Recherche nach 1.WK-Teilnehmer am praktischen Beispiel

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  • Gerrit
    Erfahrener Benutzer
    • 11.11.2016
    • 617

    Recherche nach 1.WK-Teilnehmer am praktischen Beispiel

    Hallo,

    ich wollte hier mal einen kurzen Erfahrungsbericht abgeben.

    Derzeit versuche ich mehr über meinen Urgroßvater herauszufinden: Karl Hellfaier (* 1886 † 1918). Karl war 1905 in das (3. Oberschlesische) Infanterie-Regiment Nr. 62 in Kosel eingetreten, hatte sich später zum Dienst in den Kolonien (verm. DSWA) gemeldet und diente dann im 1. WK im gleichen Regiment als Unteroffizier und Feldwebel in Frankreich, Russland und Italien. Er fiel bei Arras und wurde dort erst feldmäßig zusammen mit dem Kameraden Lt. d. R. Josef Boehm aus Giersdorf/Neiße bestattet, dann in den 1920ern nach St. Laurent-Blagny überführt. Seinen Sohn, meinen Großvater, lernte er nicht mehr kennen. Es liegen mir Feldpostbriefe und auch Kondolenzschreiben an die Urgroßmutter von Kompanie- und Bataillonskommandeuren, sowie eine gezeichnete Karte der vorläufigen Grablage vor.

    Erste Anlaufstelle sind die Verlustlisten des 1. WK in denen nicht nur Tod, sondern auch Verwundungen, Gefangennahme und Vermisst-Status verzeichnet wurden (http://wiki-de.genealogy.net/Hauptseite). [Mein Hellfaier ist mit Verwundung und Tod somit 2x aufgeführt.]

    Gleiche Quelle bietet auch Verlustlisten der Schutztruppe an, in der auch An- und Abreisen einzelner Soldaten und Zivilpersonen, Beamte etc. vermerkt sind. [Leider kein Treffer für mich.]

    Wer sich für Gefangene (der westlichen Alliierten) interessiert, der findet einen Teil der Gefangenenakte online beim Internationalen Roten Kreuz (www.icrc.org). Für in der Schweiz Internierte findet sich auch eine Liste, die ist aber verhältnismäßig kurz und ich habe den Link gerade nicht parat.

    Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge (www.volksbund.de) erteilt online, wie auch telefonisch zu Grablagen bzw. dem aktuellen Stand der Suche nach Gefallenen beider Weltkriege. [Hier erfuhr ich mehr über das Gemeinschaftsgrab, in das Karl umgebettet wurde; allerdings ohne den Kameraden Boehm, der anscheinend woanders endgültig bestattet wurde.]

    Dank @Deisterjäger habe ich eine Bezugsquelle für die Regimentschronik erhalten und diese sukzessive durchgearbeitet. Namen und Standorte notiert und per My Maps das Bewegungsprofil aufgezeichnet. Hier werden nur einzelne Personen namentlich genannt; überwiegend Offiziere, d.h. vom Kompanieführer aufwärts, in seltenen Fällen verdiente Unteroffziere und Mannschaften. [Leider kein Treffer für mich.]

    Meine Anfrage beim Bundesarchiv-Militärarchiv in Freiburg i.Br. wurde innerhalb von ca. 3 Wochen beantwortet. Ich habe den - wirklich unheimlich netten und hilfsbereiten - Sachbearbeiter einmal angerufen und mich nach Beständen etc. erkundigt. Er teilte mir mit, dass die Personalunterlagen von Schutztruppe und alter Armee in Freiburg wären; Einsatzberichte zu den Einheiten in Berlin. Letztere meist ohnen Personenbezug. [Personalunterlagen liegen für Karl nicht vor. Da ich keine Verbindung zu einer Schutztruppeneinheit herstellen kann, hilft mit das Archiv in Berlin somit auch erst einmal nicht weiter.]

    Für Personen in bayerischen, württembergischen und sächsischen Einheiten bieten sich natürlich die lokalen Archive an. Hier haben angabegemäß sogar teilweise die Stammrollen die Zeit überdauert.

    Durch den erhaltenen Briefwechsel mit dem zuständigen Versorgungsamt für die Witwenrente habe ich erfahren, dass das Krankenbuchlager Berlin-Tempelhof 1967 eine Auskunft erteilte. Dieses Archiv wurde allerdings geschlossen (http://www.bva.bund.de/DE/Organisati...9_Bestand.html). Einzelne Bestände aus diesen sind wohl noch beim WASt bzw. ausgewählte auch in Freiburg, allerdings mit sehr geringer Erfolgswahrscheinlichkeit. [Für mich war diese sogar exakt 0.]
    In wie weit man einen staatliche Stelle oder andere Organisation dazu bewegen kann, Informationen aus dem Krankenbuchlager anzufordern entzieht sich meiner Kenntnis. Vermutlich geht das nicht.

    Ich denke, jetzt habe ich die meisten (militärischen) Quellen damit erschlagen.

    Leider fehlt mir noch für meinen Karl die Verbindung zur passenden Einheit der Schutztruppe (das Bild in Uniform ist noch nicht aufgetaucht; Jahresangaben zu Ein- und Austritt habe ich nicht), um hier tatsächlich noch etwas zu erfahren.

    Für weitere Hinweise und Tipps bin ich natürlich sehr dankbar.

    VG
    Gerrit


    PS
    Wer sich für das v.g. Regiment interessiert und/oder dort Verwandte hatte, kann mich gerne danach fragen; wie gesagt, die Namensausbeute ist gering, aber dennoch historisch wertvoll und interessant.

    PPS
    Wer noch ein Foto sehen will, kann das hier tun: http://forum.ahnenforschung.net/showthread.php?t=146399
    Immer auf der Suche nach...
    Hellfaier/Hellfeier/Hellfayer/Hellfeuer aus Altewalde, Ostrosnitz, Schelitz, Pogosch, Lonschnik, Berlin
    Adamczyk aus Ostrosnitz, Kattowitz
    Lokocz aus Ostrosnitz
    Barucha aus Ostrosnitz
    Spademan aus Torgau, Graditz, Berlin
    Schepp aus Berlin, Ratzebuhr
    Hitschfeld aus Wünschelburg, Ober Rathen
  • Svenja
    Erfahrener Benutzer
    • 07.01.2007
    • 4326

    #2
    Hallo

    Einige wichtige Anmerkungen/Ergänzungen zu den Quellen, die Gerrit hier aufgezählt hat.

    Verlustlisten
    Viele der aufgeführten Kriegsteilnehmer tauchen 2-3 mal in den Verlustlisten auf.
    Zu Internierten in der Schweiz gibt es dort meist auch genauere Angaben zum Aufenthaltsort.
    Man sollte immer nach verschiedenen Schreibweisen des Nachnamens und allen Vornamen einzeln suchen.
    Die Ortsnamen tauchen mit oder ohne Angabe zum Landkreis auf, manchmal auch mit dem falschen Landkreis.


    Der richtige Link zum Online-Archiv des Roten Kreuzes ist der folgende:
    Archives 1914-1918: during the First World War, 10 million people, servicemen and civilians, were captured and sent to prisoner-of-war and Internment camps. The Belligerent Countries sent lists of prisoners of various nationalities to the ICRC. The ICRC set up alphabetical indexes. You can use them to search for a person.

    Er enthält Listen von Gefangenenlagern und -Lazaretten sowie von den Transporten,
    u. a. auch die Listen der Internierten in der Schweiz und Repatriierungen.

    Online Gräbersuche des Volksbundes
    Nach dem Grab Ihres gefallenen Angehörigen können Sie sofort selbst forschen. Mit über 4,8 Millionen Meldungen steht die Online-Suche des Volksbund-Gräbernachweises im Mittelpunkt des Interesses.

    Informationen über die Soldatenfriedhöfe
    Informationen zu den über 800 Kriegsgräberstätten in aktuell 45 Ländern. Bau, Pflege und Instandsetzung der Kriegsgräberstätten weltweit.


    Oft wird auch erwähnt von welchen Schlachtfeldern oder Lazaretten die Soldaten kamen, die auf diesem Friedhof bestattet worden sind oder von welchen anderen Friedhöfen sie dahin umgebettet worden sind.


    Kriegsstammrollen der bayerischen Armee befinden sich im Kriegsarchiv in München. Sie sind online einsehbar bei ancestry.de, jedoch nur kostenpflichtig, dafür sind sie nach Namen und Geburtsort durchsuchbar.

    Kriegsstammrollen der badischen Armee findet man hier online:


    Kriegsstammrollen der württembergischen Armee findet man hier online:


    Bei den badischen und württembergischen Kriegsstammrollen ist es wichtig, nebst dem Regiment auch die Kompanie zu kennen, der der Gesuchte angehörte. Diese kann man entweder in den Verlustlisten herausfinden oder bei den Württembergern in der Totenkartei, der Vermisstenkartei oder der Gefangenenkartei im oben erwähnten Link.

    Gruss
    Svenja
    Zuletzt ge?ndert von Svenja; 12.04.2017, 15:14.
    Meine Website über meine Vorfahren inkl. Linkliste:
    https://iten-genealogie.jimdofree.com/

    Interessengemeinschaft Oberbayern http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=38

    Interessengemeinschat Unterfranken http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=37

    Interessengemeinschaft Sudetendeutsche http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=73

    Kommentar

    • Gerrit
      Erfahrener Benutzer
      • 11.11.2016
      • 617

      #3
      Danke für die Ergänzungen; dann haben wir ja fast alles auf einen Blick.

      Das die Kompanien wichtig sind, wusste ich nicht. Vielleicht braucht man diese Info noch: üblicherweise waren die 1.-4. Kompanie dem I. Bataillon, die 5.-8. dem II. und die 9.-12. dem III. zugeordnet. In der Regel verfügten die Regimenter über eine MG-Kompanie (Maschinengewehr); später bis zu drei MG-Kompanien und eine Minenwerferkompanie (Mörser).

      Hier hat man einen guten und schnellen Überblick über die Truppen: http://wiki-de.genealogy.net/Milit%C...ieg/Infanterie

      VG
      Immer auf der Suche nach...
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