Unterlagen aus Zuchthaus in Sagan/Schlesien bekannt?

[Daniel1808]

Die Suche betrifft das Jahr oder den Zeitraum: 1922
Genaue Orts-/Gebietseingrenzung: Sagan
Konfession der gesuchten Person(en): dt.Reich
Bisher selbst durchgeführte Internet-Recherche (Datenbanken): -
Zur Antwortfindung bereits genutzte Anlaufstellen (Ämter, Archive): -

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Hallo liebe Forschergemeinde,

bei meiner Ahnensuche bin ich bei der 1. Ehe meines Urgroßvaters darauf gestoßen, dass seine 1. Frau Lohnabtreibung betrieben hat und er sich daraufhin hat scheiden lassen. Beide lebten in Halberstadt.
Aber nun bekam ich die Scheidungsunterlagen in meine Hände und stellte fest, dass die 1. Ehefrau mit Strafhaft im Zuchthaus dafür bestraft wurde. Diese war zu der Zeit in Sagan/Schlesien.

Kann mir hier jemand weiterhelfen? Gibt es evtl. Unterlagen die ich irgendwo anfordern kann über den Aufenthalt der 1. Frau?

Viele Grüße

Daniel

[Kleinschmid]

Zunächst: Ich hatte bereits einige Akten über Zuchthausinsassen in den Händen. Oftmals findet sich ein Lebenlauf, in der Regel eine Beschreibung zur Person (wer hat schon immer eine Fotografie seines Vorfahren), wobei dort auch besondere Merkmale (Narben, Tätowierungen) erwähnt werden. Wie man das eben von Fahndungsblättern kennt. Schließlich findet sich meist auch eine Charaktereinschätzung durch den Anstaltsgeistlichen (genußsüchtig, arbeitsscheu usw.) Sowie natürlich ausführliche Angaben zur begangenen Straftat und meist auch eine Auflistung der früheren Verurteilungen. Ich fand auch nähere Angaben zu den Eltern, Geschwistern und eigenen Kindern - also in jedem Fall ist das alles für den Familienforscher von Interesse.

Material über Sagan (poln. Żagan) kann heute eigentlich nur im Grünberger Archiv liegen. Doch da finde ich nichts. Sucht man in allen schlesischen Archiven nach Gefängnissen - also poln. Więzienie - dann läßt sich nachweisen: Breslau, Glatz, Schweidnitz, Brieg (bzw. Ratibor), Tarnowitz u. Kattowitz. Nicht dabei sind bei dieser Suche die kleineren Gefängnisse bei den Amtsgerichten.

Nach meinen Aufzeichnungen hatte der pr. Staat 1838 das Franziskanerkloster in Sagen erworben und dort ein Frauengefängnis für die Insassen aus Jauer und Sonnenburg errichtet. Seit 1865 waren dort zunächst nur noch evangelische Insassen gewesen. Vermutlich nach 1871 dann wieder auch katholische. 1888 saßen dort 335 Frauen ein. Die Schließung sei Anf. Januar 1924 beschlossen und dann 1928 auch durchgeführt worden. Sehr wahrscheinlich - das hatte ich damals nicht weiter recherchiert - kamen die verbliebenen Insassen und vermutlich doch auch das Aktenmaterial nach Jauer. Falls da noch was erhalten blieb, müßte man 'von Hand' in Liegnitz anfragen, denn die Online-Findbücher von dort sind nämlich nicht so gut wie die von Grünberg.

[Daniel1808]

Hallo Kleinschmid,

vielen Dank für deine interessante Information. Das wäre ja ein Wunder wenn sich etwas finden lassen würde.

Hast du denn evtl. eine Mailadresse wo ich mich hin wenden kann um eine Anfrage zu starten? Vielleicht habe ich ja Glück :-)

Viele Grüße

Daniel

[awilde]

Hallo Kleinschmid,

vielen Dank für deine interessante Information. Das wäre ja ein Wunder wenn sich etwas finden lassen würde.

Hast du denn evtl. eine Mailadresse wo ich mich hin wenden kann um eine Anfrage zu starten? Vielleicht habe ich ja Glück :-)

Viele Grüße

Daniel

Hallo Daniel,

hier findest du die Kontaktdaten:

http://www.ap.wroc.pl/de/liegnitz/kontakt

Anfragen sind auch auf deutsch möglich.

Viele Grüße
Andreas

[Kleinschmid]

Vielleicht sollte man zunächst nach den Akten für das Gefängnis in Jauer fragen. Und dann erst, ob bekannt ist, inwieweit dort Unterlagen aus dem um 1928 aufgelassenen Gefängnis in Sagen enthalten sind. Weil bei einer Anfrage nach Sagan das Ganze womöglich nach Grünberg weitergeleitet wird. Ich glaube nicht, daß die Archivare in Liegnitz sofort wissen, wie da die Zusammenhänge früher waren.
Eins noch: Diese Gefängnisse hatten auch eigene Kirchenbücher - falls da mal jemand etwas sucht und in den KB der örtlichen Pfarrei nicht fündig wird.