Hallo!
Da mir in meinen Hauptforschungsgebieten meistens keine Originalquellen zur Verfügung stehen, arbeite ich mit allem möglichen an anderen Möglichkeiten, aber wie ich feststellen musste, sind selbst Gemeindebriefe und Grabsteine, aber auch Daten bei Melde- und Standesämtern nicht fehlerfrei.
Ich suche zusammen, was ich finden kann. Wenn ich dann anhand eines Sterbeeintrages rechnerisch auf ein Geburtsdatum Mrz. 1825 komme, ein Mitforscher aber aufgrund der Familienüberlieferungen, die sich nicht mehr genauer prüfen lassen, den 07. Mrz. 1825 nennt, dann nehme ich den 07.03.1825. Klar, schöner wäre es, wenn man weiß, wer was wo wann überliefert hat. Ein Scan einer Glückwunschkarte oder eines Grußes aus der Zeitung zum 75. Geburtstag wären besser als ein Ausdruck einer E-Mail.
Ich prüfe die Daten, wenn es irgendwie möglich ist.
Und wenn es nicht oder nicht sofort möglich sein sollte, sind sie halt bis auf weiteres
ein Hinweis oder eine Arbeitshilfe - oder werden als "geschätzt" übernommen.
Wichtig ist doch vor allem, dass man die Quellen kennt.
Denn systematisches wissenschaftliches Arbeiten heißt doch, dass andere die Forschungsergebnisse nachvollziehen können.
Das heißt aber auch: Ich muss erklären können, wie ich auf die Daten komme.
Da ist vielleicht ein anhand von Statistiken über die Lebenserwartung der Eltern und Geschwister geschätztes Geburtsjahr mehr wert als ein genaues Datum, das man einfach abgeschrieben hat, ohne dass man weiß, woher es stammt, und nicht prüfen kann, ob es überhaupt stimmt.
Mein Fazit wäre: Ich würde alles prüfen. Schon interessehalber, ob die Quellen nicht etwas hergeben, was übersehen oder für unwichtig erachtet wurde. Oder (vermeintlich)e Fehler. Gibt doch nichts schöneres als erkennen und zeigen zu können, warum sie sich eingeschlichen haben oder zu falschen Überlieferungen führten. Und dabei nehme ich mich nicht aus.
Und außerdem würde ich mir ein wenig doof vorkommen, wenn ich zu meinem Lieblingsshobby lediglich erklären könnte, dass ich die Zahlen von einem anderen oder aus dem Internet abgeschrieben habe.
VG
Philipp
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