„Gedanken eines Nachgeborenen“ – von Maria Schulze-Kroiher
„Ewig Gestrige“, hat man Euch genannt.
Seit ich zurückdenken kann,
hab’ ich es mir anhören müssen
das Gerede von „Daheim“.
Dem Unrecht, das man Euch angetan,
dem Hof, der nun zerfällt,
vom Acker, der nicht bestellt.
Von Freunden und Nachbarn
in alle Winde verstreut,
der Glocke, die niemals mehr läut’.
Vom geschändeten Friedhof war die Rede,
von Totschlag, Mord und Brand.
Von Heimweh und Trauer
um das geliebte, verlorene Land.
Heimweh? Warum? Wonach?
Hand aufs Herz: Euch geht’s doch gut!
Ein schönes Haus, ein Auto,
was wollt Ihr in einem Land
in dem der Hof zerfällt,
dem Acker, der nicht bestellt... –
Doch dann kam die Wende,
man durfte es besuchen,
das heißgeliebte Land.
Ich konnte ihr Getue nie versteh’n,
doch ich fuhr mit den Eltern,
jetzt wollt ich es selber seh’n!
Und ich habe viel geseh’n:
Freudentränen, Enttäuschung, Bitterkeit
in den Gesichtern der Besucher
zurückgekehrt, nach einer halben Ewigkeit.
Die Verzweiflung der Mutter, die im Gestrüpp
das Grab ihres Kindes nicht mehr fand,
den Bauer, der suchte und suchte
und doch nicht mehr sagen konnte,
wo der Hof seiner Eltern einst stand.
Ein Apfelbaum, vor Altersschwäche umgefallen,
ein neuer Trieb wächst aus dem dürren Stamm...
In Plastiktüten Heimaterde, ein kleines Bäumchen,
ob es zuhaus im Garten überlebt?
So seh’ ich sie von dannen gehn und plötzlich kann
ich sie versteh’n!
Ich hab’ kein Heimweh,
nach Eurem heißgeliebten Land.
Heimat ist für mich in Bayern,
weil dort meine Wiege stand.
Hier hab ich Nachbarn, meine Freunde, Arbeit,
Brot, alles was ich liebe, ich leide keine Not.
Doch ich hab’ begriffen, Euer Gestern ist
nicht gestern, es ist Heut’
und gilt als Mahnung wohl für alle Zeit!
Und drum hab’ ich mir vorgenommen:
Ich will dafür sorgen, dass es nie
verstummt, das Gerede von „Daheim“.
Dem Unrecht, das man Euch angetan,
dem Hof, der nun zerfällt,
vom Acker, der nicht bestellt.
Von Freunden und Nachbarn
in alle Winde zerstreut,
der Glocke, die niemals mehr läut’...“
Gefunden hier: http://www.namslau-schlesien.de/197_1.pdf und im Heimatbrief Saazerland, den ich allerdings momentan nicht greifbar hab.
Es gibt nicht mehr viele, die ihre Geschichte noch erzählen können, aber es gibt noch viele Geschichten, die erzählt werden müssen.
In diesem Sinne: Weitermachen!
Viele Grüße
Martina
„Ewig Gestrige“, hat man Euch genannt.
Seit ich zurückdenken kann,
hab’ ich es mir anhören müssen
das Gerede von „Daheim“.
Dem Unrecht, das man Euch angetan,
dem Hof, der nun zerfällt,
vom Acker, der nicht bestellt.
Von Freunden und Nachbarn
in alle Winde verstreut,
der Glocke, die niemals mehr läut’.
Vom geschändeten Friedhof war die Rede,
von Totschlag, Mord und Brand.
Von Heimweh und Trauer
um das geliebte, verlorene Land.
Heimweh? Warum? Wonach?
Hand aufs Herz: Euch geht’s doch gut!
Ein schönes Haus, ein Auto,
was wollt Ihr in einem Land
in dem der Hof zerfällt,
dem Acker, der nicht bestellt... –
Doch dann kam die Wende,
man durfte es besuchen,
das heißgeliebte Land.
Ich konnte ihr Getue nie versteh’n,
doch ich fuhr mit den Eltern,
jetzt wollt ich es selber seh’n!
Und ich habe viel geseh’n:
Freudentränen, Enttäuschung, Bitterkeit
in den Gesichtern der Besucher
zurückgekehrt, nach einer halben Ewigkeit.
Die Verzweiflung der Mutter, die im Gestrüpp
das Grab ihres Kindes nicht mehr fand,
den Bauer, der suchte und suchte
und doch nicht mehr sagen konnte,
wo der Hof seiner Eltern einst stand.
Ein Apfelbaum, vor Altersschwäche umgefallen,
ein neuer Trieb wächst aus dem dürren Stamm...
In Plastiktüten Heimaterde, ein kleines Bäumchen,
ob es zuhaus im Garten überlebt?
So seh’ ich sie von dannen gehn und plötzlich kann
ich sie versteh’n!
Ich hab’ kein Heimweh,
nach Eurem heißgeliebten Land.
Heimat ist für mich in Bayern,
weil dort meine Wiege stand.
Hier hab ich Nachbarn, meine Freunde, Arbeit,
Brot, alles was ich liebe, ich leide keine Not.
Doch ich hab’ begriffen, Euer Gestern ist
nicht gestern, es ist Heut’
und gilt als Mahnung wohl für alle Zeit!
Und drum hab’ ich mir vorgenommen:
Ich will dafür sorgen, dass es nie
verstummt, das Gerede von „Daheim“.
Dem Unrecht, das man Euch angetan,
dem Hof, der nun zerfällt,
vom Acker, der nicht bestellt.
Von Freunden und Nachbarn
in alle Winde zerstreut,
der Glocke, die niemals mehr läut’...“
Gefunden hier: http://www.namslau-schlesien.de/197_1.pdf und im Heimatbrief Saazerland, den ich allerdings momentan nicht greifbar hab.
Es gibt nicht mehr viele, die ihre Geschichte noch erzählen können, aber es gibt noch viele Geschichten, die erzählt werden müssen.
In diesem Sinne: Weitermachen!
Viele Grüße
Martina
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