Guten Morgen zusammen,
ich möchte gerne einen Bericht eines, wie ich finde, furchtbaren und gleichzeitig sehr interessanten Ereignisses mit euch teilen: Vor kurzem war ich wieder im Archiv der EKMD in Magdeburg. Durch Zufall bin ich im Kirchenbuch des Ortes, aus dem nahezu sämtliche Vorfahren meiner Urgroßmutter (die auch auf meinem Profilbild zu sehen ist) stammen, auf eine vom Pfarrer verfasste Dorfchronik gestoßen. Neben der Aufzählung ausgebrochener Krankheiten und vielen Nebensächlichkeiten findet sich darin der Bericht eines 3-fachen Mordes im Ort. Ich gebe diesen mal, so wie er niedergeschrieben wurde, wieder:
1864: Ich komme nun auf ein Ereignis zu sprechen, welches Oberfarnstedt weit und breit bekannt gemacht hat, ich meine den 3fachen Mord an dem Böttchermeister Friedrich Kropf, dessen Ehefrau und dessen Kinde. Der Mörder dieser war der leibliche Sohn Ferdinand Kropf, Böttchergesell, 23 Jahr alt. Dieser hatte schon lange mit seinem Vater in Disharmonie gelebt, welcher sich der Verheiratung des Sohnes als einer nicht für ihn passenden widersetzt hatte. Der Groll des Sohnes gegen den Vater war mit der Zeit so gewachsen, daß jener endlich den furchtbaren Entschluß gefaßt hatte, sich des Vaters zu entledigen. Am 10. Februar 1864 früh 2 Uhr vollbrachte er die entsetzliche That; er war den Abend vorher, den Fastnachtsabend bei seinem Nachbar dem Müllermeister Carl Trautmann in Gesellschaft mehrer junger Leute gewesen, woselbst er viel getanzt hatte; um 12 Uhr nachts war er mit seiner Schwester Maria nach Hause zurück gekehrt. Die letztere verfügte sich sofort nach ihrer Schlafstätte, während er in die Schlafstube seiner Eltern trat, welche noch wachten. Die Mutter aus Besorgniß für den vom Tanz erhitzten Sohn rieth ihm, sich erst hier abzukühlen, bevor er sich in der Werkstatt zu Bette lege. Er blieb also, und als er sich vergewissert hatte, daß die Eltern fest schliefen, schlich er sich hinaus, holte eine große Axt und schlug damit zunächst dem Vater im Schafe todt, auf den er's eigentlich nur abgesehen hatte. Da jedoch die Mutter über das Geräusch erwachte, so ermordete er auch sie, damit sie nicht etwa gegen ihn zeugen könne, ingleichen auch den 5 jährigen Bruder, der in einem Bette neben den Eltern schlief. Nachdem er das Beil und sich selbst vom Blute gereinigt hatte, wachte er seine Schwester und lief auf die Straße unter dem lauten Ausrufe: Kommt und helft, meine Eltern sind erschlagen, sie schwimmen im Blute! Durch sein Benehmen hatte er sofort den Verdacht der herbeigeeilten Leute auf sich gezogen. Das herbeigerufene Gericht verhaftete ihn und ließ ihn nach Querfurt ins Gefängniß abführen. Die Beerdigung erfolgte dem Sonntage Invocavit dem 14. Februar in Gegenwart einer ungeheuren Menschenmenge, die zu Tausenden von nahe und fern herbeigekommen war, und ohnfehlbar Lynchjustiz an dem Mörder ausgeübt hätte, wenn er gegenwärtig gewesen wäre. 2 Tage nach der Beerdigung der 3 Ermordeten gestand er war Gericht die schauerliche That, er kam dann nach Naumburg vor das Schwurgericht und wurde zum Tode verurtheilt am 19. April 1864. Er mußte noch ein ganzes Jahr im Gefängnis sitzen, bis die königliche Bestätigung des Urteils erfolgte. Am 23. Mai 1865, zwei Tage vor Himmelfahrt, wurde er im Gerichtshofe zu Naumburg mit dem Beile enthauptet. Ohne die geringste Reue zu zeigen und ohne zur Erkenntniß gekommen zu sein bestieg dieser jugendliche Mörder, diese schwarze Seele, das Schaffot, nachdem er vorher noch geäußert hatte: Wenn er gewußt hätte, daß er sterben müsse, so wünschte er, er hätte seine Schwester auch mit erschlagen. Gott sei seiner Seele gnädig!!
Tatsächlich findet sich im Wikipedia-Eintrag der JVA Naumburg ebenfalls ein kurzer Hinweis auf diesen Fall.
Obwohl der Ort relativ klein ist, konnte ich bisher noch keine Verwandtschaft zur Familie Kropf feststellen.
Beste Grüße,
Johannes
ich möchte gerne einen Bericht eines, wie ich finde, furchtbaren und gleichzeitig sehr interessanten Ereignisses mit euch teilen: Vor kurzem war ich wieder im Archiv der EKMD in Magdeburg. Durch Zufall bin ich im Kirchenbuch des Ortes, aus dem nahezu sämtliche Vorfahren meiner Urgroßmutter (die auch auf meinem Profilbild zu sehen ist) stammen, auf eine vom Pfarrer verfasste Dorfchronik gestoßen. Neben der Aufzählung ausgebrochener Krankheiten und vielen Nebensächlichkeiten findet sich darin der Bericht eines 3-fachen Mordes im Ort. Ich gebe diesen mal, so wie er niedergeschrieben wurde, wieder:
1864: Ich komme nun auf ein Ereignis zu sprechen, welches Oberfarnstedt weit und breit bekannt gemacht hat, ich meine den 3fachen Mord an dem Böttchermeister Friedrich Kropf, dessen Ehefrau und dessen Kinde. Der Mörder dieser war der leibliche Sohn Ferdinand Kropf, Böttchergesell, 23 Jahr alt. Dieser hatte schon lange mit seinem Vater in Disharmonie gelebt, welcher sich der Verheiratung des Sohnes als einer nicht für ihn passenden widersetzt hatte. Der Groll des Sohnes gegen den Vater war mit der Zeit so gewachsen, daß jener endlich den furchtbaren Entschluß gefaßt hatte, sich des Vaters zu entledigen. Am 10. Februar 1864 früh 2 Uhr vollbrachte er die entsetzliche That; er war den Abend vorher, den Fastnachtsabend bei seinem Nachbar dem Müllermeister Carl Trautmann in Gesellschaft mehrer junger Leute gewesen, woselbst er viel getanzt hatte; um 12 Uhr nachts war er mit seiner Schwester Maria nach Hause zurück gekehrt. Die letztere verfügte sich sofort nach ihrer Schlafstätte, während er in die Schlafstube seiner Eltern trat, welche noch wachten. Die Mutter aus Besorgniß für den vom Tanz erhitzten Sohn rieth ihm, sich erst hier abzukühlen, bevor er sich in der Werkstatt zu Bette lege. Er blieb also, und als er sich vergewissert hatte, daß die Eltern fest schliefen, schlich er sich hinaus, holte eine große Axt und schlug damit zunächst dem Vater im Schafe todt, auf den er's eigentlich nur abgesehen hatte. Da jedoch die Mutter über das Geräusch erwachte, so ermordete er auch sie, damit sie nicht etwa gegen ihn zeugen könne, ingleichen auch den 5 jährigen Bruder, der in einem Bette neben den Eltern schlief. Nachdem er das Beil und sich selbst vom Blute gereinigt hatte, wachte er seine Schwester und lief auf die Straße unter dem lauten Ausrufe: Kommt und helft, meine Eltern sind erschlagen, sie schwimmen im Blute! Durch sein Benehmen hatte er sofort den Verdacht der herbeigeeilten Leute auf sich gezogen. Das herbeigerufene Gericht verhaftete ihn und ließ ihn nach Querfurt ins Gefängniß abführen. Die Beerdigung erfolgte dem Sonntage Invocavit dem 14. Februar in Gegenwart einer ungeheuren Menschenmenge, die zu Tausenden von nahe und fern herbeigekommen war, und ohnfehlbar Lynchjustiz an dem Mörder ausgeübt hätte, wenn er gegenwärtig gewesen wäre. 2 Tage nach der Beerdigung der 3 Ermordeten gestand er war Gericht die schauerliche That, er kam dann nach Naumburg vor das Schwurgericht und wurde zum Tode verurtheilt am 19. April 1864. Er mußte noch ein ganzes Jahr im Gefängnis sitzen, bis die königliche Bestätigung des Urteils erfolgte. Am 23. Mai 1865, zwei Tage vor Himmelfahrt, wurde er im Gerichtshofe zu Naumburg mit dem Beile enthauptet. Ohne die geringste Reue zu zeigen und ohne zur Erkenntniß gekommen zu sein bestieg dieser jugendliche Mörder, diese schwarze Seele, das Schaffot, nachdem er vorher noch geäußert hatte: Wenn er gewußt hätte, daß er sterben müsse, so wünschte er, er hätte seine Schwester auch mit erschlagen. Gott sei seiner Seele gnädig!!
Tatsächlich findet sich im Wikipedia-Eintrag der JVA Naumburg ebenfalls ein kurzer Hinweis auf diesen Fall.
Obwohl der Ort relativ klein ist, konnte ich bisher noch keine Verwandtschaft zur Familie Kropf feststellen.
Beste Grüße,
Johannes
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