Liebe Forscherkolleginnen und -kollegen,
derzeit beschäftigt mich der soziale Aufstieg einer Nebenlinie meiner Verwandtschaft mütterlicherseits, der für mich viele offene Fragen aufwirft, die sich in ihrer Gesamtheit wohl auch nicht mehr klären lassen werden. Allerdings finde ich den Sachverhalt interessant genug, um ihn hier zu teilen.
Alles beginnt mit dem Bruder meines 2x-Urgroßvaters. Er wird 1856 als dritter Sohn eines Taglöhners und Inwohners im oberösterreichischen Traunviertel geboren. Insgesamt gibt es neun Kinder, das jüngste, 1871 geboren, ist mein 2x-Urgroßvater.
Sämtliche Kinder bewegen sich in ihren späteren Lebensläufen in etwa im sozialen Milieu der Eltern (Taglöhner, Hilfsarbeiter) oder etwas darüber (mein 2x-Urgroßvater wird Maurergeselle). Nur besagter 2x-Urgroßonkel nicht. 1888 scheint er als Bezirksgerichtsbeamter auf, später wird er leitender Beamter der örtlichen Sparkasse und scheint laut Zeitungsartikeln im Vereinsleben des Ortes eine wesentliche Rolle gespielt zu haben.
Er heiratet die Tochter eines offenbar recht gut situierten Gastwirts, der Ehe entspringen zwölf Kinder, von denen acht das Erwachsenenalter erleben. Zwei Söhne werden Kaufleute, einer Lehrer, eine Tochter heiratet in eine Lehrer- und Apothekerfamilie, eine weitere Tochter heiratet in Spanien einen britischen Großgrundbesitzer und Amateurfußballer der ersten Stunde, ein weiterer Sohn heiratet - ebenfalls in Spanien - die Enkelin eines Generals aus altem Adel und wird Direktor eines Elektrizitätswerks... und so weiter, und so fort. Klingt fast wie aus dem Märchen, wenn man sich die bescheidene Herkunft ihres Vaters vor Augen hält...
Die Taglöhner- und Kleinhäuslerfamilien im ländlichen Bereich - mütterlicherseits machen sie einen großen Teil meiner Vorfahren aus - kamen mir bislang immer sehr statisch vor. Wenn nicht ein gut situierter Pate oder Gönner da war, waren die Chancen gering, die Lebensverhältnisse maßgeblich zu verbessern. Die Identität eines solchen Gönners konnte ich in diesem Fall noch nicht feststellen.
Bemerkenswert finde ich auch, dass sich die Lebensumstände der Geschwister des 2x-Urgroßonkels, obwohl sie im selben Ort wohnten und (durch Taufpatenschaften bezeugt) Kontakt bestand, nicht verbesserten. Trotz Patenschaft besteht kein Hinweis darauf, dass ihnen irgendwie "die Wege geebnet" wurden oder ihren Kindern eine gute Ausbildung ermöglicht wurde. Na gut, vielleicht habe ich da auch einfach falsche Vorstellungen von familiärem Zusammenhalt Auch interessant: die Familie des 2x-Urgroßonkels war politisch aufseiten der Christlichsozialen engagiert, mein Urgroßvater zählte zu den ersten "Sozis" im Ort... Vielleicht ja auch eine Folge des sozialen Risses, der durch die Familie ging.
Jedenfalls ist mir ein so krasser Unterschied in den sozialen Verhältnissen innerhalb einer Generation und in derselben Familie während meiner Ahnenforschung bislang nicht untergekommen. Hat jemand ähnliche Beispiele zu bieten, oder vielleicht auch Denkanstöße, die ich hier außer Acht gelassen habe?
derzeit beschäftigt mich der soziale Aufstieg einer Nebenlinie meiner Verwandtschaft mütterlicherseits, der für mich viele offene Fragen aufwirft, die sich in ihrer Gesamtheit wohl auch nicht mehr klären lassen werden. Allerdings finde ich den Sachverhalt interessant genug, um ihn hier zu teilen.
Alles beginnt mit dem Bruder meines 2x-Urgroßvaters. Er wird 1856 als dritter Sohn eines Taglöhners und Inwohners im oberösterreichischen Traunviertel geboren. Insgesamt gibt es neun Kinder, das jüngste, 1871 geboren, ist mein 2x-Urgroßvater.
Sämtliche Kinder bewegen sich in ihren späteren Lebensläufen in etwa im sozialen Milieu der Eltern (Taglöhner, Hilfsarbeiter) oder etwas darüber (mein 2x-Urgroßvater wird Maurergeselle). Nur besagter 2x-Urgroßonkel nicht. 1888 scheint er als Bezirksgerichtsbeamter auf, später wird er leitender Beamter der örtlichen Sparkasse und scheint laut Zeitungsartikeln im Vereinsleben des Ortes eine wesentliche Rolle gespielt zu haben.
Er heiratet die Tochter eines offenbar recht gut situierten Gastwirts, der Ehe entspringen zwölf Kinder, von denen acht das Erwachsenenalter erleben. Zwei Söhne werden Kaufleute, einer Lehrer, eine Tochter heiratet in eine Lehrer- und Apothekerfamilie, eine weitere Tochter heiratet in Spanien einen britischen Großgrundbesitzer und Amateurfußballer der ersten Stunde, ein weiterer Sohn heiratet - ebenfalls in Spanien - die Enkelin eines Generals aus altem Adel und wird Direktor eines Elektrizitätswerks... und so weiter, und so fort. Klingt fast wie aus dem Märchen, wenn man sich die bescheidene Herkunft ihres Vaters vor Augen hält...
Die Taglöhner- und Kleinhäuslerfamilien im ländlichen Bereich - mütterlicherseits machen sie einen großen Teil meiner Vorfahren aus - kamen mir bislang immer sehr statisch vor. Wenn nicht ein gut situierter Pate oder Gönner da war, waren die Chancen gering, die Lebensverhältnisse maßgeblich zu verbessern. Die Identität eines solchen Gönners konnte ich in diesem Fall noch nicht feststellen.
Bemerkenswert finde ich auch, dass sich die Lebensumstände der Geschwister des 2x-Urgroßonkels, obwohl sie im selben Ort wohnten und (durch Taufpatenschaften bezeugt) Kontakt bestand, nicht verbesserten. Trotz Patenschaft besteht kein Hinweis darauf, dass ihnen irgendwie "die Wege geebnet" wurden oder ihren Kindern eine gute Ausbildung ermöglicht wurde. Na gut, vielleicht habe ich da auch einfach falsche Vorstellungen von familiärem Zusammenhalt Auch interessant: die Familie des 2x-Urgroßonkels war politisch aufseiten der Christlichsozialen engagiert, mein Urgroßvater zählte zu den ersten "Sozis" im Ort... Vielleicht ja auch eine Folge des sozialen Risses, der durch die Familie ging.
Jedenfalls ist mir ein so krasser Unterschied in den sozialen Verhältnissen innerhalb einer Generation und in derselben Familie während meiner Ahnenforschung bislang nicht untergekommen. Hat jemand ähnliche Beispiele zu bieten, oder vielleicht auch Denkanstöße, die ich hier außer Acht gelassen habe?
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