Johann Justus Owen *ca 1678, Soldat

[gizi]

Hallo in die Runde,


ich bin u.a. auf der Suche nach der militärischen Laufbahn von Johann Justus Owen (auch Auen), geb. ca. 1678, wahrscheinl. in Osterode am Harz



Bisher bekannt ist:


- er war 1691 Schüler der Lateinschule in Osterode am Harz
(dort der Vermerk: er studierte Theologie - wurde Soldat)


- 1705 wurde er Neubürger in Osterode am Harz und ist zu dieser Zeit dort auch Besitzer eines Hauses


- verheiratet war er mit Constanzia Sabina Spangenberg, eine Tochter des Obristen und Pagen (Armee Hannover) Peter Spangenberg, Major mit einer Dragoner - Kompanie im Göttingischen Quartier32 , nachweislich seit Juni 1681 in Weende vor den Toren Göttingens.
(1682 und 1684 wurden ihm dort Kinder geboren)



- Constanzia Sabina Owen geb. Spangenberg starb am 7. April 1743 in Osterode als Witwe.


Unbekannt ist:


wo fand die Hochzeit Owen/Spangenberg statt (geschätzt um 1703),
wo war Johann Justus Owen Soldat,
wo und wann starb er


Die Verbindung zu seinem Schwiegervater Peter Spangenberg legt nah, das sich die Beiden evtl. über die Armee in Hannover kennengelernt haben und Johann Justus Ausbildung als Lateinschüler, das er dort vlt. eine nicht rangniedrige Position hatte?


Ich weiß allerdings nicht, wo ich mit der Suche beim Miltär fündig werden kann...
Ancestry hat nichts ergeben, die Eingaben bei familysearch sind von mir und lt. archion ist Johann Justus nicht in Osterode gestorben, was evtl. auf einen Tod im Militärdienst hinweisen könnte.


Kann jemand weiterhelfen? Freue mich sehr auf Antworten


gizi

[Pauli s ucht]

Hallo gizi,

ich möchte Dir nicht den Mut nehmen aber das wird sehr schwer werden.
Aufzeichnungen über Truppen in dieser Zeit, z.B. Stammlisten, sind eher
rar. Ich will nicht sagen unmöglich aber puh.
Zudem war es eine bewegte Zeit, militärisch wie politisch.
Ich denke wir suchen also Infos zu Calenberger Truppen.
Örtlich könnten heutzutage Archivalien in Braunschweig/Wolfenbüttel liegen aber Osterode (Göttingen weiß ich gerade nicht) gehörte damals zu Calenberg also Hannover(Haus Calenberg/Celle/Lüneburg).

Benötigt würden mehr Informationen zu J.J. Owen.
Das er Soldat war steht ja fest.
Sagt die Quelle Soldat oder Musketier, Husar, Dragoner....?
Und welche Quelle ist das?
Bei Soldat denke ich an Infanterie also weniger an Reiterei.
Das wäre schon der erste sehr wichtige Hinweis.
Gehen wir davon aus, daß er mit 19 Jahren zum Militär kam, gehen wir also von einem Zeitrahmen von 1697 - 1705 aus, denn wenn er 1705 Bürger zu Osterode wurde halte ich es in dieser Zeit noch eher für unwahrscheinlich eine Karriere in der Armee inne zu haben, auch wenn es der Stand des Schwiegervaters suggeriert. Zu dieser Aussage müßte ich aber selber nochmal in meinen Büchern recherchieren.
Gibt es denn Kinder des J.J. Owen? Steht dort ein Beruf?

Zum Schwiegervater:
In (um) Göttingen selbst wurde erst 1689 das 6te Cavallerie-Regiment (Dragoner, 1690 unter Reichsgraf v. Bothmer, späterer Regimentsname "von dem Busche") errichtet. Die Zahl der Esquadronen schwankte i.o.g. Zeitraum zw. 2 und 3. Anzunehmen sind jeweils 2 Kompanien, schwankte aber auch.
Das 6te Cav.-Reg. war in o.a. Zeit ziemlich viel unterwegs. Frankreich, Niederlande später Holstein. Ob da die Spangenbergs noch mit dabei waren oder ob er (Schwiegervater) als Garnisonsreserve vor Ort blieb wäre zu klären aber auch zweitrangig für die Suche nach J.J.Owen.
Wenn er bereits 1681 vor den Toren Göttingens lagerte gehörte er aber wohl eher nicht zur 6ten. Ggf. gibt die Stadtgeschichte dort mehr her.

Alles in allem würde ich eher versuchen die Hochzeit der beiden zu finden.
Vielleicht kommst Du auch mit dem Theologie-Studium weiter, ggf. wird er in kirchlichen Unterlagen genannt?
Bei den Soldaten kommen wir ohne nähere Einordnung (Infanterie, Cavallerie, Artillerie) eher nicht weiter.
Meine Unterlagen zu den Archivalien im Landesarchiv Hannover zeigen da eher eine gewisse Flaute.
Sollte sich da mehr Infos ergeben gucke ich sehr gern nach

Grüße
Pauli

[Pauli s ucht]

...und weil es mir gerade in die Hände fällt.

Major Spangenberg gehörte zum 4ten Cavallerie-Regiment unter Oberst von Gordon (später "von Sprengel", Stabsquartier Haarburg)
6 Kompanien a 72 Pferde stark.
Die Kompanien lagen 1683 in den Ämtern Uslar, Erichsburg, Brunstein, Harste, Hardenberg, Adelebsen, Hardegsen, Moringen.
2 Esquadrons (vermutlich 4 Kompanien) gingen 1685 nach Ungarn (Türkenkriege), danach Frankreich und ab nach Holstein (so 1700).
Ob das Major Spangenberg aber noch erlebte?

Weißt Du etwas zur Ehefrau des Major Spangenberg?
Vielleicht blieb sie mit den Kindern in Göttingen oder Umgebung und ist nicht mit dem Train umher gereist?

Ich vermute das J.J. Owen keine Verbindung zum Schwiegervater hatte, wenn ich den Zeitstrahl betrachte.
Wie gesagt interessant wäre als was genau J.J. Owen bezeichnet wird (Soldat?).

Beste Grüße
Pauli

[gizi]

Hallo Pauli,


das sind ja umfangreiche Infos und ein paar kann ich noch hinzufügen.
Ich fange beim Schwiegervater an, denn zu ihm habe ich einiges :



Peter SPANGENBERG
* Zimmersrode (Schwalm-Eder-Kreis) ca. 1643 (err.), + Barbis (Harz) 12.4.1702, 1657 konf. ebd.,

Page des Generals Graf Josias II. v. Waldeck (1636-69), als dessen Adjutant 1669 Teilnahme an den Feldzügen gegen die Türken in Candia (Kreta),

1669 Fähnrich ebd., 1671 Hauptm. in der Osnabrückschen Land-Komp.,

steht 1671 im Amt Wittlage u. Gröneberg,

1674/75 Hauptm. in der Osnabrückschen Dragoner-Komp.,

1674/75 Garnison in Melle,

1676/78 Hauptm. im Dragoner-Rgt. v. Louvigny im Winterquartier in Brabant,

1679-86 Major im Kav.-Rgt. v. Gordon,

1685 in Ungarn,

1687 Major im Kav.-Rgt. v. Voigt,

1688/89 Kapitän im Reiterrgt. v. Hammerstein,

1688 im Amt Münden,

1689 b. Hameln,

1690 Oberstlt. im Rgt. v. Hammerstein u. Teilnahme am Feldzug in Brabant,

1692 Oberstlt. im Kav.-Rgt. v. Voigt bei den Truppen des Kurfürsten Ernst August v. Calenberg,

1698 Oberstlt. (Wartegeld),

1689 in Barbis im Harz nachweisbar, dort Besitzer eines Hauses, das er 1690 kauft,

1691-98 Drost des Amtes Scharzfels;

oo ... um 1675 Ursula Catharina v. Berninger, kath., * ... ca. 1652, + Barbis 30.1.1731

[gizi]

soviel zum Schwiegervater und leider sooo wenig zu Johann Justus Owen.


Alles was ich zu ihm weiß, steht im ersten Text.
Die Quelle, aus der hervorgeht, das er Soldat wurde, ist "Die Schüler der Osteroder Lateinschule" von Dr. Granzin


Die Idee zuerst über sein angefangenes Theologiestudium zu gehen ist vielleicht wirklich eine Möglichkeit, um herauszufinden, in welcher Stadt er sich dabei aufgehalten hat.


Von seinem Sohn, * 1709 Johann Peter Owen, später u.a. Senator in Osterode am Harz, gibt es lt. Dt. Geschlechterbuch auch kein genaueres Geburtsdatum. Fest steht allerdings, das J.P.Owen nicht in Osterode geboren wurde.


gizi

[Pauli s ucht]

Was ich noch gefunden habe:

1685 Major Spangenberg (aus Ungarn zurück)
1686 Major Spangenberg genannt
1687 Major Spangenberg genannt. Regimentschef 4tes CR „von Voigt“
1688 Wiederausbruch des Krieges mit Frankreich (bis 1697). Neuformierung der Reiterei.
1tes Reiter-Regiment „von Hammerstein“ Rote, genannt als einer von sechs Kompaniechefs Oberstlieutenant Spangenberg
1690 Vorbereitung Feldzug nach Brabant (also Niederlande)
(Cavallerie-)Regiment von Hammerstein. Genannt Oberstlieutenant Spangenberg.
1692 Feldzug Brabant
4tes CR „von Voigt“. Genannt Oberstlieutenant Spangenberg.
1693 wird er dann nicht mehr erwähnt, auch nicht unter den 2000 Mann die erneut nach Ungarn mußten, ob er verstorben ist?
Vermutlich bei der Schlacht von Neerwinden 29.07.1693.

Owen war dann gerade mal 15 Jahre alt. Also ggf. doch eher Infanterie?
1698 lag in Göttingen das 6te Infanterie-Regiment Oberst von Weyhe mit 7 Kompanien.
1698 lagen in Osterode zwei Kompanien des 9ten IR Oberst Hülsen von Treuenfels.
Kompaniechefs Major Craushaar und Capitain von Lachsdehn.
Für dieses Regiment gibt es zur genannten Zeit nur zwei mir bekannte Archivalien, die aber auch nicht in Frage kommen sollten.
a) Liste der Truppen die in Brabant desertierten oder starben.
Jahr 1693. Name: Cal.Br.16 Nr.679. In Ancestry vlt. einsehbar unter 1917315, item 23
b) Musterrolle derer von Schlägels Regiment übernommenen Soldaten.
Jahr 1703. Name: Hann.91 v. Hattorf Nr.19. In Ancestry vlt. einsehbar unter 2012776, item 6

1700-1705 Veränderungen: Regimentschef von Coseritz.
Leider gibt es für dieses Regiment keine mir bekannten Aufzeichnungen im Landesarchiv Hannover.
Erst später für 1755 die Liste der 16-30 jährigen Wehrfähigen aus dem Amt Osterode. Zu spät.

Grüße
Pauli

[Pauli s ucht]

Peter SPANGENBERG

Ah ok, das hat sich dann überschnitten aber es scheint mit meinen Quellen übereinzustimmen.
Bis auf meine Annahme des Todes...ups.

Such doch mal im Ort der Ehefrau, Barbis oder in Scharzfeld.
Gewöhnlich heirateten die Männer im Ort der Ehefrau und die wird ja ggf. bei ihren Eltern gewohnt haben.
Oder umliegende "dem Stand der Eltern entsprechende" Kirchspiele, wenn nicht schon geschehen

Also die Militärsuche fällt ja eher aus, schade.
Grüße
Pauli

[gizi]

Hallo Pauli,


vielen vielen Dank für deine Hilfe. Dabei sind viele neue Infos für mich.



Ja, die Kirchenbücher der Umgebung und die vorhandenen Trauregister habe ich bereits nach der Hochzeit durchsucht.


Als mögliche Quelle für die militärische Laufbahn von J.J. Owen habe ich heute "Das Solatenlexikon Südniedersachsen 1603 bis 1803" von Klaus Kunze entdeckt.
Kennst du es zufällig? Ich müßte es mir beschaffen, falls es weiterhelfen kann.



Vlt. könnte es eine "Feldhochzeit" gewesen sein? Ich habe mal gelesen, das es dazu bein archion gesonderte Aufzeichnungen gibt. Das wäre ein weiterer Weg...


Im Hochzeitseintrag seiner jüngsten Tochter Rosine Charlotte mit dem Hofprediger Joachim Heinrich Hartmann von 1743 in der ev. Kirche Rothesütte (Hohensteinische Forst - Thüringen), wird er als "gewesener Bürger und Brauer" bezeichnet.



Hatte er seine militärische Laufbahn beendet oder konnten Soldaten - wenn sie nicht im Einsatz waren - einen anderen Beruf ausüben, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen?


Beste Grüße
gizi

[Pauli s ucht]

Hallo gizi,

"kennen" nicht aber ich bin mal über einen Auszug seines Buches gestolpert. Sehr interessant.
Ich bin aber eher im nördlichen Teil Hannovers aktiv und habe mir deshalb den Kauf erspart.

Die Feldkirchenbücher sind auch sehr spärlich gesät und ich meine die setzen auch erst später ein.
Interessant wären dann eher die Garnisionskirchen!
Diese scheint Herr Kunze wohl auch als Quelle hergenommen zu haben(?).
Insofern würde ich Dir den Tipp geben wollen sich mit ihm in Verbindung zu setzen, so unter Forschern.
Ggf. ist er so nett und schaut mal in Deinem besonderen Fall nach J.J. Owen oder nach Informationen zur Tochter des Herrn Spangenberg.
Auf seiner Homepage steht seine Telefonnummer

http://klauskunze.com/blog/impressum/

Ggf. könntest Du selbst bei den Garnisionskirchen gucken, welche das für den südlichen Raum waren weiß ich nicht, würde aber nahegelegene Städte zu Barbis vermuten (Göttingen, Northeim, Duderstadt, Goslar ???).

Wenn er Bürger der Stadt Osterode war gibt es vielleicht im zuständigen Stadtarchiv noch Unterlagen (Bürgerlisten, Brausteuerlisten usw.).
Eine weitere Möglichkeit.

Mit Beginn der stehenden Heere (Hannover kurz nach dem 30-jährigen Krieg) gab es, wenn ich mich richtig erinnere eine Übergangszeit in dem die Soldaten ihrem ursprünglichen Beruf, z.B. in der Winterzeit so sie denn in der Garnision verblieben, nachgehen konnten.
Da bin ich mir jetzt aber nicht so sicher.
Für die meisten Soldaten dürfte das nicht in Frage gekommen sein, zumal sie ständig im Einsatz waren oder vom König "vermietet" wurden.

Wäre schön, wenn Herr Kunze helfen könnte und nett wenn Du mal schreibst ob Du weiter gekommen bist.

Beste Grüße
Pauli