Zuerst Geburt des Kindes, dann Hochzeit (ca. 1850-1880)?

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  • kessipit
    Benutzer
    • 14.01.2014
    • 17

    Zuerst Geburt des Kindes, dann Hochzeit (ca. 1850-1880)?

    Hallo,

    bin jetzt bei zwei meiner Vorfahren (um 1850-1880) auf etwas gestoßen, was mich etwas stutzig macht: Zuerst wurde das Kind geboren und dann geheiratet (teilweise erst 2 Jahre später).

    Ist doch eher unüblich für diese Zeit oder wie kann man das erklären?

    Grüße
  • katrinkasper

    #2
    Guten Abend,
    schau einfach in die Matriken jener Zeit von Böhmen, Österreich und Ostpreußen. Dann gewinnst du einen gänzlich anderen Eindruck.

    Kommentar

    • Praxeda
      Benutzer
      • 29.12.2013
      • 86

      #3
      Hallo Kessispit!

      Ich habe mich anfangs auch sehr gewundert, daß zahlreiche meiner Vorfahren in Südmähren schon im ausgehenden 18. und 19. Jahrhundert erst geheiratet haben, als die Frau schon schwanger war. Der Vater mußte beim Geburtseintrag immer bestätigen, daß das Kind tatsächlich seines ist. Mittlerweile habe ich schon zwei Urgroßelternpaare (in Wien und Niederösterreich) ertappt, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts erst geheiratet haben, als schon das zweite Kind unterwegs war. Eine Ururgroßmutter hat mit 16 ein uneheliches Kind bekommen. Wenn die wirtschaftlichen Verhältnisse nicht entsprechend waren, hat das mit dem Heiraten schlecht ausgeschaut, und dann wurde eben erst lange nach der Geburt eines Kindes geheiratet. Ich glaube, wir machen uns da falsche Vorstellungen bzw. haben uns unsere Großeltern falsche Vorstellungen von der damaligen Moral mitgegeben.

      Liebe Grüße
      Praxeda

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      • kessipit
        Benutzer
        • 14.01.2014
        • 17

        #4
        Zitat von katrinkasper Beitrag anzeigen
        Guten Abend,
        schau einfach in die Matriken jener Zeit von Böhmen, Österreich und Ostpreußen. Dann gewinnst du einen gänzlich anderen Eindruck.
        Entschuldigung,aber ich bin noch recht neu in dem Gebiet...aber wo finde ich diese Matriken?

        Und... gehörte Hamm/Eich am Rhein denn zu diesem Gebiet?

        Kommentar

        • katrinkasper

          #5
          Zitat von kessipit Beitrag anzeigen
          Und... gehörte Hamm/Eich am Rhein denn zu diesem Gebiet?
          Guten Abend,
          nein. War Teil des Großherzogtums Hessen.

          Kommentar

          • kessipit
            Benutzer
            • 14.01.2014
            • 17

            #6
            d.h. also dass es nicht so zusammen passt?

            Kommentar

            • katrinkasper

              #7
              Zitat von kessipit Beitrag anzeigen
              d.h. also dass es nicht so zusammen passt?
              Stimmt,
              in Eich lebten nur Heilige.
              Unterschreib' ich dir gerne.

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              • kessipit
                Benutzer
                • 14.01.2014
                • 17

                #8
                hmm....ist ja komisch!?!

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                • rigrü
                  Erfahrener Benutzer
                  • 02.01.2010
                  • 2559

                  #9
                  Ohne irgendwelche ironische Untertöne:

                  Es war abhängig von den zeitlichen und lokalen Gegebenheiten nicht selten, dass für eine Hochzeit bestimmte Voraussetzungen (zum Beispiel Ansässigmachung als Handwerker in einer Stadt, die Erlaubnis eines Grundherrn ...) erfüllt sein mussten, deren Erfüllung nicht ohne weiteres Möglich war. Wer seine Familienplanung deshalb nicht aufschieben wollte, bekam halt vor der Hochzeit Kinder. Das muss nicht unbedingt etwas mit einem Mangel an Frömmigkeit zu tun gehabt haben (die man aus heutiger Sicht den Altvorderen gerne oft ohnehin etwas zu blauäugig unterstellt). Nachträglich wurden die Kinder dann meistens durch die Trauung legitimiert. Alles also kein großes Drama.
                  rigrü

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                  • kessipit
                    Benutzer
                    • 14.01.2014
                    • 17

                    #10
                    Hallo Rigrü,

                    für mich ist das auch kein Drama,ich fand es nur erstaunlich bzw. eher untypisch für die Zeit.
                    Habe echt daran gezweifelt ob ich vielleicht auf der falschen Fährte bin.

                    Lieben Gruß

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                    • Roswitha
                      Erfahrener Benutzer
                      • 10.10.2009
                      • 507

                      #11
                      Hallo Kesspit,
                      auch ich war zu Beginn meiner Ahnenforschung über die vielen vorehelichen Geburten erstaunt. In einem Zweig wurde das erste Kind fast immer vor der Hochzeit geboren, manchmal auch das zweite. In einigen Fällen war das erste Kind ein "7-monats-Kind". Das war in Niedersachsen. In einer anderen Linie (in der Altmark), bei der es sich um Großbauern handelt, kamen voreheliche Kinder so gut wie nicht vor. Hier waren die Heiraten von den Eltern engagiert. Davon zeugten auch umfangreiche Eheverträge.
                      Viele Grüße
                      Roswitha
                      Suche nach Kreutzburg, Kreuzburg, Creutzburg, Creuzburg.

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                      • fps
                        Erfahrener Benutzer
                        • 07.01.2010
                        • 2157

                        #12
                        Ach, aus manchen Regionen wird kolportiert, dass die Bauern erst dann heirateten, wenn klar war, dass ihre Braut "gebärfähig" war - also musste schon mindestens ein Kind, wenn nicht gar ein Stammhalter vorhanden sein.

                        Die Kinder trugen dann die Schleppe des (weißen?!) Brautkleids.

                        Wir haben da wirklich etwas romantische Vorstellungen von unseren Altvorderen. Heiraten war da oft eine im Wesentlichen geschäftliche Angelegenheit....
                        Gruß, fps
                        Fahndung nach: Riphan, Rheinland (vor 1700); Scheer / Schier, Rheinland (vor 1750); Bartolain / Bertulin, Nickoleit (und Schreibvarianten), Kammerowski / Kamerowski, Atrott /Atroth, Obrikat - alle Ostpreußen, Region Gumbinnen

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                        • SarahEmelie
                          Erfahrener Benutzer
                          • 18.06.2014
                          • 124

                          #13
                          Hallo

                          Ich bin im Laufe meiner Forschung auch auf solche Fälle gestoßen. Manchmal gab es schon mehrere Kinder, bis endlich geheiratet werden konnte. Wie schon in anderen Beiträgen erwähnt, hing die Möglichkeit zu heiraten in der damaligen Ueit häufig von verschiedenen Faktoren ab, z.B. ob man nachweisen konnte, dass man in der Lage war eine Familie zu ernähren.
                          Ich selbst habe in meiner direkten Linie ein Paar, dass erst acht Jahre nach der Geburt des ersten Kindes geheiratet hat. Der Vater und spätere Ehemann taucht aber schon im Taufeintrag des Sohnes und auch in dem der vier Jahre später geborenen Tochter als Vater auf. Das war in Nordhessen. Fälle, bei denen kurz nach oder knapp vor der Geburt des ersten Kindes geheiratet wird habe ich einige

                          Liebe Grüße

                          Sarah

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                          • Ahrweiler
                            Erfahrener Benutzer
                            • 12.12.2009
                            • 1063

                            #14
                            Hallo zusammen
                            Ich habe auch mehrere Fälle wo die Hochzeit später als die Geburt des Kindes war.Einer der Fälle ist deshalb interessant,weil mehrere Zeugen aussagten und mit ihrer Unterschrift bestätigten,dass der Mann zur fraglichen Zeit ein Verhältnis mit der Mutter des Kindes hatte.Somit bekam das Kind den Namen des Mannes der die Frau geheiratet hatte.Außerdem war es damals üblich dem Kind den Namen des Mannes zu geben,weil man annahm dass er der Vater war,weil er die Frau geheiratet hat (dies weiß ich von einem Bekannten der Rechtsanwalt ist)
                            LG
                            Franz Josef

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                            • Jettchen
                              Erfahrener Benutzer
                              • 16.10.2011
                              • 1359

                              #15
                              Hallo in die Runde,
                              gerade im 19. Jh. wurden viele nicht- bzw. vor-ehehlichen Kinder geboren.
                              Den Grund hierfür fand ich darin: Es gab zu viele Kinder!
                              Die medizinische Versorgung wurde besser, mehr Kinder überlebten. Und nun wusste man nicht mehr, wie die vielen Menschen ernährt werden sollten. Die einzige Möglichkeit sah man darin, die Geburtenzahlen zu reduzieren. Man war der Meinung: Ehelich kamen 10-12 Kinder zur Welt, nicht-ehelich vielleicht nur etwa 5!
                              Deshalb baute man für die Berechtigung zur Eheschließung eine hohe Hürde auf. Ich fand in einem Archiv zu einem Vorfahren alle die Bescheinigungen, die er und seine Frau vorlegen mussten: Bescheinigungen von Arbeitgebern, Tauf-, Konfirmationsbescheinigung, Abschlusszeugnisse, Erlaubnis der Eltern (obwohl der Bräutigam bereits fast 30 Jahre alt war), Ansässigmachung ...
                              Und Alles kostete viel Geld!
                              Als mein Ahn schließlich alle Bescheinigungen beisammen und die Genehmigung zur Eheschließung in Händen hatte, dauerte es noch ein ganzes Jahr, bis er schließlich vor den Traualtar trat, obwohl das Paar bereits zwei Kinder hatte. Ich denke, sie wollten jetzt erst wieder etwas Geld sparen, um doch ein Fest feiern zu können.

                              So ändern sich die Zeiten. Heute ist man froh über jedes Kind, das zur Welt kommt.

                              Viele Grüße von Jettchen

                              Kommentar

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