Beerdigungskosten 1818

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  • Marlies
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    Beerdigungskosten 1818

    Ausgaben bei dem Leichen-Begängniß des am 31.12.1818 verstorbenen Herrn Pfarrers J.F.T. Dietz

    dem Kirchenbuchführer für ein und auszuschreiben, Ausstellung eines Begräbnis-Scheins und in die Zeitung zu geben: 2 fl. 24 kr.
    den Polizei Schein 48 kr.
    Eine Vorsing-Leiche an der Schäfergasse 4 fl.
    Dem Herrn Cantor 1 fl. 30 kr.
    Den 2 Präfekten Douceur 2 fl.
    Dem Herrn Kreuzträger 9 fl. 36 kr.
    Den 12 Trägern (gesamt) 57 fl. 36 kr.
    Dem Nebengänger, so das Leid ansagen 2 fl. 24 kr.
    Den 2 Nebengängern bei dem Herrn Kreuzträger 4 fl.48 kr.
    Den 2 Nebengängern an dem Trauerwagen 4 fl. 48 kr.
    Den 4 Nebengängern neben den Kutschen 9 fl. 36 kr.
    Den 2 Kutscher Fuhrlohn 6 fl.
    Den 2 Kutscherknecht Trankgeld 2 fl. 24 kr.
    Dem Kutschen oder Leichenmann 2 fl. 24 kr.
    Dem Wagenmann auf gleiche Weise 1 fl. 12 kr.
    Das Trauergewand vom Schreiner-Handwerk 22 fl.
    Der Mantel oder Gewand-Frau 1 fl. 12 kr.
    Der Flor-Magd für die Flöre bringen 24 kr.
    Die Flöre und Handschuhe 36 kr.
    Den Sarg zu machen nebst Boy und Leinwand 48 fl. 41 kr.
    Den Schreinergesellen 1 fl. 36 kr.
    Den Schlossergesellen 1 fl. 12 kr.
    Die Handhaben 10 nebst 10 Rosetten und Schrauben 27 fl.
    Milchbrod für Schreiner und Schlosser 16 kr.
    Dem Pomarius für Ansagen 1 fl. 12 kr.
    Den Sarg ins Grab zu senken 1 fl. 12 kr.
    Das Grab zu machen 1 fl.
    Den 4 Todtengräber 2 fl. 30 kr.
    Dem Todtengräber-Meister 1 fl. 36 kr.
    Dessen Frau, das Fäßchen abzuholen 1 fl. 12 kr.
    Dem Catharinen-, Nikolai- oder Pfarrthürmer 1 fl. 48 kr.
    Die Armenbüchse ins löb.Kastenamt 24 kr.
    Dem Glöckner etwas nach Beliben 24 kr.
    33 St. Citronen 5 fl. 30 kr.
    125 Eierweck a 10 xr und 150 Stück a 3 xr 28 fl. 20 kr.
    Den Beckerknechten oder Mägden 36 kr.
    Milchbrod und Pastenbrod 1 fl. 8 kr.
    Gläser zu leihen u. 2 Körbgen 1 fl. 4 kr.
    Süßen Wein 2 Bouteilen 3 fl.
    Dem Benderknecht für Aufwartung 36 kr.
    Bisquit 1 Pf. 1 fl. 36 kr.
    Den Nederländischen Leichebitter 7 fl. 12 kr.
    Dem Paretator Burghardt 12 fl.
    Den 2 Lehrer im Armenhaus 4 fl. 48 kr.
    Den Mägden Trauer 28 fl. 48 kr.
    Der Nähderin 4 fl. 48 kr.
    Der Frohn für das Auskleiden 4 fl. 48 kr.
    Dem Blühming für dergl. und zu rasirn 10 fl 48 kr.
    Der Magd für die Servietten zu tragen 2 fl. 24 kr.
    Für die Waisenkinder für Caffé Zucker u. Milch 10 fl. 48 kr.
    Für die blinde Wilchen im Waisenhaus 1 fl. 12 kr.
    Der Jgfr. Eva Raumburgern 2 fl.
    Dem Nachtwächter 1 fl. 12 kr.
    den 12 Herrn Trägern für Flohr und Handschuh 28 fl. 48 kr.
    Für Flöhr und Handschuhe 115 fl. 40 kr.
  • Marlies

    #2
    RE: Beerdigungskosten 1818

    Hallo,

    in einem anderem Auszug zu den Unkosten einer Beerdigung (1803)
    die längst nicht so aufwändig war, (ein Viertel der Kosten, die für 1818 angerechnet werden) kommen ebenfalls Citronen vor: 22 Stück .

    Wofür hat man soviel Citronen gebraucht? Sollte es jemand mit den Eierwecken bzw. Milchbrod in Verbindung bringen: für diese Beerdigung hat man (nur) 50 Eyerwecken und 30 Milchbrod gebraucht.

    (Die Beerdigungen beziehen sich auf Frankfurt/Main)

    Viele Grüsse

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    • Woody

      #3
      RE: Beerdigungskosten 1818

      Hallo,
      Habe folgendes zum Stichwort Zitronen entdeckt:
      In einigen Teilen Deutschlands war es üblich bei einer Grablegung eine Zitrone mitzuführen.
      Nachzehrer so wurden vor allem in Schlesien und Hessen Untote genannt. Sie sind auch unter Namen wie Gierhals, Gierrach oder Totenküsser bekannt. Von ihnen heißt es, sie "zehren" im Grab an ihrem Totenhemd, am Leichentuch und sogar am eigenen Fleisch. Das weithin hörbare Schmatzen wurde für Seuchen verantwortlich gemacht und ziehe die Angehörigen des Untoten auch in den Tod. Nachzehrer entstehen wenn ein Toter nicht ordnungsgemäß bestattet wird, wenn er ein böser Mensch war oder mit Eihaut bzw. Zähnen geboren wurde. Nachzehrer sind nicht immer Blutsauger, aber trotzdem nahe Verwandte der Vampire aus den slawischen Ländern. Hände und Füße in den Sarg nageln, den Toten fesseln oder eine Münze bzw. eine Zitrone in den Mund legen, sind einige Arten, den Toten davon abzuhalten, ein Nachzehrer zu werden. Schlägt dies fehl, so kann er durch köpfen, pfählen oder verbrennen vernichtet werden. "
      Ich vermute mal das dies hier nicht zutreffend ist,aber ich fand es ganz interessant Gruß Woody

      Kommentar

      • Marlies

        #4
        RE: Beerdigungskosten 1818

        Original von Woody
        Ich vermute mal das dies hier nicht zutreffend ist,aber ich fand es ganz interessant
        Hallo Woody,

        ich vermute das auch, (obwohl Hessen ja passen würde, aber was sollte eine einzelne Person mit 33 Citronen), aber es ist sehr ínteressant, was Du da gefunden hast: Nachzehrer, hab ich noch nie davon gehört! Nahe Verwandte der Vampire, Hände und Füße in den Sarg nageln! Welche Vorstellung! Es wird wohl eins der Themen werden, mit dem ich mich demnächst einmal näher auseinandersetzen werde.

        Jedenfalls vielen Dank für dieses Posting.

        Viele Grüsse

        Kommentar

        • Woody

          #5
          RE: Beerdigungskosten 1818

          Hallo,
          hab zu dem Thema noch was gefunden:
          Ein beinahe freundlich erscheinender Brauch hat sich bis in die Mangeljahre des Zweiten Weltkrieges erhalten. Bei der Beerdigung wurde den beiden Pfarrern und dem Kantor auf einem Teller je eine Zitrone gereicht, die durch ihren Duft und ihre Säure vor der Krankheit schützen sollte.
          (Thema:Pest, Pocken und Ruhr)
          Gruß woody

          Kommentar

          • Marlies

            #6
            RE: Beerdigungskosten 1818

            Original von Woody
            Ein beinahe freundlich erscheinender Brauch hat sich bis in die Mangeljahre des Zweiten Weltkrieges erhalten. Bei der Beerdigung wurde den beiden Pfarrern und dem Kantor auf einem Teller je eine Zitrone gereicht, die durch ihren Duft und ihre Säure vor der Krankheit schützen sollte.
            Hallo Woody,

            verrätst Du mir auch, für welche Gegend?

            Man sagt ja heute auch noch (oder schon wieder?) bestimmten Kräutern desinfizierende Substanzen nach, warum also nicht auch der Zitrone?

            Dann hätten es eigentlich ja noch wesentlich mehr als 33 Zitronen sein müssen oder bekamen nur die "hochgestellten" Persönlichkeiten diesen "Schutz"?

            Lieben Gruß

            Kommentar

            • Woody

              #7
              RE: Beerdigungskosten 1818

              verrätst Du mir auch, für welche Gegend?
              Hallo,
              Quelle:Roßtaler Heimatblätter(Mittelfranken)
              Wer außer den Geistlichen noch Zitronen bekam,wurde nicht erklärt.
              Gefunden:

              "Da hat Jemand mit Zitronen gehandelt"
              Die Herkunft dieser Redewendung ist nach "Röhrichs Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten" ungeklärt. Röhrich beschreibt aber einen Brauch aus dem Bergischen, wonach bis 1860 bei Beerdigungen jeder Sargträger eine Zitrone erhielt. Evtl. kann dieser Brauch damit in Verbindung stehen.
              Gruß Woody

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              • Marlies

                #8
                RE: Beerdigungskosten 1818

                Original von Woody
                "Da hat Jemand mit Zitronen gehandelt"
                Die Herkunft dieser Redewendung ist nach "Röhrichs Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten" ungeklärt.
                Hallo Woody,

                dankeschön, soo weit ist ja Frankfurt (mein Beitrag) von Franken nicht entfernt, da könnte sich ein "Übergreifen der gelebten Bräuche"ergeben.

                Zur Herkunft: Mail an "Spezialisten" ist unterwegs, ich melde mich, wenn ich etwas höre.

                Lieben Gruß

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                • Marlies

                  #9
                  RE: Beerdigungskosten 1818

                  Hallo Woody,

                  eben bekam ich Antwort:

                  Mit Zitronen handeln (rheinisch): falsch kalkulieren, ein anderes Ergebnis erwartet haben. Vielleicht hängt diese rheinische Redensart mit einem Volksbrauch im Bergischen zusammen, wo man bis etwa 1860 jedem Sargträger bei einer Beerdigung eine Zitrone gab.
                  So sauer wie eine Zitrone sein im Sinne von: beleidigt sein, heißt im Amerikanischen 'as the devil looks over Lincoln' (veraltet).

                  Die Redewendung stammt aus dem Bergischen Land. Bis 1860 war es bei Beerdigungen üblich, jedem Sargträger eine Zitrone zu schenken. Dadurch wurde die Zitrone zum Symbol für schlechte Nachrichten. Wer enttäuscht wurde, sich verkalkulierte, hatte "mit Zitronen gehandelt"

                  Lieben Gruß

                  Kommentar

                  • Hueterin
                    Erfahrener Benutzer
                    • 14.01.2009
                    • 137

                    #10
                    Sehr,sehr interessant,die ganze Einzelheiten,besonders die Geschichte mit den Zitronen.Das sind echte "Geschichten" aus der Geschichte der Menschheit. LG.Kunigunde

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                    • Asphaltblume
                      Erfahrener Benutzer
                      • 04.09.2012
                      • 1501

                      #11
                      Zitronen haben auch einen symbolischen Bezug zum Paradies, weil die Bäume immergrün sind und zeitgleich Blüten und reife Früchte tragen.
                      Gruß Asphaltblume

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