Aus dem Tagebuch meines Großvaters - 27 Jahre später

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  • Matthias Möser
    Erfahrener Benutzer
    • 14.08.2011
    • 2264

    #46
    Hallo, Helen!

    Schon mal darüber nachgedacht, das Tagebuch Deines Großvaters etvl. über einen kleinen Verlag als Druck herauszubringen?

    Wäre nur mal so eine Idee.....

    Gruß und Danke für´s Einstellen hier im Forum!

    Matthias
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    • Helen
      Erfahrener Benutzer
      • 04.02.2010
      • 164

      #47
      Ich habe es gern geschrieben, weil ich dachte, es ist zu schade, so eine private Lebensgeschichte, die den Leser am Alltag der damaligen Zeit teilhaben lässt, in der Schublade liegen zu lassen. Manchmal möchte ich Teile noch einmal lesen, weil mir die Personen, egal wer, sehr nah gewesen sind.

      Mir ist noch eingefallen, dass der Opa mit 3 Zigaretten zum zweiten Mal nach Friedland gefahren ist, um nach seinem Koffer zu suchen. Ich vermute, sie haben das Auffinden möglich gemacht.

      Ich habe noch einen Zettel gefunden mit Stempel "Durchgangslager Marienberg Sa. - Ausgang 11.00 bis 13.00". Ich habe noch nichts über dieses Durchgangslager gefunden, habe aber auch noch nicht länger gesucht. *Nachtrag: Es war wohl das erste Auffanglager für Flüchtlinge, die über die tschechische Grenze kamen.

      Matthias, deine Anregung ist gut, vielleicht nehme ich das mal in Angriff, nachdem ich alles noch einmal überarbeitet habe. Dazu brauche ich viel Zeit und die fehlt mir noch.

      Danke für eure nette Rückmeldung.
      Helen
      Zuletzt geändert von Helen; 12.08.2017, 16:56.

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      • gudrun
        Erfahrener Benutzer
        • 30.01.2006
        • 3277

        #48
        Hallo Helen,

        die Idee mit dem Druck des Tagebuches finde ich sehr gut.
        Auch ich habe die Seiten sehr gern gelesen.
        Das Schicksal Deines Großvaters hat mich sehr interessiert.

        Meine Großeltern sind in Essen 3x ausgebombt worden.
        Da hat sich überhaupt nichts, nicht mal Schulzeugnisse
        von meinem Vater und keine Erinnerungsstücke an
        meinen Urgroßvater erhalten.
        Mein Großvater lebte leider auch viel zu weit von uns weg.
        Wir in Bayern und meine Großeltern und die Schwester
        meines Vaters in Essen. Daher gibt es auch fast keine
        mündlichen Überlieferungen.
        Vielen Dank für Deine Mühe beim Eintragen, das war ja sehr viel Arbeit.

        Viele Grüße
        Gudrun

        Kommentar

        • scheuck
          Erfahrener Benutzer
          • 23.10.2011
          • 4383

          #49
          Tagebuch.....

          Hallo, Helen!
          DorSch hat an sich schon alles gesagt, was gesagt werden konnte und musste !
          Schade, dass es nun mit der abendlichen Lektüre vorbei ist....
          Dennoch, ein ganz, ganz, großes für Deine Mühe beim Abschreiben, aber auch dafür, dass Du uns in Deine Privatsphäre hast blicken lassen!!!
          Herzliche Grüße
          Scheuck

          Kommentar

          • Helen
            Erfahrener Benutzer
            • 04.02.2010
            • 164

            #50
            Ich hatte auch die Hoffnung, dass vielleicht dem ein oder anderen Schlesier Orte, Namen oder Ereignisse bekannt vorkommen, weil sie ähnliches erlebt oder gehört haben.

            Wirklich schade, wenn man so gar nichts aus der Geschichte der Familie erfährt. Aber das ist eher das normale.

            Ich wünsche euch allen noch interessante Familienfunde. Es werden hier ja sehr viele Quellen und Hilfen angeboten.

            LG Helen

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            • #51
              Zitat von Helen Beitrag anzeigen
              Wirklich schade, wenn man so gar nichts aus der Geschichte der Familie erfährt. Aber das ist eher das normale.
              Hallo Helen,

              wieso ist es normal, nichts über seine Familie zu wissen - egal um welche Zeiten es sich handelt.

              Ich bin in einer Zeit zur Schule gegangen, da gab es in den Schulbüchern das "Dritte Reich" und seine Auswirkungen nicht. Hätte ich nicht meine Eltern und Großeltern gehabt, hätte ich keine Kenntnis über die Greueltaten aus jener Zeit gewusst (meine Familie väterlicherseits kommt aus der Gegend NO von Warschau und aus Warschau). Aber auch nicht, warum so viele Menschen einer Person so bedingungslos gehorcht haben. Aber auch in meinem früheren und heutigen Freundes- und Bekanntenkreis wurde innerhalb der Familien immer offen über diese Zeiten gesprochen.

              Auf der anderen Seite sind viele Menschen gebrochen aus diesem Krieg gegangen. Ich denke an die vielen Frauen und Mädchen, die häufig unendliches Leid ertragen mussten. Und das diese Personen über die damaligen Zeiten nicht oder nur sehr schwer sprechen können, ist wohl verständlich. Aber auch an die Männer und Jungen, die gezwungen waren, in diesen Krieg zu ziehen und oft nach jahrelanger Gefangenschaft gebrochen zu ihrer Familie zurückkehrten, wenn sie nicht schon vorher in diesem unsinnigen Krieg gestorben waren.

              Ich wünsche Dir eine gut Zeit.
              Joanna

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              • Helen
                Erfahrener Benutzer
                • 04.02.2010
                • 164

                #52
                Hallo Joanna, ich meinte damit, dass ich keine jüngeren Menschen kenne, die noch Interesse an der Lebensgeschichte der Eltern oder Großeltern haben. Oft sind die Familien verstreut und es kommt immer seltener zu Gesprächen aus der Vergangenheit. Die Menschen schauen nach vorn, in die Zukunft und möchten sich mit alten Geschichten nicht belasten, egal, wie du richtig schreibst, um welche Zeit es sich handelt.

                Natürlich habe ich meine Mutter mal gefragt, ob/was sie von den Verbrechen gegen die Juden in der Nazizeit gewusst habe. Sie sagte, das habe sie nicht gewusst und wenn es ihr jemand gesagt hätte, hätte sie es nicht geglaubt. Sie arbeitete im Arbeitsdienst und erstmals seien ihr Zweifel gekommen, als sie ihren Vorgesetzten mit "Guten Morgen" begrüßte und er zurückbrüllte: "Das heißt nicht "Guten Morgen" sondern "Heil Hitler". Darüber kann sich nun jeder seine eigenen Gedanken machen.

                LG Helen

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                • #53
                  Liebe Helen,

                  da magst Du recht haben, dass viele junge Menschen sich nicht mit der Geschichte ihrer Familie befassen wollen/können.

                  Und das die Familien häufig recht weit voneinander wohnen, fördert natürlich die gemütliche Unterhaltung am Kamin auch nicht gerade. Denn gerade dort wurden doch die interessantesten Geschichten erzählt. Ich weiß auch noch, wenn andere Kinder abends "Rotkäppchen" oder "Schneewittchen" erzählt bekamen, erzählte uns mein Vater Geschichten von sich und seinen Geschwistern aus seiner Kindheit und Jugend (da gab es noch richtige Bären und Wisente). Und nicht ein Wort habe ich in all den langen Jahren davon vergessen. Warum auch - andere gehörte Geschichten hat man ja auch nicht vergessen.

                  Ich habe das Glück gehabt, dass meine Eltern altersmäßig eigentlich jeweils einer anderen Generation angehörten. So gab es nicht nur viele Geschichten, sondern diese auch aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Auch meine Mutter war beim Arbeitsdienst, und zwar in einer Munitionsfabrik, als die Männer immer weniger wurden, da sie ja in den Krieg ziehen mussten. Und da gab es zwar keine jüdischen Arbeiter, aber viele Zwangsarbeiter/Innen aus Polen und Russland, mit denen sie sich aber unter Androhung von Strafen nicht unterhalten durften, da es ja angeblich alles Kriegsgefangene waren. Wenn meine Mutter erzählte, wie es da war, lief mir immer ein Schauer des Grauens über den Rücken. Erst nach dem Tod meiner Mutter habe ich es geschafft, mich dort, wo dieses Werk stand, einmal umzuschauen. Und noch heute sieht dort alles nach "Grauen" aus.

                  Daher ist es ja auch so wichtig, dass Dein Großvater diese Dokumentation hinterlassen hat und Du Dich mit dieser Zeit beschäftigen kannst.

                  Immer wenn ich Bücher über diese Zeit lese, hauptsächlich natürlich bei Tatsachenberichten/Dokumentationen Überlebender, bin ich immer geschockt. Egal wie oft ich Ähnliches schon gehört habe.

                  Ich wünsche Dir einen netten Abend.
                  Joanna

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                  • Georgia
                    Benutzer
                    • 30.10.2016
                    • 14

                    #54
                    Helen schreibt:
                    "1922 wurde mir die Stelle als Oberverwalter der Herrschaft Peterswaldau angeboten. Die ich auch sobald antrat. Infolge allgemeiner wirtschaftlicher Depression verlor ich nach 5 Jahren diesen Posten und war darauf fast 2 Jahre stellungslos. Dies war eine schwere Zeit, durch die wir uns recht und schlecht durchschlugen. Im Nov. 1928 wurde ich beim Arbeitsamt Reichenbach/Eulengeb. angestellt, wo ich mich im Laufe der Zeit bis zum Büroleiter heraufarbeitete."
                    Liebe Helen, das könnte mein Großvater Karl Faustin Wieder genauso geschrieben haben. Er wurde ja im Dezember 1926 Nachfolger Ihres Großvaters als Oberinspektor in Peterswaldau, wurde dann ebenfalls stellungslos, weil der amtliche Pfleger Vitor ihn herausgemobbt hat, und meine Großeltern hatte eine ebenso schwere Zeit, die sie sich irgendwie durchschlugen. 1931 bekam Großvater dann eine Anstellung im Arbeitsamt von Peterswaldau und wurde 1934 nach Reichenbach versetzt. Da ging es der Familie wieder gut. 1935 stieg Großvater dann am Finanzamt in Breslau zum Leiter der Reichsbodenschätzung auf.

                    Ich bin mir sicher, daß sich unsere Großväter gekannt haben und zusammen gearbeitet haben. Ihr Großvater muß 1931 Amtsleiter in Reichenbach gewesen sein. Die Geschwister meiner Mutter und sie selbst gingen dort zur kath. Schule, Jahrgänge 1923, 1927 und 1930.
                    Zuletzt geändert von Xtine; 14.08.2017, 09:52. Grund: wiederhergestellt

                    Kommentar

                    • Georgia
                      Benutzer
                      • 30.10.2016
                      • 14

                      #55
                      Es hat mir heute den ganzen Tag keine Ruhe gelassen und ich habe nun einen schriflichen Beweis, daß unsere Großväter befreundet waren! Meine Tante schreibt, daß mein Großvater mit seinem Vorgänger, Herrn Vogt, der immer noch in Peterswaldau lebte, of in seinem Stammlokal beisammen gesessen hat. Auch Herr Vogt hatte wohl offenbar sehr unter dem wegen der Unmündigkeit des Grafen bestellten Pflegers Vitor zu leiden gehabt und beide leckten sich dort ihre Wunden, denn auch mein Großvater kam mit diesem Herrn Vitor einfach nicht klar. Ich gehe mal sehr stark davon aus, daß dieses der Grund war, warum Herr Vogt die Stelle im Sommer 1926 aufgegeben hatte. Mein Großvater tappte da wohl in die gleiche Falle, denn er konnte wegen erheblicher Diffferenzen dort auch nicht bleiben. So haben sich beide wohl auf dem Arbeitsamt in Reichenbach als Angestellte wiedergefunden. Es ist sogar möglich, daß Ihr Großvater, liebe Helen, meinem Großvater die Stelle dort verschafft hat. Ich stöbere noch weiter! - Ist Bübele Vogt Ihr Vater oder Onkel? Er war der Spielkamerad meiner Tante.
                      Zuletzt geändert von Xtine; 14.08.2017, 09:53. Grund: wiederhergestellt

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                      • Georgia
                        Benutzer
                        • 30.10.2016
                        • 14

                        #56
                        ...noch ein Fund

                        Anfang 1931, Großvater immer noch stellungslos. Meine Tante schreibt in ihren Lebenserinnerungen:

                        "Mutter packte die Koffer und fuhr mit den Kindern nach Mechowo [Anm.: zu den Eltern ihres Mannes], um dort in Ruhe abzuwarten. Vater fuhr nach Peterswaldau, wohnte dort bei seinem Freund Vogt, der alles versuchte als Leiter des dortigen Arbeitsamts, Vater bei sich unterzubringen. Am 27.1.1931 bekam Vater dann dort die Einstellung."
                        Zuletzt geändert von Xtine; 14.08.2017, 09:54. Grund: wiederhergestellt

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                        • Tunnelratte
                          Erfahrener Benutzer
                          • 10.03.2014
                          • 726

                          #57
                          Nun habe ich die interessanten Leben serinnerungen durchgelesen, und am Ende des Themas tut sich dann auch interessantes, Nachkommen der Protagonisten "treffen" sich im Internet. Find ich ganz klasse
                          wenn man den Nachbarshund zum angeln mitnimmt, ist wenigstens die Köterfrage geklärt

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                          • Helen
                            Erfahrener Benutzer
                            • 04.02.2010
                            • 164

                            #58
                            Das gefällt mir auch, Tunnelratte, mein Großvater lebt wieder auf. Ich sehe ihn vor mir.

                            Kommentar

                            • Matthias Möser
                              Erfahrener Benutzer
                              • 14.08.2011
                              • 2264

                              #59
                              Hallo,

                              mit großem Interesse lese ich diese Geschichte mit.

                              Wer sich für Peterswaldau interessiert, dem empfehle ich die Seite www.kreis-reichenbach.de + dort gibt es auch eine interessante Chronik über den Ort, die Webereien und Bilder zum Schloß!
                              Ein Teil meiner schlesischen Vorfahren (FN Aust) kommt auch aus diesem Ort, einer war dort sogar Fabrikant...

                              Gruß
                              Matthias
                              Zuletzt geändert von Matthias Möser; 11.08.2017, 18:51. Grund: zusatz
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                              Schmidt in Nesselwitz u. Wirschkowitz im Kreis Militsch (Schlesien)

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