Stellenwert der Patenschaft?

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  • Curator
    Benutzer
    • 23.05.2010
    • 75

    Stellenwert der Patenschaft?

    Bisher hatte ich den Paten in den KB-Einträgen kaum Bedeutung zugemessen. Heute habe ich zufällig den Satz glesen: "Verwandt durch Patenschaft". Wie ist das zu betrachten? Welchen Stellenwert haben die Paten in der Ahnenforschung für euch? Welche Rechte waren für die "Patenkinder" damals mit einer Patenschaft verbunden?
  • hannaw
    Benutzer
    • 17.05.2010
    • 60

    #2
    Patenschaft

    Hallo,
    wie mir mein Vater (geb. 1912) erklärte, waren die ursprünglichen Patenschaften wesentlich intensiver als heute. Er erzählte, dass ein Pate großen Anteil am Leben seines Patenkindes hatte. Normalerweise ging die Patenschaft bis zur Konfirmation (Endgeschenk eine golden Uhr oder silberne Löffel), aber viele Paten nahmen das auch weiterhin sehr ernst. Das gipfelte z.T. auch darin, dass sie sich mit den Eltern des Patenkindes wegen der Berufswahl auseinander setzten. Die Paten waren großteils Geschwister oder sehr gute Freunde, die ein Leben lang mit den Patenkindern in Kontakt standen. Auch war es wohl früher üblich, dass die Großeltern als Paten mit einbezogen wurden, damit sie ggfs. als Ersatzeltern einspringen konnten. Und es gab nicht nur einen Paten sondern mehrere. Über diese Patenschiene kann man auch heute noch gut nachvollziehen, woher die Familien stammen, da wie oben schon erwähnt, enge Freunde auch trotz Wohnortswechsel mit eingebunden wurden.
    Grüße Hanna

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    • Balbina
      Erfahrener Benutzer
      • 16.04.2010
      • 359

      #3
      Aus meiner Familie kenne ich es so, dass (wenn möglich) die Geschwister der Eltern zumindestens einen Paten stellen, ansonsten nahe Verwandte, möglichst im Alter der Eltern. Freunde werden eher selten als Pate genommen. Jedes Kind bekam je einen männlichen und einen weiblichen Paten.

      Die Paten sind für die religiöse Erziehung des Kindes mitverantwortlich.
      Weshalb es auch nicht geht, dass bei einer katholischen Taufe nur evangelische Paten sind, und umgekehrt.
      Leute, die aus der Kirche ausgetreten sind können keine Paten werden.
      Ein Pate muss mindestens 14 Jahre alt sein.
      Diese Regeln kann man für die Ahnenforschung auch umkehren.
      Die eingetragenen Paten bei einem evangelisch getauften Kind, sind demnach evangelisch .. z.B.

      Beim Tod der Eltern übernehmen die Paten Elternstelle.

      Gruß

      Balbina

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      • anika
        Erfahrener Benutzer
        • 08.09.2008
        • 2601

        #4
        Stellenwert der Patenschaft

        Hallo
        Es war üblich Paten aus der Familie zu nehmen, beim ersten Kind die Großeltern des Täuflings (falls sie zum Zeitpunkt der Taufe noch lebten) der Sohn erhielt den Vornamen des Großvaters
        die Tochter den Vornamen der Großmutter. Bei den nachfolgenden Kindern waren meist die Geschwister aus beiden Familien Taufpaten.
        Also kann man teilweise an Hand der Paten in der Forschung weiterkommen gerade wenn mehrere Familien mit dem gleichen Namen im Kirchenbuch auftauchen.
        anika
        Ahnenforschung bildet

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        • Curator
          Benutzer
          • 23.05.2010
          • 75

          #5
          Vielen Dank für eure Antworten!
          Ich will den Hintergrund meiner Frage etwas erläutern:
          Die Vorfahren unserer Familie waren alle Bürger und kamen aus der selben Region. Die meisten waren selbstständige Handwerksmeister. Insgesamt also wahrscheinlich bodenständige und einfache Leute. Bei einem der Vorfahren meiner Frau (er war evangelischer (Dorf !)-Pfarrer) tauchen bei seinen Kindern auf einmal folgende Paten auf:
          - Fürstin Elisabetha Eusebia, Markgräfin zu Baden und Hochberg
          und
          -Fürstin Sybilla, Markgräfin zu Baden und Hochberg
          was hat denn das zu bedeuten? Welche Auswirkungen hatte das für die betroffenen Kinder? Eine Tochter des Pfarrers hat dann später einen Müller geheiratet. Der hatte zwar eine eigene Mühle und war daher sicher nicht arm. Aber mich wundert sowas schon...

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          • Marlies

            #6
            Hallo Curator,

            das wievielte Kind war es denn, bei dem die Fürstinnen als Taufpaten auftraten?

            Sonnige Grüße
            Marlies

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            • Curator
              Benutzer
              • 23.05.2010
              • 75

              #7
              Das weiß ich leider nicht. Es waren aber mindestens ZWEI seiner Kinder bei denen die selben Fürstinen Paten waren.

              Zitat von Marlies Beitrag anzeigen
              Hallo Curator,

              das wievielte Kind war es denn, bei dem die Fürstinnen als Taufpaten auftraten?

              Sonnige Grüße
              Marlies

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              • anika
                Erfahrener Benutzer
                • 08.09.2008
                • 2601

                #8
                Stellenwert der Patenschaft

                Hallo
                Ich habe bei einem Ahn einen hohen Kirchengeistlichen als Taufpaten.
                Zu Anfang konnte ich mir das auch nicht erklären, der Vaterr war Ackerer.
                Dann stellte ich fest das die Familie zu den Großgrundbesitzern zählen
                und der Onkel meines Ahnen Pastor war.
                anika
                Ahnenforschung bildet

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                • hotdiscomix
                  Erfahrener Benutzer
                  • 20.05.2008
                  • 756

                  #9
                  Die Vorfahren meiner Mutter stammen zu 95% aus Freyburg/U. und deshalb habe ich mich sehr intensiv mit den Kirchenbüchern (1770-1874) beschäftigt.
                  Das die Patenschaft, in dieser evangelischen Region, so intensiv "gelebt" wurde (Geschenke etc.) kann ich mir nicht vorstellen. Ein Bruder meines 3-fachen Urgroßvaters war Bürger und Weißbäckermeister und ich fand ihn als Paten bei 42 Kinder und seine Ehefrau war Patin bei 29 Kindern. Zwar sind etwa die Hälfte der Patenkinder bis zum 6 Lebensjahr gestorben, aber dann würde immernoch eine Verpflichtung für ca. 35 Kinder übrig bleiben.
                  Die Großeltern sind sehr selten als Taufpaten vertreten. Häufig sind es Großonkels bzw. -tanten bzw. ihre Ehepartner. Im evangelischen Freyburg waren 3 Taufpaten Standard, nur in der Zeit um 1830 gab es 4 Taufpaten. Ausnahmen waren die Kinder von Persönlichkeiten wie z.B. bei Friedrich Ludwig Jahn oder den Bismarcks.

                  Weiterhin fiel mir auf das die Paten ab dem fünften oder sechsten Kind einer Familie, weniger "wichtige" Personen waren. Da kamen dann öfters schonmal Personen die nicht mit der Familie verwandt war, oder Kinder von Verwandten die noch unter 21 Jahre waren. Die ersten Kinder hatten noch die "Besten" Taufpaten, was aber auch bei unehelichen Kindern der Fall war.

                  Für meine Forschung hat die Auswertung der Paten aber schon einige gute Hinweise gebracht. Ein Vorfahre heiratete z.B. zum dritten Mal und stand im Heiratseintrag als Wittwer, also ging ich davon aus das seine 2. Frau gestorben ist, fand aber nie einen Sterbeeintrag. Irgendwann tauchte sie als Patin mit der Bezeichnung "geschiedene Frau..." auf. Da das im Jahr 1872 war, gehe ich jetzt davon aus, das sie nach 1874 starb und ich das jetzt beim Standesamt nachfragen muss.
                  Auch habe ich schon durch die Pateneinträge die Idee für die Suche nach mir bisher nicht bekannten Verwandtschaftsverbindungen bekommen.

                  Steffen
                  ~*~ Organisation ist, weder den Dingen ihren Lauf noch den Menschen ihren Willen lassen. ~*~

                  Kommentar

                  • Molle09
                    Erfahrener Benutzer
                    • 24.03.2009
                    • 1376

                    #10
                    Hallo zusammen,

                    ich hoffe es ist nicht zu weit hergeholt, aber mir kam beim Lesen der Gedanke, daß es sich um außereheliche Kinder der Adeligen handeln könnte. Evtl. wußte der Pfarrer bescheid, Schweigepflicht, und erklärte sich bereit sie aufzuziehen oder als seine Kinder zu deklarieren. Um dennoch eine Hand darüber zu halten waren dann die eigendliche Mutter (Adlige) und deren Anhang dann wenigstens Paten. Wäre doch ne Möglichkeit.

                    Zu den Paten an sich(- Erfahrung nur aus meiner persönlichen Forschung):

                    Es gibt sicher zw. evangel. und kath. Paten einen Unterschied, was deren Rolle betrifft. Ich glaube, daß es bei den Katholiken eher so war, daß sie sowohl in der Erziehung, der Berufswahl ein Wörtchen mitzureden hatten.
                    Bei den Evangelen bin ich mir da nicht so sicher, so war z.B. bei meinem evangel. getauften Großvater seine Cousine Patin. Ich glaube nicht, wären die Eltern verstorben, daß sie sich um ihn hätte kümmern können. Sie hatte gerade das Mindestalter für Paten. Auch glaube ich nicht, daß sie sich "gewagt" hätte Einfluß auf Erziehung und Berufswahl zu nehmen. Dennoch waren beide ein Leben lang sehr eng miteinander verbunden.


                    Für mich waren und sind die Paten bei der Forschung sehr wichtig, denn nicht nur einmal haben sie mir über einen toten Punkt hinweggeholfen
                    Liebe Grüße
                    Mlle
                    ----------------
                    Es gibt keine Zufälle!!!

                    Suche Nürnberger in Hardisleben
                    Bertuch in Donndorf ab 1784-1799
                    Joh. Martin Koch,1743 Hammelknecht in Marienroda u. Frau Regina

                    den Verbleib von Johann Wilhelm Nürnberger *04.12.1803

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                    • holger2
                      Benutzer
                      • 02.05.2009
                      • 62

                      #11
                      Hallo,

                      Taufpaten haben mir manchmal schon weitergeholfen. Zwar haben sie "nur" Nebenlinien ans Licht gebracht, aber mir auch Hinweise gegeben, wo ich weitersuchen muss. Gerade bei Vorfahren, die wild herumgewandert sind, sind Paten oft die einzige Möglichkeit, den nächsten Geburtsort oder den Hochzeitsort der Eltern herauszufinden. Das dann auch nur vielleicht, aber immerhin wahrscheinlicher als ohne Paten...

                      Zudem können Paten ja durchaus auch was über die Beziehungen in der Familie sagen. Wenn sich Familien total verkracht hatten, werden sie sich (mit großer Wahrscheinlichkeit) nicht zu Paten erwählt haben...

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                      • Schlumpf
                        Erfahrener Benutzer
                        • 20.04.2007
                        • 357

                        #12
                        Hallo

                        Nun, "se geraten nach de Paten..."
                        Patenschaft, damals wie heute werden die Paten gefragt, ob sie nach dem Ableben der Eltern die Erziehung des Kindes übernehmen wollen.
                        Aber, was mir so aufgefallen ist:
                        Normal sind 2 Paten: Patentante oder Gode und Patenonkel oder Pat.
                        Es kommt vor, dass nur ein Paten notiert wird. Dann aber wenn es ein Mädchen war die Patentante, bei Jungs eben der Patenonkel.
                        Im 17. Jahrhundert gibt es Pfarrer, die schreiben den Vornamen des Kindes nicht auf. Der ist dann mit dem Vornamen des Paten (Patin) identisch.
                        Also ganz deutlich: dem Mr.(Meister) Hens in der Broichen sein Kind gedaufft. Goedel Stingen in der Broichen. In dem Fall war das Kind ein Mädchen, das den Vornamen "Christina" bekam.
                        Das heist aber nicht, dass das Kind keinen Taufpaten hatte. In dem KB wurde der Pate manchmal nachgetragen, wenn es heiratete. Der Nachfolgende Pastor hat das dann manchmal nachgetragen.
                        Es gibt Familien, die bevorzugen 3 Paten. Meine Kinder haben alle 3 Paten. Das ist individuell.
                        Zur Zeit Napoleons werden die Kirchenbücher im Rheinland sehr umfangreich. Es werden wie sonst auch 2 Paten notiert, aber dann folgt eine unbestimmte anzahl von Zeugen. Ich meine in Schwelm können das bis zu 8 oder 10 Zeugen sein.
                        Vor ca 1840 nahm man zu allermeist unverheiratete Leute zu Paten. Ich habe das nur selten erlebt, dass bei der Patentante ein "condicta" oder "nata" zu finden war. Der Grund ist für mich nicht ganz eindeutig: Vielleicht wollte man die Verheirateten nicht belasten, wenn sich die neben den Aufgaben als Eltern noch den Aufgaben als Paten stellen mussen, oder aber man wollte diese Leute einbinden.... ich weiß es nicht.
                        Auffällig ist nur, es wurden eher unverheiratet Nachbarn oder Bekannte als Paten genommen als die Verheirateten Geschwister der Eltern.
                        Uns ist in alten mæren wunders vil geseit. von helden lobebæren, von grôzer arebeit,. von fröuden, hôchgezîten, von weinen und von klagen,.

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                        • Curator
                          Benutzer
                          • 23.05.2010
                          • 75

                          #13
                          Zitat von Molle09 Beitrag anzeigen
                          Hallo zusammen,

                          ich hoffe es ist nicht zu weit hergeholt, aber mir kam beim Lesen der Gedanke, daß es sich um außereheliche Kinder der Adeligen handeln könnte. Evtl. wußte der Pfarrer bescheid, Schweigepflicht, und erklärte sich bereit sie aufzuziehen oder als seine Kinder zu deklarieren. Um dennoch eine Hand darüber zu halten waren dann die eigendliche Mutter (Adlige) und deren Anhang dann wenigstens Paten. Wäre doch ne Möglichkeit.
                          Das ist eine interessante Theorie! Guter Idee. Aber irgendwie mag ich das nicht so recht glauben. Bei den beiden Damen handelte es sich um die Stiefmutter und die Schwester des regierenden Markgrafen von Baden-Durlach. Also um Hochaldel. Die hätten doch sicher für ihre (unehelichen) Kinder etwas "standesgemäßerers" gefunden

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                          • Molle09
                            Erfahrener Benutzer
                            • 24.03.2009
                            • 1376

                            #14
                            Hallo Curator,

                            sicher, aber manchmal kann man ja die Beweggründe für Handlungen anderer schwer nachvollziehen. Wie auch immer, wir brauchen wirklich bald mal jemanden, der ne Zeitmaschine erfindet!
                            Liebe Grüße
                            Mlle
                            ----------------
                            Es gibt keine Zufälle!!!

                            Suche Nürnberger in Hardisleben
                            Bertuch in Donndorf ab 1784-1799
                            Joh. Martin Koch,1743 Hammelknecht in Marienroda u. Frau Regina

                            den Verbleib von Johann Wilhelm Nürnberger *04.12.1803

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                            • Karl Heinz Jochim
                              Erfahrener Benutzer
                              • 07.07.2009
                              • 4811

                              #15
                              Zitat von Curator Beitrag anzeigen
                              Bisher hatte ich den Paten in den KB-Einträgen kaum Bedeutung zugemessen. Heute habe ich zufällig den Satz glesen: "Verwandt durch Patenschaft". Wie ist das zu betrachten? Welchen Stellenwert haben die Paten in der Ahnenforschung für euch? Welche Rechte waren für die "Patenkinder" damals mit einer Patenschaft verbunden?
                              Hallo Curator,
                              mir ging es lange Zeit ähnlich (betreibe das Hobby jetzt schon rund 45 Jahre), schrieb dann, als ich mir ein genealogisches Programm kaufte, die Paten einfach in die jeweils vorgesehene Zelle. Den eigentlichen Wert erkannte ich aber erst kürzlich, als es mir gelang, für amerikanische "Vettern" die Anbindung an meine Vorfahren mütterlicherseits herzustellen. 3 Paten des amerik. Urahnen und seiner Geschwister waren mit deren Onkel und Tanten, meinem Urahn und seinen Geschwistern identisch. Dazu noch ein kompletter Namen mit allen Daten; das konnte kein Zufall sein, wie mir auch von anderer Seite bestätigt wurde. So wichtig also können die Paten sein, wenn man an einen toten Punkt gelangt. Und so konnte sich der neue amerik. "distant cousin" über 3 weitere Generationen und gemeinsame Vorfahren freuen, und ich mich über die neue Anbindung.
                              Liebe Grüße
                              Karl Heinz

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