Staatsangehörigkeiten in Böhmen und Mähren

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  • Dieudonné
    Benutzer
    • 13.05.2006
    • 24

    Staatsangehörigkeiten in Böhmen und Mähren

    Hier sind Geschichtsexperten gefragt:
    Mir wurde erzählt,
    1. dass die ehemaligen Staatsangehörigen der k.k.Monarchie Österreich-Ungarn, automatisch, als die Tschechisch-Slowakische Republik gegründet wurde, die tschechoslowakische Staatsangehörigkeit bekamen.
    2. als das Protektorat Böhmen und Mähren von Hitler ausgerufen wurde, alle ehemaligen Staatsangehörigen der k.k.Monarchie Österreich-Ungarn automatisch die deutsche Staatsangehörigkeit erhielten.
    Ging das tatsächlich automatisch, oder mussten die Betroffenen um die neue Staatsangehörigkeit ersuchen?
    Wenn dies automatisch erfolgte, waren dann die Änderungen der Staatsangehörigkeiten datumsgleich mit den neuen Regierungsbildungen?
    Das ist eine Frage, die ich schon mit verschiedenen Historikern diskutiert habe. Die Meinungen differieren.

    Erika
  • horsthans
    Benutzer
    • 14.12.2007
    • 44

    #2
    RE: Staatsangehörigkeiten in Böhmen und Mähren

    Guten Abend,

    ich lese, da ich neu im Forum bin, die Frage erst heute. Mit Ende der Monarchie bildete sich am 21. Oktober eine deutschösterreichische Nationalversammlung unter Beteiligung der deutschen Reichsratsabgeordneten Böhmens, Mährens und Mährisch-Schlesiens und verabschiedete am 30. Oktober eine provisorische Verfassung des neu gegründeten Staates Deutschösterreich, der sich am 12. November 1918 zur Republik proklamierte (später Republik Österreich). Da am 28. Oktober bereits die Tschechoslowakei ausgerufen wurde, wurden die mehrheitlich deutschsprachigen Grenzgebiete Böhmens, Mährens und Mährisch-Schlesiens von beiden Staaten gleichzeitig beansprucht. Die Besetzung dieser Gebiete durch tschechische Truppen vor allem ab Ende November 1918 verhinderte den Anschluß der Deutschen in Böhmen. Am 4. März 1919 kam es anlässlich der in Österreich stattfindenden Wahlen im deutschen Siedlungsgebiet zu Demonstrationen für das Selbstbestimmungsrecht der Deutschen und die Zugehörigkeit zu Deutschösterreich . Dabei wurden vom tschechischen militär 54 Deutsche und zwei Tschechen erschossen. Der deutschen und auch der ungarischen Bevölkerung wurde die Staatbürgerschaft der CSR aufgezwungen. Vom Völkerrecht hielt man nicht viel. Ich bin im damaligen Sudetenland geboren. Und wurde somit tschechoslowakischer Staatsbürger. Die Urkunde ist in deutsch und tschechisch ausgefertigt. Es gab da 2 Unterscheidungen. Zum Ersten war da die Staatsangehörigkeit, bei mir Bürger der Tschechoslowakischen Republik, zum Zweiten war da die Nationalität und die wurde mit deutsch angegeben.
    Mit Einmarsch der deutschen Truppen auf Grund des Münchner Abkommens 1938 wurden die Deutschen automatisch Deutsche, die Ungarn wieder zu Ungarn, die Slowaken gründeten auch gleich ihren eigenen Staat und die Resttschechei wurde von den Nazis einkassiert. Na ja, es war eine üble Zeit damals. Das nur ganz kurz zur Staatsangehörigkeit. Die Aufteilung der Bevölkerung war etwa 48% Tschechen, 24% Deutsche, 17% Slowaken und 11% Ungarn, einige Polen und Ukrainer.

    Viele Grüße aus der Pfalz
    Horst Hans

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    • casamama
      Benutzer
      • 20.05.2014
      • 26

      #3
      Ich lese dies auch erst heute, bin noch nicht so lang dabei.

      Wie verhielt es sich aber in den Jahren 1880 bis 1912, wenn man aus Böhmen nach Deutschland kam.? War man dann auch automatisch Deutscher? Meine Großmutter ist so ein Fall und ihre Geburt 1889 wurde standesamtlich in Deutschland nicht registriert, da sie Östreicherin war. Ist das so richtig?

      Kommentar

      • Svenja
        Erfahrener Benutzer
        • 07.01.2007
        • 4353

        #4
        Hallo

        Ich denke, ein Standesamt musste jede Geburt registrieren, egal ob das Kind und dessen Eltern Deutsche waren oder einer anderen Nationalität angehörten. In Österreich und in Böhmen gab es damals noch keine Standesämter, dort kann sie also nicht eingetragen worden sein, höchstens in den Kirchenbüchern.

        Ich habe bei meinen eigenen Forschungen in Eisendorf, Kreis Bischofteinitz einen einzigen Fall gesehen, wo nachträglich ein Sterbeeintrag im Kirchenbuch erfolgte, von einem jungen Mann, der in Ziegelberg bei Rosenheim geboren wurde, aber sein Heimatort war Walddorf bei Eisendorf. Ob es auch in seinem Wohnort in Bayern einen Sterbeeintrag gibt, habe ich nicht erforscht.

        Dieser Link führt zum Originaleintrag am unteren Rand der Seite:


        Gruss
        Svenja
        Zuletzt geändert von Svenja; 14.06.2014, 00:11.
        Meine Website über meine Vorfahren inkl. Linkliste:
        https://iten-genealogie.jimdofree.com/

        Interessengemeinschaft Oberbayern http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=38

        Interessengemeinschat Unterfranken http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=37

        Interessengemeinschaft Sudetendeutsche http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=73

        Kommentar

        • Rieke
          Erfahrener Benutzer
          • 13.02.2012
          • 1285

          #5
          Zitat von Svenja Beitrag anzeigen
          Hallo

          Ich denke, ein Standesamt musste jede Geburt registrieren, egal ob das Kind und dessen Eltern Deutsche waren oder einer anderen Nationalität angehörten. In Österreich und in Böhmen gab es damals noch keine Standesämter, dort kann sie also nicht eingetragen worden sein, höchstens in den Kirchenbüchern.
          ...

          Gruss
          Svenja
          Hallo Svenja,

          So wie ich die Frage von casamama verstanden habe, sind die Eltern der Grossmutter von Boehmen nach Deutschland gekommen und die Grossmutter ist dann 1889 in D geboren worden. Da bestanden schon die Standesaemter und ihre Geburt haette eingetragen werden muessen, egal, welche Nationaltaet das Kind hatte.

          @casamama
          Bist Du sicher, dass Deine Grossmutter nirgendwo eingetragen worden ist? Welches Standesamt zustaendig ist, richtet sich nach dem Geburtsort, der nicht notwendigerweise auch der Wohnort der Eltern sein muss. Wenn die Geburt in einem Krankhaus der naechsten Stadt z.B. erfolgte, dann ist das Standesamt der Stadt zustaendig. Oder die Mutter war vielleicht gerade woanders zu Besuch oder ist vielleicht sogar zur Geburt in ihre Heimat zurueckgekehrt.

          Vielleicht habe ich aber Deine Frage auch falsch verstanden und Du hast einen positive Nachweis in Form eines Dokumentes, wo bestaetigt wird, dass die Geburt Deiner Grossmutter nicht beurkundet werden konnte, weil sie Oestreicherin war. Das waere allerdings etwas seltsam.

          Liebe Gruesse
          Rieke
          Meine Spitzenahnen....
          waren arm aber reinlich. Ihr Motto? Lieber leere Taschen als volle Hosen.

          Kommentar

          • casamama
            Benutzer
            • 20.05.2014
            • 26

            #6
            Hallo Rieke und hallo Svenja,

            nein, finde gar nichts, weder Taufeintrag noch standesamtlicher Eintrag. Das war eine Frage, ob jemand diese Vermutung meinerseits bestätigen könnte.

            Den Geburtsort "Bertsdorf bei Zittau" und das Geburtsdatum habe ich von der Eheurkunde meiner Großmutter, aber sie ist weder im Stadtarchiv Zittau noch im Kreisarchiv Zittau zu finden, welche sich als dafür zuständig bezeichnen.

            Bin nun etwas ratlos...

            LG casamama

            Kommentar

            • Zeus
              Benutzer
              • 10.12.2009
              • 36

              #7
              Erfassung der Staatsangehörigkeit von Zugewanderten und deren Kindern

              Hallo an alle noch an diesem Thema Interessierten,
              aus einigen Kopien von Geburts-, Sterbe-, Heiratsurkunden und Melderegistereinträgen zwischen 1877 und 1918 eines Archivs in der Oberlausitz kann ich Folgendes beitragen:
              1. Geburtsurkunden wurden vom Standesamt auch für die Kinder von aus Böhmen Zugewanderten ausgestellt.
              2. Urkunden enthielten generell keine Angaben zur Staatsangehörigkeit jedoch zum in Böhmen liegenden Geburtsort der Eltern bzw. Wohnort der Großeltern.
              3. Im Melderegister wurden Staatsangehörigkeit, Geburtsorte und -daten von Eltern und Kindern erfasst. Das wäre übrigens noch ein Tipp für das Auffinden der gesuchten Personen, die weder im Kirchenbuch noch beim Standesamt im Geburtenbuch zu finden waren. Ein Melderegister wurde bestimmt auch in Z. geführt.
              Beispielhaft hänge ich einen stark gekürzten Auszug in zwei Bildern an (Tabellenkopf / Einträge).
              Grüße
              Zeus
              Angehängte Dateien

              Kommentar

              • Zeus
                Benutzer
                • 10.12.2009
                • 36

                #8
                Geburtsort der Großmutter

                Zitat von casamama Beitrag anzeigen
                ...Den Geburtsort "Bertsdorf bei Zittau" und das Geburtsdatum habe ich von der Eheurkunde meiner Großmutter, aber sie ist weder im Stadtarchiv Zittau noch im Kreisarchiv Zittau zu finden, welche sich als dafür zuständig bezeichnen...
                Hallo Casamama,
                mir ist noch etwas zur Angabe des Geburtsorts deiner Großmutter auf ihrer Heiratsurkunde eingefallen. Es ist nicht klar, ob die Angabe vom Standesbeamten anhand der Geburtsurkunde deiner Oma überprüft wurde oder sie vielleicht nur auf mündlicher Auskunft beruht. Dann wäre es tatsächlich möglich, dass deiner Oma nur der Wohnort zur Zeit der Geburt bekannt war und nicht der Geburtsort (vielleicht noch in Böhmen?). Es könnte sich aber auch um die Verwechslung mit dem von Bertsdorf [http://hov.isgv.de/Bertsdorf] 20 km entfernten Berthelsdorf [http://hov.isgv.de/Berthelsdorf_%285%29] handeln (bei akustischer Erfassung der Angaben gut möglich). Da wäre evtl. dann ein anderes Archiv zuständig.
                Grüße
                Zeus

                Kommentar

                • happyexile
                  Erfahrener Benutzer
                  • 06.12.2012
                  • 101

                  #9
                  Hallo,
                  es gibt ein Berzdorf auf der Böhmischen Seite, Bezirk Friedland
                  Sag doch mal den Namen & Geburtsdatum....

                  Kommentar

                  • casamama
                    Benutzer
                    • 20.05.2014
                    • 26

                    #10
                    Hallo liebe Mitstreiter,
                    zwischenzeitlich hat sich ein neuer Stand ergeben.
                    das Standesamt Zittau hat nach langer Zeit in einem "Außenarchiv" die Geburtsurkunde meiner Großmutter gefunden und die ist nun in meinem Besitz.
                    Allerdings ist sie mehr als schlicht. Es wird lediglich aufgeführt, daß eine Antonia Schwarzbach eine Tochter geboren hat , namens Lina Emma. Zeugin der Niederkunft: Hebamme......
                    Also keine Auskunft über Wohnsitz, Herkunft, Nationalität, Alter meiner Urgroßmutter.
                    Nun bin ich weiter auf Suche, in Kirchenbücher keine Auskunft.

                    danke, dass ihr euch auch Gedanken gemacht hat.

                    LG casamama

                    Kommentar

                    • happyexile
                      Erfahrener Benutzer
                      • 06.12.2012
                      • 101

                      #11
                      Hallo,
                      hast Du wenigstens Datum oder Jahr?

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                      • PeterS
                        Moderator
                        • 20.05.2009
                        • 3621

                        #12
                        Hallo,
                        so wie ich das verstehe, ist die Geburtsurkunde der Großmutter Lina Emma Schwarzbach (geboren 1889 irgendwo in Zuständigkeitsbereich vom Standesamt Zittau; Berstdorf bei Zittau??) gefunden, jedoch ist die Herkunft deren Mutter Antonia Schwarzbach (also eine uneheliche Geburt) völlig unbekannt.

                        Viele Grüße, Peter

                        Kommentar

                        • casamama
                          Benutzer
                          • 20.05.2014
                          • 26

                          #13
                          Hallo Peter,
                          genauso ist es.
                          ich weiß von den Erzählungen meiner Großmutter, dass die Familie ursprünglich aus Böhmen/Österreich kam und in den Jahren 1885 bis 1890 ein Großteil der Familie nach Deutschland gezogen ist. Die aufstrebende Industrie, vor allem in der Lausitz und Raum Dresden hat sie angelockt.
                          Die mir noch bekannten Familienmitglieder, älter als meine Großmutter und auch bereits verstorben, haben später wie Großmutter in Meissen gelebt.
                          Auf der Eheurkunde meiner Großmutter steht: Mutter, ledige Dienstmagd Antonia Schwarzbach, verstorben, zuletzt wohnhaft in Meissen. das war 1914.
                          Habe nun beim Archiv des standesamtes Meissen angefragt, bisher noch keine Antwort erhalten.

                          Hast du noch eine andere Idee, wie ich mehr erfahren kann?
                          Habe schon online Kirchenbücher gewälzt. Schwarzbach gab es massig in Varnsdorf, Maffersdorf, aber eine Antonia Schwarzbach , die nicht als Kind verstorben ist, habe ich noch nicht gefunden. Sie waren katholisch, das weiß ich noch.

                          lg casamama

                          Kommentar

                          • happyexile
                            Erfahrener Benutzer
                            • 06.12.2012
                            • 101

                            #14
                            hallo casamama,
                            Schwarzbach gab es auch massenweise in der Friedländer Region: Raspenau, Rückersdorf, Schönwald usw....
                            Etwas nordöstlich von Friedland, nahe an der Grenze zu Zittau/Lausitz gibt es auch ein Berzdorf (Neu-B; Ober-B und Nieder-B); daher meine Frage.
                            Ich hab nachgeschaut, Schwarzbach taucht dort allerdings in der fraglichen Zeit nicht auf.
                            Kannst ja aber selber nochmal schauen: Leitmeritzer KB's; dort die Signatur L176.
                            ciao
                            wolfram

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                            • *Eule*1980
                              Benutzer
                              • 19.06.2015
                              • 58

                              #15
                              Hallo casamama.
                              Zufällig habe ich diesen Eintrag gefunden, da der Name Schwarzbach in meinem Stammbaum auch vorkommt (allerdings erst 1760 und früher). Jedoch auch im Kreis Reichenberg. Habe im KB von Berzdorf mal nach Ihrer Antonia gestöbert und bin fündig geworden. Es gab einen Eintrag zu ihr. Sie bekam am 22.05.1891 in Berzdorf Nr.19 einen unehelichen Sohn namens Adolfus (L84/201 Ostasov, Seite 29/136). Leider verstarb er am 12.04.1892 an Diphtherie. Einen Eintrag zu einer Tochter *1889 gibt es dort leider nicht. Antonia selber wurde am 06.09.1871 in Berzdorf Nr.19 geboren, als Tochter des Karl Schwarzbach, Zimmermann von dort.
                              Viele Grüße, Cindy.
                              Hinweise, Tipps und Informationen zum seltenen FN LAZEWSKI immer willkommen.

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