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Alt 29.01.2016, 21:23
günter oppitz günter oppitz ist offline
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Standard ALTENBERG im Herold-Adressbuch und im Internet

Hallo Agnieszka!

Ich hatte gestern im Wiener Stadt- und Landesarchiv zu tun und habe bei dieser Gelegenheit im Herold-Adressbuch, das dort ab dem Jahr 1956 aufgestellt ist, nach „Altenberg“ gesehen.

Im Jahr 1956 gibt es folgende Einträge:
Altenberg Albin, Ing., Kunsth(än)dl(e)r, 15., Hütteldorfer Straße 70
Altenberg Hildegard, M(agiste)r, Apothekerin, 4., Wiedner Gürtel 56
Altenberg Jac., Kunsthandlung, Bilder und Rahmen, 6., Mariahilfer Str. 69
Altenberg Marianne, 5., Margaretenplatz 2
Altenberg Oskar, Verw(altungs)Sekr(etär), 9., Währinger Gürtel Nr. 162

Im Jahr 1957 fehlt Albins Eintragung, stattdessen gibt es ab diesem Jahr folgende Eintragung:
Altenberg Senta, Kunsth(än)dl(erin), 15., Hütteldorfer Straße Nr. 70

Ab dem Jahr 1959 fehlt die Eintragung für Jac. Altenberg in der Mariahilfer Straße.

Die Eintragungen für Senta Altenberg konnte ich bis zum Jahr 1979 nachverfolgen. Dann fand ich keine Adressbücher mit Einwohnerverzeichnissen mehr vor.

1) Anmerkungen zu Albin und Senta Altenberg:
Wie wir aus Ingrids Beitrag wissen, ist Albin 1956 gestorben, es handelt sich also um die letzte Eintragung in einem Herold-Adressbuch.
Im folgenden Jahr wird seine Frau Senta (sie ist, wie Ingrid herausgefunden hat, 1995 gestorben, hat ihren Mann also fast um 40 Jahre überlebt) an derselben Adresse Hütteldorfer Straße 70 genannt. Beide waren im Kunsthandel tätig.

2) Anmerkungen zu der Kunsthandlung in der Mariahilfer Straße:
Ich habe im Internet nach einer Verbindung zwischen Altenberg und Mariahilfer Straße gesucht und bin dabei völlig überraschend auf eine Wikipedia-Seite über Jakob Altenberg gestoßen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Jakob_Altenberg
Darin geht es vor allem darum, dass der Kunsthändler mit jüdischer Abstammung bis ca. 1913 in Geschäftsbeziehungen zu dem jungen, damals völlig unbekannten Maler Adolf Hitler stand, der einige Jahre in Wien lebte. Von der Hitler-Forschung wird die relativ gute Beziehung so gedeutet, dass Hitler als junger Mann noch kein Antisemit war. (Vgl. dazu auch den Wikipedia-Artikel über Samuel Morgenstern).
Das Ende des oben angegebenen Artikels zeigt, dass 25 Jahre später Jakob Altenberg und seine Familie jedenfalls schwer unter dem Antisemitismus zu leiden hatten:

Nach dem deutschen Einmarsch in Österreich 1938 wurden Altenbergs Geschäfte „arisiert“ und sein Vermögen bis auf eine Minimalrente beschlagnahmt. Die zwei zum Zeitpunkt des Anschlusses noch in seinem Geschäftslager verbliebenen Hitler-Bilder musste Altenberg 1938 für ein geringes Entgelt an das Hauptarchiv der NSDAP verkaufen.
Altenberg entging nach 1942 wegen seiner arischen Ehefrau der Deportation. Er starb 1944 in Wien. Altenbergs Sohn Jakob (Jacques) begründete das Unternehmen des Vaters nach dem Zweiten Weltkrieg in bescheidenem Umfang (mit nur einem Laden) neu.

Ich habe im Lehmann-Adressbuch im Häuserverzeichnis bis zum Jahr 1940 bei Mariahilfer Straße 69 folgende Eintragung gefunden: Altenberg J., Rahmenfabrik.
Ab 1941 scheint hier (wohl mit Verspätung) ein anderer Name auf.
Die Eintragungen im Herold-Adressbuch zeigen, dass (Albin) Jakob (Jacques) Altenberg sein Unternehmen mit der Bezeichnung Jac. Altenberg im gleichen Haus in der Mariahilfer Straße 69 neu aufbaute.
Nach seinem Tod scheint die Witwe dieses Geschäft nicht (oder zumindest nicht lange) weitergeführt zu haben, da diese Eintragung ab dem Herold-Adressbuch 1959 nicht mehr aufscheint.

Es gibt offenbar zahlreiche weitere Artikel und Beiträge im Internet, in denen Jakob Altenberg genannt wird.
Drei davon möchte ich hier anführen:
1) Werbeschild der Kunsthandlung und Rahmenfabrik Altenberg:
http://www.bildarchivaustria.at/Page...ildID=15828107
2) Artikel der Historikerin Brigitte Hamann im SPIEGEL (2001)
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-19594717.html
3) Artikel in der PRESSE (2015) von Kurt Scholz
http://diepresse.com/home/meinung/qu...imis-erzaehlen
Möglicherweise kennst Du diesen Beitrag, und vielleicht hat er den Wunsch nach einem Foto vom Grab ausgelöst.


Herzliche Grüße
Günter
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