Uneheliches Kind um 1884 aus Hannover: Fall Riechelmann

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge
  • Robin2002
    Erfahrener Benutzer
    • 30.03.2019
    • 872

    Uneheliches Kind um 1884 aus Hannover: Fall Riechelmann

    Hallo zusammen,

    vielleicht interessiert es jemanden, so wollte ich mal von einem Fall aus meiner Familie berichten zum Thema uneheliche Kinder, Vater usw.

    Meine Ururgroßmutter Frieda Kölling wurde 1884 in Hannover-Herrenhausen geboren. Ihre Mutter Marie starb nur 4 Monate nach ihrer Geburt an Schwindsucht. In Friedas Geburtsurkunde stand und steht aber "uneheliche Tochter der unverheirateten Sophie Marie Kölling". Bei ihrer Großmutter Karoline Kölling blieb sie auch nicht.

    Und jetzt kommt es;
    ihr leiblicher Vater ist der frisch nach Hannover zugezogene, aus Adensen stammende, Heinrich Riechelmann. Seine Mutter Louise ist zudem Friedas Taufzeugin und Heinrich ist auch Friedas spätere Trauzeuge.
    Heinrich konnte Marie nicht heiraten, da sie erst 18 war (bei der Schwangerschaft 17) und Maries Mutter Karoline ihre Zustimmung nicht gab; Maries Vater Karl war bereits verstorben.
    Frieda war nun "Waise" mit ein paar Monaten. Wie auch immer es geschah, nahm Heinrich seine uneheliche Tochter zu sich und zog sie groß. Er heiratete auch und bekam andere Töchter, aber Frieda zog er groß. In der Familienbibel von Frieda mit ihrem späteren Mann Wilhelm sieht man unter Voreltern nur, wie Marie Kölling unter Mutter steht und der Vater Heinrich Riechelmann selbst eingetragen/nachgetragen wurde; vielleicht von ihm selbst ?!.

    Lange habe ich mich gefragt, warum Heinrich so ein Verantwortungsgefühl gegenüber seiner unehelichen Tochter empfand und sie großzog, obwohl Maries Familie nicht wollte, daß sie heiraten dürfen. Dann habe ich in Heinrichs eigenen Geburtseintrag geschaut und es schien so, als hätten seine Eltern schon das gleiche gemacht:
    Heinrich Conrad Friedrich Niederhuth, geboren am 22.03.1862, unehelicher Sohn der Marie Dorothee Louise Niederhuth.
    Dann kam der Nachtrag: Sohn von Heinrich Ernst Conrad Riechelmann (der auch später die Louise Niederhuth heiratete).

    Heinrichs Vater, ebenfalls Heinrich, starb, als Heinrich erst 4 Jahre alt war. Es ist schon verblüffend, wie die Kinder in die Fußstapfen der Eltern tappen, obwohl sie diese doch kaum, wie in dem Fall hier, gekannt haben können.

    Ich hoffe, Euch hat die Geschichte ein wenig gefallen.

    Liebe Grüße,
    Robin
  • Geschichtensucher
    Erfahrener Benutzer
    • 03.09.2021
    • 734

    #2
    Hallo Robin
    das ist eine schöne Geschichte. Der junge Mann hat Verantwortung übernommen, das rührt einen. Wahrscheinlich war ihm die "Rettung" seiner Mutter durch seinen Vater sehr bewusst und er hatte ein gutes Vorbild an anständigem Verhalten.
    Beste Grüße, Iris

    Kommentar

    • Robin2002
      Erfahrener Benutzer
      • 30.03.2019
      • 872

      #3
      Hallo Iris,

      die Geschichte ist wirklich schön und es scheint, daß Heinrich an seine eigene Geschichte erinnert hat. Warum er das Kind nie rechtlich anerkannt hat, ist mir ein Rätsel, aber wer weiß, was da noch war.

      Leider hat Heinrich seine eigene Tochter überlebt. Frieda starb 1917 ebenfalls an Schwindsucht; Friedas Tochter war damit mit 7 Jahren Vollwaise. Heinrich starb am 18.08.1920 in Hannover-Bothfeld. Heinrichs Mutter Louise hingegen scheint ihren Sohn und ihre Enkelin überlebt zu haben. Leider weiß ich nicht genau, wann sie gestorben ist. Durch Ämter weiß ich nur "nach 1920". Louise starb wohl in Adensen oder Hildesheim.

      Kommentar

      • Andrea1984
        Erfahrener Benutzer
        • 29.03.2017
        • 2552

        #4
        Was für eine interessante Geschichte.

        Herzliche Grüße

        Andrea
        Mühsam nährt sich das Eichhörnchen. Aufgeben tut man einen Brief.
        Wenn man lange genug Ahnenforschung macht, bekommt man zu dem Ahnenschwund und den Toten Punkten eine Generationsverschiebung gratis dazu.

        Kommentar

        • Bachstelze1160
          Erfahrener Benutzer
          • 08.02.2017
          • 716

          #5
          Grüß Gottle Robin,


          im Jugendrecht lernte ich: das heiraten für Mädchen ist heute und damals sicher auch ab 16 Jahren möglich, sofern der Ehemann volljährig ist und verdient, bzw, Haus und Geld genug hat.

          Hinderlich waren eher sein Güterstand und Gesellschaftsschicht Stand Unterschiede, Du schreibst ja die Familie war dagegen!

          Damals gab es eher Vernunftehen, Adel und arm war besser als Niedrig und reich, da kann es dann nur noch Fleiß retten.
          Das hat sich dann in den Gründerjahren zwar gebessert, mit den Handelsleuten und Firmengründungen wurde dann der Adel nicht mehr so zwingend angesehen.

          Grüßle Bachstelze
          Dank und herzliche Grüße <3

          Die Bachstelze


          Ich sende einen Dank in den Himmel, wenn ein Pfarrer sich Mühe gab zu schreiben, das freut ihn dann!
          Was die Ahnen wohl so alles mitbekommen, was wir wegen Ihnen uns für eine Arbeit machen!!!

          Kommentar

          Lädt...
          X