17. Jh.: Trauung nicht in der Kirche sondern im Privathaus?

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  • Jettchen
    Erfahrener Benutzer
    • 16.10.2011
    • 1359

    17. Jh.: Trauung nicht in der Kirche sondern im Privathaus?

    Hallo in die Runde!

    am Ende des 17. Jh. stoße ich in Bayreuth mehrfach auf Trauungen, die nicht in der Kirche vollzogen wurden, sondern in einem Privathaus - entweder im Haus des Bräutigams oder bei einer angesehenen Person.

    Was könnte der Anlass hierfür gewesen sein?
    Eine Trauung war doch ein kirchlicher Akt.

    Viele Grüße
    Jettchen
  • renatehelene
    • 16.01.2010
    • 1983

    #2
    Hallo Jettchen,

    vielleicht hatte es gesundheitliche Gründe ( z.B. Braut war schwanger ? )

    Kommentar

    • Andrea1984
      Erfahrener Benutzer
      • 29.03.2017
      • 2547

      #3
      Oder die Kirche war zu weit weg/aufgrund der Witterung z.B. Schneesturm im Winter, nicht zu erreichen ?

      Oder das Paar ist nur standesamtlich - oder wie man das früher genannt hat - getraut gewesen, aber kirchlich nicht ?
      Mühsam nährt sich das Eichhörnchen. Aufgeben tut man einen Brief.
      Wenn man lange genug Ahnenforschung macht, bekommt man zu dem Ahnenschwund und den Toten Punkten eine Generationsverschiebung gratis dazu.

      Kommentar

      • Kastulus
        Erfahrener Benutzer
        • 18.03.2012
        • 1519

        #4
        Guten Abend,

        München 1810, evangelische Gemeinde:
        "Die Verlobten werden dreimal nach der Sonntagspredigt aufgeboten. Die Trauung erfolgt entweder in der Sakristei oder in Privathäusern."
        Standesämter gab es damals noch nicht.

        Kastulus

        Kommentar

        • Jettchen
          Erfahrener Benutzer
          • 16.10.2011
          • 1359

          #5
          Danke für all eure Antworten. Aber leider sind diese keine Lösung für mein "Problem".
          Ich kenne die örtlichen Gegebenheiten:
          In 5-10 Minuten kam man innerhalb der Stadt zur Kirche laufen. Ein Pfarrer hat diese Trauungen vollzogen. Und die Bräute waren nicht schwanger. Das hatte mich auch interessiert.
          Ich komme heute in ein Archiv und werde dort mal nachfragen. Vielleicht bekomme ich eine Antwort.
          Viele Grüße
          von Jettchen

          Kommentar

          • Alter Mansfelder
            Super-Moderator
            • 21.12.2013
            • 4661

            #6
            Guten Morgen Jettchen,

            ich habe das auch schon mehrfach gesehen. Manchmal geschah die Haustrauung auch auf Wunsch. Dafür brauchte es dann eine Genehmigung - und darüber wiederum gibt es mitunter mit etwas Glück noch einen Aktenvorgang, aus dem dann gegebenenfalls auch der Grund hervorgeht.

            Es grüßt der Alte Mansfelder
            Gesucht:
            - Tote Punkte im Mansfelder Land, Harz und Umland
            - Tote Punkte in Ostwestfalen
            - Tote Punkte am Deister und Umland
            - Tote Punkte im Altenburger Land und Umland
            - Tote Punkte im Erzgebirge, Vogtland und Böhmen
            - Tote Punkte in Oberlausitz und Senftenberg

            Kommentar

            • jele
              Erfahrener Benutzer
              • 16.05.2012
              • 2798

              #7
              Zitat von renatehelene Beitrag anzeigen

              vielleicht hatte es gesundheitliche Gründe ( z.B. Braut war schwanger ? )
              Hallo,

              nur der Vollständigkeit halber: Schwangerschaft hat nichts mit Gesundheit zu tun.

              Gruß

              jele

              Kommentar

              • detailsachse

                #8
                Hi,
                17. Jahrhundert ist ein weites Feld. Vielleicht war die Kirche abgebrannt (Kriegsfuror).

                Kommentar

                • Anna Sara Weingart
                  Erfahrener Benutzer
                  • 23.10.2012
                  • 15113

                  #9
                  Hallo

                  - Wenn die Fälle im Winter stattfanden, würde ich sagen in der Kirche war es einfach zu kalt?

                  - Oder es gab eine deutlich sichtbare Schwangerschaft, die bewieß, dass die Braut vorehelich gesündigt hatte, und dies wollte man vor der Öffentlichkeit verbergen?

                  VG
                  Viele Grüße

                  Kommentar

                  • Artsch
                    Erfahrener Benutzer
                    • 14.07.2013
                    • 1933

                    #10
                    Hallo Jettchen,

                    handelt es sich eventuell um alten Landadel, die auf Grund ihres Besitzes, das Privileg auf eine Haustrauung besaßen?

                    "... solcher aus dem dem Adel vordem verliehenem Rechte einen Hauscapellan auf den Gütern zu halten, erwachsen ist, woraus die Befugnis die Trauung in der Hauscapelle gleich andern kirchlichen Handlungen verrichten zu lassen, ohne eine besondere Dispensation dazu nachzusuchen natürlich folget, welches als altes Herkommen bei dem alten Adel auf freyen Gründen conserviret worden;"

                    Beste Grüße
                    Artsch

                    Kommentar

                    • Kastulus
                      Erfahrener Benutzer
                      • 18.03.2012
                      • 1519

                      #11
                      Nachtrag: Diese Vorschrift galt für alle Gemeindemitglieder!
                      München 1810, evangelische Gemeinde:
                      "Die Verlobten werden dreimal nach der Sonntagspredigt aufgeboten. Die Trauung erfolgt entweder in der Sakristei oder in Privathäusern."

                      Kastulus

                      Kommentar

                      • Jettchen
                        Erfahrener Benutzer
                        • 16.10.2011
                        • 1359

                        #12
                        Herzlichen Dank für alle eure Antworten!

                        Ich konnte mit einem Archivar sprechen - keine Selbstverständlichkeit meiner Erfahrung nach!
                        Er fand es überhaupt nicht überraschend, dass in Privathäusern geheiratet wurde. Das war früher alles möglich!

                        Ich hatte bisher hauptsächlich in kleinen Orten und Dörfern recherchiert, und da war eine Hochzeit ein Fest für den ganzen Ort. Der Hochzeitszug zur Kirche war ein wichtiger Teil davon. Nur bei stillen Hochzeiten fielen die großen Feiern aus - und das hatte ja seinen Grund.
                        In einer Stadt war es offensichtlich ganz anders. Heirat war ein Geschäft zwischen zwei Familien bzw. dem Brautpaar. Irgendwie auch etwas schade, finde ich.

                        Ein schönes, sonniges Wochenende wünscht euch
                        Jettchen

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                        • Schlumpf
                          Erfahrener Benutzer
                          • 20.04.2007
                          • 355

                          #13
                          Tja...

                          Trauungen in der evangelischen Kirche sind auch heute noch so eine Sache:
                          Für Martin Luther war die Ehe ein höchst weltlich Ding vor Gott. Also die Ehe
                          ist kein Sakrament wie in der kath. Kirche. In manchen Dingen "tickt" die
                          evangelische Kirche anders als die katholische Kirche. Bei den Kathiliken ist
                          es "undenkbar", das die Ehe nicht in der Kirch geschlossen wird. Aber
                          in der Reformationszeit (und später) gab es Trauungen unter einem Baum.
                          (Trauungen unter einem Baum sieht man öfter bei Amerikanischen Filmen).
                          Der Pastor traute also "Sub arbore". Auch hier gibt es keine Ehedispensen.
                          Da meistens der Staat die 3fache Verkündigung der Brautpaare in der Kirche
                          vorschrieb, hat man sehr häufig bei den evangelischen Konfessionen keine
                          Heiratsregister. Das klingt zwar provokant, aber sehr oft hat man nur Procla-
                          mationsregister. Darin steht, das der Pastor z.B. am 1. November, am 7. Nov.
                          und am 14. November die Eheleute proclamiert hat. Wenn man "Glück" hat,
                          steht dann dabei: Cop 21. 9bris ...oder sowas.
                          Beiden Katholiken habe ich nur einmal von einer Trauung im Hause gelesen, als
                          der Bauer im Sterben lag und er seinen Besitz an das ungeborene Kind der Magd
                          vererben wollte. Dazu musste das Kind aber ehelich sein. Das war am 30.12. 1771.

                          Viel Spaß damit
                          Schlumpf
                          Uns ist in alten mæren wunders vil geseit. von helden lobebæren, von grôzer arebeit,. von fröuden, hôchgezîten, von weinen und von klagen,.

                          Kommentar

                          • Jettchen
                            Erfahrener Benutzer
                            • 16.10.2011
                            • 1359

                            #14
                            Vielen Dank, Schlumpf, für die ausführlichen Erläuterungen.
                            Gruß
                            Jettchen

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