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  #1  
Alt 07.07.2017, 21:44
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Scherfer Scherfer ist offline
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Standard Pistolenschmied Johannes Dahlquist in St. Petersburg

Hallo zusammen,

ich bin auf der Suche nach jemand, der sich mit den Waffenfabriken Russlands im späten 18./frühen 19. Jahrhundert auskennt, besonders in St. Petersburg. Ich bin für jeden Hinweis dankbar!

Eine meiner Ur-Ur-Urgroßmütter Maria Elisabeth Dahlquist wurde am 25. November 1817 in der schwedischen Gemeinde St. Katharina in St. Petersburg getauft. Ihre Eltern
Johann Dahlquist, Büchsenmacher aus Jönköping und Christina Svensdotter aus Helsingborg waren aus Schweden eingewandert. Johann Dahlquist starb am 6. Nov. 1844 in St. Petersburg. In diesem Eintrag wird er als 67-jähriger Waffenschmied („pistolsmed“) bezeichnet und als Geburtsort ist angegeben: Jönköping.
Seine Frau Christina Dahlquist geb. Svensdotter (ca. 1780-1865 in Lübeck), ging zusammen mit ihrer o.g. Tochter Maria Elisabeth Dahlquist (1817-1896) und ihrem Schwiegersohn Johannes Peter Dietrich Deggau in dessen Heimatstadt Lübeck. Mein Ur-Urgroßvater wurde aber zuvor noch in St. Petersburg geboren.


Nun würde ich natürlich gerne jene Linie Dahlquist weiterverfolgen. Allein, auch das Durchsuchen sämtlicher Kirchenbücher der Region Jönköping in Schweden hat leider nichts ergeben. Entweder Johannes Dahlquist ist erst kurz vor seiner Ausreise nach Russland dorthin gelangt oder - was ich für wahrscheinlicher halte - er hieß eigentlich anders und benannte sich bei der Ausreise um, das war bei Schweden damals nicht unüblich. So tappe ich also etwas im Dunkeln.

ABER: In der St. Petersburger Gemeinde St. Katharina gibt es auch Belegbücher mit Einreisen/Ausreisen, Quittungen etc. Ab 1786 war es Gesetz, dass jeder aus Schweden Ausreisende bei der neuen Gemeinde eine Bescheinigung seines Pfarrers vorlegen musste. In diesen Belegbüchern habe ich einen Beleg von 1815 gefunden, der sogar auf Deutsch ausgestellt wurde von einem deutschen Küster einer Gemeinde mit einem zuvor schwedischen Pfarrer. Dieser deutschsprachige Beleg enthält auch das Hochzeitsdatum von Johann Dahlquist und Christina Svensdotter, nämlich den 8. November 1807.

Die Transkription dieses Belegs (im Anhang) lautet:

"Da hier jetzo schon seit einigen Jahren kein bestimter Prediger auf dieser Gewehr Fabrike sich befindet, so habe ich als hiesiger Küster bey dieser Gemeinde, diesen Beglaubigungs Schein aus dem hiesigen Kirchen Buche ausgeschrieben, auch mit unterschriebenen Zeugen es bestätiget. Daß den Büchsenmacher Meister Johannes Dalquist aus Schweden gebürtig mit seiner jetzigen Frau Christina Swen Tochter aus Schweden gebürtig, sind hier den 8 ten November 1807 öffentlich in Gegenwart Zeugen, von dem schwedischen Prediger Herrn Johannes Ahlberg Copuliret worden. Dieses gegeben zu Iskwfskoyschen Gewehr Fabrike den 1 sten Mai 1815.

Siegel
Johann Gotthard Schnarek, Küster bey der hiesigen Gemeinde
ich als Zeuge (bestätige/beglaubige ??) dieses mit meiner Namensunter Schrift
Leonhard ? Postigen
Ullrich Roth"


Viele Dänen, Schweden und auch Deutsche gingen um diese Zeit als Spezialisten nach Russland in neu gegründete Waffenfabriken. Insofern ist die Mischung aus deutschem Küster und schwedischem Pastor dieser Gemeinde nicht ungewöhntlich.

Nun aber meine Frage: Wo könnte diese Gewehrfabrik bzw. dieses Fabrikdorf gelegen haben und in welchem Kirchenbuch wäre entsprechend nach dem Traueintrag zu suchen? Ich nehme an, dass der deutsche Küster mit dem russischen Namen nichts anfangen konnte und die Schreibweise hier eine Verballhornung des russischen Namens ist. Aber das ist natürlich nur eine Vermutung.

Ich hatte eine Zeitlang sogar einmal vermutet, es könnte sich um Ishevsk im Ural gehandelt haben, diese große Fabrik war einige Jahre zuvor gegründet worden und die dortige kleine Kirche 1810 bei einem Brand vernichtet worden. Hätte also ganz gut gepasst, aber auch dort haben Recherchen durch einen russischen Spezialisten nichts ergeben, sodass ich nun vermute, dass die Fabrik eher in der Umgebung von St. Petersburg zu suchen ist.

Danke im Voraus für eure Hinweise und Ideen!

Liebe Grüße
C. Scherfer
Angehängte Grafiken
Dateityp: jpg 1815 - Bescheinigung Johannes Dahlquist in 1819 Belegbuch 1.jpg (193,2 KB, 17x aufgerufen)

Geändert von Scherfer (07.07.2017 um 21:52 Uhr)
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  #2  
Alt 07.07.2017, 22:47
Kasstor Kasstor ist offline männlich
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Hallo,

nach halbstündiger Recherche im Internet gehe ich davon aus, dass Ischewsk der richtige Ort war; insbesondere ein Hinweis, dass es sich bei jener Waffenfabrik um die landesweit erst dritte handelte und die anderen beiden nicht in Betracht kommen.
Dass nichts gefunden wurde, kann ja dem Umstand geschuldet sein, dass nichts mehr da ist.

Ich schau aber nochmal weiter; zu einem Prediger/Pastor Ahlberg habe ich aber auch noch nichtsgefunden.

Frdl. Grüße

Thomas
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Ceterum censeo progeniem hominum esse deminuendam

Geändert von Kasstor (07.07.2017 um 22:49 Uhr)
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  #3  
Alt 08.07.2017, 01:09
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Frank K. Frank K. ist offline männlich
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Hallo C. Scherfer,

zu dem genannten Pastor "Ahlberg" und zu Ort finde ich folgenden Hinweis im Buch "Die Kirchen und das Religiöse Leben der Russlanddeutschen", Evangelischer Teil, Bearb. Joseph Schnurr, Stuttgart 1978 auf Seite 185:

im Kirchspiel "Kamsko - Ishewsk", gegründet 1817 wird ein Pastor "Alberg, Däne, 1807 - 1808" angegeben. Das Kirchspiel gehörte zum Moskauer Konsistorialbezirk.
Hier liegt eine abweichende Schreibweise des Namens vor, was aber nebensächlich ist. Ein Vorname ist hier auch nicht angegeben.

Die geographische Lage kann ich leider im Moment nicht feststellen
Eventuell kann ein Rußland - Spezialist bei der örtlichen Zuordnung weiter helfen.

Ich hoffe, mit diesem Hinweis etwas weiter helfen zu können.

Viele Grüße

Frank
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  #4  
Alt 08.07.2017, 08:54
Kasstor Kasstor ist offline männlich
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Hallo,

der Begriff Kamsko bezieht sich vermutlich auf den auch in Udmurtien belegenen Ort (Kamsko-)Votkinsk, womit das genannte Ischewsk nunmehr so gut wie sicher ist.
Die orthodoxen Kirchenbücher der Gegend haben die Mormonen verfilmt: https://familysearch.org/search/cata...tory%20Library

Frdl. Grüße

Thomas
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Geändert von Kasstor (08.07.2017 um 09:02 Uhr)
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  #5  
Alt 08.07.2017, 09:21
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Scherfer Scherfer ist offline
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Hallo ihr zwei,

herzlichen Dank für eure Antworten! Ich bin begeistert! Dann war meine frühere Interpretation Izhevsk also offenbar doch nicht falsch! Da das die ganze Geschichte noch interessanter macht, bin ich sehr froh darüber. Vor allem Franks Fund des dänischen Pastors Alberg ist genial, denn 1807-1808 ist ja genau die Zeit, in der die Hochzeit stattgefunden hat. Spätestens 1814 war Johannes Dahlquist dann schon in St. Petersburg.

Zum Kirchspiel Kamsko-Ishevsk: Die heutige Kalashnikov-Produktionsstätte Ishevsk wurde 1807 von Zar Alexander I. als “Kamsko-Izhevsky-Alexandrovsky Waffenfabrik" gegründet. Demnach wäre mein Vorfahr einer der ersten Waffenschmiede dieser traditionsreichen russischen Fabrik gewesen! Für mich als überzeugten Ex-Zivildienstleistenden eine zwiespältige Geschichte, aber historisch sehr interessant.

Es bleibt die Frage: Kommt man heute noch an die dortigen Kirchenbücher oder andere Unterlagen?

Herzlich
C. Scherfer
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  #6  
Alt 08.07.2017, 09:43
Kasstor Kasstor ist offline männlich
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Hallo,

erst ab 1833 gab es die Pflicht, Zweitschriften der Taufen usw. an das Consistorium zu senden.
Davor ist man auf Originale angewiesen, die im Laufe der russischen Geschichte häufig vernichtet wurden ( wie auch die Kirchen ).
Verwaltungseinheit war: https://de.wikipedia.org/wiki/Gouvernement_Wjatka ( Beifang ).

Frdl. Grüße

Thomas
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  #7  
Alt 08.07.2017, 11:33
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Hallo miteinander,

zu Johann Ahlberg (oder Alberg) habe ich in der Erik Amburger Datenbank noch eine Information über seine Person und sein Leben gefunden. Hier ist auch erwähnt, dass er 1807 - 1808 in Kamsko-Iževsk (G. Perm) war.
Seine Konfession ist hier evangelisch - lutherisch angegeben. Daher ist auch davon auszugehen, dass die im Beitrag #1 erwähnte Trauung in der Gemeinde evangelisch - lutherisch erfolgte.
Ich hoffe, dass dies weiterführt.

Viele Grüße

Frank
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Geändert von Frank K. (08.07.2017 um 11:36 Uhr) Grund: Fehlerkorrektur
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