von Württemberg/von Dagersheim

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  • NT Ipsum
    Erfahrener Benutzer
    • 14.10.2013
    • 457

    #16
    Hallo Ihr Lieben alle,

    jetzt habe ich einiges recherchiert. Ich habe mit der Hospitalkirche in Stuttgart korrespondiert und verschiedene Aufsätze gelesen wie z.B.:

    Die Familie Vollandt und Ihre Verbindungen zu Entzlin, Dreher und Lyher von Otto Günter Lonhard, Südwestdeutsche Blätter für Familien- und Wappenkunde, 2003, Bd. 23 Heft 9

    Die Volland in Markgrönningen unter die Lupe genommen, von Hilde Fendrich, Südwestdeutsche Blätter für Familien- und Wappenkunde, 2003, Bd. 23 Heft 9

    Korrekturen, Ergänzungen und Gedanken zu schwäbischen Spitzenahnen von Thilo Dinkel und Günther Schweizer

    Und einmal mehr muss man zu dem Schluss kommen, dass alles, was Decker-Hauff und Raff und Wunder geschrieben haben, mit äußerster Vorsicht zu genießen ist und dass die auch ihre Quellen und angeblichen Belege einschließt.

    Das gilt auch für die Ebingersche Genealogia(!) Naucleriana(!), die lt. Decker-Hauff beschreibt, dass eine Margarethe Wirtenberger einen Hans Königsbach aus Stuttgart geheiratet habe.

    Diese Decker-Hauff-Ebinger-These konnte längst durch Dinkel und Schweizer widerlegt werden. Daher muss wirklich akribisch gegen recherchiert werden, was der Sebastian Ebinger über seine eigene Abstammung und die anderer verfasst hat. Er selbst bezeichnet sich ja als Abkömmling des Vergenhans und damit als "Württemberger", und man sollte solche selbst verfaßten Abstammungen nicht einfach so hinnehmen, auch wenn die Genealogia Naucleriana sicherlich keine(!) Fälschung der Moderne ist. Aber der Ebinger hat ein Eigeninteresse. Und es ist zu prüfen, ob es den Fakten stand hält. Es braucht Urkunden, die die Angaben bestätigen. Und mit Margarethe Württemberger/Königsbach hat er nunmal "einen Bock geschossen".

    Es scheint jedoch wirklich so zu sein, dass es tatsächlich einen Dagersheim gibt, der ein illegitimer Spross der Grafen Eberhard 1388-1419 und der Agnes von Dagersheim ist.

    Der von 1447-1468 amtierende Stuttgarter Bürgermeister und Richter Wilhelm von Dagersheim wurde nach seinem Tod 1478 mit einem Epitaph geehrt, das in als ledigen (=unehelichen Sohn) von Württemberg benannte. Seine Tochter Agnes (gest. 1504) heiratete den Stuttgarter Bürgermeister Hans Welling, der 1494 starb.
    Hans Welling wird in den Urkunden eindeutig als Tochtermann des Wilhelm von Dagersheim benannt.

    Decker-Hauff und Raff haben in "Hie Wirttemberg allwege" ein völliges Durcheinander mit den Belegen angerichtet. Das Epitaph des Wilhelm von Dagersheim befindet sich in der Stuttgarter Leonhardskirche und nicht in der Hospitalkirche. In letzterer befand sich das Grab von Hans Welling und Agnes von Dagersheim. Dies wird bestätigt durch Johann Jakob Gabelkovers Chronik und durch Hinweise aus den Pfarrämtern. Im Weltkrieg wurden beide Kirchen stark zerstört. Nicht alles ist erhalten geblieben.

    So und jetzt kommen wir zur Diskussion der Wappen. Es gibt kein offizielles von Dagersheim-Wappen. Es gibt im Haupstaatsarchiv in Stuttgart nur ein Siegel, das mit vielen Fragezeichen versehen als Möglichkeit benennt, dass dies ein Wappen der Dagersheim sein könnte. Es zeigt einen sechszackigen Stern, darunter(!) eine Mondsichel.

    Lt. Gabelkover zeigte das Grab der Agnes von Dagersheim in der Hospitalkirche ein Wappen mit einer Mondsichel neben(!) einem sechszackigen Stern.

    Und das Grab der Elisabeth Lyher, der Tochter des Kanzlers Conrad Lyher und einer angeblichen Antonia von Dagersheim zeigt eine Mondsichel über(!) einem sechszackigen Stern als Mutterwappen.

    Wie auch immer: Eindeutig als Württemberger Illegitimus zuordnen kann man nur Wilhelm von Dagersheim. Und die Nachkömmlinge der Ehe Welling-von Dagersheim haben einen Grafen als Ahnherren.

    Die Abstammung des Vergenhans und der Elisabeth Lyher von Wuerttemberg muss jedoch in Zweifel gezogen werden. Selbst wenn man alle Wappenvariationen denen zu Dagersheim zuordnet, ist damit die Vaterschaft der angeblichen Anna und der angeblichen Antonia von Dagersheim nicht geklärt.

    Viele Grüße, NT
    Zuletzt geändert von NT Ipsum; 03.11.2016, 15:04.

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    • Alter Mansfelder
      Super-Moderator
      • 21.12.2013
      • 4666

      #17
      Hallo NT,

      danke für die umfangreiche Recherche.

      Zitat von NT Ipsum Beitrag anzeigen
      Diese Decker-Hauff-Ebinger-These konnte längst durch Dinkel und Schweizer widerlegt werden. Daher muss wirklich akribisch gegen recherchiert werden, was der Sebastian Ebinger über seine eigene Abstammung und die anderer verfasst hat. Er selbst bezeichnet sich ja als Abkömmling des Vergenhans und damit als "Württemberger", und man sollte solche selbst verfaßten Abstammungen nicht einfach so hinnehmen, auch wenn die Genealogia Naucleriana sicherlich keine(!) Fälschung der Moderne ist.
      Noch wissen wir ja gar nicht, was Ebinger selbst geschrieben hat (außer der oben abgebildeten Seite, auf der nichts zum hiesigen Fragenkreis steht). Wir wissen nur, dass Decker-Hauff behauptet, Ebinger habe etwas geschrieben. Deshalb sollte man den Ebinger nicht vorverurteilen, bis seine Stunde gekommen ist

      Zitat von NT Ipsum Beitrag anzeigen
      Aber der Ebinger hat ein Eigeninteresse.
      Welches? Wie oben schon dargelegt, vermag ich keinen Vorteil für Ebinger zu erkennen: rechtlich war er nicht verwandt (keine Erbansprüche), die biologische Verwandtschaft wäre makelbehaftet gewesen. Welchen Vorteil sollte er also davon gehabt haben? Als herzoglicher Archivarius wird er ja kaum gegenüber dem Herzog, seinen Kollegen oder in der Familie mit einer Verwandtschaft zum Herrscherhaus herumgeprahlt haben.

      Auch wenn das jetzt für die nachfolgende Frage ein blöder Vorspann ist und nur weil es mich einmal interessiert: NT - was sind eigentlich Deine Berührungspunkte zu dem Fragenkreis Forstmeister/ Dagersheim/ Bidembach? Hast Du eine der Linien als Vorfahren? Oder nur Spaß an der Dekonstruktion von Abstammungsmärchen? Gki und ich sind ja genealogisch an dieser Sache ganz unbeteiligt.

      Es grüßt der Alte Mansfelder
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      Kommentar

      • NT Ipsum
        Erfahrener Benutzer
        • 14.10.2013
        • 457

        #18
        Hallo alter Mansfelder,

        sorry, habe ich da was falsch verstanden? Hattest Du nicht mal geschrieben, dass der Sebastian Ebinger von sich selbst als ein Vergenhans-Nachkomme schreibt?
        Wenn nicht, sorry, dann habe ich etwas falsch verstanden.

        Nein, ich habe (leider!!!!) keine Württemberg-Abstammungslinie. Hatte ich schon mal erwähnt. :-( Mich hat aber das Recherchefieber gepackt. Ich wollte das eigentlich jetzt weglegen aber ich will jetzt auch wissen, was Ebinger geschrieben hat. :-)
        Ich warte noch auf Antwort aus Tübingen, wie umfangreich das Werk ist und ob man das kopieren kann ohne gleich ins Armenhaus zu kommen.

        Es gibt soooo viele Interneteinträge, die hier auch falsche Württemberg-Zusammenhänge (Eckher, Trostel, von Reischach etc.) referieren und viele auf Decker-Hauff sich berufend. Da will ich Klarheit schaffen.

        Vielleicht auch etwas maßlos. Aber gut. Jetzt ist die Sache angefangen. :-)

        Viele Grüße, NT

        Kommentar

        • Alter Mansfelder
          Super-Moderator
          • 21.12.2013
          • 4666

          #19
          Hallo NT,

          Zitat von NT Ipsum Beitrag anzeigen
          sorry, habe ich da was falsch verstanden? Hattest Du nicht mal geschrieben, dass der Sebastian Ebinger von sich selbst als ein Vergenhans-Nachkomme schreibt? Wenn nicht, sorry, dann habe ich etwas falsch verstanden.
          vielleicht habe ich mich zwischendurch einmal nicht präzise genug ausgedrückt - sorry. Richtig ist Folgendes: In Beitrag #47 des Forstmeister-Threads schrieb ich:

          Zitat von Alter Mansfelder Beitrag anzeigen
          Ausgewertet habe ich Folgendes:
          ...
          - Die Universität Tübingen von 1477 bis 1977 in Bildern und Dokumenten, herausgegeben von Hansmartin Decker-Hauff und Wilfried Setzler, Tübingen 1977.
          ...
          => Universität Tübingen, hg. von Decker-Hauff und Setzler,
          - S. 25: Stammtafel „Das Haus Wirtemberg und Tübinger Professorenfamilien im 15. und 16. Jahrhundert“ – in Tafelform aufgelistete uneheliche Kinder von Graf Eberhard d. J. (+ 1419), Graf Ludwig I. (+ 1450) und Graf Ulrich dem Vielgeliebten (+ 1480), ... - angegebene Quelle: „Genealogia Naucleriana des M. Sebastian Ebinger“
          - S. 22: Abbildung einer Originalseite aus „Genealogische Aufzeichnungen über Tübinger Professorenfamilien, verfaßt vom herzoglichen Archivar Sebastian Ebinger um 1530. Stuttgart, Familienarchiv Decker-Hauff.“
          Wir haben also eine Stammtafel, die von Decker-Hauff stammt. Decker-Hauff gibt für sie eine "Genealogia Naucleriana" von Sebastian Ebinger als einzige Quelle an und druckt eine Originalhandschriftenseite ab, auf der außer Ebinger-Familienmitgliedern nichts Relevantes steht. Sebastian Ebinger war eine reale historische Person der Mitte des 16. Jh., die auch genealogisch gewirkt hat. Meines Erachtens gibt es nun 3 Möglichkeiten:

          1. Möglichkeit: Es gab/gibt gar keine "Genealogia Naucleriana" und die Stammtafel ist von Decker-Hauff gefaked. Dann hätten wir eine weitere Decker-Hauff - Fälschung entlarvt. In diesem Falle bliebe dann nur die Frage, aus welcher wirklichen Handschrift die abgebildete Originalseite stammt.

          2. Möglichkeit: Es gibt tatsächlich eine "Genealogia Naucleriana" von Sebastian Ebinger, sie hat aber nicht den von Decker-Hauff behaupteten Inhalt. Auch bei dieser Konstellation hätten wir eine Decker-Hauff - Fälschung entlarvt.

          3. Möglichkeit: Es gibt tatsächlich eine "Genealogia Naucleriana" von Sebastian Ebinger und sie hat auch ganz oder teilweise den von Decker-Hauff behaupteten Inhalt. Dann läge keine Quellenfälschung vor, sondern ein wissenschaftliches Quellenexzerpt. Hier bliebe dann die Frage, ob sich Ebingers Angaben durch andere und bestenfalls ältere Quellen ganz oder teilweise prüfen lassen und ob Decker-Hauff versucht hat, seine eigene Königsbach-Forschung in der Stammtafel unterzubringen. Ebinger muss also hinsichtlich Königsbach keineswegs "einen Bock geschossen" haben.

          Hier Licht ins Dunkel zu bringen, kann schlechtestenfalls Jahre dauern - darüber musst Du Dir im Klaren sein. Nicht überall geht es so schnell und glatt wie im Forstmeister-Thread.

          Über Sebastian Ebingers Vater gibt es übrigens einen schönen Beitrag von Walter Stettner, in: Heimatkundliche Blätter Balingen 24 (1977), S. 121-124 (online). Danach wird durch eine Jahrtagsstiftung von 1498 schon einmal Anna Ziegler als erste Ehefrau des Konrad Blicklin gen. Ebinger bestätigt. Diese soll ja eine Tochter der Anna Vergenhans gewesen sein.

          Zitat von NT Ipsum Beitrag anzeigen
          Nein, ich habe (leider!!!!) keine Württemberg-Abstammungslinie.
          Sei froh - Du siehst, man ärgert sich nur herum damit

          Es grüßt der Alte Mansfelder
          Zuletzt geändert von Alter Mansfelder; 04.11.2016, 23:31.
          Gesucht:
          - Tote Punkte im Mansfelder Land, Harz und Umland
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          • NT Ipsum
            Erfahrener Benutzer
            • 14.10.2013
            • 457

            #20
            Hallo alter Mansfelder,
            nun ja, einen solchen Zugang sicher zu haben, bringt einem sicher viele nette Ahnen ein, deren Daten man kennt und zu denen es viel zu lesen gibt. Daher wäre es schon nett gewesen.

            Also ich warte immer noch auf das Feedback der UB Tübingen, wie umfangreich die Genealogia Naucleriana ist, in welcher Sprache diese abgefasst ist (bei Latein müßte ich passen) und was eine Kopie oder digitale Kopie kostet....
            Seufz.

            Es scheint wirklich auf jahrelange Forschungen hinaus zu laufen. :-)

            Viele Grüße, NT

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            • Alter Mansfelder
              Super-Moderator
              • 21.12.2013
              • 4666

              #21
              Hallo NT,

              Zitat von NT Ipsum Beitrag anzeigen
              nun ja, einen solchen Zugang sicher zu haben, bringt einem sicher viele nette Ahnen ein, deren Daten man kennt und zu denen es viel zu lesen gibt.
              glaub mir, der Eindruck täuscht - zumindest, wenn man sich nicht mit dem zufrieden gibt, was in gedruckten Standardwerken steht. Glücklich kann da mMn nur sein, wer einfach einen Link zu MedLands setzen kann, wo die wichtigsten Verknüpfungsbelege stehen. Anderenfalls geht die Sucherei erst richtig los, wenn man sich das denn wirklich antun will.

              Zitat von NT Ipsum Beitrag anzeigen
              Also ich warte immer noch auf das Feedback der UB Tübingen, wie umfangreich die Genealogia Naucleriana ist, in welcher Sprache diese abgefasst ist (bei Latein müßte ich passen) und was eine Kopie oder digitale Kopie kostet....
              Heißt das, sie ist tatsächlich vorhanden? Perspektivisch könntest Du ja einen Aufsatz für die SWDB draus machen, damit sich die ganze Mühe auch gelohnt hat.

              Es grüßt der Alte Mansfelder
              Zuletzt geändert von Alter Mansfelder; 10.11.2016, 11:37.
              Gesucht:
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              • Eva64
                Erfahrener Benutzer
                • 08.07.2006
                • 809

                #22
                Zitat von Alter Mansfelder Beitrag anzeigen
                Heißt das, sie ist tatsächlich vorhanden? Perspektivisch könntest Du ja einen Aufsatz für die SWDB draus machen, damit sich die ganze Mühe auch gelohnt hat.
                Hallo NT,

                das finde ich einen sehr guten Vorschlage vom alten Mansfelder. Das wäre für die bisherigen Ergebnisse eine super Ergänzung!

                Grüßle
                Eva

                Kommentar

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