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Zitat:
ja, auch eine Möglichkeit, setzt aber die Mithilfe des "alten Herrn" voraus ... und dann wäre "Geschichtenerzählen" einfacher Gruss Manfred |
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Guten Morgen Manfred,
ja, so ist das im Leben. Der eine will Geschichten erzählen, der andere will Fakten und Belege sehen. |
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Hallo Manfred,
du schreibst: Zitat:
Man darf nicht vergessen, dass er mit seinen jungen Jahren heftige und grausamste Erlebnisse hatte, die man nicht leicht wegstecken kann, wenn überhaupt. Dies hatte er wohl bei seiner freiwilligen Meldung so nicht bedacht... Wir können es uns heute noch nicht einmal annähernd vorstellen, was für Auswirkungen ein Krieg auf Körper und Geist eines Menschen hat. Es ist nicht ausgeschlossen, dass er auch heute noch Albträume hat. Habe schon desöfteren von ehemaligen Soldaten gelesen, dass sie ihre Erlebnisse aus dem Krieg aufgeschrieben haben und sich danach erleichtert fühlten. Schlage ihm dies doch vor. Vielleicht habt ihr ja dann beide etwas davon... Gebe dir nur den Ratschlag, ihn nicht unter Druck zu setzen und ihn zu drängen. Versuche dich in seine Lage zu versetzen. Mein inzwischen verstorbener Vater (*01/1928) ist im April 1944 zum RAD kommandiert worden. Seine Lehre zum Koch hat er kriegsbedingt bereits nach zwei Jahren mit der Gesellenprufung abgeschlossen. Er verplichtete sich beim RAD vor Ablauf der sechsmonatigen Pflichtdienstzeit, auf eine Dienstzeit von 10 Jahren, die nach dem Kriegsdienst fürtgeführt werden sollte. Im Februar 1945 rief der Propagandaminister..., mein Vater gehorchte. Er sah es als seine Pflicht für sein Vaterland an und meldete sich freiwillig. Hätte er es nicht getan, wäre er sowieso eingezogen worden. Es folgten 6 Wochen Grundausbildung in Potsdam und dann ging es mit einem der letzten Transporte im März `45 in die Tschechoslowakei. Dort tobte der Bär. Am 08.05.45 geriet er und die Reste seiner Einheit (76. I.D./Füs.Rgt.230) die nur noch aus einer Kampfgruppe (KG 76) bestand, in der Nähe von Brünn in sowjetisches Gewahrsam. Vom Sammellager in Brünn ging es vorwiegend zu Fuß in Richtung Bessarabien ins Kgf-Lager (7)198 in Kischinew. Dort 43 Monate Gefangenschaft, verbunden mit Hunger, Elend und schwerer Körperlicher Arbeit im Straßenbau und Wiederherstellung der durch Wehrmachtstruppen zerstörten Infrastruktur. Mein Vater hat ebenfalls nicht, bzw. wenig über diese Zeit gesprochen. Ab und zu mal ein paar Kommentare. Z.B. wenn wir als Kinder mal den Teller nicht schafften oder etwas nicht mochten, dann hieß es:"Ihr wißt garnicht was Kohldampf schieben bedeutet, wir haben in der Gefangenschaft Gras gefuttert." Habe alle Informationen zu seinem militärischen Werdegang, nach und nach erhalten. WASt, DRK und FdW. 2 Jahre hat dies gedauert. Und so bin ich zur Familienforschung gekommen. Habe viel über Militärgeschichte des 2.Weltkrieges gelesen und Informationen darüber autodidaktisch angeeignet. Edit: Korrektur Geändert von Belmener Jong (06.11.2013 um 13:54 Uhr) |
#14
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Hallo Freddy,
danke. Viele Grüße |
#15
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Hallo Freddy,
auch von mir vielen Dank für die ausführliche Schilderung. Nein, ich dränge ihn nicht ... aber ich habe auch nicht den Eindruck, dass er etwas Schweres verdrängt. Vor 30-40 Jahren, oder gar noch länger, so erinnere ich mich, erzählte er einmal beim gemeinsamen Arbeiten im Garten spontan einige Minuten von Erlebnissen aus der Kriegszeit ... Erzählungen wie man verrückte Abenteuer erzählt, schmunzelnd von einem "... verrückten Hund" (Mitsoldat, das Wort "Kamerad" kam nicht vor), der mit einem MG oben auf einem Schulhausdach die Gegend unsicher machte, (heute würde man sagen: in Schwarzenegger-Manier), von Russen, die nachts auf der anderen Strassenseite lagen und tagsüber weit weg, von seinem VW-Kübelwagen, der abgestellt zwischen zwei Tigerpanzer bei einer Pause durch Granattreffer zerstört wurde und von Fernmeldekabeltrommel auf dem Rücken und davon, dass der Kommandeur irgendwann befohlen habe, jeder solle zusehen, dass er nach Hause käme ... mehr nicht! Jahrzehnte später, 2012, fragte ich ihn spontan, ob er seine Erkennungsmarke noch habe, er verneinte und verschwand in sein Arbeitszimmer nach oben und kam mit seinen Entlassungspapieren aus Hof in Bayern wieder zurück. Er gab noch ein paar Stichworte wie Stuhlweißenburg und Waffen-SS Wiking, seine Fahrschulausbildung in Prag, die Verletzung am x.März 1945 (taggenau!) usw. Er erzählte von anderen Soldaten ("Burschen"), die auf der Latrine von russischen Scharfschützen am Oberschenkel getroffen wurden, etliche gleichartig, und fragte sich heute (2013), ob "dieser Russe" ihnen vielleicht was Gutes tun wollte, in dem er sie damit - nur -außer Gefecht setzte ... Einige Wochen später wollte ich eigentlich nur meine Recherchen bezgl. "Wiking" und "Stuhlweißenburg" verifizieren und ich bekam als einzige Antwort, dass ihn das alles eigentlich nicht interessieren würde... Dazu muss man sagen, dass mein Vater sich nie groß um andere gekümmert hat, er als Mann niemals Fehler macht, für die Kinder die Mutter da ist und das Essen um 15 Uhr auf dem Tisch zu stehen hatte, heute um 12 Uhr (bewußte Kurzfassung). Und wenn ihm etwas quer ging, sprach er eben wochenlang nicht ... und heute hat er einfach keine Lust, nachzudenken ... wichtig ist und war immer nur, was für ihn wichtig ist, nicht für andere. Aber das ist jetzt, in diesem Teil des Forums m.E. schon etwas sehr OT. Ich möchte nur noch erwähnen, dass ich Kontakt zu seiner jüngeren Schwester und noch jüngeren Bruder aufgenommen habe, die zu diesen, meinen Fragen leider nichts sagen können. Gruss Manfred |
#16
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Hallo Manfred,
dein Vater müsste auch meiner Meinung nach, schon 1943 gemustert worden sein. Normalerweise erfolgte danach die -zu diesem Zeitpunkt noch sechsmonatige- Pflichtdienstzeit beim RAD. Wenn er auf dem SS-Tr.Üb.Pl. "Heidelager" war, müsste er dort vor Dezember `44 (18. Geburtstag) seine Grundausbildung gemacht haben. Wenn man dann noch bedenkt, dass der SS-Trüppenübungsplatz "Heidelager" im Sommer`44 geräumt werden musste, muss dein Vater bereits bis zu diesem Zeitpunkt dort ausgebildet worden sein. Dies schließe ich zumindest aus deinen Angaben. Schließe mich deshalb der Einschätzung von Alex (Henry Jones) an. Hier ein paar Informationen zum SS-Tr.Üb.Pl. "Heidelager": http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/...zeSSDebica.htm Er könnte nach seiner Grundausbildung zur 5. SS-Panzer-Division "Wiking" kommandiert worden sein. Zumindest Einsatzdaten, bzw. Orte scheinen schlüssig. Zur Division ein Zitat aus dem LdW: Zitat:
Quelle LdW: http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/...nSS/5SSPGD.htm In welcher Einheit der Division er verwendet worden sein könnte, kann ich nicht sagen. Zur Fahrschulausbildung in Prag kann ich ebenfalls nichts beisteuern. . Edit: Ergänzung, Nachtrag Geändert von Belmener Jong (07.11.2013 um 08:57 Uhr) |
#17
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Danke Freddy für die ausführliche Darstellung.
Ich denke auch, wenn man alles in Ruhe durchdenkt, dass mein Vater nicht nur die kurze Zeit Soldat war, die mir eine beiläufige Äußerung meiner Mutter suggerierte ... "ach, der Vater war doch nur ein paar Monate Soldat, da war der Krieg doch schon zu Ende..." Einerseits stören mich Lücken - die durchaus jetzt noch geschlossen werden könnten - im Gesamtbild meiner Familienforschung, die ich mehr als Hinterlassenschaft für meine Kinder ansehe denn ausschließlich für mich ... anderseits ist es schlussendlich nicht lebenswichtig, wenn sich nicht alle Daten lückenlos ergänzen. Noch einmal meinen Dank für die Hinweise und Meinungen Manfred |
#18
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Hallo zusammen,
ich möchte das Thema noch einmal hervor holen und anschließen, ohne einen neuen Thread zu eröffnen. Nachdem mein Vater nun verstorben ist und sich in den letzten Monaten keine Gelegenheit mehr ergab bzw. es keinen Sinn machte, weitere Informationen zu erfragen, bin ich nun beim Aufarbeiten seines Nachlasses, auch seiner persönlichen Papiere. Im Anhang zwei eingescannte Papiere, ein Ersatz-Soldbuch und eine Art Ausweispapier, des weiteren fand ich eine Auskunft der WAST, die mein Vater um 1968 anfordert hatte, ich vermute, zur Vervollständigung seiner Rentenpapiere. Zuerst zu dieser WAST-Auskunft: darin wird relativ dürftig "... auf Grund des hier vorliegenden Schriftgutes... bescheinigt, das Datum der ersten Meldung über die Wehrmachtszugehörigkeit mit dem 8.7.1944 und die letzte Meldung mit "4.6.1946 aus der Kriegsgefangenschaft entlassen". (Zitat) Wir weisen darauf hin, dass sich bei der Zentralnachweisstelle in Kornelimünster keine weiteren Aufzeichnungen befinden. (Zitatende) Frage: bedeutet dies, dass über seine Ausbildung im Heidelager, über die Fahrausbildung in Prag, seinen Einsatz als Fahrer, dann als Kabelrollenträger, über seine Verwundung im März 1945 am Plattensee und der letzte Einsatz in Klattau/Tschechien auf einer Strassenkreuzung keine Aufzeichnungen existieren? Dann würde sich eine Anfrage bei der WAST tatsächlich erübrigen. Das Ersatz-Soldbuch, ausgestellt am 15.Mai 1945 ist dahingehend interessant, dass als Grund angegeben wird, das Soldbuch sei bei der Gefangennahme abgenommen worden (Gefangenschaft in/bei Hof in Bayern), das zweite "Ausweispapier" vom 31.Mai 1945 stellt fest, das Soldbuch sei durch tschechische Zivilisten abgenommen worden. Ist der Verlust glaubhaft oder gibt es hier im Forum inzwischen Erkenntnisse über bewusste Verluste von Soldbüchern? Zusammenfassung: zusammen mit weiteren Papieren - mein alter Herr war äußerst sorgfältig, was seine Unterlagen anging und hat praktisch alles mögliche aufbewahrt, wie z.B. seine Schul- und Lehrzeugnisse, Lehrvertrag, Arbeitsverträge, Arbeitszeugnis - ergibt sich inzwischen folgendes Bild: drei Jahre Lehrzeit bis 1.4.1944, ab Anfang Juli 1944 Wehrmachtsangehöriger, (27.12.1944 der 18. Geburtstag) 6. Mai 1945 bis 11. Juni 1946 (13 Mon.) amerikanische Gefangenschaft, Marschbefehl in den sowjetischen Sektor nach Pirna und letztlich Arbeitsaufnahme 1946 in der Heimatstadt Senftenberg N/L. Gruß Manfred |
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heidelager , klattau , stuhlweißenburg |
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