Hurenkinder

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  • aquila
    Gesperrt
    • 18.04.2009
    • 111

    Hurenkinder

    Hallo,

    ich habe beim Thema uneheliche Kinder bereits folgendes geschrieben:

    Hallo,

    ich hab einen etwas anderen Kirchenbucheintrag aus dem Jahre 1743 gefunden. Meine Ahnen wurden wegen einer Schwangerschaft verurteilt zu
    heiraten. Mein Ahne musste 9 Gulden Strafe zahlen, seine Frau 4.
    Weiter wurden sie befragt, auch diese Unterlagen konnte ich einsehen.
    Es wurde gefragt warum, wie, wann, wo und wie oft sie vorehelichen....
    hatten

    Sie mussten dann als Strafe heiraten, jedoch war ich noch entsetzter als ich die kirchenakten zu der Geburt des Sohnes las.
    Dort stand groß über dem Namen, vorsicht HURENKIND
    Der Sohn wurde knapp 3 Monate nach der Heirat geboren, im Kirchenbucheintrag war die Kurzfassung der Verhandlung abgeschrieben,
    der Name des Kindes nur beiläufig erwähnt aber das Wort HURENKIND
    um so öfter.....

    Das hat mich alles auch sehr berührt....
    Ehelich, aber HURENKIND! Übrigens waren die Aufzeichnungen in der evangelischen Kirche.

    Warum wurde das so gehandhabt, habt ihr änliche Aufzeichnungen gefunde?

    Ich möchte es aber als neues Thema anfangen, da es sicher auch anderes beschäftigt.

    gruß
    Melanie
  • Friedrich
    Moderator
    • 02.12.2007
    • 11323

    #2
    Moin Melanie,

    in Wiedenhausen in Wittgenstein wurde in Fällen von vor- oder unehelichen Kindern die sogenannte Kirchenbuße fällig; das Ganze lief über das Konsistorium und die jeweilige Kirchengmeinde, wo die "Sünder" in aller Öffent- und Peinlichkeit Buße ablegen mußten. Darüber hinaus war die sogenannte "Hurenstrafe" zu zahlen, und das war nicht wenig!

    Daß so etwas im Dorf ein regelrechtes Spektakel wurde, über das man noch lange sprach (, und das wahrscheinlich auch Häme hervorrief), dürfte verständlich sein.

    Friedrich
    "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
    (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

    Kommentar

    • Luise
      Erfahrener Benutzer
      • 05.02.2007
      • 2298

      #3
      Ich habe in den KB nur einmal den Begriff Hurenkind gefunden, sonst nie bei unehelichen Kindern. Deshalb gehe ich in jenem Falle davon aus, dass es wirklich eine Prostituierte war.
      In allen anderen Fällen (immerhin zwischen 1653 und 1850) waren die Dorfpfarrer sehr tolerant und haben auch nie die Taufe eines unehelichen Kindes abgelehnt.
      Liebe Grüße von Luise

      Kommentar

      • Friedrich
        Moderator
        • 02.12.2007
        • 11323

        #4
        Moin Luise,

        also daß die Pfarrer die Taufe eines unehelichen Kindes abgelehnt hätten, ist mir bisher nicht untergekommen, getaufte uneheliche Kinder dagegen schon etliche!

        Friedrich
        "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
        (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

        Kommentar

        • animei
          Erfahrener Benutzer
          • 15.11.2007
          • 9235

          #5
          Unser letzter Pfarrer, der bis vor ein paar Jahren noch tätig war, hat zumindest in einem mir bekannten Fall die Taufe eines unehelichen Kindes abgelehnt, das muss so um 1990 gewesen sein.

          Auch hat er, nachdem in den 70er Jahren bei einer ökomenischen Trauung ich weiß nicht was vorgefallen ist, ab dem Zeitpunkt keine solche Trauungen mehr vorgenommen.

          Gruß
          animei
          Gruß
          Anita

          Kommentar

          • Luise
            Erfahrener Benutzer
            • 05.02.2007
            • 2298

            #6
            Doch, Friedrich, dass muss in Nachbargemeinde gewesen sein, denn ich habe mehrfach solche Kinder bei uns gefunden.
            Liebe Grüße von Luise

            Kommentar

            • roi
              Erfahrener Benutzer
              • 15.11.2006
              • 377

              #7
              Ich glaube, solche Eintragungen sind immer nur von einzelnen übereifrigen Pfarrern gemacht worden. Ich habe solche Kommentare noch nie gesehen, habe aber überwiegend mit katholischen Kirchenbüchern zu tun. Uneheliche Taufen habe ich oft gesehen, auch mal in einer extra Rubrik aufgelistet, aber meist zusammen mit allen anderen Taufen. Ohne den Zusatz "illegitim" wären sie nicht mal zu erkennen, weil die Väter angegeben sind.
              Ob es wirklich über längere Zeit Dorfgespräch war, hängt vermutlich vom Einzelfall ab, aber uneheliche Geburten kamen ja ohne Verhütung doch häufig vor.
              Ich habe noch nie den Eintrag eines Pfarrers über die uneheliche Geburt seines eigenen Kindes gesehen, aber da die katholischen Geistlichen nicht heiraten durften, lebten sie im 17.Jahrhundert ja oft mit einer Frau in wilder Ehe und hatten natürlich auch Kinder (ich habe welche unter meinen Vorfahren). Unter solchen Umständen hätten sie sich ja schlecht über "Hurenkinder" ereifern dürfen...nachdem das Zölibat später schärfer durchgesetzt wurde, könnte ich mir allerdings auch solche Bemerkungen auf katholischer Seite vorstellen. Von Strafen in diesem Zusammenhang habe ich noch nicht gehört.

              Kommentar

              • Eva64
                Erfahrener Benutzer
                • 08.07.2006
                • 809

                #8
                Wenn der Pfarrer spurius oder spuria schrieb meinte er auch nichts anderes als Hurenkind, nur eben auf Latein.

                In Württemberg wurden seit dem Ende des Dreißigjährigen Krieges sogen. Kirchenkonvente gehalten. Das waren Versammlungen die ungefähr alle 3 Monate stattfanden und in welchen über "Verfehlungen" der Kirchengemeinde verhandelt wurde. Darüber gibt es Protokolle auch über die genaue Befragung der Mütter, die ein uneheliches Kind erwarteten. Die Väter wurden wohl nicht ganz so stark drangsaliert mussten aber auch vor das Gremium. Und dann wurde die Strafe verhängt je nachdem eine Geldstrafe oder ins Ortsgefängnis.

                Viele Grüße
                Eva

                Kommentar

                • Aida
                  Erfahrener Benutzer
                  • 19.12.2008
                  • 379

                  #9
                  Ein "Hurenkind" ist mir bei der Ahnenforschung noch nie untergekommen, bei den Schriftsetzern aber schon häufig

                  Siebenmonatskinder dagegen gibt es wohl öfter... Da ist man den Pfarrern ja noch Jahrhunderte später für die Diskretion dankbar. Und in einigen ländlichen Gegenden scheint es geradezu üblich, dass der zukünftige Hoferbe erst einmal seine Zeugungsfähigkeit unter Beweis stellt. Wahrscheinlich - wie so vieles - regional sehr unterschiedlich.

                  Gruß
                  Christel

                  Kommentar

                  • Svenja
                    Erfahrener Benutzer
                    • 07.01.2007
                    • 4337

                    #10
                    Hallo

                    Zum Thema Bestrafung von Frauen, die uneheliche Kinder gebaren (bzw. töteten),
                    möchte ich mal wieder meinen folgenden Thread in Erinnerung rufen:

                    Hallo Nachdem ich gerade im Thread Nottaufe eines noch ungeborenen Kindes (http://forum.ahnenforschung.net/thread.php?postid=45070#post45070) einige "merk-würdige" Geschichten erzählt habe, hier noch eine zum Thema "was geschah mit Frauen, die mehrmals uneheliche Kinder gebaren, die dann noch dazu auffällig früh


                    Gruss
                    Svenja
                    Meine Website über meine Vorfahren inkl. Linkliste:
                    https://iten-genealogie.jimdofree.com/

                    Interessengemeinschaft Oberbayern http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=38

                    Interessengemeinschat Unterfranken http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=37

                    Interessengemeinschaft Sudetendeutsche http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=73

                    Kommentar

                    • usi46
                      Erfahrener Benutzer
                      • 30.03.2009
                      • 97

                      #11
                      Hurenkinder

                      Hallo allen hier!
                      Dazu kann ich euch nur sagen,schaut bitte mal die Homepage von Herrn Helmut Ramm an,er hat alle Eintragungen von ca.1600-unendlich.Da sind jede Menge "Hurenkinder" aufgeführt,das hat mit Prostitution überhaupt nichts zu tun,es waren einfach voreheliche Kinder.
                      Mit frdl.Gruß usi46

                      Kommentar

                      • Gerda
                        Erfahrener Benutzer
                        • 22.07.2004
                        • 132

                        #12
                        Zum Thema uneheliche Kinder und Strafen kann ich auch etwas beisteuern. Es betrifft eine evangelische Taufe im Süden Schleswig-Holsteins

                        Im Taufeintrag eines unehelich geboren Kindes stehen folgende Randvermerke:
                        1. "Die Anzeige ist unter dem 16. Febr. an die Amtsstube gesandt
                        2. "Ort der Schwängerung Schiffbek", "entbunden i. Nicolaus Burmeisters Kathe"

                        Ein befreundeter Forscher erklärte mir diese Randbemerkungen so:

                        zu 1) Der Pastor musste jedes uneheliche Kind beim Amt melden. Uneheliche Kinder zu zeugen war strafbar; der Vater musste ein sog. "Brüchegeld" zahlen... er hat der Gesetz "gebrochen".

                        (Im zuständigen Landesarchiv gibt es laut Findbuch sog. Brücheregister.)

                        zu 2) Das ist wichtig um zu beweisen, dass das Kind ein Heimatrecht hat.

                        Viele Grüße
                        Gerda

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                        • Alex71
                          Erfahrener Benutzer
                          • 18.04.2007
                          • 595

                          #13
                          Hallo,

                          bislang war ich davon ausgegangen, dass einer meiner Oberurgroßväter vor seiner Ehe mit meiner Oberuroma bereits einmal mit einer Anna zu Schweblinghausen verheiratet war, und mir war auch bekannt, dass sie ein Kind hatten.

                          Doch heute musste ich folgendes aus dem Jahre 1703 lesen:

                          "25-jährig mußte er Kirchenbuße tun wegen mit Entgen Schweblinghausen getriebener Hurerey und erweckten Kindes."

                          Jetzt muss ich die Geschichte umschreiben...

                          Herkunft meiner Ahnen bei Google Maps

                          Kommentar


                          • #14
                            Uneheliche und voreheliche Kinder waren den Pfarrern, die sich oft als Wächter des SEchsten Gebotes sahen immer ein Dorn im Auge.

                            Ich habe ganz viele solcher Einträge. Hier ein Beispiel aus dem Jahr 1734. Man beachte die besondere Kennzeichnung im Kirchenbuch!
                            Man merkt dem Text an wie widerwärtig dem Pfarrer es war dieses Kind zu taufen.

                            Text lautet:
                            den 31 August habe einer verwegenen Huren Nahmens Annen Margarethen Thomain der Zeit Dienstmagd bey Georg Angermüllern damahligen Wittwer und Inwohnern allhier ihr in Coburg erhurtes Hurenkind, so da war eine Tochter, unter den Nahmen Johanna Kunigunda taufen müßen. Die hierzu ersuchten zwey Tauffzeugen waren 1) Johann Georg Eberd der Zeit Mühlknecht in Coburg und b) Kunigunda Steinerin von Beyersdorff, beyderseits ledigen Standes, der Thäter und Vatter zu diesem Kind ward Johann Martin Lutz, Brauknecht in Coburg, ein dahmals gewesener Wittwer, Gott steure und wehre in Zukunfft den unreinen Geiste um Christi Willen, Amen

                            In dem Randvermerk steht groß: "Pfui eine Hure"
                            Angehängte Dateien

                            Kommentar

                            • Melanie_Berlin
                              Erfahrener Benutzer
                              • 31.12.2007
                              • 1300

                              #15
                              Den Begriff Hurenkind finde ich gar nicht so schlimm. Es war halt bis zu einer gewissen Zeit die Bezeichnung für uneheliche Kinder. In Mecklenburg wird der Begriff bis Ende 18./Anfang 19. Jahrhundert oft verwendet. Entweder das oder eben "spur.".

                              Heißt ja nicht gleich, dass die Dame eine Prostituierte war. ;-)
                              Viele Grüße,
                              Melanie

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