Archivunterlagen vernichtet...oder doch nicht?

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  • Henry Jones
    Erfahrener Benutzer
    • 31.12.2008
    • 1417

    Archivunterlagen vernichtet...oder doch nicht?

    Hallo Zusammen,

    meiner Urgroßmutter wurde 1908 als uneheliches Kind in Goy (Kreis Ohlau, Niederschlesien) geboren, Geburtsurkunde und Taufeintrag liegen mir vor. In beiden Einträgen wird der Vater (als vermeintlicher Ehemann) genannt, es muss aber offensichtlich ein Fehler bei der Eintragung passiert sein, denn im Jahr 1913 wurde vom zuständigen Amtsgericht in Ohlau eine Berichtigung beider Einträge veranlasst, da die Mutter nicht mit dem Vater verheiratet war, und davon gehe ich derzeit aus, auch nie den Kindsvater geheiratet hat. Sonst würde man ja auch keine Änderung beim Amtgericht veranlassen oder täusche ich mich? Ich vermute dass es hier um eine Vaterschaftsanerkennung, Zahlung etc. ging.

    Nun hatte ich 2011 beim Staatsarchiv in Breslau nach den Akten des Amtsgerichts Ohlau nachgefragt und von dort die Auskunft erhalten, dass die Akten dem Hochwasser zum Opfer gefallen seien (siehe http://forum.ahnenforschung.net/showthread.php?p=467094).

    Nun bin ich im Bestandsverzeichnis vom Staatsarchiv auf die Beständr des Amtsgerichts Ohlau gestoßen (http://www.archeion.net/atom/index.p...cht-ohlau;isad) die wohl sogar recht umfangreich sind.

    Was meint ihr nun? Soll ich nochmal einen Versuch starten?
    In welchem Bestand könnten Vaterschaftsanerkennungen, Pflegschaftsakten usw. am ehesten archiviert sein?

    Über eure Einschätzung würde ich mich freuen.

    Gruß Alex
    Zuletzt ge?ndert von Henry Jones; 20.07.2017, 17:52.
    Mitglied im Verein zur Klärung von Schicksalen Vermisster & Gefallener (VKSVG e.V.)
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  • Kleinschmid
    Erfahrener Benutzer
    • 20.01.2013
    • 1239

    #2
    Zum Hochwasser: In der Tat befanden sich 1997 die Akten der schlesischen Gerichte im Keller des Breslauer Archivs und wurden durch das schreckliche Oderhochwasser in Mitleidenschaft gezogen. Allerdings hatten die poln. Archivare anschließend viel dafür getan (eingefroren, getrocknet usw.), um die Totalverluste so gering wie möglich zu halten. Hier sieht man eine vielleicht bessere Darstellung - die womöglich aber nicht ganz aktuell ist - über den Bearbeitungszustand: 120 Regalmeter vorhanden, 66 davon sind aufbereitet, 32 fehlen und der Rest ?? Immerhin 22 m sind dann womöglich Totalverlust - müßte man aber noch nachfragen.

    Das eigentliche Problem verstehe ich leider noch nicht. In der Geburtsurkunde von 1908 tragen Mutter und Vater denselben Namen bzw. es heißt doch darin sogar 'von seiner Ehefrau' usw. Zusätzlich gibt es aber einen Randvermerk aus 1913, der erklärt, daß die beiden nicht verheiratet waren. Wurde denn dort aber vermerkt, daß er der Vater war, oder nicht?
    Also: 1908 hieß es, er sei Vater u. Ehemann. 1913 dann nur noch der Vater, richtig?

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    • Henry Jones
      Erfahrener Benutzer
      • 31.12.2008
      • 1417

      #3
      Zitat von Kleinschmid Beitrag anzeigen
      Also: 1908 hieß es, er sei Vater u. Ehemann. 1913 dann nur noch der Vater, richtig?
      Hallo,

      genau so ist es.
      In der Urkunde von 1908 trägt sie als "Ehefrau" noch den Namen des Mannes.
      5 Jahre nach der Geburt meiner Urgroßmutter im Jahr 1913 wurde dann vom Amtsgericht in Ohlau die Berichtigung vorgenommen:

      "Auf Anordnung des Königlichen Amtsgerichts in Ohlau wird berichtigend vermerkt, daß die Mutter des Kinder die unverehelichte Arbeiterin Anna Gutstein ist"

      Da meine Uroma bei ihrer Heirat 1932 den Geburtsnamen ihrer Mutter trug, verstärkt mich dass in der Einschätzung dass die Eltern nie geheiratet haben. Leider tauchen zu den Eltern bis in den Geburts-/Taufeinträgen keine Informationen auf, also quasi Toter Punkt zur Weiterforschung. Daher mein Versuch evtl. über Vaterschaftsakten usw. an mehr Informationen zu kommen. Da ja von der Amtsgerichtsakten wohl doch einiges übrig geblieben ist, werde ich es nochmal in Breslau versuchen.

      Gruß Alex
      Mitglied im Verein zur Klärung von Schicksalen Vermisster & Gefallener (VKSVG e.V.)
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      • Kleinschmid
        Erfahrener Benutzer
        • 20.01.2013
        • 1239

        #4
        Zitat von Henry Jones Beitrag anzeigen
        Daher mein Versuch evtl. über Vaterschaftsakten usw. ...
        Nein, so ganz richtig dürfte das nicht sein. Ich kenne solche Randvermerke betref. Vaterschaftsanerkennung eigentlich nur mit dem Hinweis auf bspw. eine Verhandlung vor dem kgl. Amtsgericht Ohlau vom 20. Juni 1913, in der der Pferdeknecht Josef Jarosch erklärt hat, daß er das am 11.8.1908 geborene Kind Mathilde Martha hiermit als von ihm erzeugt anerkenne. Das fehlt aber in der Geburtsurkunde, weil die Vaterschaft unstreitig war. Vom Abstand her paßt es: Solche Berichtigungen waren meist bei der Einschulung der Kinder nötig. Weil der Name der Mathilde nicht stimmte, mußte sich hier also nur die Mutter erklären.

        Was ich nicht verstehe: Die Urkunden von Goy sind doch zum Teil online, und die Mormomen haben die kath. KB von Ohlau verfilmt. Findet sich darin denn der Josef Jarosch und die Anna Guttstein nicht wieder? Als Pferdeknecht und Arbeiterin (Magd) werden sie doch sehr wahrscheinlich von dort herstammen, oder nicht?

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        • Henry Jones
          Erfahrener Benutzer
          • 31.12.2008
          • 1417

          #5
          Hallo,

          aber macht man so einen Aufwand nur wegen der Einschulung? Dass kann ich mir irgendwie nicht so wirklich vorstellen. Hast du dazu einen konkreten Fall? Werde es dennoch noch einmal im Archiv versuchen, für die Eintragung müssen ja sicherlich auch Dokumente vorgelegt werden.

          Was die Standesamtsunterlagen von Goy betrifft, wo kann ich die Digitalisate anschauen? Ich finde im Breslauer Archiv zwar die Findbucheinträge vom Standesamt, aber da sind keine Dateien online. Oder ich bin zu doof?

          Ich habe damals noch die Geburtsurkunde direkt vom Standesamt bekommen. Ich meine die haben auch eine Prüfung hinsichtlich der Eltern vorgenommen und nichts gefunden. Gleich verhält es sich mit den katholischen Kirchenbüchern. Hab den Taufeintrag aus dem Diozösanarchiv erhalten, da die Taufbücher nach 1900 nicht bei den Mormomen vorhanden sind, dabei hat man dann auch nach den Eltern (FN Jarosch u. Gut(t)stein) geschaut und nichts gefunden. Geprüft wurden die Geburts-/Taufjahrgänge 1870 - 1894 und Heiratsbücher 1897 - 1905. Aber vielleicht ist da auch etwas durchgerutscht. Wenn beide nur dort gearbeitet haben wird es halt schwierig...

          Ich habe demnächst noch ein Treffen mit einer Tochter von meiner Urgroßmutter. Vielleicht bringt es ja den Durchbruch... die Anna Gutstein soll wohl noch mit in den Westen geflohen und dort verstorben sein. Würde über die Sterbeurkunde sicherlich wichtige Infos ergeben.

          Gruß Alex
          Zuletzt ge?ndert von Henry Jones; 21.07.2017, 00:00.
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          • Kleinschmid
            Erfahrener Benutzer
            • 20.01.2013
            • 1239

            #6
            Zitat von Henry Jones Beitrag anzeigen
            Was die Standesamtsunterlagen von Goy betrifft, wo kann ich die Digitalisate anschauen?
            Dazu ist einiges online: Ge bis 1914, He u. To bis 1920.

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            • Henry Jones
              Erfahrener Benutzer
              • 31.12.2008
              • 1417

              #7
              Zitat von Kleinschmid Beitrag anzeigen
              Dazu ist einiges online: Ge bis 1914, He u. To bis 1920.
              Aber die Digitalisate dazu sind doch nicht online, oder seh ich da etwas falsches?

              Gruß Alex
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              • Kleinschmid
                Erfahrener Benutzer
                • 20.01.2013
                • 1239

                #8
                Ich habe mir mehrere der 83 online-Jgg. angeschaut. Hier mal die Geburten, falls es mit der Anzeige leichter ist (auf die Kamera klicken - wie bei den Mormonen). Auffallend ist ja hier, daß die Geburt von der Hebame angezeigt wurde. Diese Emilie Hahn war natürlich ortskundig. Weshalb ich ausschließen möchte, daß sie damals von der Mutter belogen wurde. Sie hätte gewußt, daß die Anna Guttstein nicht mit dem Josef Jarosch verheiratet war. Ich vermute daher, es war ein Versehen bei der Mitteilung an den Standesbeamten. Es finden sich übrigens weitere uneheliche Kinder, deren Mütter bei einem Pferdeknecht wohnten.
                Wir wissen ja nur, daß Anna mit ihrem Kind im Amtsgerichtsbezirk Ohlau lebte, als die Behörde wegen des Familiennamens tätig wurde. In Goy befand sich eine ev. Schule, die aber auch von kath. Kindern besucht wurde. Es gab die Schulpflicht in Preußen. Dazu wurden sicher die jeweiligen Jgg. über die Standesämter erfaßt. Als die kleine Mathilde an der Reihe war, stand sie in der Liste als Jarosch, wurde aber von der Mutter als Guttstein angemeldet - erst jetzt viel die falsche Ge-Urkunde auf.
                Was tun?
                Alle noch vorhandenen STA-Reg. und KB aus dem Umkreis von Goy durchsehen. Kath. Pfarreien gab es dort:
                Im Osten die Pf. Ohlau mit mehr als 4000 Gemeindemitgliedern. Im Westen Würben mit etwa 1100, im Norden Zottwitz mit 1700 und schließlich im Süden Niefnig (seit 1896, davor Hennersdorf) mit gut 500.

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                • Kleinschmid
                  Erfahrener Benutzer
                  • 20.01.2013
                  • 1239

                  #9
                  Ein Nachtrag:
                  Es fehlten die Standesämter - siehe dazu die kleine Karte.
                  K = katholische Pfarrei
                  S = Standesamt
                  Bei jedem Ort ist die zust. kath. Pfarrei (K) und das Standesamt (S) angegeben.

                  Von den Standesämtern kann ich nur Goy online nachweisen. Es liegen aber Verfilmungen bei den Mormonen vor.

                  Viel Erfolg!

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                  • Henry Jones
                    Erfahrener Benutzer
                    • 31.12.2008
                    • 1417

                    #10
                    Ich danke dir ganz herzlich für deine Unterstützung!
                    Ich hoffe dass mir diese Aufgabe nach dem Treffen mit meiner Großtante erspart bleibt und sie hoffentlich etwas Licht in die Familie Gutstein/Jarosch bringt.

                    Gruß Alex
                    Mitglied im Verein zur Klärung von Schicksalen Vermisster & Gefallener (VKSVG e.V.)
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                    • Weltenwanderer
                      Moderator
                      • 10.05.2016
                      • 4353

                      #11
                      Hallo Alex,

                      die Online-Heiraten von Goy habe ich bereits indexiert.
                      Siehe hier für den Index und hier für meine Karte mit Indexen.
                      Es sind bei archeion.net online die Heiraten 1889, 1901-1914, 1916-1920, welche alle in meinem Index erfasst sind.
                      Bei Geneteka leider kein Treffer für Gutstein in ganz Niederschlesien. Die Heirat - wenn es denn eine gab - wird also wahrscheinlich in einem bisher noch nicht erfassten Ort stattgefunden haben.
                      Eventuell mal bei Ancestry die Zivilstandsregister von Ohlau durchsuchen.

                      LG,
                      Weltenwanderer
                      Zuletzt ge?ndert von Weltenwanderer; 25.07.2017, 15:18.
                      Kreis Militsch: Latzel, Gaertner, Meißner, Drupke, Mager, Stiller
                      Kreis Tarnowitz / Beuthen: Gebauer, Parusel, Michalski, Wilk, Olesch, Majer, Blondzik, Kretschmer, Wistal, Skrzypczyk, von Ziemietzky, von Manowsky
                      Brieg: Parusel, Latzel, Wuttke, Königer, Franke
                      Trebnitz: Stahr, Willenberg, Oelberg, Zimmermann, Bittermann, Meißner, Latzel
                      Kreis Grünberg / Freystadt: Meißner, Hummel

                      Mein Stammbaum bei GEDBAS

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                      • Henry Jones
                        Erfahrener Benutzer
                        • 31.12.2008
                        • 1417

                        #12
                        Hallo Zusammen,

                        nach dem Besuch meiner Großtante bin ich ein Stück weitergekommen.
                        Der Josef Jarosch soll wohl auch der Vater der anderen Kinder gewesen sein und ist am 16.01.1941 in Jauer verstorben. Laut meiner Großtante trugen alle 4 Kinder den FN Gutstein. Josef Jarosch soll aus Galizien stammen.

                        Einen Sohn konnte ich jetzt in NRW ausforschen.
                        Er ist am 03.07.1905 in Lorzendorf, Strehlen geboren. Mit etwas Glück finde ich jetzt noch etwas zum Verbleib von Anna Gutstein/Jarosch heraus, die wohl in NRW verstorben sein soll. Drückt mir die Daumen dass ich das Rätsel jetzt so langsam löse.

                        Gruß Alex
                        Mitglied im Verein zur Klärung von Schicksalen Vermisster & Gefallener (VKSVG e.V.)
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