Kartengruppe - Lebensmittel

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  • Brunoni
    Erfahrener Benutzer
    • 07.04.2012
    • 2185

    #16
    Zitat von Artsch Beitrag anzeigen
    Hallo Brunoni,

    ich kann mich leider nur auf meine verstorbene Mutter beziehen.
    Zusätzlich noch vielleicht arbeitende oder nicht arbeitende Frau und Rentnerin. Bäuerin mit Selbstversorgung usw....

    Beste Grüße
    Artsch
    Danke Artsch,

    nehmen wir mal arbeitende Frau (beim Bauern).

    Viele Grüße
    Brunoni

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    • Artsch
      Erfahrener Benutzer
      • 14.07.2013
      • 1933

      #17
      Hallo Brunoni,

      da nehme ich an, es wurde nochmal unterschieden, ob mit Kost und (Logie). Die Bauern durften nicht unbegrenzt schlachten, bei denen war es auch knapp.

      Mein Bruder wog mit einem viertel Jahr weniger, als bei der Geburt. (1952) Meine Mutter arbeitete damals im Konsum. (Lebensmittel)

      Beste Grüße
      Artsch

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      • Brunoni
        Erfahrener Benutzer
        • 07.04.2012
        • 2185

        #18
        Hallo Artsch,

        durch die Arbeit beim Bauern ist doch hier und da etwas abgefallen, was geholfen hat.
        "Nabbern, was brauchst du? Du kannst es dir holen." Meine Mutter war bescheiden. Ein Kuchenblech hat sie sich u.a. geholt.
        Und in der Nacht noch ein Fläschchen für das Baby des Bauern gekocht. In der Nacht sind die Bauersleute dann weg.
        Das damalige Baby lebt übrigens noch. Die Verbindung zum Heimatort ist nie abgerissen.

        Viele Grüße
        Brunoni

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        • Artsch
          Erfahrener Benutzer
          • 14.07.2013
          • 1933

          #19
          Hallo Brunoni,

          Meine Mutter, als Älteste (geb. 1933) hat beim Anstellen für eine Sonderration Kohle sich 1945 die Beine erfroren. Ihr Vater war auf Montage und kam nur alle 14 Tage, da sein voriger Arbeitsplatz von den Russen gesprengt worden war. Die Mutter hatte auch noch ein Baby.
          Es war eine reine Arbeiterfamilie, von Leipzig aufs Dorf gezogen und auf dem Dorf am letzten Tag des Krieges ausgebombt. Meine Mutter ist sehr schnell erwachsen geworden. Zuhause kochten sie aus Brennesseln Spinat. Die Rüben kochten sie tagelang zu Rübensirup. In der Küche waren sie immer ausgemachte Zauberer.

          Mein Vater (geb. 1929) aus dem Nachbardorf war auch ein Arbeitersohn, seine Mutter wie seine Schwestern arbeiteten für die Bauern. Seine Mutter reihum im Dorf für ermäßigte Miete und brachte täglich einen Liter Milch vom jeweiligen Bauern.
          Einer der Bauern hatte schwarz geschlachtet und wurde erwischt. Dieser wurde mit einem Schild um den Hals: "Ich bin der Schwarzschlächter von ...." an einem Strick durch die Amtsgerichtstadt und durch Leipzig gezogen, an 4 Samstagen. Er war nun ein Volksschädling, dabei gehörte das Schwein ihm.
          Mein Vater schlachtete einen Schafbock schwarz, man konnte es ihm aber nicht nachweisen. Auf dem Schwarzmarkt kaufte er für einen Wochenlohn ein Laib Brot. In den Fünfzigern fuhr er nach Berlin und kaufte Apfelsinen, er wurde in der Bahn erwischt und in ein Abteil zu einem jungen Mädchen gesperrt. Die geschmuggelte Ware, also seine A. und ihre Schokolade überlebten die Zugfahrt nicht, sie hatten die Beweise gegessen, obwohl ihnen dies extra untersagt worden war.

          Die Ziege verhungerte, mein Opa sagte, jetzt haben wir sie so weit, jetzt frißt sie nicht mehr. Opa war froh, alle Kinder waren jetzt aus der Schule, so brauchte man dem Lehrer keine Gans mehr bringen.
          Die Oma lockte Fasane und Rebhühner mit dem Kopf durch einen Maschendrahtzaun und packte nach den Köpfen. Im Winter kamen Amtspersonen und beschwerten sich, daß im Schnee Hasenpfoten in den Garten am Haus meines Opas reingingen, aber nicht wieder heraus. "Ja", sagte der Opa auf die Beschwerde, "ich habe den Übeltäter erwischt, hab ihm eine aufs Fell gegeben, ihr hättet sehen sollen, mit welchen Satz der über den Zaun gehoppt ist."
          Als Jagd war, erschlug meine Oma einen Karnickel im Straßengraben, der sich ins Dorf geflüchtet hatte und versteckte ihn.
          Dieses Großelternpaar teilten gerne, bis sie manchesmal selbst nichts mehr hatten.

          Der Gutspächter, bei dem meine Tante schon seit ihrer Kindheit arbeitete, mußte nach über 25 Jahren die Hofstelle verlassen, da er die Soll-Abgabe nicht erfüllte. Meine Tante zog mit dieser Familie weg und heiratete nie. Sie pflegte die ehemalige Hofherrin, bis zu deren Tod. Inzwischen selbst 69 Jahre alt, zog sie wieder in ihr altes Dorf, wo sie für ihre Eltern, das von ihnen bewohnte alte Arbeiterhaus gekauft hatte.
          Der Dürrwanst, der nach der Geburt noch abnahm, hat dieses Haus von ihr geerbt.

          Die Wochen, die ich in beiden Elternhäusern meiner Eltern verbracht habe, möchte ich um nichts auf der Welt missen.

          Von den Lebensmittelkarten erfuhr ich nur so am Rande und vielleicht nur durch Zufall.

          Beste Grüße
          Artsch

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