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  #1  
Alt 08.10.2017, 15:22
StefOsi StefOsi ist offline
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Standard Kirchspiel Grossburg / Strehlen - ein paar Fragen

Moin!

Ein bedeutender Teil meiner Ahnen kommt aus dem Kirchspiel Grossburg im Kreis Strehlen. Generell recht spannend, da es zum einem das größte Ksp. in Schlesien war und historisch interessant, da es eine brandenburgische Enklave mitten in Schlesien war - und es dadurch durchgängig evangelisch geblieben ist, auch als der Rest von Schlesien im Zuge der Gegenreformation katholisiert wurde.

Soweit, so gut. Die erhaltenen Duplikate der evg. Kirchenbücher finden sich ja z.B. bei Archion/FS - aber leider mit vielen ungünstigen Lücken. Bei christoph-www ist beschrieben, dass die (Original?)-Kirchenbücher in Privatbesitz sind. Daher schon mal die erste Frage. Wie kommt es dazu und wer besitzt diese? Und decken diese den gleichen lückenhaften Zeitraum ab oder unterscheiden sich diese?

Zweite Frage, Grossburg hatte laut christoph (und anderen Seiten) ein eigenes Standesamt und von dort ist leider nix erhalten geblieben. Bei Familysearch (und cybercity) steht dagegen, dass das Standesamt Prieborn Einträge aus Grossburg enthält. Ich gehe mal von einem Fehler aus, da allein die geographische Lage dies mehr als unwahrscheinlich macht. Aber man ergreift ja aus Verzweiflung jedem Strohhalm und klammert sich an jeden noch so kleinen Anhaltspunkt, auch wenn das hier wohl vergebens ist. Kann da jemand mehr zu sagen?

Vielen Dank!

Geändert von StefOsi (08.10.2017 um 15:32 Uhr)
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  #2  
Alt 08.10.2017, 19:59
Kleinschmid Kleinschmid ist offline
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Beiträge: 1.239
Standard

Da stimmen aber einige Angaben im Text nicht. Warum sollte Großburg "das größte Ksp. in Schlesien" gewesen sein? Da braucht man doch nur etwas zu überlegen. Wo wird ein solches gewesen sein, auf dem Land oder in der schlesischen Metropole? Ich habe keine 'Rangliste', aber bspw. Breslau St. Salvator hatte in den 1920er Jahren 43 000 Gemeindemitglieder! Eine der Kirchen in Königshütte wird vermutlich zu den größten katholischen Pfarreien Schlesiens gezählt haben. Sicher hat hier aber Großburg keine Rolle gespielt. Auch als Zufluchtskirche war sie m. E. nicht sonderlich bedeutend.

"... auch als der Rest von Schlesien im Zuge der Gegenreformation katholisiert wurde." ??? Was heißt das? Schlesien wurde also vollständig katholisiert?

Ich kann mich nicht mehr richtig an die Geschichte erinnern. Es war vermutlich eine Notiz im Schlesischen Gottesfreund oder bei der AGoFF. Die meisten der geretteten schlesischen KB wurden von Frauen rausgebracht. Viele Pfarrer waren eingezogen, weshalb vielerorts die Küsterin auch noch die KB führten. Sie fühlten sich auch nach der Besetzung dafür verantwortlich, weil sie wußten, was man mit den KB machen wird, wenn die Deutschen weg sind. Daher waren einige so mutig, sie mitzunehmen (eingenäht in Kopfkissen usw.). Ähnlich war es wohl auch in Großburg. Später kamen die KB an einen Nachfahren, der sie noch besitzt. Name und Anschrift per PN. Ich glaube nicht, daß es einen Unterschied zws. Original und Film gibt. Warum auch?

Die andere Sache muß ein Fehler bei den Mormonen sein. Wie sollen da Altwasser und Burkersdorf - beide nicht im Krs. Strehlen gelegen - hineinkommen. Siebenhufen gehörte stets zum STA Prieborn. Krummendorf sicher aber nicht und Großburg schon gar nicht (Dorf und Gut).

Aber ... man braucht doch heute keine Filme mehr zu bestellen. Das läßt sich doch bei einem Besuch der Mormonen daher schnell abklären, wo da tatsächlich der Fehler steckt.
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  #3  
Alt 08.10.2017, 20:10
StefOsi StefOsi ist offline
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Registriert seit: 14.03.2013
Beiträge: 4.066
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Zitat:
Zitat von Kleinschmid Beitrag anzeigen
Da stimmen aber einige Angaben im Text nicht. Warum sollte Großburg "das größte Ksp. in Schlesien" gewesen sein?
Das bezieht sich wohl auf die Anzahl der Dörfer. Findet sich jedenfalls mehrmals in verschiedensten Büchern erwähnt. Aber ist auch im Endeffekt egal.

Zitat:
Zitat von Kleinschmid Beitrag anzeigen
"... auch als der Rest von Schlesien im Zuge der Gegenreformation katholisiert wurde." ??? Was heißt das? Schlesien wurde also vollständig katholisiert?
Jain, aber ist ja kein Geheimnis das im Zuge der Gegenreformation die meisten evangelischen Kirchen für diese Zeit "weggenommen" wurden und dort ein kath. Pfarrer eingesetzt wurde, abgesehen von den Zufluchtskirchen. Und klar, die Menschen waren ja vielmals weiterhin evangelisch. Kam vielleicht falsch rüber...

Zitat:
Später kamen die KB an einen Nachfahren, der sie noch besitzt. Name und Anschrift per PN. Ich glaube nicht, daß es einen Unterschied zws. Original und Film gibt. Warum auch?
Ja warum nicht? Ich hab doch keine Ahnung, daher ja die Frage
Und grundsätzlich hatte ich mich halt gewundert das diese Originale heutzutage immer noch in Privatbesitz sind. Liest man auch nicht mehr so oft (jedenfalls ich).

Zitat:
Die andere Sache muß ein Fehler bei den Mormonen sein. Wie sollen da Altwasser und Burkersdorf - beide nicht im Krs. Strehlen gelegen - hineinkommen. Siebenhufen gehörte stets zum STA Prieborn. Krummendorf sicher aber nicht und Großburg schon gar nicht (Dorf und Gut).
Ja eben, deswegen erschien mir das ja auch falsch. Aber Hoffnung siegt ja manchmal über Logik und daher meine Frage

Zitat:
Aber ... man braucht doch heute keine Filme mehr zu bestellen. Das läßt sich doch bei einem Besuch der Mormonen daher schnell abklären, wo da tatsächlich der Fehler steckt.
Tja, die Samstage sind bei mir meist zeitlich ungeünstig und unter der Woche bin ich auf Arbeit. Mal schnell zu den Mormonen ist zur Zeit leider nicht drin.

Jedenfalls danke für die Aufklärung!
Gruß StefOsi

Geändert von StefOsi (08.10.2017 um 21:22 Uhr)
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  #4  
Alt 09.10.2017, 10:50
Kleinschmid Kleinschmid ist offline
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"Das bezieht sich wohl auf die Anzahl der Dörfer."

Nein, auch das kann nicht sein. Man denke nur an die Friedenskirchen. Jauer faßte 5000 Menschen und hatte jährlich (!) 45 000 Abendmahlsgäste. Entsprechend war Schweidnitz ev. Kirche für das gesamte Fürstentum Schweidnitz mit allen Dörfern. Großburg war anfangs nur Dorfkirche für den Großburger Halt, also Großburg, Krentsch, Schweinebraten und als Gäste Klein Lauden und Ottwitz. Während der Gegenreformation werden vielleicht noch 40 Dörfer (besonders nach dem Tod der Liegnitzer Piasten bis 1707) hinzugekommen sein (deshalb der Erweiterungsbau dort um 1700). Dagegen war alleine die Zufluchtskirche Nieder Wiesa für 87 Dörfer und 7 Kleinstädte zuständig gewesen.


"Jain, aber ist ja kein Geheimnis das im Zuge der Gegenreformation die meisten evangelischen Kirchen für diese Zeit "weggenommen" wurden und dort ein kath. Pfarrer eingesetzt wurde, abgesehen von den Zufluchtskirchen."

Nein, nein ... Die wurden nicht für diese Zeit, sondern für immer weggenommen. Ja, ein paar ganz wenige wurden im 19. Jhd. zurückgegeben. Aber mit welchem Aufwand! Darüber finden sich übrigens im Erzbistumsarchiv Breslau einige interessante Akten. Nein, es wurden keine kath. Pfarrer eingesetzt - überall. Wo soll denn das Personal hergekommen sein? Die Kirchen blieben meist leer, wurden Filiale von anderen und wenige erhielten einen kath. Geistlichen, der aber oftmals arbeitslos blieb, weil die Schlesier sich zu anderen Kirchen hielten. Die Fürstentümer Liegnitz, Brieg, Wohlau sowie die Stadt Breslau blieben doch evangelisch. Erst als der letzte Liegnitzer Piast starb, wollte man auch diese Kirchen wegnehmen, dann aber kam die Altranstädter Konvention und die Gegenreformation war schließlich mit dem Einzug der Preußen endgültig in Schlesien gescheitert.
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  #5  
Alt 09.10.2017, 13:02
StefOsi StefOsi ist offline
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Ah ok, die Angaben mit "größtes" stammt wohl aus dem Heimatblatt 1977 (Abschrift hier). Hmm..

Das mit der Gegenreformation & den evg. Kirchen in ganz Schlesien habe ich dann wohl immer falsch aufgefasst. Vielleicht weil es in den Gegenden meiner Ahnen so war und es von dort Jubelbücher (zur Feier der Rückgabe) gibt. Wieder etwas gelernt

Danke für die ganzen Erklärungen! Muss wohl mal etwas Literatur zum Thema lesen.

Geändert von StefOsi (09.10.2017 um 13:06 Uhr)
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  #6  
Alt 09.10.2017, 22:49
Benutzerbild von Matthias Möser
Matthias Möser Matthias Möser ist offline männlich
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Ort: Seit 1967 mit Unterbrechung 1985/86 in Baden-Baden in 69412 Eberbach/Neckar
Beiträge: 2.264
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Hallo, Kleinschmid!

Bin echt erstaunt von Deinem geschichtlichen Fachwissen hier - Respekt!
Man lernt nie aus.

Gruß
Matthias
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Suche nach:
Gernoth in Adelnau, Krotoschin, Sulmierschütz (Posen)
und Neumittelwalde/Kruppa (Schlesien)
Spaer/Speer in Maliers, Peisterwitz, Festenberg, Gräditz u. Schweidnitz (Schlesien)
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Burkhardt in Nieder-Peterswaldau (Schlesien)
Schmidt in Nesselwitz u. Wirschkowitz im Kreis Militsch (Schlesien)

Geändert von Matthias Möser (09.10.2017 um 22:49 Uhr) Grund: korrektur
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  #7  
Alt 05.09.2018, 20:52
Il Palatino Il Palatino ist offline
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Ich hänge mich mal an diesen Beitrag an:

Zitat:
Zitat von Kleinschmid Beitrag anzeigen
…Ich kann mich nicht mehr richtig an die Geschichte erinnern. Es war vermutlich eine Notiz im Schlesischen Gottesfreund oder bei der AGoFF. Die meisten der geretteten schlesischen KB wurden von Frauen rausgebracht. Viele Pfarrer waren eingezogen, weshalb vielerorts die Küsterin auch noch die KB führten. Sie fühlten sich auch nach der Besetzung dafür verantwortlich, weil sie wußten, was man mit den KB machen wird, wenn die Deutschen weg sind. Daher waren einige so mutig, sie mitzunehmen (eingenäht in Kopfkissen usw.). Ähnlich war es wohl auch in Großburg. Später kamen die KB an einen Nachfahren, der sie noch besitzt. Name und Anschrift per PN. Ich glaube nicht, daß es einen Unterschied zws. Original und Film gibt. Warum auch?...

Falls der Autor noch hier unterwegs ist. Ich würde auch gerne in Kontakt mit den Inhabern der Originale aufnehmen. Bei Archion sind ja Zweitschriften und die Originale dann wohl die Erstschriften. Leider suche ich einen Eintrag zur Taufe aus 1867, dieser Jahrgang ist bei den Zweitschriften nicht vorhanden, daher würde ich gerne mal bei den Besitzern der Originale nachfragen, ob dieser Jahrgang vielleicht doch noch existiert.
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