Zentraler Friedhof Wien

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  • Zita
    Moderator
    • 08.12.2013
    • 6040

    #16
    Hallo Agnieszka,

    du kannst eine Auskunft aus dem historischen Melderegister beantragen. Da müssten alle Familienangehörigen, die im gleichen Haushalt gewohnt haben, auch dabei stehen, also alle Kinder.

    Das Wiener Stadt- und Landesarchiv informiert über die Auskunft über historische Meldeunterlagen (1904-1975).


    Liebe Grüße und viel Erfolg!
    Zita

    Kommentar

    • günter oppitz
      Erfahrener Benutzer
      • 08.03.2011
      • 100

      #17
      ALTENBERG im Herold-Adressbuch und im Internet

      Hallo Agnieszka!

      Ich hatte gestern im Wiener Stadt- und Landesarchiv zu tun und habe bei dieser Gelegenheit im Herold-Adressbuch, das dort ab dem Jahr 1956 aufgestellt ist, nach „Altenberg“ gesehen.

      Im Jahr 1956 gibt es folgende Einträge:
      Altenberg Albin, Ing., Kunsth(än)dl(e)r, 15., Hütteldorfer Straße 70
      Altenberg Hildegard, M(agiste)r, Apothekerin, 4., Wiedner Gürtel 56
      Altenberg Jac., Kunsthandlung, Bilder und Rahmen, 6., Mariahilfer Str. 69
      Altenberg Marianne, 5., Margaretenplatz 2
      Altenberg Oskar, Verw(altungs)Sekr(etär), 9., Währinger Gürtel Nr. 162

      Im Jahr 1957 fehlt Albins Eintragung, stattdessen gibt es ab diesem Jahr folgende Eintragung:
      Altenberg Senta, Kunsth(än)dl(erin), 15., Hütteldorfer Straße Nr. 70

      Ab dem Jahr 1959 fehlt die Eintragung für Jac. Altenberg in der Mariahilfer Straße.

      Die Eintragungen für Senta Altenberg konnte ich bis zum Jahr 1979 nachverfolgen. Dann fand ich keine Adressbücher mit Einwohnerverzeichnissen mehr vor.

      1) Anmerkungen zu Albin und Senta Altenberg:
      Wie wir aus Ingrids Beitrag wissen, ist Albin 1956 gestorben, es handelt sich also um die letzte Eintragung in einem Herold-Adressbuch.
      Im folgenden Jahr wird seine Frau Senta (sie ist, wie Ingrid herausgefunden hat, 1995 gestorben, hat ihren Mann also fast um 40 Jahre überlebt) an derselben Adresse Hütteldorfer Straße 70 genannt. Beide waren im Kunsthandel tätig.

      2) Anmerkungen zu der Kunsthandlung in der Mariahilfer Straße:
      Ich habe im Internet nach einer Verbindung zwischen Altenberg und Mariahilfer Straße gesucht und bin dabei völlig überraschend auf eine Wikipedia-Seite über Jakob Altenberg gestoßen:

      Darin geht es vor allem darum, dass der Kunsthändler mit jüdischer Abstammung bis ca. 1913 in Geschäftsbeziehungen zu dem jungen, damals völlig unbekannten Maler Adolf Hitler stand, der einige Jahre in Wien lebte. Von der Hitler-Forschung wird die relativ gute Beziehung so gedeutet, dass Hitler als junger Mann noch kein Antisemit war. (Vgl. dazu auch den Wikipedia-Artikel über Samuel Morgenstern).
      Das Ende des oben angegebenen Artikels zeigt, dass 25 Jahre später Jakob Altenberg und seine Familie jedenfalls schwer unter dem Antisemitismus zu leiden hatten:

      Nach dem deutschen Einmarsch in Österreich 1938 wurden Altenbergs Geschäfte „arisiert“ und sein Vermögen bis auf eine Minimalrente beschlagnahmt. Die zwei zum Zeitpunkt des Anschlusses noch in seinem Geschäftslager verbliebenen Hitler-Bilder musste Altenberg 1938 für ein geringes Entgelt an das Hauptarchiv der NSDAP verkaufen.
      Altenberg entging nach 1942 wegen seiner arischen Ehefrau der Deportation. Er starb 1944 in Wien. Altenbergs Sohn Jakob (Jacques) begründete das Unternehmen des Vaters nach dem Zweiten Weltkrieg in bescheidenem Umfang (mit nur einem Laden) neu.

      Ich habe im Lehmann-Adressbuch im Häuserverzeichnis bis zum Jahr 1940 bei Mariahilfer Straße 69 folgende Eintragung gefunden: Altenberg J., Rahmenfabrik.
      Ab 1941 scheint hier (wohl mit Verspätung) ein anderer Name auf.
      Die Eintragungen im Herold-Adressbuch zeigen, dass (Albin) Jakob (Jacques) Altenberg sein Unternehmen mit der Bezeichnung Jac. Altenberg im gleichen Haus in der Mariahilfer Straße 69 neu aufbaute.
      Nach seinem Tod scheint die Witwe dieses Geschäft nicht (oder zumindest nicht lange) weitergeführt zu haben, da diese Eintragung ab dem Herold-Adressbuch 1959 nicht mehr aufscheint.

      Es gibt offenbar zahlreiche weitere Artikel und Beiträge im Internet, in denen Jakob Altenberg genannt wird.
      Drei davon möchte ich hier anführen:
      1) Werbeschild der Kunsthandlung und Rahmenfabrik Altenberg:
      In diesem Portal finden Sie die digitalen Bestände der Österreichischen Nationalbibliothek: Bücher, Fotografien, Grafiken und vieles mehr.

      2) Artikel der Historikerin Brigitte Hamann im SPIEGEL (2001)
      Warum ließ Hitler die Juden Europas umbringen, woher rührte sein mörderischer Antisemitismus? In den chaotischen Wirren der Jahre nach dem Ersten Weltkrieg formte sich seine bizarre Rassenlehre - mit dem Antisemitismus als populärem Kern. / VON BRIGITTE HAMANN

      3) Artikel in der PRESSE (2015) von Kurt Scholz

      Möglicherweise kennst Du diesen Beitrag, und vielleicht hat er den Wunsch nach einem Foto vom Grab ausgelöst.


      Herzliche Grüße
      Günter

      Kommentar

      • hoffmannpeter
        Benutzer
        • 26.11.2014
        • 44

        #18
        Fotos Grab Jakob Altenberg

        Hallo Agnieszka!

        Ich war heute am jüdischen Friedhof und habe dir Fotos gemacht. Schick sie dir gerne per email. Fürs Forum sind sie zu groß.
        meine email: hoffmannpeter@gmx.at

        Wusstest du, dass Jakob Altenberg im Teil der "Judenchristen" liegt? Möglicherweise wurde es christlich getauft? Du kannst auf dem Foto Nr. 1 links hinter seinem Grab das Denkmal dazu erkennen.

        "800 Verstorbene, die nach den NS-Gesetzen (Nürnberger Gesetze) Juden, doch in der Mehrheit christlich getauft oder konfessionslos waren, wurden von 1941 – 1945 am neuen und auch alten jüdischen Friedhof beigesetzt, da die Begräbnisse auf christlichen Friedhöfen von den NS-Machthabern verboten wurden. Mehr als 140 der hier beigesetzten Menschen wählten Selbstmord, insbesondere in den ersten Monaten nach Einführung der Kennzeichnungspflicht und vor der Deportation…
        Im Zeichen der christlich-jüdischen Verbundenheit erfolgte am 11.11.2003 um 11:00h auf dem Jüdischen Friedhof, Tor 5, Gruppe 18 K, die Enthüllung eines gemeinsamen Gedenksteines.
        Viele der kleinen Grabsteine, größere konnte man nicht leisten, sind hier nicht mehr sichtbar, so auch bei der Gruppe 19 K; sie sind eins mit der Erde und Gras bedeckt sie …
        Selten kommen Besucher hierher – und so flackert im äußersten Winkel des Wiener Zentralfriedhofes auch nur ganz vereinzelt ein Licht für Verstorbene."



        Haben auch einen kleinen Stein dagelassen...


        lg
        Peter
        Zuletzt geändert von hoffmannpeter; 07.02.2016, 18:05.

        Kommentar

        • wiener sucht familie
          Benutzer
          • 24.01.2016
          • 77

          #19
          Zitat von hoffmannpeter Beitrag anzeigen
          Wusstest du, dass Jakob Altenberg im Teil der "Judenchristen" liegt? Möglicherweise wurde es christlich getauft?
          Laut Anna Staudachers Standardwerk ("... meldet den Austritt aus dem mosaischen Glauben" 18000 Austritte aus dem Judentum in Wien 1868-1914 Namen - Quellen - Daten. Peter Lang: Frankfurt a.M. 2009 (826 S.)) hat der Vergolder Jakob Altenberg (geboren am 4.2.1875 in Grzymalow Galizien) im Jahre 1902 im Magistratischen Bezirksamt für den 4. Wiener Gemeindebezirk den Austritt aus dem mosaischen Glauben erklärt. Zu diesem Zeitpunkt war er ledig, die Geschäftszahl der IKG lautet 1902/539.

          Liebe Grüße

          Wiener

          PS: @günter oppitz und @hoffmannpeter tolle Arbeit, Respekt.

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          • AgaMichalik
            Benutzer
            • 03.11.2015
            • 8

            #20
            Hallo zusammen,
            Es ist eine Weile her. Ich habe keine Benachrichtigung bekommen, dass neue Antworte hier gab.
            Ich möchte mich herzlich für eure Antworte bedanken! Ich hoffe endlich dieses Jahr,Wien zu besuchen und Spuren meiner Familie zu folgen.
            Der Poster vom Altenberg ist toll! Ich mache weiter mit der Ahnenforschung ( trotz 2 kleine Kinder zu haben). Hoffentlich findet man immer wieder neue Sachen, vielleicht sogar Fotos von Altenberg eines Tages!

            Alles Gute im Neuen Jahr! Viel Erfolg bei euerer Forschung,
            Agnieszka

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