Vorname "Merten" im erzgebirgischen Raum

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  • Leberecht
    Erfahrener Benutzer
    • 15.03.2009
    • 519

    Vorname "Merten" im erzgebirgischen Raum

    Jahr, aus dem der Begriff stammt: Anfang 16. Jhd.
    Region, aus der der Begriff stammt: Erzgebirge


    Hallo,

    bei meiner Forschung bin ich auf den Vornamen "Merten" im Erzgebirge im frühen 16. Jhd. gestoßen. In verschiedenen Internetquellen ist zu lesen, dass dies die rheinische oder niederländische Form von "Martin" ist.

    Nun frage ich mich: ist sie das ausschließlich? Oder kann es sich dabei auch um einen erzgebirgischen Dialekt handeln (wobei ich den Namen nur 3 - 4x im 16. Jhd. gefunden habe, später gar nicht mehr)?

    Oder anders gefragt: könnte man durch diesen Vornamen annehmen, dass die Vorfahren des "Merten" aus dem Rheinischen/Niederländischen kommen?

    Viele Grüße
    Leberecht
  • Friedrich
    Moderator
    • 02.12.2007
    • 11321

    #2
    Moin Leberecht,

    zum Namen Merten kann ich Dir nicht viel sagen - ich tendiere auch zum Martin - , aber da es sich hier um eine Namensfrage handelt, schicke ich das mal ins Namensforum rüber.

    Friedrich
    "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
    (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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    • Der Suchende
      Gesperrt
      • 04.07.2008
      • 2360

      #3
      Merten

      Hallo Leberecht,
      im Kassler Raum wird umgangssprachlich auch Merten gesagt (Wahls, Merten).
      Viele Grüße
      Heinrich

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      • sternap
        Erfahrener Benutzer
        • 25.04.2011
        • 4071

        #4
        in mähren und böhmen finde ich mertten und martin vor 1700 abwechselnd für dieselbe person.
        freundliche grüße
        sternap
        ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
        wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




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        • rigrü
          Erfahrener Benutzer
          • 02.01.2010
          • 2559

          #5
          Der Vorname Mert(t)en für Martin taucht im Erzgebirge an vielen Stellen auf (z. B. noch in der Holzordnung von 1560), wurde aber, wie du richtig sagst, im Verlauf des 16. Jahrhunderts durch "Martin" ersetzt. Ich glaube nicht, dass ein Zusammenhang mit dem Rheinland oder den Niederlanden besteht.

          rigrü
          rigrü

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          • Hina
            Erfahrener Benutzer
            • 03.03.2007
            • 4661

            #6
            Die Formen haben sich parallel zu einander verbreitet. Man findet im Erzgebirge auch gelegentlich in Dokumenten von ein und der selben Person sowohl Merten, als auch Marten. Das dürfte dem dortigen Dialekt geschuldet sein, denn man schrieb auf, wie man verstand oder eben meinte, wie ein Name zu schreiben wäre. Da der niederdeutsche und der erzgebirgische Sprachraum aber unabhängig voneinander waren, gibt es da keine direkten Bezüge. Solche Parallelentwicklungen von Namen gibt es aber öfter mal in verschiedenen Sprachräumen.

            Viele Grüße
            Hina
            "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

            Kommentar

            • Leberecht
              Erfahrener Benutzer
              • 15.03.2009
              • 519

              #7
              Zitat von Hina Beitrag anzeigen
              Da der niederdeutsche und der erzgebirgische Sprachraum aber unabhängig voneinander waren, gibt es da keine direkten Bezüge.
              Deshalb war mein Gedankengang, ob es sich dabei um zufällig gleiche Ausspracheentwicklungen handelt, oder am Ende doch ein Ortsbezug auf das niederdeutsche gezogen werden kann.

              Gerade das Erzgebirge erlebte ja Ende des Mittelalters/Anfang der frühen Neuzeit zahlreiche Einwanderungswellen aufgrund seiner Bodenschätze.

              Vielleciht weiß ja jemand noch genaueres.

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              • Laurin
                Moderator
                • 30.07.2007
                • 5640

                #8
                Zitat von Hina Beitrag anzeigen
                ... sowohl Merten, als auch Marten. Das dürfte dem dortigen Dialekt geschuldet sein ...
                Das stimmt nur bedingt, denn (fast) für den gesamten erzgebirgischen Sprachraum bis hin zum Vogtland gilt:

                Do wu de Hasn Hosn haaßn un de Hosn Husn haaßn.
                --> Dort wo die Hasen "Hosn" heißen und die Hosen "Husn" heißen
                .

                Demzufolge - und ich kenne mich da ein kleines bißchen aus - spricht man den Namen Martin eher wie Moardin und nicht wie Merdin (Merden, Merten) aus.
                Zuletzt ge?ndert von Laurin; 23.07.2011, 22:12.
                Freundliche Grüße
                Laurin

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                • rigrü
                  Erfahrener Benutzer
                  • 02.01.2010
                  • 2559

                  #9
                  Zitat von Laurin Beitrag anzeigen
                  Das stimmt nur bedingt, denn (fast) für den gesamten erzgebirgischen Sprachraum bis hin zum Vogtland gilt:

                  Do wu de Hasn Hosn haaßn un de Hosn Husn haaßn.
                  --> Dort wo die Hasen "Hosn" heißen und die Hosen "Husn" heißen
                  .

                  Demzufolge - und ich kenne mich da ein kleines bißchen aus - spricht man den Namen Martin eher wie Moardin und nicht wie Merdin (Merden, Merten) aus.
                  Wobei es ein wenig an Äpfel und Birnen erinnert, wenn man die heutige Mundart mit dem frühneuhochdeutschen erzgebirgisch vergleicht, zumal man in den Kanzleien wohl auch damals schon in Richtung einer Standardsprache tendiert haben dürfte.

                  rigrü
                  rigrü

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                  • Laurin
                    Moderator
                    • 30.07.2007
                    • 5640

                    #10
                    Hier denke ich eher, daß die Luthersche Kanzleisprache zu Beginn ihrer Entstehung eine reine Schriftsprache war,
                    die Kirchenbuchschreiber aber so notierten, wie es ihnen ins Ohr - nämlich als mundartliche Aussprache - gelangte.

                    Der Beginn des Neuhochdeutschen wird in der klassischen Einteilung ... nach auf die Mitte des 17. Jahrhunderts datiert. (siehe )

                    Die Thüringisch-obersächs. Dialektgruppe ist aber wesentlich älter und wird sich auch über die Jahrhunderte weitaus weniger verändert haben.
                    "Das Volk läßt sich so schnell nicht das Maul verbieten" , auch wenn es die Herrschenden z.T. anders wollten.
                    Freundliche Grüße
                    Laurin

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                    • rigrü
                      Erfahrener Benutzer
                      • 02.01.2010
                      • 2559

                      #11
                      Das erklärt aber alles nicht, warum die Form Merten für Martin im Verlauf des 16. Jahrhunderts im Erzgebirge an Bedeutung verliert.
                      rigrü

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                      • Laurin
                        Moderator
                        • 30.07.2007
                        • 5640

                        #12
                        Hallo rigrü,

                        bitte beachte meine leichte Korrektur. Evtl. konntest Du vorher meine Bemerkung zu Hinas Antwort nicht richtig einordnen.

                        Mir ging es nur um die dialektbedingte Aussprache des -e- in Merten, nicht aber um die Entwicklung des Namens hin zu Martin.
                        Freundliche Grüße
                        Laurin

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                        • rigrü
                          Erfahrener Benutzer
                          • 02.01.2010
                          • 2559

                          #13
                          Demnach ist der aktuelle Stand also: Mert(ten) taucht als Vorname im 16. Jahrhundert (wohl auch noch im 17. Jahrhundert) auf, dürfte aber weder aus dem Niederländischen/Rheinländischen stammen noch mundartlich bedingt sein?

                          rigrü
                          rigrü

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                          • rigrü
                            Erfahrener Benutzer
                            • 02.01.2010
                            • 2559

                            #14
                            Der kleine Ausschnitt, der von Mackensens "Das große Buch der Vornamen" bei der google-Buchsuche zu finden ist, deutet wohl darauf hin, dass Merten einfach eine sprachlich einfacher zu handhabende Form von Martin ist: "Schon legt man sich die fremden Namen sprechgerecht auf die Zunge: Aus Martin wird Merten, aus Petrus Peter, aus Stephan Steffen, aus Lukas Lux". Ich denke nicht, dass es sich dabei um ein regional begrenztes Phänomen handelt...

                            rigrü
                            rigrü

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                            • Laurin
                              Moderator
                              • 30.07.2007
                              • 5640

                              #15
                              Es scheint tatsächlich ca. im 15. Jahrhundert beginnend eine Wandelung von Merten hin zu Martin gegeben zu haben,
                              und zwar im gesamten deutschen Sprachraum.
                              Man kann das gut an Bücherauszügen bei google.books verfolgen (Eingabe: Name Merten Martin).
                              Freundliche Grüße
                              Laurin

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