Garnison in Stendal 18. Jh.

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  • Luise
    Erfahrener Benutzer
    • 05.02.2007
    • 2300

    Garnison in Stendal 18. Jh.

    Liebe Runde!

    Im Militär-KB der Garnison Ohlau habe ich folgenden Eintrag zu meinem Ahnen gefunden:

    Bertlein, Joh. Valentin
    „von der Kählerschen Companie“
    „ein Katholic aus Bamberg“
    °°1742 Maria Catharina (Wangel/Wampel?) “aus Stendal?” in der Altmarck
    „Tochter eines Reiters vom Bredowschen“ evangelisch

    Nun habe ich die Vermutung, dass Valentin Bertlein zuerst in Stendel war und dann nach Schlesien kam. Gab es solche Wechsel? Wo kann ich Infos zu beiden Garnisonen finden?
    Liebe Grüße von Luise
  • Manni1970
    Erfahrener Benutzer
    • 17.08.2017
    • 2396

    #2
    Hallo Luise,

    es gab 1742 kein Garnison-Kirchenbuch von Ohlau. Egal, was die Mormonen oder Ancestry da schreiben. Du hast das Regimentskirchenbuch des Kürassier-Regiments von Rochow, späteres Nr. 8, der altpreußischen Armee vor Dir. Wobei das Original verlorenging. Man versuchte, einige Angaben zu rekonstruieren und so wurden zwei Bände nachträglich angelegt. Daher auch die großen Lücken. Und es ist eher ein Familienbuch geworden. So stehen dann bei der Tr auch die lebenden und verstorbenen Kinder dabei.

    In der Neufassung sind sicher auch Fehler enthalten. So kann ich im vorliegenen Fall den Kompaniechef nicht zuordnen. Mir sieht das nach "Cöchlerschen" aus. Es könnte also ein Rittmeister von Koch gewesen sein - doch den gab es zur fraglichen Zeit nicht in der altpr. Kavallerie. Kolbe und Katte gab es im KR 8 ap, aber eben kein C/Koch.

    Das Regiment lag in Ostpreußen und sollte eigentlich am Ersten Schlesischen Krieg teilnehmen, weshalb es am 16. Februar 1741 seine Garnisonen verließ. Wegen starkem Eisgang konnte es aber nicht rechtzeitig über die Weichsel übersetzen und wurde daher an die sächsische Grenze kommandiert, die es am 10. April 1741 erreichte. Im Herbst 1741 wurde diese Wartestellung aufgehoben und das Regiment bezog sein Winterquartier in der Altmark, und zwar in Salzwedel, Tangermünde, Arendsee, Seehausen, Werben und Arneburg. Am 22. März 1742 verließ es die Altmark und nahm doch noch am Schlesischen Krieg in Böhmen teil und erhielt im Sommer 1742 letztlich schlesische Garnisonen mit Ohlau, Strehlen, Grottkau und Wansen.

    Die genannten altmärkischen Garnisonen, wo das KR 8 ap im Winterquartier lag, waren aber die Friedensgarnisonen des KR 7 ap - des Kürassier-Regiments von Bredow. Die Ehefrau des Bertlein war ja die Tochter eines Reiters aus dem Regiment Bredow - wie der KB-Schreiber in einem Zusatz schrieb.

    Also - die Ehe kam nur zustande, weil die Weichsel zu viel Eisgang hatte! Sonst wäre der Bertlein nicht in die Altmark gekommen.

    MfG
    Manni
    Zuletzt geändert von Manni1970; 22.03.2023, 20:19.

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    • Luise
      Erfahrener Benutzer
      • 05.02.2007
      • 2300

      #3
      Hallo Manni!
      Herzlichen Dank für die aufklärende und sehr interessante Erklärung.
      Da kann ich dem "Eisgang" also meine Existenz verdanken

      Stimmt es, dass die Soldaten zur damaligen Zeit sich Privatquartiere suchen mussten und wenn sie nicht im Einsatz waren, Handwerksberufe ausübten?
      Liebe Grüße von Luise

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      • Manni1970
        Erfahrener Benutzer
        • 17.08.2017
        • 2396

        #4
        Hallo Luise,

        wir sind ja hier in den 1740er Jahren. Ich weiß gar nicht, wo es da überhaupt schon Kasernen gab. Sicher in Berlin, Königsberg, vl. in Breslau noch aus österreichischer Zeit, dann verm. in Dresden - also Sachsen.

        In den kleineren Städten aber natürlich nicht. Da waren die Soldaten schon bei Privatleuten in Unterkunft, die dafür entlohnt wurden. Die Offiziere logierten in einem Hotel, Gasthof o.ä.

        Die Ausländer in einem Regiment übten sicherlich oftmals ein Handwerk aus, um bspw. die Wagen, Sättel, Waffen, Bekleidung der Soldaten usw. zu reparieren.

        Die Inländer, also die Preußen, kehrten auch wieder auf ihren Hof o.ä. zurück, um die Ernte einzuholen usw. Allerdings gab es ja leider im 18. Jhd. ziemlich viele Feldzüge. Einige von ihnen werden daher die meiste Zeit ihres kurzen Lebens im Dienst zugebracht haben und dann eben früh an Verwundungen und Krankheiten verstorben sein.

        MfG
        Manni

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        • Luise
          Erfahrener Benutzer
          • 05.02.2007
          • 2300

          #5
          Hallo Manni, herzlichen Dank!
          Liebe Grüße von Luise

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