Rasen und
Bosquets geziert; in der Mitte erhebt sich auf einem Marmor=
Sockel, den eine Bassinrinne umgibt, eine 22 F. hohe
Granitsäule (Friedenssäule) mit weißem Marmorkapitäl, auf
welchem eine erzene Victoria=Statue (von Rauch) steht,
im Ganzen 60 F. hoch. -
4) Auch der Leipziger Platz am Potsdamer=Thore ist mit
umgitterten Rasenplätzen, von schönen Linden überschattet,
bedeckt. Darauf die colossale Erzbildsäule des Grafen
von Brandenburg, von Hagen. Ebenso der Platz am neuen
Thore und der Platz neben dem Opernhause. -
Fünf Plätze schmücken fließende Brunnen, welche von der
Wasserleitung gespeist werden: den Dönhoffschen,
den Hausvogtei=Platz, den Alexander=Platz, den neuen
Markt, den Belle=Alliance=Platz; an ersterem steht neben
dem Brunnen ein 1730 errichteter Obelisk, von welchem man
ehemals die Zählung der Meilen begann, wie jetzt vom
Posthofe ab. -
Von anderen Plätzen ist noch der Monbijou=Platz wegen des
kleinen königlichen Palais Monbijou mit einem dahinter
liegenden Garten zu nennen. -
Die besuchteste und schönste Straße in Berlin ist die
150 F. breite Promenade unter den Linden, der Länge nach
mit 4 Reihen von Bäumen, zum Theile Linden, besetzt, und
im mittleren Theile von Barrieren eingefaßt; große und
schöne Gebäude, zum Theil Palais, zum Theil prächtige
Läden, gewahrt man zu beiden Seiten. Am Ost=Ende der
Promenade steht das Denkmal Friedrich II, von Rauch,
1851 beendet. Es ist 43 F. hoch, die Figur 18 F.; letztere
wiegt 280 Ctr., der Sockel 600 Ctr.; seine Seiten bedecken
8 Bas=Reliefs und unter diesen stehen die Gruppen der
Generale und Staatsmänner aus Friedrichs Zeit in Haut=Relief
und Lebensgröße. - An den 4 Ecken befinden sich oben die 4
Cardinal=Tugenden, unterhalb (zu Pferde) Prinz Heinrich von
Preußen, General v. Zieten, Herzog Ferdinand v. Braunschweig
und General v. Seidlitz. Das Ganze ruht auf einem
Granitsockel. Es ist eins der größten und vollendetsten
Denkmäler, welche es gibt. -
An demselben Platze stehen seit 1823 zu Seiten der neuen
Wache die Marmor=Statuen Scharnhorsts, und Bülows,
von Dennewitz (von Rauch) , 8 F. hohe Statuen auf 10 F. hohen
Postamenten. -
Gegenüber links vom Opernhause, von Rauch gefertigt:
Die bronze Statuen von Blücher, 11 F. hoch, auf 13 F. hohem
Fußgestell seit 1826; links und rechts daneben seit 1855,
die von York und Gneisenau, kleiner als erstere. -
Das schönste der Thore ist das Brandenburger, welches zum
Thiergarten führt. Säulen von 44 F. Höhe und 5 1/2 F.
Durchmesser lassen 2 schmalere und in der Mitte eine 18
breite Durchfahrt. Oben prangt eine Victoria in der
Quadriga (mit 4 Pferden), die 12 F. hoch sind, aus Kupfer
getrieben. Das Thor ist 97 1/2 F. breit (mit den daneben=
stehenden Wacht und Steuer=Gebäuden doppelt so breit),
64 F. hoch, mit der 16 F. hohen Victoria 80 F.; es ist nach
dem Muster der inneren Portike an den Propyläen der
Akropolis von Athen (welche indes nur 58 F. Lge. hat, mit
Säulen von fast 27 F. Höhe), 1793 von Langhans gebaut. -
Vor demselben, neben dem Thiergarten, liegt der große
Königsplatz, in dessen Mitte das Siegesdenkmal sich
erhebt; auf einer runden Terrasse als Unterbau aus 8 Stufen
von schlesichem Granit, von 160 F. Durchmesser, steht ein
quadratischer Unterbau von 62 F. Läng und Breite und 28 F.
Höhe und darauf eine runde Säulenhalle von gleicher Höhe;
aus dem Dache derselben erhebt sich die Säule, auf welcher
die 31 F. hohe Victoria von Drake steht. Die gesammte Höhe
des Denkmals beträgt 194,3 F. Sockel und Säulenhalle
bestehen aus schwedischem Granit. An jeder der 4 Seiten
des Unterbaues befindet sich ein 41 F. langes und 6 1/2 F.
hohes Broncerelief. Das von Strack entworfene Denkmal ist
binnen 4 Jahren ausgeführt und soll 600.000 Thlr. gekostet
haben.
Brücken. Unter den Brücken ist die Schloßbrücke, 1822 bis 1824
an Stelle der hölzernen Hundebrücke, nach Schinkel massiv
gebaut, die schönste. Sie ist 156 F. lang, 104 F. breit.
Auf 8 colossalen Granitblöcken erheben sich marmorne Piedestale,
welche 8 Gruppen aus carrarischem Marmor tragen: Nike, Pallas,
Iris, den preußischen Krieger erziehend und leitend. -
Die Lange= oder Kurfürstenbrücke, ebenfalls an Stelle einer
hölzernen, 1692 bis 95 aus Sandstein gebaut, ist 130 F. lang
und 36 F. breit; ihre Mitte ziert das meisterhafte, etwa 27 F.
hohe eherne Reiterstandbild des großen Kurfürsten Friedrich
Wilhelm, 1703 nach Schlüters Modell gegossen; an jeder Ecke des
Sockels liegt die Gestalt eines gefesselten Kriegers. -
Die schöne Alsenbrücke ist ein neuer Bau vom Königsplatze nach
dem Humboldts=Hafen. -
Von den übrigen Brücken ist die Friedrichsbrücke 220 F. lang,
die Marschallsbrücke 190 F. lang, die Weidendammer=Brücke 177 F.
lang, 34 F. breit, die Königsbrücke 150 F. lang, 50 F. breit;
die meisten übrigen sind kurz.
Paläste und öffentliche Gebäude.
Das königl. Schloß ist ein längliches Viereck mit 4 Höfen
von 1832 F. Umfang, dessen größere Seiten 560 F. lang
(nach dem Schloßplatze), mit 2 Portalen versehen, und
535 3/4 F. lang (nach dem Lustgarten) ebenfalls mit 2
Portalen; die Seite nach der Schloßfreiheit hat 373 2/3 F.
Lge., und über ihr und ihrem schönen, mächtigen Portale
erhebt sich die 1845 begonnene, 225 F. hohe Kuppel über der
im Inneren 125 F. hohen und 86 F. im Durchmesser haltenden
prachtvollen Schloßkapelle. Das Schloß ist 101 F. hoch,
umschließt 2 große und 2 kleine Höfe und enthält nahe an
600 Säle und Zimmer. Die Wasserseite 362 F. lang, ist der
älteste Theil und zeigt noch alterthümlichen Charakter.
Bis 1451 bewohnten die Kurfürsten das sogen. Hohe Haus, das
jetzige Lagerhaus in der Klosterstraße; 1443 legte Friedrich II.
am 31. Juli selbst den Grundstein zur "Burg in Cöln an der
Spree", die er 1451 bezog. 1538 ließ Joachim II. durch
Kaspar Theiß die Außenwerke fortnehmen, und baute 1539 den
am Schloßplatze gelegenen Theil, der durch einen verdeckten
Gang vom 2. Portale mit dem Dome in Verbindung stand, welcher
sich vor der Stechbahn erhob und 1747 abgebrochen ward; er
gehörte zum Kloster der schwarzen Mönche (seit 1469 das
Neue Domstift) ebendort. König Friedrich I. ließ durch Schlüter,
darauf zum Theil durch den Schweden Eosander von Göthe, die
verschiedenen Theile zu einem Ganzen zusammenfügen. Der Theil
am Lustgarten wurde 1699 erbaut, so wie der an der Schloßfreiheit
(v. Eosander v. Göthe). 1716 ließ Friedrich Wilhelm I. das
Ganze vollenden, wie es jetzt ist. -
An der Wasserseite stößt daran die 1598 erbaute Schloß=Apotheke.
Längs der Fronte am Lustgarten läuft (seit 1845) eine
vorspringende Terrasse mit Blumen=Anlagen; an ihrem Rande stehen
vor dem einen Portal 2 Pferdebändiger von Cloth, aus Petersburg,
an der Ecke eine Granitsäule mit einem Adler; auf dem Schloßhofe
die Reiterstatue des Ritters St. Georg, den Drachen tödtend,
von Kiß. - Die Gemächer des Schlosses sind reich an Kunstwerken
und Merkwürdigkeiten, namentlich die 205 F. lange und 24 F.
breite Gemälde=Gallerie und die 6 altdeutschen Kammern; sie, so
wie der Ritter= oder Thronsaal, das Rothe=Adlerzimmer, das
Schwarze=Adlerzimmer gehören zu den Prunkgemächern. Der größte
Saal ist der Weiße Saal, 105 F. lang, 51 F. breit, 41 F. hoch,
einfach und doch prachtvoll; er ist kostbar verziert durch
Marmor=Statuen der 12 Hohenzollerschen Kurfürsten, der 8 alten
Provinzen Preußens in symbolischen Figuren, Bas=Reliefs u.s.w.
Von hier führt ein Treppenhaus zur neuen Schloßkapelle, die 1853
eingeweiht ward; Die Kuppel hat im Innern 125 F. Höhe und 86 F.
im Durchmesser; 24 Seitenfenster geben das Licht, Abends 15
Candelaber mit 7015 Flammen. Elegante Sessel gewähren Platz für
700 Personen. Fußboden und Wände bestehen aus kostbaren
Marmor=Arten und zahlreiche Malereien schmücken das gaze Innere.
Eine eiserne Treppe von 195 Stufen führt hinab. - Unter den
übrigen 11 königlichen Palais sind die des Königs (mit 195 F.
langer Front), des Kronprinzen und des Prinzen Albrecht die
hervorstechendsten. -
Die königliche Reit=Akademie und der Marstall in der Breiten
Straße sind großentheils 1665 - 70 gebaut. -
Die ehemalige kurfürstliche Residenz, das Lagerhaus in der
Klosterstraße, in welchem schon 1415 Friedrich I. von
Hohenzollern gehuldigt ward, diente eine Zeit lang, 1713 bis
1806, als Lagerhaus für Wolle zu Militär=Bekleidungen, und seine
Räume enthalten jetzt die Militär=Kasse, das Ministerial=Archiv,
das Ober=Tribunal für die Rheinprovinz, das Aichungs=Amt,
Steuer=Amt u.s.w. -
Auch die Palais der verschiedenen Ministerien sind ansehliche
Gebäude. - Ansonsten sind zu nennen: Das Kammergericht oder
Collegienhaus, 1734 erbaut; das Stadtgericht, 1856 bedeutend
vergrößert (unter demselben stehen auch die Kämmerei=Dörfer
Lichtenberg, Mariendorf, Marienfelde, Reineckendorf, Rixdorf,
Stralow und Woltersdorf); das Polizei=Präsidium (neben der
Stadtvogtei oder dem Gefängnisse, das an die Spree grenzt),
mit 6 Abtheilungen: 1) Polizeiverwaltung und Beaufsichtigung
öffentlicher Institute und gewerblicher Anlagen. Sanitätspolizei
und Prüfung der Bauhandwerker. 2) Gewerbe=Polizei. Straßen und
Strompolizei. Oeffentliches Fuhrwesen. 3) Bau=Abtheilung.
4) Criminal=Abtheilung. 5) Paß= und Fremden=Wesen.
6) Abtheilung für Übertretung und Polizei=Anwaltschaft. -
Die Schutzmannschaft hat 6 Bezirkshauptmannschaften und 6
Bezirkswachen. Die Stadt ist in 50 Polizei=Reviere und
4 Land=Polizei=Reviere eingetheilt (Schöneberg, Pankow,
Lichtenberg, Rixdorf) Andere Gefängnisse sind:
Das Arbeitshaus, die Hausvogtei, das ehemalige Schuldgefängnis
und das für weibliche Gefangene; das für kleine Vergehen;
das Zellen=Gefängnis und das Neue große Staatsgefängnis beim
Plötzensee. -
Die Commandantur; 17 bedeutende Kasernen, von denen
hervorzuheben sind : die der Garde=Ulanen bei Moabit, des
2. Garde=Regiments in der Karlsstraße, der Garde=Dragoner
vor dem Halleschen Thore, des Garde=Reserve=Infanterie=
Regiment auf der Chausseestraße, des Kaiser Franz Regiments
bei der Hasenhaide; das Invalidenhaus, auf 600 Mann berechnet,
mit einer Kirche und einer katholischen Kapelle, einem
Kirchhofe (Scharnhorsts schönes Grabdenkmal); davor als
National=Krieger=Denkmal zum Andenken der 1848 Gefallenen
eine hohle, innen mit einer Treppe versehene 120 F. hohe
Säule auf 15 F. hohem Granit=Postament (1854 eingeweiht);
auf der Höhe, die eine schöne Aussicht gewährt, ein 6 1/2 F.
hoher Adler, von 25 F. Flügelweite. - Unfern der Hamburger
Bahnhof; weiterhin das Zellengefängnis, für 800 Gefangene,
mit 508 Isolierzellen, von einer Mauer umgeben; auf dem Hofe
das Hochgericht. Das Ganze ist prächtig eingerichtet. -
Die Arillerie= und Ingenieur=Schule, 1791 gestiftet, von
Schinkel gebaut; die Artillerie=Werkstatt; zwischen dem
Zeughause und der Neuen Wache steht unter Bäumen zwischen
2 französischen Mörsern, die zur Beschießung von Cadiz
gegossen waren, eine große Lübecker Kanone, eine sogen.
Karthaune, von den Franzosen 1806 aus Lübeck mit fortgenommen.-
Die Hauptbank; Die Hauptverwaltung der Staatsschulden und die
Seehandlung; die Staatsdruckerei, in welcher 40 Pressen mit
dem Drucke von Papiergeld u.s.w. beschäftigt sind; Die Münze;
die Post; das Reichs=Post=Gebäude; das statistische Büreau
und das meteorologische Institut; die einer Burg ähnelnden
königlichen Mühlen am Mühlendamm. - Eine neue prächtige Börse
und ein Rathhaus hat Berlin in den letzten Jahren erhalten. -
Das Festungs=Modell=Haus, worin auch die 1815 aus dem Invaliden
Hotel von Paris mitgebrachten Modelle von 17 französischen
Festungen; das medicinisch=chirurgische Friedrich=Wilhelms=
Institut oder die chirurgische Pepinière, seit 1826 in der
Großen Friedrichstraße; die medicinisch=chirurgische Akademie
für das Militär. - Das Zeughaus, eins der schönsten Gebäude
Berlins, mit 4 Seiten, jede von 290 F. Lge. und 19 Fenster
Front, 1695 nach Nerings Plan begonnen, 1706 beendet, mit
Schlüterschen Bildhauer=Arbeiten verziert; das Innere
(417 O.=Ruthen) besteht aus 2 Räumen unten (gewölbt, mit 64
Pfeilern) für 180 Kanonen und Mörser, oben (28 F. hoch, 75 F.
breit, 276 F. lang) für 150.000 Handwaffen; die Wände sind
mit Waffen, Fahnen und Siegestrophäen geschmückt; eine 11 F.
hohe bronzefarbene Statue von Blücher und eine auserlesene
Sammlung von Waffen aller Zeiten befinden sich darin. -
Die Neue oder Königswache ist von Schinkel 1818 nach der
Idee eines alten Castrums gebaut. - Die Allgemeine
Kriegsschule, jetzt die Kriegs=Akademie, für die Ausbildung
der Officiere; das Cadetten=Haus, ein sehr geräumiges
Etablissement, nebst dazugehörenden Nachbarhäusern
(Dasselbe wird jetzt nach Lichterfelde verlegt). -
Von anderen bedeutenden Gebäuden verdienen Erwähnung :
Das Kammergericht, das Stadtgericht, das Abgeordnetenhaus,
das Herrenhaus, das Neue Berliner Rathhaus (ein Viereck
von 305 P.F. = 99 m Lge. und 270 P.F. = 87,7 m Br., mit
einem258 P.F. = 83,8 m. hohen Thurme) von Wäsemann, auf
einer Basis von grauem Granit (Grund und Boden 6.093.330 Thlr.,
Baukosten 227.980 Thlr.); die Neue Börse, von Hitzig, mit
einem 220 F. hohen Saale; die Actienbrauerei Tivoli; die
Passage unter den Linden.
Kirchen.
Die Dom= oder Schloßkirche, am Lustgarten, ist einer
Residenz wie Berlin wenig entsprechend; sie ist 230 F. lang,
134 F. breit, im Innern mit 28 korithischen Säulen geziert;
1741 ward sie von Friedrich II. erbaut, 1817 von Schinkel
verschönert. Darin stehene metallene Sarkophage von Jahann
Cicero und Joachim I. (v. Vischer um 1540 in Nürnberg
gegossen), vom großen Kurfürsten und Friedrich I. unterhalb
ist die Königsgruft. - Berlin hat 46 Kirchen und 3 Synagogen.
Eine der ältesten ist die Nikolaikirche, schon 1202 erwähnt,
1223 schon renovirt; sie ist 171 F. lang, 73 F. breit,
49 F. hoch und hat nach Abzug der Pfeiler 11.543 O.=F. Raum.
Der Thurm hat 335,8 P. F. Höhe. - Die älteste ist die
Klosterkirche, ehemals zu einem Franziskaner=Kloster gehörig
(der letzte Mönch starb 1574), in welchem sich jetzt das
Berlinische Gymnasium zum grauen Kloster befindet. Sie ward
1290 erbaut, 1844 zierlich wiederhergestellt; sie ist 166 1/2 F.
lang, 66 F. breit (alle 2 Schiffe) und 50 3/4 F. hoch;
das Seitenschiff 25 F. hoch. - Die St. Marienkirche wird schon
1292 erwähnt; sie ist (nach dem amtlichen Kirchenanzeiger)
167 2/3 F. lang, mit der Vorhalle 245 F. lang, 67 F. breit
(oder 207 F. lang und 97 F. breit, nach Fidicin), und 55 F.
hoch; die Spitze des Thurmes ist 282,6 P.F. hoch(Tausstein
von 1437). -
Die Garnisonskirche, 1722 eingeweiht, ist 177 F. lang. 90 F.
breit, die größte Kirche Berlins. - Die Petrikirche, gothisch,
1853 eingeweiht, ist 138 F. lang, 46 F. breit, im Querschiff
110 F. lang, 86 1/2 F. hoch, die Gewölbe von 48 F. Spannung;
der Thurm, 307 F. hoch, trägt eine 107 F. hohe eiserne Spitze
und ist der höchste Berlins. - Die Friedrichs=Werdersche=Kirche,
von Schinkel 1821 bis 30 gebaut, gothisch, ist 199 F. lang,
63 F. breit und 86 F. hoch; sie hat zwei 137 F. hohe Thürme. -
Die Neue= und Französische Kirche, beide auf dem Gendarmenmarkt,
einander ganz gleich, sind 1708 vollendet. Für den Unterbau hat
die ehemalige Kirche zu Charenton, für den Thurm haben die
Kirchen auf der Piazza del Popolo zu Rom als Muster gedient.
Beide Bauten sind harmonische, stattliche, welche wesentlich
zur Zierde des Platzes beitragen. Auf einem 4eckigen Unterbau
von 74 F. Höhe, mit korinthischen Säulen geschmückt, erhebt sich
der 156 F. hohe Dom, dessen Kuppel von korithischen Säulen
getragen wird. Die ganze Höhe ist 230 F. An jedem Dom ist eine
höchst geschmacklose Kirche angeklebt. - Die Dreifaltigkeits=
und Böhmische=Kirche, beide in der Mauerstraße, einander ganz
ähnlich, sind 1737 erbaut; Die Mauer ist 62, die Kuppel 54,
die Laterne mit dem Knopf 48 F. hoch. das Ganze 164 F. hoch. -
Die St. Markus=Kirche, 1855 eingeweiht, hat eine 155 F. hohe
Kuppel und daneben einen viereckigen, 190 F. hohen Thurm. -
Die gothische St. Bartholomäus=Kirche, am Königsthore, ist 1858
beendet und eine der schönsten (215 F. hoher Thurm). -
Die Thomaskirche am Mariannen=Platze, 1868 von Adler, mit
Kuppel und 2 vornstehenden Thürmen; und die Zionskirche vor dem
Rosenthaler Thore, gothisch, durchbrochen, 1869 von Orth,
gehören zu den schönsten Kirchen Berlins. -
Katholische sind die St. Hedwigskirche, hinter dem Opernhause,
ist 1747 erbaut (1773 eingeweiht), nach dem Muster des Pantheon
zu Rom; die Kuppel tragen 24 korinthische Säulen; das Portal
zieren 6 Säulen. Die Kirche ist 114,7 P.F. hoch. -
Die St. Michaelis=Kirche auf dem Köpeniker Felde ist eine der
hübschesten der Stadt; die Kuppel hat 150 F. Höhe. -
Die neue prächtige Synagoge (1866), im maurisch=
byzantinischen Stile, im Innern 143 F. lang, 126 F. breit und
87 F. hoch, wird von einer mehr als 160 F. hohen, zum Teil
vergoldeten Kuppel überragt. -
Der Thurm der Sophien=Kirche hat 22, der der Parochialkirche 194,
der der Georgenkirche 118,5, der der Waisenhauskirche 116 F. Höhe. -
In 4 Kirchen wird französisch gepredigt; eine derselben; in der
Commandantenstraße heißt die Wallonen=Kirche; englisch wird im
Monbijou=Palais und in der Kapalle in der Junkerstraße gepredigt. -
Griechischer Gottesdienst wird im Russischen=Gesandtschafts=Hotel
gehalten. Herrnhuter, Baptisten, Irvingianer haben ihre besonderen
Versammlungsorte. - Vor den Thoren Berlins liegen 30 Kirchhöfe.
Gebäude und Institute für wohlthätige u.s.w. Zwecke.
Die Charité oder das allgemeine Krankenhaus wurde 1785 erbaut,
seitdem aber vielfach verändert und erweitert; es können darin
1260 Kranke aufgenommen werden. Alles Äußerliche an diesem Institute
ist musterhaft, ja prächtig. - Das Diakonissenhaus Bethanien auf dem
Köpeniker=Felde, mit Kirche, Seitengebäuden und Gartenanlagen 25
Morgen bedeckend, ist 1847 eingeweiht, im byzantinischen Stile
gebaut, der Eingang mit 2 spitzen Thürmchen versehen. 60 Diakonissen
können hier nach Art der barmherzigen Schwestern 350 Kranke
verpflegen. - Das allgemeine Städtische Krankenhaus im Friedrichshain,
1870 bis 73 erbaut, auf 40 Mrgn., 14 Gebäude, für 600 Kranke mit
durchgeführtem Pavillon=Systeme. - Das Jüdische Krankenhaus für
60 bis 70 Kranke. - Bethesda, Frauen=Siechen=Haus bei Moabit. -
Städtische Irren=Anstalt, für 450 Personen (außerdem 6 Privat=
Irren=Anstalten). - Elisabeth=Krankenhaus, Diakonissinnen=Anstalt
für 120 weibliche Personen. - St. Lazarus=Krankenhaus, für 147
unheilbare Kranke. - Das St. Hedwigs=Krankenhaus, gothisch, von 1854,
nimmt 300 Kranke auf. -Augusta=Hospital, mit 8 verschiedenen
Stiftungen, verpflegt 444 Personen; das französische=, das Gesinde=,
das St. Georgs=Hospital; das St. Gertraud=Hospital, mit 200 Stellen,
ein schönes Gebäude. - das große Friedrichs=Waisenhaus, zum Theil
in Rummelsburg, mit 580 Waisen und 2700 Kostkindern. Außerdem
10 Waisenhäuser. - 3 Wasserheil=Anstalten, 2 orthopädische Institute,
ein königl. Taubstummen=, ein Blinden=Institut, 9 Badeanstalten,
7 Fluß=Bade=Anstalten, 2 Wasch= und Bad=Anstalten nach dem Muster der
Londoner.
Gebäude für wissenschaftliche, Kunst- und Unterrichts=Zwecke.
Die Akademie der Wissenschaften, 1700 gestiftet, hat ihren Sitz
in einem 1822 neu ausgeführtem Gebäude unter den Linden, in
welchem sich auch die Akademie der Künste befindet, welche 1699
gestiftet, 1790 aber umgestaltet wurde. Dazu gehörig ist die
neue Sternwarte, am S.=Ende der Charlotten=Straße. -
Die Friedrich=Wilhelms=Universität, 1810 eröffnet, hat eins der
bedeutendsten Palais Berlins, dem Opernhause gegenüber,
1754 bis 64 von Boumann sen. für Friedrich II. Bruder, den
Prinzen Heinrich, erbaut, und 1844 gründlich renovirt; es ist ein
3 Stock hohes Hauptgebäude von 492 Pr. F. Lge., mit 2 ebenso
großen, vorspringenden Seitenflügeln von etwa 150 F. Lge.;
der Platz dazwischen ist mit Bosquets geziert.
Theologische Fakultät mit 11 Professoren und 5 Docenten
Juristische Fakultät mit 13 Professoren und 3 Docenten
Medizinische Fakultät mit 25 Professoren und 38 Docenten
Philisophische mit 62 Professoren und 22 Docenten u.5 Lectoren
Darin befindet sich ein ausgezeichnetes Museum für vergleichende
Anatomie; eins der reichsten Zoologischen Museen, in der
Abtheilung der Vögel unübertroffen, in 13 Sälen; ein Mineralien=
Kabinett in 6 Sälen, das christliche Museum, das Herbarium.
Dahinter liegt ein kleiner botanischer Garten neben dem sogen.
Kastanienwäldchen, hinter welchem die kolossale Büste von Hegel
steht. Zur Universität gehören noch, in anderen Gebäuden befindlich:
ein Physikalisches Kabinett, chemisches Laboratorium, eine
pharmacologische Sammlung, eine Bibliothek von 250.000 Bänden,
ein chirurgisches augenärztliches Clinicum, ein Clinicum, ein
clinisches Institut für Geburtshilfe, ein anatomisches Theater,
eine Unterrichts=Anstalt für Staatsarzneikunde, ein theologisches
und ein philosophisches Seminar, der botanische Garten in Schöneberg
u.s.w. - Bibliothek, neben dem Opernhause befindlich, in einem wenig
geschmackvollen Gebäude, 1776 von Boumann jun. gebaut; das 2te
Geschoß bildete sonst ein Saal von 258 F. Lge. und 56 F. Br.,
durch 10 korinthische Säulen gestützt, oben von einer Galerie
umgeben. Sie hat 710.000 Bände und etwa 15.000 Manuskripte. -
Die Bau=Akademie, 1835 von Schinkel gebaut, aus rothen Backsteinen,
hat 4 Stockwerke, und ist ein Quadrat von 180 F. Seitenlänge.
Darin das Beuth=Schinkel=Museum. Vor derselben stehen die Statuen
von Thaer, Beuth und Schinkel. -
Die Thier=Arznei=Schule mit Anatomie=Gebäude, botanischem Garten,
Laboratorium, Apotheke und großem Garten und Park. -
Die Gewerbe=Akademie, 1820 erbaut, hat Sammlungen von Maschinen=
Modellen, Gips=Abgüssen u.s.w. -
Das Landwirthschaftliche Lehr=Institut und das landwirthschaftliche
Museum. -
Das Gewerbe Museum. - Die Luisenstitung, von 1811, zur Erziehung
junger Mädchen bestimmt.
Berlin hatte 1872
134 öffentliche Anstalten mit 1334 Klassen, besucht von 64.632
Zöglingen (37.938 Knaben, 26.694 Mädchen)
94 Privatschulen mit 726 Klassen, besucht von 29.659 Zöglingen
(11.757 Knaben, 17.757 Mädchen)
1 jüdische Schule mit 21 Klassen, besucht von 984 Zöglingen
(621 Knaben, 363 Mädchen)
232 Schulen in Summa, mit 2085 Klassen, besucht von 95.275 Zöglingen
(50.316 Knaben, 44.959 Mädchen); 7,6 % über 14, 92,3 % unter
14 Jahren.
Berlin hat
10 Gymnasien, 138 Klassen mit 5073 Schülern; 6 sind städtisch
10 Real= und Gewerbeschulen, 143 Klassen mit 5770 Schülern; 8 sind
städtisch.
3 Seminare für gelehrte Schulen, Stadtschulen und Lehrerinnen.
4 höhere Töchterschulen, 54 Klassen mit 2522 Schülern; 2 sind
städtisch.
2 höhere städtische Bürgerschulen, 4 städtische Fortbildungs=
Anstalten, 5 städtische Stiftungsschulen, 3 Handelsschulen.
81 städtische Gemeindeschulen; 892 Klassen mit 47.326 Schülern
(25.363 Knaben und 22.260 Mädchen).
29 Schulen unter Aufsicht von Kirchen, Vereinen u.s.w.; 110
Klassen mit 3644 Schülern (1732 Knaben und 1912 Mädchen)
7 priviligirte höhere Knaben= und 32 priviligirte höhere
Töchterschulen; 25 Mittel= und Elementartöchterschulen.
9 priviligirte Schulen für beide Geschlechter.
Es bestanden 13 Volksbibliotheken (54.015 Bände) benutzt von
12.838 Lesern; 34 Kindergärten. Zugleich sei erwähnt, daß in
Berlin erschienen: 1846 etwa 30 Zeitschriften; 1872 etwa 295
periodische Zeitschriften (außeramtliche); es gab 428 Buch=
handlungen, dabei 196 Verlagshandlungen, 88 Kunsthandlungen,
26 Musikhandlungen; 150 Druckereien, 272 lithographische
Anstalten, 18 Schriftgießereien, 1100 Buchbindermeister und
176 Papierhandlungen.
1872 erschienen an Zeitschriften: 36 amtliche, 46 politischen
und socialen Inhalts, 207 für Wissenschaft, Kunst, Handel und
Gewerbe, 24 für religiöse und kirchliche Angelegenheiten,
18 Unterhaltungsschriften.
Das Museum, am Lustgarten, auf Pfählen stehend, ist 1828 von
Schinkel gebaut, ein Viereck von 276 1/4 F. Lge. und 179 1/3
F. Br., 61 F. hoch. Eine 91 F. breite Treppe von 21 Stufen
führt zur Vorhalle, von 18 Säulen, die 40 F. hoch sind, gebildet,
und 21 F. tief. Die Fresco=Bilder der Vorhalle, in welcher die
Statuen von Rauch (von Drake), von Schinkel (vonTieck und Wittich),
von Schadow (von Hagen) und von Winkelmann (von Wichmann), stehen,
sind nach Schinkels Entwürfen gemalt; sie stellen die Kultur=
geschichte der Menschheit dar. In der 72 F. hohen, 67 F. im
Durchmesser haltenden Rotunde, mit einer von 20 korinthischen
Säulen getragenen Gallerie, sowie in dem ganzen Untergeschoß
befinden sich die Skulpturen, und zwar im: Götter= und
Heroensaal, im Kaisersaal, im etruskischen Saal, im mittelalter=
lichen Saal (mehr als 700 Nrn.). Im oberen Geschosse befindet sich
in 37 Gemächern die Gemälde=Gallerie, für Geschichte und
Entwicklung der Malerei von Anfang bis zur höchsten Blüte
vielleicht die ausgezeichnetste, nicht so bedeutend durch große
Meisterwerke. Im Souterrain des Antiquarium, bestehend aus
Gemmen, 5000 Cameen, 90.000 Münzen und Medaillen, 300 antiken
Erz=Arbeiten, Wandgemälden und Mosaiken, und über 2000 Vasen
und Thongefässen, in 3 Zimmern. -
Mit diesem Gebäude durch einen Bogengang verbunden ist das Neue
Museum, durch die innere Ausschmückung das prächtigste Gebäude
Berlins und eins der schönsten Museen der Welt, 337 F. lang,
128 F. breit, 75 F. hoch, mit einem weiten Vorplatz, welchen
eine Doppel=Colonnade abgrenzt. In der Mitte liegt das 100 F.
hohe Treppenhaus mit Kaulbachs Fresken (240 F. lang, 28 F. hoch),
6 Haupt= und 16 Zwischenbilder, welche zu den bedeutendsten
Gemälden der neueren Zeit gehören. Im ersten Stockwerk befindet
sich das ägyptische Museum, von wenigen ähnlichen übertroffen,
5 Räume; die nordischen und vaterländischen Aterthümer; das
ethnographische Kabinett, in 3 Sälen. Im oberen Stockwerke
stehen: die Gips=Abgüsse der berühmtesten Skulpturen aller Zeiten
in einem griechischen Saale, einem Zwischengemache, einem Apollo=
Saale, einem Kuppelsaale, einem Riobidensaale, einer Zwischenhalle,
einem Römischen Saale, einem mittelalterlichen und einem modernen
Saale. Im dritten Stockwerke enthalten 3 Säle das Kupferstich=
Kabinet, mehr als 1/2 Mill. , nebst 20.000 Handzeichnungen u.s.w.
und 3 Säle die Kunstkammer: einer für gemaltes Porcellan, einer für
geschnitzte Holz= und Elfenbeinsachen, Modelle von Bauwerken u.s.w.,
und einer für historische Merkwürdigkeiten. -
Nebem dem Neuen Museum erhebt sich das schöne Gebäude des
National=Museums, in welchem die ehemalige Wagnersche Sammlung Platz
finden wird. -
Das Beuth=Schinkel=Museum in der Bau=Akademie. -
Von Privat=Gemälde=Sammlungen verdient die Ravenésche Erwähnung;
von Bedeutung ist ferner Graf Racynskis Gallerie in einem besonderen
Gebäude am Exercierplatz vor dem Brandenburger Thore. -
Die Sing=Akademie hinter der neuen Wache bildet ein Viereck von
140 F. Lge. und 60 F. Br., 1826 erbaut; der Saal darin hat 84 F. Lge.,
42 F. Breite und 31 1/2 F. Höhe. -
Das Opernhaus gegenüber der Universität, nach dem Brande von 1848
neu aufgebaut, ist 265 F. lang, 103 F. breit, 73 F. hoch; das Innere
für 1800 Personen Platz bietend, gehört zu den schönsten in Europa.
Ein Concertsaal in demselben hat 100 F. Läng, 50 F. Breite und 30 F.
Höhe. -
Das Schauspielhaus, mitten auf dem Gendarmen=Markte, wurde 1819 bis 21
von Schinkel gebaut. Es ist 245 F. lang, da mittlere Hauptgebäude
160 F. tief, 120 F. hoch; die Seitenflügel haben 115 F. Höhe. An der
Vorderseite befindet sich eine 85 F. breite Treppe von 27 Stufen,
welche zu einem Peristyl von 6 ionischen Säulen führt. Es hat 3
Ränge und faßt an 1500 Zuschauer. Der große Concertsaal, 56 F. lang,
44 F. breit und 43 F. hoch, faßt ebensoviel. -
Das Friedrich Wilhelmstädtische Theater, 1600 Personen. Das Victoria=
Theater faßt 1400 Personen. -
Wallners Theater, 1400 Personen. -
Das Vorstädtische Theater, 1600 Personen, 4 Circus; der von Renz hat
120 F. im Durchmesser, in der Mitte 64 F. Höhe, hat Raum für 3000
Personen und Stallung für 64 Pferde.
Unter den Vergnügungs=Lokalen ist vor allen Krolls Etablissement
auf dem Exercierplatz zu nennen; es ist 1852 nach einem Brande
neu ausgebaut. Das Gebäude ist 366 F. lang, bis 95 F. breit und
hat 2 massive Thürme von 120 F. Höhe. Die Räume fassen 5000
Personen; der Königs=Saal ist 100 F. lang, 78 F. breit, 40 F.
hoch und hat Raum für 2000 Couverts. In demselben befindet sich
dauernd eine Bühne, im Sommer in dem dazugehörenden Garten, wo
Tages Theater stattfindet.
Eine englische Wasserleitungs=Anstalt, seit 1853, mit einem Druck
und Pumpwerk 1680 Pferdekraft (4 Maschinen zu 170, 4 zu 250
Pferdekraft) führt das in 5 Bassins von 388 F. Lge., 88 F. Breite,
9 F. Tiefe filtrirte Spreewasser durch die Stadt in 7400 Häuser;
dabei ein Vorrats=Reservoir 352 F. lang, 210 F. breit, 9 F. tief;
alle vor dem Stralower Thore gelegen, wo die Maschinen das Wasser
aus der Spree hinschaffen, und von wo sie es nach dem Windmühlen=
Berge, im N. der Stadt hinaufpumpen. Von dort ergießt es sich durch
alle Stadttheile mit Hülfe von 24,5 M. (?) Röhren. Auf dem
Windmühlenberge befindet sich ein kreisrundes Bassin, von 100 F.
Durchmesser, 18 F. tief, dessen Spiegel 96 F. über dem Nullpunkte
der Spree liegt. Über diesem Bassinspiegel erhebt sich ein 100 F.
hoher Wasserthurm. -
2 englische und 4 städtische Gas=Anstalten versorgen die Stadt mit
Gas. Es sind vorhanden 8397 öffentliche und 363.027 Privatflammen
und 450 Petroleum=Laternen. 1872 im 1. Quartal wurden producirt
16 2/3 Mill. Cub.=Meter Gas. -
7 Normal=Uhren mit Kabel=Leitung von der Sternwarte aus. -
13 Volksküchen. - Der 1871 eröffnete Viehmarkt und die Schlachthäuser
einer Actien=Gesellschaft gehörig, liegt im N. der Stadt, am Südrande
des Humboldthains. Er bedeckt etwa 80 Mrgn., deren Hälfte bereits
von 33 zum Theil sehr ausgedehnten Gebäuden, Hallen und einem
Bahnhofe eingenommen und von mehreren Straßen durchschnitten wird.
Von der Ackerstraße gelangt man zum großen Verwaltungsgebäude mit
Telegraphen=Polizei=Büreau u.s.w. und einem großen sehr schönen
Börsensaal von 179 f. Länge und 40 F. Breite, an welchen 30 Comtoire
der Viehgroßhändler,Restauration u.s.w. stoßen. Rechts vom Hauptportal
liegen die beiden 565 F. langen und und 70 F. tiefen Verkaufshallen
für 20.000 Stück Schafe, neben welchen noch in offenen Hallen 15.000
Hammel Platz finden. In der Nähe südlich sind die großartigen
gewölbten Schafställe, eine Front von 566 F. einnehmend, wie wohl
schönere nirgends vorhanden sind. Am Giebel=Ende derselben steht das
Stationsgebäude der zur Station Gesundbrunnen führenden Eisenbahn.
Auf 3 Perrons können hier 150 Wagen zugleich ausgeladen werden. -
Auf der nahe gelegenen Wasserstation werden dann sofort die Wagen
(52 zugleich) mit 76,6 Grad heißem Wasser gespült und desinficirt.
Bei den weit ausgedehnten Schweineställen und Hallen vorüber
gelangt man zu den Schlachthäusern, und zwar zunächst zum Rindvieh=
Schlachthause, das 269 F. Lge. und 95 F. Tiefe hat und von einer
hohen Halle durchzogen wird, an deren beiden Seiten die 50
Schlachtkammern liegen, welche außer mit Gas= und Wasserleitung
mit den vorzüglichsten und zweckmäßigsten Einrichtungen zur
Tödtung u.s.w. versehen sind. Zwei andere noch größere Schlacht=
Häuser werden noch nicht benutzt, weil die Berliner Schlächter
meist in ihren 700 eigenen engen und dunklen Schlachthäusern noch
dem alten Schlendrian fröhnen. Hier ist das Polizei=Schlachthaus,
wo jedes vom Thierarzte als krank erklärte Stück Vieh hingebracht
und von einem Polizei=Schlachtmeister geschlachtet oder zum Abdecker
befördert wird.- Im Ganzen sind vorhanden 4 Rindviehställe,
4 Schlachthäuser; ferner die Kaldaunenwäsche, die Talgschmelze,
das Verwaltungsgebäude, die Hefftersche Albumin=Fabrik, eine
im größten Maßstabe angelegte Malzdarre, welche 45.000 Ctr. Malz
im Jahre fabricirt, riesige Keller unter den Schlachthäusern mit
einer Gesammtfläche von mehr als einem preußischen Morgen
( 28.000 O.-Fuß), zahlreiche offene Viehstände und Buchten, ein
Maschinenhaus mit einem 158 F. tiefen Brunnen für eine separate
Wasserleitung, ein Hotel mit 100 Zimmern, ein Restaurations=Gebäude
und diverse Wirthschaftsgebäude. Sonach ist hier ein Etablissement
gegründet, welches zu den großartigsten seiner Art gehört. -
Die überall herrschende Reinlichkeit und Ordnung, die comfortable
und praktische Einrichtung sind neu und einzig in ihrer Art.
Schon jetzt ist hier der Mittelpunkt des deutschen Viehhandels. -
1872 gingen hier ein: 59.000 Ochsen, 47.000 Kühe, 94.000 Kälber,
470.000 Schafe, 541.000 Schweine; Montags kommen an: 1000 bis
3000 Rinder, 3 bis 8000 Schweine, 600 bis 1500 Kälber,
3 bis 30.000 Hammel, und es herrscht dann hier ein lebendiges
Treiben von 4 bis 6000 Menschen.
Wohlthätigkeits=Institute.
1872 beliefen sich die Kosten der Armen=Verwaltung auf
1.296.442 Thlr., wovon durch Einnahmen 215.442 Thlr. gedeckt
wurden; es blieben also 1.080.938 Thlr. In die verschiedenen
Krankenhäuser wurden, zu einem Bestande von 1526 Kranken, 16.381
Communal=Kranke aufgenommen, welche 201.187 Thlr. erforderten.
In den Siechenhäusern und Hospitälern wurden 1433 Kranke
verpflegt; die 535 im Friedrich=Wilhelms=Hospital erforderten
35.341 Thlr. - 422 Irre. - Durchschnittlich wurden täglich
3297 Kinder verpflegt, unter einem Aufwande von 161.852 Thlrn.
Durchschnittlich wurden im Arbeitshause und im Gefängnisse zu
Rummelsburg täglich 738 Personen verpflegt, unter einem Aufwande
von 137.107 Thlrn. - 1957 Almosenempfänger bezogen 26.723 Thlr.
Das Vermögen sämtlicher Kassen und Anstalten für das Armenwesen
belief sich auf 1.487.49 Thlr.- Es gibt mehr als 60 Wohltätigkeits=
Anstalten und Vereine.
Berlin hat 65 Gasthöfe erster, 15 zweiter und 26 dritter Klasse,
74 Hotels garnies. - 3650 Droschken und 133 Omnibus, so wie
260 Thorwagen und 130 Pferde=Eisenbahnwagen (3 Pferdeeisenbahnen)
so wie 14 Dampfboote erleichtern den Verkehr innerhalb der Stadt
und mit der Umgegend. - Täglich sind 18.500 Arbeits= und 1300
Dienstpferde in Bewegung; 2200 Hunde= und 1200 Bauernwagen passiren
zweimal die Thore. - Die Brücke der Königstadt passirten binnen
9 Stunden 1700 Wagen. - Die 8 Bahnhöfe sind durch eine Verbindungs=
bahn in Zusammenhang gebracht. - 67 Eisenbahn=Personenzüge gehen
täglich aus und ebensoviel treffen ein. Man rechnet den täglichen
Zu= und Abgang von Fremden zu 30.000, wovon etwa 1/3 auf den
Eisenbahnverkehr kommen. - Es gibt 20 offene Märkte, welche
täglich im Durchschnitt von 2700 Händlern bezogen werden. -
Von musterhafter Einrichtung ist die, nur etwas kostspielige
(149.314 Thlr., für 1858) Feuerwehr, 2 Direktoren, 4 Brandmeistern,
50 Ober=Feuerwehr=Männern, 196 Feuermännern, 480 Spritzenmännern,
5 Inspektionen und 7 Feuerwehrdepots. Damit verbunden ist die
Abtheilung für die Straßen=Reinigung.
Im S. liegt jetzt in der Stadt ein Fichtengehölz, die sogenannte
Hasenhaide, mit militärischen Schießständen, Sommer=Wohnungen
und Vergnügungs= und Bierlokalen. Darin die Bildsäule Jahn´s.
Westlich davon auf dem Kreuz= oder Tempelhofer=Berge, 208 F. hoch,
an welchem 2 große Brauereien baierischen Biers liegen, erhebt
sich, zwischen der Stadt und dem Dorf Tempelhof (schon 1290
erwähnt, bis 1435 den Tempelherrn gehörig, mit 834 E.,
Posamentier= und Wollwarenfabrikation), das 60 1/4 F. hohe eiserne
National=Denkmal, zum Andenken der in den Freiheitskriegen
Gefallenen. 1818 wurde der Grundstein zu dieser gothischen Spitzsäule
gelegt, welche von Schinkel entworfen ist; 12 Statuen in Nischen
repräsentieren die 12 Hauptschlachten. Das Ganze, fast 2300 Ctr.
schwer steht auf einer Erhöhung, zu welcher 4 Stufen führen.
Zugleich gewährt dieser Punkt eine der hübschesten Aussichten auf
die Stadt. - 1/2 Stunde von dem Potsdamer Thore entfernt liegt das
ehemalige Dorf Schöneberg; Dort befindet sich der botanische
Garten, 43 Morgen groß. Er enthält 31 Gewächshaus=Abtheilungen
und seit 1856 ein 170 F. langes, 60 F. breites Palmenhaus, aus
Eisen und Glas gebaut. Auch zahlreiche Sommer=Wohnungen sind hier.
Im W. der Stadt liegt der 820 Morgen große Thiergarten, 3/4 Stunde
lang, 1/4 Stunde breit, mit schönen Baum= und Blumenpartien, auch
künstlich hergestellten Wasserflächen; Die Chaussee nach
Charlottenburg theilt in eine nördliche und eine südliche Hälfte.
Ehemals, als er noch bis zur Schloßbrücke und dem Gendarmen=Markt
reichte, enthielt er Wild. Längs seiner S.=Seite zieht sich eine
Reihe geschmackvoller, zum Theil prächtiger Villen, mit Gärten
und einzelnen Springbrunnen, hin. Im S.=Theile steht seit 1849
die Marmor=Statue Friedrich Wilhelms III. auf 18 F. hohem
Postament, nahe der sogenannten Luiseninsel. An das W.=Ende schließt
sich der 86 Morgen große zoologische Garten, ein lieblicher Park;
Den Stamm der reichen Menagerie bilden die ehemals auf der Pfauen=
Insel gehaltenen Thiere. (Das Aquarium befindet sich unter den
Linden) - Im Norden schließt sich an den Thiergarten der königliche
Garten und Park Bellevue; in dem ansehlichen Schlosse befindet sich
in 3 Zimmern eine Gemälde=Gallerie neuerer Meister. -
Im NO. dehnt sich dicht an der Stadt der 1840 angelegte 157 Morgen
83 O.=R. große Friedrichshain aus, im N. der 137 Morgen 150 O.=R.
große Humboldt=Hain, im S. der Park vor dem schlesichen Thore. -
Der Stadttheil im N. (Wedding genannt), ist in neuerer Zeit der
Hauptsitz der Maschinenbauerei und Eisengießerei, wie die
Wöhlertschen, Ehelschen, Borsigschen etc. Etablissements; letzteres
dicht am Thore, 1837 gegründet hat (1874) 1480 Arbeiter, 11
Dampfmaschinen von 212 Pferdekraft und consumirt jährlich 2 Mill.
Kil. Roheisen, 6.150.000 Kil. Schmiedeeisen und Bleche; es hat bis
1874: 3134 Stück Locomotiven geliefert. Dazu gehört die Maschinen=
Fabrik in Moabit an der Spree, mit 530 Arbeitern und 5 Dampfmaschinen
von 58 Pferdekraft; sie consumirt jährlich 1 3/4 Mill. Kil. Roheisen
und 2.300.000 Kil. Schmiedeeisen und Bleche, und liefert Betriebs=
und Arbeitsmaschinen für verschiedene Industriezweige. Ferner das
Eisenwerk in Alt=Moabit, hat 90 Arbeiter an den Oefen und 700 in den
Werkstätten, 15 Dampfmaschinen von 270 Pferdekraft, 25 Dampfhämmer,
14 Dampfkessel, 3 Puddelöfen, 5 Schweißöfen, 9 Wärmöfen; letzteres
consumirt zur Fabrikation von Preß= und Schmiedestücken aus Stahl
und Eisen 1.851.200 Kil. Roheisen, 1.075.250 Kil. Schrott= (Abfall)
Eisen zur Fabrikation von Locomotivkesseln, 1.498.800 Kil. Eisen=
und Stahlbleche und 360.950 Kupferbleche. Borsigs große Eisen=
und Kohlenbergwerke, Roheisen= und Gußwaaren=Produktion nebst
Schmiedeeisen und Stahlfabrikation befindet sich in Borsig=Werk
in Ober=Schlesien.
Handel und Fabriken.
Berlins Fabrikation und Handel ist sehr bedeutend. Letzterer
wird durch den 1852 vollendeten, 11 Kil. langen neuen Schiffahrts=
und den 2 Kil. langen Luisenstädtischen Canal nicht wenig gehoben;
1872 gingen 34.908 Fahrzeuge ein, 33.902 gingen aus, 6314
hindurch; an Flößen gingen ein: 61.623, aus: 34.967, hindurch 28.083.
Seit 1858 ist auch der neue Spandauer=Schiffahrtscanal, 12 Kil.
lang, welcher von Spandau längs der Jungfernhaide nach Berlin führt,
eröffnet worden. Ihn passirten 1871: 17.292 Fahrzeuge; es gingen ein:
11.948 Fahrzeuge, und aus: 5344; an Flößen gingen ein: 53.543, aus
63. An Schleusengebühren wurden 16.691 Thlr. erhoben. -
Die bedeutendsten Gegenstände des Handels sind: Getreide, Spiritus
(22 Spritfabriken mit 44 Apparaten können täglich 80.000 Quart
rectificiren, wovon 20.000 Quart am Orte consumirt werden), Vieh,
Butter und Schmalz, Oel und Fettwaaren, Holz, Eisen, Blei, Zink,
Colonial= Farbe= und Droguen=Waaren, Zucker, Wein (die Einfuhr
französischer Weine ist in starker Abnahme; 1856 wurden 22.000 Ctr.
verzollt), Tabak, Papier, Möbel, Leder, Speigel, kurze Waaren,
Leinenwaaren, Wolle und Tuche, Kleidungsstücke, Teppiche,
Seidenwaaren, Kattune. Von eigenthümlicher Bedeutung ist der Handel
mit Stickmustern (für einen großen Theil der Welt), Stickereien,
Stickwolle, Goldrahmen= und Leisten, Pepeterien und Portefeuille=
Waaren (deren Fabrikation an 5000 Personen beschäftigt);
Neusilberwaaren, Gummiwaaren, künstlichen Blumen, Bürsten, Schirmen,
Lederwaaren und namentlich Portemonnais, Brieftaschen, Cigarrentaschen
e.t.c. ( vielleicht am bedeutendsten in Deutschland). -
Die Zahl der glänzenden Läden und Verkaufslokale ist groß; das
großartigste und bedeutendste (für Damen=Toilette e.t.c.) ist das von
Gerson. - Berlin ist eine des bedeutendsten Industristädte, und es
leben mehr als die Hälfte der Bewohner von der Industrie. Man zählt
(nach Kapp) über 30.000 Maschinenbau=Arbeiter; die Hütten=Prduction
( an 6 Mill. Thlr.) beschäftigt über 1000 Arbeiter, die Manufactur
über 18.000 Arbeiter, die Metallwaaren=Fabrik 9000, die Fabrik von
Verzehrungs=Gegenständen 4000, die Strumpfwaaren=Fabrik 15.000,
die Confection (für 10 Mill. Thlr.) 6000 Arbeiter. Besonders blüht
die Fabrikation von: Nähmaschinen, chemischen Producten, Thonwaaren
und Thonröhren, Gummiwaaren, künstlichen Blumen und Hutfedern,
Strumpfwaaren, Confections=Artikeln, Broncewaaren, Neusilberwaaren,
Luxus=Wagen, Luxuspapieren, Lederwaaren, Teppichen, Seidenfärbereien,
Gold= und Silberwaaren, Kunstmöbel, Pianofortes (jährlich 12.000
und 500 Flügel) u.s.w. Ausgezeichnet sind ferner: die Maschinen=
Fabriken und die Eisengießereien, die Fabrik elektrischer Telegraphen,
die mathematischen und meteorologischen Instrumente, die Lampen= und
Lackirwaarenfabriken, die Papisseriewaaren=Manufactur, die Woll= und
Wollgarn=Färberei, die Cigarrenfabriken, die Fabriken landwithschaft=
licher Maschinen, die Shawls= und Tücher=Fabriken, die Druckerei
baumwollener und halbwollener Stoffe, die Posamentirwaaren, die von
Gas= und Wasserleitungs=Gegenständen, die Fabriken von Werkzeugen und
Geräthen, von Bürsten und Pinseln, der Klempnerwaaren, der Brücken=
und Tafelwaagen, der Goldleisten, der künstlichen Mineralwasser,
der Holzstifte für Schuhmacher, der Papiertapeten, der Lichte
(14.000 Ctr.) und Seifen (250.000 Ctr.), der Photograhie=Rahmen, der
Parfümerien, der Oelfarbendrucke, der Marmor= und Alabaster=Waaren,
der Handharmonikas, der eisernen Gartenmöbel, der chirurgischen
Instrumente, der Eisschränke, Korbmöbel, Militär=Effecte, Dachpappen
e.t.c. - Bierbrauereien gibt es 49, fast alle mit Dampfmaschinen
versehen, welche jährlich fast 500.000 Ctr. Malz versteuern
(davon die Tivolibrauerei 70.540 Ctr.) Diese Brauereien mögen mehr
als 5 Mill. Ctr. Eis verbrauchen. -
die 150 Buchdruckereien beschäftigen gegen 400 Schnell=Pressen.
Zu den großen Industrie=Anlagen gehört auch das 1819 gegründete
Heckmannsche Kupfer= und Messingwerk (Filiale in Breslau, im
Oderbruche, in Hamburg und Moskau), mit 400 Arbeitern in Berlin
und 350 in den Filialen, und 4 Dampfmaschinen. 1872 Umsatz von
2.000.000 Thlr. - Ferner die ehemals Schwartzkoppf´sche
Maschinenbau=Anstalt mit etwa 1700 Arbeitern, 8 Dampfmaschinen,
10 Dampfhämmern e.t.c. Die Siemenssche Fabrik physikalischer
Apparate mit 652 Arbeitern.
1872 hat Berlin verbraucht 18.885 Ctr. Weizen, 55.797 Ctr. Roggen,
3106 Ctr. Gerste, 19.122 Ctr. Stärkegries aus Weizen, 16.313 Ctr.
Graupen aus anderen Getreide=Arten, 634.872 Ctr. Weizenmehl,
884.937 Ctr. Roggenmehl, 2176 Weizengebäck, 203.875 Roggengebäck. -
in Summa 1.835977 Ctr. - 1872: 36.172 Ochsen und Stiere, 38.019
Kühe und Fersen, 100.109 Kälber, 230.022 Schweine und Spanferkel,
196.297 Hammel und Lämmer - in Summa 913.123 Ctr. Fleisch. -
1244 Stück Rothwild, 1131 Damwild, 530 Wildschweine, 12.002 Rehe,
184 Frischlinge, 4087 wilde Enten, 166085 Hasen, 19.361 Fasanen,
Birkhühner, 20.000 Gänse e.t.c. Pferde wurden 2965 geschlachtet. -
Es consumirte 1872: 715.471 Cub.=Meter Holz, 311.404 Cub.=Meter
Torf, 11.820.154 Hektoliter Steinkohlen.
Die Einnahmen der Stadt beliefen sich 1871 auf 5.953.096 Thlr.,
die Ausgaben auf ebensoviel. Es belief sich die Schuld auf
8.273.671 Thlr.; Das Capital=Vermögen auf 807.821 Thlr. Der
Budget=Entwurf für 1873 wies 7.416.227 Thlr. nach; dabei Gemeinde=
Einkommensteuer 1 3/4 Mill.; Miethsteuer 1.747.000, Haussteuer
597.400, Mahl= und Schlachtsteuer 1.263.480 Thlr. e.t.c.
Bei der Ausgabe kommen vor: Schulwesen 1.431.886 Thlr., Armen=
Verwaltung 1.257.975, Polizei=Verwaltung 740.301, Verwaltungskosten
670.340, Straßenreinigung 308.382, Pflasterung 639.670,
Beleuchtung 274.448 Thlr. e.t.c.
Rest unter Teil 2
nachdem ich schon im Forum Schlesien einen gleichartigen Text veröffentlicht habe,
möchte ich allen Interessierten hier einen Auszug aus Gustav-Adolf von Kloedens
Erdkunde von 1875 einstellen. Dieser Teil betrifft ansich Brandenburg und Berlin
und lässt sich schwer auseinanderreissen. Daher bitte ich um Verständnis, wenn
ich den kompletten Text hier als Beitrag zur Verfügung stelle.
Teilnehmer der Bandenburgliste werden ihn eventuell schon kennen, da ich ihn dort
2007 schon zur Kenntnis gebracht habe. Est nachdem der Tet veröffentlicht war,
erfolgte der Hinweis, daß es sich bei den Flächenangaben nicht um O=M handeln
können. Richtig ist Q=M also Quadrat-Meile. Bitte beachten Sie diese Fehler beim
Lersen des Textes. Alles zu ändern würde zulange dauern.
Der gesamte Text ist zu lang. Daher ist der Rest unter Teil 2 einzusehen.
Viel Spass beim Lesen und ich hoffe Sie haben Freude an den Erklärungen und
Beschreibungen aus dem Jahre 1875.
Theil 1 : ) Die Provinz Brandenburg
709,21 O.=M. mit 2863.229 Bewohnern, wovon 42.722
Wenden sind. 344 O.=M. sind Frucht=, 107,1 Gras=,
33,8 O.=M. Holztragende und 39,5 O.=M. fast ertraglose
Fläche. Sie ist so gross wie die Schweiz. Die 1816
gebildete Provinz besteht 1) aus der Kurmark.
Die Theile dieser letzteren sind a) Die Prignitz
( der NW.=Theil), ehemals zusammengesetzt aus den
Distrikten, sogen. Kreisen : Perleberg, Pritzwalk,
Wittstock, Kyritz, Havelberg=Plattenburg, Lenzen.
b) Die Mittelmark. Sie war in 10 Kreise getheilt :
Den Havelländischen Kreis, nämlich das Havelland mit
dem Dome und der Altstadt der Kurstadt Brandenburg,
die Länder Friesack, Rhinow und Bellin, nebst dem
Nußwinkel; den Ruppinschen Kreis, die ehemalige
Grafschaft; den Glin=Löwenbergschen Kreis, den
Ober=Barnimschen Kreis, nebst dem rechts von der Spree
gelegenen Theile von Berlin; den Teltowschen Kreis,
nämlich den Hauptkreis, den Aemter=Kreis (Zossen und
Trebbin), die Herrschaften Wusterhausen und Teupitz,
und den links von der Spree gelegenen Theil von
Berlin; den Lebusischen Kreis mit der Stadt Frankfurt;
den Zauchischen Kreis, großentheils ehemals unter
Magdeburg, wozu die Neustadt Brandenburg und die
Exclave Berwalde gehörte; den Luckenwaldischen kreis;
den Beeskow=Storkowschen Kreis.
c) Die Uckermark, aus der Uckermark und dem Lande Stolpe
bestehend. - Der älteste Theil der Kurmark, die Altmark,
ist jetzt ein Theil der Provinz Sachsen. -
2) Aus der Neumark, ehemals von der Warte bis zur Rega
reichend; zu ihren ursprünglichen Theilen gehören :
Küstrin, die ehemalige Hauptstadt der Neumark, die Kreise
Königsberg, Soldin, Landsberg a. d. Warte Friedeberg und
(großentheils) Arnswalde. Dazu gelegt wurden :
Das Land Sternberg, nebst Sonnenburg, das ehemalige
Herzogthum Krossen, zu welchem auch der Züllichausche
Kreis gehörte; der Kottbussche Kreis in der Niederlausitz. -
3) Aus dem schlesischen Lande Schwiebus. -
4) Aus einigen Pommerschen Ortschaften , im N. des
Soldiner Kreises. -
5) Aus der ehemaligen polnischen Stadt Schermeisel und dem
Dorfe Grochow. -
6) Aus dem ehemals sächsischen Markgrafenthum Niederlausitz,
bestehend aus : dem Luckauer Kreise mit der Stadt Luckau,
den Herrschaften Dobrilugk, Sonnenwalde und Drehna ;
dem Gubenschen Kreis, worin die Stadt Guben, Stift Neuzelle,
Stadt Kalau, Herrschaft Lübbenau; dem Krumspreeischen Kreise,
nämlich den Aemtern Lübben und Neuzauche, dem Ordensamte
Friedland, den Herrschaften Lieberose, Strauoitz und Leuthen,
der Stadt Lübben; dem Sprembergischen Kreise. Ferner aus
einem Theile des ehemals sächsisch=Meissnischen und
Kur=Kreises, und zwar den Kreisämtern Senftenberg und
Finsterwalde, den Aemtern Belzig, Jüterbogk, Dahme, und der
Herrschaft Baruth.
Nur 1/10 der Provinz hat Lehm= und Thonboden, z. B.
die Elb= und Oderniederungen. Im Kreise Soldin macht
er nur 9 % der Fläche aus, in Angermünde aber 29,
in Prenzlau, dem besten Kreise der Provinz, fast 69 %
der Fläche. Im Regierungs=Bezirk Potsdam gehören 8,
in Frankfurt 22 O.=M. dazu. Sandboden ist in Potsdam
1/3 der Fläche, in Frankfurt mehr als die Hälfte;
die ganze Provinz hat 24,5 % der Fläche, mehr als jede
andere; die Kreise Niederbarnim und Berlin haben 50 %;
in Frankfurt 8 Kreise über 60, Krossen 75, Lübben
sogar 77 % ihrer Fläche. Der Moorboden 1/22 - 1/11,
macht vom Westhavellande 29,3, vom Osthavellande 38,4 %
der Fläche aus. 1/33 der Provinz sind Wasserflächen. -
Der werthvollste Theil sind die 19,5 O.=M. grossen
Oder=Niederungen, und zwar liegt der fruchtbarste Theil
des Oderbruches unterhalb Küstrins am linken Ufer, wo
besonders Zuckerrüben gebaut werden. Schwere Winterfrüchte,
Gerste und gutes Heu sind die Hauptleistungen. Weniger
fruchtbar ist die Warte=Niederung, die Hafer und Heu
liefert; noch werthloser die nur Heu liefernde
Netze=Niederung, deren Moorboden abwechselnd als Acker
und Wiese benutzt wird. - In der Neumark und Sternberg
ist der beste Boden mässig gutes Weideland; Links von der
Oder findet sich meist mit Geschieben bedeckter Sandboden,
der auch moorig ist; nur der Kreis Lebus kommt der
Neumark nahe. Der Spreewald zerfällt durch sandige, bei
Lübben liegende Erhebungen in den 4 O.=M. großen oberen
und den 1 O.=M. großen unteren Spreewald, beides
ertragreiche Wiesenländereien mit Laubholz=Pflanzungen,
mit Aeckern auf den trockneren Stellen und Nadelwald auf
dem Sande; tiefere Lagen mit schwarzem Humusboden liefern
Hafer. Meist findet man Spatencultur, und baut Gemüse und
Gartenfrüchte. -
Im Regierungs=Bezirk Potsdam haben die Elb=Niederungen
ergiebigen Klaiboden, am besten bei Lüttkenwische. Der Lehm
auf mergeliger Unterlage nimmt fast den ganzen Prenzlauer
und einen guten Theil des Angermünder Kreises ein;
er erscheint auch im W. des Ruppiner Sees und zwischen Nauen
und Brandenburg. Der Fläming hat eine nur nach Zollen zu
messende Ackerkrume und ungünstigen Untergrund; der Boden
wird zu mehlartigem Staube oder unergründlichem Schmutz;
den besseren haben Jüterbogk und Dame.
Die Hauptprodukte des Ackerbaues in der Mark sind Gerste und
Roggen; der Kartoffelbau geschieht mit besonderer Sorgfalt;
indeß ist der Bedarf an Getreide dermaßen stark, daß in der
Regel nicht das genügende gewonnen wird, so bedeutend
auch der Ackerbau ist. Vorzüglich zeichnen sich, auch durch
Weizenbau, aus :
Die Uckermark, die Gegenden von Küstrin, Landsberg a. d. W.,
Sonnenburg, das Oder=Bruch u.s.w.; erstere sticht hervor auch
durch ihren Gerstenbau, der den Bedarf der Berliner
Brauereien deckt. Der schlechte Sandboden, wie bei Beeskow,
Storkow u.s.w. liefert Buchweizen. Die Mergelung des Bodens
ist eine sehr allgemeine Operation. - Besonders ausgedehnt
ist die Schafzucht, und es gilt die Wolle der Mark
Brandenburg für die beste der Welt.
Für einige Industriezweige ist diese Provinz von
überwiegender Wichtigkeit. Sie hat mehr Wollspinnereien
für Streichgarn, als irgend eine andere; Webstühle für
Wolle und Halbwolle; für Leinen und Halbleinen hat sie
die meisten Stühle nächst Schlesien und Westfalen; die
meisten Tuchfabriken (2/5 aller), fast alle Shawlfabriken,
die Hälfte aller Teppichfabriken; 2/5 der Posamentir=
Waren=Fabriken hat Berlin allein; viel Färbereien; Dampfmühlen;
Bronze=Waaren=Fabriken; Maschinen=Bau=Anstalten, Glashütten,
Porcellanfabriken, chemische Fabriken, die Hälfte aller
Wachstuchfabriken, Tabaksfabriken, die meisten Schirmfabriken
und Gold= und Silber=Manufakturen; Wattenfabriken, Appretur=,
Preß=, Scheer=, und Walk=Anstalten; Chokoladefabriken; nächst
Köln die meisten Fabriken wohlriechender Wasser.
Der Haupthandel geschieht auf der Elbe und Hamburger Eisenbahn-
1595,58 Kilom. = 215,1 g. M. Eisenbahn (1872)
1.) Der Regierungs=Bezirk Potsdam nebst der Stadt Berlin
mit 1.002,368 und 826.341 Bewohnern, der westlichste Theil
der Provinz, etwa so groß wie die Provence, oder die Lombardei,
oder der Peleponnes. - 179,3 O.=M. sind Frucht=, 64,9 O.=M.
Gras=, 109,6 O.=M. Holztragende, 22 O.=M. fast ertraglose
Fläche. - 754,31 Kilom. = 101,7 g. M. Eisenbahn (1872) -
Ende 1871 gab es im Regierungs=Bezirk Potsdam 1.818.400
Deutsche und 40.563 Juden. - 34.650 bildeten die Militär=
Bevölkerung. Von den Bewohnern waren 1.189.215 städtische
und 639.494 ländliche. Der Regierungs=Bezirk (ohne Berlin)
enthält
164,7 g. O.=M. Acker, 102,7 O.=M. Wald ( davon 44,3
Staats= und königl. Forste ) 38,0 O.=M. Wiesen.
27,7 O.=M. Waide, 18,7 O.=M. Wege und Wasser, ,5 O.=M.
Gärten, 0,66 O.=M. Torfstiche, Steinbrüche u.s.w.
Unter dem Kammergerichte zu Berlin stehen: das Stadtgericht
ebenda und 13 Kreisgerichte. Haupt=Zoll=Aemter sind zu
Berlin, Gransee, Warnow, Wittenberge; Haupt=Steuer=Aemter
zu Berlin, Brandenburg, Potsdam, Prenzlow, Zossen, Kottbus,
Krossen, Frankfurt, Landsberg an der Warte, Lübben. -
Der Bezirk ist in 16 Kreise getheilt. Fast 6 O.=M. sind
Staats=Domänen, welche jährlich über 400.000 Thlr.
Überschuß abwerfen; fast 38 O.=M. Staats=Forsten, die
über 525.000 Thlr. abwerfen.
a) Mittelmark
Berlin am 1. Dezember 1871 mit 826.341, am letzten August 1873
mit 909.580 Bewohnern in 178.159 Haushaltungen; davon waren
Ende 1871 : 417.432 männlichen und 408.909 weiblichen
Geschlechtes; 732.617 evangelischen, 51.722 katholischen
Glaubens, 2099 Dissidenten, 34 anderen Glaubens,
36.015 Israeliten; 826.341 Cicilbewohner und 21.448 Militär;
ferner 7575 Adlige. - 1872 sind 35.500 geboren, 1 auf 23,5
im Durchschnitt täglich 95 ( 419 Zwillings= und 8 Drillings=
Geburten ); und zwar ehelich 15.944 Knaben und 14.846 Mädchen,
unehelich 2402 Knaben und 2308 Mädchen, so daß auf sieben
Geburten 1 unehelich ist. 30482 Kinder wurden getauft.
Es fanden 11.481 Trauungen statt; davon ergaben 1002 gemischte
Ehen, namentlich von katholischen Männern mit evangelischen
Frauen.
Gestorben sind 28.101, also 1 auf 39; davon über 20.500
an inneren Krankheiten, und über 11.000 Kinder im ersten
Lebensjahre. Von den 200 Selbstmördern starben 84 durch
Erhängen, 40 durch Ertränken, 41 durch Erschießen,
30 durch Gift, 3 durch Verbluten, 2 durch Sturz; von den
303 Verunglückten sind 69 Übergefahren, 32 ertrunken,
17 an Brandwunden gestorben, 11 durch Kohlendampf erstickt
u.s.w. -
1872 sind 88.326 männliche und 28.350 weibliche Personen
in Summa 129.854 zugezogen, und 57.697 männliche und
28.350 weibliche, zusammen 86.047 Personen fortgezogen.
Zugang also 43.807. -
1871 120.087 alleinstehende männliche und 20.215 weibliche
Personen, zusammen 140.302 zugezogen, und 17.111 fortgezogen;
Zugang also 123.191. -
Es waren vorhanden 1007 Geisteskranke, 493 Taubstumme, 602 Blinde. -
1871 wurden 3646 Verbrecher zur Strafe eingebracht. 392
Verbrecher von 12 - 18 Jahren sind in Strafhaft gewesen.
Die Straflisten enthalten gegen 33.000 bestrafte Personen;
gegen 5000 Diebstähle sind im Laufe eines Jahres angezeigt worden.-
Berlin hatte 1871: 46.034 weibliche Dienstboten und 105.072
Arbeiterinnen. - Die Zahl der unter regelmässiger ärztlicher
Controlle stehende Prostituirten betrug zu Ende 1872 :
1733; durch Polizeihilfe eingebracht wurden 17.106; dazu
Sistirte 8785, Summa 25.891, so daß durchschnittlich auf jeden
Tag 70 kommen.
Berlin enthält 23.184 Morgen oder 1 1/19 O.=M. (altes und neues
Weichbild) davon kommen 3334 Morgen auf Straßen und Plätze,
4306 auf Gebäude 14.006 auf Höfe und Gärten, 718 auf Wasser-
flächen, 820 auf den Thiergarten; außerdem sind 9520 M
AckerbodenDer wirklich bebaute Flächenraum mit Einschluß des
hineingeschobenen Thiergartens begreift 10.300 Morgen oder 2/5
O.=M. Das ganze Weichbild hat 4 g. M. Umfang; Die Entfernung des
Stralauer Thores vom Neuen Thore beträgt 17.250 Pr. F. , etwa 1/2 M. -
Auf den bebauten Flächen standen schon 1850 über 8700 Häuser;
in den letzten zehn Jahren (1840 - 1850) waren 372 hinzugekommen,
davon waren über 180 königliche Gebäude. -
Berlin hat 517 Straßen und Gassen, 61 öffentliche Plätze und
Märkte (11 mit Parkanlagen versehen) 54 Brücken, 60 Kirchen
(eigentlich 36 Kirchen und 24 Kapellen) in 29 Kirchspielen; ferner
12 Anstalts-Kirchen und 6 Personalgemeinden; 16 Hospitäler und
21 Krankenhäuser; 22 Theater. -
Nach den 18 Stadtteilen hat :
Berlin............................. 888 Grundstücke mit 30.935 Bewohnern
Alt=Köln ........................ 501 " " 16.475 "
Friedrichswerder.............. 264 " " 8.761 "
Dorotheenstadt................ 498 " " 18.818 "
Friedrichstadt................ 1643 " " 75.557 "
" außerhalb................. 668 " " 25.535 "
Schöneberger Revier........ 493 " " 22.524 "
Tempelhofer Revier.......... 495 " " 30.335 "
Trans=Luisenstadt........... 751 " " 50.271 "
Neu=Köln........................ 166 " " 7.125 "
Stralauer Revier A ........... 648 " " 40.905 "
" " B ................. 708 " " 68.018 "
Rosenthaler Vorstadt ...... 904 " " 46.177 "
Oranienburger Vorstadt ... 904 " " 68.136 "
Friedrich=Wilhelmstadt ... 275 " " 18.878 "
Moabit ........................... 244 " " 13.533 "
Wedding ........................ 734 " " 25.323 "
Berlin hatte in Jahre 1726 : 94.419 Einwohner, 1760 : 140.625
1817 : 188.485 1825 : 220.277
1840 : 331.900
Im Jahre 1855 : 419.241 Einw., 9116 bebaute Grundstücke,
85.474 Wohnungen. 9.522.260 Thlr. Miethswerth
1860 : 496.042 Einw. 9870 bebaute Grundstücke,
99.728 Wohnungen
1861 : 524.945 Einw. 11.620 bebaute Grundstücke,
11.048 Wohnungen
1864 : 610.103 Einw. 13.777 bebaute Grundstücke
139.356 Wohnungen, 19.116.021 Miethswerth
1872 : 826.341 Einw. 14.829 bebaute Grundstücke,
173.603 Wohnungen, 29.383.000 Miethswerth
Der Magistrat besteht aus 36 Mitgliedern, incl. Oberbürgermeister
Bürgermeister und Stadtkämmerer, 16 besoldeten und 17 unbesoldeten
Stadträthen. Derselbe bildet eine Behörde von 46 Directionen,
Deputationen, Curatorien und Commissionen. Das Gesammt=Personal
der Communal=Beamten besteht aus 2300 Personen, worunter 108
Stadtverordnete, 200 Bezirks=Vorsteher und ebensoviele Stellver=
treter, 116 Armen=Commissions=Vorstehern, 140 Servis=Verordneten
53 Rathsmaurer=, Zimmermeister und Stadtwachtmeister. Die Stadt
ist in 210 Bezirke getheilt, jeder mit einem Bezirks=Vorsteher
und einem Schiedsmanne aus der Reihe der Bürger, sowie in 116
Armen=Commissionen, jede mit einem Vorsteher und einem Armen=Arzte.
Terrain und Fluß. Der Spreespiegel am Oberbaume am S.O.=Ende der
Stadt liegt 100,3 P. F. über dem Meere; der am Unterbaume 96,3
P. F.; der Fluß hat also innerhalb der Stadt 4,1 F. Gefälle.
Der obere Theil des Stromes bis zu dem Mühlendamm, welcher die
älteste Überbrückung ist, hat eine mittlere Breite von 420 F.
und ein fast horizontales Bett, von den Mühlen abwärts erhält es
bei 160 F. Br., kaum einige Zoll Neigung; also fällt es bei den
Mühlen um fast 4 F.. Die Tiefe im Oberwasser ist 8-10 F.;
in den beiden Armen, in welche sich der Fluß in der Stadt theilt,
6-7 F. Im Unterwasser 12-14 F. Der 0=Punkt des Pegels an der
Fischerbrücke ist 15,274 Toisen oder91,44 P.F. = 25,7 m
( 94,85 Pr. F. ) über dem Amsterdamer Pegel; also ist die
Spreefläche am Unterbaum 5, Oberbaum 9 F. über demselben. -
Die Mitte des Straßendammes differirt in der Höhe über dem
Nullpunkt: von 8 1/2 F. (zwischen Charité und Unterbaum) bis zu
28 F. (am Königsthore, den höchsten Punkte); Die Behrenstraße
und die S.W. Theile der Friedrich=Wilhelm=Stadt liegen 6 - 7 F.
über dem Spreespiegel; auch die dem Strome anliegenden Straßen
haben 5 - 9 F. Höhe. Der Potsdamer Bahnhof hat 115,7 = 37,6 m.,
der Hamburger Bahnhof 113,44 F. = 36,8 m. Höhe. Eine Strecke
derStadt am N.O.=Rande, zwischen dem Rosenthaler= und
Frankfurter Thore liegt hoch; die ganze übrige Stadt hat 5-15 F.
Höhe, im Durchschnitt 9 bis 10 F. Höhe über dem Wasserspiegel. -
Die Unterlage der Friedrichstadt, des Kupfergrabens, der
Besselstraße, des Belle=Alliance=Platzes bildet in 12-15 F.
Tiefe ein 5 F. (auch 70-100 F.) mächtiges thonartiges Torflager,
das zu 1/5 bis 2/3 aus kieselhaltigen Infusorien besteht.
Im Norden der Stadt tritt das Lehmplateau der Mark als
Windmühlenberg dicht an die Stadt, zwischen dem Prenzlauer= und
Landsberger Thore sogar in die Stadt hinein; vor dem Landsberger=,
Königs=, Prenzlauer= und Schönhauser=Thore sind die Chausseen
darein eingeschnitten. Ebenso im S. vor dem Halleschen Thore, wo
sich am Rande des Lehmplateaus der 208 F. = 65,3 m. hohe
(108,5 rel. Höhe)Tempelhofer= oder Kreuzberg erhebt.
Im S. und W. durchziehen das Stadtgebiet :
1) Der Schiffahrts=Kanal,von der Spree bei ihrem Eintritte
in die Stadt abgezweigt und 1,4 M. weit bis Charlottenburg
wieder an die Spree reichend.
2) Der 2 Kilom. lange Luisenstädtische Kanal, seit 1851, von der
Schillingsbrücke durch das ehemalige Köpenicker=Feld zum
Kohlen=Ufer reichend.
3) Der 1,6 M. lange Spandauer Kanal von der Alsenbrücke und dem
Saatwinkel in die Havel führend. - Der Boden der Umgebung ist
nur nach NW. und SO. schlecht, sonst fast überall schwarz,
schwer und fruchtbar.
Theile der Stadt :
Der an der Spree gelegene Theil der Altstadt, der Molkenmarkt und
Umgebung, nebst dem gegenüber gelegenen Theile des alten Cöln ist
der älteste; das flache Ufer derSpree reichte anfangs bis zur
Poststraße. Die alten Orte to dem Berlin und Colne müssen schon in
der Wendenzeit, lange vor 1220 vorhanden gewesen sein; 1244 wird
Berlin zuerst genannt, 1237 Cöln. 1658 wurde es von einem
Festungsgraben umzogen, welcher noch jetzt von der Stralauer Brücke
bis zur Herkulesbrücke geht; es ward durch die sich kreuzende
Königs= und Spandauer=Straße in 4 Viertel getheilt. Cöln (der
Fischmarkt und die Fischerstraße sind die ältesten Theile) ist
eine Insel, gebildet durch einen von der Spree abgehenden Arm,
welcher von der Waisenbrücke abwärts Friedrichsgraben, von der
Jungfernbrücke abwärts Schleusengraben, von der eisernen Brücke
abwärts Kupfergraben heißt. Der alte Festungsgraben, ebenfalls von
der Waisenbrücke bis zum Kupfergraben führend, bildet eine zweite
Insel, von welcher der Werder einen Theil ausmacht. Außer Berlin,
Cöln und dem seit 1658 zur Stadt gehörenden Friedrichs=Werder sind
besondere Theile der ummauerten Stadt: die Dorotheen oder Neustadt,
seit 1673 bebaut; das Stralauer=Revier, etwa seit 1705 angebaut;
die Königs=Stadt, etwa seit 1693 bebaut; das Spandauer Revier, seit
1691 angebaut; die Luisenstadt, etwa seit 1660 bebaut; die
Friedrichstadt, seit 1694 bebaut, namentlich um 1730; Neu=Cöln,
seit 1681 bebaut, die Friedrich=Wilhelmstadt, seit 1828 benannt;
die Friedrichs=Vorstadt, seit 1838 angelegt, 1724 zuerst angebaut
mit der Meierei Hofjäger. Seit 1861 gehören dazu: die 6 Weddings=
Bezirke nebst dem Gesundbrunnen, Alt= und Neu=Moabit, das
Lützower=Feld, Alt=Schöneberg, der Tempelhofer=Berg, die
Hasenhaide und Deutsch=Rixdorf. Das Haus Spandauer Str. 49 ist das
älteste Privathaus Berlins, 1380 gebaut. Vor den Thoren erstrecken
sich die ehemaligen Vorstädte weit hin, namentlich im N. die
Rosenthaler oder das Voigt=Land, 1752 angelegt, und die
Oranienburger oder der Wedding.
Straßen und Plätze :
(Angaben in Rheinländischen Fußen zu 0,3138 Meter)
Berlin hat wenig enge und winklige Straßen, erscheint daher
auch als eine der schönsten und freundlichsten Städte
Europas; die größern und neuern sind alle 50, selbst 60 F.
breit. Die längste der Straßen ist die große Friedrichstraße,
von N. nach S. etwa 8500 F. lang oder über 1/3 M.;
die Köpenicker=Straße hat 6500 F. die Linienstr. 6240 F.,
die Wilhelmstraße 5300 F., die Leipziger Straße 4000 F.,
die Markgrafenstraße 3800 F., die neue Friedrichstraße
3740 F., die Dresdener Straße 3700 F., die Charlottenstraße
3600 F., die Blumenstraße 3500 F., die große Frankfurter
Straße 3400 F.,die Lindenstraße 3100 F., die neue Wilhelm=
Straße 3100 F.,die Promenade unter den Linden 3500 F.
(vom Dom bis zum Brandenburger Thore 5300 F.),
der Schiffbauer=Damm 2820 F., die Mühlenstraße 2780 F.,
die Oranienburger Straße 2700 F., die Behrenstraße 2500 F.,
die alte Jakobstraße 2460 F., die neue Königstraße 2400 F.,
die Mauerstraße 2400 F., die Jägerstraße 2350 F.,
die Königstraße 2340 F., die Zimmerstraße 2330 F.,
die Klosterstraße 2200 F., die Alexanderstraße 2200 F.,
der Weidendamm 2160 F., die Kochstraße 2000 F. -
259 Straßen sind vollständig, 104 theilweise mit Granitbahnen
belegt, die schon eine Länge von 28 1/2 M. haben.
Die Gesammtlänge aller Straßen ist 36 M. -
Der größte Platz ist der Gendarmen=Markt, 480 F. breit und
1000 F. lang, 22 1/4 Mrgn. groß; ihn schmücken 2 Kirchen und
das Schauspielhaus. Vor dem letzteren steht das von Begas
modellirte Schiller=Denkmal. Der Lustgarten umfaßt vom
Graben bis zum Dom und vom Museum bis zum Schloß 19 Mrgn.,
er mißt 580 und 710 F.
Der Platz vor der neuen Wache, von der Schloßbrücke bis zu
den Linden, hat 10 Mrgn.; der Dönhoffsche Platz 9,2 Mrgn.,
der Wilhelmplatz 8 Mrgn. (550 und 310 F.); der Schloßplatz
6,8 Mrgn., der Pariser Platz am Brandenburger Thore 5 Mrgn.
Vom Dome bis zum Brandenburger Thore ist ein Raum von 59 Mrgn.
von Gebäuden frei; an ihm steht ein großer Theil der
bedeutendsten Gebäude, so daß er schwerlich irgend anderswo
seines Gleichen hat. -
1) Der Lustgarten,
ursprünglich ein zum Schlosse gehörender Küchengarten,
später ein Paradeplatz, ist seit 1828 einer der
zierlichsten und freundlichsten Plätze mit Bäumen, Rasen
und Blumen geschmückt, in der Mitte mit einer Reiterstatue
Friedrich Wilhelms III. von A. Wolff, am 16. Juni 1871
enthüllt, davor 2 Springbrunnen, die eine Dampfmaschine
treibt. Vor dem Museum steht eine Granitschale, 22 F. im
Durchmesser, 1500 Ctr. schwer, aus dem Markgrafenstein
gearbeitet, einem Geschiebe, das auf Rauenschen Bergen
gelegen hat. -
2) Der Wilhelmsplatz, der im Zietenplatz eine Fortsetzung hat,
liegt vor dem Palais des Prinzen Karl und ist mit Bosquets
und Blumenpartien verziert; rings umher stehen die
Erzstatuen der Feldherren Friedrichs des Großen:
Leopold von Anhalt=Dessau, Zieten, Schwerin, Winterfeld,
Keith und Seydlitz. -
3) Auch der runde Belle=Alliance=Platz oder das Rondeel, 550 F.
im Durchmesser, am Halleschen Thore, ist mit Rasen und
Bosquets geziert; in der Mitte erhebt sich auf einem Marmor=
Sockel, den eine Bassinrinne umgibt, eine 22 F. hohe
Granitsäule (Friedenssäule) mit weißem Marmorkapitäl, auf
welchem eine erzene Victoria=Statue (von Rauch) steht,
im Ganzen 60 F. hoch. -
4) Auch der Leipziger Platz am Potsdamer=Thore ist mit
umgitterten Rasenplätzen, von schönen Linden überschattet,
bedeckt. Darauf die colossale Erzbildsäule des Grafen
von Brandenburg, von Hagen. Ebenso der Platz am neuen
Thore und der Platz neben dem Opernhause. -
Fünf Plätze schmücken fließende Brunnen, welche von der
Wasserleitung gespeist werden: den Dönhoffschen,
den Hausvogtei=Platz, den Alexander=Platz, den neuen
Markt, den Belle=Alliance=Platz; an ersterem steht neben
dem Brunnen ein 1730 errichteter Obelisk, von welchem man
ehemals die Zählung der Meilen begann, wie jetzt vom
Posthofe ab. -
Von anderen Plätzen ist noch der Monbijou=Platz wegen des
kleinen königlichen Palais Monbijou mit einem dahinter
liegenden Garten zu nennen. -
Die besuchteste und schönste Straße in Berlin ist die
150 F. breite Promenade unter den Linden, der Länge nach
mit 4 Reihen von Bäumen, zum Theile Linden, besetzt, und
im mittleren Theile von Barrieren eingefaßt; große und
schöne Gebäude, zum Theil Palais, zum Theil prächtige
Läden, gewahrt man zu beiden Seiten. Am Ost=Ende der
Promenade steht das Denkmal Friedrich II, von Rauch,
1851 beendet. Es ist 43 F. hoch, die Figur 18 F.; letztere
wiegt 280 Ctr., der Sockel 600 Ctr.; seine Seiten bedecken
8 Bas=Reliefs und unter diesen stehen die Gruppen der
Generale und Staatsmänner aus Friedrichs Zeit in Haut=Relief
und Lebensgröße. - An den 4 Ecken befinden sich oben die 4
Cardinal=Tugenden, unterhalb (zu Pferde) Prinz Heinrich von
Preußen, General v. Zieten, Herzog Ferdinand v. Braunschweig
und General v. Seidlitz. Das Ganze ruht auf einem
Granitsockel. Es ist eins der größten und vollendetsten
Denkmäler, welche es gibt. -
An demselben Platze stehen seit 1823 zu Seiten der neuen
Wache die Marmor=Statuen Scharnhorsts, und Bülows,
von Dennewitz (von Rauch) , 8 F. hohe Statuen auf 10 F. hohen
Postamenten. -
Gegenüber links vom Opernhause, von Rauch gefertigt:
Die bronze Statuen von Blücher, 11 F. hoch, auf 13 F. hohem
Fußgestell seit 1826; links und rechts daneben seit 1855,
die von York und Gneisenau, kleiner als erstere. -
Das schönste der Thore ist das Brandenburger, welches zum
Thiergarten führt. Säulen von 44 F. Höhe und 5 1/2 F.
Durchmesser lassen 2 schmalere und in der Mitte eine 18
breite Durchfahrt. Oben prangt eine Victoria in der
Quadriga (mit 4 Pferden), die 12 F. hoch sind, aus Kupfer
getrieben. Das Thor ist 97 1/2 F. breit (mit den daneben=
stehenden Wacht und Steuer=Gebäuden doppelt so breit),
64 F. hoch, mit der 16 F. hohen Victoria 80 F.; es ist nach
dem Muster der inneren Portike an den Propyläen der
Akropolis von Athen (welche indes nur 58 F. Lge. hat, mit
Säulen von fast 27 F. Höhe), 1793 von Langhans gebaut. -
Vor demselben, neben dem Thiergarten, liegt der große
Königsplatz, in dessen Mitte das Siegesdenkmal sich
erhebt; auf einer runden Terrasse als Unterbau aus 8 Stufen
von schlesichem Granit, von 160 F. Durchmesser, steht ein
quadratischer Unterbau von 62 F. Läng und Breite und 28 F.
Höhe und darauf eine runde Säulenhalle von gleicher Höhe;
aus dem Dache derselben erhebt sich die Säule, auf welcher
die 31 F. hohe Victoria von Drake steht. Die gesammte Höhe
des Denkmals beträgt 194,3 F. Sockel und Säulenhalle
bestehen aus schwedischem Granit. An jeder der 4 Seiten
des Unterbaues befindet sich ein 41 F. langes und 6 1/2 F.
hohes Broncerelief. Das von Strack entworfene Denkmal ist
binnen 4 Jahren ausgeführt und soll 600.000 Thlr. gekostet
haben.
Brücken. Unter den Brücken ist die Schloßbrücke, 1822 bis 1824
an Stelle der hölzernen Hundebrücke, nach Schinkel massiv
gebaut, die schönste. Sie ist 156 F. lang, 104 F. breit.
Auf 8 colossalen Granitblöcken erheben sich marmorne Piedestale,
welche 8 Gruppen aus carrarischem Marmor tragen: Nike, Pallas,
Iris, den preußischen Krieger erziehend und leitend. -
Die Lange= oder Kurfürstenbrücke, ebenfalls an Stelle einer
hölzernen, 1692 bis 95 aus Sandstein gebaut, ist 130 F. lang
und 36 F. breit; ihre Mitte ziert das meisterhafte, etwa 27 F.
hohe eherne Reiterstandbild des großen Kurfürsten Friedrich
Wilhelm, 1703 nach Schlüters Modell gegossen; an jeder Ecke des
Sockels liegt die Gestalt eines gefesselten Kriegers. -
Die schöne Alsenbrücke ist ein neuer Bau vom Königsplatze nach
dem Humboldts=Hafen. -
Von den übrigen Brücken ist die Friedrichsbrücke 220 F. lang,
die Marschallsbrücke 190 F. lang, die Weidendammer=Brücke 177 F.
lang, 34 F. breit, die Königsbrücke 150 F. lang, 50 F. breit;
die meisten übrigen sind kurz.
Paläste und öffentliche Gebäude.
Das königl. Schloß ist ein längliches Viereck mit 4 Höfen
von 1832 F. Umfang, dessen größere Seiten 560 F. lang
(nach dem Schloßplatze), mit 2 Portalen versehen, und
535 3/4 F. lang (nach dem Lustgarten) ebenfalls mit 2
Portalen; die Seite nach der Schloßfreiheit hat 373 2/3 F.
Lge., und über ihr und ihrem schönen, mächtigen Portale
erhebt sich die 1845 begonnene, 225 F. hohe Kuppel über der
im Inneren 125 F. hohen und 86 F. im Durchmesser haltenden
prachtvollen Schloßkapelle. Das Schloß ist 101 F. hoch,
umschließt 2 große und 2 kleine Höfe und enthält nahe an
600 Säle und Zimmer. Die Wasserseite 362 F. lang, ist der
älteste Theil und zeigt noch alterthümlichen Charakter.
Bis 1451 bewohnten die Kurfürsten das sogen. Hohe Haus, das
jetzige Lagerhaus in der Klosterstraße; 1443 legte Friedrich II.
am 31. Juli selbst den Grundstein zur "Burg in Cöln an der
Spree", die er 1451 bezog. 1538 ließ Joachim II. durch
Kaspar Theiß die Außenwerke fortnehmen, und baute 1539 den
am Schloßplatze gelegenen Theil, der durch einen verdeckten
Gang vom 2. Portale mit dem Dome in Verbindung stand, welcher
sich vor der Stechbahn erhob und 1747 abgebrochen ward; er
gehörte zum Kloster der schwarzen Mönche (seit 1469 das
Neue Domstift) ebendort. König Friedrich I. ließ durch Schlüter,
darauf zum Theil durch den Schweden Eosander von Göthe, die
verschiedenen Theile zu einem Ganzen zusammenfügen. Der Theil
am Lustgarten wurde 1699 erbaut, so wie der an der Schloßfreiheit
(v. Eosander v. Göthe). 1716 ließ Friedrich Wilhelm I. das
Ganze vollenden, wie es jetzt ist. -
An der Wasserseite stößt daran die 1598 erbaute Schloß=Apotheke.
Längs der Fronte am Lustgarten läuft (seit 1845) eine
vorspringende Terrasse mit Blumen=Anlagen; an ihrem Rande stehen
vor dem einen Portal 2 Pferdebändiger von Cloth, aus Petersburg,
an der Ecke eine Granitsäule mit einem Adler; auf dem Schloßhofe
die Reiterstatue des Ritters St. Georg, den Drachen tödtend,
von Kiß. - Die Gemächer des Schlosses sind reich an Kunstwerken
und Merkwürdigkeiten, namentlich die 205 F. lange und 24 F.
breite Gemälde=Gallerie und die 6 altdeutschen Kammern; sie, so
wie der Ritter= oder Thronsaal, das Rothe=Adlerzimmer, das
Schwarze=Adlerzimmer gehören zu den Prunkgemächern. Der größte
Saal ist der Weiße Saal, 105 F. lang, 51 F. breit, 41 F. hoch,
einfach und doch prachtvoll; er ist kostbar verziert durch
Marmor=Statuen der 12 Hohenzollerschen Kurfürsten, der 8 alten
Provinzen Preußens in symbolischen Figuren, Bas=Reliefs u.s.w.
Von hier führt ein Treppenhaus zur neuen Schloßkapelle, die 1853
eingeweiht ward; Die Kuppel hat im Innern 125 F. Höhe und 86 F.
im Durchmesser; 24 Seitenfenster geben das Licht, Abends 15
Candelaber mit 7015 Flammen. Elegante Sessel gewähren Platz für
700 Personen. Fußboden und Wände bestehen aus kostbaren
Marmor=Arten und zahlreiche Malereien schmücken das gaze Innere.
Eine eiserne Treppe von 195 Stufen führt hinab. - Unter den
übrigen 11 königlichen Palais sind die des Königs (mit 195 F.
langer Front), des Kronprinzen und des Prinzen Albrecht die
hervorstechendsten. -
Die königliche Reit=Akademie und der Marstall in der Breiten
Straße sind großentheils 1665 - 70 gebaut. -
Die ehemalige kurfürstliche Residenz, das Lagerhaus in der
Klosterstraße, in welchem schon 1415 Friedrich I. von
Hohenzollern gehuldigt ward, diente eine Zeit lang, 1713 bis
1806, als Lagerhaus für Wolle zu Militär=Bekleidungen, und seine
Räume enthalten jetzt die Militär=Kasse, das Ministerial=Archiv,
das Ober=Tribunal für die Rheinprovinz, das Aichungs=Amt,
Steuer=Amt u.s.w. -
Auch die Palais der verschiedenen Ministerien sind ansehliche
Gebäude. - Ansonsten sind zu nennen: Das Kammergericht oder
Collegienhaus, 1734 erbaut; das Stadtgericht, 1856 bedeutend
vergrößert (unter demselben stehen auch die Kämmerei=Dörfer
Lichtenberg, Mariendorf, Marienfelde, Reineckendorf, Rixdorf,
Stralow und Woltersdorf); das Polizei=Präsidium (neben der
Stadtvogtei oder dem Gefängnisse, das an die Spree grenzt),
mit 6 Abtheilungen: 1) Polizeiverwaltung und Beaufsichtigung
öffentlicher Institute und gewerblicher Anlagen. Sanitätspolizei
und Prüfung der Bauhandwerker. 2) Gewerbe=Polizei. Straßen und
Strompolizei. Oeffentliches Fuhrwesen. 3) Bau=Abtheilung.
4) Criminal=Abtheilung. 5) Paß= und Fremden=Wesen.
6) Abtheilung für Übertretung und Polizei=Anwaltschaft. -
Die Schutzmannschaft hat 6 Bezirkshauptmannschaften und 6
Bezirkswachen. Die Stadt ist in 50 Polizei=Reviere und
4 Land=Polizei=Reviere eingetheilt (Schöneberg, Pankow,
Lichtenberg, Rixdorf) Andere Gefängnisse sind:
Das Arbeitshaus, die Hausvogtei, das ehemalige Schuldgefängnis
und das für weibliche Gefangene; das für kleine Vergehen;
das Zellen=Gefängnis und das Neue große Staatsgefängnis beim
Plötzensee. -
Die Commandantur; 17 bedeutende Kasernen, von denen
hervorzuheben sind : die der Garde=Ulanen bei Moabit, des
2. Garde=Regiments in der Karlsstraße, der Garde=Dragoner
vor dem Halleschen Thore, des Garde=Reserve=Infanterie=
Regiment auf der Chausseestraße, des Kaiser Franz Regiments
bei der Hasenhaide; das Invalidenhaus, auf 600 Mann berechnet,
mit einer Kirche und einer katholischen Kapelle, einem
Kirchhofe (Scharnhorsts schönes Grabdenkmal); davor als
National=Krieger=Denkmal zum Andenken der 1848 Gefallenen
eine hohle, innen mit einer Treppe versehene 120 F. hohe
Säule auf 15 F. hohem Granit=Postament (1854 eingeweiht);
auf der Höhe, die eine schöne Aussicht gewährt, ein 6 1/2 F.
hoher Adler, von 25 F. Flügelweite. - Unfern der Hamburger
Bahnhof; weiterhin das Zellengefängnis, für 800 Gefangene,
mit 508 Isolierzellen, von einer Mauer umgeben; auf dem Hofe
das Hochgericht. Das Ganze ist prächtig eingerichtet. -
Die Arillerie= und Ingenieur=Schule, 1791 gestiftet, von
Schinkel gebaut; die Artillerie=Werkstatt; zwischen dem
Zeughause und der Neuen Wache steht unter Bäumen zwischen
2 französischen Mörsern, die zur Beschießung von Cadiz
gegossen waren, eine große Lübecker Kanone, eine sogen.
Karthaune, von den Franzosen 1806 aus Lübeck mit fortgenommen.-
Die Hauptbank; Die Hauptverwaltung der Staatsschulden und die
Seehandlung; die Staatsdruckerei, in welcher 40 Pressen mit
dem Drucke von Papiergeld u.s.w. beschäftigt sind; Die Münze;
die Post; das Reichs=Post=Gebäude; das statistische Büreau
und das meteorologische Institut; die einer Burg ähnelnden
königlichen Mühlen am Mühlendamm. - Eine neue prächtige Börse
und ein Rathhaus hat Berlin in den letzten Jahren erhalten. -
Das Festungs=Modell=Haus, worin auch die 1815 aus dem Invaliden
Hotel von Paris mitgebrachten Modelle von 17 französischen
Festungen; das medicinisch=chirurgische Friedrich=Wilhelms=
Institut oder die chirurgische Pepinière, seit 1826 in der
Großen Friedrichstraße; die medicinisch=chirurgische Akademie
für das Militär. - Das Zeughaus, eins der schönsten Gebäude
Berlins, mit 4 Seiten, jede von 290 F. Lge. und 19 Fenster
Front, 1695 nach Nerings Plan begonnen, 1706 beendet, mit
Schlüterschen Bildhauer=Arbeiten verziert; das Innere
(417 O.=Ruthen) besteht aus 2 Räumen unten (gewölbt, mit 64
Pfeilern) für 180 Kanonen und Mörser, oben (28 F. hoch, 75 F.
breit, 276 F. lang) für 150.000 Handwaffen; die Wände sind
mit Waffen, Fahnen und Siegestrophäen geschmückt; eine 11 F.
hohe bronzefarbene Statue von Blücher und eine auserlesene
Sammlung von Waffen aller Zeiten befinden sich darin. -
Die Neue oder Königswache ist von Schinkel 1818 nach der
Idee eines alten Castrums gebaut. - Die Allgemeine
Kriegsschule, jetzt die Kriegs=Akademie, für die Ausbildung
der Officiere; das Cadetten=Haus, ein sehr geräumiges
Etablissement, nebst dazugehörenden Nachbarhäusern
(Dasselbe wird jetzt nach Lichterfelde verlegt). -
Von anderen bedeutenden Gebäuden verdienen Erwähnung :
Das Kammergericht, das Stadtgericht, das Abgeordnetenhaus,
das Herrenhaus, das Neue Berliner Rathhaus (ein Viereck
von 305 P.F. = 99 m Lge. und 270 P.F. = 87,7 m Br., mit
einem258 P.F. = 83,8 m. hohen Thurme) von Wäsemann, auf
einer Basis von grauem Granit (Grund und Boden 6.093.330 Thlr.,
Baukosten 227.980 Thlr.); die Neue Börse, von Hitzig, mit
einem 220 F. hohen Saale; die Actienbrauerei Tivoli; die
Passage unter den Linden.
Kirchen.
Die Dom= oder Schloßkirche, am Lustgarten, ist einer
Residenz wie Berlin wenig entsprechend; sie ist 230 F. lang,
134 F. breit, im Innern mit 28 korithischen Säulen geziert;
1741 ward sie von Friedrich II. erbaut, 1817 von Schinkel
verschönert. Darin stehene metallene Sarkophage von Jahann
Cicero und Joachim I. (v. Vischer um 1540 in Nürnberg
gegossen), vom großen Kurfürsten und Friedrich I. unterhalb
ist die Königsgruft. - Berlin hat 46 Kirchen und 3 Synagogen.
Eine der ältesten ist die Nikolaikirche, schon 1202 erwähnt,
1223 schon renovirt; sie ist 171 F. lang, 73 F. breit,
49 F. hoch und hat nach Abzug der Pfeiler 11.543 O.=F. Raum.
Der Thurm hat 335,8 P. F. Höhe. - Die älteste ist die
Klosterkirche, ehemals zu einem Franziskaner=Kloster gehörig
(der letzte Mönch starb 1574), in welchem sich jetzt das
Berlinische Gymnasium zum grauen Kloster befindet. Sie ward
1290 erbaut, 1844 zierlich wiederhergestellt; sie ist 166 1/2 F.
lang, 66 F. breit (alle 2 Schiffe) und 50 3/4 F. hoch;
das Seitenschiff 25 F. hoch. - Die St. Marienkirche wird schon
1292 erwähnt; sie ist (nach dem amtlichen Kirchenanzeiger)
167 2/3 F. lang, mit der Vorhalle 245 F. lang, 67 F. breit
(oder 207 F. lang und 97 F. breit, nach Fidicin), und 55 F.
hoch; die Spitze des Thurmes ist 282,6 P.F. hoch(Tausstein
von 1437). -
Die Garnisonskirche, 1722 eingeweiht, ist 177 F. lang. 90 F.
breit, die größte Kirche Berlins. - Die Petrikirche, gothisch,
1853 eingeweiht, ist 138 F. lang, 46 F. breit, im Querschiff
110 F. lang, 86 1/2 F. hoch, die Gewölbe von 48 F. Spannung;
der Thurm, 307 F. hoch, trägt eine 107 F. hohe eiserne Spitze
und ist der höchste Berlins. - Die Friedrichs=Werdersche=Kirche,
von Schinkel 1821 bis 30 gebaut, gothisch, ist 199 F. lang,
63 F. breit und 86 F. hoch; sie hat zwei 137 F. hohe Thürme. -
Die Neue= und Französische Kirche, beide auf dem Gendarmenmarkt,
einander ganz gleich, sind 1708 vollendet. Für den Unterbau hat
die ehemalige Kirche zu Charenton, für den Thurm haben die
Kirchen auf der Piazza del Popolo zu Rom als Muster gedient.
Beide Bauten sind harmonische, stattliche, welche wesentlich
zur Zierde des Platzes beitragen. Auf einem 4eckigen Unterbau
von 74 F. Höhe, mit korinthischen Säulen geschmückt, erhebt sich
der 156 F. hohe Dom, dessen Kuppel von korithischen Säulen
getragen wird. Die ganze Höhe ist 230 F. An jedem Dom ist eine
höchst geschmacklose Kirche angeklebt. - Die Dreifaltigkeits=
und Böhmische=Kirche, beide in der Mauerstraße, einander ganz
ähnlich, sind 1737 erbaut; Die Mauer ist 62, die Kuppel 54,
die Laterne mit dem Knopf 48 F. hoch. das Ganze 164 F. hoch. -
Die St. Markus=Kirche, 1855 eingeweiht, hat eine 155 F. hohe
Kuppel und daneben einen viereckigen, 190 F. hohen Thurm. -
Die gothische St. Bartholomäus=Kirche, am Königsthore, ist 1858
beendet und eine der schönsten (215 F. hoher Thurm). -
Die Thomaskirche am Mariannen=Platze, 1868 von Adler, mit
Kuppel und 2 vornstehenden Thürmen; und die Zionskirche vor dem
Rosenthaler Thore, gothisch, durchbrochen, 1869 von Orth,
gehören zu den schönsten Kirchen Berlins. -
Katholische sind die St. Hedwigskirche, hinter dem Opernhause,
ist 1747 erbaut (1773 eingeweiht), nach dem Muster des Pantheon
zu Rom; die Kuppel tragen 24 korinthische Säulen; das Portal
zieren 6 Säulen. Die Kirche ist 114,7 P.F. hoch. -
Die St. Michaelis=Kirche auf dem Köpeniker Felde ist eine der
hübschesten der Stadt; die Kuppel hat 150 F. Höhe. -
Die neue prächtige Synagoge (1866), im maurisch=
byzantinischen Stile, im Innern 143 F. lang, 126 F. breit und
87 F. hoch, wird von einer mehr als 160 F. hohen, zum Teil
vergoldeten Kuppel überragt. -
Der Thurm der Sophien=Kirche hat 22, der der Parochialkirche 194,
der der Georgenkirche 118,5, der der Waisenhauskirche 116 F. Höhe. -
In 4 Kirchen wird französisch gepredigt; eine derselben; in der
Commandantenstraße heißt die Wallonen=Kirche; englisch wird im
Monbijou=Palais und in der Kapalle in der Junkerstraße gepredigt. -
Griechischer Gottesdienst wird im Russischen=Gesandtschafts=Hotel
gehalten. Herrnhuter, Baptisten, Irvingianer haben ihre besonderen
Versammlungsorte. - Vor den Thoren Berlins liegen 30 Kirchhöfe.
Gebäude und Institute für wohlthätige u.s.w. Zwecke.
Die Charité oder das allgemeine Krankenhaus wurde 1785 erbaut,
seitdem aber vielfach verändert und erweitert; es können darin
1260 Kranke aufgenommen werden. Alles Äußerliche an diesem Institute
ist musterhaft, ja prächtig. - Das Diakonissenhaus Bethanien auf dem
Köpeniker=Felde, mit Kirche, Seitengebäuden und Gartenanlagen 25
Morgen bedeckend, ist 1847 eingeweiht, im byzantinischen Stile
gebaut, der Eingang mit 2 spitzen Thürmchen versehen. 60 Diakonissen
können hier nach Art der barmherzigen Schwestern 350 Kranke
verpflegen. - Das allgemeine Städtische Krankenhaus im Friedrichshain,
1870 bis 73 erbaut, auf 40 Mrgn., 14 Gebäude, für 600 Kranke mit
durchgeführtem Pavillon=Systeme. - Das Jüdische Krankenhaus für
60 bis 70 Kranke. - Bethesda, Frauen=Siechen=Haus bei Moabit. -
Städtische Irren=Anstalt, für 450 Personen (außerdem 6 Privat=
Irren=Anstalten). - Elisabeth=Krankenhaus, Diakonissinnen=Anstalt
für 120 weibliche Personen. - St. Lazarus=Krankenhaus, für 147
unheilbare Kranke. - Das St. Hedwigs=Krankenhaus, gothisch, von 1854,
nimmt 300 Kranke auf. -Augusta=Hospital, mit 8 verschiedenen
Stiftungen, verpflegt 444 Personen; das französische=, das Gesinde=,
das St. Georgs=Hospital; das St. Gertraud=Hospital, mit 200 Stellen,
ein schönes Gebäude. - das große Friedrichs=Waisenhaus, zum Theil
in Rummelsburg, mit 580 Waisen und 2700 Kostkindern. Außerdem
10 Waisenhäuser. - 3 Wasserheil=Anstalten, 2 orthopädische Institute,
ein königl. Taubstummen=, ein Blinden=Institut, 9 Badeanstalten,
7 Fluß=Bade=Anstalten, 2 Wasch= und Bad=Anstalten nach dem Muster der
Londoner.
Gebäude für wissenschaftliche, Kunst- und Unterrichts=Zwecke.
Die Akademie der Wissenschaften, 1700 gestiftet, hat ihren Sitz
in einem 1822 neu ausgeführtem Gebäude unter den Linden, in
welchem sich auch die Akademie der Künste befindet, welche 1699
gestiftet, 1790 aber umgestaltet wurde. Dazu gehörig ist die
neue Sternwarte, am S.=Ende der Charlotten=Straße. -
Die Friedrich=Wilhelms=Universität, 1810 eröffnet, hat eins der
bedeutendsten Palais Berlins, dem Opernhause gegenüber,
1754 bis 64 von Boumann sen. für Friedrich II. Bruder, den
Prinzen Heinrich, erbaut, und 1844 gründlich renovirt; es ist ein
3 Stock hohes Hauptgebäude von 492 Pr. F. Lge., mit 2 ebenso
großen, vorspringenden Seitenflügeln von etwa 150 F. Lge.;
der Platz dazwischen ist mit Bosquets geziert.
Theologische Fakultät mit 11 Professoren und 5 Docenten
Juristische Fakultät mit 13 Professoren und 3 Docenten
Medizinische Fakultät mit 25 Professoren und 38 Docenten
Philisophische mit 62 Professoren und 22 Docenten u.5 Lectoren
Darin befindet sich ein ausgezeichnetes Museum für vergleichende
Anatomie; eins der reichsten Zoologischen Museen, in der
Abtheilung der Vögel unübertroffen, in 13 Sälen; ein Mineralien=
Kabinett in 6 Sälen, das christliche Museum, das Herbarium.
Dahinter liegt ein kleiner botanischer Garten neben dem sogen.
Kastanienwäldchen, hinter welchem die kolossale Büste von Hegel
steht. Zur Universität gehören noch, in anderen Gebäuden befindlich:
ein Physikalisches Kabinett, chemisches Laboratorium, eine
pharmacologische Sammlung, eine Bibliothek von 250.000 Bänden,
ein chirurgisches augenärztliches Clinicum, ein Clinicum, ein
clinisches Institut für Geburtshilfe, ein anatomisches Theater,
eine Unterrichts=Anstalt für Staatsarzneikunde, ein theologisches
und ein philosophisches Seminar, der botanische Garten in Schöneberg
u.s.w. - Bibliothek, neben dem Opernhause befindlich, in einem wenig
geschmackvollen Gebäude, 1776 von Boumann jun. gebaut; das 2te
Geschoß bildete sonst ein Saal von 258 F. Lge. und 56 F. Br.,
durch 10 korinthische Säulen gestützt, oben von einer Galerie
umgeben. Sie hat 710.000 Bände und etwa 15.000 Manuskripte. -
Die Bau=Akademie, 1835 von Schinkel gebaut, aus rothen Backsteinen,
hat 4 Stockwerke, und ist ein Quadrat von 180 F. Seitenlänge.
Darin das Beuth=Schinkel=Museum. Vor derselben stehen die Statuen
von Thaer, Beuth und Schinkel. -
Die Thier=Arznei=Schule mit Anatomie=Gebäude, botanischem Garten,
Laboratorium, Apotheke und großem Garten und Park. -
Die Gewerbe=Akademie, 1820 erbaut, hat Sammlungen von Maschinen=
Modellen, Gips=Abgüssen u.s.w. -
Das Landwirthschaftliche Lehr=Institut und das landwirthschaftliche
Museum. -
Das Gewerbe Museum. - Die Luisenstitung, von 1811, zur Erziehung
junger Mädchen bestimmt.
Berlin hatte 1872
134 öffentliche Anstalten mit 1334 Klassen, besucht von 64.632
Zöglingen (37.938 Knaben, 26.694 Mädchen)
94 Privatschulen mit 726 Klassen, besucht von 29.659 Zöglingen
(11.757 Knaben, 17.757 Mädchen)
1 jüdische Schule mit 21 Klassen, besucht von 984 Zöglingen
(621 Knaben, 363 Mädchen)
232 Schulen in Summa, mit 2085 Klassen, besucht von 95.275 Zöglingen
(50.316 Knaben, 44.959 Mädchen); 7,6 % über 14, 92,3 % unter
14 Jahren.
Berlin hat
10 Gymnasien, 138 Klassen mit 5073 Schülern; 6 sind städtisch
10 Real= und Gewerbeschulen, 143 Klassen mit 5770 Schülern; 8 sind
städtisch.
3 Seminare für gelehrte Schulen, Stadtschulen und Lehrerinnen.
4 höhere Töchterschulen, 54 Klassen mit 2522 Schülern; 2 sind
städtisch.
2 höhere städtische Bürgerschulen, 4 städtische Fortbildungs=
Anstalten, 5 städtische Stiftungsschulen, 3 Handelsschulen.
81 städtische Gemeindeschulen; 892 Klassen mit 47.326 Schülern
(25.363 Knaben und 22.260 Mädchen).
29 Schulen unter Aufsicht von Kirchen, Vereinen u.s.w.; 110
Klassen mit 3644 Schülern (1732 Knaben und 1912 Mädchen)
7 priviligirte höhere Knaben= und 32 priviligirte höhere
Töchterschulen; 25 Mittel= und Elementartöchterschulen.
9 priviligirte Schulen für beide Geschlechter.
Es bestanden 13 Volksbibliotheken (54.015 Bände) benutzt von
12.838 Lesern; 34 Kindergärten. Zugleich sei erwähnt, daß in
Berlin erschienen: 1846 etwa 30 Zeitschriften; 1872 etwa 295
periodische Zeitschriften (außeramtliche); es gab 428 Buch=
handlungen, dabei 196 Verlagshandlungen, 88 Kunsthandlungen,
26 Musikhandlungen; 150 Druckereien, 272 lithographische
Anstalten, 18 Schriftgießereien, 1100 Buchbindermeister und
176 Papierhandlungen.
1872 erschienen an Zeitschriften: 36 amtliche, 46 politischen
und socialen Inhalts, 207 für Wissenschaft, Kunst, Handel und
Gewerbe, 24 für religiöse und kirchliche Angelegenheiten,
18 Unterhaltungsschriften.
Das Museum, am Lustgarten, auf Pfählen stehend, ist 1828 von
Schinkel gebaut, ein Viereck von 276 1/4 F. Lge. und 179 1/3
F. Br., 61 F. hoch. Eine 91 F. breite Treppe von 21 Stufen
führt zur Vorhalle, von 18 Säulen, die 40 F. hoch sind, gebildet,
und 21 F. tief. Die Fresco=Bilder der Vorhalle, in welcher die
Statuen von Rauch (von Drake), von Schinkel (vonTieck und Wittich),
von Schadow (von Hagen) und von Winkelmann (von Wichmann), stehen,
sind nach Schinkels Entwürfen gemalt; sie stellen die Kultur=
geschichte der Menschheit dar. In der 72 F. hohen, 67 F. im
Durchmesser haltenden Rotunde, mit einer von 20 korinthischen
Säulen getragenen Gallerie, sowie in dem ganzen Untergeschoß
befinden sich die Skulpturen, und zwar im: Götter= und
Heroensaal, im Kaisersaal, im etruskischen Saal, im mittelalter=
lichen Saal (mehr als 700 Nrn.). Im oberen Geschosse befindet sich
in 37 Gemächern die Gemälde=Gallerie, für Geschichte und
Entwicklung der Malerei von Anfang bis zur höchsten Blüte
vielleicht die ausgezeichnetste, nicht so bedeutend durch große
Meisterwerke. Im Souterrain des Antiquarium, bestehend aus
Gemmen, 5000 Cameen, 90.000 Münzen und Medaillen, 300 antiken
Erz=Arbeiten, Wandgemälden und Mosaiken, und über 2000 Vasen
und Thongefässen, in 3 Zimmern. -
Mit diesem Gebäude durch einen Bogengang verbunden ist das Neue
Museum, durch die innere Ausschmückung das prächtigste Gebäude
Berlins und eins der schönsten Museen der Welt, 337 F. lang,
128 F. breit, 75 F. hoch, mit einem weiten Vorplatz, welchen
eine Doppel=Colonnade abgrenzt. In der Mitte liegt das 100 F.
hohe Treppenhaus mit Kaulbachs Fresken (240 F. lang, 28 F. hoch),
6 Haupt= und 16 Zwischenbilder, welche zu den bedeutendsten
Gemälden der neueren Zeit gehören. Im ersten Stockwerk befindet
sich das ägyptische Museum, von wenigen ähnlichen übertroffen,
5 Räume; die nordischen und vaterländischen Aterthümer; das
ethnographische Kabinett, in 3 Sälen. Im oberen Stockwerke
stehen: die Gips=Abgüsse der berühmtesten Skulpturen aller Zeiten
in einem griechischen Saale, einem Zwischengemache, einem Apollo=
Saale, einem Kuppelsaale, einem Riobidensaale, einer Zwischenhalle,
einem Römischen Saale, einem mittelalterlichen und einem modernen
Saale. Im dritten Stockwerke enthalten 3 Säle das Kupferstich=
Kabinet, mehr als 1/2 Mill. , nebst 20.000 Handzeichnungen u.s.w.
und 3 Säle die Kunstkammer: einer für gemaltes Porcellan, einer für
geschnitzte Holz= und Elfenbeinsachen, Modelle von Bauwerken u.s.w.,
und einer für historische Merkwürdigkeiten. -
Nebem dem Neuen Museum erhebt sich das schöne Gebäude des
National=Museums, in welchem die ehemalige Wagnersche Sammlung Platz
finden wird. -
Das Beuth=Schinkel=Museum in der Bau=Akademie. -
Von Privat=Gemälde=Sammlungen verdient die Ravenésche Erwähnung;
von Bedeutung ist ferner Graf Racynskis Gallerie in einem besonderen
Gebäude am Exercierplatz vor dem Brandenburger Thore. -
Die Sing=Akademie hinter der neuen Wache bildet ein Viereck von
140 F. Lge. und 60 F. Br., 1826 erbaut; der Saal darin hat 84 F. Lge.,
42 F. Breite und 31 1/2 F. Höhe. -
Das Opernhaus gegenüber der Universität, nach dem Brande von 1848
neu aufgebaut, ist 265 F. lang, 103 F. breit, 73 F. hoch; das Innere
für 1800 Personen Platz bietend, gehört zu den schönsten in Europa.
Ein Concertsaal in demselben hat 100 F. Läng, 50 F. Breite und 30 F.
Höhe. -
Das Schauspielhaus, mitten auf dem Gendarmen=Markte, wurde 1819 bis 21
von Schinkel gebaut. Es ist 245 F. lang, da mittlere Hauptgebäude
160 F. tief, 120 F. hoch; die Seitenflügel haben 115 F. Höhe. An der
Vorderseite befindet sich eine 85 F. breite Treppe von 27 Stufen,
welche zu einem Peristyl von 6 ionischen Säulen führt. Es hat 3
Ränge und faßt an 1500 Zuschauer. Der große Concertsaal, 56 F. lang,
44 F. breit und 43 F. hoch, faßt ebensoviel. -
Das Friedrich Wilhelmstädtische Theater, 1600 Personen. Das Victoria=
Theater faßt 1400 Personen. -
Wallners Theater, 1400 Personen. -
Das Vorstädtische Theater, 1600 Personen, 4 Circus; der von Renz hat
120 F. im Durchmesser, in der Mitte 64 F. Höhe, hat Raum für 3000
Personen und Stallung für 64 Pferde.
Unter den Vergnügungs=Lokalen ist vor allen Krolls Etablissement
auf dem Exercierplatz zu nennen; es ist 1852 nach einem Brande
neu ausgebaut. Das Gebäude ist 366 F. lang, bis 95 F. breit und
hat 2 massive Thürme von 120 F. Höhe. Die Räume fassen 5000
Personen; der Königs=Saal ist 100 F. lang, 78 F. breit, 40 F.
hoch und hat Raum für 2000 Couverts. In demselben befindet sich
dauernd eine Bühne, im Sommer in dem dazugehörenden Garten, wo
Tages Theater stattfindet.
Eine englische Wasserleitungs=Anstalt, seit 1853, mit einem Druck
und Pumpwerk 1680 Pferdekraft (4 Maschinen zu 170, 4 zu 250
Pferdekraft) führt das in 5 Bassins von 388 F. Lge., 88 F. Breite,
9 F. Tiefe filtrirte Spreewasser durch die Stadt in 7400 Häuser;
dabei ein Vorrats=Reservoir 352 F. lang, 210 F. breit, 9 F. tief;
alle vor dem Stralower Thore gelegen, wo die Maschinen das Wasser
aus der Spree hinschaffen, und von wo sie es nach dem Windmühlen=
Berge, im N. der Stadt hinaufpumpen. Von dort ergießt es sich durch
alle Stadttheile mit Hülfe von 24,5 M. (?) Röhren. Auf dem
Windmühlenberge befindet sich ein kreisrundes Bassin, von 100 F.
Durchmesser, 18 F. tief, dessen Spiegel 96 F. über dem Nullpunkte
der Spree liegt. Über diesem Bassinspiegel erhebt sich ein 100 F.
hoher Wasserthurm. -
2 englische und 4 städtische Gas=Anstalten versorgen die Stadt mit
Gas. Es sind vorhanden 8397 öffentliche und 363.027 Privatflammen
und 450 Petroleum=Laternen. 1872 im 1. Quartal wurden producirt
16 2/3 Mill. Cub.=Meter Gas. -
7 Normal=Uhren mit Kabel=Leitung von der Sternwarte aus. -
13 Volksküchen. - Der 1871 eröffnete Viehmarkt und die Schlachthäuser
einer Actien=Gesellschaft gehörig, liegt im N. der Stadt, am Südrande
des Humboldthains. Er bedeckt etwa 80 Mrgn., deren Hälfte bereits
von 33 zum Theil sehr ausgedehnten Gebäuden, Hallen und einem
Bahnhofe eingenommen und von mehreren Straßen durchschnitten wird.
Von der Ackerstraße gelangt man zum großen Verwaltungsgebäude mit
Telegraphen=Polizei=Büreau u.s.w. und einem großen sehr schönen
Börsensaal von 179 f. Länge und 40 F. Breite, an welchen 30 Comtoire
der Viehgroßhändler,Restauration u.s.w. stoßen. Rechts vom Hauptportal
liegen die beiden 565 F. langen und und 70 F. tiefen Verkaufshallen
für 20.000 Stück Schafe, neben welchen noch in offenen Hallen 15.000
Hammel Platz finden. In der Nähe südlich sind die großartigen
gewölbten Schafställe, eine Front von 566 F. einnehmend, wie wohl
schönere nirgends vorhanden sind. Am Giebel=Ende derselben steht das
Stationsgebäude der zur Station Gesundbrunnen führenden Eisenbahn.
Auf 3 Perrons können hier 150 Wagen zugleich ausgeladen werden. -
Auf der nahe gelegenen Wasserstation werden dann sofort die Wagen
(52 zugleich) mit 76,6 Grad heißem Wasser gespült und desinficirt.
Bei den weit ausgedehnten Schweineställen und Hallen vorüber
gelangt man zu den Schlachthäusern, und zwar zunächst zum Rindvieh=
Schlachthause, das 269 F. Lge. und 95 F. Tiefe hat und von einer
hohen Halle durchzogen wird, an deren beiden Seiten die 50
Schlachtkammern liegen, welche außer mit Gas= und Wasserleitung
mit den vorzüglichsten und zweckmäßigsten Einrichtungen zur
Tödtung u.s.w. versehen sind. Zwei andere noch größere Schlacht=
Häuser werden noch nicht benutzt, weil die Berliner Schlächter
meist in ihren 700 eigenen engen und dunklen Schlachthäusern noch
dem alten Schlendrian fröhnen. Hier ist das Polizei=Schlachthaus,
wo jedes vom Thierarzte als krank erklärte Stück Vieh hingebracht
und von einem Polizei=Schlachtmeister geschlachtet oder zum Abdecker
befördert wird.- Im Ganzen sind vorhanden 4 Rindviehställe,
4 Schlachthäuser; ferner die Kaldaunenwäsche, die Talgschmelze,
das Verwaltungsgebäude, die Hefftersche Albumin=Fabrik, eine
im größten Maßstabe angelegte Malzdarre, welche 45.000 Ctr. Malz
im Jahre fabricirt, riesige Keller unter den Schlachthäusern mit
einer Gesammtfläche von mehr als einem preußischen Morgen
( 28.000 O.-Fuß), zahlreiche offene Viehstände und Buchten, ein
Maschinenhaus mit einem 158 F. tiefen Brunnen für eine separate
Wasserleitung, ein Hotel mit 100 Zimmern, ein Restaurations=Gebäude
und diverse Wirthschaftsgebäude. Sonach ist hier ein Etablissement
gegründet, welches zu den großartigsten seiner Art gehört. -
Die überall herrschende Reinlichkeit und Ordnung, die comfortable
und praktische Einrichtung sind neu und einzig in ihrer Art.
Schon jetzt ist hier der Mittelpunkt des deutschen Viehhandels. -
1872 gingen hier ein: 59.000 Ochsen, 47.000 Kühe, 94.000 Kälber,
470.000 Schafe, 541.000 Schweine; Montags kommen an: 1000 bis
3000 Rinder, 3 bis 8000 Schweine, 600 bis 1500 Kälber,
3 bis 30.000 Hammel, und es herrscht dann hier ein lebendiges
Treiben von 4 bis 6000 Menschen.
Wohlthätigkeits=Institute.
1872 beliefen sich die Kosten der Armen=Verwaltung auf
1.296.442 Thlr., wovon durch Einnahmen 215.442 Thlr. gedeckt
wurden; es blieben also 1.080.938 Thlr. In die verschiedenen
Krankenhäuser wurden, zu einem Bestande von 1526 Kranken, 16.381
Communal=Kranke aufgenommen, welche 201.187 Thlr. erforderten.
In den Siechenhäusern und Hospitälern wurden 1433 Kranke
verpflegt; die 535 im Friedrich=Wilhelms=Hospital erforderten
35.341 Thlr. - 422 Irre. - Durchschnittlich wurden täglich
3297 Kinder verpflegt, unter einem Aufwande von 161.852 Thlrn.
Durchschnittlich wurden im Arbeitshause und im Gefängnisse zu
Rummelsburg täglich 738 Personen verpflegt, unter einem Aufwande
von 137.107 Thlrn. - 1957 Almosenempfänger bezogen 26.723 Thlr.
Das Vermögen sämtlicher Kassen und Anstalten für das Armenwesen
belief sich auf 1.487.49 Thlr.- Es gibt mehr als 60 Wohltätigkeits=
Anstalten und Vereine.
Berlin hat 65 Gasthöfe erster, 15 zweiter und 26 dritter Klasse,
74 Hotels garnies. - 3650 Droschken und 133 Omnibus, so wie
260 Thorwagen und 130 Pferde=Eisenbahnwagen (3 Pferdeeisenbahnen)
so wie 14 Dampfboote erleichtern den Verkehr innerhalb der Stadt
und mit der Umgegend. - Täglich sind 18.500 Arbeits= und 1300
Dienstpferde in Bewegung; 2200 Hunde= und 1200 Bauernwagen passiren
zweimal die Thore. - Die Brücke der Königstadt passirten binnen
9 Stunden 1700 Wagen. - Die 8 Bahnhöfe sind durch eine Verbindungs=
bahn in Zusammenhang gebracht. - 67 Eisenbahn=Personenzüge gehen
täglich aus und ebensoviel treffen ein. Man rechnet den täglichen
Zu= und Abgang von Fremden zu 30.000, wovon etwa 1/3 auf den
Eisenbahnverkehr kommen. - Es gibt 20 offene Märkte, welche
täglich im Durchschnitt von 2700 Händlern bezogen werden. -
Von musterhafter Einrichtung ist die, nur etwas kostspielige
(149.314 Thlr., für 1858) Feuerwehr, 2 Direktoren, 4 Brandmeistern,
50 Ober=Feuerwehr=Männern, 196 Feuermännern, 480 Spritzenmännern,
5 Inspektionen und 7 Feuerwehrdepots. Damit verbunden ist die
Abtheilung für die Straßen=Reinigung.
Im S. liegt jetzt in der Stadt ein Fichtengehölz, die sogenannte
Hasenhaide, mit militärischen Schießständen, Sommer=Wohnungen
und Vergnügungs= und Bierlokalen. Darin die Bildsäule Jahn´s.
Westlich davon auf dem Kreuz= oder Tempelhofer=Berge, 208 F. hoch,
an welchem 2 große Brauereien baierischen Biers liegen, erhebt
sich, zwischen der Stadt und dem Dorf Tempelhof (schon 1290
erwähnt, bis 1435 den Tempelherrn gehörig, mit 834 E.,
Posamentier= und Wollwarenfabrikation), das 60 1/4 F. hohe eiserne
National=Denkmal, zum Andenken der in den Freiheitskriegen
Gefallenen. 1818 wurde der Grundstein zu dieser gothischen Spitzsäule
gelegt, welche von Schinkel entworfen ist; 12 Statuen in Nischen
repräsentieren die 12 Hauptschlachten. Das Ganze, fast 2300 Ctr.
schwer steht auf einer Erhöhung, zu welcher 4 Stufen führen.
Zugleich gewährt dieser Punkt eine der hübschesten Aussichten auf
die Stadt. - 1/2 Stunde von dem Potsdamer Thore entfernt liegt das
ehemalige Dorf Schöneberg; Dort befindet sich der botanische
Garten, 43 Morgen groß. Er enthält 31 Gewächshaus=Abtheilungen
und seit 1856 ein 170 F. langes, 60 F. breites Palmenhaus, aus
Eisen und Glas gebaut. Auch zahlreiche Sommer=Wohnungen sind hier.
Im W. der Stadt liegt der 820 Morgen große Thiergarten, 3/4 Stunde
lang, 1/4 Stunde breit, mit schönen Baum= und Blumenpartien, auch
künstlich hergestellten Wasserflächen; Die Chaussee nach
Charlottenburg theilt in eine nördliche und eine südliche Hälfte.
Ehemals, als er noch bis zur Schloßbrücke und dem Gendarmen=Markt
reichte, enthielt er Wild. Längs seiner S.=Seite zieht sich eine
Reihe geschmackvoller, zum Theil prächtiger Villen, mit Gärten
und einzelnen Springbrunnen, hin. Im S.=Theile steht seit 1849
die Marmor=Statue Friedrich Wilhelms III. auf 18 F. hohem
Postament, nahe der sogenannten Luiseninsel. An das W.=Ende schließt
sich der 86 Morgen große zoologische Garten, ein lieblicher Park;
Den Stamm der reichen Menagerie bilden die ehemals auf der Pfauen=
Insel gehaltenen Thiere. (Das Aquarium befindet sich unter den
Linden) - Im Norden schließt sich an den Thiergarten der königliche
Garten und Park Bellevue; in dem ansehlichen Schlosse befindet sich
in 3 Zimmern eine Gemälde=Gallerie neuerer Meister. -
Im NO. dehnt sich dicht an der Stadt der 1840 angelegte 157 Morgen
83 O.=R. große Friedrichshain aus, im N. der 137 Morgen 150 O.=R.
große Humboldt=Hain, im S. der Park vor dem schlesichen Thore. -
Der Stadttheil im N. (Wedding genannt), ist in neuerer Zeit der
Hauptsitz der Maschinenbauerei und Eisengießerei, wie die
Wöhlertschen, Ehelschen, Borsigschen etc. Etablissements; letzteres
dicht am Thore, 1837 gegründet hat (1874) 1480 Arbeiter, 11
Dampfmaschinen von 212 Pferdekraft und consumirt jährlich 2 Mill.
Kil. Roheisen, 6.150.000 Kil. Schmiedeeisen und Bleche; es hat bis
1874: 3134 Stück Locomotiven geliefert. Dazu gehört die Maschinen=
Fabrik in Moabit an der Spree, mit 530 Arbeitern und 5 Dampfmaschinen
von 58 Pferdekraft; sie consumirt jährlich 1 3/4 Mill. Kil. Roheisen
und 2.300.000 Kil. Schmiedeeisen und Bleche, und liefert Betriebs=
und Arbeitsmaschinen für verschiedene Industriezweige. Ferner das
Eisenwerk in Alt=Moabit, hat 90 Arbeiter an den Oefen und 700 in den
Werkstätten, 15 Dampfmaschinen von 270 Pferdekraft, 25 Dampfhämmer,
14 Dampfkessel, 3 Puddelöfen, 5 Schweißöfen, 9 Wärmöfen; letzteres
consumirt zur Fabrikation von Preß= und Schmiedestücken aus Stahl
und Eisen 1.851.200 Kil. Roheisen, 1.075.250 Kil. Schrott= (Abfall)
Eisen zur Fabrikation von Locomotivkesseln, 1.498.800 Kil. Eisen=
und Stahlbleche und 360.950 Kupferbleche. Borsigs große Eisen=
und Kohlenbergwerke, Roheisen= und Gußwaaren=Produktion nebst
Schmiedeeisen und Stahlfabrikation befindet sich in Borsig=Werk
in Ober=Schlesien.
Handel und Fabriken.
Berlins Fabrikation und Handel ist sehr bedeutend. Letzterer
wird durch den 1852 vollendeten, 11 Kil. langen neuen Schiffahrts=
und den 2 Kil. langen Luisenstädtischen Canal nicht wenig gehoben;
1872 gingen 34.908 Fahrzeuge ein, 33.902 gingen aus, 6314
hindurch; an Flößen gingen ein: 61.623, aus: 34.967, hindurch 28.083.
Seit 1858 ist auch der neue Spandauer=Schiffahrtscanal, 12 Kil.
lang, welcher von Spandau längs der Jungfernhaide nach Berlin führt,
eröffnet worden. Ihn passirten 1871: 17.292 Fahrzeuge; es gingen ein:
11.948 Fahrzeuge, und aus: 5344; an Flößen gingen ein: 53.543, aus
63. An Schleusengebühren wurden 16.691 Thlr. erhoben. -
Die bedeutendsten Gegenstände des Handels sind: Getreide, Spiritus
(22 Spritfabriken mit 44 Apparaten können täglich 80.000 Quart
rectificiren, wovon 20.000 Quart am Orte consumirt werden), Vieh,
Butter und Schmalz, Oel und Fettwaaren, Holz, Eisen, Blei, Zink,
Colonial= Farbe= und Droguen=Waaren, Zucker, Wein (die Einfuhr
französischer Weine ist in starker Abnahme; 1856 wurden 22.000 Ctr.
verzollt), Tabak, Papier, Möbel, Leder, Speigel, kurze Waaren,
Leinenwaaren, Wolle und Tuche, Kleidungsstücke, Teppiche,
Seidenwaaren, Kattune. Von eigenthümlicher Bedeutung ist der Handel
mit Stickmustern (für einen großen Theil der Welt), Stickereien,
Stickwolle, Goldrahmen= und Leisten, Pepeterien und Portefeuille=
Waaren (deren Fabrikation an 5000 Personen beschäftigt);
Neusilberwaaren, Gummiwaaren, künstlichen Blumen, Bürsten, Schirmen,
Lederwaaren und namentlich Portemonnais, Brieftaschen, Cigarrentaschen
e.t.c. ( vielleicht am bedeutendsten in Deutschland). -
Die Zahl der glänzenden Läden und Verkaufslokale ist groß; das
großartigste und bedeutendste (für Damen=Toilette e.t.c.) ist das von
Gerson. - Berlin ist eine des bedeutendsten Industristädte, und es
leben mehr als die Hälfte der Bewohner von der Industrie. Man zählt
(nach Kapp) über 30.000 Maschinenbau=Arbeiter; die Hütten=Prduction
( an 6 Mill. Thlr.) beschäftigt über 1000 Arbeiter, die Manufactur
über 18.000 Arbeiter, die Metallwaaren=Fabrik 9000, die Fabrik von
Verzehrungs=Gegenständen 4000, die Strumpfwaaren=Fabrik 15.000,
die Confection (für 10 Mill. Thlr.) 6000 Arbeiter. Besonders blüht
die Fabrikation von: Nähmaschinen, chemischen Producten, Thonwaaren
und Thonröhren, Gummiwaaren, künstlichen Blumen und Hutfedern,
Strumpfwaaren, Confections=Artikeln, Broncewaaren, Neusilberwaaren,
Luxus=Wagen, Luxuspapieren, Lederwaaren, Teppichen, Seidenfärbereien,
Gold= und Silberwaaren, Kunstmöbel, Pianofortes (jährlich 12.000
und 500 Flügel) u.s.w. Ausgezeichnet sind ferner: die Maschinen=
Fabriken und die Eisengießereien, die Fabrik elektrischer Telegraphen,
die mathematischen und meteorologischen Instrumente, die Lampen= und
Lackirwaarenfabriken, die Papisseriewaaren=Manufactur, die Woll= und
Wollgarn=Färberei, die Cigarrenfabriken, die Fabriken landwithschaft=
licher Maschinen, die Shawls= und Tücher=Fabriken, die Druckerei
baumwollener und halbwollener Stoffe, die Posamentirwaaren, die von
Gas= und Wasserleitungs=Gegenständen, die Fabriken von Werkzeugen und
Geräthen, von Bürsten und Pinseln, der Klempnerwaaren, der Brücken=
und Tafelwaagen, der Goldleisten, der künstlichen Mineralwasser,
der Holzstifte für Schuhmacher, der Papiertapeten, der Lichte
(14.000 Ctr.) und Seifen (250.000 Ctr.), der Photograhie=Rahmen, der
Parfümerien, der Oelfarbendrucke, der Marmor= und Alabaster=Waaren,
der Handharmonikas, der eisernen Gartenmöbel, der chirurgischen
Instrumente, der Eisschränke, Korbmöbel, Militär=Effecte, Dachpappen
e.t.c. - Bierbrauereien gibt es 49, fast alle mit Dampfmaschinen
versehen, welche jährlich fast 500.000 Ctr. Malz versteuern
(davon die Tivolibrauerei 70.540 Ctr.) Diese Brauereien mögen mehr
als 5 Mill. Ctr. Eis verbrauchen. -
die 150 Buchdruckereien beschäftigen gegen 400 Schnell=Pressen.
Zu den großen Industrie=Anlagen gehört auch das 1819 gegründete
Heckmannsche Kupfer= und Messingwerk (Filiale in Breslau, im
Oderbruche, in Hamburg und Moskau), mit 400 Arbeitern in Berlin
und 350 in den Filialen, und 4 Dampfmaschinen. 1872 Umsatz von
2.000.000 Thlr. - Ferner die ehemals Schwartzkoppf´sche
Maschinenbau=Anstalt mit etwa 1700 Arbeitern, 8 Dampfmaschinen,
10 Dampfhämmern e.t.c. Die Siemenssche Fabrik physikalischer
Apparate mit 652 Arbeitern.
1872 hat Berlin verbraucht 18.885 Ctr. Weizen, 55.797 Ctr. Roggen,
3106 Ctr. Gerste, 19.122 Ctr. Stärkegries aus Weizen, 16.313 Ctr.
Graupen aus anderen Getreide=Arten, 634.872 Ctr. Weizenmehl,
884.937 Ctr. Roggenmehl, 2176 Weizengebäck, 203.875 Roggengebäck. -
in Summa 1.835977 Ctr. - 1872: 36.172 Ochsen und Stiere, 38.019
Kühe und Fersen, 100.109 Kälber, 230.022 Schweine und Spanferkel,
196.297 Hammel und Lämmer - in Summa 913.123 Ctr. Fleisch. -
1244 Stück Rothwild, 1131 Damwild, 530 Wildschweine, 12.002 Rehe,
184 Frischlinge, 4087 wilde Enten, 166085 Hasen, 19.361 Fasanen,
Birkhühner, 20.000 Gänse e.t.c. Pferde wurden 2965 geschlachtet. -
Es consumirte 1872: 715.471 Cub.=Meter Holz, 311.404 Cub.=Meter
Torf, 11.820.154 Hektoliter Steinkohlen.
Die Einnahmen der Stadt beliefen sich 1871 auf 5.953.096 Thlr.,
die Ausgaben auf ebensoviel. Es belief sich die Schuld auf
8.273.671 Thlr.; Das Capital=Vermögen auf 807.821 Thlr. Der
Budget=Entwurf für 1873 wies 7.416.227 Thlr. nach; dabei Gemeinde=
Einkommensteuer 1 3/4 Mill.; Miethsteuer 1.747.000, Haussteuer
597.400, Mahl= und Schlachtsteuer 1.263.480 Thlr. e.t.c.
Bei der Ausgabe kommen vor: Schulwesen 1.431.886 Thlr., Armen=
Verwaltung 1.257.975, Polizei=Verwaltung 740.301, Verwaltungskosten
670.340, Straßenreinigung 308.382, Pflasterung 639.670,
Beleuchtung 274.448 Thlr. e.t.c.
Rest unter Teil 2
Kommentar