einfacher Soldat Anfang 19.Jahrhundert - gibt es Aufzeichnungen/Eintragungen?

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  • esvauka
    Benutzer
    • 06.12.2020
    • 41

    einfacher Soldat Anfang 19.Jahrhundert - gibt es Aufzeichnungen/Eintragungen?

    Hallo,

    mein 4-fach-Urgroßvater war gemäß seines Heirats-Eintrags 1801 (KB Alt-Kosel) Soldat "v: Pilgram Comp: v : Brunnou" und damit wohl bei dem Entsatzversuch von Breslau beteiligt (https://www.epoche-napoleon.net/hist...l-1807/03.html). Offenbar hat er das jedoch nicht überlebt, denn seine Frau heiratete im November 1807 als Witwe neu.

    Nun meine Frage: (da sich im KB Kosel kein entsprechender Sterbe-Eintrag zu ihm findet) - wie ist seinerzeit mit Gefallenen auf dem Feldzug umgegangen worden? Gäbe es beispielsweise dann Einträge dort, wo sie zu Tode kamen? Oder wo wurden sie sonst eingetragen? Oder garnicht = Kriegswirren?

    Gibt es überhaupt aus jener Zeit noch Unterlagen zu den einfachen Soldaten?

    Jedenfalls mit sehr interessierten Grüßen

    Susanne
  • RLP-Peter
    Erfahrener Benutzer
    • 09.01.2023
    • 661

    #2
    Hallo Susanne!

    Dein Vorfahre diente also im altpreußischen Infanterieregiment Nr. 38 unter Karl v. Pelchrzim, im III. Bataillon unter Major Georg Kasimir v. Brünnow mit 1801 der Garnison in der Festung Cosel.

    Die gefallenen einfachen Soldaten in der preußischen Armee wurden erst in Feldzügen von 1864, 1866 und dann so "richtig" 1870/71 von den Militärs selbst erfaßt. Zuvor findet man in den Regimentschroniken oder in den Zeitungsartikeln über einzelne Schlachten regelmäßig nur die gefallenen Offiziere erwähnt. Die gefallenen Helden der Befreiungskriege 1813/15 finden sich in einigen Amtsblättern der Bezirksregierungen - wurden als quasi von ziviler Seite erfaßt. Inwieweit dies damals vollständig gelungen ist, bleibt unklar.

    Die gefallenen pr. Soldaten der verlorenen Schlachten gegen Napoleon 1806/07 blieben insgesamt unbekannt.

    Das III. Batl. unter Brünnow verließ am 22. Dezember 1806 die Festung Cosel in Richtung Breslau. Kam aber nur bis Krappitz und am 24. in Brieg an, blieb dort bis zum 30. und erhielt schon wieder Befehl nach Cosel umzukehren. In Krappitz erfuhr Brünnow von sich in der Nähe befindlicher bayerischer Kavallerie. Trotzdem verließ er am 2. Januar 1807 Krappitz und etwa 6 km vor der Festung Cosel, bei Poborschau, er fühlte sich bereits in Sicherheit, teilte er seine Einheit auf. Das erkannte der bayerische Rittmeister Kraus mit seiner Schwadron des 2. Chevaurlegers-Regiments und überfiel die Transportgruppe, die mit ihren Wagen und Kanonen im aufgeweichten Boden kaum vorwärts kam. Major v. Corneruth mit 5 weiteren Offizieren sowie 61 Soldaten gerieten in Kriegsgefangenschaft. Bei den Bayern starben 1 Offz., 1 Mann, 6 Pferde, 1 Offz. und 2 Mann wurden verwundet.

    Demnach wird Dein Vorfahre bei der anschließenden Belagerung der Festung Cosel gefallen sein. Genaue Zahlen gibt es scheinbar nicht. Man findet meist die Angaben von etwa 1000 Toten, davon etwa 80 Zivilisten. Da es sich hier nicht um eine Feldschlacht handelt, sondern in der Stadt ja kath. Zivil- und ev. Militär-Pfarrer waren, wurde vl. ein Teil der Toten namentlich in den KB erfaßt.

    Hast Du da mal nachgeschaut?

    Grüße,
    Peter.
    Zuletzt geändert von RLP-Peter; 25.03.2024, 10:30.

    Kommentar

    • esvauka
      Benutzer
      • 06.12.2020
      • 41

      #3
      Oh, vielen Dank, Peter!

      Ja, das KB Kosel hatte ich ja erfolglos durchsucht und deshalb vermutet, dass er bei diesem Entsatzversuch, also außerhalb Kosels, ums Leben kam.
      Schade, dass sich das nicht aufklären lässt, aber nochmal herzlichen Dank für den interessanten und so detaillierten Ausflug in die Geschichte - das ist ein wunderbarer und untrennbarer Mehrwert zu unserer Genealogie-Passion -

      Viele Grüße

      Susanne

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