Schule im 17ten Jhd?

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  • gki
    Erfahrener Benutzer
    • 18.01.2012
    • 4843

    #16
    Hier habe ich bei Google-Books ein Curriculum der Schulen von Fürstenzell von 1799 gefunden. Interessant sind insbesondere die Schülerlisten. Die Namen der Kinder verraten, daß ihre Eltern eher nicht aus der Gegend stammten und wohl keine Bauern waren:

    Gruß
    gki

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    • Asphaltblume
      Erfahrener Benutzer
      • 04.09.2012
      • 1500

      #17
      Bereits im Mittelalter (12./13. Jahrhundert mit Sicherheit) gab es in den Städten private Bürgerschulen, in denen vor allem die Söhne, teils auch die Töchter von Kaufleuten und Handwerkern Unterricht erhielten, der nicht klerikal orientiert war, sondern auf die Lebenspraxis dieser Leute bezogen. Die Kinder lernten also in der Volkssprache (Deutsch, nicht Latein) lesen und schreiben und rechnen, oft auch Geografie, Geschichte und wichtige Handelssprachen des jeweiligen Raums. Eine Schulpflicht gab es natürlich nicht, es war eine Entscheidung der Eltern, ihr Kind dort unterrichten zu lassen, und sie mussten auch Schulgeld bezahlen.
      Es gibt eine Annonce eines Lehrers (15. Jh. glaube ich), der Reklame für seinen Unterricht macht, mit einer Geld-zurück-Garantie, wenn der Schüler nicht innerhalb einer bestimmten Zeit lesen lernt. Diese Annonce richtete sich an erwachsene Schüler.
      Leider finde ich die Abbildung nicht online, ich hatte sie während eines Uni-Seminars gezeigt bekommen.
      Gruß Asphaltblume

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      • Matthias Möser
        Erfahrener Benutzer
        • 14.08.2011
        • 2264

        #18
        Interessanter Beitrag, danke!

        Gruß
        Matthias
        Suche nach:
        Gernoth in Adelnau, Krotoschin, Sulmierschütz (Posen)
        und Neumittelwalde/Kruppa (Schlesien)
        Spaer/Speer in Maliers, Peisterwitz, Festenberg, Gräditz u. Schweidnitz (Schlesien)
        Benke in Reichenbach, Dreissighuben, Breslau (Schlesien)
        Aust in Ernsdorf, Peterswaldau, Bebiolka in Langenbielau (Schlesien)
        Burkhardt in Nieder-Peterswaldau (Schlesien)
        Schmidt in Nesselwitz u. Wirschkowitz im Kreis Militsch (Schlesien)

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        • Catha-Tina
          Erfahrener Benutzer
          • 14.10.2009
          • 1791

          #19
          Zitat von Asphaltblume Beitrag anzeigen
          Es gibt eine Annonce eines Lehrers (15. Jh. glaube ich), der Reklame für seinen Unterricht macht, mit einer Geld-zurück-Garantie, wenn der Schüler nicht innerhalb einer bestimmten Zeit lesen lernt. Diese Annonce richtete sich an erwachsene Schüler.
          Leider finde ich die Abbildung nicht online, ich hatte sie während eines Uni-Seminars gezeigt bekommen.
          Asphaltblume, evtl. meinst du dieses Aushängeschild eines Schulmeisters aus dem Jahre 1516, das sich im 3. Band von "Kultur und Alltag in der Frühen Neuzeit" Band 3, S. 161, von Richard van Dülmen befindet? Ich habe es mal als Scan angehängt.

          In diesem Band des hier schon öfter erwähnten Werkes (für Ahnenforscher eigentlich unverzichtbar) gibt es den Abschnitt von mehr als 30 Seiten "Volksbildung und Neues Wissen", in dem auch ausführlich auf Schulsystem, Alphabetisierung, Erziehung eingegangen wird. U.a. mit einer Statistik aus dem Jahre 1658 aus einem ländlichen Bereich (Harpstedt), die der Pfarrer anfertigte. Von 438 Männern und Frauen konnten 86 lesen, allerdings nur vier schreiben.
          Es wird betont, dass es auch Personen gab, die ohne die Schule besucht zu haben, lesen gelernt hatten.
          Angehängte Dateien
          Viele Grüße
          Catha-Tina

          Suche
          - die Herkunft des Joh. August Kuhblank, Geburt um 1722, Tod 1808 in Schafstädt, seit 1751 in Schafstädt nachweisbar, sowie
          - die Herkunft des Joh. Gottfried Siegmund, Holz- und Revierförster bei den Grafen von Stolberg in Wachau (Sachsen), Geburt um 1719,
          Heirat 1751 in Wachau mit Johanna Rosina Förster, Tod 1805 in Wachau

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          • Asphaltblume
            Erfahrener Benutzer
            • 04.09.2012
            • 1500

            #20
            Ja, das ist es! Also 16. Jahrhundert, nicht 15.
            Lesen, schreiben und rechnen war damals für Kaufleute und Handwerker usw. vor allem für die Buchhaltung nützlich, das wird ja auch in dieser Annonce deutlich.
            Gruß Asphaltblume

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            • gustl
              Erfahrener Benutzer
              • 25.08.2010
              • 676

              #21
              Hallo an alle,

              in Anhalt-Köthen gab es schon 1618 eine Schulreform, s. hier:



              Da die Fürsten in dieses kleine Land selten große Gelehrte locken konnte (vom großen Johann Sebastian Bach einmal abgesehen), beschloß man, sich seine Elite selber zu bilden. Um möglichst vielen begabten Knaben ein Universitätsstudium zu ermöglichen, wurden schon früh fürstliche Stipendien geschaffen (z.B. das Wolfgang-Stipendium). Sie verpflichteten den Stipendiaten allerdings, eine gewisse Anzahl von Jahren dann auch im Fürstentum Dienst zu tun. Später wurden auch die jungen Theologen, die auf ihre erste Pfarre warteten, zum Schuldienst verpflichtet. Sie unterrichteten meist die alten Sprachen. Sehr früh schon im 19. Jahrhundert beschäftigte man auch weibliche Lehrkräfte.

              Auf dem Lande stand das Schulwesen unter der Obhut der Pfarrer und gedieh je nach deren Engagement. Sie hatten aber die Möglichkeit, begabte Kinder in die Stadtschulen zu geben, wenn die Eltern einverstanden waren. Ihnen wurde ebenfalls durch die Kirche geholfen, in der Stadt Quartier zu finden.

              Im Laufe der Zeit entwickelte sich ein regelrechtes Stipendienwesen, private Mäzene gründeten Familienstiftungen oder allgemeine Stipendien. In unserer Familie nahm, wie auch aus unseren Unterlagen weiß, wenigsten einer von zwei Söhnen solch ein Stipendium in Anspruch, auch wenn die Väter gutsituiert waren. Die meisten von den unseren erwarben ihre Hochschulreife in Köthen.

              Es hing natürlich, wir sind ja im Absolutismus, vom Interesse des einzelnen Fürsten ab, wie sehr er das Schulwesen aktiv unterstützte. Einen gewissen Druck konnten die Bürger, die ihm dienten, aber durchaus machen. So wurden die Schulgebäude regelmäßig erweitert und erneuert, die Lehrer nicht üppig, aber angemessen bezahlt. Später gab es dann auch ein Lehrerseminar. Das ganze Schulwesen in Köthen galt als vorbildlich, sogar die Brandenburger kamen vorbei und haben sich das angeguckt.

              Nun bin ich tatsächlich ins Plaudern gekommen, aber das ist ja hier auch die Plauderecke.

              Beste Grüße
              Cornelia

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              • Catha-Tina
                Erfahrener Benutzer
                • 14.10.2009
                • 1791

                #22
                Hallo Cornelia,
                das ist interessant, was du über Köthen zu berichten weißt!
                Ich werde es mal an meine Kollegin weitergeben, sie ist zwar nicht Ahnenforscherin, aber sie wohnt in Köthen, hat dort an der Pädagogischen Hochschule studiert und war jahrelang Lehrerin in Köthen !
                Viele Grüße
                Catha-Tina

                Suche
                - die Herkunft des Joh. August Kuhblank, Geburt um 1722, Tod 1808 in Schafstädt, seit 1751 in Schafstädt nachweisbar, sowie
                - die Herkunft des Joh. Gottfried Siegmund, Holz- und Revierförster bei den Grafen von Stolberg in Wachau (Sachsen), Geburt um 1719,
                Heirat 1751 in Wachau mit Johanna Rosina Förster, Tod 1805 in Wachau

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                • gustl
                  Erfahrener Benutzer
                  • 25.08.2010
                  • 676

                  #23
                  Hallo Catha-Tina,

                  das freut mich jetzt, dass das jemanden interessiert. Ich wollte ja eigentlich nur darauf aufmerksam machen, wie unterschiedlich das Schulwesen im deutschsprachigen Raum gewesen sein kann und habe mich dann etwas verplaudert. Zu dem Thema "Schule in Köthen" findet man noch einiges an Literatur und sicher auch noch Unterlagen im Stadtarchiv.

                  Beste Grüße
                  Cornelia

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