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Alt 06.03.2017, 17:35
Philipp Philipp ist offline
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Hallo!

Ich bin nun seit zehn Jahren intensiv mit dem Thema Ahnenforschung beschäftigt, kenne nun auch noch das alte PersStG und die Regelungen, als etliche StA-Register eben noch nicht unter das Archivrecht fielen und an Digitalisate in dem Ausmaß wie heute gar nicht zu denken war.

Die Digitalisierung und Indexierung hat für mich selbstverständlich einige Vorteile. Neben der Kontrollfunktion meiner bisherigen Suche, stoße ich auch hier und da auf Hinweise.

Aber:
Neulich hatte ich die Ahnen für einen entfernten Zweig gesucht, Großraum Berlin. Einmal ancestry - und klick - klick - klick drei Generationen weiter ohne groß nachgedacht zu haben.

Toll.
Aber wenn ich an mein Gewusel die letzten Jahre denke - mit WASt, Bundesarchiv, Einwohnermeldeämter, Nachfahren ausfindig machen, mit Vollmachten in Nachkriegsunterlagen herumwuseln, in Kisten voller Unterlagen aus Nachlässen und Erbstreitigkeiten suchen usw. - fehlt mir bei dieser Form der Bearbeitung irgendwie die "Tiefe". Ich weiß nicht wie ich es besser ausdrücken soll, also ich meine das Wissen um die damaligen Lebensumstände, die geographische und politische Situation und das ganze drumherum, das was, wie, wo und wann, dass man sich aneignen darf.

Ich habe oftmals den Eindruck, und habe ja auch aus etwas Groll heraus einen Thread eröffnet, dass diese Tiefe gar nicht gewollt oder gesucht wird. Es kommen z. T. Anfragen, da frage ich mich, was wurde überhaupt an Vorarbeit geleistet und auch, wie Leute auf die Idee kommen, im Netz könnte schwuppdiwupp ein ganzer Stammbaum vorgelegt werden, sofern man nur den Ort und den FN kennt.

Vielleicht liegt das auch an der Werbung von ancestry und co:
Vorfahren auf Knopfdruck. Alles ganz leicht und supereinfach.
Vorstellen kann ich mir schon, dass damit ein falscher bzw. nur bedingt richtiger Eindruck erweckt wird, was Genealogie ausmachen und einem abverlangen kann: Arbeit, Geduld, Ideen usw.
Des weiteren wird oft der Eindruck erweckt: Bei uns finden sie alles! Das ist natürlich nicht richtig und kann zu Frust führen, aber auch zu Unmut und zur Aufgabe.

Von daher mag ich nicht sagen, es sei nur Bequemlichkeit, vielleicht werden nur gelegentlich der Aufwand und Zeitbedarf unterschätzt.

VG
Philipp
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